hatte der Kleriker Bonadies aus Verona den Schuldspruch ge fällt. Von nachrangiger Bedeutung mag sein, daß das Gericht im Kloster Au bei Bozen tagte und eine Reihe von hochadligen Personen, Kanonikern und anderen hohen Klerikern als Zeugen anwesend waren, darunter die Vorsteher der Augu stiner-Chorherrenstifte St. Maria in der Au (Gries) und St. Michael an der Etsch, Konrad 25 ) und Volland 26 ), sowie der Bruder des Bischofs Friedrich von Wangen, Berthold. Wie erwähnt, fehlen Einzelheiten, die weiteren
(vicarius per Italiam) ernannt wurde. 27 ) Welche Konsequenzen ergeben sich daraus für Marienberg? Zunächst dürfen wir annehmen, daß Abt Johannes über Bischof Friedrich und die Verhältnisse in Trient einigermaßen informiert war. In diesem Zusammenhang sei daran erinnert, daß 1195 und 1196 Angehörige von Trentiner Adelsfamilien dem Kloster Marien berg Güter in Atosse (vermutlich in Burgeis) und Adonodro (Nauders?) sowie in Martinsbruck im Unterengadin geschenkt hatten. 28 ) Die Schenkung dieser Güter
zeigt, daß Abt Johannes nicht zuletzt über diese Trentiner Familien einiges über die Verhältnisse im Bistum Trient und über die Person des Bischofs in Erfahrung bringen konnte. Zudem hat es den Anschein, daß Papst Innocenz III. selbst in der Person des Abtes von Marienberg einen geeigneten Richter sah. Platte er doch dem Kloster ein Besitzbestätigungs- und Schutzprivileg ausgestellt 29 ), das wohl auf Bit ten des Abtes Johannes zustande gekommen war. Aber wußte er, daß er mögli cherweise befangen
und eigentlich ungeeignet war, gegen einen Angehörigen der edelfreien Herren von Wanga, der zugleich Bischof und Reichsfürst war, ein unab hängiges Urteil zu fällen? Denn immerhin hatte der Vater des Trienter Bischofs dem Kloster eine umfangreiche Seelgerätstiftung vermacht, aus der an seinem Jahrtag den Mönchen eine „volle Mahlzeit“ (servicium integrum) gereicht werden sollte. 3 ") Läßt man diesen Aspekt außer acht, dann kann die Ernennung des Abtes Johannes zu einem der Richter in einem wohl
im Mittelalter, 2 Teile (= Schlern-Schriften Bd. 7), Innsbruck, 1924/25, S. 470, n. 317. -') Über Friedrich von Wangen vgl. CO STA, Armando: I vescovi di Trento, Trento 1977, S. 78-80. 2ä ) TRAFOIER, Ambros: Das Kloster Gries (Bozen). 2. neu bearb, Aufl., Bozen 1982, S. 20. 28 ) OBERMAIR, Hannes und BITSCHNÄU, Martin: Die Traditionsnotizen des Augu stinerchorherrenstiftes St. Michael a. d. Etsch (San Michele all’Adige), in: Mittei lungen des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung, Bd. 105 (1997