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Schlern
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Page 52 of 107
Date: 01.11.1971
Physical description: 107
tion“, so schreibt Mor, „hat eine verschwommene Vermutung, daß eine Königin das Kloster Maria in Valle gegründet haben soll. Sie hatte besondere Interessen an Cividale, weil sie eine Herzogin von Friaul gewesen sei oder weil sie wenigstens besondere Beziehungen zu Cividale gehabt habe. Die Wahl engt sich in diesem Fall nur auf zwei Frauen ein: Tassia, die Gemahlin von Ratchis, und Giseltrudis, die Gattin von Aistulf“ 2# ). Tassia, Herzogin von Friaul bis 744, könnte, auf den langobardischen

Thron emporgestiegen, das Kloster von Cividale gegründet haben, wie dies unter ähnlichen Umständen Ansa, die Gemahlin des Desiderius, getan hat, die S. Giulia in Brescia gegründet hat; Angelberga gründete das Kloster S. Sisto in Piacenza und Angeltrudis jenes von Rambona in der Mark Spoleto. Auch Giseltrudis •— ihr Name klingt ähnlich wie Piltrudis, die in der Tradition fortlebt, und so könnte in der Sage die Namenverwechslung mit der Gründerin von Salt erklärt werden — lebte lange Zeit in Friaul

und trat nach dem Tode Aistulfs im Jahre 756 in ein unbekanntes Kloster ein, das aber gerade jenes von S. Maria in Valle sein könnte. * < Das Datum der Gründung könnte sich demnach auf einen Zeitraum von zwölf Jahren zusammendrängen lassen, zwischen 744 und 756 * 30 ). ) Die privilegierte Stellung, in der sich das Kloster befand, erlaubt es uns, auch in Ermangelung von Dokumenten, ein außerordentlich blühendes Leben in den ersten Jahrzehnten seines Bestehens und auch noch in der Zeit der fränkischen

Invasion anzunehmen. Von diesem Kloster können wir annähernd den alten architektonischen Bestand rekonstruieren, indem wir topographische Erhebungen und Unter suchungen von Ausgrabungen im Innern der Gastaldaga benützen. „Der Raum, in dem das Kloster stand, war sehr begrenzt, zusammengedrängt zwischen den Ufern des Natisone, der Basilika von S. Giovanni Ev., der Residenz des Gastalden, und römischen Mauern; ein Komplex für ungefähr zehn Personen“ 31 ). Dazu gehörte wahrscheinlich auch, nach Meinung

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Page 51 of 107
Date: 01.11.1971
Physical description: 107
gründet, nicht weit von Povoletto (Udine) entfernt, wo eine langobardische curtis stand. An jenen Ort, wo nebenan schon |ein vorhandenes Xenodochium stand, zog sich Piltrudis, die Mutter der drei Gründer von Sesto, zurück, wo sie ein Kloster zu Ehren der hl. Jungfrau, des hl. Johannes des Täufers und des hl. Petrus gründete und dessen Äbtissin sie wurde. Die „agregatae feminae“, die nach dem Dokument von Sesto von 762 sich ihr anschlossen, waren wahrscheinlich jene Frauen, die dem Gefolge

der reichen langobardi- schen Familie angehörten und mehr oder weniger freiwillig das Los ihrer „domina“ teilten. Man kann (aber dennoch nicht ausschließen, daß sich, wie die Legende berichtet, auch schon damals andere Begleiterinnen „aequestri sanguine“ angeschlossen haben 22 ). Das Kloster, das in einem berengarischen Dokument „cella“ genannt wird, mußte bescheidene Ausmaße gehabt haben. Vielleicht handelte es sich um ein römisches Landhaus, das für diesen Zweck hergerichtet wurde. Das lassen

die freigelegten Reste von etwas oberflächlichen Ausgrabungen vermuten, die vor einigen Jahren durchgeführt wurden, nicht weit entfernt vom Fluß lauf des Tor re, in der Nähe des jetzigen Salt 23 ). Im Jahre 762 erhielt auch Salt eine endgültige Vermögensregelung nach der Verwaltungsperiode durch die Familie. Die Güter, die damals dem Frauen kloster zugewiesen wurden, waren nicht geringer als jene des Männerklosters, wurden aber in Abhängigkeit des Klosters von Sesto gestellt, dessen Abt die Pflicht

der Verwaltung hatte und die Wahl der Äbtissin überwachen mußte. Nach einem Dokument aus dem 18. Jahrhundert, das auf sehr alte Doku mente zurückgreift, die aber später verloren gingen, genoß das Kloster von Salt Begünstigungen der letzten Langobardenkönige und es war zur Zeit des Einfalles der Franken noch in Blüte 24 ). 3. In Cividale, der Hauptstadt des friulanischen Herzogtums, bestand das angesehene Frauenkloster der Benediktinerinnen von S. Maria in V a 1 - 1 e 25 ). Das früheste Dokument

, das es erwähnt, reicht auf 830 zurück 2 “), aber die Gründung erfolgte sicher in der langobardischen Epoche. Man nimmt vielmehr an, daß man es als königliche Gründung bezeichnen kann. Man darf nicht vergessen, daß das Kloster innerhalb der Grenze der Gastaldaga stand, wo kein Einfluß für private oder herzogliche Rechte möglich war 27 ). Es handelte sich also um die Residenz des Gastalden bzw. des königlichen Vertreters in Cividale, dem die Verwaltung des Staatsvermögens zustand und der Güter

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Page 59 of 107
Date: 01.11.1971
Physical description: 107
Güter, Idie den Langobarden Rotgaudus und Felix „in und um Aquileja“ konfisziert worden waren: nämlich „ein Landhaus mit Einrichtung, Äcker, Weinbergen, Weiden und Wäldern“ 78 ), die er, wie man meint, dem Kloster von Beligna übergab, offenbar zwecks wirtschaftlich-sozialer Stärkung. Im Jahre 819 über gab Ludwig der Fromme (von Aachen aus, einer Bitte von Maxentius ent sprechend, dem Kloster S. Canziano die Güter, die dem Ardulf, einem Rebellen gegen den Kaiser 79 * ), konfisziert worden

des Kaisers hinzukamen, halfen zu jener (Zeit der Vergrößerung der klösterlichen Güter. Das Kloster von Sesto (es ist am besten dokumentiert) registriert in der ersten Hälfte des 9. Jahrhunderts die Schenkungen eines langobardischen Diakons mit Namen Petrus (807), des Grafen iTommaso von Senigallia (808—809) und einer ancilla Dei von Triest, namens |Maru (850) usw.” 2 ). Das Patriarchat des Nachfolgers von Maxentius, Andreas (838—850), fällt mit der Markgrafschaftsregierung Everards (836—866) zusammen

Klöster unterhalten haben, könnte die dokumentierte Anwesenheit des berühmten sächsischen Mön ches Gottscalk am Hofe Everards in Cividale sein 8 ’). Wir wissen außerdem, daß in dieser Zeit in einem Kloster von Cividale ein sehr gefeiertes „Scrip- torium“ wirkte, wo eine paläographische Schule entstand, die wir aus den Codices des 10. und 11. Jahrhunderts kennen, „friulana“ genannt 84 ). Krise und Zerfall des karolingischen Imperiums in der zweiten Hälfte des 9. Jahrhunderts hatten auch für Friaul

Entscheidungen, die die friulanischen Klöster betreffen. Mit einer Urkunde von 888 entschied er, daß die „curtis cum cella“ von Salt in Besitz des Klosters von Sesto übergehe, nach der schon von den Gründern getroffenen Ordnung 85 ). Zu einem dicht viel früheren Datum hat der König Vorsorge getroffen, die Nonnen von Salt in das Kloster von S. Maria in Valle zu übersiedeln. Die Nachricht haben ™) MGH Dipl. Karol. I. 285 (Nr. 214). 70 ) V. Joppi - E. Muehlbacher, Diplomi inediti attinenti al Patriarcato

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Page 55 of 107
Date: 01.11.1971
Physical description: 107
nach Nonantola begeben haben, um die Güter zwischen Sesto und Salt zu teilen. Er war in Be gleitung seines Mitbruders, der mit ihm das Dokument Unterzeichnete: „Ego Ürsus licet indignus presbyter et monachus ... Archangeli Michaelis“ 49 ). Dieser wäre dann wohl in sein friulanisches Kloster zurückgekehrt und hätte eine der Vier Abschriften dieses wichtigen Aktes im Archiv hinterlegt. 9. Weiter entfernt, an den Grenzen Friauls, aber immer noch im Bereich des Gebietes Aquilejas, entstand vor 610 das Kloster

und anderer frühchristlicher Räumlich keiten mit Mosaikböden aus dem 5. Jahrhundert bestätigt 52 * ). Es sind auch solche, die daran denken, daß im Kloster in der Nähe des Timavo, und zwar an einem Platz, der noch von den Byzantinern geschützt war, Mönche Zuflucht suchten, die gegen Ende des 6. Jahrhunderts aus Aquileja kamen 5S ). Vielleicht waren es die Mönche von Beligna, weil enge Verbindungen zwischen diesen beiden Klöstern immer bestanden haben (Ur kunden aus dem 11. Jahrhundert) 54 ). Offenbar haben sich die Mönche

von S. Giovanni in besonderer Weise auch um die Bekehrung der slawischen Völker bemüht, mit denen sie auch engste Verbindungen unterhielten, vor allem als Folge der Beilegung des Dreikapitelstreites, im neuen Klima der Zusammenarbeit zwischen der Kirche von Aquileja und den Langobarden im 8. Jahrhundert. Davon zeugt sehr nachhaltig der berühmte „Codex foroiulien- sis“ nach dem heutigen Aufbewahrungsort; auch „Evangeliar von Cividale“ genannt. Er stammt aber vom Kloster von Beligna, das ihn aller Wahrschein

lichkeit nach vom Kloster am, Timavo hatte. Der Kodex, der als Autograph des hl. Markus galt und daher wie eine Reliquie verwahrt wurde, enthält unter anderem zahlreiche Unterschriften von slawischen Pilgern (Bulgaren, Kroaten, Mähren), „qui venerunt in isto monasterio“ zwischen Ende des 8. und dem 10. Jahrhundert 55 ). 10. Im byzantinischen Friaul, d. h. auf dem schmalen Küstenstreifen, der nach 568 in der Hand der Byzantiner blieb und dann an das Exarchat Ra venna überging und nach 607

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Page 15 of 107
Date: 01.11.1971
Physical description: 107
und Heidfolc, die um 760 Erb besitz in Ronning an St. Emmeram schenkten. Heribert tradierte ebenda 778 Gut und Eigenkirche mitsamt Mauritiusreliquien, was Beziehungen zum Herzogskloster Niederalteich oder zu St. Maurice = Agaunum nahelegt. Die Brüder Heribert und Helmuni stehen nebeneinander im Reichenauer Ver brüderungsbuch. Posso, der andere Bruder, hat vielleicht Kloster Postmünster im niederbayerischen Rottal begründet 43 ). Auf die Huosi führt der Zeuge Kislolt zurück; wir kennen einen iudex Kisalolt

, der 772 die Schenkung eines Rihpert zum Ilmmünster, Haimhausen, Hohenbercha, Fürholzen und Giesen bach bezeugt. Zu Ilmmünster (Obb.) hatte der Tegernseer Klostergründer ebenfalls ein Kloster errichtet 44 ). Daß Romanen und Bayern im tirolischen und im bajuwarischen Kernraum zusammenwirkten, dafür spricht der letzte Zeuge Jubeanus, der einen romanischen Namen trägt 45 ). Eine umfassende Analyse des Schenkungsbriefes für Kloster Innichen im Pustertal hat folgende Tatsache herausgestellt

: 1. In einem Augenblick der Entspannung zwischen fränkischem König und agilolfingischem Herzog, zwischen Herzog und frankophilem Adel vereint sich ein machtvoller und besitzreicher Adel mit dem bayerischen Herzog in Bozen zur Gründung unseres Klosters. 2. Der Adel, der den Herzog vermutlich nach Italien begleitet hat, läßt sich ziemlich ungezwungen in eine fränkische Gruppe und in das engste Gefolge des Herzogs aufteilen. 3. Bei diesen Adeligen haben wir es mit Eigenkirchherren und Kloster gründern zu tun

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Page 53 of 107
Date: 01.11.1971
Physical description: 107
Funden und weit zurückreichenden Überlieferungen, daß einige Klöster aus dem Altertum bis zum karolingischen Zeitalter weiterlebten. Unter ihnen ist das Kloster S. Maria di Aquileia das wichtigste. Es stand im Stadtteil Monastero, nordöstlich der Stadt, außerhalb der spät antiken Mauern 35 ). Die ersten Nachrichten über diese Abtei gehen auf die Zeit des Patriarchen Johannes ;von Ravenna (984—1019) 36 ) zur ück. Aber es gibt triftige Gründe anzunehmen, daß dieses Kloster

der neu aufbauenden Patriarchen des 10. und 11. Jahrhunderts war. 6. Dasselbe historische Bild kann man vielleicht auch für das andere Kloster von Aquileja zeichnen, für S. Martino alla Beligna, das im Süden der Stadt stand * * 3 ”). Eine wahrlich alte Tradition, die schon vom Geschichtsschreiber von Aquileja Giovanni Candido im 16. Jahrhundert auf gezeichnet wurde, schreibt die Gründung des Klosters von Beligna dem Patriarchen Maxentius (811—838) zu und präzisiert, daß es auf den Trümmern des Tempels

die Tatsache, daß das Gelände, in dem das Kloster stand, und seine Benennung notwendigerweise uns dazu drängen, den ersten S5 ) Vgl. auch zur Bibliographie P. F. Kehr, Italia Pontificia 52 f. 3 “) P. Paschini, Storia ... 195. 3J ) G. Brusin - P. L. Zovatto, Monumen- ti paleocristiani di Aquileia (Udine 1957) 301—330; L. Bertacchi, La ba- silica di Monastero di Aquileia, Aqui leia Nostra, 36 (1965) 79—134. S8 ) R. Egger, Der heilige Hermagoras (Klagenfurt 1948) 10; G. Brusin - P. L. Zovatto, Monumenti

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Page 60 of 107
Date: 01.11.1971
Physical description: 107
wir aus der sogenannten „Edificatio“, einer Quelle aus dem 16. Jahrhundert, ausgearbeitet anhand von Originaldokumenten. Bei jener Gelegenheit „brach ten die Äbtissin und die Klosterfrauen 'die Gebeine von Peltrudis in das besagte Kloster“ zusammen mit den anderen Reliquien. Die Überlieferung gibt uns noch heute den Ort des Grabes der Äbtissin in einem Sarkophag an, der im Presbyterium des „Tempietto“ stand, mit Verzierungen aus be hauenen Marmortafeln, auf das 8. Jahrhundert datierbar

, während eine „In- ventio“ von 1242 das Vorhandensein der von Salt gebrachten Reliquien in S. Maria in Valle bezeugt. Aus obengenannter Quelle aus dem 16. Jahr hundert entnimmt man endlich, daß Berengar gegen 890 verfügte, daß die ganze Gastaldei für die Normen Von S. Maria und Salt reserviert wurde, die sich im gleichen Kloster vereint haben 86 ). Was war nun die Ursache für diese Übersiedlung? Wegen des Fehlens von Belegen, und da man den moralischen Niedergang ausschließen möchte, weil man in einem solchen Fall

nach der Verfügung der Gründer das Kloster in ein Xenodochium hätte umwandeln müssen, haben die Gelehrten verschie dene Hypothesen vorgebracht 87 ). Denken wir aber, daß eine Reihe von Be gleitumständen der kleinen weiblichen Gemeinschaft von Salt immer größere Schwierigkeiten bereitete, die vor allem mit der Entlegenheit des Ortes zu sammenhingen, die das Kloster ständigen Gefahren von Schändungen und Verwüstungen aussetzten, lund wegen der Nähe des Wildbaches, der oft über die Ufer trat und in der Gegend oft

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Page 44 of 107
Date: 01.11.1971
Physical description: 107
einer nicht ganz klaren Vorgeschichte) 782 als bayerisches Herzogskloster, zugleich war es ein Zentrum der Karantanenmission 47 ). Damit tritt ein neues Moment, ein neuer Antrieb für herzogliche Kloster gründungen in Erscheinung: die ßlawenmission. Der Missionsgedanke steht ja auch am Beginn von Innichen, bei dessen Gründung Herzog und west- bayerischer Adel zusammengewirkt hatten. Die Beziehung zum slawischen Nachbarn scheint aber auch in Herzog Tassilos Hauptgründung Krems münster auf, deren

Salvator-Kirche am 9. November 777 in Anwesenheit der Bischöfe Virgil von Salzburg, Waltrich von Passau und Sindpercht von Regensburg, aber ohne Arbeo von Freising (!) geweiht wurde 48 ). Slawenmission wird in der Stiftungsurkunde als Zweck der Klostergründung erwähnt, ebenso eine dem Herzog abgabepflichtige Slawendekanie. Daß Tassilo III. und seine Gemahlin Liutpirg, eine langobardische Prinzessin, mit dieser ihrer Kloster stiftung von Anfang an Bedeutendes im Sinne hatten, beweist neben der Schenkung

des berühmten Tassilokelches 1 — ein Hauptstück frühmittelalter licher Kunst! — und neben der mutmaßlichen Bergung der herzoglichen Insignien im Kloster nach Tassilos Sturz 788, vor allem die ungewöhnlich reiche Güterausstattung des Konventes 49 ). Das Gründungsdokument, eine Sam melurkunde, deren wesentliche Bestimmungen durch einen Bestätigungsbrief Karls d. Gr. vom Jahre 791 verbürgt sind, entrollt somit ein recht lebendiges Bild der Vorgänge und Bestrebungen, denen Kremsmünster seine Entstehung

war. Auch Kloster Innichen gehört zu dieser frühbaverisch-christlichen Kulturlandschaft, die durch planmäßige klostergrundherrschaftliche Rodung das Land bis heute prägte und deren literarische Schätze, in kostbaren Handschriften uns bis heute überliefert, einen unvergeßlichen Eindruck von der ersten frühmittel alterlichen Blütezeit geistigen Lebens im bajuwarischen Siedlungsbereich vermitteln. i Anschrift: Univ.-Prof. Dr. Friedrich Prinz, I.-Weigl-Straße 9, D-8024 Deisenhofen b. München

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Page 50 of 107
Date: 01.11.1971
Physical description: 107
Pemmon auf den Sohn Ratchis (737—738) begleitet haben. Die drei Jugend lichen dürften also damals in den Kerker geworfen worden sein, so wie viele andere Getreue Pemmons, und dann nach Rückkehr des Ratchis von der Expedition von Spoleto und Benevent im Jahre 741 oder zur Zeit des Regierungsantrittes, zwischen 744 und 745, befreit worden sein. Dies wären wohl die wahrscheinlicheren Daten für die Gründung des Klosters von Sesto I7 ). Nach der Gründung haben die drei Brüder ihr gemeinsames Kloster

ver lassen. Erfus hat sich, im Gefolge von Ratchis, in die Toskana begeben, wo er das Kloster von Monte Amiata gründete und erster Abt wurde. Markus ist Abt eines unbekannten Klosters geworden, das allerdings jenes von Sesto sein könnte. Antus ist endlich Mönch eines Klosters S. Michele geworden, das wahrscheinlich jenes friulanische von Cervignano war. Im Jahre 762 finden sich die drei Brüder in Nonantola ein, um endgültig die Teilung der Güter zu beschließen, die wahrscheinlich bis dahin

bis 778 (Erlaß des fränkischen Herzogs Masselius), aber wir können uns gut denken, daß das Kloster, das mit so großen Gütern ausgestattet und noch dem Geist der Gründer nahe war, in diesen drei Lustren Zeiten wirtschaftlicher Festigkeit zusammen mit religiösem Eifer verbracht hat. Wir wissen, |daß der König Adelchis Vermögen und Einnahmen mit weiteren reichen Schenkungen ver mehrt hat 20 ) und daß wahrscheinlich die Arbeiten an der ersten Phase des architektonischen Komplexes jenen Jahren

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Page 49 of 107
Date: 01.11.1971
Physical description: 107
hat, z. B. an das Kloster S. Maria lin Organo von Verona (es blieb dann immer der direkten Jurisdiktion des Patriarchen von Aquileja unter worfen), S. Giulia von Brescia, S. Salvatore von Monte Amiata. Nicht weniger weit zurückliegende friulanische Überlieferungen bringen einige friulanische Klöster mit jenem von Innichen in Verbindung, mit dem sie die Aufgabe geteilt haben sollen, die der Gründer Tassilos letzterem zugeteilt hat, nämlich die Bekehrung der Slawen * 4 ). Die Unterwerfung Friauls von seiten der Franken

(776) überraschte also die örtliche klösterliche Organisation im Augenblick besonderer Entwicklung und Blüte. Schauen wir also, welche Klöster aufgrund der verfügbaren Doku mente in Friaul wirklich am Anfang der karolingischen Epoche bestanden haben. Klöster in Friaul am Anfang der karolingischen Epoche 1. Das blühendste Kloster in Friaul beim Einfall der Franken war sicher die benediktinische Männerabtei von S. Maria in S y 1 v i s von S e s t o a 1 R e g h e n a 15 ). Das beglaubigt das erste

hinterlegt werden. Wenn auch nicht alle Offenen Probleme „per hanc presentem paginam“ gelöst wurden, ist das Dokument doch die kostbarste Quelle für die Geschichte des Mönchswesens in Friaul. Daraus entnehmen wir auch (außer daß ideale Beweggründe und aufrichtige Religiosität die Gründer beseelte), daß das Kloster von Sesto ungefähr 30 Jahre vorher von den langobardisch-friulani- schen Brüdern gegründet wurde, die zusammen mit Piltrudis, ihrer Mutter, weil sie der Welt entfliehen wollten, ihr ganzes

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Page 57 of 107
Date: 01.11.1971
Physical description: 107
von seiten der neuen Beherrscher. Ein Nachhall davon ist in den Gedichten von Paulus Diaconus geblieben, der das Unglück seiner Familie, die von der neuen Regierung verfolgt wurde, berichtet und erzählt, wie seine Schwester in ein Kloster flüchten mußte, wo sie „privata est oculis iam prope flendo suis“ ® 4 ). Sicher war der Normalisierung der Beziehungen auch die Meinungsverschiedenheit nicht förderlich, die sich zwischen den Franken und der lokalen kirchlichen Hierarchie ausgelöst hat, von der Zeit

alle Güter jener Abtei anerkennt 86 ). Aus einer Chronik des 16. Jahrhunderts, die anhand von später verlorengegangenen Originaldokumenten abgefaßt ist, ersehen wir, daß Karl der Große auch die Besitzungen von Salt® 7 ) bestätigt hat, und es ist wahrscheinlich, daß Ähnliches auch für andere Klöster geschah. In einer ganz besonderen Situation muß sich das Kloster von ’S. Maria in Valle wegen seiner Zugehörigkeit zu den königlichen Gütern befunden haben, die den Langobarden beschlagnahmt wurden

hatte, unter denen auch die „monasteria“ angeführt sind, die er befreite von jeder königlichen Jurisdiktion®*). Wir wissen nicht, welche diese friulanischen Klöster gewesen sind, die der weltlichen Herrschaft des Patriarchen direkt unterworfen waren, weil im Schriftstück nur das veronesische Kloster von S. Maria in Organo ausdrücklich erwähnt wird. Wir glauben aber, daß unter diesen vor allem die zwei Klöster von Aquileja (S. Maria und S. Martino) M ) Paulus Diac., Carmen VIII. Ad regem precando, PL 95, 1599

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Page 54 of 107
Date: 01.11.1971
Physical description: 107
entwickelte, war jene von S. Canzianod’Isonzo, eine Ortschaft im Osten Aquilejas, fast in dessen Vorstadt gelegen 44 ). Auch für dieses Kloster besitzen wir keine Dokumente vor 819. wo ein „monasterium sancte Marie ... constructum in honorem sanctorum Cantianorum“ erwähnt wird 45 ). Nun ist es aber so, daß man auf eine frühere Tradition zurückgreifen muß. Wenn man in dieser Hinsicht bis vor einigen Jahren nur von Indizien sprechen konnte, so 'kann man jetzt nach den jüngsten Ausgrabungen von Sicherheit

hat. 8. In unmittelbarer Nähe von Aquileja, auf der Via consularis, auch „Via Julia Augusta“ genannt, die Aquileja mit dem Mitteldonauraum verbindet, befand sich wenige Kilometer nördlich der Stadt das Kloster S. Michele di Cervignano. Von ihm haben wir wenige sichere Nachrichten: die erste durch eine Urkunde von Berengar im Jahre 912 47 ). Aber eine jahrhun dertealte Tradition läßt die Gründung des Klosters auf das 7. Jahrhundert, genauer gesagt, auf 668, unter König Grimoald und Herzog Vitari, zurück gehen

aus dem klösterlichen Raum dazugekommen. Der bezeichnendste Fund besteht aus einem Stück Mosaikboden mit dekorativen Elementen, die eine sichere Datie- 42 ) G. Brusin - P. L. Zovatto, Monu- menti ... 235—298. 43 ) Vgl. G. Marchetti, L’iconografia di S. Martino in Friuli, Sot la Nape, 12, 2 1(1960) 1—10. 44 ) S. Tavano, Un monastero altomedio- evale a San Canziano, MSF 45 (1962/ 64) 161—169. 45 ) Ebenda 163; P. Paschini, Storia ... 154, 162 2S , wo er aber hinzufügte: „Würde nicht zu behaupten wagen, welches Kloster

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