über dem Kloster und dehnten sich nach den vier Weltgegenden aus. Wo sie sich kreuzten, leuchtete eine glänzende Scheibe und darin ein rotschimmerndes Kreuz. Sie hatte zeitlebens Kreuz getragen, die große Seele, die sich in der Stunde dieser Erscheinung los löste von dem Gefängnis ihres gebrechlichen, schwäch lichen Körpers, die Aebtiffin Hildegard von Bingen am Rhein. Nach Ost und West, nach Süd und Nord war ihr Ruhm, ihr Licht gedrungen, wie die Strahlen in ihrer Sterbestunde, von denen die Legende erzählt
. Sie war geboren als zehntes Kind des Burggrafen Hildebert von Böckelstein im Jahre 1098. Es war ein schwächliches Kind, dem ein früher Tod vorausgesagt wurde. Mit acht Jahren wurde sie Jutta, einer nahen Verwandten (Aebtiffin) im Kloster Dissidoöenberg zur Festtage in Bingen Am 17. September feierte die kath. Welt den 750. Todestag der Aebtiffin Hildegard, die in Bingen überaus segensreich gewirkt hat. Zu der Feier waren neben einer Reihe von hervorragenden Persönlichkeiten auch Nuntius Paeelli
Fräuleins, die sich ins Kloster zurück zogen und sich Hildegards Leitung unterstellten. Das Kloster konnte die große Zahl derselben nicht mehr fassen. Im Jahre 1148 verlegte sie ihr Kloster auf den St. Ruppertsberg bei Bingen. Das Bild, das diese Nonnenabtei bot, gehört dem Schönsten und Gemüt vollsten an, was wir aus dem mittelalterlichen Kloster leben wissen. Hildegard im Kreise ihrer Töchter: ihr gütiges Verstehen, ihr weitfchauender Blick, ihr müt terlich-herzliches Einfühlen in die Eigenart
ten königliche Boten die Aebtiffin nach der Pfalz von Ingelheim zu Kaiser Friedrich Barbarossa. Was da zwischen dem kühnen Staufenkaiser und der schlichten Aebtiffin verhandelt wurde, blieb verborgen — Tat sache aber ist, daß bald nachher Hildegard eine bedeu tende Schenkung für ihr Kloster erhielt zum Danke für ihren Rat. Wir nehmen unsere Zuflucht zu Dir und bitten Dich um Ermahnung und Gebet, schrieb ihr Kaiser Konrad III. In dem Drang zu wirken und zu nützen, beschränkte sich Hildegard
nicht auf ihr Kloster. Als der Geist Gottes immer mächtiger in ihr wirkte und immer gebieterischer sie nach außen wies, da end lich durchbrach die sonst so schwächliche Frau kühn die Schranken der Klausur. Auf weißem Pferde sehen wir sie landauf, landab die Mönchs- und Nonnenklöster heimsuchen, ihnen Gottes Aufträge zu künden. Sie. die Frau, scheute sich nicht, auch Aebten und Mönchskon venten Buße zu predigen und Gottes Strafgerichte an zukünden. Noch weiter trugen sie ihre Apostelfahrten. Rheinaus, die weißen