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Volksbote
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Page 3 of 12
Date: 19.12.1963
Physical description: 12
Donnerstag, den 10. Dezember 1963 9 » Volksbote Seite 3 „Menschenleben sollten geschont weiden" „Wir wollten nur Selbstverwaltung erreichen" sei im Herbst 1959 erfolgt. Sie habe, so viel er sich erinnern könne, in einem Sack voll Dynamit mit dem nötigen Zubehör bestanden. Die Lieferungen Welsers seien in großen Zeit abständen und nicht in dem gewünschten Ausmaß erfolgt. Kerschbaumer gab an, über diese „schwachen und verspäteten Lieferun gen“ sehr verärgert gewesen zu sein. Präsident: „Stimmt

es, daß Sie im Sommer 1960 von Pfaundler eine Million Lire erhal ten haben?“ Kerschbaumer: „Ja, das stimmt. Ich sandte Titscher nach Innsbruck, um das Geld abzu holen, weil ich selbst damals gerade nicht Zeit hatte. 50.000 Lire bekam Titscher als Spesenvergütung und als kleine Unterstützung für sein Kind, das er ans Meer schicken wollte. Ein Teil des Geldes wurde dazu verwendet, einen gebrauchten „Fiat 600“ zu kaufen sowie für den Ankauf einer „Vespa“ und einer „Lambretta“. Diese Fahrzeuge sollten einzel nen

Vertrauensleuten dazu dienen, etwas be weglicher zu sein. Das Auto erhielt Pircher, während Gutmann eine „Vespa“ und Carli eine „Lambretta“ kauften. Damit war das Geld aufgebraucht. Mit Gutmann habe ich später allerdings den Kontakt verloren, weil er von den Sprengstoffanschlägen nichts mehr wissen wollte.“ Der Biuch mit Pfaundler Ais Verwahrer von kleinen Sprengstoff mengen nannte Kerschbaumer: Dissertori, Scherer, Alessandrini, Huber, Norbert Gall- metzer, Amplatz, Fontana und Roner. Im Folgenden befaßte

sich Kerschbaumer auf die diesbezügliche Frage des Präsidenten nochmals mit den Ereignissen, die zum end gültigen Bruch mit Pfaundler führten. Kersch baumer führte wörtlich aus: „Zwischen Juli und September 1960 fand in Innsbruck eine Versammlung statt, an der von meiner Gruppe außer mir auch Pircher, Klotz und Titscher teilgenommen haben. Bei diesem Zusammen treffen kam es zu heftigen Zusammenstößen mit Pfaundler, weil er seinen Versprechungen in Bezug auf Sprengstoff- und Geldlieferun gen nicht nachkam

. Die Versammlung ging in Streit auseinander und seitdem hatte ich kei nen direkten Kontakt mehr mit Pfaundler, höchstens einen indirekten auf dem Umweg über Welser.“ Was die Flugzettel betreffe, wiederholte Kerschbaumer nochmals, daß alle mit BAS gezeichneten von ihm verfaßt worden seien. Diejenigen, welche ein anderes Zeichen tru gen, wie etwa einen roten Adler oder ein gro ßes T in einem Kreis, stammten von „drau ßen“. Nach dem Bruch mit Pfaundler, führte Kerschbaumer weiter aus, habe es zwei Grup pen

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Volksbote
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Page 18 of 24
Date: 02.01.1992
Physical description: 24
Seite 18 Donnerstag, 2. Jänner 1992 Das Lokalgeschehen im \falksboten 35.000 in Sigmundskron gelingt Kerschbaumer eine Ausweitung des BAS. Neue Ortsgruppen kommen da zu. Er verfaßt aufrüttelnde Flugblät ter und Rundschreiben, in denen er von den SVP-Parlamentariern bis hin zu den katholischen Organisationen niemanden schont. Die Rundschrei ben vor allem geben einen tiefen Ein blick in seine Gedankenwelt. Von ei ner leichtfertigen Hinwendung zum Terrorismus kann keine Rede sein. Im Rundschreiben

vom 19. April I960, das den Titel „Der Weg zum Frieden“ trägt, schreibt Kerschbaumer: „Ita lien hätte nach dem letzten Weltkrieg die Möglichkeit gehabt, durch die Ge währung einer gerechten Autonomie das himmelschreiende Unrecht des Faschismus an Südtirol wieder auszu gleichen und gutzumachen. Und was hat das christliche Italien wirklich getan? Es hat die durch den Faschis mus gewonnenen Positionen nicht nur gehalten, sondern noch weiter ausgebaut. Nach all den bitteren Er fahrungen und schweren Enttäu

schungen muß nun auch der letzte Tiroler, der bis jetzt noch an eine Verständigung, an eine Wendung zum Guten geglaubt und darauf gehofft und gebaut hat, eines Besseren be lehrt worden sein.“ Ein prophetischer Brief Doch wer hörte Ende der fünfziger Jahre schon auf Sepp Kerschbaumer? Trotz aller Bemühungen der neuen SVP-Führung unter Magnago und Österreichs war Italien zu keinem Einlenken bereit. Auch ein heute als prophetisch zu bezeichnender Brief des damaligen Quästors von Bozen, Renato Mazzoni

, an Innenminister Tambroni, in dem eine radikale Ände rung der italienischen Politik in Süd tirol und die Landesautonomie gefor dert wurden, zeitigte keine Auswir kungen. Ganz im Gegenteil, Mazzoni wurde ins Abseits gedrängt und schied 1959 freiwillig aus dem Leben. Er sollte als erstes Opfer in die Anna len des sich anbahnenden Südtirol konfliktes aufgenommen werden. . Der Eindruck war ungeheuer groß So nahmen die Dinge ihren Lauf. Kerschbaumer und seine Leute waren mehr denn je überzeugt, daß nur mehr

sie ihm einfach nicht zu. Deshalb bleibt Kerschbaumer noch eine Gna denfrist von einem Monat. Kleinere Aktionen werden noch durchgeführt. Kerschbaumer verhindert, daß einige BAS-Leute, denen der Erfolg der Feu ernacht zu Kopfe gestiegen war, die Carabinieri direkt angreifen. Am 15. Juli wird er verhaftet. Der von ihm geprägte BAS ist damit am Ende. Alle Schuld auf sich nehmen Er ist der Auffassung, daß man den Behörden genauso mutig die Wahr heit sagen soll, wie man den Mut ge habt hat, anzufangen. Das heißt

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Die neue Südtiroler Tageszeitung
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Page 4 of 16
Date: 07.12.2004
Physical description: 16
Di 7.12.2004 Nr. 249 Tageszeitung S Ü D T I R 0 Der Bremser Heute jährt sich zum fO. Mal der Todestag von Sepp Kerschbaumer. Der Frangarter Kaufmann war der Gründer des „Befreiungsausschusses Südtirol“, seine unumstrittene Führungspersönlichkeit, und er verkörpert wie kein zweiter, die autochthone Südtiroler Untergrundbewegung. Ein Porträt. Von Christoph Franceschini „Zuerst hab ich immer geglaubt, er ist ein kleiner Kaufmann, aber dann bin ich schnell drauf gekom men, das ist ein Mann

mit einem großen, einem sehr großen Wis sen und einer ganz starken Über zeugungskraft“, erinnert sich der Wiener Verleger FHtz Molden in den Interviews für den RAI-Film „Bombenjahre“ an Sepp Kersch baumer. FHtz Molden traf Sepp Kerschbau mer zum ersten Mal zu Ostern 1958 in FVangarti Es war ein Zu sammentreffen zweier Welten. Auf „Der Sepp Kerschbaumer war sicher ein ganz großer schar fer politischer Kopf Er hat Erkenntnisse gehabt, die für einen einfachen Kaufmann überraschend waren. Er luvt

einen Hausverstand gehabt er hat Sinn für das Maß und für das Mögliche geluibt Er Iwt ganz genau gewusst, wie weit kann man gehen kann.“ Josef Fontana, BAS-Mitglied, Neumarkt der einen Seite der Nordtiroler Journalist Wolfgang Pfaundler, sein Salzburger Kollege, der späte re ORF-Generalintendant Gerd Bacher und FHtz Molden, damals der größte Verleger Österreichs. Auf der anderen Seite, der kleine FVangarter Kaufmann Sepp Kerschbaumer. Der einfache Mann überzeugte die drei Österreicher aber schnell. „Obwohl

er weder studiert noch sonst wes, aber er hat „Ich luib den Kerschbaumer gekannt, sclum bevor die Bomben gefallen sind. Und er war dafür, davon bin ich über zeugt dass man zur Gewalt greift, ober nur Gewalt gegen Sachen und nie Gewalt gegen Menschen. Dazu war der Kerschbaumer viel zu christ lich und katholisch einge stellt als dass er gewollt hätte, dass Menschen mit Gewalt auf andere Menschen einwir ken und dabei Menschenleben aufs Spiel gesetzt werden. “ Silvius Magnago, Landeshauptmann und SVP

-Obmann gewusst wo es hingehen soll und war bereit alles zu riskieren“, sagt Molden heute. Sepp Kerschbaumer ist jene Per son, die den „Befreiungsausschuss Südtirol“ (BAS) nicht nur gegrün det hat, sondern er ist auch jene Fi gur, die die autochthone Südtiroler Untergrundbewegung am besten personifiziert Kerschbaumers Biographie ist eine typische seiner Generation. Geboren im Jahr 1913, wird er in der Füschistenzeit für kurze Zeit in die Verbannung ge schickt 1939 Option für Deutsch land und 1943

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Volksbote
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Page 12 of 16
Date: 18.06.1964
Physical description: 16
Dr. Hermann Nicolussi-Leck vor den Mailänder Geschworenen: „Kerschbaumer hat keinen Anschlag auf die Verfassung verübt" Am 11. Juni hielt der Südtiroler Anwalt Dr. Hermann Nicolussi-Leck der die Ange klagten Kerschbaumer, Pergol, J. Thaler, Dis- sertori, Gostner, Piock und Sullmann ver tritt, seine Verteidigungsrede. Sieben Stun den lang hat dieselbe gedauert. Zu Beginn seiner Verteidigungsrede dankte Dr. Nicolussi im Namen der Südtiroler Rechts anwälte dem Gerichtshof

nachgewiesen werden konnte. Sie hätten genauso wie die angeklagten Südtiroler nur Aufsehen erregen wollen, um die Auf merksamkeit der Weltöffentlichkeit auf Süd tirol zu lenken. „Viele Italienei wollten tür Keischbaumei aussagen" Ausführlich befaßte sich Dr. Nicolussi so dann mit seinem Mandanten Sepp Kersch baumer. Der Verteidiger erinnerte kurz daran, daß Kerschbaumer im Jahre 1958 wegen der Hissung von Tiroler Fahnen zu zehn Tagen Arrest verurteilt worden und daraufhin in Hungerstreik getreten

ist. Das habe er auch in seiner jetzigen Untersuchungshaft des öfte ren getan, aber niemals um für sich selbst einen Vorteil zu erreichen, sondern um den Prozeßbeginn im Interesse seiner Mitange klagten zu beschleunigen. Unverständlich sei die Behauptung des Staatsanwaltes, Kerschbaumer sei ein „ge fährlicher Idealist“ und ein „gemeingefähr liches Individuum“. Dr. Nicolussi meinte, man brauche zur Widerlegung dieser Ansicht nur an den Ausspruch Kerschbaumers bei einer Gegenüberstellung mit einem Angeklag ten zu denken: „Als Tiroler

haben wir die Schneid gehabt zu handeln, jetzt müssen wir aufhören und die Schneid aufbringen, die Wahrheit zu sagen.“ Das seien nicht die Worte eines „gemein gefährlichen Individuums“. Unberechtigt sei auch der gegen Kersch baumer erhobene Vorwurf, er habe nicht an seine Frau und seine sechs Kinder gedacht, als er im Kampf um die Rechte Südtirols den Weg der Legalität verließ.' „Kerschbaumer hat sehr wohl an seine Kin der gedacht! Die Zielsetzung seiner Handlun gen war auch darauf ausgerichtet

, die Vor aussetzungen zu schaffen, daß auch seine Kin der noch bei der Bestimmung der Geschicke ihrer Heimat ein Wort mitzureden haben.“ Nach einer kurzen Schilderung von Kersch baumers Charakter fuhr der Verteidiger fort: „Zahlreiche Angehörige der italienischen Volksgruppe aus Frangart und Umgebung haben sich mir gegenüber bereit erklärt, zu gunsten Kerschbaumers auszusagen, weil sie von ihm nur Gutes erfahren hatten, doch Kerschbaumer wollte nicht. Er wollte nicht, daß seine erwiesenen Wohltaten durch Zeu

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Südtiroler Ruf
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Page 6 of 12
Date: 01.01.1964
Physical description: 12
Kerschbaumer übernahm die Verantwortung Die Einvernahme der Angeklagten begann am 16. Dezember und füllte — abgesehen von einer längeren Pro zeßunterbrechung über Weihnaditen hin — den Zeitraum bis zum 17. Fe bruar aus. Wie die Angeklagten sag ten, die übrigens durchwegs einen gu ten Eindrude bei den Verhandlungen erweckten, war es nie ihre Absidit, mit den Anschlägen die Loslösung Südtirols vom italienischen Staats gebiet zu erreichen, wie ihnen dies die Anklage vorwirft. Sie wollten los

von Trient, sie wollten die Autono mie der Provinz Bozen. Sie wollten mit den Sprengungen an das Gewis sen der Welt rütteln, dem Unrecht in Südtirol endlich ein Ende zu machen. Was außerdem klar zutage trat, das war die Willkür, mit der die italieni schen Polizeiorgane Südtiroler verhaf teten, war die brutale Gewalt, mit der sie sie dazu zwangen, Protokolle, so Höhepunkt der Einvernahme war zweifellos die von Josef Kerschbau mer. Kerschbaumer ist Kaufmann in Frangart, Vater von sechs Kindern

. Seine Aussagen waren ruhig und be stimmt und wirkten ehrlich und nicht ausweichend, was auch der Vorsit zende indirekt anerkannte. Sie lie ßen auch irgendwie den Zuhörer in die Tiefe der psychologischen Beweg gründe blicken, die letztlich zur Ge waltanwendung geführt haben. Kerschbaumer gilt nach der Anklage als Haupt der Verschwörung. Man Wirft ihm nicht nur Anschläge auf die Unversehrtheit des Staates, politische Verschwörung und Mord an Giovanni Postal vor, sondern im einzelnen auch: den Anschlag

in der Rossinistraße in Meran, in der Reschenstraße in Bozen, die Pirdier bzw. Fontana ausgeführt hätten. Des weiteren der Luis Amplatz unmittel bar zur Last gelegte Anschlag auf die STE-Häuser im Sarntal und schließ lich der Anschlag in der Nähe von Sa- Iurn, der dem Straßenwörter Postal das Leben kostete. Zur Ausführung dieses letzten Anschlages hätte Kerschbaumer Luis , Hauser durch Clementi beauftragt. In diesem Zu sammenhang wird Kerschbaumer des Verbrechens der Gefährdung der Sicherheit des öffentlichen

Verkehrs beschuldigt. Kerschbaumer wird außerdem als Mitglied und Führer der Organisation für 35 Anschläge an Elektroanlagen mitverantwortlich ge macht. Mit der SVP unzufrieden Kerschbaumer erläuterte zunächst seinen Werdegang. 1058 habe er das Amt eines Ortsvorstehers der Süd tiroler Volkspartei in Frangart nie dergelegt, weil die Partei zuwenig unternommen habe. Auf die Frage des Vorsitzenden begründete dies Kersch baumer näher. „Hauptgrund der Un zufriedenheit war die Haltung der Vertreter

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Volksbote
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Page 2 of 12
Date: 19.12.1963
Physical description: 12
Vom Mailänder Sprengstoffprozeß Josef Kerschbaumer „bekannte und leugnete nicht Regierungen in nuklearen Fragen sowie eine stärkere Beteiligung der Mitgliedsstaaten an der Organisation lind der Einsratoplanung der atomaren Streitkräfte erfolgt. 3. Die NATO begrüßt es, daß trotz der kürzlichen Zwischenfälle auf der Berliner Autobahn der freie Zugang auirecbtenhalten werde. *** Rußland. Die sowjetische Regierung will in den nächsten zwei Jahren weniger Geld für die Rüstung ausgeben, dagegen mehr

-Guinea bilden, waren zu den Urnen gerufen worden. Am Montag, den 16. Dezember, nahm der Sprengstoffprozeß in Mailand seinen Fortgang. Josef Kerschbaumer, der für die Anklage als Haupt der Verschwörung gilt, wurde sowohl am Vormittag wie am Nachmittag einvernom men. Seine Aussagen waren ruhig und be stimmt und wirkten ehrlich und nicht aus weichend. Wir können wegen Raummangel nur die wichtigsten Punkte der Einvernahme wiedergeben. Vor dem Präsidenten des Gerichtes erklärte der Angeklagte zunächst

Verschwörung und Mordes an Giovanni Postal erklärte der Prä sident, daß er sich vorerst auf die Vorhaltung bestimmter Taten beschränken werde, für die Kerschbaumer als direkter Auftraggeber oder als Mittäter verantwortlich sei. Insbesondere werden Kerschbaumer unter anderem folgende Anschläge vorgeworfen: Der Anschlag auf die Villa Tolomeis in Gien, der von Franz Egger und Fontana ausgeführt wurde; die Anschläge auf die Hochspannungs masten in Missian und Frangart, die Roner und Petermeier verübt hätten

. Fontana ausgeführt hät ten. Des weiteren der Luis Amplatz unmittel bar zur Last gelegte- Anschlag vom 7. April 1961 auf die STE-Hiiuser im Sarnt-al und schließlich der Anschlag in der Nähe von Sa- lurn, der dem Straßenwärter Pedal das Leben kostete. Zur Ausführung dieses letzten An schlages hätte Kerschbauinev Luis Hauser mit tels Clementi beauftragt. In diesem Zusam menhang wird Kerschbaumer des Verbre chens der Gefährdung der Fiehnhoit des öf fentlichen Verkehrs beschuldigt. Kerschbau mer wild

außerdem als Mitglied und Führer der Organisation für 35 Anschläge an Elektro- anlagen mitverantwortlich gemacht. Nach Veilesung der Anklage begann das Verhör In der Südtiroler Volkspartei habe er sich als Ortsvertreter von Frangart betätigt, im Jahre 1957 oder 1958 dieses Amt jedoch nie dergelegt, weil die Partei zu wenig unter nommen habe. Präsident: „Worin war Ihrer Ansicht nach die Politik der Partei zu schwach (flacca)?“ Kerschbaumer: „Hauptgrund der Unzufrie denheit war die Haltung der Vertreter

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Südtiroler Ruf
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Page 2 of 8
Date: 01.01.1965
Physical description: 8
„Im Trauerzug von Frangart bis St Pauls schritt ganz SüdUrol* „Der Volksbote", Organ der Südtiroler Volkspartei, zu seinem Kerschbaumer gewidmeten Leitartikel Einem großen Tiroler zum Gedenken Von Bundesobmann Nationalrat Franz Kranebitter Uber Einladung der Bundesleitung des .Notringes iür Südtirol” sowie des Lan desverbandes Wien/N.-O./Bgld» des Berg* isel-Bundes und des .Tirolerbundes ln Wien' mit dem Verband der Südtiroler* wie schließlich des .Bundes für Südtirol* hielt der Bundesobmann

des Berglsel-Bun- des Österreichs, Nationalrat Franz Krane* bitter, in einer gemeinsamen Trauerkund gebung in Wien Mitte Dezember den Nachruf für Sepp Kerschbaumer. Den Ausführungen Nationalrat Kranebitters entnehmen wir die folgenden Kernsätze. Das erschütternde Sterben des Südtiroler Freiheitskämpfers Sepp Kerschbaumer hat die führenden Persönlichkeiten der Südtirolver bände und des Tirolerbundes in Wien bewogen, dem Verstorbenen ein ehrendes Gedenken zu weihen. Dem Wunsch der Veranstalter ent sprechend

des Gelöbnisses der immerwährenden Neutralität den Südtirolern auch keine strate gische Hilfe leisten darf. Wenn nun auch ich mich vor dem verstorbenen Freiheitskämpfer Kerschbaumer in Hochachtung ver neige, so werde ich dem Programm des Bergisel-Bundes aus folgenden Gründen nicht untreu: 1. Sepp Kerschbaumer hat mit seinen Helfern erst dann Spreng stoff anschläge organisiert und ver wirklicht, als das Volk von Südtirol 16 Jahre lang vergeblich auf die Gewährung eines wirksamen Schut zes im Sinne des Pariser

Vertrags gewartet hatte und als es Italien durch die Verbreitung der Behaup tung — die Südtiroler sind die am besten behandelte Minderheit der Welt — auch noch gelang, das In teresse der Weltöffentlichkeit am Schicksal der Südtiroler zu unter höhlen. 2. Sepp Kerschbaumer hat stets gefordert, dafi durch die Sprengstoff anschläge keine Menschenleben ge fährdet werden dürfen. Es sollten durch sie nur die Großen der Welt aufgerüttelt und zur Überzeugung gebracht werden, daß das Wort vom „Todesmarsch

des Südtiroler Vol kes" nach wie vor eine traurige Tatsache ist. Die Bundesvorstehung des Bergisel-Bundes konnte daher mit vollem Recht die Sprengstoff anschläge in Südtirol als SOS-Rufe bezeichnen, die das vom Untergang bedrohte Südtiroler Volk in die Welt gesendet hat. 3. Die Seele des Freiheitskämpfers Sepp Kerschbaumer war von einer glühenden Liebe zu seinem Volk und Heimatland erfüllt. Es bereitete ihm daher der weitergehende Todes marsch seines Volkes einen tiefen Seelenschmerz. Und er wurde

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Volksbote
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Page 17 of 24
Date: 02.01.1992
Physical description: 24
Das Lokalgeschehen im yolksboten Wie es zur Feuernacht kam / Der BAS sah seine Aktion a/s Notwehr / Streit ge Strafen Der „humane Terrorist“ S. Kerschbaumer von Hans Mayr Sepp Kerschbaumer mit Frau und zweien seiner Kinder. Aufn.: Franz Berger Seite 1/ Donnerstag, 2. Jänner 1992 „Ich muß hier ganz klar sagen, daß diese Sprengstoffanschläge zu friedli chen Verhandlungen geführt haben und letztendlich zum neuen Autono miestatut“ (Altlandeshauptmann Sil vius Magnago am 7. August 1991

, der dem ohnehin seiner vielen Kommunisten wegen als unsicherer eingeschätzten NATO-Verbündeten Italien an der für das atlantische Bündnis so wichtigen Nachschublinie über den Brenner drohte? Für all diese Fragen gibt es jetzt wieder ein neu erwachtes Interesse. Die Menschen wollen wissen, wie das mit unserer Autonomie in Gang ge kommen ist, warum die Männer rund um den Frangarter Dorfkaufmann Sepp Kerschbaumer vor gut 30 Jah ren keine andere Möglichkeit mehr zu sehen glaubten und zu den Bomben gegriffen

haben. Erstmals haben heu er die Attentäter von damals offen geredet, ihre Motive dargelegt, viel leicht auch ermutigt von den Tenden zen vorsichtiger offizieller Würdi gung, die ihren damaligen Anliegen gegenüber mehr und mehr zutage treten. Einer, der nicht mehr reden konnte, war der Frangarter Dorf kauf mann Sepp Kerschbaumer, der am 7. De zember 1964 im Gefängnis in Verona gestorben ist und dessen 27. Todestag dieser Tage begangen wird. Er. war die charismatische und die geistige Führungsfigur

. Das Recht der Minderheit auf Widerstand gegen den Staat, das er in seinen Schriften wiederholt begründet, ist religiös motiviert. Denn bei Kersch baumer ist nichts, was nicht sein fe stes Fundament im Glauben hätte. Die Form des Widerstandes war dann auch die von ihm gewollte: Menschen durften nicht zu Schaden kommen. Es ging allein darum, die Welt auf die Südtirolfrage aufmerksam zu ma chen. Kerschbaumer war, das kann man heute ohne Übertreibung sagen, eine einzigartige, durch und durch singulä

gewaltfrei en Aktionen bewiesenen Zivilcourage war ihm die Führungsrolle im BAS automatisch zugewachsen. Doch um ihn und seine Leute zu verstehen, ist ein kurzer Blick auf die Situation in den fünfziger Jahren angebracht. Enttäuschte Hoffnungen Nach dem Krieg betätigt sich Kerschbaumer von der ersten Stunde an in der Südtiroler Volkspartei, zu deren Ortsobmann er in Frangart be stellt wird. Die Hoffnung auf die Selbstbestimmung hatte sich als Illu sion herausgestellt, und so begann das Ringen

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Südtiroler Nachrichten
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Page 6 of 8
Date: 17.01.1964
Physical description: 8
tens ...” Manche italienische Zeitungen haben Josef Kerschbaumer, die zentrale Figur der zweiten Mailänder Prozeßwoche, mit einiger Böswilligkeit als „schlechte Karikatur Hitlers” bezeichnet, andere sehen in ihm den „legitimen Nachfol ger von Andreas Hofer”, deutsche Blät ter sehen ihn als „Rebell von Eppan” oder als „Terroristen-Prophet”, der Rest ernennt ihn zum „Tiroler Michael Kohlhaas”. Doch all diese Formulie rungen treffen nur teilweise zu: Der 50jälirige Gemischtwarenhändler aus Frangart

bei Bozen kann vielleicht noch am besten mit dem von ihm so häufig während der Verhandlungen ge brauchten Ausdruck „aufrechter Tiro ler” charakterisiert werden. Die italienischen Blätter haben ihm auch den Beinamen „Apostel der Ter roristen” oder „Prophet” gegeben. Kerschbaumer ist für sie der „schwar ze Mann” des Prozesses. Jeden Tag fin det man neue Namen, entdeckt man an ihm neue Nuancen. Seine dunkle Hautfarbe, das etwas breitflächige Ge sicht mit der niederen Stirn, unter der dunkelbraune Augen

glühen, der schwarze Haarschopf und die buschi gen Augenbrauen haben einer italieni schen Zeitung sogar den geschmack losen Satz einsuggeriert, Kerschbau mer sei die Wiederlegung der von ihm vertretenen germanischen Rassentheo rien”. Ein andere Pressevertreter hat etwas naiv der Vermutung Ausdruck gegeben, der „finstere Terrorist” stam me sicherlich „von Zigeunern, die in Südtirol ja zahlreich seien”, ab ... Kerschbaumer ist tatsächlich ein Mann, um den sich leicht Legenden bilden können, ein Mensch

den Rosenkranz. Dieser Mann hat, bevor er zur Gewalt griff, ein einfaches, bürgerliches Leben ge führt. Jeden Tag ist er um vier Uhr früh mit seinem Fahrrad nach Bozen gefahren, um dort auf dem Markt für sein Geschäft einzu kaufen. Anschließend besuchte er die Früh messe, dann fuhr er wieder heim und arbei tete auf dem Feld. Der kleine Laden wurde von seiner Frau und seinen Töchtern geführt. Kerschbaumer wird in Frangart allgemein als guter und hilfsbereiter Mensch beschrie ben, der jedem jederzeit

nach Möglichkeit gern geholfen hat. Ja, selbst die wenigen Ita liener, die in diesem idyllischen Dörfchen leben, rühmen seine Großzügigkeit. Sie woll ten dies auch dem Richter nach Mailand schreiben, aber Kerschbaumer will es nicht zulassen. In seinem Flaus hängt seit alten Zeiten in einem Winkel der gemütlichen Bauernstube der rote Tiroler Adler. Kerschbaumer hat nie von der Vereinigung Südtirols mit Österreich geträumt. „Widmoser”, sagte er jetzt in Mai land aus, „hat gesagt, daß wir die Selbst bestimmung

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Südtiroler Nachrichten
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Page 11 of 16
Date: 24.12.1964
Physical description: 16
, weil er Idealist ist und darum alle positiven Ei genschaften eines solchen Menschen hat. Sepp Kerschbaumer ist vor allem Tiroler, den seine Bergheimat geformt hat. Vor Euch steht ein Sepp Kerschbaumer, der seiner eigenen bewußten Tathandlungen geständig ist und darüber hinaus vor Euch wie in der Untersuchungspliase Tat verantwortungen übernommen hat, die strafrechtlich seine sichere Bestrafung beinhalten. Ich berufe mich an dieser Stel le nicht auf die menschenentwürdigende tätliche Behandlung

auch meines Schutz befohlenen seitens der einzelnen Polizei organe, aber ich verweise darauf, daß Sepp Kerschbaumer mehrmals früher wie auch vor dem Hohen Gericht seine persönliche Meinung gegenüber Mithäftlingen beteuert hat: „Als Tiroler haben wir begonnen und als Tiroler müssen wir den Mut haben zuzugestehen, was wir getan haben." So spricht ein Idealist, aber kein staatsge fährlicher Mann, der die Wahrheit mehr liebt als seine persönliche Freiheit. Hät ten wir Siidtiroler und das italienische Staatsvolk

mehrere tausend, bzw. hundert tausend Menschen von der puritanischen Prägung eines Sepp Kerschbaumer, so gä be es kein ewig umstrittenes Problem „Südtirol" und Sepp Kerschbaumer selbst wäre daheim bei seiner Familie in Fran- gart und in seinem Siidtirolerland, wo er in Frieden, aber ohne Angst leben will." • Das sind Episoden des geschichtlichen Prozesses von Mailand, dessen Haupt angeklagter mein lieber Sepp Kersch baumer war. Aber gerade diese Episo den photographieren gleichsam das Bild

zum Nächsten, zur Heimat, zur Wahrheit, zum Opfertum, zur stillen Menschlichkeit bestanden. Deine Sorgen waren sicher unausge sprochen größer als die Deines Vertei digers und Freundes. Aber als am Ende meiner Rede in Mailand der Präsident des Schwurgerichtshofes im Verhandlungs saale um 1/28 Uhr abends zu mir kam und sagte: „Lieber Anwalt, Sie haben mit dem Herzen alles getan, was Sie tun konnten und der Gerichtshof wird alles gesetzlich Mögliche tun, um die Strafe für Sepp Kerschbaumer auf das Mindestmaß

herab zusetzen, denn dadurch werden auch die Strafausmaße fiir alle übrigen Mithäftlinge zurückgesetzt werden", da fiel Dir, dem ich dies am nächsten Tag berichtete, ein Stein vom Herzen und Du strahltest vor Freude. Nämlich im Bewußtsein, daß Du, lieber Sepp, auch durch meinen aufrichtigen Beistand es ermöglicht hattest, Deinen Kameraden in Haft geholfen zu haben. • Mein lieber Sepp Kerschbaumer, Dein Denken und Handeln für den Nächsten in Freud und Leid hat Geschichte ge macht. Das mag

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Volksbote
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Page 9 of 16
Date: 04.06.1964
Physical description: 16
Donnerstag, den 4. Juni 1904 Volksbote“ Seite 9 scbine,- Lehrbücher für den Partisanenkampf) in einem Kirchturm gefunden wurde, sei für Kerschbaumer erschwerend. Auch andere An geklagte, wie Riegler, Piock und Hauser, hat ten Sprengstoff und Waffen in Kirchen, Kirch türmen und sogar Gräbern versteckt. „Alle diese Leute geben sich als gute Katholiken aus“, sagte Dr. Gresti. „Ich zweifle auch nicht daran. Daß sie aber heilige Orte als Versteck für soldie Sachen verwendet

, daß sich Kerschbaumer über Mißhand lungen beklagt hat, könne keineswegs abgelei tet werden, daß er gezwungen worden sei, die Unwahrheit zu sagen. Schon Kerschbaumers Äußerung, die er bei der Gegenüberstellung mit dem Angeklagten Felderer gemacht habe, nämlich, „als Tiroler haben wir den Mut ge habt zu handeln, jetzt müssen wir auch die Schneid haben zu unseren Taten zu stehen“, sei ein Beweis dafür, daß Kerschbaumer frei willig und nicht unter dem Druck von Miß handlungen gestanden habe. Die Teilnahme Kerschbaumers

die Aussagen des Angeklagten Tietscher glaubhaft, der jedoch auch mehrere Versionen darüber vorgebracht habe. Dr. Gresti erklärte jedoch, daß er die für die Angeklagten günstigste Version sich zu eigen machen wolle, denn sonst müßte er auch gegen die drei Südtiroler Teilnehmer (Kerschbaumer, Plrcher, Tietscher) die An klage des Anschlages auf die Einheit des Staa tes erheben, die jedoch, wie der Staatsanwalt bereits am vergangenen Freitag erklärt hatte, „zumindest zweifelhaft“ sei. Seine Teilnahme

an der Versammlung von Schenna, die der Vorbereitung der Attentate in der Julihälfte des Jahres 1961 gedient habe, habe Kerschbaumer zwar zugegeben, jedoch nicht alle Teilnehmer (vor allem keine Häft linge) genannt. Die einzelnen Kerschbaumer zur Last ge legten Straftaten. Nach dieser allgemeinen Einleitung über die prozessuale Stellung Kerschbaumers ging der Staatsanwalt auf die einzelinen dem Angeklagten zur Last gelegten Straftaten ein. Nicht viele Worte zu verlieren brauche man über das Vergehen

des mißbräuch lichen Sprengstoffibesitzee (Art. 435 StGB. Gefängnis von einem bis zu fünf Jahren), das sei ausreichend erwiesen und außerdem habe Kerschbaumer gestanden. „Wie steht es nun mit dem Anschlag auf die Bar Ferrari, der in der Anklageschrift als Mordversuch an Ferrari und seiner Familie gewertet wird? Für mich ist es klar, daß Kersdubaumer den Auftrag zu diesem Anschlag gegeben und daß Oswald Kofler diesen Anschlag ausgeführt hat, aber hatten Kerschbaumer und Kofler die Absicht zu töten

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Volksbote
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Page 3 of 16
Date: 23.12.1963
Physical description: 16
er sich nicht in die Partei eingeschrieben habe, sagte Titscher, er habe gleich nach dem Kriege mittun wollen: „Nach fünf Jahren Krieg glaubten wir, ,es reicht’.“ Immer wieder be tonte der Angeklagte, daß es ihm bei seiner Zusammenarbeit mit Kerschbaumer darum gegangen sei, daß die Partei neuen Auftrieb bekomme. Zwei bis drei Monate nach der Wallfahrt, etwa Anfang April, habe ihm Kerschbaumer Flugzettel gebracht, die durch eine Vervielfältigungsmaschine abgezogen wa ren. Er (Titscher) habe sich gewundert

über die Anfangsbuchstaben „BAS“, mit denen die Flugzettel unterzeichnet waren. Dazu habe ihm Kerschbaumer gesagt, man müsse „etwas darunter schreiben, um dem Kind einen Na men zu geben“, dies sei ohne einen besonderen Sinn. Kerschbaumer habe ihn beauftragt, diese Flugzettel an „aufrechte Tiroler“ weiterzu geben. Er habe sie Kargruber und Forer aus gehändigt. Kargruber habe ihm später ein mal gesagt, er habe sie in einen Bach gewor fen. Von Forer wisse er nicht, was er damit Spuk in der Dimanlsdiludit Erzählung

und über die Forderungen nach einer Landesautonomie ohne das Tren- tino darzulegen versuchte. Im wesentlichen wiederholte er in diesem Zusammenhang, was Kerschbaumer bereits gesagt hatte. Seine „politische“ Zusammenarbeit mit Kerschbau mer — wie Titscher diese bezeichnete — habe Ende des Jahres 1957 begonnen. In einer Kriegsopfer- und Frontkämpferversammlung in Bozen sei festgestellt worden, daß die Poli tik der SVP „ziemlich lahm und schwach“ sei. Diese Versammlung bot den äußeren Anlaß, daß ihn Kerschbaumer

um die Weihnachtszeit zu sich einlud. Bei dieser Gelegenheit forderte Kerschbaumer ihn auf, mit ihm eine Wall fahrt nach Trens zu unternehmen. Bei dieser Wallfahrt, die zu Dreikönig 1958 stattland und zu der sich auch ein gewisser Karl (Karl Finatzer, wie sich heraussteilen sollte) ein fand, habe er (Titscher) zum erstenmal mit Kerschbaumer über Politik gesprochen. Da mals habe Kerschbaumer nur seine Unzu friedenheit über die politische Lage in Süd tirol un$ über die Haltung der Südtiroler Volkspartei zum Ausdruck

und gegen die italienische Gerichtsbarkeit, betont die Internationalisie rung des Problems, greift jene Südtiroler an, die durch ihre Haltung die Italianisierung des Landes unterstützen würden — enthält aber kein Wort von Selbstbestimmung oder An schluß. „Hauptsächlich aus Sensationsgier Bei einer anderen Gelegenheit, erzählte Titscher weiter, habe ihm Kerschbaumer eröffnet, diaß er für die Propagandatätigkeit aus eigener Tasche soviel Geld ausgegeben habe, daß er sich jetzt an andere Stellen um Hilfe wenden müsse

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Die neue Südtiroler Tageszeitung
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Page 11 of 16
Date: 01.12.2004
Physical description: 16
I m L a n d 1t „Man will BM Schrötter als Sündenbock darstellen“ Hermann Kerschbaumer stellt sich hinter den Algunder Bürgermeister Anton Schrötter, der jetzt wegen Kubaturverschiebungen vor Gericht steht. „Ich fordere auch das Venvaltungsgericht auf Stellung zu beziehen, wieso es die Verfügung von Dumwalder aufgehoben hat“, so Kerschbaumer. Von Christine Losso E r war es, der damals die Geschichte ins Rollen gebracht hat und er ist es jetzt erneut, der seine Stimme erhebt. Der Algunder Hermann

Kerschbaumer ist im Dorf und weit darüber hinaus als einer be kannt, der mit seiner seine Mei nung nicht hinterm Berg hält, auch mit dem Risiko, dass es einigen nicht passt. „Ich habe keinerlei politische Ambitionen und bin auch sonst von nieman den abhängig“, so Kerschbau mer, „deshalb kann ich es mir leisten, ab und zu auf Unge reimtheiten hinzuweisen.“ So hat der Immobilienmakler im Sommer 2002 via Tageszeitung darauf „hingewiesen“, dass es in Algund zwecks Baugenehmigun gen und Kubaturverlegungen

den in Verlegenheit brachte. In der Tat ging es hauptsächlich um eine Kubaturverschiebung eines Stadels in Oberplars bis ans andere Ende des Ortes. Und dieser Stadel gehörte ausgerech net Vizebürgermeister Josef Gam- per. So wurden aus jenem kleinen Stadel wie aus Zauberhand zwei Luxusbungalows. Kerschbaumer sprach von Bauspekulation und ganz Unrecht dürfte er damit nicht gehabt haben. „Ich finde es nicht richtig, dass man heute Bürgermeister Anton Schrötter als alleinigen Sünden bock darstellt und ihn geradezu

fertig macht“, springt Kersch baumer nun für diesen in die Bre sche. Immerhin habe ein Bürger meister Tausend Dinge zu tun, damals könnte er auch in gutem Glauben unterschrieben haben. Dass Schrötter nun alleine dafür verantwortlich gemacht werde, sei ein Armutszeugnis der Ge meinde. „Ich bin damals schon zu Hermann Kerschbaumer: Vizebürqermeister Josef Gamper ist der Hauptschuldige der Kubaturschieberei Vizebürgermeister Gamper und habe ihn gefragt, was er sich dabei gedacht hat“, die Antwort stehe

bis heute aus, so Kersch baumer. Er ärgert sich, dass von Gamper heute niemand mehr redet, schließlich sei er es gewe sen, der den Stein mit seiner eigenen Kubaturmauschelei ins Rollen gebracht habe. Kerschbaumer fordert auch das Verwaltungsgericht auf, „Stel lung zu beziehen, warum es die Verfügung des Landeshauptman nes aufgehoben hat“. Der Lan deshauptmann habe nämlich gleich zu Beginn der Geschichte eine Abbruchverfügung unter- sch -ieben, die vom Verwaltungs- ger.cht ziemlich schnell

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Volksbote
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Page 4 of 12
Date: 23.01.1964
Physical description: 12
wir uns nach einer Wahl versammlung in Neumarkt. Im Laufe des Gespräches sagte mir Finatzer, daß er mit der Tätigkeit der Partei nicht einverstanden sei, da 9ie sich zu wenig für die Interessen Südtirols einsetze. Auch ich war der Mei nung, daß .frische Elemente' in dde Partei kommen müßten.“ lim übrigen sei weder von Propagandiaaktionen durch Flugizettel noch von Gewaltakten die Rede gewesen. Präsident: „Wann haben Sie Kerschbaumer kennengelernt?“ Gutmann: „Ich gllauibe, daß es Ende 1959 oder Anfang 1960

war. Bei unserem ersten Zusammentreffen sagte mir Kerschbaumer, daß ich Finatzer nach Möglichkeit aus dem Wege gehen solle, weil er zu viel schwatze. Ferner lud er mich ein, ihn (Kerschbaumer) einmal in Frangart zu besuchen. Als ich sagte, daß ich wohl kaum Zeit dazu finden würde, erbot er sich, mich noch einmal ln Tramin zu besuchen." Das nächste Mal sei er dann im Frühjahr oder Sommer I960 wieder gekommen und habe sich mit ihm wieder über politische Fragen unterhalten. Präsident: „Waren Sie mit. Kerschbaumer

mich auch wieder ein, nach Frangart zu kommen, jedoch mußte ich wie der ablehnen, weil ich infolge dar vielen Arbeit keine Zeit dazu fand. Außerdem war es für mich schwierig, größere Strecken zu- rückzülegen, da ich kein eigenes Verkehrs mittel besaß und ein Stück außerhalb des Dorfes wohne. Da gab mir Kerschbaumer 250.000 Lire, damit ich mir, wie er sagte, ein Fahrzeug kaufen und ihn öfters in Fran gart besuchen könne. Ich dankte und ver sprach ihm, die Summe so schnell wie mög lich zuiückzuzaihlen. Er meinte

, daß dies nicht so wichtig sei, darüber könnten wir später reden.“ Auf eine Zwischenfrage des Präsidenten, ob der Angeklagte wußte, daß Kerschbau mer das Geld von Pfaundler erhalten hatte, antwortete dieser, daß er Überhaupt nicht davon in Kenntnis gewesen sei, daß Kersch baumer mit Ausländern in Verbindung stand. Auch habe er davon nichts gewußt, daß Kerschbaumer an verschiedene Exponenten der SVP Briefe schrieb. Gutmann gab im weiteren Verlaufe seiner Einvernahme an, daß er von da an Kersch baumer niemals mehr

getroffen habe. „Ich wollte erst zu ihm hingehen, sobald ich das Geld beisammen hatte“, meinte der Ange klagte. Er habe schon damals, als er von Kerschbaumer das Geld bekam, diesem erklärt, daß er nicht zu Sprengstoffanschlä- gen bereit wäre. Präsident: „Was sagen Sie zu ihren Aus sagen vor den Carabinieri?“ Gutmann:' „Meine Aussagen vor den Cara binieri.muß ich widerrufen, denn ich- wurde nicht nur mißhandelt, sondern gefoltert. Das muß einer mitgemacht haben, um es zu ver stehen.“ Präsident: „Stimmt

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Die neue Südtiroler Tageszeitung
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Page 2 of 20
Date: 25.06.2005
Physical description: 20
ein Vorteil des Senders Bozen, der gesellschaftlichen Gruppen Stimme und Büd gibt“ Die Hauptdarsteller in dem Film beitrag waren der 34-jährige Grafiker Waldemar Kersehbau- mer und der 43-jährige Schmuck designer Gian Luca Bartellone, die seit knapp elf Jahren ein Paar sind. „Ich war selbst erstaunt“, so bekennt Kerschbaumer, „dass der Sender Bozen sich getraut hat einen Filmbeitrag über schwule Paare zu machen“. Als der Sender Bozen sie kontak tierte, waren Waldemar Kersch baumer und Gian Luca Bartello

ne zunächst wenig überzeugt „Die wollten eine schwule Familie herzeigen, eigentlich ein Nicht- Thema, da ein schwules Pärchen nicht anders lebt, als Hetero-Paa re“, sagt Kerschbaumer. Schluss endlich hätten er und sein Part ner doch eingewilligt „Die Chan ce, über den Sender Bozen das letzte Tal und den höchsten Bau ernhof zu erreichen und dieses Thema hineinzutragen, war doch sehr reizvoll“, so Kerschbaumer. Und so stellten sich der Grafiker und sein Schmuckdesigner eben vor die RAI-Kameras und spiel ten

die nette schwule Familie. Der eine saugte herrlich Staub, der andere wusch das Geschirr Und zum Entsetzen der jetzigen Kritiker teilten Waldemar Kerschbaumer und Gian Luca Bartellone warme Seitenhiebe aus. Was sei schon dabei, so die Botschaft Kerschbaumers im Sender Bozen, „ich kenne ja auch Schwulen-Paar Waldemar Kerschbaumer und / Gian Luca Bartellone: „Es gibt viele schwule Pfarrer und Bauern“ viele schwule Priester und Bau ern“. Damit hatte sich Waldemar Kerschbaumer auf ein Minenfeld gegeben

. Schwule Pfaffen - das ginge ja noch. Die gibt es. Man redet nicht darüber. Aber schwu le Bauern? Landwirte die - um ein altes Klischee zu bedienen -, die sich einen knackigen tschechi schen Obstklauber vom , Baum herunterholen oder über un schuldige Erdäpfelklauber Ver fallen? - Nein, das darf nicht sein. Ein Wunder, dass Georg Mayr noch keine außerordentliche Voll versammlung des Südtiroler Bauernbundes einberufen hat „Ich war mir sicher“, erzählt Wal demar Kerschbaumer, „dass die ser Satz

herausgeschnitten wird.“ Und dass der RAI-Koordi- nator. mm von Anrufern bombar diert wird, damit hat Kerschbau mer gerechnet. Waldemar Kerschbaumer und seinem Partner sind die Polemi ken egaL Sie leben ihr Schwul sein seit jeher offen aus. „Wenn ich selbstbewusst auftrete, habe ich nie Probleme, dieses Auftreten schreckt höchstens unsichere und unstabile Heteromänner zurück“, erzählt er. Vor zehn Jahren seien er und sein Partner einmal von ei- der adoptieren können. „Wären wir in Spanien“, so Waldemar ker

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Volksbote
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Page 2 of 12
Date: 16.01.1964
Physical description: 12
jeder Woche stattfinden wird. Sepp Kerschbaumer hatte nämlich er sucht, daß die Verhandlung bis Freitag abend jeder Woche fortgesetzt werden soll. Als erster Angeklagter wurde Alois Hauser aus Kurtatsch vernommen. Der heute 32jährige Angeklagte wurde am 18. Juli 1961 verhaftet. Der Untersuchungs richter klassifiziert ihn als „treibende Kraft und einen der Rädelsführer der Organisation“. Vor allem wird ihm vorgeworfen, bei der Be schaffung des Sprengstoffes eine der Haupt rollen gespielt

zu haben. Den Ermittlungen des Untersuchungsrich ters zufolge hat sich Hauser in den Jahren 1959 bis 1961 insgesamt drei Sprengstofflager ange legt, eines davon in einem Grabe des Fried hofes von Kurtatsch. Die Verbindung zwischen Kerschbaumer und Hauser sei durch den An geklagten Villgratner hergestellt worden. Dem Angeklagten Hauser wird in der An klageschrift weiter vorgeworfen, daß er mit Kurt Welser in Verbindung gestanden sei und daß ihm von diesem Dynamitkerzen und Zeit zünder geliefert worden seien, in deren

des Straßenverkehrs“ gewerteten Tat beteiligt gewesen zu sein. Nach seinen Beziehungen zu Villgratner be fragt, erklärte der Angeklagte, daß er diesen aus beruflichen Gründen kennengelernt habe. Das seinerzeitige „Geständnis“, er habe auf Anraten Villgratners eine italienische Fahne verbrannt, sei auf die von ihm erlittenen schweren Mißhandlungen zurückzuführen. Auf die Frage des Präsidenten, warum er mit Kerschbaumer ein Losungswort vereinbart habe, da er Kerschbaumer seiner jetzigen Aussage zufolge

(im Gegensatz zur früheren) gekannt habe, antwortete der Angeklagte, daß es sich dabei um eine Vorkehrung gehan delt habe für den Fall, daß einer von ihnen nicht persönlich hätte erscheinen können. Im weiteren Verlauf der Einvernahme er klärte der Angeklagte, daß er Kerschbaumer später zufällig in Frangart wieder getroffen und daß ihn dieser um weitere Sprengstoff lieferungen ersucht habe. Seine Zusage sei erfolgt, obwohl er sich über die Verwendung des Sprengstoffes genau im klaren gewesen sei. Allerdings

die Sprengstoffanschläge in Südtirol ausführ ten, in Verbindung zu setzen, um ihm (Dok tor Brugger) dann über deren Absichten zu berichten. Der Anklageschrift zufolge habe Villgratner den Angeklagten Kerschbaumer mit dem ebenfalls angeklagten Hauser in Ver bindung gesetzt und die angeblichen Spreng stofflieferungen Hausers an Kerschbaumer vorbereitet. Villgratner habe, so fährt Dok tor Martin in seinem Untersuchungsurteil fort, nicht nur von den von Kerschbaumer und seiner Gruppe ausgeführten Anschlägen ge wußt

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Dolomiten
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Page 2 of 16
Date: 18.12.1963
Physical description: 16
Seite 2 Dolomiten“ Mittwoch, den 18. Dezember 1963 — Nr. 290 Mlttw stattgefunden hat) die Gelegenheit gehabt habe, mit Carli zu sprechen. Kerschbaumer antwortete auf diese Frage, wie auch auf viele andere, nicht einfach mit Ja oder Nein, son dern bat den Präsidenten, sein Verhältnis zu Carli von Grund auf erklären zu dürfen. Dr. Slmonetti gewährte ihm . geme diesen Wunsch. Kerschbaumer führte wörtlich aus: „Ich habe bereit» gestern meine Beziehungen zu Carli bis zu dem Zeitpunkt geschildert

, an dem es zum Bruch zwischen mir und Pfaundler ge kommen war. Von dieser Zeit an hat sich auch Anschläge in der Herz-Jesu Nun kam der Präsident auf die als „Feuer nacht“ bekannte Nacht des Herz-Jesu-Sonn- tags 1961 zu sprechen. Kerschbaumer gab auf die diesbezüglichen Fragen des Präsidenten einen umfassenden Bericht: „Ich sah allmäh lich ein, daß unsere kleinen Aktionen wenig oder gar keinen Erfolg hatten. Ich besprach also mit Carli die Möglichkeit, eine größere Sache durchzuführen. Dabei wollten wir den Umstand

habe ich Pfaundler überlassen. Dieser legte schließlich das Datum auf die Herz-Jesu-Nacht (Nacht vom 11. auf 12. Juni 1961) fest.“ Auf eine Zwischenfrage des Präsidenten Slmonetti, ob Kerschbautner gewußt habe, daß auch Oesterreicher und Deutsche an der ge planten Aktion teilnehmen würden, antwor tete Kerschbaumer, „daß er sich das erwartet habe, weil er Carli selbst gebeten habe, für eine Teilnahme von Ausländern zu sorgen." Präsident: „Wieso haben Sie sich auch an Deutschland gewandt?" Kerschbaumer

: „Weil ich weiß, daß die Bayern uns Tirolern gut gesinnt sind.“ Nun richtete der Präsident an Kerschbau mer die entscheidende Frage, was er und seine Gruppe in jener Herz-Jesu-Nacht ge macht hätten. Kerschbaumer: „Eigentlich gar nichts.“ Präsident: „Haben Sie : sich Vorbehalten, mit Ihrer Gruppe zu einem späteren Zeitpunkt in Aktion zu treten?“ Kerschbaumer: „Ja.“ Präsident: „Zu welchem Zeitpunkt?“ Kerschbaumer: „Daran erinnere idi mich nicht mehr.“ Präsident: „Haben Sie die Leitung der At- ten'.ato

in der Herz-Jesu-Nacht inne gehabt?" Kerschbaumer: „Nein. Die Leute, die die da maligen Anschläge ausführten, gehörten ja nicht zu meiner Gruppe. Ich wollte nur die Verantwortung dafür übernehmen.“ Des weiteren richtete Dr. Slmonetti an Kerschbaumer die Frage, warum gerade die Herz-Jesu-Nacht für die Anschläge vorge sehen worden sei. Kerschbaumer erklärte zu nächst, daß keine bestimmten Gründe dafür vorhanden gewesen seien. Auf eine weitere Frage des Präsidenten gab er dann aller dings zu, der Umstand

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Südtiroler Nachrichten
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Page 7 of 8
Date: 05.07.1964
Physical description: 8
mungsrecht aber seien weder illegal noch ein kriminelles Vergehen. Die Forderung nach Selbstbestimmung sei im internationalen Recht verankert — „und im übrigen ist es ein Faktum, daß die Teilung Tirols eine Un gerechtigkeit darstellt”, sagte der Verteidiger. In seinem Schlußwort wandte sich Prof. Nuvolone besonders an die Geschworenen. Kerschbaumer und seine Leute seien sicher keine Nazis und Faschisten, wie behauptet werde, und Kerschbaumer habe sich im Ge genteil gegen einen von Faschismus

werden ... Als zweiter Verteidiger kam der bekannte Südtiroler Rechtsanwalt Dr. Nicolussi-Leck zu Wort, der u. a. Kerschbaumer verteidigt. Der Anwalt schilderte die Persönlichkeit Kerschbaumers und hob unter anderem her vor, daß sein Mandant es abgelehnt habe, italienische Entlastungszeugen für sich nomi nieren zu lassen. Kerschbaumer habe damals gesagt: „Wenn ich meinen italienischen Nach barn Gutes getan habe, so tat ich das, weil dies meine moralische und christliche Pflicht ist, jenen zu helfen, die der Hilfe

bedürfen. Doch ich wünsche nicht, daß man diese als Zeugen zitiert, weil die Rechte nicht wissen darf, was die Linke tat. . .”. Dr. Nicolussi-Leck versuchte sodann, den Geschworenen die seelische Situation des ein fachen, gradlinigen Mannes Kerschbaumer verständlich zu machen. Als man die Neun zehnerkommission einsetzte, als die Südtiroler die UNO anriefen und die große Kundgebung auf Schloß Sigmundskron abhielten, habe Kerschbaumer zur Feder gegriffen und an Pfarrer, Bürgermeister, an Südtiroler

und an italienische Politiker Briefe geschrieben, die er mit seinem vollen Namen Unterzeichnete. Er sprach darin die Befürchtung aus, die Süd tiroler Politiker könnten mit der Zeit majori- siert werden und seine Söhne in vielleicht nicht allzu ferner Zukunft in ihrer ange stammten Heimat nicht mehr die ihnen ver fassungsmäßigen Rechte genießen. „Das Dynamit macht Krach ...” Kerschbaumer habe diese Gedanken immer wieder geäußert. Erst als er überall auf taube Ohren stieß, habe er beschlossen

, sich mit Dynamitanschlägen Gehör zu verschaffen. „Das Dynamit macht Krach und weckt jene auf, die träumen und nicht hören wollen”, versuchte der Anwalt die Gedankengänge sei- nens Mandanten zu verdolmetschen. Um zu verstehen, warum Kerschbaumer zu Gewaltmitteln gegriffen habe, müsse man die geschichtliche und politische Entwicklung in der Provinz Bozen betrachten. „Wurden die 14 "Punkte von Wilson in Südtirol angewen det?” fragte der Rechtsanwalt in seinem Plä doyer. „Wurden die Versprechungen des Kö nigs eingelöst

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Volksbote
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Page 4 of 16
Date: 23.12.1963
Physical description: 16
Seite 4 »9 Volksbote“ Montag, den 23. Dezember 1963 Kerschbaumer seien hauptsächlich geschäft licher Natur gewesen. Erst kurz nach der sogenannten „Feuernacht“ habe er erfahren, daß Kerschbaumer für Anschiäige verant wortlich sei. Bei Angeklagte gesteht den Anschlag Sehr ausführlich war Petenmaier, als ihn Präsident Simonetti nach den Anschlag auf den Hochspannungsmast von Frangart als den einzigen Anschlag, der ihm unmittelbar zur Last gelegt wird, befragte. Der Ange klagte hatte bereits

in der Voruntersuchung den Anschlag zugegeben. Jetzt bestätigte er seine seinerzeitigen Aussagen vor dem Ge richtshof. Er habe die Sprengkapseln am 18. Juni 1961. also eine Woche nach der „Feuernacht“, von Kerschbaumer mit dem Vorschlag erhalten, einen Hochspannungs mast in die Luft zu jagen. Auf die Zwischen frage des Präsidenten, ob es sich tatsächlich um einen Vorschlag oder, vielmehr um einen regelrechten Auftrag gehandelt habe, sagte der Angeklagte, daß es sich nur um einen Vorschlag gehandelt

habe. „Wenn mir Kerschbaumer einen Auftrag dazu gegeben hätte, so würde ich ihm wahrscheinlich ge antwortet haben: Du kannst mich gern haben!“ Diese Erwiderung rief im Gerichts saal allgemeine Heiterkeit hervor. Peter maier fuhr dann fort, daß ihm Kerschbaumer die Wahl des zu sprengenden Mastes frei überlassen habe. Bei dieser Wahl, so habe ihm Kerschbaumer gesagt, müsse er aber darauf bedacht sein, kein Menschenleben in Gefahr zu bringen. Präsident: „Haben Sie diese Empfehlung Kerschbaumers auch befolgt

des Hochverrates und der politischen Verschwörung muß sich Roner im besonderen für den ihm zur Last gelegten Anschlag auf einen Hochspannungs mast und mißbräuchlichen Sprengstoffbesitz verantworten. Er wurde am 16. Juli 1961 ver haftet. Nach der Herkunft des Explosivstoffes be fragt, antwortete der Angeklagte, der wäh rend der Einvernahme den Eindruck eines sehr schüchternen Burschen machte, daß er diesen im Frühjahr 1961 von Kerschbaumer erhalten habe. Einige Tage bevor er den An schlag

auf den Hochspannungsmast verübte, hatte er von Kerschbaumer auch einen „ex plodierenden Bleistift“ erhalten. Die Frage des Vorsitzenden, nb er auch Flugzettel er halten und verteilt habe, bejahte Roner. Er habe die Flugzettel jedoch nicht gelesen. Präsident: „Wann hat Ihnen Kerschbaumer den Befehl gegeben, den Leitungsmast zu sprengen?“ „Waium soll ich spiengen?” Roner: „Kerschbaumer hat mich gefragt, ob ich nicht einen .Ständer' sprengen möchte. Ich fragte ihn, warum ich das tun solle. Kersch baumer antwortete

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Dolomiten
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Page 2 of 16
Date: 17.12.1963
Physical description: 16
I v. Seite 2 Dolomiten Dienstag, den 17. Dezember 1963 — Nr. 289 Dien * (Fortsetzung von Seite 1) Präsident: „Haben Sie Kontakte mit Dr. Sta- nek gehabt?“ Kerschbaumer:. „Nur innerhalb der Partei, wie zum Beispiel bet Wahlen, niemals aber privat.“ In einer weiteren Frage wollte der Gerichts- Vorsitzende wissen, ob Kerschbaumer damals die Kandidatur Staneks unterstützt habe. Kerschbaumer verneinte dies sehr entschie den. Seiner Ansicht nach sollte Dr. Stanek Sekretär der SVP bleiben

. Nach einer kurzen Intervention des Vertei digers Dr. Staneks, Dr. Roland Rlz, der präzi sieren und klarstellen wellte, daß zwischen Kerschbaumer und Dr. Stanek nur ganz ge ringe Kontakte innerhalb .der Partei, die kei neswegs privaten Charakter hatten, gegeben habe, stellte Präsident Simonetti an Kersch baumer die Frage: „Geben Sie zu, eine füh rende Stellung Innerhalb der Terroristen organisation innegehabt zu haben?“ Kerschbaumer: „Um in diesem Punkte ge nau zu sein, muß ich sagen

, daß alles von mir ausgegangen ist und daß kein anderer dafür verantwortlich gemacht werden kann.“ Die Herkanft des Sprengstoffes Die nächste Frage, die der Gerichtsvorsit zende an Kerschbrumer stellte, bezog sich auf die Herkunft des Sprengstoffes. Kerschbaumer gab an, daß er einen Teil vom Angeklagten Luis Hauser erhalten habe, der übrige sei aus Oesterreich gekommen. Auf die Frage Dr. Si- monettis, wo er den Sprengstoff verwahrt habe, daß er von allem Anfang an Wert dar auf gelegt habe, möglichst viele kleinere

Sprengstofflager anzulegcn: „Die Hauptsache war die Beschaffung und die richtige Ver teilung des Sprengstoffes. Für die Ausführung der Attentate selbst genügten wenige Leute.“ Das Recht auf Gebrauch der Muttersprache bei Gericht Einen kleinen Zwischenfall gab es, als Kerschbaumer auf eine Frage des Präsidenten gleich auf Italienisch antwortete, ohne die deutsche Uebersefzung abzuwarten. Einer der Anwälte der Zivilparteien beantragte darauf hin, daß Kerschbaumer in italienischer Sprache verhört werden solle

, da er durch diese Ant wort bewiesen habe, daß er Italienisch ver stehe. Darauf richtete Dr, Simonetti an Kerschbaumer die Frage, ob er genügend verstehe, um bei der "Einvernahme in italie nischer Sprache gehört zu werden. Der An geklagte antwortete, daß- er zwar Italienisch verstehe, daß aber seine- Italienischkenntnisse nicht für eine Gerichtsverhandlung genügten. Der Präsident schlug Kèrschbaumer vor, daß er auf jene Fragen, die er auf italienisch verstehe, gleich auf Deutsch antworten solle, damit Zeit erspart

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Books
Category:
Sports, Games
Year:
1903
Dolomit-Alpen, Karnische Alpen, Südöstliche Kalkalpen.- (¬Der¬ Hochtourist in den Ostalpen ; 3)
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Page 209 of 315
Author: Purtscheller, Ludwig ; Heß, Heinrich / von L. Purtscheller und H. Hess
Place: Leipzig [u.a.]
Publisher: Bibliogr. Inst.
Physical description: VIII, 296 S. : Ill., Kt.. - 3. Aufl.
Language: Deutsch
Notations: Meyers Reisebücher. - Aufnahme nach der dreibändigen Ausg.
Subject heading: g.Ostalpen ; s.Bergwandern ; f.Führer
Location mark: I 103.471/3
Intern ID: 162700
traversierend,. durch einen Kamin hinab und über steiles Geschröfe auf Pfadspuren zum (Vst St.) Gipfel. — Wer. die Kerschbaumer Al/pe (1832 m; 4 St. von Lienz) als Nachtquartier be nutzen will, was bequemer, aber weiter ist, bleibt auf dem. gerade südl. 0.) emporziehenden Pfad, hat aber dann das zuletzt völlig Verschüttete Tal bis zu den Wänden des Kreuzkofelmassivs zu ver folgen, dann r. das (D/a St.) HaUebachtörl (2480 na) zu überschreiten und wie oben zur (1 1 /4 St.) Linder - Hülle an zusteigen

. 16) Kreuzkofel (2695 m), ein 'brei tes, stark zerrissenes Felsgerliste, we niger gut zugänglich und schwieriger als der Spitzkofel. Aussicht sehr schon, — Literatur: F. Q-roh vicnm, Mt. d. ÖAV 1864, 8. 306. — A. v. Schmicl, Mt. d. DÖAV 1883, S. 142. — A. Von der Kerschbaumer Alpe (s. oben) über die Bimbachlücke zwischen Kreuzkofel und Eisenschufi und auf der SW.-Seite de.§ Kammes in Windungen auf und ab zur (ca. 3V a St.) Spitze. — i( B, (kür zester und bester Weg). Uber das Hallebachtörl

St. von der Kerschbaumer Alpe, 2 St. von der Linder-Hütte). — C. Von der Kerschbaumer Alpe bis nahe an das Hallebachtörl (s. oben), dann Einstieg r. nördl. vom scharfen Rii, der in das Schuttkar herabzieht, und über die r. vom. höchsten. Gipfel herabziehende Rinne, die oben in einer kleinen Scharte endigt (3 St.). 17) VTelttalapitze (2554 in), auch Breitleiten genannt, beschwerlich, aber sehr lohnend; erste touristische Er steigung durch L. Proehmka 17.', Äug, 1898. — Von der Kerschbaumer Alpe

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