315 Tie Katharina sagte ja, ohne sich zu besinnen, ebenfalls in der festen Hoffnung, dem Remigi einen Tort anzutun. Also der schönste Hof in Breitnach ward doch noch ihr eigen! Sie ging dem Alten um den Bart mit süßen Redensarten und hundert Versicherungen, wie sie ihn pflegen wolle und ihm alles Böse vergessen machen, das er erlebt. Ja, als sie ihm näher rückte und ihm recht schön tat, da konnte es einen wunder nehmen, wie gern die Maid den mürrischen Alten mit dem breiten, grauen Gesicht
hatte. Ec aber stieß sie fast unsanft zurück: „Ist nit notwendig. Zum Scharmuzieren bin ich zu alt. Und du nimmst mich nit wegen mir, sondern wegen meinem Hof. Es braucht's keine Lug'." Tie Katharina merkte nun, wie sie ihn behandeln müsse. Grober Schmeichelei^ war er nicht zugänglich, — dazu war er zu gerieben und zu mißtrauisch. Ganz fein mußte sie ihn nehmen, es ihm behaglich machen, ohne daß er es merkte, und zugleich für ihn unentbehrlich werden. So bald es anging, wurde die Hochzeit gefeiert
, und die Katharina zog ein auf dem Hof ob der Linden. Raub war der Winter und warm die Stube. „Ach", klagte die Katharina, den Faden netzend, da sie gerade beim Spinnen war, „wie schlecht werden doch die jungen Leut'! Ja, ja! Jetzt der Remigi — wie dankt er dir all deine Lieb' und Sorg'! Davonlaufen tut er und sich herumtreiben." Ter Alte knurrte und paffte eine dicke Dampfwolke an die Stubendecke. „Ja", fuhr sie unbeirrt fort, „und wo man nie weiß, wie lang man die Eltern hat. Könnt' sein, was der liebe Gott
, und der Remigi hat das Nachsehen. Wenn nit. . . no, du wirst es ja erleben, ich red' nit darüber!" „Ja, ja", meinte die Katharina, hochrot bis über die Ohren, „es ist nur, daß du es auch bei Zeiten schriftlich machst, du lieber Gott, man kann nie wissen, und sicher ist sicher!" „Hab' keine Angst", sagte der Bur, „siebenzig Jahr' ist kein Alter, die Wendrichs werden bis neunzig alt. die hab«r ein Leben wie eine Katz', ja, wie eine Katz'!" „Tas ist gut", sprach die Katharina, fieberhaft das Rädlein tretend
und noch mehr errötend, „dann ist ja alles in Ordnung." „Und von dem Remigi schwätz' du nie mehr mit mir," setzte er langsam und schwerfällig hinzu. Tas war im Winter. Zu der Zeit der ersten Schneeschmelze fing der Wendrich an, zu husten. Wieder jammerte die Katharina und beklagte ihr hartes Los, falls ihm etwas zustoße. „Hab' keine Angst, das ist ein Gesundheitshusten, mir ist sau wohl," tröstete er sie mit beißendem Spott. Allgemach ward sie deutlicher. Aus dem schmeichlerischen Trauer ton verfiel