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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Page 5 of 8
Date: 26.06.1922
Physical description: 8
stattfind, zu der Mitteilung, daß die Un- 171 Pelle der Eroberer. Roman von Martin Andersen Nexö, Ader wie sah es nur einmal in Gutsbesitzer Kongs- j Lnqis großen Sälen aus? Da lag wohl da? Geld auf dem bloßen Fußboden, das Gold für sich und das Sil- ; der für sich; und mitten in jedem Haufen stand ein Scheffelmaß! Was bedeutete das Wort zweckdienlich, das der Verwalter benutzte, wenn er mit dem Großbauern sprach? und warum gebrauchten die Knechte .das Wort ' Schwedisch als Schimpfwort gegeneinander

, aber wie konnte nur Eisen schwimmen, es war doch so schwer? Das Wasser in der See mußte stark sein, denn im Teich sank dos Esten sofort auf den Grund. Ganz in der Mitte war der Teich grundlos, da sank man dann also weiter bis in alle Ewigkeit! Der ( alte Dachdecker hatte in seiner Jugend über hundert Klafter Stricke mit einem Anker daran hinabgesenkt, um einen Eimer herauszuholen, aber er gelangte niemals auf den Grund. Und als er den Strick wieder in die Höhe ziehen wollte, war da tief umen

, weil sie die Grundlage selber für alles Dasein war — Vater Lasse. Er war ganz ein fach >da, stand wie eine feste Mauer hinter allent, was man unternahm. Er war die eigentliche Vorsehung, die letzte große Zuflucht in Gutem wie in Bösem; er konnte alles, was er wollte — Vater Lasse war allmächtig. Und dann war da ein natürlicher Mittelpunkt in der Welt: Pelle selber. Um ihn mußte sich alles scharen, jedes Ding war um seinetwillen da — damit er damit spielen, sich davor grauen oder es für eine große Zukunft beiseite

legen konnte. Selbst die ferneren Bäume, Häuser und Steine in der Landschaft, denen er nie nahe gekommen war, nahmen Stellung ihm gegenüber, entweder freund lich gesonnen oder als Feinde. Und das Verhältnis mußte genau erwogen werden für jeden neuen Gegenstand, der in feine Sphäre hineingeriet. Klein war feine Welt, er hatte erst gerade angefangsn, sie sich zu schaffen. Eine gute Armlänge nach allen Sei ten hin war einigermaßen festes Land, draußen trieb die rohe Materie, das Chaos. Aber Pelle fand

; sie, waren wie ein Maschinenschlund, in den sich die Ma terie unablässig in wirbelnden Einzelteilen hrneinstürzte. Und in den Strudel hinter ihnen gerieten andere und wieder andere hinein — das ganze Weltall war auf der Wanderung zu ihm hin begriffen. Zwanzig neue Dinge in der Sekunde formte Pelle und schob sie von sich ab. Die Erde wuchs unter ihm zu einer .Welt, die reich war an Spannung und grotesken Formen, Unheimlichkeiten und den alltäglichsten Dingen. Er be wegte sich unsicher darin, denn da war beständig

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Page 6 of 8
Date: 03.07.1922
Physical description: 8
! Da mit ist gerichtsordnungsgemäß festgestellt, wo die Ver leumder und Lügner sitzen, und daß der vom Bischof Suppe. Die Leute sprachen mit zwei Zungen, Vater Lasse war der einzige, der dos nicht tat. Pelle ward aufmerksam auf sein eigenes Gesicht. Das >Gesicht sprach: daher erging es ihm übel, wenn er sich mit einer kleinen Notlüge herumdrücken wollte, um sich einer Tracht Prügel zu entziehen. Und das Gesicht war an dem heutigen Unglück schuld — wenn man sich freute, mußte man es nicht Zeigen. Er hatte die Gefahr entdeckt, die darin lag

. Es durchzuckte sein Blut, krank vor Wut. Die Teufel — die vermaledeiten Sa tans — die! — Plötzlich stieß er Gustav mit dem Fuß gegen das Dein. „Hallo! Er stößt!" ries Gustav und hob ihn in die Lust empor. „Wollt ihr den alten Satan aus Smaa- land sehen! Bei ihm is eben Umzugstag gewesen, er hat den Hindern in das Gesicht 'rausgerückt!" — Er zeigte Pelles dicke Wangen. Pelle bemühte sich, sein Gesicht mit den Armen zu verdecken, und stieß mit den Füßen, um herunterzukommen: er machte auch einen Versuch

Priester erhoben werden kann. Nach genauester Untersuchung des Falles erklär« ich als fein Oberer, indem ich vollständig für meinen Pater ein stehe, daß keine Änzige Anschuldigung auf Wahrheil be ruht, mit Ausnahme der letzten, daß nämlich einig« Km. der nochmals beichten gingen, aber nicht, wie es dos Blatt begründet, sondern weil sie erklärten, sie seien nicht absolviert worden. Ich erkläre hiemit den ganzen Artikel als eine gemeine Verleumdung. Es ist leicht, in solcher Weise das heikelste Sakrament

, wenn man seinen Sinn offen daliegen ließ; und fein kleiner Organismus machte sich rastlos daran, harte Haut abzusondern, um sie über di« edleren Teile zu ziehen. Nach dem Abendessen trabten sie über di« Felder von dannen, Hand in Hand wie immer. Sonst ging Pelle der Mund unaufhörlich, wenn sie allein zusammen waren, aber heute abend war er stiller; die Begebenheit des Nach mittags faß ihm noch in den Gliedern und der Besuch erfüllte ihn mit feierlicher Spannung. Lasse hatte ein rotes Bündel in der Hand, darin

war eine Masche mit Süßem — Likör aus schwarzen Johannisbeeren —, di« ihnen Per Olfen gestern m der Stadt gekauft hatte, ais er dort war, um sich loszuschwören-. Sechsundsechzig Oere hatte sie gekostet, und Pelle ging im Gedanken versunken einher und überlegte, ob es wohl anging oder nicht. „Vater, darf ich sie nich' mal tragen?" fragte er endlich. „Bist du verrückt. Jung'? — Ich glaub', du träumst — das is teure Ware! Du könntest di« Flasch: ja fallen lassen." „Ich laß sie nich' fallen — kann ich denn nich

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Page 6 of 8
Date: 11.07.1922
Physical description: 8
sich der lange Ol« über seiner einen Hand; die Bluse war darum gewickelt, aber dos Blut tropft« durch den Stoff auf den Boden der Scheune. Er beugte sich weit vor und humpelt« herum, warf den Kör per auf di« Seit« und redete verständnisloses Zeug. Die Mägde standen bleich da und starrten ihn an. Die Knechte zankten sich, welches Hausmittel das beste zum Blutstillen sei — einer von ihnen kam mit einer Handvoll Spinnen geweb« vom Heuboden heruntergerutscht. Pelle ging hin und sah in di« Maschine hinein

, grün« Seife in ein Stück Papier zu füllen. „Siehst du, dies gibst du ihnen, das is das beste Haselfett. Das Geld kannst du selbst behalten." Pelle war nicht ganz geheuer bei der Regelung. «Ja, dann behalte ich das Geld solange/' sagte sie, — „uns beide sollen sie doch nich' zum Narren haben. Und trenn sieh du zu, wie du damit fertig wirst. Aber die Ohren mußt du ja steif halten." Er hielt sie auch wirklich steif, aber sie waren ihm tüch tig heiß. Die Knechte fluchten über den Verlust der fünf zig

Bewegurig erst im letzten Jahr« eingegliedert hoben. So der Verband der Güterbeamten mit mehr als und des Besitzes überdrüssig wurde, machte er sich daran, etwas anderes zu kaufen. Das Geld behielt er darum doch. Plötzlich konnte ihn di« wahnsinnige Furcht «rgrei» fen, daß das Geld weg sei; wenn er danach fühlte, war er doppelt froh. Pelle war mit einem Schlage Kapitalist geworden — durch eigne Tüchtigkeit —, und er wucherte gut mit sei nem Kapital. Er hatte sich schon alles gekauft

! Vorwärts! Halt! Vor wärts! Stopp! Komm! Prr! und Pelle zog den Baum rückwärts, fuhr weiter und hielt wieder an, bis das Ganze wieder schnurrte. Dann wußte er, daß der lange Ole in die Maschine hineinstopfte, während Per Olsen Futter abmaß — Ole war ein Tölpel, so schlecht wie er stopfte! Er war wieder gut in Gang gekommen und ging nun ruhig weiter, ohne die Ecke dort am Kuhstall aus den Augen zu lassen. Wenn Lasse da zum Vorschein kam und sich auf den Bauch klopfte, so bedeutete das, daß es bald

Mittagszeit war. Irgend etwas hinderte den Baum, die Pferde mußten alle Kraft anspannen, da sprang er mit einem Ruck über das unsichtbare Hindernis hinweg. Aus der Dresch scheune ertönte ein Schrei und ein vielstimmiges Halt! Die Pferde standen plötzlich still, und Pelle mußte den Baum packen, damit ihnen der nicht aus die Beine laufen sollte. Es währt« ein« Weil«, bis man herauskam und die Pferde hineinzog, so daß Pelle in die Scheune hinein kommen und sehen konnte, was da los war. Da drinnen wand

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Page 5 of 8
Date: 12.02.1923
Physical description: 8
; nichts — solange wir nicht unsere Parteigenossen hineingewählt haben!" riefe Pelle. „Gedenkt ihnen das jetzig bei den Wahlen, Kameraden! Wir müssen unsere Parteigenossen überall hineinwäh- len, eher haben ihre Uebergrifse kein Ende. Und j etzt müss en wsr^ zusamm e nsteh en und aushalten! deutschen Arbeiter beinhaltend, worin selbstver ständlich über die „verjudete Sozialdemokratie" losgedonnert wird. Die Nationalsozialisten kön nen sich solche Dinge schon leisten. Ihre Kassen, die von amerikanischen

sie jetzt noch denken mochten? Pelle sah sich im Kreise um und erschrak über ihren stummen Mut. Dieses drohende Schweigen durste nicht sein, wozu konnte es führen? Irgend etwas Ueberwältigenöes, das, sich nicht beherrschen ließ, schien ihrer steinharten Stummheit entspringen zu wollen! Er sprang auf einen Steinhaufen. „Kameraden?" rief ec mit mächtiger Stimme, „dies hier ist nur ein Uebergang — wie der Fuchs sagte, als sie ihm den Pelz abzogen! Die Kleider haben sie uns genommen und auch das meiste vom Essen

—- jetzt haltet ihr die ganze Zukunft in eurer Hand. Haltet jetzt aus, ruhig und besonnen! Und ihr werdet niemals vergessen werden, solange es Arbeiter auf Erden gibt! Dieser Winter wird der letzte sein, wenn wir nur ausharren, dahinter : liegt das Land, nach dem wir gewandert sind. — I Kameraden! — Durch uns wird es tagen!" : Pelle wußte selbst nicht, welche Worte- er sprach. Er fühlte nur, daß irgend etwas durch ihn redete — das Mächtigste, das niemals log. Es lag ein I leichter, prophetischer Klang

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Page 6 of 8
Date: 30.08.1922
Physical description: 8
. Damit sind Ae Differenzen beigelegt und ist im Interesse beider Telle .zu hoffen, daß fernerhin ein besseres Einvernehmen herr schen wird. ’ Lasse ließ den Strick aus der Hand fallen und fing an zu jammern, so traurig irrtb armselig war das Leben. Man verlor eine Feder und dann noch eine Feder. Schließlich stand man als Vogel ohne Federn im Dreck — alt und abgetan, ohne jede Hoffnung auf ein sorgenloses Aller. So fuhr er fort, haiblaut vor sich hinzujMmnern, und ,die Klage verschaffte ihm Linderung. Pelle erwiderte

nicht. Er Lachte nur an den Schimpf und die Schande, die über sie gekommen war, und fand keine Änderung. Am nächsten Morgen nahm er sei» Frühstück und ging wie gewöhnlich fort. Als er ober den halben Weg zu- rückgelegt hatte, verkroch er sich unter einem Dornbusch Dort lag er und grämte sich und fror, bis zu der Zeit, wo die Schule aus war. Dan ging er nach Haufe. Das wiederholte sich mehrere Tage. Dem Vater gegenüber war er stumm, fast feindselig. Lasse ging umher und jam merte, und Pelle hatte genug

an seinem eigenen zu tra gen. Me wanderten jeder in seiner Wett, und da war keine Mücke zwischen ihnen. Keiner hatte dem anderen ein gutes Wort zu sagen. ' Aber eines Tages, als Pelle st» nach Haus« geschlichen kam, empfing ihn Lass« mit strahlender Mene und schlot ternden Knien. „Was zum Teufel soll man trauern?" 'sagte er mit verschmitztem Gesicht und wandte Pelle seine zwinkernden Augen zu — zum erstenmal«, seitdem die jUnglücksbotschaft gekommen war. „Hier sieh mal, was ich mir für eine neue Braut

angeschafft habe — küß sie, Dunge!" Lasse holte eine Flasche Branntwein aus der Streu und hielt sie ihm hin. Pelle «stieß sie wütend von sich. Verschiedene Nachrichten. Was ist ein Haus heute wert? Darüber gibt das christ- ürhifoziale „Linzer Bolksbbrtt" in folgendem Inserat Auf schluß: „Schönes, zweistöckiges Haus in Linz, im bestell Dauzuftand (gebaut 1906-07), ist Umstände wegen sofort um 120.000 tschechische Kronen zu verkaufen. Nur direkte ernste Käufer wollen ihre Anfragen unter „Barzahlung

seinen Pa- triottsmlns. Ein guter Mh. Der Präsident der Interparlamentari schen Union, deren Kongreß zurzeit in Wien tagt, richtete anläßlich der Begrüßung der Tagung durch den Bundes. präfiAMten an Dr. Haimsch eine Ansprache, in der er u. a. auch beteuerte: Daß Men als Konferenzort gewählt wurde, «habe feinen Grund in der Anziehungskraft (nicht etwa der schlechten Valuta, wie der boshafte Leser sicher denkt. D. R.), die dos Ssterreichifche Volk sowie dos offene rmd wohlwollende Gemüt der Wiener Bevölkerung

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Page 6 of 8
Date: 09.06.1922
Physical description: 8
die Mütze vor den Leuten aus Steinhof tiefer ab als vor anderen. Dies alles hatte sich im Laufe der Jahre wohl ein we nig geändert, der ärgste Stachel war von dam Aber glauben abgefchliffen. Aber die böse Luft, die über Herrensitzen liegt — über allen großen Anhäufungen von dem, was >ben Vielen gehören sollte —, lag auch schwer über Steinhof. Es war das Urteil.des kleinen Mannes, feine einzige Rache für sich und die Seinen!. Lasse und Pelle witterten schnell die drückende Lust und sahen mit den halb

des internationalen Komitees vom Roten Kreuz auf dem unteren Hof zu schaffen — ihm lag noch immer der Klang im Ohr. Trübselig, ach, so trübselig war es mit diesem ewigen Frauenweinen, als fei ein Kind ge storben oder als säße «ine mit ihrer Schande da. Und was konnte da wohl zu weinen fein, wenn man einen Hof von mehreren hundert Morgen Land hatte und in dem großen Haus mit zwanzig Fenstern wohnte „Reichtum, dos ist eine Gabe von Gott. Doch Armut, das ist eine Belohnung. Wer den Reichtum hat, Hat das Leben oft

mit' der Mit- tagsarbeit im Stall fertig und ließ sich gute Zeit. Dies war nur etwas, was er dazwischen schob. Hin und wie der sah er freilich zu den hohen Fenstern empor ' und griff mit einem Ruck zu, aber die Müdigkeit war doch am stärksten; eine kleine Nachmittagsruhe hätte gut ge tan, aber er wagte es nicht. Es war still auf dem Hot. Pelle war nach denr Kaufmann gelaufen, um für die in der Küche etwas zu holen, alle Mannsleute waren am dem Felde, um die letz!« Sommersaat unterzupfllügen. Man war weit zurück

hatte ihn geschickt. „Bist du da, du fauler Polizeispion," murmelte Laste, als er den Eleven sah, „eines schönen Tages schlag' ich dich noch tot!" Aber er nahm die Mütze tief vor ihm ab Der lange Eleve ging über den Hof, ohne ihn anzusehen, und fing an, prit den Mädchen unten im Brauhaus zu schäkern. Dos ließ er hübsch bleiben, wenn die Knechte zu Hause waren — das Gespenst! Kongstrup trat da oben auf die Treppe hinaus, er blieb eine Weile stehen und sah nach dem Wetter, dann ging er aus den Kub- stall

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Page 5 of 8
Date: 15.12.1922
Physical description: 8
für 8 Wochen. Die Forderungen aus den gewährten Darlehen des Staates sowie auf Rückzahlung der Zuschüsse, falls die gestellten Bedingungen nicht eingehalten werden, genießen ein gesetzliches Pfandrecht an der j Liegenschaft, zu deren Verbesserung die Arbeiten j vorgenommen werden. Für die Entlohnung der ! Arbeiter sind die ortsüblichen, kollektivvertrag- j 1541 Pelle der Eroberer. Roman von Martin Andersen Rexö. „Ach, halt's Maul!" sagte der Alte gemütlich, sobald er Pelle erblickte. „Ach, halt's Maul

!" Er j stellte sich in der Tür ans, stand da und gluckste, j Pelle packte ihn beim Kragen. „Wo ist meine Sonn- ! tagshose?" fragte er empört. Die alte hatte Pichet- j nteier an, die neue, wo aber war die? Pichelmeier . sah ihn verständnislos an. Seine schlaffen Züge , arbeiteten unter dem Bestreben, irgend etwas auf- j ' zugraben. Plötzlich pfiff er. „Hose sagst du. Junge? ; Was, was? Hast du wirklich Hose gesagt? — Also j du fragst mich, wo deine Hose geblieben ist? Das i hattest du gleich sagen

können! Denn, siehst du, deine Bure — die hüb' ich ja — die bah' ich ja ver setzt!" ■ „Du hast meine gute Hose versetzt?" rief Pelle und ließ ihn entsetzt los. tz „Ja, bei Gott, das Hab' ich getan! Du kannst ja selbst sehen, daß du gar nicht so hitzig zu werden brauchst. — Denn mich kannst du doch nicht aus- ; fressen. — Das klart sich immer alles von selbst auf. Ja, das tut es. — Man muß sich bloß nicht ausregen!" I „Du bist ein Schuft von einem Dieb!" schrie Pelle. „Ja. das bist du!" ^„Nee, nee. Kamerad

, man immer ruhig Blut. Smrei dir man nicht die Lunge aus. Bei mir ist nichts zu holen. Pichelmeier ist ein ehrlicher Mann, will ich dir sagen. Hier kannst du selbst .sehen! Was willst du mir dafür gel>en. was?" Er hatte den Psandzettel aus der Tasche berausge- nommen und reichte ihn Pelle totbeleidigt. Pelle fingerte nervös an seinem Kragen herum; er war ganz außer sich vor Wut. Aber was konnte das nützen? Und nun kamen Hanne und ihre ; Wcutter da drüben heraus. Hanne hatte einen s gelben Strohhut

mit breiten Bindebändern auf. ! Reizend sah sie aus; die Alte hatte den Korb über ! einen Arm gehängt. Sorgfältig schloß sie ab und ; steckte den Schlüssel unter die Türschwelle. Dam: ! gingen sie voraus. ' s Es war nicht möglich, fertig zu werden vor die- j fern Jammerlappen von Pichelmeier. Er ging um j Pelle herum mit einem unsicheren Lächeln, guckte i ihm neugierig ins Gesicht und hielt sich vorsichtig ' außerhalb seines Bereiches. „Bist du böse, wie?" j sagte er tröstend, als spreche

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Page 6 of 8
Date: 03.04.1923
Physical description: 8
. Während sie dasaßen und sprachen, hörten sie hin und wieder Laute aus der anderen Stube; dann zuckte es nervös in seinen Gesicht, und er starrte ärgerlich aus die geschlossene Tür. Er wurde allmählich sichtbar unruhig und ; war beständig mit einem Ohr da drinnen. Pelle wunderte sich darüber, wollte aber nicht fragen. Plötzlich klang es, als wenn ein Stuhl umgewor fen würde. Morten erhob sich hastig und ging da ; hinein, er schloß sorgfältig hinter sich. Pelle hörte flüsternde Stimmen, die Mortens, die ermahnte

, sind die dünne, aufsässige Stimme einer Frau. „Er ' hat ein Mädchen da drinnen versteckt," dachte Pelle — „ich muß wohl lieber machen, daß ich weg komme." Er stand auf, um zu gehen, und warf einen Blick durch das große Mansardenfenster. Wie verändert war das Ganze, seit er zuerst nach der Hauptstadt ■ gekommen war und von Mortens alter Bude aus darüber hinaussah. Damals hatte er davon ge träumt, die Stadt zu erobern — und hatte es ja auch ausgeführt, und nun konnte er wieder von vorne anfangen! Eine ganz

des Hafens wuchs ein neues Herrschafts- und Geschäftsviertel auf der Island-Brücke auf. Und hinter dem Ganzen breitete sich das Waffer und das grüne Amagerland aus. Morten verstand es, sich einen hohen Zweig zu wählen, so wie die Nachtigallen. Eine Menge Bücher hatte er sich wieder gesam melt, und aus seinem Schreibtisch standen Photo graphien, bekannte Männer mit ihren Namens zügen. Er schien überhaupt gut vorwärts gekom men zu sein in der Welt der Bücher. Pelle suchte feine eigenen Arbeiten heraus

und blätterte inter essiert darin, es war ihm, als könne er deutlich Mortens eindringliche Stimme hinter den Worten hören. Jetzt wollte er ihn lesen! Morten kam herein. „Du willst doch nicht gehend" fragte er und strich sich über die Stirn; „bleib doch noch ein wenig und laß uns gemütlich miteinander plaudern. Ich Hab' dich entbehrt, das kannst du mir glauben." Er sah müde aus. „Ich freue mich riesig darauf, deine Bücher zu lesen," sagte Pelle begeistert. „Was für eine Menge du zusammengeschrieben hast

— du bist nicht träge gewesen." „Die Einsamkeit hat dich vielleicht auch gelehrt, die Bücher zu lieben?" sagte Morten und sah ihn an. „Dann hast du dir gute Bundesgenossen da drinnen erworben. Pelle! — An dem allen ist nun nicht viel daran, das sind nur Vorarbeiten. Unsere Welt ist eine neue Welt, das darfst du nicht ver- gefien!" „Ich finde, der Arbeiter macht sich nicht sonder- lrch viel aus dir!" „Nein, nicht sonderlich viel," entgegnete Morten leise. „Du schreibst nur in den bürgerlichen Blättern, sagt

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Page 6 of 8
Date: 05.04.1923
Physical description: 8
" seit einiger Zeit eine Reihe von Münchener Kaufleuten und nieder- irgend etwas wollte — und sie ängstigte sich vor > dieser neuen Macht, die an die Stelle der alten ge treten war. Es war fast wie ein Fluch, daß immer irgend etwas barauf hin arbeiten mußte, rhn über sie hinan szuflihren. Und sich dagegen aufzulehnen, wagte sie nicht; sie hatte bittere Erfahrungen von ■ früher her. „Was suchst du in deinen Büchern?" fragte sie und kam hm und fetzte sich zu ihm. Pelle sah gei stesabwesend

und da sein, wo er war. „Erkläre mir, was du vorhast, und nimm mich mit", sagte sie. Pelle hatte sich im Grunde darauf gefaßt ge macht, allein in das hineinzugehen, und war froh überrascht, auch bei ihr den Trieb zur Entwicklung ■ zu finden. Vorläufig glich die Welt des Geistes noch einer Wildnis, und es war höchst angenehm, dort zu zweien zu wandeln. Er ui achte sie mit den Gedanken vertraut, die ihn selbst 'beschäftigten, und erwog sie mit ihr; und Ellen beobachtete staunend

, daß dies alles etwas war, das nichts mit ihrem privaten kleinen Wohl ergehen zu schaffen hatte. Sie gab sich viele Mühe, diese Flucht fort von bem, was doch das Wesent lichste war, Zu begreifen: das war ja ganz so wie mit Kindern, die immer am liebst«? da? wollten, was sie nicht sollten. Am Abend, wenn Svend Trost und Schwester ins Bett gelegt waren, nahm Pelle ein Buch nnd > setzte sich hin, um vorzulesen. Ellen nahm irgend- } eine Flickarbeit zur Hand, und Lasse Frederik hing über einer Stuhllehne, die Augen starr auf den Vater gerichtet

, mit abstehenden Schlappohren. Obwohl er nicht die Hälfte verstand, folgte er an gespannt, bis die Natur ihr Recht geltend machte und er ernfchlief. Ellen konnte das so gut verstehen — sie hatte selbst ihre liebe Not. die Augen offen zu halten: es waren keine Ilnterhaltungsbücher, die Pelle las. Zuweilen hielt er inne, um etwas aufzufchreiben oder irgendeine Frage zu erörtern. Er konnte die sonderbarsten Einfälle haben und einen Zusam menhang zwischen Dingen sehen, von denen Ellen fand

so ernnahm, ihn doch wenigstens an das Haus fesselte. Eines Tages wurde es Pelle klar, daß er sie doch nicht bei sich hatte. Sie glaubte nicht einmal an das, was er vorhatte — sie hatte nie blindlings an ihn geglaubt. — „Sie hat mich wohl auch nie richtig geliebt — das ist der Grund", dachte er miß mutig. Vielleicht war das die Erklärung -dafür, daß sie Svend Trost so ruhig hmnahm, als sei er ihr eigenes Kind — sie war nicht eifersüchtig. Pelle hätte sich gern mit Vorwürfen überschütten lassen

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Page 6 of 8
Date: 04.01.1923
Physical description: 8
den Eindruck der Einsamkeit. Nichts erinnerte an den losen Burschen, der immer ren nen mußte: aber drinnen in seinen zusammenge- -kniffcnen Augen glühte etwas Aufsässiges. Pelle saß da und grübelte, was es eigentlich mit ihm fein könne. Er hatte diesen verblaßten Ausdruck, als habe er die Haut gewechselt; aber zu den Hei ligen gehörte er, nach seinen Reden zu urteilen, nicht. Pustertaler ein Glied des rechten Zeigefingers ab gebisien hatte, worauf er ihm das Glied vorspuckte. Volkswirtschaft. Das Fiasko

zweifellos gegeben — nur . . ." Herr ?loenoI stockte. Die Fortsetzung seiner Meinung dürfte aller Wahr- scheinlichkert lauten ». . . . nur trauen die ans ,,Peter, wie ist das eigentlich? Gehörst du zu den Unsrigen?" ftagte er plötzlich. Ein scharfes Lächeln glitt über Peters Gesicht. »Zu den Unsrigen? Das klingt ja gerade so, als wenn sie fragen: Kennst du Jesus? — Bist du Missionar geworden?" »So kannst du es gern nennen," antwortete Pelle offen — »wenn du denn in die Organisation ein- treten willst

. Da vermissen wir dich!" »Ich werde wohl nicht vermißt, ich glaub', kein Mensch wird vermißt, wenn er nur seine Arbeit verrichtet. Nun habe ich die ganze Geschichte aus- probiert, die Kirche und die Sekten, und niemand hat Verwendung für einen Menschen. Sie wollen einen Zuhörer mehr haben und einen, den sie mit zählen können. Das ist überall dasselbe." Er saß da und sah versonnen vor sich hin. Plötzlich machte er eine Bewegung mit der Hand, al? wolle er etwa? verscheuchen. »Ich glaub''an nichts mehr. Pelle

! Es gibt nichts, was wert ist, daß man daran glaubt." »Glaubst du denn auch nicht an die Erhebung der Armen? Du hast es nicht versucht, dich der Be wegung anzuschließen?" sracste Pelle. »Was sollt' ich da woll? Sie wollen ja doch nur mehr esien — und das bißchen Nahrung, was ich nötig Hab', das finde ich woll. Können sie mich aber dahin bringen, daß ich fühle, ich bin ein Mensch, nicht nur eine Maschine, die ein bißchen mehr Schmiere nötig hat — ich will ebenso gern ein magerer Hund sein wie ein fetter

." „Das werden sie schon können," erwiderte Pelle überzeugend. „Wenn wir nur Zusammenhalten, müssen sie den einzelnen auch respektieren und auf seine Forderungen hören. Der arme Mann soll auch sein Wort mit dazu geben." Peter machte eine ungeduldige Veivegung. „Was nützt es mir, wenn ich Leute durch Prügel dazu ländischen Kapitalisten der Seipel'schen Sanierung -Oesterreichs ebenso wenig .wie die inländischen? Ein ösiereichischer Großindustrieller äußerte sich über diese Sanierung wie folgt: „Das Ergebnis

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Page 5 of 8
Date: 16.04.1923
Physical description: 8
Rente, . 3. Körperersatzstücke und orthopädische Behelfe. 4. nötigenfalls Krantenfürsorge- und Uruschu- lungs-UnterfÜitzungen. 0. Teuerimgszulagen an Verletzte, ivelche vor dem 1. Jänner 1923 verletzt wurden. m Pelle der Eroberer. Roman von MarLm Andersen Rexö. „Aber du selbst, Pelle — ich finde, .du bist gar nicht so entzückt. Es ist dock) eine angesehene Stel lung, die du bekommst!" ..Eine leichte Stellung wird es nicht für mich; aber ich muß sehen, daß ich das Bestmögliche dar aus mache

im Gefängnis — und dar über konnte nran sich ja nicht wundern. Sie kam hin und strich ihm über das Haar. „Du sollst sehen, du selbst wirst auch noch ganz zufrieden damit werden", sagte sie. „Welch Glück für uns, daß er feine Geschichte nicht selbst beauf sichtigen mag!" „Cr gibt sich ja mit Politik ab", entgeqnete Pelle zerstreut. „Vorläufig legt er <3 wohl darauf an, mit Hilfe der Arbeiterstämmen in die Bürgerver tretung hineinzukommen." „Dann ist es wirklich sehr klug von ihm, dich an- zu nehmen"', sagte

Waren aus dem legalen Kronenguthaben eines-Ausländers gezahlt wurden. wir da draußen wohnen sollen. Er hat drei Auf gänge mit Einzimmerwohmmgen. für die sollen wir Vize sein. Er seUstt kann nicht recht, mit den Bewohnern fertig wenden." Pelle hatte das nicht bergesieu. konnte" sich aber nickst überwinden, ihr zu erzählen, daß er Hofhund sein sollte. Ellen sah ihn versteinert an. „Gehört das mit zu 'der Stellung?" fragte sie und rang nach Atem. Pelle nickte. Plötzlich sprang sie aus ihn ein. ..Tu tust

es nicht!" schrie sie und packte ihn beim Arm - - „hörst du, Pelle, du tust es nicht!" Sie war ganz außer sich und starrte-ihn flehend an. „Ich begreife dich gar nicht." Er sah sie verwirrt an und murmelte etwas zu seiner Verteidigung. „Siehst du denn nicht, daß er dich nur ausnutzen will?" fuhr sie heftig fort. „Das ist ein Judas posten, den er dir angeboten hat — aber wir wol len unser Brot nicht vevdienen, indem wir arme Leute auf die Straße schmeißen. Ich Hab' es selbst erlebt, meine Habseligkeiten

iw Rinnstein treiben zu sehen. Ach, wenn du dich nun darauf einge- lasien hättest!" Sie starrte schaudernd vor sich hin. „Ich begreife auch wirklich nicht, wo du deinen Verstand gehabt hast — du, der du sonst so ver nünftig bist", sagte sie, äks sie wieder ruhig gewor den war, und sah ihn vorwurfsvoll an. Aber dann auf einmal verstand sie das Ganze und brach zu sammen. „Ach Pelle, Pelle!" schluchzte sie und verbarg ihr Antlitz. 8 . Pelle las nicht mehr und ging auch nicht weht in die Bibliothek

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