" seit einiger Zeit eine Reihe von Münchener Kaufleuten und nieder- irgend etwas wollte — und sie ängstigte sich vor > dieser neuen Macht, die an die Stelle der alten ge treten war. Es war fast wie ein Fluch, daß immer irgend etwas barauf hin arbeiten mußte, rhn über sie hinan szuflihren. Und sich dagegen aufzulehnen, wagte sie nicht; sie hatte bittere Erfahrungen von ■ früher her. „Was suchst du in deinen Büchern?" fragte sie und kam hm und fetzte sich zu ihm. Pelle sah gei stesabwesend
und da sein, wo er war. „Erkläre mir, was du vorhast, und nimm mich mit", sagte sie. Pelle hatte sich im Grunde darauf gefaßt ge macht, allein in das hineinzugehen, und war froh überrascht, auch bei ihr den Trieb zur Entwicklung ■ zu finden. Vorläufig glich die Welt des Geistes noch einer Wildnis, und es war höchst angenehm, dort zu zweien zu wandeln. Er ui achte sie mit den Gedanken vertraut, die ihn selbst 'beschäftigten, und erwog sie mit ihr; und Ellen beobachtete staunend
, daß dies alles etwas war, das nichts mit ihrem privaten kleinen Wohl ergehen zu schaffen hatte. Sie gab sich viele Mühe, diese Flucht fort von bem, was doch das Wesent lichste war, Zu begreifen: das war ja ganz so wie mit Kindern, die immer am liebst«? da? wollten, was sie nicht sollten. Am Abend, wenn Svend Trost und Schwester ins Bett gelegt waren, nahm Pelle ein Buch nnd > setzte sich hin, um vorzulesen. Ellen nahm irgend- } eine Flickarbeit zur Hand, und Lasse Frederik hing über einer Stuhllehne, die Augen starr auf den Vater gerichtet
, mit abstehenden Schlappohren. Obwohl er nicht die Hälfte verstand, folgte er an gespannt, bis die Natur ihr Recht geltend machte und er ernfchlief. Ellen konnte das so gut verstehen — sie hatte selbst ihre liebe Not. die Augen offen zu halten: es waren keine Ilnterhaltungsbücher, die Pelle las. Zuweilen hielt er inne, um etwas aufzufchreiben oder irgendeine Frage zu erörtern. Er konnte die sonderbarsten Einfälle haben und einen Zusam menhang zwischen Dingen sehen, von denen Ellen fand
so ernnahm, ihn doch wenigstens an das Haus fesselte. Eines Tages wurde es Pelle klar, daß er sie doch nicht bei sich hatte. Sie glaubte nicht einmal an das, was er vorhatte — sie hatte nie blindlings an ihn geglaubt. — „Sie hat mich wohl auch nie richtig geliebt — das ist der Grund", dachte er miß mutig. Vielleicht war das die Erklärung -dafür, daß sie Svend Trost so ruhig hmnahm, als sei er ihr eigenes Kind — sie war nicht eifersüchtig. Pelle hätte sich gern mit Vorwürfen überschütten lassen