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Page 1 of 4
Date: 30.05.1925
Physical description: 4
einen neuen Nennwert bekommen. Der Referent Dr. Gürtler erklärte, daß es sich bei dem Goldbilanzengesetz öarnur gehandelt habe, den wirt- '"" "^ *i r- (juvwu-j ivmiui uuu uv rV uiuucu ci>er nicht, auf den Krieg an wenden. Sie vermeinen nur, daß sic ihn begreifen. 2lber es ist, als ob die Fische, die im Wasser leben sich klar sein könnten, was dos Leben in der Lust sei. Erst wenr einer ans Land kommt und in dcr Luft gestorben sein wird, wirk er von der Luft wissen." — „Inmitten des ungeheuren Gefcl-ehen

- aber steht der Mensch: Die Tausende, die 5)underttausende, di« Kämpfer und die Nichtl'ämpfer; und alle hoben nur den einen Wunsch, dos eine Ziel: den Krieg abzuwerfen, seine Wirkung, wi« man sie versieht, unsichtbar zu machen, einen wohlverdienten Frieden über den Opfern sein Gros wachsen zu lassen und es im großen ganzen zu treiben wie vorher. Die Zeit mag noch so groß sein, der Mensch bleibt klein. Wandlung, Läuterung sind nicht "seine Sache." — „Mit Bürgernwrol kann man nicht Geschichte

machen und Kriege fuhren. Ich freue mich darüber, daß Krieg und Geschichte sich dos nicht gefallen lassen. So bleibt doch etwas in der Welt, dos nicht zu verbürgerlichen ist." — „Dos Kriegslager ist ongefüllt von solchen, die nichts zum Kämpfer nntbringen als die Weisung, es zu fein; nicht einmal die Begeisterung der ersten Wochen." Sehr treffend kennzeichnet Dinding die Weltstellunq Englands und den Geist des britischen Heeres:. „Wenn die ein zelnen Völker (England) nicht gerade tributpflichtig

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Page 6 of 8
Date: 22.12.1922
Physical description: 8
. „Soll ich dir deine Bluse auswaschen oder deine Hemden nachfehen?" ftagte sie. Ihre Dankbarkeit äußerte sich immer in irgendeiner Arbeit. „Danke, Marie — das besorgen Hanne und chre Mutter ja." „Aber das ist doch nichts für d« Prinzesiin — das kann ich doch vrel bester!" „Die Prinzessin?" sagte Pelle und erhob den Kops. „Wird sie so genannt?" „Nur von uns Kindern — es ist kein Schimpf- nmne. Wir spielten immer PrinMm, wenn sie mit dabei war — und dann war sie es. Aber weißt du was? Es wird einer kommen und sie entfüh

ren — ein sehr Vornehmer. Sie ist in der Wiege schon für einen seinen Herrn bestimmt." „Ach was, Unsinn!" sagte Pelle ärgerlich. „Das ist wirklich wahr! Wenn es regnete, saßen wir unter der Galerie, da in der Ecke aus dem Kehrichtskasten, und dann erzählte sie es uns — es ist wirklich wahr! Findest du nicht auch, daß sie reizend ist, so ganz wie eine Prinzessin? So —" Marie machte eine Bewegung in der Luft mit ihren gespreizten Fingern, „llnd sie kennt alles, was fein ist. Sie lief zu uns hinunter

zu spielen." „Arme Kleine," sagte Pelle und strich ihr über das Haar. „Warum sagst du das?" sagte sie und sah ihn verwundert an. Er besaß ihr ganzes Vertrauen und erfuhr Dinge, die nicht einmal die Jungen wissen durs ten. Sie hielt sich auch besser in Kleidung; ihr dünnes blondes Haar war immer glatt in die Stirne gestrichen. Wenn sie beide was in der Stadt zu besorgen hatten, war sie glücklich. Dann zog sie ihr Bestes an und ging an seiner Seite durch die Straßen, über das ganze Gesicht lächelnd

. „Nun glauben die Leute am Ende, daß wir ein Liebespaar sind — aber was tut das? Laß sie das nur glauben." Pelle lachte; sie war mit ihren elf Jahren nicht größer als ein neunjähriges Kind — so zurückge blieben im Wachstum. Sie hatten oft ihre Not, auszukommen; sie spra chen nicht gern davon, aber es konnte etwas Ge quältes in ihre Mienen kommen. Dann sprach Pelle fröhlich über die guten Zeiten, die baw für alle Armen anbrechen würden. Es kostete ihn große Anstrengungen, es in Worte zu formen, mit dem Klang

er da und arbeitete. An das andere Ende des Ganges war kürzlich ein Fabrik- mädckien mit ihrem Kinde eingezogen. Jeden Morgen schloß sie die Tür ab und ging — und kam nicht vor Abend von 'der Arbeit zurück. Wenn Pelle nach Hause kam, hörte er oft Weinen da drinnen. Er saß bei feiner Arbeit und tummelte sich mit seinen verwirrten Gedanken herum; die ganze Zeit sanfte ein sonderbar unterdrücktes Geräusch in sei nem Ohr, schmerzlich, als wenn irgend etwas un-. aushörlich jammerte. Vielleicht

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Page 6 of 8
Date: 25.01.1923
Physical description: 8
eine Woche Ueberlegen und Sparen, und wenn sie ihn dann bekommen hatten, gingen sie Arm in Arm auf die andere Seite des Kanals hinüber und guckten zu den Fenstern hinauf, um die Wirkung zu sehen. Und dann tauchte etwas Neues auf: eine Brotmaschine, ein graviertes Namenschild; jeder Sonnabendabend bedeutete eine kleine Neuerwerbung. Ter „Arbeiter" lag da und wurde nicht gelesen. 'Wenn Pelle seine Arbeit einen Augenblick weg legte. um hineinzugucken, war Ellen da und ‘ zwickte ihn mit ihren Lippen ins Ohr

. Höchst. Generalversammlung der Partei. Sams tag den 27. Jänner abends 8 Uhr beim „Engel" Generalversammlttitg. vier Burschen cinrichten wollten — dazu sparte sie zusammen. Pelle mußte ihre Klugheit bewun dern, denn das war eine gute Gegend. Nach ihrer Verheiratung kamen sie nicht so viel zu den Schwiegereltern. Stolpe fand, daß Pelle im Begriff sei, abzukühlen, und neckte ihn ein we nig, um wieder Fahrt in ihn hineinzubringen. Aber da wurde Ellen böse, und sie platzten hart auseinander — sie duldete

keine Kritik tut Pelle. Sie ging nur zu ihren Eltern, wenn Pelle es vor schlug; sie selber schien kein Verlangen nach ihren Angehörigen zu haben, sondern blieb am liebsten zu Hause. Oft taten sie, als seien sie nicht daheim, wenn die „Familie" klingelte — um allein zu sein. Und des Sonntags gingen sie am liebsten allein aus, nach dem Ttergarten oder auch nach Lhngby. Von Lasse sahen sie nicht viel. Ellen hatte ihn ein füp allemal eingeladen, zu Abend bei ihnen zu essen! Aber wenn er von der Arbeit itach

Hause tont, war er zu müde, um die Kleider zu wechseln und sich sein zu machen, und Ellen war eigen mit ihrer Häuslichkeit. Er hatte großen Respekt vor ihr, fühlte sich aber nicht recht heimisch in ihrer Stube. Er hatte Pelles alte Kammer behalten und be kam seine Kost und Verpflegung bei den drei Wai sen. Sie hielten große Stücke auf ihn, alle ihre drollige Fürsorge für das große Findelkind Pelle Hattert sie auf den alten Mann übertragen. Und hier fiel sie auf besseren Boden. Lasse war im Be griff

----- 0-02 Franken. rig, um nicht zurückzustehen. Wenn Pelle kam, um den Vater abzuholen, pflegten die vier jn sitzen und irgendein Kinderspiel vorzuhabcn. Sie zankten sich, wie es am besten gentacht werden müsse, dettn Lasse wollte ja der Klügste fein. Der Alte enffchuldigte sich: „Du mtlßt nicht böse sein, Junge, weil ich euch vernachlässige; aber des Abends bin ich auch uff) de und gehe früh zu Bett." „Dann komm doch am Sonntag — unit früh stücke mit uns, hinterher gehen wir dann aus!" „Nein, Sonntag

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Page 6 of 8
Date: 16.05.1923
Physical description: 8
sie und bohrte den Kopf in den Schoß der Mutter. „Jetzt mußt du zu Bett, mein Herz", sagte Ellen und stand auf. „Ich kann merken, daß du müde ; bist." Als sie das Kind zu Bett gebracht hatte, kam sie herein und setzte sich wieder hin, um zu stricken. „Jetzt, finde ich, solltest du für heute Feierabend machen", sagte Pelle. „Dann werde ich nicht mehr fertig", sagte Ellen und ließ die Stricknadeln noch fleißiger rasseln. „Schicke es zu einer Maschinstrickerin — du ver dienst ja bei der Hantierung

nicht an den Beinen? Dann hätte man nicht all die Mühe, die Wolle zu scheren — sie zu kratzen — zu spinnen — und Strümpfe davon zu stricken." „Nein, was für ein Unsinn!" sagte Ellen lachend. „Ja, einmal sind wir doch behaart gewesen", be- harrte Lasse Frederik. „Es ist bloß dumm, daß es nicht so geblieben ist." Pelle war der Ansicht, daß es gar nicht jo dumm fei; denn das bedeutete, daß man sich selbst über nommen habe! Die Tiere wurden fertig geboren; selbst solchen Tieren, die einen Abscheu vor dem Wasser

Pelle, „denn sie bringen ja das meiste hervor. Oder meinst du vielleicht, daß das Geld die Aecker bebaut oder Zeug webt oder die Kohlen aus der Tiefe ans Tageslicht schafft? Das läßt es hübsch bleiben. Das gesamte Kapital der ganzen Welt vermag nicht, eine Stecknadel von der Erde auszu heben, wenn keine Hünoe da sind, die es dazu tau fen kann. Wenn der Arme behaart geboren wäre, so wäre er damit als niedriges Wesen gestempelt, düs nichts selbst kann. Ist es nicht eigentlich ein Wunder, daß die Natur

so abenteuerlich, daß er. Pelle, deu sie in ihre Arme nehmen konnte, sich mit so großen Din gen beschäftigte. Nnd Pelle sah sie wieder warm und staunend an. Sie war heute dieselbe wie an dem Tage, als er sie kennen lernte — vielleicht wie an dem Tage, als die Welt erschaffen wurde! Sie wucherte mit nichts, sondern alles war ihr angeboren. Die Welt konnte nmgewandelt werden, ja, aber sie blieb sicher alle Tage die, die sie war. Der Postbote kam mit einem Brief von Morten. Er hielt sich zurzeit unten in Sizilien

sein, auch einmal so wohin zu kommen", sagte Ellen mit einem Seufzer. „Wenn erst das Neue ( laß erhalten hui, ge hört das nicht mehr zu den unerreichbaren Dingen für den Arbeiter", erwiderte Pelle . (Forts. f.)

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Page 6 of 8
Date: 20.06.1922
Physical description: 8
fest. Und während der Ochse da lag und kaute, leise bibbernd wie eine Maschine, saß er auf seinem Kopse und brüllte aus vollem Halst Lieder von unglücklicher Liebe und grauenvollen Massenmorden. Gegen Mittag kam Rud gelaufen und war heiß hungrig; die Mutter jagte ihn von Hause weg, wenn die Esiensstunde heranrückt«. Pelle teilte immer seinen Vor ratskorb mit ihm, verlangte aber, daß er für jedes Stück Butterbrot eine gewisse Anzahl von Malen die Kühe zu sammentreiben sollte. Die beiden Knaben

. Damals Meuterer, nun Märtyrer! Alle machen sie gute Geschäfte mit dem Feinde. Die amerikanische Verlagsfirma Harper hat nunmehr d.e „Memoiren" des gewesenen deutschen Kaisers zur Ver- üffentlichung erworben. Es handelt sich um denselben Verlag, der auch die. Hindenburg- und Ludendorff- „Memoiren" verlegt hat. Ludendorfs verdiente dadurch setzen dürfe, da der kleinste Riß Sandflug veranlassen konnte. Pelle faßte alles ganz buchstäblich auf, den gan zen Sommer stellte er sich eine Art Explosion

vor, die alles jn die Luft fliegen ließ, sobald eine Kuh den ge fährlichen Boden betrat. Und diese Möglichkeit hing wie ein drohendes Schicksal hinter allem, wenn er hier hütete. Wenn Rud kam und sie spielen wollten, trieb er das V:eh auf die magere Weide hinauf, wo Platz genug war. Sobald die Sonne schien, liefen sie nackend umher. An das Meer wagten sie sich nicht hinab aus Angst vor dem Verwalter, der ganz sicher oben auf dem Boden des Wohnhauses stand und Pelle beständig mit seinem Fernrohr beobachtete. Aber im Bach

. Zwischen dem Baden lagen sie unter den Dünen und ließen sich von der Sonne trocken lecken. Sie untersuchten eingehend ihre Körper und tauschten ihre Ansicht über den Gebrauch und die Bedeutung der verschiedenen Körperteile ous-; irt diesem Punkt« war Rud lder im Wissen Ueberlegene und trat belehrend aus. Oft gerieten sie in Streit darüber, wer in bezug auf dieses oder jenes am besten ausgestattet fei —: • das Größte habe. So zum Beispiel beneidete Pelle Rud um seinen unverhältnismäßig großen Kopf. (Forffeßrmg

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Page 6 of 8
Date: 08.01.1923
Physical description: 8
, daß er sich auf eine Rednertribüne hinaufgewagt hatte; die Erregtheit hatte ihn da hinausgeschleudert. Die Leute erhoben sich und mischten sich durch einander. „Ist es schon vorbei?" fragte Madam Johnsen. Er merkte, daß sie enttäuscht war. „Nein, nein, nun wollen wir uns etwas spen dieren," sagte er und führte die Wte an emen Tisch in dem Hintergrund des Saales. „Was darf ich anbieten?" „Bitte, Kaffee für mich! Du solltest aber ein Glas Bier trinken, du bist so warm!" Pelle wollte auch Kaffee

haben. „Du bist doch eine sonderbare Mannsperson", sagte sie lachend. ..Stürzt sich erst in einen ganzen Schwarm von* Menschen hinein und sitzt dann nachher wie ein altes Weib da und trinkt Kaffee! Was für eine Menge Menschen hier sind, es ist beinahe wie ein Fest." Sie saß da und sah sich mit glänzenden Augen um, mit roten Wangen wie ein junges Mädchen, das zum Tanz gegangen ist., „Nimm doch etwas mehr Haut, Pelle, du hast ja nichts ge kriegt. — Dies ist wirkliche Sahne!" Der Führer kam aus sie zu und fragte, ob er Pelles

Bekanntschaft machen dürfe. „Ich habe ja durch den Vorsitzenden Ihres Fachvereins von Ihnen gehört", sagte er und gab ihm die Hand. „Es freut mich. Sie zu begrüßen. Sie haben ein sauberes Stück Arbeit getan." „Ach, es ist nicht so schlimm", erwiderte Pelle er rötend. „Aber nun wäre es eigentlich sein, wenn es bald losginge!" „Ich kenne «Ihre Ungeduld nur zu gut", er widerte der alte Führer läckielyd. „So heißt es be ständig unter den Jungen. Wer aber etwas Wirk liches ausrichten will, muß bis an das Ende

des Weges sehen können." Er schlug Pelle aus die Schulter und ging. Die beiden Kugeln find trotz des au Finanzmini- ster Dr. Raschin vorgenommenen operativen Ein griffes nicht ausgefunden worden. Die Lunge ist nicht getroffen, das Rückenmark und die Leber sind jedoch verletzt. Wenn Dr. Raschin mit dem Leben davonkommen sollte, würde er trotzdem in den unteren Teilen des Körpers gelähmt bleiben. Gegenwärtig findet ein ärztliches Konzilium statt. Nach dem Attentat auf den Frnanzminister suchte

; er wollte sie in ihrer wirtschaftlichen Kraft treffen. Mit dein Ministerium Kramarsch, das noch ge stürzt wurde, als-Kramarsch in Paris bei den'Frie- Pelle fühlte, daß die Leute um ihn herumstan den und von ihm sprachen. Gott weiß, ob du dich nicht lächerlich gemacht hast, dachte er. Dicht ne ben ihm standen zwei junge Leute und sahen ihn von der Seite an. Plötzlich kamen sie auf ihn zu. „Wir möchten Ihnen gern die Hand schütteln", sagte der eine. „Mein Name ist Otto Stolpe, und das ist mein Bruder Frederik. Ein gutes Wort

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Page 6 of 8
Date: 03.05.1923
Physical description: 8
in einem politischen oder einem Fachverein. ..Pelle, was du doch alles zu tun hast?" sagte Ellen, wenn er nach Hause kam. Ihr Zustand er- stillte ihn mit Glück, es tvar gleichsam eine Be- siegelung ihrer neuen Vereinigung. Sie hatte sich . eiu wenig mehr in sich selbst zurückgezogen^ über ihr Gesicht und ihre Gestalt legte sich ein Schim mer träumerischer Weichheit: eiu wenig hilflos und abwesend nahm sie ihn jetzt an der Pforte in Emp fang — eine junge Mutter, die man mit vorsichti gen" Händen anfassen muß

. Von Morten sahen sie nicht viel, er befand sich in einer Krisis und bewegte sich am liebsten für sich allein. Er klagte beständig, daß es mit seiner Ar beit nicht vorwärts gehen wolle, selbst mit der ge ringsten Kleinigkeit, die er in Angriff nahm, fuhr er sich fest. „Das kommt daher, weil du nicht mehr daran glaubst." sagte Pelle. „Wer an seiner Arbeit zwei felt, sägt ja den Ast ab. auf dem er sitzt." Morten hörte ihm mit einem müden Ausdruck zu. „Es steht noch viel schlimmer — denn ich zweifle

ja au den Menschen selbst. Ich gehe umher und mich ftiert. und ich konnte nicht ergründen, weswegen: aber nun weiß ich es — das kommt daher, weil die Menschen kein Herz haben. Alles Wachstum beruht ja aus Wärme, aber unsere ganze Kultur ist ja aus Kälte aufgebaut; daher ist es hier so kalt, wie es ist." ..Die Kleinen haben aber doch ein Herz." sagte Pelle — „das und nicht der Verstand hält sie aus recht. sonst wären sie schon längst zugrunde ge gangen — wären ganz einfach zu Tieren gewor den. Warum

, das Elend all der anderen mitzuerleben — und mein eigenes Leben ist gerade nicht reich an Sonnenschein ge.tvesen. Denke doch ntir an meine Kindheit. wie freudlos die gewesen ist! Ich fyabc. nicht deinen Fonds, aus dem ich schöpfen kann, das mußt du bedenken. Pelle!" (Fortsetzung folgt.)

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Page 6 of 8
Date: 28.12.1922
Physical description: 8
, der die Hand über ihn hielt. Darum habe . ich oft an dich gedacht. Aus dem ist was gewor den. sagte ich zu mir selbst. Gott mag wissen, wo er geblieben ist'/ Er sah Pelle mit ein Paar treu herzigen Augen au. „iftctn, das war Vater Lasse sein Verdienst/ sagte Pelle mit einem ganz kindlichen Tonfall. ..Der sagte immer, ich müßte gut zu dir sein/du ständest tn des lieben Gottes Hut." „Sagte er: in des lieben Gottes Hut?" wieder holte Per Kofod sinnend. „Das war doch ein son derbarer Ausdruck. Das- Gefühl

so über mich kommen — ganz sinnlos, so daß ich brüllen mußte: und dann prü gelten mich die Bauern. Jedesmal, wenn ich ver suchte, mich um das Ganze wegzudrücken, indem ich mich erhängte, prügelten sie mich auch. Es war im Gemeinderat beschlossen, daß ich Prügel haben sollt'. — Und darum will ick) ja auch nicht, Pelle! Ein Seemann, der soll sich an die Frauen zimmer halten, die Bezahlung dafür kriegen, wenn sie sich seiner annehmen — das heißt, wenn er sich nicht verheiraten kann. Da hast du meine An sicht

." ...Tn hast viel Schlimmes erlitten/ sagte Pelle und nahm seine Hand. „Es ist ja eine förmliche Verwandlung mit dir vorgegangen/ „Verwandlung? Hm. ja, das kannst du wohl sa gen! Einen Augenblick Heulpeter und den nächsten der stärkste Mann an Bord — da hast du das Ganze. Denn siehst du, es war ja auf See natür lich dasselbe; selbst der Schiffsjunge fühlte sich ver- , pflichtet, mir einen Fußtritt an die Beine zu ver setzen, wenn er vorüberging. Jeder, der Schelte oder Haue kriegte, ließ es gleich

zu machen. 'Denn, siehst du, da ging ich nach vorn und drosch die ganze Gesell schaft von Anfang bis zu Ende durch. Es war übrigens ein großartiger Augenblick,' solche Menge Wut, die im Körper war und 'raus wollte." Pelle lachte. Ein Glück, daß ich dich von ftüher her kannte, sonst hättest du aus mir am Ende noch . Plückfisch gemacht/ „Na. Karnerad. das war ja nur n kleiner Jur. Man wird so guter Laune, wenn man wieder an Land kommt. Denn da draußen heißt es: prügelst du die anderen nicht, denn prügeln sie dich! All

ich dann; „aber cs ist ein Jammer um alle die Weiber." „Halt'sM ayl. Per!" sagte er — .die meisten sind ja verheiratet." Er ist übrigens von uns zu Hause, aus einer kleinen Hütte oben in der Heide/ „Wie heißt er denn?" fragte Pelle interestiert. ,/llbert Earlsen." (Fortsetzung folgt.)

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Page 6 of 8
Date: 15.01.1923
Physical description: 8
| herum und warteten daraus, daß Pelle fertig wer- . den sollte. Sie wollten nicht ohne ihn Weihnach- ' ten feiern. Aber nun machte auch er Feierabend; er warf eine Jacke über, packte die Arbeit ein und ; lief davon. Draußen aus der Plattform blieb er einen Augenblick stehen. Er konnte den Lichtschein aus der'Stadt an dem tief mit Sternen übersäten Him mel ausblinzeln sehen. Die Nacht war so feierlich ^schön. Unter ihm hing das Holzwerk verlosten und seufzte im Frost.; alle Türen waren geschlosten

ein . Paar ftagende Augen empor, um nach dem Weih nachtsstern zu spähen! — Bei Frau Franzen war -Licht. Sie hatte heute ein weißes Tuch vor das Fenster gehängt und es stramm, davorgezogen; die Lampe stand dicht neben der Gardine, so daß der jenige, der sich da drinnen bewegte, keinen Schatten ' darauf werfen konnte. Das arme, alle Wurm! ^dachte Pelle, während er lief — die Mühe könnte sie sich gewiß sparen. Als er die Arbeit abgeliefert chatte, lies er in die Holbergstraße hinüber, um El len

ein fröhliches Fest zu wünschen. In seiner Stube war festlich gedeckt, als er wie der nach Hause kam: Schweinskarbonade, Reisbrei und Weihnachtsbier. Marie glühte vor Stolz über -ihr Werk; sie saß da und nötigte die anderen, aß aber selbst fast nichts. „Solch gutes Esten solltest du jeden Tag machen, ! Deern!" sagte Karl und hieb ein. „Du könntest, weiß Gott, in der königlichen Küche angestellt wer den!" „Warum ißt du denn gar nicht von dem schönen Esten?" fragte Pelle. „Ach nein, ich kann nicht", antwortete

Franzen hinüber — es war ein Jammer, daß sie nicht mit dabei sein wollte. Jetzt brannten da drüben fünf Lichter — sie saßen offenbar auf einem kleinen Tannenbaum in einem Blumentopf. Sie bewegten sich wie ferne Sterne durch den weißen Vorhang, und Frau Franzens Stimme klang dünn und gesprungen: „O du fröhliche, o du selige, gnadenbringende Weihnachtszeit?" Pelle öffnete das Fenster und lauschte; es wunderte ihn. daß die arme Alle so fröhlich sein konnte. Plötzlich ertönte eine warnende Stimme vou

?" Ms keine Antwort er folgte, gingen sie. Die alte Franzen ging in ihre Stube hinein und schloß ab; sie war müde und sorgenvoll und wollte zu Bett gehen. Aber nach einer Weile kam sie über den langen Gang gelatscht. „Pelle", flüsterte sie. „er liegt in meiner Stube! Während sie auf den Dächern herumkrabbelten, hat er sich ganz leise über den Boden heruntergeschlichen und in mein Bette geleg:. Großer Gott, seit vier Monaten hat er in keinem Bett gelegen — er schnarcht schon!" Dann schlich sie wieder hinaus

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Page 6 of 8
Date: 11.10.1922
Physical description: 8
28 des Einwanderungs gesetzes vom 5. Februar 1917 ihre Reise in die Vereinigten Staaten auf dem Wege über Mexiko angetreten haben. Es scheint, daß einige dieser Aus wanderer veranlaßt wurden, diesen Weg einzu- schlagen, weil die Uebersahrtskosten nach Mexiko schlängelte. Pelle wußte, daß er sich nach Osten zu halten mußte, aber dieser Weg ging bald südwärts, bald nordwärts. Er bekam es satt, merkte stch ge nau die Richtung und lief querfeldein darauflos. ■ Es war schwer, sich hindurchzuarbeiten, das Mond- : licht

müßte, hie barmherzig seine Haut ge- ; schunden hatten,' damit er nicht den Schädel spal- • ten sollte. Dann mußte er sich durch die Finsternis 'und das rieselndeWaster da unten vorwärts tasten, . bis er einen Baum fand und an die Oberfläche hin- ' ausklettern konnte. i Damit war die Richtung verloren, und als ihm das klar wurde, verlor er auch den Kopf. Von dem sicheren Pelle war nichts mehr übrig, er rannte blind vorwärts, mn auf den hohen Hügel hinauf zugelangen. Und als er befreit auf den Gipfel

Verstand; er sprang selber in un bändiger Angst und brüllte wie besessen. Ueber sei nem Kopf trieben die schwarzen Masten, fo daß er ich ducken mußte, leuchtende Riste kamen und chwanden; es fauste wie Brandung da oben und chrie beständig in einem Höllenwirrwarr von Lau en. Dann warf er sich plötzlich zur Seite, trieb nach Norden hinüber und fiel, und Pelle begriff, daß er mitten itt das Nachtlager der Saatkrähen hineingeraten war. Er fand sich selbst hinter einem großen-Stein. Wie er dort hingekammen

; wenn man auf die Fel sen trat, dröhnte es hohl. Pelle sing an, ruhig zu gehen. In dem südlichen Ausschnitt lag das Meer im Silberglanz des Mondes, aber als er wieder da hinabsah, war es verschwunden; die Tiefebene war in Weiß versunken. Nach allen Seiten ging das Land unter, Pelle sah staunend, wie das Meer langsam stieg und alle Niederungen füllte. Auch die kleinen Hügel nahm es — einen jeden in einem Bis- sen — und es nahm den langen Bergrücken im Osten, so daß nur die TannengipfÄ ausragten. Ver loren gab

er stch jedoch nicht, hinter allen ängst lichen Gedanken lag eine undeutliche Vorstellung, von dem Berge Ararat und hielt ihn aufrecht. Aber dann wurde es so sonderbar kalt, die Beinkleider klebten ihm am Leibe fest. „Das find die Master," dachte er und sah sich ängstlich um: der Fels war in einen kleinen Werder verwandelt, der mit ihm im Ozean schwamm. Pelle war ein kleiner, handfester Realist, der schon allerlei durchgemacht hatte. Mer nun hatte hie Angst einmal sein Blut durchsäuert, und er nahm

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