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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Page 6 of 8
Date: 01.03.1923
Physical description: 8
an, sondern sie wosten ; gleichzeitig die Auswirkung des Indexes für die weitere Zukunft durch eme kautschukartige Be stimmung illusorisch machen, wie auch gleichzeitig die befristete Kündigungsklausel im Kollektivver trage aufheben, so daß es ihnen jede Stunde frei steht, den Kollektivvertrag außer Kraft zu setzen. : Man kann aus diesem Vorgehen ersehen, für was Pelle wurde in der Gießerei für einen hohen Taglohn angenommen; außerdem erhielt er das Versprechen, daß er ein Trinkgeld von fünfund zwanzig Kronen

erhalten sollte, wenn er eine ge wisse Zeit dagewesen war. „Das ist das Judas- ' geld," sagte der Werkführer grinsend. — „Und dann werden Sie, sobald die Aussperrung vorüber ist, natürlich in erster Linie bei der Arbeit berück sichtigt. Sie sind sich wohl klar darüber, daß Sie vorerst hier nicht wieder herauskommen? Wollen Sie etwas an Ihre Frau schicken, so besorgen wir ' das." Und dann wurde Pelle ein Winkel angewie sen, wo ein Strohfack lag; das war die Wohnung und das Nachtlager. In der Fabrik ging

der Hefte, fer ner Einzahlung der Mitgliederbeiträge für 1923. Ort: Gasthof „Helvetia". • Metallarbeiter Bregenz und Umgebung. Sonn tag den 4. März vormittags 9 Uhr im Vereins lokal „Helvetia"-Bregenz allgemeine Metallarbei ter-Versammlung. „Ei, ei!" dächte Pelle — „das ist ja weiß Gott der Achtstundentag. Dies ist wohl der Zukunsts staat." Gerade in dem Augenblick, als er kam, wurde eine Schicht abgelöst; sie fingen sofort an, einen Höllenspektakel zu machen, donnerten auf die Metallgegenstände los

und schrien nach Essen und Branntwein. Dann wurde aufgetragen, große Kessel mit Rindfleisch und Kartoffeln. Pelle wurde einer Abteilung von zehn Mann zugeteilt. „Iß, Kamerad!" sagten sie, „du bist wohl hungrig? Wie lange bist du arbeitslos gewesen, ehe du dich ergeben hast?" „Im dritten Monat," antwortete Pelle. „Dann mußt du aber hungrig sein. — Her mit dem Fleisch! Mehr Fleisch her!" riefen sie den Kü chenburschen zu. „Die Kartoffeln könnt ihr gern behalten! Kartoffeln haben wir unser Leben lang genug

gegessen!" — „Hier ist weiß Gott das Schla raffenland mit Buttersauce dazu! Das haben sie ja immer gesagt, daß es so werden würde: guter Lohn und wenig zu tun, eine Masse zu essen und Branntwein! Nun könnt ihr sehen, daß es gut war. daß wir ausgeharrt haben, als es darauf ankam — nun kommt der Lohn! Prost, du! Zum Teufel auch, wie heißt du denn — du da?" „Karlsen." sagte Pelle. „Prost, Karlsen! Na, und wie sieht'» denn da draußen aus? Hast du nicht meine Frau kürzlich gesehen? Die ist leicht zu kennen

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Page 5 of 8
Date: 10.01.1923
Physical description: 8
Stellung zu nehmen, hat die Reichskommission der Kranken kassen die Kassen für Samstag und Sonntag den 1381 Pelle der Eroberer. Roman von Martin Andersen Nero. Die Söhne hörten andachtsvoll zu. Sie warte ten immer daraus, etwas zu sagen, bis der Vater mit seinem Kopfnicken zu erkennen gab, daß er jetzt fertig war. Der Jüngere, Frederik. der in der Maurerlehre war, sagte nicht einmal du zum Va ter; er redete ihn in der dritten Person an. und sein beständiges „Vater, Vater" klang in Pelles Ohren

sonderbar. Während sie noch redeten, öffnete Frau Stolpe die Tür zu einem noch hübscheren Zimmer und bat sie, hineinzukommen und Kaffee zu trinken. Die Wohnstube hatte schon einen gewaltig vornehmen Eindruck auf Pelle gemacht, mit ihren eichenge strichenen Eßstubenmöbcln und dem Roßhaar- sosa. Aber hier war ein rotes Plüschmobiliar, ein achteckiger Tisch aus Nußbaumholz, mit ein gelegtem schwarzen Rand und gedrehtem Holzfuß, und einer Etagere voller Nippsachen aus Porzel lan; meistens kleine, drollige

sich neben Pelle. „Aus ihm ist das Ganze aufgebaut." Er stand da und verfiel in Sinnen vor dem Bilde und war lange stunun: er atmete schwer und bewegte den Kops hin und her. „Ein stolzer Mann war er nun doch", fuhr er aus einmal fort — „ihm war immer eine Schar Frauenzimmer auf den Fersen. Aber wenn er sprach, hielten sie sich hübsch beiseite, denn dann ging Feuer von ihm aus, .verstehen Sie? Dann hieß es: Vor mit den Männern! Und selbst den ärgsten Schlafmützen juckten die Ohren." „Der ist jetzt wohl

tot?" fragte Pelle interessiert. Stolpe antwortete nicht. „Bitte schön", sagte er kurz — „wollen wir nun Kaffee trinken?^ Otto blinzelte Pelle zu, hier war offenbar etwas, woran nicht gerührt werden durfte. Stolpe saß da und starrte in seine Taste hinein, aber plötzlich erhob er den Kops. „Es gibt Dinge, auf die man sich nicht versteht", rief er ernsthaft aus. „Mer das ist sicher, ohne den Großmeister da hätten ich und eine ganze Menge anderer jetzt viel leicht nicht als gute Familienväter

für uns alle. Denn er konnte uns auf den Pricken sagen, wo uns der Schuh drückte, obwohl er gar nicht von unseren Leuten war. Seit der Zeit hat man nicht nötig gehabt, nach den besten Leuten zu forschen, denn die wären in der Bewegung zu finden! Wenn sie auch nicht viele zählten — die besten wa ren aus alle Fälle immer mit dabei." „Aber nun kommt ja Wind in die Segel", sagte Pelle. „Ja, nun rumort es überall! Aber woher ist das gekommen? Von unZDalten Veteranen, weiß Gott! Und von dem da!" Stolpe sing

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Page 4 of 8
Date: 04.12.1922
Physical description: 8
werden kann. Es ist jeden falls anzunehmen, daß sich der Freisinn von den letzten Schlägen nicht mehr erholen wird und mit den: Eingehen seiner Zeitung sein verdientes Schicksal besiegelt wird. Der Geisteskampf in Süd- pen mit ihrem struppigen Wachstum aus den 'Aeckern auszuragen, vor ihnen erhöh sich die blau ende Felslandschaft der Heide. «Sobald wir min zu Hause gewesen sind, reise ich; ich muß übers Meer und sehen, was sie da Vorhaben!" sagte Pelle. «Ich habe kein Recht, dich zurückzuhalten-, er widerte Sort still

; — «aber die Wanderung wird einsam für mich werden, es wird mir immer zu mute sein, als habe mich mein Sohn verlassen. .Aber «du Haft natürlich dann an lvas anderes zu denken, als dich des armen Buckligen zu erinnern! Dir steht ja die Welt offen. Wenn du erst dein Schäflein inr Trockenen hast, dann denkst du auch nicht mehr an den kleinen Sort!" «Ich werde schon an dich denken-, erwiderte Pelle. «Und sobald es mir gut geht, komme ich zu rück und sehe mich nach dir um — nicht vorher. Vater wird sich schon

ist das da oben auf dem Hügel? Er hat einen großen Sack auf dem -Nacken und geht, als wolle er bei jeden: Schritte fallen." „Das is jb Vater Lasse! Hallo!" Pelle schwenkte . die Mütze. Lasse kam, auf sie zugestolpert; er ließ den Sack fallen und gab ihnen die Hand, ohne sie anzusehen. «Kommst du hierher!" rief Pelle erfreut aus; „wir wollten gerade hin und uns mrch euch Um sehen!" „Das kannst dn dir jetzt sparen! Tu bist geizig mit deinen Schritten gewesen. Spare sic jetzt nur ganz!" sagte Lasse tonlos. Pelle

dn es gelohnt. Es is Jahr und Tag her, seit du deinen Fuß in unser Haus gesetzt hast." Pelle sprach noch immer nicht, er stand da und schwankte: jedes Wort traf ihn wie ein Kenlcn- schlag. „Dn mußt nicht zu hart gegen ihn sein", sagte Sort. „Er ist ohne Schuld'— krank wie er ge wesen ist!" „Ach so, du hast auch böse Zeiten durchgemachr und kämpfen müssen, du auch? Dann müßte ich tirol wird in Hinkunft nur mehr zwischen Rot und Schwarz geführt. Und wir werden hiebei trotz aller Ungunst der Verhältnisse

zu je 10 Monaten schweren Kerkers und Tragung der Kosten« Dem Staats anwalt war das Urteil zu milde und er meldete da gegen Berufung an. als dein Vater doch eigentlich der letzte sein, her über dich herfällt." Lasse strich ihm über den Aermeh und die Liebkosung schaffte Pelle Lust. «Weine du dich nur aus, mein Sohn, das erleich tert den Sinn. In mir sind die Tränen schon lange ausgetrocknet. Ich muß sehen, wie ich mtt meinem Leid fertig werde: es is eine harte Zeit für mich gewesen, das kannst dn mir glauben

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Page 6 of 8
Date: 11.01.1923
Physical description: 8
etwas Herrlichem; sie selbst schien ihr keine Gedan ken zu schenken. Es lag eine innere Hingebung über ihr, die aus Pelle wie Unterwärme wirkte, so daß er den Kopf lang hinausreckte in das Licht hinein. Diese feste Frömmigkeit in ihrem Wesen oeranlaßte die .Familie", sie neckend heilig zu nennen. Es tat ihm so innerlich wohl, in ihrem Heim - ausgenommen zu werden, wo sich hinter dem robu- 'sten Kopenhagener Humor ganz patriarchalische Zustände versteckten. Alles beruhte aus Ordnung und Ehrerbietung

eine neiw, geräumige Dreizim merwohnung mit Mädchenstube; für Pelle, der daran gewöhnt war, seine Kameraden hier drü ben in einem Zimmer mit Küche Hansen zu sehen, war dies ein förnrliches Erlebnis. Die Söhne be kamen zu Hanse Kost und Logis, sie schliefen in der Mädchenstube. Die Häuslichkeit war mit ge meinsamer Kräften ausgebaut und zufammenge- hcckten. Weirn sich die Familie unbedingt vor dem Hausherrn beugte, so geschah dies nicht aus Unter würfigkeit —< sie taten nur dasselbe wie alle ande ren

von 57 Jahren erreicht. Buchdrucker von i widersprechen. Sie war das einzige Mädel in der Familie und das Nestküchlein — das machte sie sich zunutze. Zuweilen sah es aus, als werde Stolpe zum äußersten gebracht, als wolle er sie in seinem Zorn zermalmen; aber er unterwarf sich ihr. Ueber Pelle war er sehr froh. Er bewunderte im gehei men die Tochter nur umsomehr. „Da siehst du, daß was an dem Mädel dran ist, Mutter? Sie versteht es, sich einen Mann zu wählen," konnte er begeistert ausrusen

. „Ja, ich habe auch gar nichts gegen ihn," er widerte Frau Stolpe. „Ein bißchen bäuerisch ist er ja noch immer, aber das läuft er sich wohl noch ab." „Bäuerisch — der? Nein, du kannst mir glauben, er weiß, was er will. Da hat sie wahrhaftig ihren Herrn gefunden!" sagte Stolpe trimnphierend. In den beiden Brüdern fand Pelle ein paar treue Kameraden, die nicht umhin konnten, zu ihm aufzusehen. 11 . Mit der'Sperre ging es so lala. Hofschuhmacher Vteyer antwortete damit, daß er die Meister zu einer Versammlung

, ihre Kinder zu geben. Lohnverhandlungen der Wiener Metallarbeiter. Wien, 10. Jänner. Die „Wiener Allgem. Ztg." meldet ül>er die Verhandlungen der Metallindu striellen mit den Vertretern der Arbeiterschaft; die Unternehmer schlugen den Arbeitern einen 15prv- zentigen Lohnabbau vor, der am 20. ds. ohne Rück sicht aus den Index in Wirksamkeit treten soll. Die das Geschäft auf ihre Kosten in die Höhe gebracht hatte. Durch Meister Beck erfuhr Pelle, was sich zwi schen den Meistern zutrug. Meyer hatte auch ver

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Page 5 of 8
Date: 13.06.1922
Physical description: 8
« Partei, welche mit ! den hinterlistigsten und gewalttätigsten Mitteln gegen die , Postbediensteten wegen ihrer Organisationszugehörigkeit vorgeht, ist am wenigsten geeignet und berufen, sich über ; Terrorakte zu entrüsten." Die Abstimmung ergab die einmütige Annahme der : Resolution, und mit einem Schlußwort zur Einigkeit und ' Treue gegenüber der gewerkschaftlichen Organisation«, frag« schloß Gen. Merkutto di« imposante Versammlung. " Pelle der Eroberer. Roman von Martin Andersen Rexö

Hof herum lagen die vielen kleinen und großen Wirtschaftsgebäude: Kälber- und Schweine- W» soll dos ende«? Wisuer Valuten »,m 13. Juni. ISS Mark - 6820-0 Krouc«, 106 Lire — 107970 Kronen, 109 Schweizer Franken ---- 413878 Krön«», 108 franzöfffche Franc; --- 193450Kronen, 1 Dollar--- 21594Kronen, 1 Pfnnd Ster ling ----- 97175 Kronen, 160 Dinare ---- 39948 Kronen, 186 ungarische Krone« ----3397 Kronen, ISO polnische Mark * 508-00 Kronen, 100 holländ. Gulden « 889750 Kronen ISO tschechische Kronen

auf geheimen Gängen zu den sonder barsten Stellen unter der Erd« gelangen kannte — und mit anderen Luken, die zu dunklen Bodenräumen hin- aufführten, wo die wunderbarsten Schätze in Form von altem Gerümpel aufbewahrt wurden. Aber Pelle hatte leider nicht viel Zeit, dies alles zu durchforschen. Jeden Tag mußte er dem Vater bei der Pflege der Viehes helfen, und die Arbeit mit dem gro- ßen Bestand war nahe daran, ihr« Krkfft» zu übersteigen. Sobald «r sich ein wenig verschnaufen

Grinsen — das war ein Stierkalb. Es legt« das Kinn auf die Haibtür und versuchte hinüferzusprin« gen. Pelle jagte es wieder hinunter. Dann schlug e> hinten aus, sah ihn von der Seite an und stand mit krummem Rücken da und stampfte aus den Boden roh ein Schaukelpferd. Die Sonne hatte es wirr gemacht Unten im Teich standen Enten und Gänse auf dem Kopf im Waffer und fochten mit den roten Beinen in der Luft. Und plötzlich konnte die ganz« Entenschar einen Anfäll von toller Sonnenfreude bekommen und schrei

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Page 5 of 8
Date: 27.09.1922
Physical description: 8
vor dem Schwurgericht. • Gestern um 9 Uhr vormittags begann der auf drei Tage anberaumte Mordprozeß gegen Alois Saxinger unter dem Vorsitze des Hofrates Dr. Ratz. Die Verteidi gung hat Rechtsanwalt Dr. Klimofch übernommen. Staatsanwalt Dr. Haupt vertritt die Anklage. Alois Saxinger wird beschuldigt, am 38. November 1921 beim Gramartboden die Kellnerin Maria Fe der er, die zuletzt in einem Bozner Hoiel bedienster war, ermordet und beraubt zu haben. 731 Pelle der Eroberer. Roman von Martin Andersen Nexö. Der Hof

hier war auch wie eine große Wiege, die in dem unsicheren Mondlicht ging und ging, und als Pelle sich erst ganz dahineingegeben hatte, wollte alles das, was aus den Kindheitsjahren dort aufstieg, kein Ende mehr nehmen. Das ganze Dasein mußte vorbei und über feinen Kopf hinwackeln wie damals, und die Erde mußte sich überall, wo nur ein dunkler Flecken war, zu Ab gründen auftun. — Und das Weinen sickerte heraus — jchicksalsschwanger — und übergoß das Ganze, so daß Kongstrup wie ein begossener Pudel von dannen schlich

und die anderen böse und unregierlich wurden. Und Lasse — ja, wo war Vater Lasse? Pelle stand mit einem Sprung in der Draustube und klopfte an die Tür zu der Mägde kammer. „Bist du es. Anders?" flüsterte eine Stimme von drin nen, und dann tat sich die Tür auf, und ein Paar Arme umfaßten ihn warm und zogen ihn hinein. Pelle stieß um sich, seine Hände sanken in einen nackten Busen — es war ja wohl die blonde Marie: .Ls Karna noch hier?" sragte er. „Kann ich nich' mal mit Karna sprechen?" Sie freuten

Sommerfrischlerei sind nach seiner Aussage aus seinen „Wo is Vater Laste?" fragte Pelle nun; er hatte einen i Kloß im Halse, wenn er den Vater nur nannte. „Ja, ja, laß dir man Zeit, denn will ich dich hinbeglei ten. — Wie fein im Zeug du doch geworden bist, ich hält' dich beinah gar mch' wiedergekannt. Nich', Marie?" „Er is 'n süßen Jung — das is er immer gewesen", jagte Marie und stieß mit dem hochspannigen Fuß nach ihm — sie war wieder im Bett. „Es is derselbe Anzug, den ich immer gehabt habe", sagte Pelle

. „Ja, ja, aber dann trägst du ihn anders — da in der Stadt sehen sie ja all wie die Grafen aus. Woll'n wir denn gehen?" Pelle sagte der blonden Marie freundlich Lebewohl, es fiel ihm ein, daß er ihr viel zu verdanken habe. Sie sah ihn so sonderbar an und wollte seine Hand unter das Qberbett ziehen „Was is es denn mit dem Vater?" fragte er ungedul dig, sobald sie draußen waren. Ja, Laste, der hatte also Reißaus genommen! Er hatte es nicht aushalten können, als Pelle fort war. Die Ar beit war auch zu schwer

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Page 5 of 8
Date: 07.05.1923
Physical description: 8
Kommune", die den Nachweis erbrachte, daß der römische Nuntius und die Versailler Negierung dir; Ermordung des von der Kommune als Geisel go- ^ Pelle der Eroberer. Roman von Martin Andersen Nexö. „Ellen ist ein wenig zurückhaltend, aber das ist rmr Lhr äußeres Wesen — sie hat Sie sehr lieb!" sagte Pelle warm. „Wer die Kinder auf den Schoß nimmt, hat Ellens Herz eingenommen." „Meinst du das wirklich? — Ich habe die Frauen immer mißachtet, weil es ihnen an Persönlichkeit fehlt, bis rch deine Frau kennen

lernte. Du hast eine seltene Frau, Pelle; sie ist stark im Wesen — so stark, daß sie mich unsicher macht. Konntest du sie nicht bewegen, daß sie mich nicht immer Herr Brun nennt?" „Ich will es ihr sagen," antwortete Pelle lachend. ! „Aber es ist nicht sicher, daß es nützt." . „Dieser „Herr Brun" ist mir nachgerade eine unausstehliche Person geworden, will rch dir sagen; und da draußen bei euch möchte ich gern eine Frei stätte vor ihm haben. Du solltest nur ahnen, was es heißt, sich fern ganzes Leben

nicht, daß die Felder hier so nahe an der Stadt liegen bleiben — daß sich die Spekulation nicht meldet!" „Daran ist wohl das Moor da unten schuld. )kber setzt haben sie freilich angefangen, es an dem nördliiAn Ende auszusüllen, wie ich sehe," sagte Pelle. . Brun sah interessiert hinüber, schüttelte aber ver zweifelt den Kops. „Nein, so weit kann ich ohne Brille nicht sehen, das ist auch eine der Segnungen der Bücher. — Ja. das ist es! Die alten Leute aus dem Lande greisen doch nur zu der Brille

sich nicht dazu, in allem Wetter in die Stadt hinein- und wieder herauszufahren." „Dann gebe ich die Bibliothek auf," erwiderte Brun. «Das wird mir keinen großen Kummer be reiten — ich habe genug von meinem Leben dort verbracht. Denk dir, Pelle, über Nacht bin ich mir darüber klar geworden, daß ich mich daran betei ligt habe, das meiste von der Weltliteratur zu kata logisieren — daß ich aber nicht einmal gesehen habe, wie ein Kind in Windeln gelegt wird. Welch ein Recht haben Leute Me ich, mitzureden

?" „Ich kann das nicht verstehen," sagte Pelle. „Mir haben die Bücher so sehr geholfen." „Ja, weil du das Eigentliche hattest! Wenn ich jung wäre, ginge ich hinaus und griffe mit meinen Händen zu. Mir ist mehr verloren gegangen, weil ich meinen Körper niemals schtveißig und müde gearbeitet habe, als dir, weil du die großen Klas siker nicht kennst. Ich entdeckte meine eigene Ar mut, Pelle, jetzt würde ich gern alles hingeben für einen Platz als Großvater in einer warmen Ofen- « cdfe." Die Kinder kamen über das Feld gelaufen

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Page 6 of 8
Date: 27.12.1922
Physical description: 8
mii mmm zu sagen, wohin die Schläge fallen würden; aber fie saßen alle. Pelle stand einen Augerrblick da ' und riß Mund und Augen aus über diese Unbän- digkeit. dann stürzte auch er fich in die Prügelei, und die drei Arbeiter machten sich aus dem Staube. .Zum Teustl auch! Warum hast dn dich da hin eingemischt?" sagte Pelle ärgerlich, als es über- ; standen war und er dastand und sich seinen Kragen ■ zurechtzupste. .Das weiß ich mchft" erwiderte Heulpeter. .Aber es tut einem wohl keinen Schaden

auf urrd starrte sie entsetzt <m — fie war blutlos und mager; als sie den Zustand des Mannes sah, brach sie in istrzzerreißendes Wei nen aus! — „Er ist nüchtern." sagte Pelle, um sie zu trösten — „er ist mtt ein wenig zu Schaden gekommen!" Sie brachten ihn in die Küche hinaus und badc- ien seinen Kopf über der Abwasche mit kaltem Wasser. Aber mit Per Kosods Hilfe sah es nur srhr schwach aus; jedesmal wenn das Weinen der Frau $u ihnen herüberdrang, hielt er hilflos irwe und wandte den Kops dem Allsgange

. Ich hatt' die größte Lust, ihn durchzudreschen, so windel weich, wie er schon war. Zum Teufel auch! Wa? braucht' er sein Wort zu brechen?" „Weil sie hungerten. Per!" sagte. Pelle ernsthaft. „Das kommt hier in dieser verdammten Stadt zu- weilen vor." Per Kosod glotzte ihn an mrd pfiff. „Pfui. Satan! Frau und Kind, und die ganze G.'schichte ohne Essen, was? — und im Wochenbett. Sie waren ja eben verheiratet, das könnt' man ja sehen! Pfui Deubel — solche Flitterwochen — nce. so n Unglück!" (Fortsetzung

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Page 5 of 8
Date: 28.12.1922
Physical description: 8
Schaswoll- waren-Jndustrie verbraucht — ohne Vöslauer 1811 Pelle der Eroberer. Roman von Martin Andersen Ncxö. Er stand da und wühlte ganz tief in seiner Ho sentasche und holte eine Handvoll heraus: Kau tabak und Staubstocken und Streichholzstummel und mitten dazwischen einen verknüllten Zehn kronenschein. „Ja, wahrhaftigen Gott," ries er aus und fischte den Zettel heraus — „ich glaubte, die Mächens hätten mich über Nacht ganz blank gemacht. Ach. Pelle, geh du r'auf und erzähl' ihnen irgend

'ne Geschichte; ich selbst kann es nich' .gut; denn siehst du. wenn ich die Frauenzimmer recht kenne, so hört sie in den ersten vierundzwan zig Stunden nich' auf mit Weinen. Das is der letzte Rest von 'der Heuer. Aber — ach was ■ — morgen gehen wir ja in See!" „Sie hörte zu weinen auf, als ich mit dem Geld? kam." erwiderte Pelle, als er hinuntcrkam. , „Na, denn war es ja nur gut. Wir Seeleute sind schlimme Biester, weißt du: wir verrichten unsere Geschäfte auf Porzellan und essen unsere Butter

aus dem Teereimer, aber darum sind wir doch — denn ich will nun mal sagen, ich hatt' mich nich' um die Sache gekümmert und hätt' mir heute abend für das Geld 'ne süße Nacht gernacht . . Per Kofod schwieg plötzlich: er kaute aus dem Priem, als setze er seine schwierige Philosophie in wendig fort. „Ach was; morgen gehen wir in See'" sagte er plötzlich. Sie gingen nach dein Alleenberg hinaus und setzten sich in den Garten. Pelle bestellte Bier. »Ein paar Seidel kann ich wohl spendieren, wenn ich einen guten

bei den Ge meindevorstehungen Nordtirots und im Bezirke „So? Dein Vater lebt noch? Ich kann ihn mir noch so deutlich vorstellen. Er hatte eine Zeitlang ein" Liebschaft mit Madam Olsen, aber dann kam Bootsmann Olsen unerwartet nach Hause; sie glaubten, er wäre draußen geblieben." Pelle lachte. Es war viel Wasser ins Meer ge laufen seit jener Zeit. Jetzt schämte er sich nicht mehr über Vater Lasses dummen Streich. Ringsumher aus den Zelten im Garten strahlte Licht. Junge Paare wanderten umher und ließen sich wahrsageil

veranstalten), Erhebungen über die vorhandenen Schafalpen pflegen und nach Abschluß derselben dafür sorgen, daß eine volle da drüben aus der Heimat. Jedesmal, wenn Pelle die sichere Stimme des Bvrnholmer Mädchens horte, regle sich sein Herz, wie ein Vogel, der aus- sliegen will. Plötzlich fiel ihm sein Kummer ein. „Ich hätte wohl Lust, heute abend auf die ganze ■ Geschichte zu pfeifen. — Sieh mal die lreiden, Per!" Da stan den zwei Mädchen Arm in Arm an einem Baum, ganz in der Nähe ihres Tisches

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Page 5 of 8
Date: 26.07.1922
Physical description: 8
im Freien; hat für Italien optiert, nicht angenommen. Ein anderer Fall: Eine Familie mit sieben Personen, jüngstes Kind zwei Monate; kein Platz, meistens keine Milch, das bißchen, was das Kind bekommt, zumeist sauer, weil schleckte Milch und große Hitze im Waggon. Eine Wächterfamilie: Fünf Personen, ganz kleinen Sparherd, muß schon beim Frühstück zweimal gekocht werden, um für 381 Pelle der Eroberer. Roman von Maclrn Andersen Nexö. Der Verwalter kam selbst herausgelausen und riß die Tür

zu der Umfriedung auf, er half, die Kühe da hinein treiben. Pelle war auf eine Ohrfeige gefaßt und blieb stehen, aber der Verwalter sah ihn nnr mit einem sonder baren Lächeln an. „Sie fangen wohl an, dir über zu werden," sagte er und sah Pelle in die Angen — „na ja, solange du noch mit dem Stier fertig werden kannst!" Er machte sich lustig, Pelle bekam einen brennend roten Kopf. Dater Lasse war Zu Bett gekrochen. »Nur gut, daß du da bist!" sagte er. ,^ch lag hier gerade und dachte darüber nach, wie ich die Kühe

umgep flockt kriegen sollte. Rühren kann ich mich beinah nich' — und ausstehen erst recht mch'." Es wahrte eine Woche, bis Lass« wieder auf die Beine kommen konnte: während der Zeit stand das We'devieh in der Umfriedung, und Pelle blieb zu Hause und ver richtete die Arbeit des Vaters. Er aß mit den anderen und schlief seinen Mittagsschlas in der Scheune, so wie sie. Eines Mittags kam die Sau auf den Hof und war be trunken. Sie postierte sich im oberen Hof, der ihr ver boten war, und stand

, ging er nervös um den Wagen herum und jagte dann, was das Zeug halten wollte, vom Hof herunter. Als er um. den Giebel bog, wurde ein Fenster geöffnet und eine Stimme rief flehend: „Kongstrup, Kongstrup!", aber er fuhr schnell weiter. Dann schloß sich das Fenster wie- der, und das Weinen Hub von neuem an. Am Nachmittag, als Pelle sich auf dem unteren Hof zu schaffen machte, kam Karnv und sagte, er solle zu Frau Kongstrup hinaufkommen. Pelle ging zögernd hin. er hatte ein unheimliches Gefühl

ihr gegenüber, und alle Mannspersonen waren draußen auf dem Felde. Frau Kongstrup lag in ihres Mannes Arbeitszimmer auf dem Sofa, dort hielt sie sich beständig Tag und Nacht auf, wenn der Mann aus war. Sie hatte ein nasse« Handtuch auf der Stirn und war ganz rot im Gesicht vom Weinen. „Komm' hierher," sagte sie mit matter Stimme. „Du bist doch nicht bange vor mir?" Pelle mußte hinkommen und sich neben ihr auf den Stuhl setzen: er wußte nicht, wo er mit feinen Augen Erwähnt muß noch der traurigste Fall

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Lienzer Nachrichten
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Page 1 of 16
Date: 25.07.1930
Physical description: 16
sich reger Betrieb in der am Kaiser Zosesplatz befindlichen Festkanzlei- Herr Fellhändler Fuchs hatte zu diesem Zweck bereitwilligst sein neues Geschäftslokal im Carlihaus zur Ver fügung gestellt. Um halb 9 Uhr abends beginnt im sinn voll geschmückten Konzertsaale des Gasthofes „Alpenraute" (Glanzt) der B e grüßungsabend unter Mitwirkung der Musikgesellschaft „Har monie". Unter stürmischem Applaus der zahl reich erschienenen Festgäste bringt die Musikka pelle „Harmonie" den gewaltig ausrüttelnden „Zubel

Chormeisters Prof. Riepl brinA der Iubel- verein „Gruß an De-utschsüdtirol" von Th. Podbertsky und „A deutsch Trutzgsangl" von Viktor Kehldorfer zum Dortrag. Der pracht volle Chor „Du schöne, du liebe, du wonnige Maid" von Max von Weinzierl, unter Herrn Ehrenchormeister Zohann Prenn, findet brausenden Beifall im Publikum. Dos Bari tonsolo singt mit seiner vortrefflich geschulten Stimme Sangesbruder Emil Winkler,- am Flügel Herr Ing. Vinzenz Gasser- seine Begleitung ist erstklassig wie immer

. Und nun schildert der Senior des Iubelver- eines und Ehrenmitglied Josef Wimmer in kurzen Strichen den Werdegang des Lienzer Sängerbundes,- seinen von echter Sangesbru- derschnst und Vereinsliebe getragenen Worten folgt der begeisterte Beifall der Anwesenden. Unter Prof. Riepls Leitung gelängt Nun Ludwig Liebe's Männerchor „Dos Grab Wal thers von der Vogelweide im neuen Münster zu Würzburg" zur Vorführung. Dieser Männer chor und das nächstfolgende Stück, aus der Oper „Die Meistersinger von Nürnberg" »on Richard

Männergesangsverein „ Ari 0 n ", die Kärntner Gesangsvereine, die Abordnungen aus den anderen Bundesländern. Um 9 Uhr erfolgt die Gesamtchorprobe in der städtischen Turnhalle. Um 10 Uhr vor mittags wird die Musikkapelle „Station Lienz" von der Abfaltersbacher Musikka pelle am Kaiser Zosesplatz abgelöst. Zahl reiche Honoratioren und ein tausendköpsiges Publikum hat sich dort am Festplatz ver sammelt. Das lebende W a l t he r de n k m a l, die Schöpfung des alten Vereinsmitgliedes Zo sef Sailer, verfehlt

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Page 5 of 8
Date: 30.04.1923
Physical description: 8
" den maffenhast erschie- 3131 Pelle der Eroberer. Roman von Marlin Andersen Rexö. „Habt ihr zum Arzt geschickt?" fragte Pelle und .beugte sich über Johanne. «Ja, Lasse Frederik sagt an Morten, daß er sei nen Arzt mitbringen soll — der kennt sie ja am besten. Ich denke, sie sind bald hier." Johanne wurde von heftigen Kälteschauern ge- , schüttelt. Sie lag da und arbeitete mit der Zunge gegen den trockenen Gaumen, stieß hin und wieder eine Reihe unzusammenhängender Worte aus und warf sich hin und her. Plötzlich

richtete sie sich voller Schrecken auf, die weitgeöffneten Augen starrten Pelle an.'aber sie erkannte ihn nicht. „Geh . ltreg — ich will nicht!" schrie sie und stieß ihn vor die Brust. Seine tiefe Stimme beruhigte sie jedoch wieder, sie ließ sich hinlegen und lag "still mit ge schlossenen Augen. Und dann fing es wieder von vorne an. Jemand hat sie verfolgt," sagte Ellen weinend. „Was kann es nur gewesen sem?" . „Es ist das Alte, das sie verfolgt", flüsterte Pelle erschüttert; „Morten sagt, daß es immer

wieder bei ihr auftaucht. — Nimm du die Kinder in den Garten hinaus, Ellen — ich will wohl bei ihr blei ben." Men ging mit den Kleinen, sie waren kaum aus ihrer Ecke herauszubringen. Aber nach einer Weile ertönten ihre plaudernden Stimmen da draußen auf dem Rasenplatz. Pelle saß da, die Hand auf Johannens Stirn i und starrte vor sich hin — er war brutal wieder er weckt zu des Lebens Grausen. Es kämpfte in krampfhaften Zuckungen da drinnen in ihrer ge quälten Kinderstirn, es war, als halte er in seiner f ncnen Zuhörern

werden, Frau Pelle." „Dann bleibt sie hier", sagte Ellen. „Sie soll es schon gut haben." Laffe Frederik wurde auf dem Rad nach der Apotheke geschickt. Gleich darauf fuhr der Arzt fort. Sie saßen draußen vor der Gartentür, so daß sie zu der Kranken hineinhören konnten, und sie spra chen leise zusammen. Es war ein Jammer, Morten zu seh""'. Johannens Flucht von ihm war ihm sehr zu Herzen gegangen. „Warum sie es wohl getan hat?" fragte Pelle. „Sie ist so sonderbar gewesen seit dem Tage

Sie haben." Aber Morten wollte nicht schlafen gehen. „Ich bleibe auf und wache bei Johanne", sagte er. 14. So war denn das Haus in ein Krankenheim ver wandelt. Dies war ein harter Griff in ihre Sorg losigkeit hinein, aber sie nahmen es mit in den Kauf; keiner von ihnen verlangte mehr vom Da sein, als es bieten konnte. Ellen war Tag und Nacht um die Kranke, bis das Schlimmste überstanden war; sie vernachläs sigte Pelle und die Kinder, um sich Johannens an zunehmen. „Du hast viel zu tun." sagte Pelle bekümmert

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Date: 26.02.1923
Physical description: 8
in der Verlängerung des Kampfes lag das, was sie suchten, und sie spähten in Pelles Gesicht nach einem Zug. der das Glück bestätigen konnte. Diele wunderliche Fragen mußte er beantwor ten; es wuchsen sonderbar phantastische Vorstellun gen aus der Not auf und verrieten, daß ihr ruhi ges. beherrschtes Auftreten das Ergebnis vieler be obachtender Kräfte war. „Nehmen wir den Großen jetzt die ganze Macht und den Reichtum weg?" fragte ein Arbeiter, nach dem er Pelle lange grübelnd angestarrt hatte. Der Kamps

hatte seine Gestalt hart mitgenommen, da für aber einen Funken in seinen Augen entzündet. „Ja. jetzt nehmen wir uns unser Menschenrecht und fordern, daß der Arbeiter respektiert wird!" antwortete Pelle. „Dann gibt es nichts mehr, was Herr und kleiner Mann heißt." „Aber wenn sie dann nun wieder in die Höhe wollen? Wir müssen ihnen ein schnelles Ende machen, daß sie nicht wieder herausklettern und auf uns reiten können." I „Du willst sie wohl aus den Anger hinaustrei-- beu und sie alle totschießen

allgemeine Handelsverträge in Betracht, er denke, durch zoll tarifarische, Verkehrs- und Rechtshilfeverträge so nstig," sagte der Nachbar. „Wenn dieses überstan den ist. dann wagt kein Mensch mehr, uns das Essen vom Mund wegzunehmen." „Gibt es dann gar keine Armut mehr?" fragte der erste wieder, zu Belle gewandt. „Nein, wenn wir unsere Sache erst richtig in Gang bekommen, dann wird es in allen Häusern gut fein. Liest du denn dein Blatt nicht?" Wohl las er es, aber es schadete nichts, das Große von Pelle

selbst bekräftigt zu hören. Und Pelle konnte es tun. weil er nie einen Zweifel hegte. Es war schwer für die Masien gewesen, zu der neuen Ansicht über die Dinge zu gelangen, so schwer, als drehe man einen Erdball! Deswegen rnußte etwas Großes geschehen. Einige von ihnen hatteü ein paar Stück Butter brot hervorgeholt und singen an zn esien, während sie die Dinge beredeten. „Mahlzeit," sagte Pelle und nickte ihnen zum Abschied zu. Das Wasser lies ihn im Munde zusammen, er dachte daran, daß er weder getrunken

gelernten und ungelern ten Arbeitern vollzog sich in der Metallindustrie, der Mehrverdienst des gelernten ist gegenüber dem „Sie hat ja viel zu tun," sagte Pelle entschuldi gend. „Nun geht sie auch auf Arbeit aus." „Na ja, sie ist wohl auch nicht zu gut. um unter diesen Verhältnissen mit Hand anzulegen. Aber wir wissen recht gut. was ihr fehlt — sie ist eine Protestnatur! Gottlob, daß sie kein Mann gewor den ist. denn dann hätte sie Auflösung in btc Rei hen gebracht." • - Das Frühstück bestand

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