konnte auch — dies war ihre zweite Eigenschaft — so schrecklich grob sein, wie sie. Ob arm oder reich, alt oder jung, das war dem Mundwerk der Wirtin völlig gleich. So konnte es denn nicht ausbleiben, daß der Ruf ihrer doppelten Kunst — des Kochens und der Rede — bis an den königlichen Hof drang. König Max, der gern sein Späßchen liebte, beschloß nun eines schönen Tages, diese urwüchsige Erscheinung auf die Probe zu stel len. Es war ein herrlicher Sommermorgen; die Sonne beleuchtete malerisch
aus, wie Majestätsbeleidigung, Galgen, Rad oder wenigstens Festung, und eben wollte sie die Mutter bitten, doch wenigstens heute etwas höflich zu sein, -r- da schmetterte draußen bereits das Helle Posthorn, die An kunft der hohen Herrschaften verkündend. Rasch eilten der Wirt und seine Tochter Midel hinaus; die Wirtin aber begab sich in aller Gemütsruhe an die Zubereitung der Fische. Leutselig erwiderte der König den Gruß der ihn Empfangenden; aber vergeblich suchte sein Auge unter diesen die Frau des Hauses. Vielleicht
herausstammelte, daß dieselbe mit der Zubereitung von höchst- deren Fischen beschäftigt sei, befahl der König seinem Flügeladjutanten, ihr zu mel den, daß der König sie samt den Fischen zu sehen wünsche. Der Adjutant, selbst begierig, die Frau kennen zu lernen, derentwegen sein Gebieter die heutige Fahrt unternommen hatte, eilte in die Küche. „Sind Sie die Wirtin?" fragte er die eiftig am Herde Beschäftigte. „Der Wirt nicht." „Seine Majestät verlangt, Sie zu sehen." „Ich aber nicht, ihn zu sehen, bevor
meine Fische fertig sind." „Der König ist Ihr Herr," mahnte der Adjutant, „er hat zu befehlen und wir zu ge horchen." „Das mag für ihn passen, Herr Lakai." „Ich bin Flügeladjutant des Königs..." „Ach was, Flügel oder nicht; ich laß mir in meinem Hause nichts befehlen." „Auch nicht vom König?" „Wenn er etwas Unvernünftiges befiehlt, nein. Aber so dumm wird er nicht sein, daß er Fische verlangt, und dann will, ich soll da von weglaufen, wenn sie eben auf's Feuer kommen und das Schmalz schon heiß ist. Sa gen
Sie Ihrem Herrn, das tu' ich nicht, denn dann wäre es mit meiner Reputation als beste Fischköchin aus." Der Adjutant, er mochte wollen oder nicht, mußte mit dieser Meldung zu seinem Herrn zurückkehren. Doch König Max lachte, und um diesen Scherz auf die Spitze zu trei ben, schickte er den General Haller ab mit dem gemessenen Befehl, ihm die Frau des Hauses zur Stelle zu bringen. Der General beschloß, recht soldatisch vorzugehen, und als er die Küche betrat, donnerte er der Wirtin mit wahrer Stentorstimme