erheben der Toleranz. (Fortsetzung folgt.) Verschiedenes. Zu den vielen Anekdoten, die über den regierenden König von Baiern cursiren, mag die folgende, die unS von wohlunterrichteter Seite zugeht, einen kleinen Beitrag abgeben. Von Hohenschwangau aus, wo der König oft residirt und jetzt mit horrenden Kosten ein Felsenschloß bauen läßt, macht er häufige Abstecher in'S österreichische Gebiet, und zwar nach Neutte, wo er seit Jahren beim dortigen Dechanten gastliche Aufnahme fand. Der König
ist vom würdigen Herrn noch als Prinz gekannt und ge liebt gewesen, und so mag es leicht begreiflich sein, daß zwischen König und Priester ein recht vertrauliches Ver hältniß sich herausgebildet, daS, ungetrübt andauernd, durch behagliche gemeinsame Tischgenossenschast immer freundschaftlicher wurde. Der junge König Pflegte beim Fortgehen auö des Dechanten Haus jedesmal einem von dessen Dienern ein namhaftes Geschenk für daS ganze Personal zu überreichen, und nicht gering war das Er staunen im ganzen Hause
, als der hohe Gast die munifi- ccnten Gaben plötzlich sistirte. Der Dechant hoffte, es werde Vergeßlichkeit sein, und wohl ein nächstesmal ein gebracht werden, doch nahm der König noch zweimal die Gastfreundschaft deS geistlichen Herrn in Anspruch, ohne daß der harrende Diener bedacht worden wäre. Da glaubte nun der Herr Dechant, eS sei wohl möglich, daß die DouceurS, trotzdem der König sie noch regelmäßig fortspende, in unrechte Hände wandelten, und nahm sich daher vor, in jovialer Form, wie er mit König
Ludwig ll. zu verkehren pflegte, die Sache zur Sprache zu bringen. Als sich der König wieder von ihm verabschiedete und ihm die Hand reichte, meinte der Dechant lächelnd: Nicht wahr, Majestät, Sie vergessen auch meine Diener nicht ? Verblüfft sah ihn der König an und antwortete keine Sylbe. Als er aber vor dem Thor den Wagen bestieg, äußerte er sich höchst ungnädig, daß er zum letztenmal hier gewesen sei und künftig beim Postmeister speisen werde. In der That bat sich der König seitdem nicht mehr
; was wir eben zur theilweiscn Aufklärung deS „Bruches' erzählten, läßt immer noch die Frage offen, warum der König die so unglücklich reelamirten Cadeaux eigentlich sistirt hatte. Sparsamkeit kann eS wohl nicht sein, Zeuge dessen der luxuriöse Schloßban in Hohenschwangau, dem die umfas sendsten FelSsprengungen vorangehen müssen, einzig zu dem Zweck, damit außer dem schon bestehenden luxuriösen — Herausgegeben von der Wagnev'schen UniversitätS-Bu Schlosse noch ein zweites höheres sich erhebe. Im alten