/ fuhr, der König fort, der mehr und mehr in Hitze gerieth. Da warf ihm der Mann im hechtgrauen Rpck einen Blick zu, der ebenso väterlich als malitiös war. und «bue eine Silbe zu erwidern, ruhig weiter blasend, deutete er auf eine zweite Flöte, welche vor ihm auf dem Tische lag. „Was soll ich damit?' fragte der König, den die Situation mit einem Male zu amüsiren begann. „Spielen?' Der Richter nickte zustimmend, und der König begann ihn zu begleiten. Da er sich einem Kenner gegenübersah, nahm
er sich recht zusammen, und so begann der ernsthafte Richter bald beifällig zu nicken und endlich gar zu lächeln. „So/ sagte er, als das Stück zu Ende war, „nun find wir alle zween kalmirt und können somit korrektement zu sammen reden. „Er scheint mir ein wunderlicher Patron, ent- gegnete der König. „Nun, aus so ganz gewöhnlichen Holze ist Er wohl auch nicht,' sprach der Richter, „aber was geht Ihn denn das an, „MoSjö, was ich in meinem Hause oder Amte thue?' „Wenn es mich nichts anginge
gleicht einer Opera. Wo jeder der sich suhlt, Nach seiner lieben Leidenschaft, Freund, eine Rolle spielt,' erwiederte der Richter, indem er dem König ver traulich auf die Schulter klopfte, „ich habe ein hitziges Gemüth, das sich leicht über jedes Unrecht empört uud indignirt. So nun ein Kasus zur Verhandlung steht, der mich leicht hinreißen könnte, wie eben heute, so blase ich vorher eine Flöte, um mich zu besänftigen, denn im Zorne darf keiner Recht sprechen und Jnstitia muß unbestechlich
sein, auch jeder Art von Gefühl und Neigung gegenüber. Hat er mich verstanden.' „Vollkommen.' .Dann lade ich Ihn ein, der Verhandlung bei« znwohnen, schloß der Richter, öffnete die Thür und folgte dem König, mit der Miene eines Jupiter, statt des Blitzes die Flöte in der Hand. Nachdem der Richter sich feierlich in der GerichtS- stnbe umgesehen hatte, klingelte er und fragte den eintretenden Gerichtediener nach dem Schreiber. „Herr Gukow ist krank,' sagte der Gerichtsdiener, „ich habe vergessen, eS zu melden
.' „Er vergißt aber auch schon alles, Fromm,' er wiederte der Richter mit einer christlichen Sanft muth, welche offenbar auf Rechnung des Flöten spiels kam. „Wenn es Ihm recht ist,' sprach der König, „so will ich die Rolle des Schreiber;- übernehmen und das Protokoll führen.' lein? Oettel fortleben bis in die entferntesten Zei ten. Wenn wir nun den Lebenslauf der Verstor benen verfolgen, so begegnet uns Fräulein Oettl zuerst aus dem Gebiete der christlichen Caritas, als im Jahre 1L49 der Frauenverein