Nr. L64 „Bozner Nachnchten', , faltet die großen Blätter, von denen er den Toast in franzö sischer Sprache abliest. Alles hört ihn stehend an. Den Toast des Kaisers und die Antwort des Königs haben wir bereits gestern vollinhaltlich mitgetheilt. Als der K ö n i g schloß, machte er eine kurze, elegante Verbeugung, Gläserklang, die fröhliche „Marcia reale' ertönt. Es ist ein ungewöhnlicher Anblick, wie dieser jugendliche König mit dem greisen Kaiser anstößt. So selbstbewußt und unbefangen
er schon ist, gleich zeitig ist er ganz Ehrerbietung, Verehrung, Bewunderung. Sein Trinkfrpuch macht den besten Eindruck, der Kaiser ist erfreut, sagte ihm Wohl dankende Worte, denn Alfonso ver beugt sich wiederholt. Uiid von dem Augenblick an wird das ganze zeremonielle Diner um eine Nuance legerer, wär mer, herzlicher. Die Teller klappern, die Gläser klingen, es summt in der Lust. König Alfonso läßt einige Schüsseln vorübergehen, nimmt sich aber-der Süßigkeiten und des Obstes um so lvackerer
an. Eine Polka schwirrt ab, das Mundwasser wird gereicht. Die Herrschaften ziehen flink 'die Handschuhe an, König Alfonso steht auf, alles erhebt sich. In derselben Folge, wie er gekommen, verläßt der Hof den Saal. Der wogt wieder von Farben auf, entleert sich lang sam. Dr. Lueger macht mit einein grauen Lakaien seinen Spaß. Man begibt sich in den großen Saal der Hofbiblio thek, wo Cercle gehalten wird. Nachher fährt der König von Spanien ins Palais seines Oheims, des Erzherzogs F.r
und die Ordenskollare und -Ketten des Kaisers. ^ Ferner, besuchte der König die Hofmuseen, wo er im zoologischen Museum besonders die Kollektion von Jagdtro phäen des verewigten- Kronprinzen betrachtete. Der König bemerkte u. a., daß es ihm bis jetzt nicht gelungen sei, ein ähnliches Exemplar eines weißköpfigen Adlers, wie es seiner zeit Kronprinz Rudolf in Spanien erlegt habe, zu erbeuten. Bei der Besichtigung der Steinböcke von der pyrenäischen Halbinsel erwähnte der junge König, wie er seine spezielle Fürsorge
der Erhaltung dieses schönen und seltenen Wildes widme. Hin kunsthistorischen Museum besichtigte der König besonders die Bilder der italienischen Schule und im An schlüsse an sie die Gemälde der spanischen Master. Durch die Säle der modernen Gemälde schritt dann der König und fühlte sich besonders von den Bildern Makarts, Broziks und Matejkos angezogen. Auch die Vertreter der älteren Wiener Schule, wie Waldmüller, Dannhauser und Fendi. fesselten seine Aufmerksamkeit in hohem Grade. König Alfonso begab