Angedeutet wird der Konflikt des Jahres 1879 um die Nachfolge des eben ver storbenen Hilfswissenschaftlers Mathias Pangerl, der mit Höfler wegen einer von ihm zu verantwortenden negativen Kritik einer Arbeit Bachmanns zerstritten war („Pangerlaffaire“, vgl. Brief 3). In dieser Nachfolgeangelegenheit trat Jung mit Unterstützung Fickers vergeblich für Mühlbacher und Werunsky gegen den Nicht-Hilfswissenschaftler Bachmann und sein tschechisches Pendant Goll ein (vgl. Brief 4). Ausführlich (vgl
. Brief 7-11) schildert Jung das Intrigenspiel um die Höfler- Nachfolge 1882, den vergeblichen Versuch, Fickers Innsbrucker Schüler, den Münchner Privatdozenten und Altkatholiken August Druffel (1841-1891) nach Prag zu holen, die Strategie des Scheinvorschlages. 35 ) Gegen die Nennung in ei nem Scheinvorschlag wußte sich ein Ottokar Lorenz zu wehren, ein Alfons Huber verwahrte sich strikt dagegen, die Historiker Arnold Busson, Adolf Beer (TH Wien), Adam Wolf (Universität Graz), der Wiener Dozent
für mittelalterliche Ge schichte Adalbert Horawitz, ein Lehrer Ludo Moritz Hartmann, der von Huber sehr ab wertend berurteilt wurde, und der Grazer Ordinarius Johann Loserth sahen sich einer demütigenden Scheinbesetzungspolitik ausgesetzt, an der Jung maßgeblich beteiligt war. Schlußendlich trat der nicht genannte August Fournier die Höfler-Nachfolge an: „Ich (Fournier - Anm.) wehrte mich, so gut ich konnte. Zunächst wies ich darauf hin, daß die Fakultät der deutschen Universität
nicht aus wel chen Gründen.“ Erst der Hinweis, er, Fournier, dürfe bei Nicht-Annahme des Prager Rufs künftig auf keine Berücksichtigung mehr rechnen, habe ihn gefügig gemacht: „Ich war wenig glücklich über den Wechsel.“ 36 ) Auch Ludwig Pastors von der missionarischen Aggressivität eines Konvertiten getragenes Bemühen um eine österreichische Lehrkanzel kommt wiederholt zur Sprache, zeigt sich Jung unverbindlich-distanziert (vgl. Brief 7), äußert sich Hu ber aus einer in spätjosephinischem Geist geprägten
katholisch-liberalen Haltung (eines „gemäßigten Liberalismus“ - so Srbik) heraus offen ablehnend. In der Pra ger Fakultät kursieren Gerüchte über Pastors militanten „Ultramontanismus“. Huber warnt Jung, eine Scheinnennung durch die Fakultät könnte Pastors wirk liche Ernennung durch das ihm zugeneigte Ministerium zur Folge haben: „Wenn ich ihn auch nicht mit O(nno) Klopp auf eine Linie stellen will, so hat doch dieser neuerdings gezeigt, wessen die von dieser Partei vertretene Richtung fähig ist“ (vgl