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Tiroler Land-Zeitung
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Page 18 of 20
Date: 15.04.1905
Physical description: 20
fuhr denn der Joseph ins Land, um die Ochsen, Kälber und Schweine aufzutreiben für die väterliche Metzgerei, und kutschierte dann wie der mit seinem Wagen umher, um die „Schlegel" und „Filets", die Lenden und Kälberfüße zu verkaufen. Und überall, wo der Wagen hielt, hatte' man ihn gern, wenn er so ankam mit seinem freundlichen Lächeln auf dem schmalen blassen Gesicht. Ein eigen artiges Gesicht war es mit edlen, regelmäßigen Zügen und einem Ausdruck in den schwarzen Augen

, wie man ihn sonst bei Bauern burschen nicht findet. „Merkwürdig, es ist, als ob das körperliche Leiden die Seels bei ihm mehr %ux Entwickelung gebracht hätte," sagte der Herr Doktor von Bichl, der des Josephs Arzt und ihm sehr gewogen war. Draußen in der Küche aber sagte die Frau Doktor jedes mal, so oft der Landecker-Wagen wieder vom Hause, fortfuhr: „Ein netter, anständiger Mensch, der Joseph." „Ja, und ein braver Bursch, der bravste in ganz Kochel," war dann gewöhnlich die Antwort der gleichfalls aus Kochel ge bürtigen

Toktorsköchin. Ter bravste Bursch! Ja, worin bestand denn das eigentlich? Hochamt. Der Joseph hatte als einer der letzten das Güteshaus verlassen und schritt fröstelnd durch den Friedhof, auf len das Kirchlein mit seinem spitzen Dach und zwiebelförmigen Tinm noch einen tiefen Schatten warf. Am Grabe seiner Mutter fand er .einen Augenblick still, um das übliche Vaterunser zu beten.'Es war das Grab mit dem hochragenden weißen Kreuz. Da kam von der Kirche her ein Schritt, scharf knirschend

auf dem festgefrorenei Schnee. Joseph schaute auf nach der Vorübergehenden und sah grrade in ein Gesicht, so rosig, so lachend in seiner blühenden Fr.sche, als könne selbst Eiseskälte und Grabesnähe nicht das warme, schäumende Leben darauf dämpfen. Es war eine ihm völlig Fremde in einer Tracht, die etwas abwich von der der Kochlerinnen. Er schaute ihr nach, wie sie so dahin schritt, die große und für das jugendliche Alter schm etwas volle Gestalt. Etwas schneller und flüchtiger als sonst sprach er sein Gebet

und verließ dann gleichfalls den Gottesacker. Als er durch die eiserne Pforte hinaustrat, bemerkte er zu seiner Verwun derung, daß die Fremde vor ihm in den gleichen Weg eingebogen war, der zum Landecker-Anwesen führte. Und wahrhaftig, sie ging Blick aus Jerusalem und die vom Bahnhof nach der Stadt führende Straße. Sehr einfach: der Joseph trank nicht, wenigstens nie zu viel; er war nie in eine Rauferei verwickelt, führte keinen losen Schabernack aus, zeigte nicht die geringste Lust zum Wildern

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Tiroler Land-Zeitung
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Page 13 of 16
Date: 22.04.1905
Physical description: 16
fegte, staud dicht beim Landecker-Anwesen; und dort über den Hof ging alle Augenblicke der Joseph, der für den morgigen Veteranen tag fleißig mitwurstete. Wenn er dem Mädchen ein: „Allweil fleißig!" zurief, so mußte sie ihm doch antworten. Und das weitere ergab sich dann von selbst. Ter Ball und wieder der Veteranenball! Mit freundlichen Bitten versuchte sie's, mit Schmollen und wohl ausgedachten und gemäß ihrer Art leidenschaftlich vorgebrachten, kleinen Finten. Was würden denn die Leute sagen

, wenn ihr Schatz ihr nicht einmal so viel zu Liebe tun mag, daß er sie zum Tanz führt! Die Franzi, die bei Doktors in Bichl dient, die hatte erst neulich über sie ge- spöttelt, daß sie sich einbilde, der Joseph hätte ein Herz für sie, wie ein anderer Bursch für sein Mädel. Freilich, die Franzi, die tut gar stolz, weil es jetzt der Hans mit ihr hat, der flotte arupfer-Hans. Der muß überall dabei sein und die Franzi mit ihm! nd dann wieder versprach das Mädchen hoch und teuer, sie wolle ja auch gar

nicht viel tanzen ohne den Joseph und ganz bald heim gehen, so bald er's nur wolle. So ging es fort, bis der Joseph nachgab und zuletzt, als er ihre Freude sah, gutmütig auch noch erklärte, er ginge jetzt sel ber gern. Er sei ja auch jung und es freue ihn, mitzutun. Sie gingen hin. Der Ball hatte schon seit einiger Zeit begonnen, als sie den von Staub und Dunst erfüllten weiten Vorplatz beim großen Wirt auf dem Dorfplatz betraten. Schon auf der Treppe, die in das Tanzlokal mündete, waren ihnen die ersten Töne

eines ruhigen Ländlers entgegengeklungen. Den tanzten sie zusammen, und da gab es wohl unter all dem jungen Volk kein glücklicheres Paar als den Joseph und seine Resel. Nun aber kam der Schuhplattler. Dem wilden Stampfen und Springen fühlte sich der Joseph nicht gewachsen, und die Resel macht ihn an der Hand des flotten Harupfer-Hans mit. Ja, dieser Hans! Wenn das freundliche Gemüt Josephs im Stande war, Neid gegen jemand zu empfinden, so war es gegen den Hans, dieses Urbild von Jugendmut, Keckheit

marionettenhaft, aber doch nicht ohne eine gewisse Anmut allein im Kreise drehte. Und er, der Hans, der um sie her tanzte, jetzt in Sprüngen, dann wieder sich kauernd und windend, der Hans mit seinen blitzenden Zähnen und tückischen Augen war schier wie ein Raubtier anzusehen, das seine Beute umkreist. Ja, ja, der Hans, der konnte es, das Schuhplatteln! „Ten nächsten Plattler haben wir wieder miteinand', schöne Resel," sagte er ihr, als er die über und über hochrot Glühende zurückführte zum Joseph

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Tiroler Post
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Page 12 of 14
Date: 02.02.1901
Physical description: 14
er uns einige Sekunden lang betrachtet hatte. „Zu den Herren Prieur," antwortete meine Tante. „Ich bin einer der Herren Prieur, aber wahrscheinlich wünschen Sie meinen Bruder Prosper zu sprechen. Ich bin nur der Jüngere, Joseph Prieur," fügte er mit großer Bescheidenheit hinzu. „Ich, mein Herr," versetzte meine Pathin, „ich bin Devise mein verehrter Herr, zeigen Sie mir Ihres Bruders Zimmer und seien Sie zufrieden. Ich werde ihm sagen, daß ich die Wache bezwungen habe und daß Sie an dieser Verletzung des Hausrechts

unschuldig sind. Sie werden sehen, ich sage es ihm mit diesen Worten." „Joseph, Joseph!" schrie jetzt Jemand zornig; „bist Du bald fertig mit Schwatzen? Schließe die Thüre und laß Niemand herein, Niemand, hörst Du? Ich will keinen Menschen sehen!" „Habe. ich es Ihnen nicht gesagt?" stammelte der arme Joseph Prieur voller Schrecken und versuchte, meine Pathin von der verbotenen Thüre wegzudrängen. Doch diese nahm gar keine Rücksicht auf ihn, ging ruhig nach dem Zimmer hin, woraus die Stimme ertönt

war, öffnete die Thüre, und wir standen Prosper Prieur gegenüber, der wenigstens zehn Jahre älter war als sein Bruder Joseph. Er saß in einem ungeheuren Sessel und hatte sein auf einem Das Luftschiff Santos-Dumonts im Fluge. Legael und wünsche in der That, Herrn Prosper Prieur zu sprechen. Dieses Kind hier heißt Helene Duchemin." Bei Nennung dieses Namens betrachtete mich Joseph Prieur aufmerksam und erröthete und erbleichte abwechselnd. „Mein Bruder ist hier," sagte er; „aber ich weiß nickst

und werde es auch thun." „Aber Sie kennen ihn ja gar nicht!" rief Joseph Prieur in einer Art Todesangst: „sonst würden Sie wohl wissen . . ." „Daß er nicht leicht zugänglich ist," ergänzte meine Tante lächelnd. „Doch beruhigen Sie sich, das weiß ich lange. Nun, krankes Bein niederen Stuhle liegen. Sein Aussehen hatte nichts Ermuthigendes für uns, der Zorn schien bei ihm noch über das Er staunen zu siegen. „Joseph!" schrie er wüthend. „Herr Prieur," be gann meine Pathin mit der sanftesten Stimme der Welt

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Tiroler Post
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Page 14 of 16
Date: 14.04.1905
Physical description: 16
58 Ei Vergol Innsbruck-Wifi Andreas Hoferstrai Empfiehlt sein Heiligenbilder un< NM" Ein: Gesct Empfehle meine verschiec Käs Insbesond echten Parn garischen 8« Pinzgauer 8 Täglich frisi ans de CJm geneigte Sophie «S! Josef 1 fuf)r denn der Joseph ins Land, um die Ochsen, Kälber und Schweine aufzutreiben für die väterliche Metzgerei, und kutschierte dann wie der mit seinem Wagen umher, um die „Schlegel" und „Filets", die Lenden und Kälberfüße zu verkaufen. Und überall, wo der Wagen hielt

per Landecker-Wagen wieder vom Hause fortfuhr: „Ein netter, anständiger Mensch, der Joseph." „Ja, und ein hraver Bursch, der bravste in ganz Kochel," war dann gewöhnlich die Antwort der gleichfalls aus Kochel ge bürtigen Doktorsköchin. Ter bravste Bursch! Ja, worin bestand denn das eigentlich? Hochamt. Der Joseph hatte als einer der letzten das Gotteshaus verlassen und schritt fröstelnd durch den Friedhof, auf den das Kirchlein mit seinem spitzen Dach und zwiebelförmigen Turm noch einen tiefen

Schatten warf. Am Grabe seiner Mutter stand er einen Augenblick still, um das übliche Vaterunser zu beten. Es war das Grab mit dem hochragenden weißen Kreuz. Da kam von der Kirche her ein Schritt, scharf knirschend auf dem festgefrorenen Schnee. Joseph schaute auf nach der Vorübergehenden und sah gerade in ein Gesicht, so rosig, so lachend in seiner blühenden Frische, als könne selbst Eiseskälte und Grabesnähe nicht das warme, schäumende Leben darauf dämpfen. Es war eine ihm völlig Fremde

und die vom Bahnhof nach der Stadt führende Straße. Sehr einfach: der Joseph trank nicht, wenigstens nie zu viel; er war nie. in eine Rauferei verwickelt, führte keinen losen Schabernack aus, zeigte nicht die geringste Lust zum Wildern und — was das merkwürdigste war — er hatte noch nie ein Verhältnis gehabt. Seine übrigen Tugenden wurden von den anderen Burschen gern als eine Folge seiner mangelnden Körperkräfte erklärt. Sie konn ten es ja nicht leugnen, der Joseph war ein sauberer Bursch. Man che

von den Torfschönen ließ gar nicht undeutlich merken, daß sie durchaus nicht abgeneigt sei, dem einzigen Sohn des reichen Landecker-Wirtes ihre Gunst zu schenken. Die Franzi zum Beispiel, die schöne Franzi,, die bei Doktors in Bichl diente, die hätte den Joseph nur zu gern gehabt, das war allbekannt. Er aber war gegen alle ruhig und freundlich- ganz gleich freundlich zur einen wie zur anderen. Im übrigen bekam man ihn nicht näher zu fassen; er erschien nicht auf dem Tanzboden und überhaupt nir gends

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Tiroler Land-Zeitung
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Page 15 of 16
Date: 22.04.1905
Physical description: 16
und schritt mit dem Melkkübel über den Hof und hielt dabei immer die Augen nach dem Landecker-Anwesen hinüber gerichtet; aber der Joseph ließ sich nicht blicken. Ungeduldig begann sie zu singen, in der Hoffnung, ihn dadurch aus dem Hause zu locken. Doch auch das wollte heute nicht verfangen. „Jetzt trutzt er mit mir," dachte sie, und es wurde ihr gar nicht wohl dabei. Höher stieg die Sonne und bänglicher schlug dem Mädchen das Herz. Plötzlich fiel ihr etwas ein. „Aber bin ich dumm," sagte

sie zu sich selber, als sie schon den Schmarrn zum Mittagsmahl einrührte. „Aber bin ich dumm, der Joseph is leicht schon in aller Früh ins Land hinein." Und jetzt kreiste der hölzerne Löffel wieder fröhlich durch die Schüs sel, und fast übermütig erklang es dazu von den Lippen des Mädchens: „Wann ich a Musik hör, ridididi, dulje ..." Er war ins Land, freilich. Bald mußte er wiederkommen, und dann wird schon wie der alles recht werden. Sie wartete, so geduldig es ihrer stürmischen Na tur möglich

und bleibt zu Nacht beim Huisenbauern." „Na ja, is ja kein kleins Kind mehr . . ." Tie Resel hörte nicht weiter. Gesenkten Harlptes schlich sie mit ihrer Last ins Haus zurück. Vor ihren Ohren hörte sie es immer noch: „Heut' nimmer zurück" und dann das andere: „Nicht recht extra auf die Tanzerei hin". Aber die beiden Worte wurden - übertönt durch ein drittes, das in ihr aufstieg, plötzlich, über mächtig: „Es wird Joseph doch nichts geschehen sein!" In der Nacht floh sie der Schlaf zum ersten Mal

in ihrem Leben. Sie horchte und horchte; und am Morgen schickte sie, als könne sie Joseph dadurch herbeiziehen, den heißen Blick immer wie der hinüber über das braune Rohrsee-Moos zu den noch grünen Hügeln, hinter denen Habbach lag. Sie war tete, als die Sonne stieg und sich neigte — um sonst. Wieder ward es Abend; da wurde es dem Landecker unheim lich. Zufällig kam in seine Wirtsstube, wo rin er eben unruhig von Tisch zu Tisch ging, ein Bursche aus Hab bach. Der Joseph war nicht dort gewesen, ge stern

nicht und heute früh nicht; das wußte er bestimmt. Ja, wo war er denn? Eine furchtbare Angst ergriff den Vater bei der Nach richt. Fort, den Joseph suchen — gleich! Er machte sich mit seinen Knechten und Nachbarn auf; das hal be Dorf ging mit. La ternen nahmen sie mit sich und Hunde. Aber wo suchen, wo? Nie mand hatte den Joseph gesehen, niemand wußte etwas. Um Mitternacht kehrten sie heim, wie sie gegangen waren. Am nächsten Tag entsandte der Landecker Boten nach Benediktbeu ren und Bichl und dar über hinaus

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Tiroler Land-Zeitung
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Page 13 of 16
Date: 29.04.1905
Physical description: 16
. Dann hatte auch das aufgehört. Sie wartete, äußerlich starr und bleich. Aber eine Höllenqual für ihr heißes Blut war dies Hinwarten, bei dem sie nichts tun, nichts helfen durfte. Des morgens war es ihr, als müsse sie ausziehen mit den Männern, als müsse sie den Joseph finden. Und wenn ihr Tagewerk vollbracht war, dann lies sie in der Dämmerung fort und suchte mit keuchendem Atem auf den schon zehnmal abgesuchten Wegen, bis sie zuletzt erschöpft niedersank vor dem Bildnis der schmerzhaften Mutter draußen vor dem Dorf

unter den entlaubten Apfelbäumen. Ein „Vater unser" und^ ein „Ave Maria" ums andere stieß sie dort hervor; aber dazwischen hinein tönte immer wieder der Schrei des blutenden Herzens: „Hei lige Mutter, laß mir den Joseph wiederkommen!" Und am näch sten Morgen stand sie wieder am Butterfaß und vor dem Holzblock, auf dem sie grüne Fichtenzweige zerhieb, und regte noch mächtiger als sonst die vollen Arme, als könne sie da hineinarbeiten all die Angst und Unruhe, die sie umhertrieben wie ein gehetztes Wild

und Rock vom Joseph gefunden. „Er is leicht ausgerutscht und 'neingefalleu," sagten die Kochler. Aber dann hörte man, das mit dem Leichnam hätten sich die Kin der eingebildet und Rock und Hut hätten einem Handwerksburschen gehört. Und von dem Tage an betete die Resel: „Heilige Mut ter, nur daß er's nicht selber tan hat! nur nicht er selber!" Endlich fand man ihn. Drei volle Wochen war's, nachdem er vermißt wurde. Im Bergwald begann sich bereits der Schnee festzusetzen, um den Winter über nicht mehr

zu weichen. Der Jagd- gehülfe wollte einem Gamsbock nachsteigen an der Kaltwasserwand da oben, zwischen Jochberg und Rabenkopf. Da ^führte ihn sein schnuppernder Hund zu einer sonnigen, schneefreien Stelle hin, nicht ; weit vom Fuße der Wand. Dort lag der Joseph, eingebettet im i noch grünen Almenrausch, das seine Zweiglein und Blätter bergend ! über ihn zusammenschlug. Er hatte eine tiefe Wunde in der Brust. In der Hand hielt er ein Messer, sein eigenes Messer. ! Jetzt zeigte es sich erst, welche Liebe

und Achtung sich der Joseph bei Lebzeiten zu verschaffen gewußt hatte. Der Begriff „Selbstmörder", ' der sonst alles in sich schloß, was es Verdammenswertes gab, schien bei ihm gar nicht in Kwaft zu treten. ,JD mein, o mein, is das etwas, so ein braver Bursch; der muß ja schon auseinand' g'west sein . . . Ja, ja, die Krankheit is ihm halt zu Kopf gestiegen" — das war mit wenigen Ausnahmen die allgemeine Stimme. Und der Herr Doktor war derselben Meinung. Und als dann der Herr- Pfarrer außer

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Unterinntaler Bote
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Page 4 of 12
Date: 15.11.1907
Physical description: 12
zu haben, was sich unter den gegebenen Verhältnissen erreichen ließ. (Kräftiger Beifall). die Absicht gehegt hatte, in dem links hockenden Jünglinge Joseph, in dem mit einer Königskrone geschmückten Weibe zur Rechten die schöne Suleika, die Tochter Pharao's und Gattin Potiphar's, zur Anschauung zu bringen. Eine jede von ihnen schälte mit dem Messer einen Apfel, wobei aus den Fingern der linken Hand Blutstropfen auf den Erdbo den fielen. Auf meine bescheidene Frage nach der Ursache einer so allgemein durchgeführten Fingerverletzuug

sah mich der Imam lange Zeit verwundert an, als sei er über mei ne Unwissenheit im höchsten Grade erstaunt und wolle mir einige Minuten gönnen, um meiner Denkschwäche ein Ende zu bereiten. Bei allem Scharfsinn, den ich auf die Lösung des Rätsels verwandte, gelang mir das Kunststück nach kei ner Richtung hin. „Mit Eurer Erlaubnis, dieser da", unterbrach der Imam endlich mein verlegenes Swweigen, „ist der schöne Joseph, über welchen Friede sei! jene da Suleika, die nicht weniger schöne Tochter

habe, will ich im vorhinein bemerken, daß die Erzählung der Bibel vollauf durch die Funde bestätigt wurde. Durchgehen wir nun die Geschichte des ägyptischen Joseph. Joseph wird von seinen Brüdern an die Jsmaeliten verkauft und diese bringen ihn nach Ägypten. Dort ver kaufen sie „den Joseph an Potiphar, einen Verschnittenen Pharaos, den Obersten der Leibwache"*****). In Ägypten lebt er nun als „Diener" des Potiphar, der Pharaos Toch ter zur Gemahlin hat. Joseph ist also Sklave im^ Hause des ägyptischen Offiziers

. Die Behandlung des Sklaven war eine bedeutend bessere als bei den anderen Völkern des Altertums. Der ägyptische Sklave hat eine vom Gesetz anerkannte Familie, kann Besitz erwerben und kann eine giltige Ehe mit einer freien Person entgehen. Es' ist also eigentlich keine Sklaverei, sondern eine Leibeigenschaft, in der sich Joseph anfangs befindet. Er wird dailn freigelas sen. In dem Augenblicke ist er ein Vollfreier. Deshalb kann Joseph, erst aus dem Gefängnis entlassen, sogleich die Tochter des Oberpriesters

von Heliopolis heiraten und ist auch zur Erlangung der höchsten Staatsämter fähig. Als Joseph noch „Diener" bei Potiphar war, erfolgt seine Ver suchung durch die Gemahlin seines Herrn, weil er „schön war von Gestalt und zierlich von Ansehen". Ist es nicht ♦****) Gen. I., 36, 37.

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Tiroler Post
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Page 17 of 20
Date: 21.04.1905
Physical description: 20
ihre Sache noch nicht verloren. Was sie sich einmal in ihren hübschen, eigensinnigen Kopf gesetzt hatte, das pflegte sic auch durchzuführen. Am nachmittag — Sonnabend nach mittag war es — hatte sie alle Hände voll zu tun, um das Haus schön sonntäglich schmuck und rein zu machen. Der Brunnen trog, an dem sie Nudelbrett und Schemel, ja ganze Stubentüren fegte, stand dicht beim Landecker-Anwesen; und dort über den Hof ging alle Augenblicke der Joseph, der für den morgigen Veterauen- tüg fleißig mitwurstete

über sie ge- spöttelt, daß sie sich einbilde, der Joseph hätte ein Herz für sie, wie ein anderer Bursch für sein Mädel. Freilich, die Franzi, die tut gar stolz, weil es jetzt der Hans mit ihr hat, der flotte Harupfer-Hans. Der muß überall dabei sein und die Franzi mit ihm! Und dann wieder versprach das Mädchen hoch und teuer, sie wolle ja auch gar nicht viel tanzen ohne den Joseph und ganz bald heim gehen, so bald er's nur wolle. So ging es fort, bis der Joseph nachgab und zuletzt, als er ihre Freude sah, gutmütig

auch noch erklärte, er ginge jetzt sel ber gern. Er sei ja auch jung und es freue ihn, mitzutun. Sie gingen hin. Der Ball hatte Hon seit einiger Zeit begonnen, als sie den von Staub und Dunst erfüllten weiten Vorplatz beim großen Wirt auf dem Dorfplatz betraten. Schon auf der Treppe, die in das Tanzlokal mündete, waren ihnen die ersten Töne eines ruhigen Ländlers entgegengeklungen. Den tanzten sie zusammen, und da gab es wohl unter all dem jungen Volk kein glücklicheres Paar als den Joseph und seine Resel

und windend, der Hans mit seinen blitzenden Zähnen und tückischen Augen war schier wie ein Raubtier anzusehen, das seine Beute umkreist. Ja, ja, der Hans, der konnte es, das Schuhplatteln! „Den nächsten Plattler haben wir wieder miteinand', schöne Resel," sagte er ihr, als er die über und über hochrot Glühende zurückführte zum Joseph ins Nebenzimmer, wo eben mächtige Platten mit fettem Schweinsbraten aufgetragen wurden. Ten nächsten Schuhplattler hatten sie wirklich zusammen und wieder den nächsten

und noch manch anderen Tanz im Laufe des Abends. Ter Joseph mahnte ein paar Mal zur Heimkehr. Aber da wurde er gehänselt von den vom reichlichen Biergenuß schon angeregten Burschen und den kichernden Mädchen. Sie hänselten ihn, daß er der Resel das Tanzen nicht vergönne, weil er selber „zu lack" dazu sei. So blieb er. Er wurde still und stiller. Doch das schien die Resel nicht zu bemerken. Es war, als ob ihr alles zu Kopse stiege! Die eigene Lebenslust, der Tanz, die Hitze, selbst der Biergenuß

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Tiroler Post
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Page 12 of 14
Date: 21.12.1901
Physical description: 14
202 sich erbaut hatte. Taute Fast er erlaubte ihneu nicht, das Nest fortznuehmeu, aber sie versprach, Joseph solle Acht geben und es ihneu briugen, sobald die Vögleiu ausgeflogeu. Eva erhielt zum ersten Mal einen Strauß prachtvoller Wafferlitieu aus dem kleinen Weiher au der Klippe/ und beide Kinder freuten sich auf den Morgeuspaziergäugeu mit der Tante über die köstlichen Thautropfen, den Perleuschmuck der Blumen und das Marien garn, welches die kleinen Spinnen für die Feenpaläste webten

den Kindern alle Festgenüsse. Die Küche bot einen be haglichen Anblick, am Sparreuwerk hingen große Schinken, aus weißgescheuerten Wandbrettern neben glänzenden Kupser- pfannen und Kesseln lagen diegroßenPseffer- knchen ausbewahrt; sie wurden wie die Bilder und Spiegel des Wohn zimmers mit Stech palmen und Mistel zweigen geschmückt, wobei Eva und Arthur halfen. Arthur durste Joseph in den Wald begleiten, um die Tanne und die Stechpalme zu holen. Joseph prophe zeite anhaltenden Schueesall, da klatschte

Beeren der Stechpalme in das Fenster, damit der Winter geschmückt sei wie der Weihnachtsbaum. Arthur sollte einen lange versprochenen Schmaus haben: Schnee-Eier kuchen, zu denen er selbst den Schnee sammelte. „Solchen Schneefall erlebten wir seit dem Jahre 1865 uicht," sagte Joseph zu Frau Foster, als Arthur im seinen Schnee stecken blieb. „Nein, und es scheint überall zu schneien," antwortete sie, die Wolken betrachtend. £a§ Erzherzog Albrecht-Tenkinal in Wien. „Ter Fahrweg nach Ulkstorpe

ist versperrt," erzählte Joseph, „man gelangte gestern nur bis Belton." „Wird der Postbote uicht kommen?" fragte Arthur eifrig. Die Weihnachtsgeschenke waren noch nicht eingetroffen. Der Bote brachte sie stets an diesem Morgen zu einer nun bereits verflossenen Stunde. Frau Foster ging in das Zimmer. „Joseph weiß uicht, ob der Postbote die Runde macht," sagte sie zu Martha; „es ist sonderbar, daß ich heute keinen Brief erhielt, und die letzten Nachrichten sprachen von ihrer Heimkehr. Ich hoffte seit vierzehn

hatte ihn mit seiner kleinen Axt fällen helfen. Diese Erwartungen machten den Tag licht, obgleich der Schnee nicht anshörte zu fallen, und die Windstöße ihn an der einen Seite haushoch anfthürmten. Joseph wollte noch bei Tageszeit, zwei Stunden früher als gewöhnlich Weggehen. Frau Foster überredete ihn, die Nacht

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Tiroler Post
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Page 19 of 20
Date: 21.04.1905
Physical description: 20
und schrill mit dem Melkkübel über den Hof und hielt dabei immer die Augen nach dem Landecker-Anwesen hinüber gerichtet; aber der Joseph ließ sich nicht blicken. Ungeduldig begann sie zu singen, in der Hoffnung, ihn dadurch aus dem Hause zu locken. Doch auch das wollte heute nicht verfangen. „Jetzt trutzt er mit mir," dachte sie, und es wurde ihr gar nicht Wohl dabei. Höher stieg die Sonne und bänglicher schlug dem Mädchen das Herz. Plötzlich fiel ihr etwas ein. „Mer bin ich dumm," sagte

sie zu sich selber, als sie schon den Schmarrn zum Mittagsmahl einrührte. „Aber bin ich dumm, der Joseph is leicht schon in aller Früh ins Land hinein." Und jetzt kreiste der hölzerne Löffel wieder fröhlich durch die Schüs sel, und fast übermütig erklang es dazu von den Lippen des Mädchens: „Wann ich a Musik hör, ridididi, dulje..." Er war ins Land, freilich. Bald mußte er wiederkommen, und dann wird schon wie der alles recht werden. Sie wartete, so geduldig es ihrer stürmischen Na tur möglich war, bis zum Abend

." Osterwasser. Nach dem Gemälde von R. Epp. „Na ja, is ja kein kleins Kind mehr ..." Tie Resel hörte nicht weiter. Gesenkten Hauptes schlich sie mit ihrer Last ins Haus zurück. Vor ihren Ohren hörte sie es immer noch; „Heut' nimmer zurück" und dann das andere: „Nicht recht extra aus die Tanzerei hin". Aber die beiden Worte wurden übertönt durch ein drittes, das in ihr aufstieg, plötzlich, über mächtig: „Es wird Joseph doch nichts geschehen sein!" In der Nacht floh sie der Schlaf zum ersten Mal

in ihrem Leben. Sie horchte und horchte; und am Morgen schickte sie, als könne sie Joseph dadurch herbeiziehen, den heißen Blick immer wie der hinüber über das braune Rohrsee-Moos zu den noch grünen Hügeln, hinter denen Habbach lag. Sie war tete, als die Sonne stieg und sich neigte — um sonst. Wieder ward es Abend; da wurde es dem Landecker unheim lich. Zufällig kam in seine. Wirtsstube, wo rin er eben unruhig von Tisch zu Tisch ging, ein Bursche aus Hab bach. Der Joseph war nicht dort gewesen, ge stern

nicht und heute früh nicht; das wußte er bestimmt. Ja, . wo war er denn? Eine furchtbare Angst ergriff den Vater bei der Nach richt. Fort, den Joseph suchen — gleich! Er machte sich mit seinen Knechten und Nachbarn auf; das hal be Dorf ging mit. La ternen nahmen sie mit sich und Hunde. Aber wo suchen, . wo? Nie mand hatte den Joseph gesehen, niemand wußte etwas. Um Mitternacht kehrten- sie heim, wie sie gegangen waren. Am nächsten Tag entsandte der Landecker Boten nach Benediktbeu ren und Bichl und dar

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Tiroler Wastl
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Page 10 of 16
Date: 06.03.1910
Physical description: 16
sich aus den Fenstert: beu gen, und alles in fteudiger Erregung hin und wieder flutet. Joseph: Zn so schweren Zeiten eine so frohe Kunde! Was es wohl sein mag? Veronika: Hör den Jubelschrei, der immer wiederkehrt und wie eit: vielstimmig Echo wiederklingt! Jetzt — jetzt wieder — Nazareth! Nazareth rufen sie. Ist das nicht die Heimat des berühmten Galiläers? Joseph: Jesus von Nazareth. Ja, ja! Das ists. Veronika: Hörst Tu's? Er ist da! Jesus von Nazareth ist da! Joseph: Ich hör's und kann's nicht glauben. O wäre

es. wahr! Veronika: iTa stürmet: schon die ersten her wärts. Einzelne Rufe: Heda! Heraus aus Tür und Tor. Jesus von Nazareth ist da! Veronika: Hörst Tu's Vater? Hörst Tu's? Jesus von Nazareth ist da! Joseph: Gepriesen sei der Tag, der ihn hier herführt. Veronika: O Tag der Freude! Der Nazare ner! Ter große Nazarener! S i m o n v o n K y r e n e (tritt auf). Joseph: Heda, guter Mann. Simon vot: Kyrene: Heraus aus Tür und Tor. Ihr Armen! Jesus von Nazareth — Jose p h und Veronika

u n d Andere, (die herbeieilen): Wo ist er? Wo? Simon: Ganz nah den Toren dieser Stadt Er kommt das Osterfest n:it uns zu feiert:. Alle: O Tag der Freude. Hosianna dem Sohne Davids! Joseph: Sahst Tu ihn selbst, und wer bist Du, daß wir Tir's glauben? Simon: Ja, doch jaa! Ich sah ihn selbst. Um ringt von jubelnden Verehrern und umbraust von lau ten Hosiannarufen reitet er auf einer Eselin beschei- dentlich einher, und das Volk überschattet ihn mit Palmenzweigen, und andere wieder eilet: ihm voran und breiten ihre Oberkleider

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Tiroler Post
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Page 13 of 16
Date: 28.04.1905
Physical description: 16
. Aber eine Höllenqual für ihr heißes Blut war dies Hinwarten, bei dem sie nichts tun, nichts helfen durfte. Des morgens war es ihr, als müsse sie ausziehen mit den Männern, als müsse sie den Joseph finden. Und wenn ihr Tagewerk vollbracht war, dann lief sie in der Dämmerung fort und suchte mit keuchendem Atem auf den schon zehnmal abgesuchten Wegen, bis sie zuletzt erschöpft niedersank vor dem Bildnis der schmerzhaften Mutter draußen vor dem Dorf unter den entlaubten Apfelbäumen. Ein „Vater unser" und ein „Ave

Maria" ums andere stieß sie dort hervor; aber dazwischen hinein tönte immer wieder der Schrei des blutenden Herzens: „Hei lige Mutter, laß mir den Joseph wiederkommen!" Und am näch sten Morgen stand sie wieder am Butterfaß und vor dem Holzblock, auf dem sie grüne Fichtenzweige zerhieb, und regte noch mächtiger als sonst die vollen Arme, als könne sie da hineinarbeiten all die Angst und Unruhe, die sie umhertrieben wie ein gehetztes Wild. Eine Hoffnung hatte sie noch. Er hatte ihr gesagt, damals

in der bösen, letzten Nacht: „Dirndl, du sollst es sehen, ob ich a Schneid' Hab', du sollst es sehen!" Vielleicht, ja vielleicht hatte er da etwas tun wollen, wozu er fortgegangen war, weit fort, gleich in derselben Nacht. Die Resel glaubte selbst nicht recht daran, aber sie ließ diese letzte Hoffnung nicht sinken. Einmal hieß es, Kinder hätten einen Leichnam treiben sehen unten in der Loisach bei Königsdorf, und weiter ober halb habe man den Hut und Rock vom Joseph gefunden. „Er is leicht ausgerutscht

an der Kaltwasserwand da oben, zwischen Jochberg und Rabenkopf. Da führte ihn sein schnuppernder Hund zu einer sonnigen, schneefreien Stelle hin, nicht weit vom Fuße der Wand. Dort lag der Joseph, eingebettet im noch grünen Almenrausch, das seine Zweiglein und Blätter bergend über ihn zusammenschlug. Er hatte eine tiefe Wunde in der Brust. In der Hand hielt er ein Messer, sein eigenes Messer. Jetzt zeigte es sich erst, welche Liebe und Achtung sich der Joseph bei Lebzeiten zu verschaffen gewußt hatte. Der Begriff

ansetzte, da bereitete sich ganz Kochel, dem armen Burschen fromm das letzte Geleite zu geben — nein, nicht nur ganz Kochel, rings aus der Umgegend strömten sie herbei, halb mitleidig, halb neugierig, um auch mit dabei zu seiu, wenn der Landecker-Joseph „eingegraben" wurde. Der Herr Pfarrer hielt eine echt christliche Leichenrede, bei der er immer wieder den tadellosen Lebenswandel und das körperliche Leiden des Verblichenen hervorhob und die in den Worten gipfelte: Er wußte nicht, was er tat. Jählings

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Tiroler Wastl
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Page 8 of 16
Date: 19.03.1910
Physical description: 16
20 Heller. Abonnement für 8 Besuche 2 K Ihöbiliertes Zimmer klein aber nett, mit separatem Eingang, elektr. Licht und Bedienung ist ab 1. April oder füher an Herrn oder Fräulein zu vermieten. Herzog Friedrichstr. 11/4 Räte: Tas ist nicht seines Amtes. Das ist un sere Sache. uZr Tagesordnung! Zur Tagesordnung! Joseph: Annas sagt, der Nazarener sei ein Feind des römischen Kaisers. Sind wir das nicht? Ist einer unter uns, der nicht im Augenblick dies auf- gezwungene Joch mit Freuden won sich würfe? Kaiphas

: Genug! Zu laitge ließ ich Deiner Zunge freien Lauf. Ich und die übergroße Mehrheit, — wir achten das Gesetz und nimmer darf ich dulden, daß es einer so verletzt wie Du. Räte: So ist es! Zur Verhandlung! Zur Ta gesordnung ! Kaiphas: Nicht doch, verehrte Freunde. Tie Zeit ist schwer und die Not so groß, daß wir nicht einen Arm entraten können. Gestattet mir darum, daß ich den allverehrten Freund uus zu erhalten suche. Räte: Hört! Hört! Kaiphas: Joseph von Arimathea, Tu bist im Eifer Deiner Redlichkeit

, was Jesus von Nazareth für Recht erachtet, wär der Niederste im Volk uns gleich. Wer unter uns könnt den Gedanken nur Uträglich finden? > R ä t e: Niemand! K ei ner! Kaiphas: Wenn nicht, so sagt, was haben wir dann wohl für eine andere Wahl? Tie Frage lautet kurz und bündig: Er oder wir. Räte: Tod und Verderben über ihn! Man greife ihn zur Stelle. Joseph: Hochweise Herren, hört mich an. Räte: Ans Kreuz mit dem Verräter! Joseph: Nur ein paar Worte. —* Räte: Nichts da, wir haben schon genug gehört

! Zur Tagesordnung! Zur Tagesordnung! Joseph: Ich beschwöre Euch Räte: Genug, genug! Zur Tagesordnung! Joseph: Ist mirs verwehrt, das zu verfechten, was ich für wahr und recht erachte, kann da meines Bleibens nicht mehr sein. Nehmt denn die Zeichen

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Tiroler Post
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Page 10 of 12
Date: 23.03.1901
Physical description: 12
46 Ich ging zu meinem Vetter, der mich zitternd erwartete, und mir begaben uns auf den Weg zu unserem friedlichen Heim, betrübt über den Austritt, welcher sich vor meinen Augen ab gespielt hatte. „Mein armer Bruder, mein armer Bruder!" wiederholte Vetter Joseph unaufhörlich, warum mußte sich diese Magd zwischen uns stellen?" Er hätte gerade so gut sagen können: „Warum hat mich mein Bruder verkannt?" Doch Anzuklagen lag nicht in seiner edlen Natur. Wir gingen noch mehrere Male nach Granville

in der Hoffnung, Prosper Preur zu sehen. Zu unserem größten Be dauern war es unmöglich, denn wer weiß? Vielleicht hätte er uns gern gesehen? Außerordentlich beunruhigt wappnete sich Vetter Joseph eines Tages mit Muth und versuchte, bis zu seinem Bruder vorzudringen, aber die gallsüchtige Josephine mar die Stackere und hielt alle Thüren verschlossen. Er wandte sich nun an den Stadtvorstand, doch dieser antwortete ihm, daß er, weil sein Bruder den wenigen Freunden gegenüber, die ihn noch von Zeit zu Zeit

besuchten, sich nicht beklagt, kein Recht habe, sich in seine häuslichen Angelegenheiten zu mischen. So verging noch ein Jahr des glücklichsten und zufriedensten Zusammenlebens. Meine Pathin und Frau Hardouin spürten kaum das Alter, und unser Einkommen er laubte uns ein an genehmes Leben und mancherlei Zerstreu ungen. Wenn es Sonn tags hübsches Wetter war, miethete Vetter- Joseph, der vortrefflich gut zu fahren verstand, einen Wagen, und wir machten Ausflüge in die Umgebung. Für Frau Hardouin

Augenblick daran denken, meine Pathin, Frau Hardouin und auch Vetter Joseph zu verlassen? Meine großmüthige und klarsehende Pathin, die ohne Zweifel errieth, daß das Opfer, welches ich brachte, mir schmerzlicher war, als ich erkennen ließ, bestand darauf, ihn anzunehmen, indem sie mir die Vereinsamung, in welcher ich später dastehen würde, vor Augen stellte. „Dann werde ich es machen wie Sie, Pathin, und eine arme, kleine Waise zu mir nehmen." „Welche aber wahrscheinlich Dir nicht gleichen

, welches ihre lebenslängliche Rente auszahlte, seine Zahlungen mit Schulden von mehreren Millionen eingestellt habe. Ich rief meine Pathin, rief Vetter Joseph, der zum Glücke gerade da war, und, während ich mich mit meiner Pathin vergebens be- - - - mühte, unsere unglück- ^ liehe Freundin wieder zu sich zu bringen, zu einem Arzte eilte. Glück licher Weise war das Uebel nicht so ernst, als wir befürchteten. Frau Hardouin tarn nach und nach wieder zum Be wußtsein , und ein Thränenstrom erleich terte sie. Aber nachdem

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Tiroler Post
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Page 6 of 14
Date: 02.03.1901
Physical description: 14
34 mehrere Meile die Reise nach Avranches zu machen. Er kam jeden Sonntag Morgen und brachte regelmäßig einen Fisch, Obst oder Schalthiere mit, um, wie er sagte, damit ehrenvoll seine Zeche zu bezahlen. Am Abende vorher benachrichtigte er uns jedes Mal, und seine Besuche waren sür meine Tante und mich ein wahres Fest. Ich benutzte die Anwesenheit meines Vetters und unternahin weite Spaziergänge mit ihm, an denen meine Pathin nicht theilnahm. Vetter Joseph war, wie viele unschuldige Seelen

, dem Charakter nach jung geblieben : ein Nichts belustigte ihn, er war mein bester Kamerad. Ich liebte den sanften Manu beinahe wie einen Vater, und er war mir mit einer so innigen Liebe zugethau, daß ich wohl sagen kann, er hätte sein Leben hin gegeben, um das weinige zu retten. Meiner Pathin hatte er sich wie ein großes Kind angeschlossen, und sie hatte ein Wesen mehr unter ihren Schutz genommen. „Vetter Joseph," sagte sie heiter, „wissen Sie auch, daß ich Ihre Mutter sein könnte? Ich hätte

wie eine junge Wachtel werde," sagte er scheczend als Antwort auf den Dank meiner Pathin. Und in der That hatte ich, seitdem ich bei Letzterer weilte, schon merklich an Gewicht zugenommeu. Auf Weihnachten erhielten wir von Herrn Libert eine prachtvolle Gaus, und Vetter Joseph, dem es mitgetheilt worden war, Uchtete seinen Besuch so ein, daß er auch seinen Theil davon bekam. Durch eine besondere.Fügung des Himmels wußten Prosper Prieur und seine Haushälterin immer noch nichts von unserer Bekanntschaft

mit Vetter Joseph, und der Winter, während dessen sich unsere Freundschaft immer mehr befestigt hatte, ging seinem Enöe zu. Der Frühling wurde uns zu einer neuen Quelle Diese liebreichen Worte, so verschieden v"U denen, welche > er sonst zu hören bekam, erfüllten ihn mit hoher Freude und gaben seinem bis dahin so einförmigen Leben neue Kraft und neue Anssichten. Der Winter, welcher in der Normandie nicht sehr streng ist, that unseren kleinen Ausflügen, die sich fast jeden Sonntag wiederholten

auch zur großen Befriedigung meiner Pathin, mit dürrem Holze be laden, dessen sie sich, praktisch wie immer, zum Backen der Omelettes bediente, nach Hause zurück. Herr Libert war auch mit Vetter Joseph bekannt geworden und hatte ihn herzlich zu seiner Großmuth, die er mir gegenüber übte, beglück wünscht. „Das Geld wurde niemals besser angewendet," antwortete dieser, „Zum ersten Male in meinem Leben fühle ich mich glücklich und geliebt, und wiegt die Anhänglichkeit der Kleinen nicht viel mehr als ein paar

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Tiroler Wastl
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Page 7 of 16
Date: 19.03.1910
Physical description: 16
von den berühmtesten Bühnenkünstlern in Panis. 7. Soldat aus Liebe. Humoristischer Schlager. Das Leiden Lbristi oder Das Passionsspiel. Die Cragödie von der 6rlöiung in ziuölf JTufzügen und zwei stummen Bildern von IRu&olf Lbrtstop Zenny. (Fortsetzung.) 2 . Einige: Sehtr richtig! Wohl wahr. Annas: Ja, die Unerschrockenheit des Aben teurers. Joseph: Wie ihm der Mut zu einem Leben so übervoll von Mühen und Entehrungen nicht gebrach, so wenig konnte diesem Redner ohne Gleichen der Mut zu'jenem Wort gebrechen

, das ihn, wie Kaiphas richtig sagt, zum Herrn über uns und unser Volk hätt machen können. Darum leugne ich seine Absicht zum Verbrechen, und leugne sie um so entschiedener, als er nicht nur erwiesner Maßen ein ausgesprochener Feind und Gegner jeglicher Gewalt und Unterdrückung ist, sondern auch noch über dies die Liebe zu dem Feinde als einen Grundsatz wahrer Menschlichkeit ge priesen und zum Gebot erhoben. Einige: In der Tat, das lehrte er. Ich- hörte dies aus seinem Munde. Joseph: Sein stummer Einzug in Jerusalem

dem Gotteslästerer und Hochverräter! Joseph: Ist ers, dann sind wirs auch, denn wer von uns hat sich» nicht des öftern schon gegen das Gesetz vergangen. Sein Tadel richtet sich somit nicht gegen dieses, sondern gegen uns, die schlechten Hüter des Gesetzes. Räte: Oho! Nicht weiter reden! Wir duldens nicht! Nicht weiter reden lassen. Joseph: Ist Eure Sache denn so schlecht, daß Ihr schon hier ein freies Wort zu fürchten habt? Andere: Reden lassen! Joseph: Annas sagte, Jesus hätte dem Gesetz zum Trotz

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Tiroler Land-Zeitung
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Page 18 of 20
Date: 06.05.1905
Physical description: 20
hin durch noch etwas anderes, etwas wie die Befreiung einer geknechteten Seele, die ihre Ketten sprengt. Auch der arme Sünder da auf seinem Schmerzenslager erkannte, daß die Stimmung der Alten sich zu seinen Gunsten änderte. Er wagte es, fortzufphren. „Ja schau, Resel," Hub er wieder an, „wie er nahe dagelegen is und ich Hab' ihm ins Gesicht geschaut, nachher Hab' ich erst gesehen..." Aber noch einmal unterbrach ihn die Alte mit angehaltenem Atem, mit vorgestrecktem Hals: „Und hat denn der Joseph gar nichts mehr gesagt? Kein einziges Wörtl

' . . . na, du verstehst mich schon. „Nachher Hab' ich gehen wollen, da seh ich auf einmal neben den Almarosen ans einem Stein et was liegen, ein klei nes, blaues Büchl ist es gewesen. Das muß dem Joseph aus dem Sack herausgefallen sein, wie ich ihn so vom Wald daher zo gen Hab'. Ich heb' das Büchl aus und schau es an. Ich mein', ich seh' es noch: Pfarrhof Ja cherem, hat außen auf dem Deckel geschrieben gestanden, recht groß geschrieben. Gut Hab' ich es lesen können, Büchl in den Bach einig'worfen, Hab' mir im kalten

um Träne. „Mein armer Joseph," hatte sie von Zeit zu Zeit gemurmelt, „mein armer Joseph." Jetzt, bei dem erneuten Gewim mer des Alten fuhr sie empor. Sie sah den Hans an. „Unser lieber Herrgott verzeih' dir's. Ich geh'... ich schick' dir die Bäuerin." hat ja der Mond so hell gescheint. Und wie ich so dasteh'und die zwei Wort'anschau', da schau' ich auf einmal auch meine Händ'an, mit denen ich das Büchl gehalten Hab'. Da Hab' ich gesehen, daß meine Händ' gerade voll lauter Blut

gewesen sind . . . dem Joseph sein Herz blut. Und erst wie ich das Blut seh', hat's mir graust vor dem, was ich 'tan Hab'; ans einmal hat's mir graust. Ich Hab' das Draußen glänzte das Mondlicht von den grauen Bergwänden und zeich- ,nete vor der Alten her ihren Schatten, als sie so dahin schritt auf dem weiß beschienenen Wege. Es war wie damals Schillers Sterbezimmer. (Hofphotograph Louis Held, Weimar.) j n j, er Nacht, als sie mit ihm ge gangen war, zum letztenmal. Zu ihm wollte sie auch jetzt — zum Joseph — dahin

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Tiroler Post
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Page 9 of 12
Date: 23.02.1901
Physical description: 12
mich so andachtsvoll erhoben; Das Herz zu dem. was glaubend es erköre , Zur Heimath über all den Sternen strebt. Jnnsürucü. J Strass, r. — Kei meiner Pathin. Erzählung nach dem Französischen. (Fortsetzung.) (Nachdruck verboten."» ^^^as kann ein Brief von Vetter Joseph sein," sagte meine C Pathin, erbrach den Brief und sah zuerst nach der cd)/! Unterschrift. „Joseph Prieur," las sie. „O, ich wußte es wohl, daß er uns nicht vergessen würde!" „Was kann er mit mir wollen?" fuhr meine Pathin, mit sich selbst redend

kommen, auf beffpn Verschwiegenheit ich mich verlassen kann. Gegen zehn Uhr Morgens werde ich bei Ihnen eintreffen. Da ich jeden Sonntag außerhalb des Hauses verbringe, wird mau von meiner Reise nach Avranches'keine Ahnung haben. Ich bin ein Freund des Friedens und thne mein Möglichstes, ihn zu erhalten. Entschuldigen Sie, daß ich heute noch nicht auf Näheres eingehe, und empfangen Sie den Ausdruck meiner tiefsten Hoch achtung, mit der ich die Ehre habe zu sein Ihr ergebener Diener Joseph Prieur

nur einen Tag zu warten; ich freute mich darüber, denn ich war sehr ungeduldig, und ich muß gestehen, während der beiden folgenden Nächte träumte ich viel von Vetter Joseph. Am Sonntag gingen wir schon um acht Uhr in die Kirche, um bei der Ankunft des Vetters wieder zu Hause zu sein, und meine Pathin hob von unserem Frühstück, das heute etwas reichlicher als sonst war, etwas Kaffee und Milch auf, dann warteten wir in nicht geringer Aufregung. Endlich, ein paar Minuten vor zehn Uhr, hielt ein Landwagen

vor unserem Hause, und Vetter Joseph, in größerer Erregung als mir, stieg ab. Er grüßte meine Pathin etwas verwirrt und setzte sich auf den Rand des Stuhles, welchen sie ihm anbot, wie ein Mann, der mit etwas Schwerem belastet ist. In der einen Hand, mit der er wahrscheinlich nichts anzufangen wußte, hielt er seinen Hut, in der anderen ein Netz mit prächtigen Krebsen, welche meine Aufmerksamkeit so anzogen, daß ich nicht unterlassen konnte, sie mir in der Nähe anzusehen. „Ißt meine kleine Base Helene gern

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Tiroler Land-Zeitung
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Page 19 of 20
Date: 15.04.1905
Physical description: 20
59 fo sah man darin auch die schöne Waldhofer-Tochter, wie ihr das Herdfeuer die vollen Wangen noch rosiger färbte und hörte ihr lustiges Lachen und Scherzen, das sie überall- hw begleitete. Eine unverwüstliche Lebens frische schien in dem jungen Geschöpf zu stecken. Wenn sie draußen im Hof das Eis im Brunnetrog aufhackte, so sang sie ein lustiges Schnadahüpfl, und streute sie den Kü- l,eu Futter ein, so sprach sie mit ihnen, als wären es gute Bekannte. Das alles hörte und sah der Joseph

, der ruhige, in sich gekehrte Bursch — und das gerade zog ihn an. Bald merkten sie es im Dorfe, wie es mit ihm stand. Denn mit dem Joseph ging eine gewaltige Beränderung vor. Er, der sich bisher von allem zurückgehalten hatte, ging jetzt abends in die Kunkel, tvo zuer.st. die Mädchen fleißig spannen und die Burschen daneben saßen, bis sich zuletzt die zwei Par teien in einem lustigen Tänzchen vereinigten. Er beteiligte sich an dem „Gespiel" zu Fast nacht und an dem „Emaus-Ausfluge" der Buben, welche schon

wußten, wo sie unter-' wegs die vorausgegangenen Dirndln treffen könnten. Als der Maibaum aufgerichtet wurde, wo bei ein Jeder seine Liebste im Tanz um beit ragenden Baum schwang, da war auch er mitten unter der Schar, die Waldhofer-Resel im Arm. Von da an war's erklärt: „Ter Joseph is der Resel ihr Schatz." Nicht wenig mußten die Beiden an Nek- kereien über sich ergehen lassen. Aber sie machten sich nichts daraus; sie waren zu glück lich und wehrten sich tapfer durch tüchtiges Wiedergeben

", wie die Kochler sagten, begann nachmittags drei Uhr und pflegte bis gegen morgens drei Uhr zu währen. Jedes Dirndl wurde dazu von ihrem Schatz abgeholt, unter dessen Ob hut sie die ganze Zeit über verblieb und der sie dann auch wieder sicher heim geleitete. Die Resel war jung und tanzte gut. Für ihr Leben gern wäre sie auf den Veteranenball gegangen. Sie stand auf eine der langen Stangen gelehnt, die, an derben Pfosten befestigt, die einzige Grenze zwischen den beiden Anwesen bildeten. „Geh, Joseph, so führ

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Kitzbüheler Bezirks-Bote
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Page 10 of 16
Date: 28.04.1907
Physical description: 16
, von dem sie ein Attest als Krankenpflegerin haben wollte, hat sie dasselbe gesagt. Das wirft ein wunderbares Licht auf uns, Kind! Und ich möchte dich bitten, ihr, natürlich zart, anzudeuten, daß sie nun daran denken muß, uns zu verlassen! —" „Aber, Joseph, das arme Mädchen! Was kann sie dafür, daß sie von ihrer Vergangenheit und ihrem Vater schweigen muß? Wie hart, wie hart ist doch die Welt und die Menschen, wie sind sie ungerecht und unbarmherzig! Was tut das arme Mädchen denn jemand zuleide? Und doch gönnt

, Joseph, das Rechte tun — da darf einem doch die Welt nicht kümmern! — Allen kann es niemand recht machen — und was ist Freundschaft, die beim ersten An griff, ohne zu verteidigen, die Flinte ins Korn wirft?" „Ja, womit soll ich sie denn verteidigen? Es ist doch Tatsache, daß ihr Vater im Zuchthause sitzt- — und ich kann doch nicht den ganzen deutschen Gerichtshof anklagen! Die Richter haben nach Recht und Gewissen geurteilt, wer glaubt denn als Fremder an die Unschuld nach so voll wiegenden Beweisen

? Es mag ja anders sein — aber wer glaubt es! Und unser friedlich Heim ist doch auch kein Asyl für —" „Joseph! — Joseph sei nicht hart —“ „Nein, nein! Aber mein Weiberl muß mir helfen — und nicht gegen ihren Mann halten!" „Joseph! Ich will ja wie du — nur nicht gleich! — Wie soll ich es sagen — die arme, arme Lisbeth —!" Es schellte leise an der Korridortür. „Das ist sie! O, Joseph, sage nichts, bitte." „Nein, mein Kind! Aber ich baue auf dich! Und er ging durch die Hintertür, einen Kuß zum Abschiede

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