auch, daß du ihn liebtest - " „Eleonore," unterbrach Etelka mit zuckenden Lippen, „du hast dich geirrt " „Still, Etelka, still! Ich habe mich nicht geirrt, ich habe gute Augen. Aber ich konnte nicht anders, ich wollte und mußte zwischen euch treten, denn ich liebte Johannes leidenschaftlich, ich wollte ihn für wich haben. Der Stolz, mit welchem du deine Liebe verbargst, und der Johannes ve» letzte, wie ich beobachten konnte, sollte mir zum Siege verhelfen
, unterbrich mich nicht! Ich hatte Johannes Hand¬ schrift wiederholt bei deinem Papa gesehen. An diesem Abend bemerkte ich, daß Johannes ein Buch fortwährend in Händen hielt, und dachte, daß du das Buch, das ihn so zu interessieren schien, sicher noch an diesem Abend durch - blättern würdest." Etelka glaubte ersticken zu müssen, sie wollte etwas sagen und konnte nicht, und Eleonore sprach weiter mit fliegender Hast: „Während die Gaste ausbrachen
, habe ich mit Johannes Handschrift in dein Buch die Strophe ge¬ schrieben: .Dunkel ist die kleine Thora"." „Eleonore!" stieß Etelka jetzt fast wild hervor, „das thatest du!" „Ja, das that ich, Etelka. Höre weiter, ich habe noch mehr zu sagen. Daß du die Strophe gelesen, und daß du auch glaubtest, Johannes habe fie geschrieben, das wußte ich sofort am andern Morgen. In meiner wahnsinnigen Leidenschaft für Johannes jubelte ich, daß ich euch getrennt
. Jetzt hatte ich freies Terrain, und der Macht meiner damaligen Schönheit beugte auch Johannes sich, als er sah, daß er bei dir nichts zu hoffen hatte. Du weißt, daß wir uns sehr bald verlobten. Schau mich nicht so an, Etelka, schau mich nicht so an, die Schuld war furchtbar, aber die Strafe ist es auch. Etelka, trotz meiner Schönheit ist Johannes nicht einen Monat lang glücklich gewesen an meiner Seite, nicht einen Monat lang, Etelka
. Ich habe einmal ein Urtheil über mich gehört, das nicht für weine Ohren bestimmt war: .Dieses Weib kann berauschen, aber nicht beglücken I" Daß es so war, Etelka — o Gott, das habe ich erfahren. Ich habe Johannes geliebt, leidenschaftlich, aber er hat mich nie wirklich geliebt, Etelka, und konnte darum niemals mit mir glücklich