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Der Südtiroler
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Page 7 of 10
Date: 15.07.1936
Physical description: 10
,Südliroler Keimal" DattzLg, 15. Juli Johannes Anderlahn. Romcm von Ariel. Verlag von Benno Schwabe u. Co., Basel. Aus unseren Leserkreisen wurde der Wunsch, aus ged rückt, daß der Roman nachgeliefert werden möge. Wssr geben diesem Wunsche gerne Raum und bringen de»n Roman al!s Beilage, zur heutigen Folge. Der Ruf der Heimat. Ick will euch erzählen, wie es kam, daß der Ruf der Heimat in dem Herzen des Johannes Anderlahn so übermücklig wurde, daß er ihn alles andere, dem er viele, viele Jahre

angehangen, vergessen ließ. Vergessen, daß er einer der erwählten Menschen war. denen früher Erfolg die Stirne krönt. Vergessen selbst die Liebe, die ihn mit der schönen und stolzen Anette Wilbrunn verband. Dann will ich euch erzählen, wie Johannes auf die Suche nach der Heimat ging und sie wiederfand. Oder sollte ich nicht sagen: wie er sie erst wirklich fand, die arme blut- und tränen getränkte Heimat. Die stolze, reiche, süße Himat mit ihren Ber gen und Tälern, mit Wolken und Sternen und raunenden

Wäldern. Mit betauten Wiesen, blütenüberschüttet. Die einzige, heilige, unverlierbare Erdenheimat, die wir nie und nimmer las sen können. Es fing damit an, daß Johannes an einem der trüben Win terabende, die den großen Städten eignen, in ein Konzert ging. Wie anders ist doch der Winter in unfern klaren Höhen, wo sein Lehensmann, der Frost, silbern geharnischt .von Kopf bis zu Füßen, auf schimmernden Wegen, entlang den vereisten Wildwassern, klirrend und klingend zu Tal schreitet. Oder die Nächte

Heimat findet. Aber an all das dachte. Johannes nicht, als er an jenem Abend von zuhause weg ging. Vorfreude war in ihm.und auch ein wenig Groll, weil Anette nicht mitgekommen war. Doch später, als das Stimmengewirr verebbt war und tiefe Stille über dem großen Saale lag, ans der die schwebende, sehnsüchtige Geigenstimme aufstieg, wie ein Strahl aus dunkelm Erdenschoß empor flirrt in blaues Mondlicht, kam eine traum hafte Versunkenheit über ihn. Die Bitterkeit der letzten Jahre fiel von seinem Herzen

. Een Unfaßbares noch, ein Wunder wollte sich formen. Wie zartes Flügelschlagen des Erwachens regte es sich in seiner Seele. Dieses versonnene Hingegebensein war geblieben, als er durch die verhangene Nacht schritt, es hatte ihn nicht schlafen lassen. Müde und verträumt ging der nächste Tag zur Neige. Und am Abend hatte Johannes sich halb widerwillig, halb aus dem Wunsche heraus, der Gebundenheit seiner Kräfte zu entgehen, von Freunden mitschleppen lassen. Aber selbst hier, unter dem Gejohle

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Der Südtiroler
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Page 8 of 10
Date: 15.07.1936
Physical description: 10
und das Klin gen des goldenen Zaumzeugs. Und etwas von dem Leuchten dieser fernen, fernen Nacht fiel herüber in unsere Wirklichkeit und legte sich um die nichtsnutzigen Bubengesichter mit den verschmitzten Augen und den rotgefrorenen Nasen. Griff in seiner Unvergänglichkeit nach den Herzen der Zuhörer, daß sie mit gerührtem Lächeln herab- oder wohl auch hinauflchauen mußten zu den gekrönten Häuptern. O ihr seligen, seligen Sternsingerlem. Jeden Tag stiegen für Johannes neue Bilder aus dem dun keln Spiegel

der Erinnerung empor. Gesichter, verweht vom Sturm der Zeiten. Gegenstände fielen ihm ein, allerlei Tand, nach dem er alle Laden durchkramte. Und hatte er etwas ge sunden, wurde es mit heißer Freude begrüßt, denn altes war belebt., war beseelt von dem Herzschlag der Kindheit. Johannes fing an, die alten Berghöfe zu besuchen und fcwt'o manchen der wilden Rittner Buben wieder als stolzen Bauern. Einige freilich, die fand er nicht mehr. Die lagen, weil, weit in fremden Landen und die Erde deckte

entgegen. Das war einer, der zu ihnen gehörte, ein komoder Mensch, mit dem sich reden ließ. Viel Leid kam zu Johannes. Die Menschen litten schwer unter beit geänderten Verhältnissen. Der Welsche hielt das Landl in unbarmherzigen Krallen. Verhüte der Herrgott, daß man in einem Amt zu tun bekam, da kennte man sie fühlen. Unter den einfachen Menschen,, die die große Welle mit he. reingerissen hatte, ja da waren recht umgängliche dabet. gut mütig, heiter und ohne Arg. da war mancher Weg zu finden- herüber

ersticken? Gerade so wie all der gute Wille, auch unter den gewandelten Verhältnissen recht schaffen und aufrecht, wie es der stolzen Art der Menschen hier zukommt, seinen Weg zu gehen. _ Johannes fühlte sein Herz in dieser Zeit oft wie einen Stein in der Brust. Etwas von der Summen Qual der Gebun denheit war von den armen Menschen auf Ihn übergesprmrger. und füllte seine Seele mit derselben dumpfen, hoffnungslosen Verzweiflung. Einmal kam Johannes auch am Rainalterhof vorbei, den er lange vermieden

von Weber ein Mittelding zwischen Zofe und Gesellschafterin war. Und wenn die zarte Frau sich auch noch so tapfer in die Speicher stemmte, es ging bergab mit oem Hof. Johannes konnte sich noch gilt an ihr schmales, verhärmtes Gesicht erinnern,, denn so wie viele war auch sre zu seinem Vater um Rat gekommen, wenn sie nicht aus noch ein wußte in der verkommenen Wirt schaft. Sie hatte dem Lorenz Rainalter zwei Kinder geboren, m denen das alte Geschlecht noch einmal zu schönster Blüte kam. Der flachsköpfige

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Tiroler Bauern-Zeitung
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Page 4 of 16
Date: 17.02.1938
Physical description: 16
.Tiroler Bauernzeitung' Donnerstag, den 17. Februar 1938. Seite 4. Nr. 7. auch die Antwort hin, die Jesus den Soldaten gab. Als sie ihn fragten: „Was sollen wir tun?", sagte er: „Verübet gegen niemand Erpressung, tretet nicht als falsche Ankläger auf und seid zufrieden mit eurem Sold." Paul: Mich wundert, daß auch die Soldaten die Predigt des Johannes angehört haben. Die Soldaten ge hören ja meist nicht gerade zu den frömmsten. Pfarrer: Sicher sind und waren unter den Sol daten viele gute Leute

. Diese Soldaten gehörten entweder zu den römischen Hilfstruppen, die in Judäa ihre Garnison hatten, oder waren aus der Festung Machärus, in der Johannes der Täufer später gefangen war und hingerichtet wurde. Sie wurden auch zur Polizeiaufsicht verwendet. Eine solche Polizeiaufsicht war bei der Menge der Leute, die am Jordan zusammenkamen, sicher notwendig. Die meisten Soldaten waren Heiden- aber auch auf sie machte die Predigt des Johannes großen Eindruck. Er verlangte also von ihnen gleichfalls Gerechtigkeit

gegen die Neben menschen und Zufriedenheit. Franz: Johannes hat sich kein Blatt vor den Mund genommen, sondern jedem gesagt, was für ihn notwendig war. Pfarrer: Es gab bei ihm keinen Standesunter schied und keine Menschenfurcht. Er war unerbittlich gegen die Stolzen und Unverbesserlichen. Wo er aber guten Willen fand, war er sanft und mild, um niemand abzustoßen. Jo hannes hatte aber nicht nur die Aufgabe, durch seine Büß predigten die Leute auf Jesus vorzubereiten. Er sollte auch Jesus, wie wir es hießen

, den Leuten vorstellen. Deswegen sprach er öfter von Jesus selbst. Die Evangelisten berichten uns darüber: „Weil aber das Volk voller Erwartung war und alle in ihrem Herzen sich über Johannes Gedanken machten, ob er nicht selbst der Messias sei, nahm Johannes das Wort und sprach zu allen: Ich taufe euch mit Wasser zur Buße- es kommt aber einer, der stärker ist als ich. Ich bin nicht wert, dessen Schuhriemen aufzulösen. Dieser wird euch im Heiligen Geist und mit Feuer taufen." Peter: Erwarteten damals

die Leute wirklich den Erlöser? Pfarrer: Die Frommen gewiß, aber viele küm merten sich nicht darum. Daß sie den Erlöser erwarteten, wissen wir aus verschiedenen Aussprüchen. So beteten zum Beispiel Simeon und Anna inständig um den Erlöser. Wer sich um die Prophezeiungen des Alten Bundes kümmerte, wußte, daß der Erlöser bald kommen werde. So meinten viele, daß Johannes selbst der Erlöser sei. Er aber wies hin, daß der Erlöser viel stärker sei und daß er sich gar nicht würdig fühle, dem Erlöser

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Neueste Zeitung
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Page 5 of 6
Date: 30.05.1939
Physical description: 6
Herzen führt, diesen Krieg, den man in ganz Europa ob seines unmoralischen Entstehungsgrundes den „Opmmkrieg" nennt. Hongkong kurz nach der Inbesitznahme durch die Engländer. (Nach einer zeügenössischen Darstellung.) Zweimal Johannes Johannes steuerte seinen Wagen nach dem Süden. Er fuhr nicht allein. Neben ihm saß ein Mädchen. Johannes blickte durch die Windschutzscheibe in die zauberisch schöne Landschaft. „Warum schlägst du das Verdeck nicht zurück", fragte das Mädchen, „daß du mehr zum Genuß

der Natur kommst?" Johannes stoppte den Wagen. „Ich fürchte", sprach er, „du erkältest dich im offenen Auto. Du bist sehr dünn gekleidet, außerdem wird dir die Zugluft das Haar zerzausen." „Ach wo." lachte das Mädchen. „Mein Haar ist rasch wie der zurechtgekämmt, und erfrieren werde ich auch nicht, schon gar nicht an deiner Seite", fügte es lächelnd hinzu. Der Wagen stand. Das Mädchen half Johannes das Dach hochschlagen. Es benahm sich reizend ungeschickt dabei. „Mit dir zu fahren, ist wirklich

ein Vergnügen", sprach Jo hannes, „du verstehst dich so wundervoll anzupassen." Er küßte sie auf den blonden Wuschelkopf und wurde wieder geküßt, verliebt und zärtlich, wenn auch nur mit den Augen. .Im offenen Auto ging die Reise weiter. Es wehte frisch um die Stirnen der beiden Menschen, aber es war ihnen warm ums Herz. llnd abermals steuerte Johannes nach dem Süden. Er fuhr nicht allein. Neben ihm saß eine Frau. Johannes blickte durch die Windschutzscheibe in die lichtbeschienene Landschaft. Dann stellte

er den Motor ab. „Ich werde das Verdeck Zu rückschlagen", sagte er, „man hat im offenen Wagen viel mehr von der Natur." „Aus keinen Fall", rief die Frau, „der Wind zerzaust mir die Frisur, daß ich aussehe wie ein Pudel. Außerdem bin ich viel zu dünn angezogen. Dir ist es natürlich egal, ob ich er friere." „Es ist ja gar nicht kalt", entgegnete Johannes, „es scheint doch die Sonne. Auch können wir langsamer fahren." „Nein, im offenen Wagen fahre ich nicht", beharrte die Frau, und eine Falte des Unmuts grub

sich in ihre Stirn. Johannes trat seufzend auf den Gashebel. „Mit dir zu rei sen, ist wirklich kein Vergnügen", brummte er. „Du bist von einem krankhaften Widerspruchsgeist besessen. Alles muß sich deinem Willen unterordnen, um was immer es geht." Die Fahrt wurde im geschloffenen Wagen fortgesetzt. Drau ßen schien die Sonne, ein warmer Wind drang spürbar in den Wagen herein, aber den beiden fröstelte es im Herzen. Johannes dachte zurück, wie das damals war, als er mit dem Mädchen fuhr. Es war noch gar wcht

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Page 16 of 16
Date: 11.01.1936
Physical description: 16
©ettO« Samstag, den 11. Jänner 1936 Nr. 8 Die Stammesgegensätze zwischen Tigre und Schon Menetik gegen Johannes Fremde Eroberer pflegen immer gern die inneren Feh-' den der Länder, die sie unterwerfen wollen, iür ihre Zwecke ouszunützen. Mit ganz besonderer Vorliebe bedienen sie sich' dabei irgend welcher Thronprätendenten, die mit dem nöti gen guten Willen und noch mehr gutem Geld, überall auf- zufmden sind. Selbstverständlich kann diese Methode am leichtesten bei.Kolonialkriegen angewandt

Johannes. Dieser, ursprüng lich ein Lokalhäuptling namens Kassai-Abba°Kiase aus dem jetzt wieder so viel genannten Adua. war im Verlauf der Wirren ans Ruder gekommen, die auf den Selbstmord Theodors nach der Einnahme der Bergfestung Magdala durch die englische Strafexpedition Sir Robert Rapiers im Jahre 1868 folgten. 1872 ließ Kast-ai sich als Kaiser Johan nes II. krönen und bis April des nächsten Jahres hatte er, so gut es eben ging, den größten Teil des Landes unter worfen. Etwa um 1879 erkannte

wieder nach Schoa, wo er sich 1860 als Kaiser Menelik II. ausrufen ließ. Mit Johannes zog er es vor, sich zu einigen, ja, er gab seine Tochter, die nach- rnalige Kaiserin und Vorgängerin Haile Selassies, Zauditu (Judith), einem Sohne des Johannes, namens Area, zur Ehe. Zuerst hatte Menelik so heftige Kämpfe mit den krie gerischen Gallas zu bestehen, daß er einstweilen nicht daran denken konnte, sich gegen den Negus zu empören. Er war übrigens ein guter Verwalter, der in feinem Bezirk, im Vergleich

zu den anderen Teilen des Reiches,' schon Anfang der Siebzigerjahre leidlich geordnete Verhältnisse schuf. Immer mangelte es auch Johannes nicht an gutem Willen, den mittelalterlichen Feudalftaat zu reformieren. Er wollte freundschaftliche Beziehungen zu den europäischen Mächten unterhalten, aber unter keinen Umständen die Selbständigkeit seines Landes aufopfern. Diese war damals vor allem von Aegypten bedroht, dessen Khedive Ismail- Pascha Abessinien, und zwar — o Ironie des Schicksals! — mit englischer Hilfe

unter seine Oberholheit bringen wollte. Seine Truppen eroberten die Provinz Harrar in der NMe der Somaliküste, hingegen wurden in den Jahren 1875 M 1877 mehrere ägyptisch Heere in der Provinz Tigre D- schlagen. Ein Jahrzehnt später geriet Johannes mit den Italienern in Konflikt und brachte ihnen 1887 eine Nieder lage bei Dogali bei. Doch seine Herrschaft sollte nicht mehr 'von langer Dauer sein. Auf den Bahnen seines Vorgän gers Theodor wandelnd, wollte er als fanatischer Anhänger des koptischen Glaubens

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Der Südtiroler
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Page 2 of 8
Date: 15.11.1935
Physical description: 8
für die ganze Woche bereits festgelegt war, lehnte der Pfar rer das Ansuchen ab. Tags darauf erhielt der Pfarrer den Besuch des Carabinierileutnants und wurde bald darauf zur Quästur nach Bozen geladen,, um sich zu rechtfertigen. Welche Maßnahmen gegen ihn getroffen werden, ist noch unbekannt. Johannes Anderlan. Roman von Ariel. Verlag von Benno Schwabe u. Co., Basel. Wintermorgen in starrem Frost. Täler und Hänge lagen unter silbernem Brokat. Bergwasser schäumten eisiggrün mit bläulichen Reflexen

. Die Büsche an den Ufern standen im Rauhreif, wie Wundergebilde aus den Händen eines himmlischen Silberschmiedes. Gipfel tauchten aus, lockten, riefen, waren kühn und sanft und feierlich gegen den win terlich kalten Himmel gestellt. Johannes stand am Fenster und sah hinaus in das schim mernde Land. Da war es, als träfe ein jäher Schlag sein Herz. Hoch in der klaren Morgenluft flattert die welsche Fahne. Der Zug war an der Grenze angelangt. War ich es, der hier vorüberfuhr in blumenbekränztem Zug, dachte

Johannes. Liegt nicht ein Menschenleben dazwi schen. Wie war ich jung und hingegeben der Zukunft, was immer sie bringen mochte. Oesterreichs Farben wehten von allen Zinnen und dazwischen breitete der rote Adler die starken Schwingen. Und Duft von Heu und Sonnenwärme trug der Wind uns zu. Heimat, o Heima,1 wie warst du stolz und schön. Johannes fühlte sich vergehn. Wafrum, schrie es in seiner Seele, warum bin ich nicht fest geblieben? WaMM lasse ich Freunde, Zukunft, Geliebte, um unter den Verhaßten

zu leben? Ich werde hingehen, um noch einmal den Schiern zu sehn und den Rosengarten, wenn er im Abendschein brennt. Und dann zurück, um nie wiederzukehren. Der Zug fuhr an. Alle Fremdheit verflog, asls Johannes sich aus dem geöffneten Fenster nngte. Draußen auf ver schneiten Wegen trotteten die altvertrauten Bauerngestalten. Ein Juchzer flog zu ihm, die herbe Luft strich über seine heiße Stirne. In den Telegraphendrähten sang der Wind sein Lied von der Ferne. O du Antlitz der Landschaft

, wie kann ich dich vergessen wollen? dachte Johannes. So weit ich zurückdenken mag, hast du mir gelächelt. Hier war er ausgestiegen, wenn er von seinen Studien in Wien kam, um auf diesem Wege mitten hinein in die Dolomiten zu wandern, in diese verwunschenen Berge, die so kalt und doch voll Feuer sind. Seltsam verwehrend, ganz in sich beschlossen, um sich eines Tages der Seele aust zutun und zu offenbaren, daß es sie fast zerreißt. Johannes konnte sich ihrer noch so gut entsinnen, dieser Stunden, übervoll von Glück

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Der Südtiroler
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Page 6 of 8
Date: 01.08.1936
Physical description: 8
. Wo bleibt die aus gleichende Gerechtigkeit? Für die Muttersprache. Der bekannte Romanist Karl Voßler hielr vor der Gesellschaft der Freunde der Deutschen Akademie zu Florenz eiwen Vortrag, der durch seine Stel lungnahme zu dem Sprachenkampf auch in italienischen Krei sen besondere Beachtung fand. In seinem Vortrag führte Voßler nach Pressestimmen u. a. aus: „In früheren Jahr- || II MIHI Tll lll III I— Johannes Anderlahn. Roman von Ariel. Verlag von Benno Schwabe u. Co., Bafel. (Fortsetzung). Johannes

kann nicht schlafen in dieser Nacht. Wieder tku mal ist es so weit, daß er verzagen will. Und so spricht er am nächsten Morgen zu seiner Moi: Du Liebste, wie wäre tZ, wir ließen hier alles fahren und bauten uns drüben über der Grenze ein neues Nest? Da aber wird Mol bitterböse, nie hätte Johannes geglaubt, daß die stille, verschlossene Frau so aujs- lodern kann. So, sagt sie, und unser liebes, schönes HeimaM so.l. wohl ein Welscher kaufen? Und macht hark hinter sich Re Türe zu. Was kann Johannes tun

, bk im Winde flattern. Menschenwerk, Menschenleid, es vergeht und verweht. Ewig bist du! Johannes wandert mit Moi über dir Höhen. Silbern stehen die Gipfel auf blauem Grund. Doch wenn die Sonne untergeht, sangen König Laurins Rosen an zu blühen. Lange, lange, wenn in den Tälern schon die Schatten geistern, stehn Laurinss Gärten noch in rosiger Glut. Aber daun verblassen sie und der? dämmern traumhaft in blauem Duft. 9lur der Schiern steht mächtig und einsam und schimmert durch die sinkende Nacht. Immer

wieder zieht es Johannes an dir Stelle, wo er ihn gerade vor sich hat und immer wieder saßt es ihn mit irr- brünstigen Schauern, als stünde er einer Gottheit gegenüber, groß, unnahbar und doch zutiefst vertraut und verwurzelt in den dunkeln Gründen der Seele. Moi weiß das auch. Der Schiern, sagt sie, das ist der Berg... von dem Du nicht loskannst. Nicht im Wachen und nicht im Schlaf. Er ruft Dich zurück, wenn Du fern bist und glaub nur nicht, daß Du einmal wieder ganz froh sein kannst, wenn Du ihm treulos

wirst. Der Schlern hat eine verzauberte Seele. Tagsüber steht er im Hellen Licht und schläft. Nur wenn stählerne Wetterwolken um ihn jagen, erwacht er zu einem wilden, drohenden Leben. Aber am eigensten ist er in den Nächten, säst gespenstisch. Ob er unter Sternen leuchtet oder im Mondlicht flirrt und gleißt. Es raunt in seinen Wänden, es lockt und ruft, es lacht mt« Poltert und verstummt. Und dann sängt es wieder zu raunen an. Uralte Geheimnisse weiß der Berg. Allmählich beginnt Johannes die Berghöfe

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Der Arbeiter
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Page 7 of 12
Date: 04.01.1933
Physical description: 12
Mair. Unschuld und oeclocene Zeit kefuxn nie uuedec in Zmqkeit. Von Johannes Severin Liebe Kinder! Ein Jüngling, der Sohn angesehener und wohlhabender Eltern, der recht wohlerzogen und gut gesittet und fleißig war, fing auf einmal an, nachlässig und leicht sinnig zu werden. Er war unter böse Freunde geraten. In einer Nacht hatte nun dieser Jüngling einen ganz merkwür digen Traum. Es kam ihm im Schlafe vor, als wäre er schon ganz alt und läge noch dazu ganz arm und krank auf einem alten Strohsacke

. Jesulein war mit Johannes und anderen Spielgefähr ten hinausgewandert vor die Stadt. Allerhand haben sie gespielt: Fangen und Haschen und Jagen und Krieg. Nun sind sie auf dem Heimweg, und da merken sie auf einmal, daß das Jesulein fehlt. „Geht nur nach Hause!" sagte Johannes, „ich kehre allein um." Auf Johannes kann man sich verlassen, das wissen die Kinder alle, der wird Jesulein schon finden und wieder zur Mutter Maria bringen. Johannes wandert zurück. Er hat keine Sorge, daß das Jesulein

sich verletzt oder gar verlaufen habe. O nein! Er wird es wieder irgendwo finden, nachsinnend und grübelnd. Wie damals, da es in die Dämmerung schaute, als hätte es Sehnsucht nach einem andern Lande. Und dann plötzlich tieftraurig sagte: „Johannes, siehst du das Kreuz in den Wolken?" Er hatte nichts gesehen. Was mochte er mit dem Kreuz gemeint haben? Derweil ist Johannes an die Sandgrube gekommen. Da sitzt Jesulem mitten drin, hat ein Stäbchen in der Hand und zeichnet eigene Zeichen in den Sand. „Jesulein

!" sagt Johannes, „willst du nicht mit mir nach Hause gehen?" Da winkt ihm das göttliche Kind, näher zu kom men und deutet auf die Zeichen. Johannes kann sie nicht entziffern. „Was heißt das?" fragt er. „Leid!" Nur dies eine Wort spricht Jesulein. Da kann Johannes plötzlich lesen, obgleich er noch nie in seinem Leben Schriftzeichen gelernt hat. Was liest er? „Siehe, ich sende meinen Engel, daß er dir den Weg bereite!" „Sie haben meine Hände und Füße durchbohrt und alle meine Gebeine gezählt." Traurig

schaut Jesulein zu Johannes hinüber. Der sieht einen Atemzug lang in die Zukunft, sieht sich in der großen Wüste vom Heiland predigen und schaut auf einem Berge in fahlem Lichte einen Mann der Schmer zen, der mit dem Tode ringt. Nur einen Atemzug lang! Dann lacht die goldene Sonne wieder über Nazareth. Hastig verwischt Jesulein die Schriftzeichen im Sande, als trüge es Sorge um sein trauriges Geheimnis. Davon darf seine liebe Mut ter Maria nimmer etwas erfahren. Nr. 1. Feierabend Seite 3. er leicht

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Der Südtiroler
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Page 2 of 8
Date: 01.01.1936
Physical description: 8
vorzubeugen. Einerseits wurden Angehörige von Johannes Anderlall. 5 Roman von Ariel. Verlag von Benno Schwabe u. Co., Basel. Gibt es größeres Glück, heißere Seligkeit, Heimaterde unter sich zu fühlen? Mit seinem Blick den klaren Linien der Berge, die zart und stolz und kühn sich in den Himmel stürzen, folgen zu dürfen? Und die reine, herbe und doch so süß duftende Lust zu atmen? Johannes vermeint oft, selbst nur mehr ein Stück Erde zu sein oder ein Baum, eine singende Quelle, tief und geheimnisvoll

verbunden mit dem strahlenden Land ringsum. Da kommt Moi. Sie nimmt ihn leise bei der Hand und zieht ihn hinein., wo der Frühstückstisch wartet, sie umsorgt ihn in ihrer lieben, stillen Art und schweigt. Anfangs schwieg sie Johannes oft zu viel, seine Moi. Nun ist er schon ihres Wesens gewohnt, es macht ihn glücklich, wenn ihr stolzer Mund lächelt. So viel verratet das weiche Lächeln viel mehr als Worte. Und Moi lächelt oft in diesen Frühlings wochen. Johannes kommt von Bozen, wo er wegen der Besitz

übertragung zu tun gehabt hat. Zornig ist Johannes wie immer, wenn er aus der Stadt kommt. Nicht um seinet willen, um die armen deutschen Bauern brennt sein Hertz, die vor den welschen Aufschriften der Aemter stehen wie hilflose Tiere, verstört und preisgegeben. Was nutzt es da^ wenn einer kommt wie Johannes und zu erklären und zu vermitteln sucht? Morgen wird ein neuer Trupp ratlos vor den Türen stehen. Als Johannes aus dem Zuge steigt, nimmt er den steil sten Weg zu seiner Höhe. Vermeint

: „Die Stelle als Direktor im Brixner Elektrizitäts werk (das die Ortschaften Brixen, Franzensfeste, Mühlbach, Schabs. Neustift, Natz, Vahrn. St. Andrae, Pfefsersberg, Albeins und Klausen mit Strom versorgt) übernehme ich, als Präfekturskommissär". Der bisherige Direktor Seeber ist damit abgesetzt. Ebenso wurden 24 deutsche Monteure Warum konnte es, durfte es sein, daß die Menschen ein ander die Spanne Erdenweg so schwer machten? Herrgott, hadert Johannes in seinem Herzen, du wirst doch oeine paradiesischen

in menschlicher Gemeinheit, wehrlos preisgegeben all dem Un verantwortlichen, das, bar alles Gewissens, von den Füh rern unseren Seelen aufgebürdet wird. Und weiter denkt Johannes: bin nicht auch ich einmal den Weg gegangen, den andere mir gewiesen haben? Und war ich nicht voll Glauben und Opferfreude? Alles schien so einfach und wie ist es doch so furchtbar und verworren,, nun, da uns das schrecklich gewandelte Antlitz des zeitlichen Geschehens entgegenstarrt. Wie haben wir alle die Wege gehen

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Neueste Zeitung
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Page 14 of 16
Date: 05.05.1933
Physical description: 16
Johannes Brahms und Oesterreich. Jur 100. Wiederkehr seines Geburtstages am 7. Mai. Johannes Brahms. Die Brahms-Gedenkmedaille von Bildhauer Hartig, die das Wiener Münzamt anläßlich des 100. Geburtstages herausgibt. Wenn man einige Zeit in Wien unter Musikern gelebt hat, stößt man noch heute auf Schritt und Tritt auf Spuren des Wirkens Johannes Brahms in der Donaustadt. Da steht das stolze Haus der Gesellschaft der Musikfreunde am Karls platz mit seinem Museum, das eine Menge der köstlichsten

Er innerungen an seinen ehemaligen Dirigenten Johannes Brahms bewahrt. Man pilgert in den „Roten Igel" in der Inneren Stadt oder zum „Wimmer" am Heumarkt, in Lokale, in denen Brahms Abend für Abend im Kreis seiner Freunde gesessen ist, und läßt sich dort von den Mentoren der heutigen österreichischen Musikpflege, von Franz Schmidt oder Ale xander Wunderer, Geschichten erzählen aus den Zeiten, in denen sie als ganz junge Musiker noch das Glück hatten, unter Brahms zu musizieren. Man steht vor dem unschein

und lichtere, in harmlos fröhlichere Bereiche. Es ist dieselbe Sehnsucht, die Hebbel, seinen großen Lands mann, auch Wien zu seiner Wahlheimat werden ließ: Johannes Brahms machte schon in ziemlich jungen Jahren die Bekanntschaft mit dem Wiener Musiktum durch den unga rischen Geigssr.Remony, den er, noch nicht zwanzigjährig, bei einem Soloabend in Hamburg begleitete und mit dem er bald darauf eine Konzertreise durch Hannover unternahm. Brahms wurde am 7. Mai 1833 als Sohn eines Kontrabassisten in Hamburg

mit seiner Sehnsucht nach der Freiheit und Selbst verständlichkeit des Lebens anderer Menschen. Brahms ist trotz seines fünfunddreißig Jahre währenden Wiener Aufenthaltes (von 1862 bis zu seinem Tode 1897) kein Wiener geworden. Seine Sprechweise blieb nordisch, sein Wesen gefiel sich in bisweilen fremden Schrullig keiten. Der Meister schämte sich jeweils seiner Güte, seines Könnens. Jede weichere Regung mußte hinter doppelter Schroffheit verborgen werden. So lebte Johannes Brahms, viel verkannt als einsamer

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Lienzer Nachrichten
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Page 1 of 24
Date: 19.12.1930
Physical description: 24
vom „Führer Dr. Johannes Schober“. ßrogdeuffchß und Landbund verwahren sieh gegen die Politik Schobers. l Staatsmännifche Reife Starhem bergs. — Eigenartige völkische Ein stellung Dr. Schobers. Das Gr. „6-UHr-Blatt" stellt fest: Rascher als erwartet, vollziehe sich das Bolksgericht Wer den bis zum Ueüerdruß jederzeit und allerorten der Bevölkerung vorgepriesenen „Führer" Dr. Johannes Schober. Die „Jungfernrede" Starhembergs im Hohen Hau fe habe beachtliche staatsmännifche Reife an den Tag gelegt

. Fm Gegensatz dazu habe der „Nationale" Wirtschaftsblock es mit seiner völkischen Einstellung und mit seiner staats- männifchen Einsicht für vereinbar gehalten, nicht bloß eine parlamentarische Zusammenar beit mit den Heimatblock-Abgeordneten von vorneherein abzulehnen, sondern sogar den So zialdemokraten einen Großteil der parlamen tarischen Macht (Wahl Eldersch' zum ersten Nationalratspräsidenten!) auszuliefern. 2. Die ßroßdeutfchen Oberfteiermarks Sehnen den „Führer“ Johannes Scho ber ab und treten

ländbündlerisch !) einhellig der Dank und das Vertrauen der großdeutschen Vertrauen^- männerkonferenz von Gesamt-Obersteisrmark ausgesprochen wurde. Das Zweite ist noch, interessanter. Einstim mig und ohne Stimmenenthaltung — wie es ausdrücklich in der Erklärung heißt — wurde eine Entschließung angenommen, durch welche die Haltung der großdeutschen Landes- und Bundesperteileitung abgelehnt wird, vor al lem, weil „sie sich der Führung eines Manne Ä unterstellte (Johannes Schober. D. Schr

der Volksgemeinschaft im Heimat block zu suchen." Damit haben die Großdeutschen Obersteier marks die „Führung" Dr. Johannes Schaber abgelehnt und der eigenen Partei den Rücken gekehrt. An den Tatsachen wird auch dadurch nichts geändert, wenn die großdeutsche Landespartei leitung die großdeutsche Kreisparteileitung Obersteiermarks als nicht mehr zu Recht be stehend zu erklären sucht. 3. Dr. Schober weigert steh, sein Mandat niederzuSegen. Das „6-Uhr-Blatt" weiß aus verläßlicher Quelle neuerdings zu berichten

, der Land bund habe die Beziehungen zu Dr. Schober und seinem Block völlig gebrochen und es sei bei der Sitzung des Landbundes am 11. Dezember niemandem eingefallen, eine VertrauMskund- gebung für Dir. Schober zu beschließen. Fn Gegenteil, der Landbund habe Dr. Schober neuerdings aufgefordert, sein Mandat u# verzüglich zurückzulegen, da er mit dem Vorschlag, dies erst am 15. März zu tun, nicht einverstanden sei. 4. Landbund-HZinifter Winkler brüs kiert „Führer“ Johannes Schober im Ministerrat

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Lienzer Nachrichten
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Page 12 of 16
Date: 13.07.1934
Physical description: 16
und predigte, an den Ernst des Lebens wollte doch keiner recht glauben. In diesem Wider streit zwischen Scherz und Ernst kam der letzte Schultag, denn die Zeit sprang und tobte da hin, wie die übermütigen Buben selber. Johannes sollte in das Geschäft seines Vaters treten. Er hatte sich noch nie den Kopf Zerbrochen über das, was nun kommen sollte. Dieser letzte Schultag aber wurde ihm immer wunderlicher. Daß man da heute wie alle Jahre und Tage der Schulzeit, „Grüß Gott, Herr Lehrer" sagt

. In Johannes Herzen riß etwas entzwei, wie einer gesprungenen Geigenseite Ton klang es noch eine Weile nach. Die Buben nahmen Abschied und einem jeden reichte der Herr Lehrer noch einmal die Hand. Sie waren alle auf einmal so kleinlaut und tölpisch, trotz ihrer 14 Jahre. Johannes aber ließ den Schulran zen auf seiner Bank liegen, schlich sich zur Tür, sprang wie gehetzt die Stiege hinunter. Er erinnerte sich plötzlich, daß er dem Schul wart noch das Geld für eine Semmel schulde. — Dann, bis alle Buben

über die Schulbank hin, all die Jahre her, hatte er nie so lind über eine Schulbank gestrichen. Ganz still und einsam war es im Klassenzim mer. Ein unsichtbarer Aeberwinder aber schnürte ihm grausam die Kehle zu. Da reckte sich über das Lehrpult ein halb erstauntes, halb verstörtes Gesicht empor. Der Herr Leh rer, warum saß der noch da droben und mit verhülltem Gesicht, war dem auch so schwer? O, Johannes schämte sich, er wollte fort, sein Gesicht brannte, die Augen flimmer ten ihm, seine schwankenden' Füße

stießen polternd an jede Bank, er stolperte über die Schwelle hinaus. Die Gänge waren leer, aus dem Konferenzzimmer hörte man die Stim men der Lehrerschaft. Von der Gasse herauf drang dann und wann ein verirrter Buben schrei. Die Sonne rann durch den noch Wir belnden Staub und vergoldete ihn. Johannes wich dem Strahl aus, er trank ihn nur mehr mlt seinen Augen. Die Stiegen der zwei Stockwerke wandten 'sich um eine mächtige Säule. Sie war ganz glatt poliert und fühlte sich ein wenig fettig

an. Von tausend schmutzi gen Bubentatzen ist sie so geworden. Johannes ließ den Ganzen wie verloren zu Boden gleiten und schlang die Arme um die schmutzige Gtiegensäule, legte seine heißen Wangen an ihr kühles Gemäuer. Die Augen waren ihm wie glutige Lichter im Kopf, aber sie weinten nicht. Droben beugte sich der Herr Lehrer über über das Sliegengeländer. Wie er den Jo hannes sah, trat er schnell zurück. Johannes aber riß sich zusammen und trat hinaus ins ernste Leben. And der Ernst des Lebens

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Tiroler Grenzbote
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Page 10 of 12
Date: 15.04.1933
Physical description: 12
. Da freilich stutzte Johannes Braumüller. Was lag hier vor? Er selber, der sich zeit seines Lebens nach Eltern ge- ist der Kampf um die Muttersprache, der Kampf um die Heimat oder um das verbindende unsichtbare Band mit der Heimat. Darum ist es Pflicht des Mutterlandes, Pflicht des ganzen Volkes, Pflicht jedes einzelnen, im mer jener Vorposten in der ganzen Welt zu gedenken, sie zu unterstützen, sei es durch geldliche, sei es durch geistige Güter, damit die Verbundenheit mit der Heimat nie gelöst

mit ihnen aufzuheben vermochte. Aber er hatte auch gelernt, seine Neugier zu unter drücken, und so sagte er bloß: „Genug, Wolfram! Ich sehe, daß dieses Thema dir nicht angenehm ist, und so will ich dir nur noch sagen, daß ich die Behandlung deiner Schwester übernommen habe und durchführen werde. Oder behagt auch das dir nicht?" „Nein, Johannes!" erwiderte der andere und senkte seine Blicke nicht vor denen des Freundes. „Du verstehst mich jetzt nicht, und ich kann nur wiederholen, was ich vorhin sagte: Gott möge

es verhüten! Ich sprach es in anderer Beziehung, aber, Johannes, wenn ich dich bitte, dem Hause meines Vaters fernzubleiben, so wirst du, ohne daß ich es dir nochmals versichere, wissen, daß da der Freund den Freund bittet, den er zu verlieren fürchtet — über dessen Haupt er finstere Wolken aufziehen sieht. Johannes, ich kann, ich darf nicht mehr sagen! Ich bin der Sohn der beiden, der Bruder des Mädchens! Du hast sicher schon erklärt, daß du die Behandlung übernehmen willst - Lieber Freund, du weißt

nicht, was ich durchgemacht habe, bis du zu mir kamst. Ich muß dir seltsam erscheinen und kann und kann mich doch nicht erklären. Denke dir, daß ein Fluch auf meiner Familie lastet, der auch allen denen verderblich werden muß, die mit ihr verkehren, und erst recht denen, die sich mit ihr verbinden! Johannes, meine Schwester ist schön, sehr schön sogar, und du kennst die Frauen nicht. Ich sehe voraus, daß du sie lieben wirst — Oh, Johannes, mache das nicht! Nur das nicht! Sonst müßte ich die Stunde verwünschen

von den hinweggespülten Leuten fanden wir unten bei einem Felsen. Sie waren aus der Lawine gekommen und hatten die Nacht gut Überstunden. Die ganze Nacht hatte man von über all her schreien gehört! Kein Schuß, keine S tel- lung, eine weiße Wüstenei überall. Abends fing es wieder an zu schneien.. ." — r. Johannes Braumütter aber starrte auf den Freund nieder und wußte nicht, was er sagen, was er denken sollte. Ein Geheimnis tauchte vor ihm auf, das ihm unheim lich und unerklärlich erschien — ein Geheimnis

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Der Südtiroler
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Page 3 of 8
Date: 01.11.1935
Physical description: 8
sie herum. Johannes setzte sich an seinen Arbeitstisch, um, wie von einem fremden Willen getrieben, ein paar Ab schiedsbriefe zu schreiben. Als er den Brief an Anette begann, kam heißes Erschrecken über ihn: wohin trägt mich die Welle? Anettes schönes Gesicht mit den festen Zähnen und den ernsten, kühlen Augen tauchte vor ihm auf. Zärtlichkeit überflutete sein Herz. Konnte es sein, daß er Anette verließ? In den Winkeln begann es zu raunen. Auf leisen, zagenden Füßen kamen die Stunden der Liebe zurück

, standen um ihn, rosenbekränzt, mit Augen, in denen die Leidenschaft ihre Flamme entfacht hatte und streckten bebende Hände nach ihm aus. Weißt du noch? flüsterten die einen. Kannst du vergessen? klagten die andern. ^ Johannes vergrub sein Gesicht in seinen Armen, ^tark war seine Liebe gewesen, jung und voll Ver heißungen. Aber stärker als sie brannte der Ruf der Heimat in seinem Herzen; er fühlte, daß er ihm folgen müsse, daß es kein Entrinnen gab. Nie mehr würde er bei Anette sitzen im sanften Schein

Not wendigkeiten, ohne daß Johannes aus seinem Traum, aus Sehnsucht undHeimweh gewoben, erwachte. Abends fuhr er nach dem Südbahnyof; sein liebster Freund, der Herzenskamerad langer Jahre, war bei ihm. Krampfhaft sprachen sie über das hinweg, was in ihnen hrannte. Jeder fühlte die große Wende. Würde die tiefe Verbundenheit auch weiterhin wie ein Licht über ihrem Leben stehen? Leidvoller noch als Johannes empfand der Zurückbleibende die Trennung, die er lange schon vorausgeahnt. Denn früher

als Johannes selbst, hatte der erdfremde, heimatlose Jude den Ruf der Heimat in dem Herzen des Freundes erlauscht, die durch alle Bitterkeiten der Nachkriegszeit immer sehn süchtiger den verlorenen Sohn zurückrief. Als die Freunde schon vor dem Wagen standen, in dem Johannes seinen Platz hatte, kam Anette, sehr blaß, doch lächelnd. Die Vornehmheit ihres Fühlens zwang sie, dem Manne, dem sie Jahre hindurch in Liebe verbunden gewesen war, ein paar Worte des Abschieds zu sagen. Sie begriff, daß Johannes

sie nicht bitten konnte, mit ihm zu gehen. In der großen Stadt, auf den Wegen der Arbeit und des Erfolges, untrenn bar waren ihr die beiden Begriffe, da war sie die rechte Gefährtin. Das einsame, weltfremde Eelehrtenleben, das nun für Johannes kommen mochte, war ihrem Wesen fremd, war außerhalb ihres Erlebens gestellt, wie das Antlitz einer Landschaft oder die Stimme von Wäldern, wie Wolkenziehen über besonnte Hänge. Nie war ihr diese weite Umwelt mehr gewesen, als ein schönes Bild, aus dem Augenblick geboren

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Innsbrucker Zeitung
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Page 5 of 12
Date: 06.05.1933
Physical description: 12
ßundfäu&lhowamMt, ■atiiiBiiiami 8.4g Weckruf. Zeitzeichen. Wettervorhersage. 8.5g Käthe Hye: Turnen. Für Anfänger. Am Flügel: Franz Iilg. 9.10 Ratgeber der Woche. gLg Orgelvortrag. Johannes Brahms. Walter Pach. — Fuge As-Moll. — Choralvorfpiele: a) Es ist ein Ros' ent sprungen; b) Schmücke dich, o liebe Seele; c) Herzlich tut mich verlangen; d) O Welt, ich muß dich lassen. — Prälu dium und Fuge G-Moll. 10.00 Weih« der Glocken für die Notkirche im Lainzer Tier garten. 10.30 Neue Gedichte

. Gesprochen von Otto Löwe. Johannes Brahms'. 10.50 Univ.-Prof. Dr. Robert Lach: Zum IW. Geburtstag Johannes Brahms'. 11.15 Gedenkfeier für Johannes Brahms. — Uebertragung aus dem Geburtshaus Brahms' in Hamburg. 12.15 Johannes Brahms. Liebesliederwalzer (op. 52 und Coda aus op. 65). — Ausführende: Elisabeth Forina (So pran), Lilly Winzberger (Alt), Ernst Kurz (Tenor), Hans Karolus (Baß), Dr. Paul Amadeus Pisk, Dr. Rita Kurz mann (Klavier). 18.45—14.00 Unterhaltungskonzert. Orchester Max Geiger. — Max

des Königs". — Lanner: Die Schönbrunner, Walzer. — Füredi: Schwalbe, flieg'. — Zeller: Potpourri aus der Operette „Der Obersteiger". 15.05 Dokumente der Zeit. (Bücherstunde.) Georg Britting: Ein dicker Mann, der Hamlet hieß; Heinz Steguweit: Der Jüngling im Feuerofen; Otto Brües: Wiederkehr. Es spricht: Friedrich Schreyvogl. 15.30 Johannes Brahms. Ausführende: Josef Manowarda (Baß), Christa Richter (Violine), Beate Reichert (Violon cello), Carl Frotzler (Klavier). Am Flügel: Erich Meller. Sonate

. 18.15 Margarethe Schütz: Rur ei« Hund. Gesprochen von Fritz Mnder. 18.45 Johannes Brahms. Hans Duhan. Am Flügel Erich Meller. — Nicht mehr mit dir zu gehen. — Feldeinsam keit. — Dein blaues Auge. — Mainacht. — Ich sah als Knabe Blumen blühn. — Wie bist du, meine Königin. — Auf dem Kirchhofe. — Sapphische Ode. — Von ewiger Liebe. — Vergebliches Ständchen. 19L5 Zeitzeichen. Sportbericht. 1SL5 Am Grabe Johannes Brahms'. Eine Gedenkfeier. Mitwirkend: Ein kleiner Chor der Wiener Staatsoper. Am Mikrophon

: Dr. Werner Riemerschmied. — Ueber tragung vom Wiener Zentralsriedhos. 20.00 Johannes Brahms. Wiener Symphonieorchester. Mit wirkend: Walter Rehberg (Klavier). — Konzert für Kla vier und Orchester B-Dur, op. 83. — I I. Symphonie D-Dur, op. 73. 2L30 Bunter Abend. Dirigent: Josef Holzer. Mitwirkend: Lya Beyer (Sopran): Artur Fleischer (Bariton); Moder nes Quartett des Wiener Mannergesangvereines; Orche ster Josef Holzer. In einer Pause (ca. 22.15): Abendbericht. AUSLAND Bari 270: 20.35 Operettenmusik

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Der Arbeiter
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Page 7 of 12
Date: 18.03.1936
Physical description: 12
Hilfe lei sten konnte, starb auch sie am nächsten Tage, ebenso das neugeborene Kind. Erst nach zwei Tagen wurde der Tod der ganzen Familie durch Zufall aufgedeckt. Qute tBüchec und Schütten Dr. Dollfuß. Von Dr. Johannes Meßner, Dozent an der Universität Wien. 160 Seiten und 32 Seiten Bilder« Kartoniert 6 8, Ganzleinen 8 8. Verlagsanstalt Tyrolia, Innsbruck-Wien-München. „Die erste eingehende Arbeit, die dem Werden und Wachsen, dem Wirken und Wesen des Kanzlers Dr. Dollfuß gerecht wird. Der Reiz

: Jesus speist 5000 Mann. Johannes 6. 1—15. Montag, 23. März. Messe (violett): 2. und 3. Gebet wie gestern: Evangelium: Jesus zog hinauf nach Jerusalem. Johannes 2, 13—25. Dienstag, 24. März, Gabriel, Erzengel: höheres Doppel fest; Messe (weiß): 2. Gebet wie am Sonntag. Evange lium: Der Engel Gabriel ward von Gott gesandt. Lukas 1, 26—38. Letztes Evangelium: Als das Laubhüttenfest schon halb vorüber war. Johannes 7, 14—31. Mittwoch, 25. März, Mariä Verkündigung, Fest erster Klaffe; Messe (weiß

): 2. Gebet wie am Sonntag. Epistel: Jsaias 7, 10—15 (die Jungfrau wird einen Sohn gebären): Evangelium: Der Engel Gabriel ward von Gott gesandt. Lukas 1, 26—38; Marienpräfation; letztes Evan gelium: Jesus heilt einen Mann, der von Geburt an blind war. Johannes 9, 1—38. Donnerstag, 26. März, Messe (violett): 2. und 3. Gebet wie am Sonntag; Evangelium: Die Auferweckung des Jüng lings von Naim. Lukas 7, 11—16. Freitag» 27. März, Johannes von Damaskus. Bekenner und Kirchenlehrer: Halbdoppelfest; 2. Gebet

wie gestern; Evangelium: Jesus heilt einen Mann, dessen rechte Hand verdorrt war. Lukas 6, 6—11. Letztes Evangelium: Die Auferwekung des Lazarus, Johannes 11, 1—45. Samstag, 28. März, Johannes Kapistran, Bekenner: Doppelfest; 2. Gebet wie gestern. Evangelium: Jesus gibt den Aposteln Macht und Gewalt über alle bösen Geister und die Kraft, Kranke zu heilen. Lukas 9, 1—6. Letztes Evangelium: Ich bin das Licht der Welt. Johannes 8» 12 — 20 . Sucandece Aus dem £e&en einet jungen Hfätzeän Von M* Unnweiler

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Alpenland
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Page 1 of 6
Date: 22.10.1930
Physical description: 6
übernommen. - Abbestellungen nur mit Eride eines KalendervierteLjahreS durch eingeschriebene Karte. - Der Anzeigenteil steht nur Deutschariern offen - Wrgang Innsbruck, den 22. Moder 1930 Führung Dr. Johannes Schober Iss Ministerium Dr. Schober werde »mtwWg gestürzt. Ziekbeumstte Arbeit am Wiederaufbau der Wirtschaft durch politische Quertreibereien gestört worden. Staat und Wirtschaft sind in Gefahr. Zn diesem Augenblick der 9?ot hat Dr. Johannes Schober dem Ruse der Urtschäst selbstlos Folge geleistet

nicht Parteizwecken dienstbar sein, ihr Ausgabenerfordernis muß Mt Tragfähigkeit der Wirtschaft angepaßt werden. Die Wa hlgem eins ch ast Rationaler Wirtschastsblock und Landbund will die staatsbejahende Bevölkerung i m Kampf gegen alle volkszersetzenden Bestrebungen einigen, zu Venen in erster Linie der Marx i s mu s zu zählen ist. Was wir in Viesen ernsten Zeiten brauchen, sinv nicht Worte unv Wählversprechungen, sondern selbstlose, treue unv unverdrossene Arbeit. Diese v e r b ü r g t uns Dr. Johannes Schober

. Rationaler Wirtschaftsblock und Landbund. Führung: Dr. Johannes Schober. Tragt durch reichliche Spenden für den Wahlfonds zum Erfolg bei, damit nicht Mangel an Mitteln unsere Arbeit hemmt. Jeder gebe was er kann? Denkt daran mit welch ungeheuren Mitteln die Roten arbeiten! Einzahlungen für den Wahlfonds find nur mittels Erlagscheines an das Post- sparkaffenkonto B — 153.283 zu richten. Frlge 41 Die Kandidaten des nationalen Wirt- schaftsbioüs and Landdnnd in Tirol. 1. Dr. Johannes Schober, Bundeskanzler

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Der Südtiroler
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Page 3 of 8
Date: 01.01.1936
Physical description: 8
, es ver geht und verweht. Ewig bist du! Johannes wandert mit Moi über die Höhen. Silbern stehen die Gipfel auf blauem Grund. Doch wenn die Sonne untergeht, fangen König Laurins Rosen an zu blühen. Lange, lange, wenn in den Tälern schon die Schatten geistern, stehn Laurins Gärten noch in rosiger Glut. Aber dann verblassen sie und verdämmern traumhaft in blauem Duft. Nur der Zchlern steht mächtig und einsam und schimmert durch die sinkende Nacht. Immer wieder steht es Johannes a t die Stelle, wo er lyn

. Tagsüber steht er im hellen Licht und schläft. Nur wenn stählerne Wetter wolken um ihn jagen, erwacht er zu einem wilden, drohenden Leben. Aber am eigensten ist er in den Nächten, fast gespen stisch. Ob er unter Sternen leuchtet oder tm Mondlicht flirrt und gleißt. Es raunt in seinen Wänden, es lockt und ruft, es lacht und poltert und verstummt. Hut) dann fängt es wieder zu raunen an. Uralte Geheimnisse weiß der Berg. Allmählich beginnt Johannes die Berghöfe aufzusuchen. Weit in der Runde ist er bald

bekannt. Ja es kommt vor, daß er einen Hof das erstemal betritt und bevor er den Mund auftut, Bauer oder Bäuerin auf ihn zukommen: das ifch dechtr wohl dr Hanns Anderlahn. I han mr's glei ge denkt. Und eines Tages sagt Moi: Du Hanns, die Leut reden mir zuviel von dir. Gib obacht mit dem, was Du sagst. Die Walschen sein wie Bluthund hinter jedem offenen Wörtl her. Johannes lächelte gequält: sei ohne Sorge Moi, ich bin ja kein Hetzer. Noch kann ich ja nicht so klar über alles sprechen

, was in mir ist. Es ist wohl auch noch nicht so feststehend, um es in Worte fassen zu können. So ist es auch. Johannes könnte die Frage, was ihn so unwiderstehlich hinzieht zu den Menschen, vielleicht wirklich nicht beantworten. Er fühlt es reisen in seiner Seele und weiß noch )licht, welche Frucht es bringen wird. Ein Weg sucher ist er, das heiße Erbarmen seines Herzens ist das Licht, das ihn geleitet. Und das Vertrauen, das ihm wird, ist vne der sichere, federnde Bogen einer Brücke, über die er hinüberschreiten

wird über alle Gründe. Immer weiter steht Johannes seinen Kreis. Wenn er nach Hause kommt, ist nun auch er schweigsam. Moi fühlt, wie es in ihm arbeitet, doch kein kleines Wort der Frage kommt über ihre Lippen. Sie hält es mit der alten Weis heit der Bauernregeln: wenn die Keschten reif sind, braucht man de)l Baum nicht zu schütteln. An einen: Tag, von schimmernden Wolke): überweiht, holt Johan):es seinen Freund Heinz vom Bahnhof ab und schleppt ihn im Triumph zu seinem Hause. Zuerst, wie Johannes den Freund

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Der Südtiroler
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Page 2 of 10
Date: 15.12.1935
Physical description: 10
ihm aber nicht für die Scheiben ga rantieren,. „perche adesso e il tempo che... fischia il sasso." (Denn heute ist eine Zeit, in der die Steine pfeifen.) Jeder versteht, was mit diesem liebenswürdigen Zitat aus dem Balillalied gemeint ist. Tatsächlich mußte der Schneider am nächsten Tag das Wort „inglese" entfernen. In Meran wurde ein Transparent mit der Inschrift „Tea room" einfach eingeworfen, auch andere englische Anzeigen Johannes Anderlan. 4 Roman von Ariel. Verlag von Benno Schwabe u. Co., Basel. Johannes erfuhr

gewesen. Zu Mittag frug die alte Burgl: was ist denn aus der Moi vom Rainalterhof geworden? Die Moi, entgegnete die Burgl, ha woll die Moi, die feil isch bei dr Frau von Weber. Und fügte nach einer Weile brummend hinzu: a znichts Weibets isch sie schon, die alte Gnädige. Nachmittags machte Johannes sich auf den Weg, um Frau von Weber aufzusuchen, deren großer, schloßartiger Ansitz auf dem Wege nach Wolfsgruben zu lag und den sie auch im Winter nicht verließ. Sie war eine verbitterte alte Frau, sind nicht mehr

Johannes ungnädig, weil er mit seinem Besuch so lange gewartet hatte. Von der Moi war nicht einmal ein Zipfelchen zu sehen und Johannes kannte sein Gegenüber zu gut. um auch nur den Hauch einer Frage zu tun. Aber als er auf dem Heimweg war, kam ihm von Ober bozen her eine Frau entgegen., fast so groß wie er, mit fe sten Schultern und biegsamen Hüften. Schwere, braune Zöpfe lagen um den schmalen, stolzgetragenen Kopf, klare, gold braune Augen sahen ihm ernst und forschend entgegen. Die Wangen

waren weich gerundet, der Mund herb und doch voll Süße, wie er lächelte. Johannes blieb stehen: Moi? bist Du es Moi? Sie stellte den schweren Korb nieder, den sie trug, und gab ihm die Hand: Du bist da Johannes. Du bist da Johannes. Erst wollte er lachen über die ein fache Feststellung. Aber dann überkam ihn mit einemmale eine heiße Rührung, eine unsagbare Dankbarkeit. War es nicht, als spräche die Heimat durch den Mund des Mäd chens, so still und selbstverständlich: Du bist da Johannes. Wo die Waldhänge

zu Seiten des Eisack emporsteigen, auf halber Höhe, zwischen feldumstandenem Dorf uno Berg einsamkeit, am Rande eines Lärchenwaldes kaufte Johannes ein kleines Anwesen und hielt im März mit seiner jungen Frau dort Einzug. Das Haus stand auf einer großen Wiese mit wehenden Birken und Haseln, des Himmels tagblaue Weite über sich und nachts seine flimmernden Sterne. Und immer um woben von der Stimme des Waldes, die leise raunend mit den Stunden ging und mit den sanften Wellen ihres auf und nieder die Seele

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Tiroler Grenzbote
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Page 6 of 10
Date: 08.04.1933
Physical description: 10
mehr von daheim erhalten können, sondern von den Bären leben müssen, die ich hier und da anzubringen vermochte!" Johannes Braumüller lachte. „Und du bist dabei ganz der große .Herr geblieben!" „Ein Erbteil väterlicherseits, mein lieber! Käme ich als armer Schlucker in schiefgetretcnen Schuhen und mit blankgewetzten Rockärmeln, ich hätte schon längst ver hungern müssen!" Da reichte Johannes ihm die Hand hin. „Kein Wort mehr. Wolfram! Jetzt erst erkenne ich, daß Reichtum wirklich Pflichten auferlegi

überträgt. Diese wird also nicht von den es not tut! Und jetzt komm! Wir wollen die Metamorphose vornehmen, zu der du mir geraten hast!" Die beiden verließen gemeinsam die Wohnung, besuch ten die Bank, die das Vermögen Johannes Braumüllers verwaltete, und dort erhob dieser einen Betrag, dessen größeren Teil er dem Freunde überreichte. Wolfram nahm das Geld errötend, aber aus seinen guten Augen leuchtete aufrichtiger Dank. So verlief denn der Besuch beim Schneider auch für ihn sehr erfreulich

. Von diesem Tage an änderte Johannes Braumüller seine Lebensweise und ließ sich durch seinen Freund Wolfram Erkner in die Gesellschaft einführen, die ihn mit offenen Armen aufnahm. Johannes Braumüller aber war durchaus nicht dar über erstaunt. Er war klug genug, die wahre Ursache zu erkennen, und doch tat es ihm wohl. Er erkannte, daß es wirklich etwas Herrliches um den Reichtum ist, solange man sich selbst zu beherrschen weiß. Er hatte die Wohnung bei Frau Berger aufgegeben und die darob bitter Enttäuschte

gewesen war, und da viele von ihnen von ihren Frauen schon dazu aufgesordert worden waren, so luden sie den jungen reichen Herrn zu sich. So erlebte Johannes Braumüller das gleiche, was sein Vater erlebt und ihm bei der letzten Unterredung erzählt hatte. Von allen Seiten wurden ihm Einladungen geschickt, und immer von neuem wurden Netze nach ihm geworfen, ohne daß es ihm freilich die geringste Mühe machte, ihnen zu entgehen, denn sein Herz rührte sich nicht, auch nicht dem holdesten Mädchen gegenüber, und gerade

. Bis eines Tages auch seine Stunde schlug! Er hatte mit Wolfram Erkner einen Ausritt unter nommen. Dabei kamen sie an einer einsam gelegenen Villa vorbei, und der Zufall wollte, daß eben ein Mann aus dem offenstehenden Tore stürzte und, als er die beiden Reiter erblickte, hastig fragte, wo er den nächsten Arzt finden könnte. „Wenn es dringend ist, dann bin ich gern erbötig, Ihnen zu helfen", sagte Johannes Braumüller, der in zwischen sein Staatsexamen bestanden hatte — mtt allen Ehren, nebenbei gesagt

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