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Der Südtiroler
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Page 7 of 10
Date: 15.07.1936
Physical description: 10
,Südliroler Keimal" DattzLg, 15. Juli Johannes Anderlahn. Romcm von Ariel. Verlag von Benno Schwabe u. Co., Basel. Aus unseren Leserkreisen wurde der Wunsch, aus ged rückt, daß der Roman nachgeliefert werden möge. Wssr geben diesem Wunsche gerne Raum und bringen de»n Roman al!s Beilage, zur heutigen Folge. Der Ruf der Heimat. Ick will euch erzählen, wie es kam, daß der Ruf der Heimat in dem Herzen des Johannes Anderlahn so übermücklig wurde, daß er ihn alles andere, dem er viele, viele Jahre

angehangen, vergessen ließ. Vergessen, daß er einer der erwählten Menschen war. denen früher Erfolg die Stirne krönt. Vergessen selbst die Liebe, die ihn mit der schönen und stolzen Anette Wilbrunn verband. Dann will ich euch erzählen, wie Johannes auf die Suche nach der Heimat ging und sie wiederfand. Oder sollte ich nicht sagen: wie er sie erst wirklich fand, die arme blut- und tränen getränkte Heimat. Die stolze, reiche, süße Himat mit ihren Ber gen und Tälern, mit Wolken und Sternen und raunenden

Wäldern. Mit betauten Wiesen, blütenüberschüttet. Die einzige, heilige, unverlierbare Erdenheimat, die wir nie und nimmer las sen können. Es fing damit an, daß Johannes an einem der trüben Win terabende, die den großen Städten eignen, in ein Konzert ging. Wie anders ist doch der Winter in unfern klaren Höhen, wo sein Lehensmann, der Frost, silbern geharnischt .von Kopf bis zu Füßen, auf schimmernden Wegen, entlang den vereisten Wildwassern, klirrend und klingend zu Tal schreitet. Oder die Nächte

Heimat findet. Aber an all das dachte. Johannes nicht, als er an jenem Abend von zuhause weg ging. Vorfreude war in ihm.und auch ein wenig Groll, weil Anette nicht mitgekommen war. Doch später, als das Stimmengewirr verebbt war und tiefe Stille über dem großen Saale lag, ans der die schwebende, sehnsüchtige Geigenstimme aufstieg, wie ein Strahl aus dunkelm Erdenschoß empor flirrt in blaues Mondlicht, kam eine traum hafte Versunkenheit über ihn. Die Bitterkeit der letzten Jahre fiel von seinem Herzen

. Een Unfaßbares noch, ein Wunder wollte sich formen. Wie zartes Flügelschlagen des Erwachens regte es sich in seiner Seele. Dieses versonnene Hingegebensein war geblieben, als er durch die verhangene Nacht schritt, es hatte ihn nicht schlafen lassen. Müde und verträumt ging der nächste Tag zur Neige. Und am Abend hatte Johannes sich halb widerwillig, halb aus dem Wunsche heraus, der Gebundenheit seiner Kräfte zu entgehen, von Freunden mitschleppen lassen. Aber selbst hier, unter dem Gejohle

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Der Südtiroler
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Page 8 of 10
Date: 15.07.1936
Physical description: 10
und das Klin gen des goldenen Zaumzeugs. Und etwas von dem Leuchten dieser fernen, fernen Nacht fiel herüber in unsere Wirklichkeit und legte sich um die nichtsnutzigen Bubengesichter mit den verschmitzten Augen und den rotgefrorenen Nasen. Griff in seiner Unvergänglichkeit nach den Herzen der Zuhörer, daß sie mit gerührtem Lächeln herab- oder wohl auch hinauflchauen mußten zu den gekrönten Häuptern. O ihr seligen, seligen Sternsingerlem. Jeden Tag stiegen für Johannes neue Bilder aus dem dun keln Spiegel

der Erinnerung empor. Gesichter, verweht vom Sturm der Zeiten. Gegenstände fielen ihm ein, allerlei Tand, nach dem er alle Laden durchkramte. Und hatte er etwas ge sunden, wurde es mit heißer Freude begrüßt, denn altes war belebt., war beseelt von dem Herzschlag der Kindheit. Johannes fing an, die alten Berghöfe zu besuchen und fcwt'o manchen der wilden Rittner Buben wieder als stolzen Bauern. Einige freilich, die fand er nicht mehr. Die lagen, weil, weit in fremden Landen und die Erde deckte

entgegen. Das war einer, der zu ihnen gehörte, ein komoder Mensch, mit dem sich reden ließ. Viel Leid kam zu Johannes. Die Menschen litten schwer unter beit geänderten Verhältnissen. Der Welsche hielt das Landl in unbarmherzigen Krallen. Verhüte der Herrgott, daß man in einem Amt zu tun bekam, da kennte man sie fühlen. Unter den einfachen Menschen,, die die große Welle mit he. reingerissen hatte, ja da waren recht umgängliche dabet. gut mütig, heiter und ohne Arg. da war mancher Weg zu finden- herüber

ersticken? Gerade so wie all der gute Wille, auch unter den gewandelten Verhältnissen recht schaffen und aufrecht, wie es der stolzen Art der Menschen hier zukommt, seinen Weg zu gehen. _ Johannes fühlte sein Herz in dieser Zeit oft wie einen Stein in der Brust. Etwas von der Summen Qual der Gebun denheit war von den armen Menschen auf Ihn übergesprmrger. und füllte seine Seele mit derselben dumpfen, hoffnungslosen Verzweiflung. Einmal kam Johannes auch am Rainalterhof vorbei, den er lange vermieden

von Weber ein Mittelding zwischen Zofe und Gesellschafterin war. Und wenn die zarte Frau sich auch noch so tapfer in die Speicher stemmte, es ging bergab mit oem Hof. Johannes konnte sich noch gilt an ihr schmales, verhärmtes Gesicht erinnern,, denn so wie viele war auch sre zu seinem Vater um Rat gekommen, wenn sie nicht aus noch ein wußte in der verkommenen Wirt schaft. Sie hatte dem Lorenz Rainalter zwei Kinder geboren, m denen das alte Geschlecht noch einmal zu schönster Blüte kam. Der flachsköpfige

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Der Arbeiter
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Page 6 of 9
Date: 15.08.1928
Physical description: 9
, das eiserne Ungetüm aus dem Einschnitte, welchen zwei aneinander geschobene Hügel bildeten, gegen die Grillenbacher Haltestelle. „Der Zug kommt! der Fritz kommt!" Der Hadwiger hätte beinahe auf seinen Sohn, den „Herrn Lehrer", vergessen. Jetzt rannte er nach der Haltestelle, daß ihm die langen Rockschöße um den Leib flogen. Die anderen Vierlehener waren auf ein Zeitlein ins Wirtshaus gegangen. Rott und Johannes aber stiegen die paar Stufen empor, die zum Pfarrhause führten und Rott zog die Klingel. Ambros

lichkeit. Aber er tat noch mehr. Hatte manch einer einen talentierten Jungen im Hause, dann ließ er ihn weiter lernen. So hatte er schon etlichen Jungen in die Höhe geholfen. Zur Zeit hatte Pfarrer Ambros zwei« Jungen, oie er studieren ließ: des Hadwigers Fritz und des jungen Rotts Gottfried. Und nun kam der Johannes an die Reihe. Die Klingel ging. Ein Weile hernach kam des Pfarrers Häuserin. Der Rott mit seinem Jungen wäre draußen. Sie mögen nur hereinkommen, meinte der Geistliche. Sie kamen

zärtlich über den Scheitel seines Kindes. „Das Kloster, dem ich angehöre will heuer aus un serer Gegend einen Jungen als Sängerknaben nehmen. Es hat sich dieserhalb an mich gewendet und da habe ich Euren Johannes vorgeschlagen. Rott, wenn Ihr wollt... Es kommt auf Euch an." „Und ob. Hochwürden! Bin ja nur ein einfacher Ar beiter und, Gott weiß, nicht in der Lage, etwas zu tun. Wenn ich auch möchte... wenn ich auch möchte." Seine Augen begannen zu glänzen. „Und aus seinem Kind

, da man nicht mehr kann, wenn man auch will. Da ist es gut, wenn man ein paar Gröschlein übrig hat. Ihr versteht mich wohl? Für den Jungen werde ich schon sorgen. Wie für den andern, den Gottfried. Was ich über ihn höre und was er mir schreibt, macht mir Freude. Ich setze große Hoffnungen auf den Gottfried. Und so Gott will, er wird sie erfüllen. Ihr könnt stolz sein auf ihn, Rott. Ihr werdet große Freude an ihm erleben. Und ich hoffe auch an Johannes." In Rotts Augen trat eine Träne. „Herr Pfarrer ... ich weiß

mit emporbezogenen Beinen und den Händen unter dem Kopfe. Nrcht mehr im Sommer im Wässerlein patschen und im Winter rodeln und Mitteln. Eine andere Zeit kommt jetzt, Junge, eine ganz andere Zeit. Aber wenn du auch hinter Büchern sitzen mußt und dich für die Zukunft vorbereiten muht, bleibe im Herzen ein Kind, bewahre dir deinen kind lichen Sinn, dein kindliches Gemüt. Bewahre dir den Traum deiner Kindkeit und — Junge — und vergiß auf unseren Herrgott nicht." Johannes schaute den Pfarrer an, als verstünde

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Unterinntaler Bote
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Page 1 of 4
Date: 14.05.1893
Physical description: 4
Vr. 38. Sonntag den 14. Mar 1893. Ishrg. 2. Kaller Loralbericht. Kirchliche Nachrichten. Die Sr. Nicolaus Stadtpfarrkirche feiert am Sonntag, den 14. d. M. das Fest der hl. Reliquien. In der Friih die hl. Messen wie gewöhnlich, um 7 Uhr feierliches Stiftamt in der hl. Kapelle, um 8 Uhr Predigt, 3 / 4 9 Uhr feierlicher Gottesdienst, 10 Schulmesse, 11 Uhr Schlußmesse. Nachmittag um 3 Uhr feierliche Vesper 7 Uhr Abend Predigt und Maiandacht. Montag, den 15. d. der Vorabend des hl. Johannes v. Nep

. 7 Uhr Abend Johannes-Litanei mit feierlichen Segen, darauf die Maiandacht. Dienstag, den 10. d. M. der Gedächtnistag des hl. Johannes v. Nep., 5 Uhr früh die Aussetzung des Allerheiligsten am Johannes- Altar. Um 7 Uhr feierliches Amt, nach demselben feierlicher Segen und Einsetzung des Allerheiligsten. 7 Uhr Abend Johannes-Litanei und Segen, darauf die Maiandacht. Bon unserem neuen Herrn Pfarrer. Von befreun deter Leite wird uns mitgetheilt daß der neuernannte Hoch würdige Herr Stadtpfarrer Mathäus

Knöpfler am 16. ^Mai am Feste des hl. Johannes v. N. seinen feierlichen Einstand halten wird. Militärisches. Montag den 8. Mai ist wieder eine größere Abtheilung Reservisten des Kaiser-Jägerregiments zur dreizehntägigeu Waffenübung in Hall eingerückt und wurde in der sogenannten alten Glashütte auf der unteren Lend einquartirt. Platzmusik. Das Promenadekonzert der löbl. Berg- und Salinenkapelle, welches auf dem 7. Mai angesetzt war jedoch wegen ungünstiger Witterung verschoben werden mußte, wurde

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Der Arbeiter
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Page 8 of 12
Date: 17.10.1928
Physical description: 12
und der Großvater! Was hätten die für eine Freude! Also, lieber Vater, in drei Tagen komme id). Du wirst mich wohl in der Haltestelle erwarten? Gelt, Du versprichst mir, datz Du Dich wegen dieses Brieses nicht ängstigen und nicht erschrecken wirft, datz ich so blasse, eingefallene Wangen habe. Ich bin gesund und werde ganz gesund, wenn ich einmal bei euch draußen bin. Weißt, die Landluft ist Balsam für eine kranke Lunge. Und nun leb' wohl, lieber Vater? Dein Johannes. Rott hatte den Brief gelesen, aber er hielt

er aus der Hütte ein lautes Weinen dringen. Drei Tage später ging Rott nach Grillenbach hinüber, um den Johannes abzuholen. Er ging nicht wie sonst den Weg, der zu den Brü- dien des Herrn Gebhart sich abzweigte, er ging durch den Wald, der hinter Vierlehen anstieg, denn er wollte keinem Mensd)en begegnen, sondern ganz allein mit dem, tiefen Weh sein, das ihm am Herzen brannte Im Walde ist's still und einsam, da stört kein Geräusch das Sinnen und Denken und Rumoren in seiner Brust und vielleidst

, daß es dann ruhiger in ihm wird. Ad; Gott, in seinem Innern war es so zerrissen, so zertreten und zerwühlt, so hoffnungslos. Der Johannes!... Rott wankte durch den Wald, auf dem die Mor genfrühe lag. Durd) das junge zartgrüne Gelaube brad)en sich die ersten Sonnenstrahlen und lagen wie blitzendes Geschmeide aus all den zitternden Blättern und leise schwankenden Aesten. Hatte es sich früher immer so wohltuend auf Rott niedergesenkt, wenn er zu dieser Zeit durd) den Wald gegangen war und seine Seele erhoben

zu jenem All- Einen hoch über die Baumkronen, und war dabei ein Stück dieses wunderbaren Friedens in sein Inneres ge fallen, heute wob dieser tiefe Waldessriede keine Schleier um sein Herz und brachte zur Ruh, was da rinnen kämpfte, stritt und es in Stücke ritz. Der Johannes! Daß er ihn immer in Sinn hatte, datz er ihn überall sah, mochte er die Augen dorthin wenden oder dorthin. Und so blaß waren seine Lippen und so eingefallen waren seine Wangen und die Brust war so eingesun- ken, gerade

auch der Rott. Der Johannes! „Herrgott!... Herrgott! Er bliditc zum Kreuze empor und biß knirschend die Zähne zusammen. Ein hartes Wort lag auf seinen Lippen, aber er sprad) es nicht aus, er würgte es die Kehle hinunter, die wie mit einem Stricke zuge- sd)nürt war. „Nicht, Rott... nicht," sprad) er zu sich, „der Herr wird schon wissen, was er tut, er. ohne dessen Willen kein Haar von deinem Kopfe fällt." Dann setzte er seinen Stock ein und schritt weiter. Das war sein Junge, sein Johannes, der ihm ein mal

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Der Südtiroler
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Page 2 of 8
Date: 15.11.1935
Physical description: 8
für die ganze Woche bereits festgelegt war, lehnte der Pfar rer das Ansuchen ab. Tags darauf erhielt der Pfarrer den Besuch des Carabinierileutnants und wurde bald darauf zur Quästur nach Bozen geladen,, um sich zu rechtfertigen. Welche Maßnahmen gegen ihn getroffen werden, ist noch unbekannt. Johannes Anderlan. Roman von Ariel. Verlag von Benno Schwabe u. Co., Basel. Wintermorgen in starrem Frost. Täler und Hänge lagen unter silbernem Brokat. Bergwasser schäumten eisiggrün mit bläulichen Reflexen

. Die Büsche an den Ufern standen im Rauhreif, wie Wundergebilde aus den Händen eines himmlischen Silberschmiedes. Gipfel tauchten aus, lockten, riefen, waren kühn und sanft und feierlich gegen den win terlich kalten Himmel gestellt. Johannes stand am Fenster und sah hinaus in das schim mernde Land. Da war es, als träfe ein jäher Schlag sein Herz. Hoch in der klaren Morgenluft flattert die welsche Fahne. Der Zug war an der Grenze angelangt. War ich es, der hier vorüberfuhr in blumenbekränztem Zug, dachte

Johannes. Liegt nicht ein Menschenleben dazwi schen. Wie war ich jung und hingegeben der Zukunft, was immer sie bringen mochte. Oesterreichs Farben wehten von allen Zinnen und dazwischen breitete der rote Adler die starken Schwingen. Und Duft von Heu und Sonnenwärme trug der Wind uns zu. Heimat, o Heima,1 wie warst du stolz und schön. Johannes fühlte sich vergehn. Wafrum, schrie es in seiner Seele, warum bin ich nicht fest geblieben? WaMM lasse ich Freunde, Zukunft, Geliebte, um unter den Verhaßten

zu leben? Ich werde hingehen, um noch einmal den Schiern zu sehn und den Rosengarten, wenn er im Abendschein brennt. Und dann zurück, um nie wiederzukehren. Der Zug fuhr an. Alle Fremdheit verflog, asls Johannes sich aus dem geöffneten Fenster nngte. Draußen auf ver schneiten Wegen trotteten die altvertrauten Bauerngestalten. Ein Juchzer flog zu ihm, die herbe Luft strich über seine heiße Stirne. In den Telegraphendrähten sang der Wind sein Lied von der Ferne. O du Antlitz der Landschaft

, wie kann ich dich vergessen wollen? dachte Johannes. So weit ich zurückdenken mag, hast du mir gelächelt. Hier war er ausgestiegen, wenn er von seinen Studien in Wien kam, um auf diesem Wege mitten hinein in die Dolomiten zu wandern, in diese verwunschenen Berge, die so kalt und doch voll Feuer sind. Seltsam verwehrend, ganz in sich beschlossen, um sich eines Tages der Seele aust zutun und zu offenbaren, daß es sie fast zerreißt. Johannes konnte sich ihrer noch so gut entsinnen, dieser Stunden, übervoll von Glück

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Neueste Zeitung
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Page 14 of 16
Date: 05.05.1933
Physical description: 16
Johannes Brahms und Oesterreich. Jur 100. Wiederkehr seines Geburtstages am 7. Mai. Johannes Brahms. Die Brahms-Gedenkmedaille von Bildhauer Hartig, die das Wiener Münzamt anläßlich des 100. Geburtstages herausgibt. Wenn man einige Zeit in Wien unter Musikern gelebt hat, stößt man noch heute auf Schritt und Tritt auf Spuren des Wirkens Johannes Brahms in der Donaustadt. Da steht das stolze Haus der Gesellschaft der Musikfreunde am Karls platz mit seinem Museum, das eine Menge der köstlichsten

Er innerungen an seinen ehemaligen Dirigenten Johannes Brahms bewahrt. Man pilgert in den „Roten Igel" in der Inneren Stadt oder zum „Wimmer" am Heumarkt, in Lokale, in denen Brahms Abend für Abend im Kreis seiner Freunde gesessen ist, und läßt sich dort von den Mentoren der heutigen österreichischen Musikpflege, von Franz Schmidt oder Ale xander Wunderer, Geschichten erzählen aus den Zeiten, in denen sie als ganz junge Musiker noch das Glück hatten, unter Brahms zu musizieren. Man steht vor dem unschein

und lichtere, in harmlos fröhlichere Bereiche. Es ist dieselbe Sehnsucht, die Hebbel, seinen großen Lands mann, auch Wien zu seiner Wahlheimat werden ließ: Johannes Brahms machte schon in ziemlich jungen Jahren die Bekanntschaft mit dem Wiener Musiktum durch den unga rischen Geigssr.Remony, den er, noch nicht zwanzigjährig, bei einem Soloabend in Hamburg begleitete und mit dem er bald darauf eine Konzertreise durch Hannover unternahm. Brahms wurde am 7. Mai 1833 als Sohn eines Kontrabassisten in Hamburg

mit seiner Sehnsucht nach der Freiheit und Selbst verständlichkeit des Lebens anderer Menschen. Brahms ist trotz seines fünfunddreißig Jahre währenden Wiener Aufenthaltes (von 1862 bis zu seinem Tode 1897) kein Wiener geworden. Seine Sprechweise blieb nordisch, sein Wesen gefiel sich in bisweilen fremden Schrullig keiten. Der Meister schämte sich jeweils seiner Güte, seines Könnens. Jede weichere Regung mußte hinter doppelter Schroffheit verborgen werden. So lebte Johannes Brahms, viel verkannt als einsamer

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Lienzer Nachrichten
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Page 1 of 24
Date: 19.12.1930
Physical description: 24
vom „Führer Dr. Johannes Schober“. ßrogdeuffchß und Landbund verwahren sieh gegen die Politik Schobers. l Staatsmännifche Reife Starhem bergs. — Eigenartige völkische Ein stellung Dr. Schobers. Das Gr. „6-UHr-Blatt" stellt fest: Rascher als erwartet, vollziehe sich das Bolksgericht Wer den bis zum Ueüerdruß jederzeit und allerorten der Bevölkerung vorgepriesenen „Führer" Dr. Johannes Schober. Die „Jungfernrede" Starhembergs im Hohen Hau fe habe beachtliche staatsmännifche Reife an den Tag gelegt

. Fm Gegensatz dazu habe der „Nationale" Wirtschaftsblock es mit seiner völkischen Einstellung und mit seiner staats- männifchen Einsicht für vereinbar gehalten, nicht bloß eine parlamentarische Zusammenar beit mit den Heimatblock-Abgeordneten von vorneherein abzulehnen, sondern sogar den So zialdemokraten einen Großteil der parlamen tarischen Macht (Wahl Eldersch' zum ersten Nationalratspräsidenten!) auszuliefern. 2. Die ßroßdeutfchen Oberfteiermarks Sehnen den „Führer“ Johannes Scho ber ab und treten

ländbündlerisch !) einhellig der Dank und das Vertrauen der großdeutschen Vertrauen^- männerkonferenz von Gesamt-Obersteisrmark ausgesprochen wurde. Das Zweite ist noch, interessanter. Einstim mig und ohne Stimmenenthaltung — wie es ausdrücklich in der Erklärung heißt — wurde eine Entschließung angenommen, durch welche die Haltung der großdeutschen Landes- und Bundesperteileitung abgelehnt wird, vor al lem, weil „sie sich der Führung eines Manne Ä unterstellte (Johannes Schober. D. Schr

der Volksgemeinschaft im Heimat block zu suchen." Damit haben die Großdeutschen Obersteier marks die „Führung" Dr. Johannes Schaber abgelehnt und der eigenen Partei den Rücken gekehrt. An den Tatsachen wird auch dadurch nichts geändert, wenn die großdeutsche Landespartei leitung die großdeutsche Kreisparteileitung Obersteiermarks als nicht mehr zu Recht be stehend zu erklären sucht. 3. Dr. Schober weigert steh, sein Mandat niederzuSegen. Das „6-Uhr-Blatt" weiß aus verläßlicher Quelle neuerdings zu berichten

, der Land bund habe die Beziehungen zu Dr. Schober und seinem Block völlig gebrochen und es sei bei der Sitzung des Landbundes am 11. Dezember niemandem eingefallen, eine VertrauMskund- gebung für Dir. Schober zu beschließen. Fn Gegenteil, der Landbund habe Dr. Schober neuerdings aufgefordert, sein Mandat u# verzüglich zurückzulegen, da er mit dem Vorschlag, dies erst am 15. März zu tun, nicht einverstanden sei. 4. Landbund-HZinifter Winkler brüs kiert „Führer“ Johannes Schober im Ministerrat

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Innsbrucker Zeitung
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Page 5 of 12
Date: 06.05.1933
Physical description: 12
ßundfäu&lhowamMt, ■atiiiBiiiami 8.4g Weckruf. Zeitzeichen. Wettervorhersage. 8.5g Käthe Hye: Turnen. Für Anfänger. Am Flügel: Franz Iilg. 9.10 Ratgeber der Woche. gLg Orgelvortrag. Johannes Brahms. Walter Pach. — Fuge As-Moll. — Choralvorfpiele: a) Es ist ein Ros' ent sprungen; b) Schmücke dich, o liebe Seele; c) Herzlich tut mich verlangen; d) O Welt, ich muß dich lassen. — Prälu dium und Fuge G-Moll. 10.00 Weih« der Glocken für die Notkirche im Lainzer Tier garten. 10.30 Neue Gedichte

. Gesprochen von Otto Löwe. Johannes Brahms'. 10.50 Univ.-Prof. Dr. Robert Lach: Zum IW. Geburtstag Johannes Brahms'. 11.15 Gedenkfeier für Johannes Brahms. — Uebertragung aus dem Geburtshaus Brahms' in Hamburg. 12.15 Johannes Brahms. Liebesliederwalzer (op. 52 und Coda aus op. 65). — Ausführende: Elisabeth Forina (So pran), Lilly Winzberger (Alt), Ernst Kurz (Tenor), Hans Karolus (Baß), Dr. Paul Amadeus Pisk, Dr. Rita Kurz mann (Klavier). 18.45—14.00 Unterhaltungskonzert. Orchester Max Geiger. — Max

des Königs". — Lanner: Die Schönbrunner, Walzer. — Füredi: Schwalbe, flieg'. — Zeller: Potpourri aus der Operette „Der Obersteiger". 15.05 Dokumente der Zeit. (Bücherstunde.) Georg Britting: Ein dicker Mann, der Hamlet hieß; Heinz Steguweit: Der Jüngling im Feuerofen; Otto Brües: Wiederkehr. Es spricht: Friedrich Schreyvogl. 15.30 Johannes Brahms. Ausführende: Josef Manowarda (Baß), Christa Richter (Violine), Beate Reichert (Violon cello), Carl Frotzler (Klavier). Am Flügel: Erich Meller. Sonate

. 18.15 Margarethe Schütz: Rur ei« Hund. Gesprochen von Fritz Mnder. 18.45 Johannes Brahms. Hans Duhan. Am Flügel Erich Meller. — Nicht mehr mit dir zu gehen. — Feldeinsam keit. — Dein blaues Auge. — Mainacht. — Ich sah als Knabe Blumen blühn. — Wie bist du, meine Königin. — Auf dem Kirchhofe. — Sapphische Ode. — Von ewiger Liebe. — Vergebliches Ständchen. 19L5 Zeitzeichen. Sportbericht. 1SL5 Am Grabe Johannes Brahms'. Eine Gedenkfeier. Mitwirkend: Ein kleiner Chor der Wiener Staatsoper. Am Mikrophon

: Dr. Werner Riemerschmied. — Ueber tragung vom Wiener Zentralsriedhos. 20.00 Johannes Brahms. Wiener Symphonieorchester. Mit wirkend: Walter Rehberg (Klavier). — Konzert für Kla vier und Orchester B-Dur, op. 83. — I I. Symphonie D-Dur, op. 73. 2L30 Bunter Abend. Dirigent: Josef Holzer. Mitwirkend: Lya Beyer (Sopran): Artur Fleischer (Bariton); Moder nes Quartett des Wiener Mannergesangvereines; Orche ster Josef Holzer. In einer Pause (ca. 22.15): Abendbericht. AUSLAND Bari 270: 20.35 Operettenmusik

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Neueste Zeitung
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Page 3 of 4
Date: 05.12.1919
Physical description: 4
, das sie einst gewesen, 'stufenden Bahnen, fuhren nicht mehr. Das grelle Licht der ekek- hm Lampen verblich. Die großen massigen Häuser wurden^ Kein, ^lich und zutrarÄich. Die WWer tagten sich wieder wie ein »^l schützend um das Nestchen mit scknwr kleinen buckligen Kirche, varen wieder Wesen mit Dreh und Aeckern, wie sie einst ge- N, Baumgärten und Bäche und ein schöner, fischreicher Fluß mit wichen Nachen. Di? ganze alte, schon vor einem halben Jahr- tort versunkene Welt stieg um Johannes herauf

, -nicht wie ein »um und «ine Täuschung, nein wie lebendigste WirMchkeit -und ^ste Gegenwart. Die Leute meinten, Johannes we^>« wundsr- ' aber «s war nur eine Gnade Gottes, die Hm widevfcchren war. jttMn Gehirn begann das fchreMche DAd von heute, das ihn und zu einem alten, grämlichen Gesellen gemacht hatte, Zerfließen wie ein Schemen, und das BAd der Bergcmgsnheit, * Er getreulich ausbewahrt hatte, tauchte hinter der Verzerrmig st-s wie eine Landschaft aus Nebeln. Da waren ja alle alten Md Winkel

wieder! Da waren auch die ölten Freunde. stDes begrüßte sie fröhlich und gar nicht verwundert, bkieb stchen schmatzt? mit Ahnen von Wind und Wetter und den Zeitkäufen. " sie gaben ihm verstärMge Antwort. N> dann — welches Wunder und welche besondere Gnadvl Eines ^ fand Johannes, als er so durch die alten Gähchen und^ Win- schlenderte, das kleine Haus wieder, in dem er «inst als junger w gewohnt hatte. Es lag am Rande des Städtchens, mitten in ^ behaglichen Gartsn; vorn war ein 'Niedriger Zaun vor einem Mengärtchen Da wuchsen

die alten Blumen: Kaiserkrone)^ !^t und Tränende Herzen und alle die Mmodifchen, schonen ^ntz«n! Gartenkräuter, 'deren Namen heute niemand mehr kennt ? °ie wir nur auf cüten Silbern cmstaunen, in aller ihrer Liebllch- . Und hinter dem Häuschen war ein Obstgarten mit Kirsch ^en. Aepfeln und Pfirsichen Und ein Baum eß'barer Kafta. welche Seltenchert in dieser Gegend! — stand vor dem .'^r, hinter dem Johannes gehäuft hatte. Der Alte blieb außen Pfort« stehen und betrachtete das ganze Bild mit hellem

u und Entzücken Es war ihm, als sei er heitmgekehrt von einer Irrfahrt — wo er nur gewesen? — als fei er erwacht aus y bösen Traum. Aber nun hatte er nur zu lange geschlafen unv ^ Sonntag morgen. Das weiß gedeckte Tischchen stand unter ?! Uanienbaum. und die Wirtin wartete auf den Langschafer. Wüst Mcht", dachte Johannes, „sr stW ist Wer untz war WW ach einer kleinen Morgenwanderung". Er' wollte eilig emtveten. Aber als er sich nach dem Gartenpsörtchen beugte und dis bekannte KlinLe in der Hand fühlte

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Der Arbeiter
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Page 6 of 10
Date: 05.09.1928
Physical description: 10
fein Vater neben ihm auf der Bank. „Gottfried," sagte Rott zu seinem Aeltesten, „die Ferien sind vorüber und morgen geht es wieder nach Wien zurück. Und da wollt' ich noch ein paar Worte mit dir reden, Gottfried."" Er tat einen tiefen Atemzug. „Siehst, Gottfried, die Mutter ist fort von uns und du und die Marie Und der Johannes seid mir geblieben. Ich Hab' euch alle drei allzeit lieb gehabt. Ihr wäret mein ganzes Glück, das mir der Herrgott beschieden... mein einziges Glück. Ich Hab' auch allzeit

, auch ich möcht' mich einmal freuen... recht freuen... und die Freud' sollt' ihr mir machen... du und der Johannes... ja, ja du und der Johannes." „Das will ich, Vater, kam es über Gottfrieds Lippen. Er umklammerte die schwielenbedeckte Hand feines Vaters und preßte sie an sein Herz. „Wenn du das willst, dann geh' den geraden Weg fort. Schau nicht rechts und schau nicht links... geh' den geraden Weg fort. Manchmal ist es einem, als sähe er eine neue Sonne aufsteigen, aber es ist keine Sonne

ging die Zeit hin. Es war am Sonntage vor Weihnachten. Rott war vormittags in der Kirche drüben in Gril lenbach gewesen, dann eine Weile beim Pfarrer, um nachzufragen, ob Nachrichten von seinen beiden Jungen ein getroffen wären. Vor ein paar Tagen schon war ein Brieflein bei. dem geistlichen Herrn eingelangt. Gottfried hatte ihm geschrieben, daß er und Johannes am heiligen Abend heimkommen werden. Der Johannes ' fei brav und lerne gut. Nur an daheim denke er viel und sehne sich nach den Bergen

und Wäldern und sehne sich nach dem Vater und Großvater. Er freue sich schon recht sehr darauf, einige Tage daheim zu sein. Der Vater solle nicht vergessen, ein Bäumlein im Walde zu schneiden und es zu schmücken. Und der Großvater solle oben in der Dachlage seinen Schlitten heraussuchen. Sonst wären sie beide gesund, nur der Johannes sei ein wenig blaß. Das käme wohl daher, daß er sich nach der Heimat sehne. So hatte der Gottfried geschrieben und der Pfarrer dem Rott erzählt. Wie ihm dabei wurde

von ihm und mehr als ein mal rüttelte und schüttelte er dann in seiner Freude seinem Vater die Hände: „Vater? Vater! Wenn der Johannes groß fein wird!... Wenn der Johannes groß sein wird!" Und in stillen Stunden, wenn er des Abends auf der Bank vor seiner Hütte saß und um und um ein heiliger Friede lag, sah er ein Bild, an dem er sich nicht satt genug sehen konnte: Das Kirchlein in Grillenbach. Drinnen eine große Menge. Sie alle sind von weit und breit Zusammengeströmt. Und am lichtglänzenden, reich mit Blumen

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Page 4 of 4
Date: 01.07.1897
Physical description: 4
." Wir aber sind überzeugt, daß nicht so sehr „die katho lische Bevölkerung Dornbirns" enttäuscht ist, als viel mehr der bekannte clericale Häuptling und „christliche" Weinhändler — der „Johannes". Einige Tage, bevor der neue Besitzer das „Rößle" selbst übernahm, erschien Herr Johannes höchstpersönlich im „Rößle", traf aber den Wirth nicht daheim. Am folgenden Tage erhielt der neue Wirth ein Schreiben des Johannes, in welchem dieser eingeladen wurde, von ihm Wein und Geschirr zu beziehen. Aus guten Gründen ging Herr

Lecher nicht auf den Leim. Daher rührt die „Enttäuschung des christlichen Volkes" in Dornbirn. Denn, hätte der Wirth sich übertölpeln lass n und den „Johannes-Segen" den Arbeitern für ihr gutes Geld auszuschenken gewagt, sie wären ihm alle ausgeblieben; das hat der Johannes wahrscheinlich gut gewußt. So viel wir wissen, bezieht der gegenwärtige Pächter des clericalen „Casino" den Wein aus den Kellereien des Barons Dipauli in Kaltern und wcht vom Johannes, wahrscheinlich hat er aus dem Schictsal

des früheren Pächters, welcher „Johannes-Segen" ausgeschenkt hatte, eine heilsame Lehre gezogen. Der neue Besitzer des „Rößle" kann aber die Angriffe der schmutzigen Ge sellschaft mit verächtlichem Schweigen strafen. So lange er wie bisher allen Gästen, welcher Partei sie auch an gehören mögen, freundlich entgegenkommt und sein Wein wie seine Küche so gut bleiben wie jetzt, mag er die Pharisäer heulen lassen, denn auch der waschechteste „Casinote" wird durch diese Hetze vom Besuch des „Rößle

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Page 6 of 8
Date: 19.08.1917
Physical description: 8
griff aus den Wolken, um mich zu retten ..." Johannes streckte ihm wie zur Widerlegung, und Antwort die Rechte entgegen, er ergriff sie und be gann das Bekenntnis seiner Schuld — er erzählte seine wahnsinnige Liebe, die Gedanken und Vorsätze, mit denen er sich getragen, die Blut- und Rachepläne der Eifersucht und der Verzweiflung . . . Schwei gend hatte Johannes zu gehört- mit ruhiger Er mahnung suchte er ihn für den Augenblick zu be gütigen und hieß ihn des anderen Tages zu genaue rer Ueberlegung

Johannes zurücktretend fort, „Dein Angesicht noch nicht . . . Herzog Friedrich ist also nicht krank, er weigert sich, zu kominen . . . Genug denn, ich weiß genug! Gehe und kehre nicht wieder — wenn die Wahrheit nicht wohnt auf Deiner Zunge, kann ich Dein Ratgeber nicht sein . . ." „Verzeihung, heiligster Vater," rief Florentin ängstlich, „zürnet mir nicht — ich konnte ja nicht anders!" „Ich zürne. Dir nicht, wenn Du bereuest," sagte Johannes mit gewinnender Güte, „Reue ist der erste Schritt

zu ver lassen?" „Ihr martert mich," rief Florentin schmerzlich, „wie kann ich darauf antworten! Darf ich das Ge heimnis des Herrn verraten, der mir vertraut — dem ich Treue schuldig bin ... dem ich Schweigen ge schworen ..." „Ich entbinde Dich Deines Eides und jeder Ver pflichtung," entgegnete Johannes, „mir gegenüber verpflichten sie Dich nicht! Sprich — ist es wahr, daß Herzog Friedrich im Kreuzlinger Stift schon insge heim zum Abzüge rüstet?" „ . . . Es ist wahr ..." „Gut denn, gräme

des Verder bens' — mußt Du nicht das Rettungsseil ergreifen, das Dir ans andere Ufer hilft? . . ." „Ich will es auch," sagte Florentin nach einigem Kampfe, „ich will fort von ihr . . . aber dann ver sprecht mir, daß Ihr mich mit Euch nehmt — nach Italien ..." „Nach Italien?" fragte Johannes befremdet. „Wen suchst Du dort? Hast Du Verwandte, die Deiner dort warten? Wolr stammst Du?" Kerkers); er ist wiederholt in Spionageunter suchung gestanden und war selbst geständig, er habe fremden Staaten

— auf der Flucht war sie bis in die Gegend von Rovreit gekommen ... Da starb sie, nachdem sie mir das Leben gegeben — die mitleidigen Bauern zo gen mich mit ihren Kindern auf —Deutschland ist meine Heimat geworden, aber manchmal steigen Ge danken und Bilder in mir auf, als warte meiner in Italien das Glück, als gehöre ich doch dahin . . . als würde ich dort finden, was ich hier nicht habe. . Johannes hatte mit steigender Aufmerksamkeit zu gehört. „Und Woher kam Deine Mutter?" fragte er. „Warum

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Der Arbeiter
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Page 8 of 12
Date: 10.10.1928
Physical description: 12
) einen hatte, den Johannes, der alles hätte gut madien und seinen Lebenstraum erfüllen können. Er drückte das Sehnen nieder, wenn es ihn wie früher packte, und löschte das Lichtlein in seinem Innern aus, wenn es wieder zu brennen begann. Er fürchtete, daß es auch mit seinem Johannes so kommen würde wie mit dem Gottsried und der Marie. Deshalb lieber nichts hoffen und nichts ersehnen und nichts träumen wollen, damit man vorbereitet ist, wenn das Leben es anders macht und die rauhe Wirklichkeit das Hoffen und Sehnen

ins Gegenteil wandelt. Ja, wenn das aber so leicht gegangen wäre! Wo gibt es auf dem weiten Erdenrund ein Menschenkind, in dem kein Hoffen ist und Sehnen? Der Mensch mutz hoffen, er mutz ein Sehnen haben, eine zweite Welt in sich haben, die ihn über die Rauheit und Wirklichkeit des Lebens hinwegtäufcht und seine Seele füllt mit leuchtenden Bildern und Gestalten und Zeiten. Und so kam auch über Rott wieder das Träumen und das Sehnen nach der Sonne: er hatte ja noch seinen Johannes. Und ein Jahr ging

es nicht, denn in ihm loderte und brannte ein Lidst, groß und leuchtend Und strahlend: sein Johan nes kommt nächstes Jahr aus dem Seminar. Sein ganzes Sinnen galt jetzt diesem seinem jüngsten Kinde. Ein Jahr noch... ein Jahr noch... dann ist der Johannes fertig... Und die Jahre werden ver gehen, dann wird der Johannes ein Pfarrer. Und dann zieht er zu ihm. Und bleibt bei ihm bis ans Ende seiner Tage. Ost ging Rott zum Pfarrer König hinüber. Der war noch derselbe wie früher. Nur älter hatte ihn die Zeit gemacht. Wie freute

er sich, wenn der Pfarrherr ihm so viel Schönes von seinen Jungen erzählte. Wie freute es ihn, wenn er sah, wie sid) der Pfarrer selbst über seinen Johannes freute. Wie oft griff da Rott nach den schmalen weißen Händen des Pfarrers und dankte mit einem innigen Blick, daß er den Johannes studieren ließ. Auch von Gottfried sprachen sie oft und von deie Marie. Wenn der Gottfried weiter studiert hätte und dann auf die Hochschule gegangen wäre! Der wäre schon längst ein Doktor oder ein Professor... Was das für eine Freude

in die Menschenherzen hinein, daß es Frühling geworden und neues Leben komme und neue Freude. An einem Sonntagsmorgen brachte der Postbote ein Briefchen von Johannes. Rott saß gerade vor der Hütte, blies die blauen Rauchringe in die Luft und blickte ihnen sinnend nach, bis sie zerrannen. (Fortsetzung folgt.) Die Technik im Haushalt. Immer wieder finden Ausstellungen statt, die zei gen wollen, wie die Technik und Rationierung heute im Haushalte so viele Urteile bringt, wieviel Arbeit erspart, wie alle möglichen

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Der Südtiroler
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Page 2 of 10
Date: 15.12.1935
Physical description: 10
ihm aber nicht für die Scheiben ga rantieren,. „perche adesso e il tempo che... fischia il sasso." (Denn heute ist eine Zeit, in der die Steine pfeifen.) Jeder versteht, was mit diesem liebenswürdigen Zitat aus dem Balillalied gemeint ist. Tatsächlich mußte der Schneider am nächsten Tag das Wort „inglese" entfernen. In Meran wurde ein Transparent mit der Inschrift „Tea room" einfach eingeworfen, auch andere englische Anzeigen Johannes Anderlan. 4 Roman von Ariel. Verlag von Benno Schwabe u. Co., Basel. Johannes erfuhr

gewesen. Zu Mittag frug die alte Burgl: was ist denn aus der Moi vom Rainalterhof geworden? Die Moi, entgegnete die Burgl, ha woll die Moi, die feil isch bei dr Frau von Weber. Und fügte nach einer Weile brummend hinzu: a znichts Weibets isch sie schon, die alte Gnädige. Nachmittags machte Johannes sich auf den Weg, um Frau von Weber aufzusuchen, deren großer, schloßartiger Ansitz auf dem Wege nach Wolfsgruben zu lag und den sie auch im Winter nicht verließ. Sie war eine verbitterte alte Frau, sind nicht mehr

Johannes ungnädig, weil er mit seinem Besuch so lange gewartet hatte. Von der Moi war nicht einmal ein Zipfelchen zu sehen und Johannes kannte sein Gegenüber zu gut. um auch nur den Hauch einer Frage zu tun. Aber als er auf dem Heimweg war, kam ihm von Ober bozen her eine Frau entgegen., fast so groß wie er, mit fe sten Schultern und biegsamen Hüften. Schwere, braune Zöpfe lagen um den schmalen, stolzgetragenen Kopf, klare, gold braune Augen sahen ihm ernst und forschend entgegen. Die Wangen

waren weich gerundet, der Mund herb und doch voll Süße, wie er lächelte. Johannes blieb stehen: Moi? bist Du es Moi? Sie stellte den schweren Korb nieder, den sie trug, und gab ihm die Hand: Du bist da Johannes. Du bist da Johannes. Erst wollte er lachen über die ein fache Feststellung. Aber dann überkam ihn mit einemmale eine heiße Rührung, eine unsagbare Dankbarkeit. War es nicht, als spräche die Heimat durch den Mund des Mäd chens, so still und selbstverständlich: Du bist da Johannes. Wo die Waldhänge

zu Seiten des Eisack emporsteigen, auf halber Höhe, zwischen feldumstandenem Dorf uno Berg einsamkeit, am Rande eines Lärchenwaldes kaufte Johannes ein kleines Anwesen und hielt im März mit seiner jungen Frau dort Einzug. Das Haus stand auf einer großen Wiese mit wehenden Birken und Haseln, des Himmels tagblaue Weite über sich und nachts seine flimmernden Sterne. Und immer um woben von der Stimme des Waldes, die leise raunend mit den Stunden ging und mit den sanften Wellen ihres auf und nieder die Seele

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Neueste Zeitung
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Page 4 of 4
Date: 09.04.1943
Physical description: 4
(Nachdruck verboten) 11 Herzrot «nö Himmelblau Rovelle von Eensr Kreische Johannes kam selbst und öffnete. „Mädel!" sagte er. „Ja, das ist aber wohl eine Ueber- raschung! Und wie du bloß ausschaust —" Sie sah gleich, daß er fertig zum Ausgehen war. „Ich muß mit dir sprechen —", erklärte sie, „sofort! Vorher gehe doch bitte mal hin unter, ein Auto wartet drunten, das hat mich hergebracht, düs muß bezahlt werden. Steck dir gleich fünfzig Mark ein, oder hundert — ich weiß nicht. Aber gehe schon

—" Er sah sie wohl verwundert an, tat aber doch, wie sie ihn gebeten. Sie ging derweilen durch den kleinen, finsteren Korridor in sein Zimmer, das dicke Telephonbuch lag gleich neben dem Apparat, und sie hatte Glück, weil sie schon nach kurzem Suchen den Namen Thomas Lukas fin den konnte. „Sehr dringend!" rief sie zum Fern amt. „Wie? Dann also als Blitzgespräch —" Johannes kam, er trug zwei Rucksäcke, ließ sie auf den Boden nieder und schritt auf Susann zu. „Daß du doch mal früher zurückkommst

—!" Er zog sie an sich. „Herrlich, daß du wieder da bist! Ich Hab' immer ein bissel Angst um dich, wenn —" Sein Mund suchte ihre Lippen, doch sie machte sich frei. „Ich habe mit dir zu reden, Johannes —" „So feierlich? Immerhin, wenn es schon nicht anders geht. Aber —", er zog die Uhr, „— ich habe wirklich bloß noch ein paar Minu ten Zeit. Eben bin ich angerufen worden, wahr scheinlich eine dringende Operation, und der Professor ist selber nicht recht am Zeug — was soll's also sein, kleine Bergbraut

?" „Laß das alles jetzt —", stammelte sie. „Es geht vielleicht um ein Leben, Johannes. Ich Hab' ihn ja selbst hergebracht, den Mann, den du " Der harte Zug, der so schnell in sein eben noch freudig bewegtes Gesicht kam, gab ihr plötz lich die notwendige Ruhe wieder. Mit knappen Worten erzählte sie ihm von Thomas Lukas und wie alles gekommen war, sie hielt dabei feine prüfenden, manchmal selbst beinahe un gläubigen Blicke aus, und als sie fertig war, wußte sie nichts anderes zu sagen, als: „Hilf

ihm, Johannes! Ich bitte dich, hilf ihm " Bevor er noch antworten konnte, schrillte der Fernsprecher. Sie ellte zum Apparat. Wien hatte sich bereits gemeldet. Eine sehr ruhige tiefe Frauenstimme sagte: „Hier bei Thomas Lukas. Wer spricht?" Janne! durchfuhr es Susann, aber für solche Gedanken blieb jetzt keine Zeit. „Gnädige Frau —", sagte sie, „erschrecken Sie bitte nicht, aber Ihr Mann ist nicht unbedeutend erkrankt. Ja. Rein, es war für ihn ganz un möglich, noch bis nach Wien zu kommen, wirk lich

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Alpenzeitung
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Page 2 of 8
Date: 04.06.1930
Physical description: 8
einigen Volk von Brü dern gemacht. . . Unter den Klängen der „Giovinezza' zieht die Fanfare unter lebhaftem Beifall der Menge zum Tor hinaus. Draußen entzünden sich, eines nach dem ande- . ren, die Bergfeuer auf den Höhen: ein lodern der Kranz von Flammen, in dem die Bergbe- wohner schon seit Jahrhunderten ihre schönste Huldigung darzubringen pflegen: heute dem . hochwürdigsten Fürstbischof Johannes dem Elf ten, einein Sohn der Berge, die von dort oben niedergrüßen, dem Sohn der Zillertaler Bergs

sie nicht zu überfluten' — so lesen wir iin „Hohelied'. Es scheint wirk lich, daß zu ganz großen Demonstrationen ein Platzregen erst noch die richtige Weihe gibt: So hat mans erlebt beim eucharistischen Kongreß von Wien iin Jahre 1912 und beim eucharist!» schen Kongreß von Chicago und so haben iv-rs gestern wieder erlebt bei der ergeisenden Huldi gung an Fürstbischof Dr. Johannes Geisler von Brssanone. Schließlich bleibt der Menge doch nichts ande res übrig, als ihre Wohnhäuser, bezw. Gaststät ten auszusuchen

und der wohlverdienten Ruhe zu pslegen. Im aliehrwürdigem Dome Herrlich bricht der Morgen des dritten Juni über die Bischossstadt herein. Um fünf Uhr früh weckt Pöllerknall beim Aveläuteu die Bürger der Stadt und die vielen Gäste, die das hohe . Fest der Inthronisation des Fürstbischofs Dr. Johannes Geisler nach der Kassiansstadt geru fen. Gegen neun Uhr werden die letzten Vorberei tungen getroffen, um den Festzug des neuen Oberhirten aus der Hofburg in den Dom aufs festlichste zu gestalten Im Wesentlichen hält lich

, Haben dies bewirkt. Nun atmen alle Diözesalien auf und freuen sich, einen Oberhirten erhalten zu haben, der. wie wenig er auch als solcher erwartet wurde, ganz nach dem Herzenwunsche der Bevölkerung und, wie wir mit voller Zuversicht hoffen können, auch allen Behörden der gewünschte Mann sein wird: denn seine hohe Gelehrsamkeit und sein feines Takt gefühl geben Fürstbischof Dr. Johannes Geister jene Qualitäten, die von ihm als einer so bedeu tungsvollen Persönlichkeit gefordert werden. Die ganze Aufmachung

, der noch die treff liche Aufführung besonderen Nachdruck verlieh. Daß die große Messe in B-Dur von Josef Heydn, genannt Theresien-Messe, ihre Wirkung nicht verfehlte, bedarf keiner besonderen Erwähnung. Mit dem päpstlichen-Segen, mit dem sin voll- re alt war; das Kapitel aber wählte traft dieser Einflüsse nicht den zwölfjährigen Prinzen, fon- dery den 76jähriWn Greis Johannes Platzguinmer. Platzgummer war ein wei ser, frommer und sehr wohltätiger Fürst. Er ließ z. B. täglich 50 Brote an die Armen aus teilen

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Page 5 of 14
Date: 16.04.1949
Physical description: 14
an, die alles Schöne bestaunen und das Häßliche nicht deuten. Und Johann Peterleitner war so ein beseligter Wanderer, wenn er nach sechs Tagen anstrengen dem Geigenunterricht Sonntag in die Wälder und Dörfer um Wien pilgerte. Und einmal an einem Frühmärznachmittag, da schritt Johannes die engen Dorfstraßen von Heiligenstadt hinan, immer weiter hinaus, bis sie zu schmalen Pfaden werden zwischen Gartenmauern und Hecken, die Wein berge zäunen. Es war noch nicht der Frühling. Noch waren die Sträuchcr

. Und Einsamkeit, tiefe Einsamkeit ringsum. Johannes liebte diesen Platz. Wie oft war er da gesessen und hatte aus die Stimmen dieser Landschaft gelauscht, die der Genius Beethovens zu den Motiven seiner Pastoralsymphonie verklärt hat. Bedächtige Menschen, einzelne Liebespaare, gingen da oft vorüber und blieben vor dem Denk mal stehen, lasen mit gedämpfter Stimme Namen und Jahreszahl und warfen einen Blick.auf beu einsamen Träumer mit dem blassen Antlitz, dem ergrauenden Haare und den seinen sinnenden Augen

. Heute aber unterbrach ihn eine Stimme: „Frühlingssonate?" Er erwachte aus seiner Versunkenheit und blickte fn ein Antlitz voll tiefer Wehmut und ver weinter Jugend. Eine keusche Schulter lehnte sich an das schwarze Gitter des Denkmals und eine leidenschaftslose Hand ließ mit unbeschreiblicher Milde Frühlingsblumen auf den Sockel gleiten — gebrochene Frühlingsblumen. Etwas verwirrt fragte Johannes: „Sie kennen diese Sonate?" „Sie war das letzte, was ich auf dem Klavier begleitet

habe." „Und das ist schon lange her," .,Sehr lange — und doch ist mir, als wäre es erst gestern gewesen. Denn zwischen damals und heute war doch nichts." Sie schwiegen beide und die Dämmerung ließ ihren ersten Schleier finken. „Ich möchte sie noch einmal in meinem Leben spielen", sagte die Frau, als sie seinen fragenden Blick sah, „aber ich habe niemanden." „Niemanden, der Violine spielt, meinen Sie?" „Ja — niemanden." Johannes errötete ganz plötzlich, denn es fiel ihm ein, daß ja e r die Sonate mit ihr spielen

in einem Zimmer voll tiefer zauberischer Dämmerung und des Durstes blühender Hyazinthen, die mit einem Strauße Frühlingsblumen aus dem Brette des einen niederen Fensters standen. Das Gaslicht von der Straße zeichnete das Spitzenmuster des Vor hanges mit treuem Schatten auf den Plafond des niederen Zimmers. Johannes stand stumm. Er fühlte, wie ihm alles Blut zu Kopfe stieg, wie seine Hände kalt Und unruhig wurden, und fürchtete, daß er nicht imstande sein würde, den Bogen sicher zu führen

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Tiroler Post
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Page 20 of 20
Date: 29.12.1911
Physical description: 20
gekannt — seine Kinder waren reich verheiratet. Wie die Ahnen würde auch er sicher in feinem Bett einschlummern, von Fürsorge und Achtung umgeben, während Johannes auf hartem Stroh verschied .... wie ein Hund .... allein .... ohne körper liche und seelische Hilfe. O, die Schrecken dieses einsamen Todeskampses in der dunklen Nacht! Hillrings hartes Herz wurde weich bei die sem furchtbaren Bilde, Mit zitternder Hand fuhr er sich über die Augen. Dieser Taugenichts, dieser Vagabund war dennoch

sein einziger Bruder! Alle ihre Erinnerungen der Kindheit, die besten des Lebens, waren gemeinsam! Die Mutter hatte sie beide geliebkost .... sie hatten dasselbe Bett geteilt und gemeinsam gespielt.... Diese Gedanken an die ferne Vergangenheit rührten ihn, und seufzend murmelte er: „Ach, Johannes, Johannes.... wenn du gewollt, hättest auch du glücklich werden können!" t Das Mitleid regte sich in ihm. In seinem innersten Ge wissen aber erhob sich eine strenge, befehlende Stimme. War der Untergang feines

Bruders nicht für ihn ein Vorteil? Wer hatte denn einst in schärfster Strenge schon gleich nach den ersten Verfehlungen die alten Eltern gegen den un geratenen Sohn aufzubringen gewußt und es erreicht, daß ihm das Vaterhaus für immer verschlossen blieb? Wem brachte denn Johannes' Unwürdigkeit Nutzen? Blieb Rudolf nicht schließlich der einzige Erbe, und freute er sich nicht, alles ungeteilt zu erhalten? Allein die breiten Schultern des Pächters beugten sich vor demütigenden Gewissensbissen. Sonderbare

, der ihm jetzt zu Füßen lag? Hätte er ihm eine brüderliche Hand gereicht, würde er ihn vielleicht gerettet haben? Hatte er ihn nicht im Gegenteil durch seine Unbarmherzigkeit weiter getrieben auf dieser verhängnisvollen Bahn, die für Johannes in einem unbekannten Grab endete .. ..? Rudolf Hillring senkte den Kopf und barg das Antlitz in den rauhen Händen. Lange verharrte er so in regungs loser Stellung, bis die beiden Boten zurückkehrten. Die Frauen drängten sich neugierig hinter dem Gendarmen und dem Arzte her

. Und ohne Sorge, zwei Tränen zu zeigen, die ihm über die gebräunten Wangen rannen, wendete der Pächter des Ulmenhofes sich um und sagte mit ernster Stimme: „Macht das Himmelbett fertig, Frauen. Legt weiße Tücher auf und steckt Kerzen an. Und du, Josef, gehst ins Dorf, bestellst einen Eichensarg und läßt das Familien grab öffnen für Johannes Hillring ." Wenige Augenblicke später klangen die Neujahrsglocken durch den hellen Wintermorgen und läuteten dem Heim- gekehrten auf seinem Sterbelager — dem Himmelbett

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Page 2 of 8
Date: 17.05.1923
Physical description: 8
Kult. 1602 gab auch der Prager Probst Breitenbach ein Gebetbuch'heraus, welches neben Hymnen aus die Mutter Gottes eine Hymne auf den „Heiligen Johannes von Nepomuk, Kanonikus, Märtyrer, Landespatron vvn Böhmen" enthielt. 1608 er schien vom selben Verfasser ein Erbaukngsbuch, „Das fromme Böhmen"; darin heißt es: „Er — Johannes von Nepvmuk — hinterließ so ein Denk mal des unverletzten Beichtsiegels und der Notwen digkeit, die Beichte abzulegen, als auch zu hören.." Schlau waren sie — wie immer

—, immer näher dem Ziele zu . . . Auf die Bahn des Breitenbach- Pontanus traten nun zwei Männer im Vereine mit dem Prager Pater Emanuel: es waren dies die beiden Jesuiten Ferus und Tanner: Der erstere , bearbeitete den Besitzer der Herrschaft Pomuk, daß dieser ein Gesuch an den Papst um Kanonisation des Johannes Welflini de Pomuk — nicht mehr Janko! - clericus Pragensis diöcesis Jmperali autoritate notarius publicus schreibe. Ties war der volle Name des Magister Johannes, der ein Deutscher

der Wunder des Johannes ins Fabelhaste an. So sollen sich schon vor und während seiner Geburt durch ihn bewirkte Mirakel ereignet haben. Seine Geburt wird mit derjenigen des Vorläufers Christi, Johannes des Täufers, verglichen. Und man merke, als was sich dieser Hinweis gleich entpuppen wird: Im Jahre 1660 wird dem Johann die erste Kirche gebaut, und zwar vom Besitzer der Herrschaft Pomuk. Der Pseudo-Heilige wird abermals als Schmuggelware eingebracht, weil Urban VIII. das Gesuch verwor fen hatte. Rom

ist aber weit und ein Ausweg bald gefunden. Das Altarbild zeigt Johannes den Täufer mit dem Antlitz Jankos von Pomuk. Aber j der Prager Erzbischof Matthäus Ferdinand von Bilenberg erfuhr von diesem frommen Schwindel und reiste unverzüglich nach Pomuk, um sich an Ort und Stelle von der Richtigkeit der Anklage zu überzeugen. In Pomuk angekommen, begab er sich in die Kirche, und kaum gewahrte er das Bild, hob er seinen Stock und ries: „Herunter mit ihm! Er ist kein Heiliger! Das ist ein unerhörter Frevel

. Und als sich der Habsburger Karl VI. selbst beim päpstlichen Stuhle für den Heiligen von Po muk einsetzte, sprach ihn Benedikt Xlll. (1724 bis 1730) — einer der dümmsten Päpste, die die Ge schichte kennt — endlich heilig. — Die Priesterschast hatte über den Märtyrer der christlichen Wahrheit, ihre Herrschaft über den Verkünder des reinen I Evangeliums vorläufig gesiegt. . . Die Geschichte des „heiligen" Johannes von Ne pomuk hat auch einen eminent politischen Ein schlag: Ganz so, wie sein Hut dem Stattlialter Gesi- ler

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Page 5 of 8
Date: 22.08.1917
Physical description: 8
freie Fahrt ge geben wurde, in die Station selbst, und zwar im lang- isamen Tempo in den Zug 219, ein. Friede! und Oswald. Roman aus der Tiroler Geschichte. 12) Von Hermann Schmid. „Das heißt," flüsterte Johannes vor sich hin, „er will sich mit eigenen Augen überzeugen, ob ich noch hier, ob ich noch in seiner Gewalt sei . . . Wohlan denn, List gegen List! . . Er schlug die Teppiche der Wand auseinander, daß eine dahinter verborgene Türe sichtbar ward; er öffnete sie und stieß den Kanz ler hinein

über Euer Befinden durch Euren Anblick gehoben zu sehen..." „Mein Herz strömt über von Dank für so viele ^Sorge," erwiderte Johannes. „Sie ist der beste Trost "Mittwoch, 22. August 1917 /'Durch den Zusammenstoß wurde nur der Zug 219 -beschädigt, und zwar wurden zwei Waggons dritter Klasse und ein Abteil zweiter Klasse zertrümmert. ■ Nach den bisherigen Meldungen gibt es drei Tote, vier Schwerverletzte und dreißig Leichtverletzte, von denen ein Teil nach St. Pölten transportiert wurde. Achtzehn Verletzte wurden

, noch jeder hat die Luft von Costentz gepriesen und lieblich gesunden . . . doch erklärt es sich wohl, Ihr seid zur rauhen Winierzeit aus Eurem warmen Süden hierher gekommen! . . . Laßt erst den Früh ling die Herrschaft ergriffen haben an diesen Gestaden, und Ihr werdet wohl gestehen müssen, daß es sich hier nicht minder aninutig Haufen lasse, als an den Ufern vpn Riva oder Como!" „Ich glaube und wünsche das mit Eurer Majestät," entgegnete Johannes, „habe ich auch wenig Hoffnung, solchen Wunsch für mich erfüllt

und der schönsten, weitesten Aussicht . . ." „Ich liebe diese deutschen Berge nicht," entgegnete Johannes mit verständlicher Betonung. . . „die Aussichten sind mir zu weit, und die Burgen selber gar zu eng . . . doch sorgen Eure Majestät nicht; ich werde aushalten, wo die Pflicht es mir gebeut, und hältnismäßig kurzer Zeit besonders' der glänzenden Organisation zu verdanken. Das ganze Unternehmen wurde vom Staate finanziert. Von der Zentrale aus I wind die Seidenzucht in den verschiedenen Gemeinden : geleitet

. „O, wie freundlich von Eurer Majestät," antwortete ; Johannes lächelnd, „daß Ihr, wohl um mich nicht zu kränken, Euch austellt, als verständet Ihr nicht, was ich meine! Ihr bemüht Euch vergebens, mir zu ver hehlen, was ich doch schon weiß . . . Die Tage sind! gezählt, während der die dreifache Krone noch auf einem so unwürdigen Haupte ruhen wird! . . . Stau net nicht! Kann ich auch den Sessionen nicht beiwoh nen, weiß ich doch, was in ihnen vorgeht, und will mich! von einem Angelo Corrario nicht an Edelmut

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