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Tiroler Post
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Page 11 of 12
Date: 29.03.1899
Physical description: 12
Bezugspreis: «it «bhole«: V. Mchr st- 1- MM . Mt Redaetio«: Innsbruck-Willen, Müllechrah, L 51 Hugo zum ersten Mal seit vielen Jahren wieder zur Beichte. Doch — weßhalb erzählen wir dies! Ottilie wußte nichts davon. Sie hatte von Anfang an ihre Beobachtungen darauf gerichtet, wie Hugo religiösen Dingen gegenüber sich benahm. Es war ihr mancher unangenehme Zweifel gekommen, der schließlich schmerzlichdurchdie AenßernngHugos imTeinpelchen sich bestätigte. Als Hugo fort war, hatte sie still

wohlgefälligem Wirken. Freilich, ihre Wangen wurden bleich, und Mancher fragte sie, ob sie krank sei. Sie war glücklich und gesund, ihre Sehn sucht schüttete sie vor Gott und der allerseligsten Jungfrau aus, und schritt still und hoffnungsvoll weiter dnrch's Leben- * 4 - „ Hugo wollte Karl und die Seinigen mit seiner Ankunft überraschen, daher schrieb er wohl, daß er komme, ohne jedoch dte Zeit näher zu bestimmen. Karl hatte sofort Vorbereitungen getroffen, um Hugo zu Ehre» eine Festlichkeit zu veranstalten

. x -' ie alten Böller wurden hergerichtet, prachtvolle Feuerwerke und Raketen für den ersten Abend ausbewahrt. Am Bahnhof zu ck., wo Hugo den Eisenbahnzug verlassen mußte, wurde Jemand aufgestellt, der seine Ankunft sofort zu melden hatte, «o ]oUte die Ueberraschung, die Hugo für Karl geplant hatte, Das Essighaus in Bremen. ihn selber treffen. Ottilie und Mary hatten mit Blumen und grünem Fichtenreisig das Portal geschmückt, aus rothen Rosen wurde ein freudig „Willkommen" geformt. Bevor Hugo in das Städtchen

, welches er am Weg zur Villa Morde passiren mußte, gelangte, ivar Karl von seiner Ankunft benachrichtigt und snhr ihm mit einem Wagen entgegen. Das Wiedersehen war ein überaus freudiges. Hugo war stark gebräunt, ein schöner Vollbart umrahmte das geistreiche Gesicht. Als er mit Karl im Wagen saß und sie die alte, bekannte Straße dahinfnhren, da zuckte es ihm freudig durch die Brust. „Wie geht es Ottilie?" fragte Hugo. „Ich danke; sie erwartet Dich mit großer Freude." Der Wagen kam auf der Billa in Sicht. Da krachten

die Böller, daß die Schüsse laut in Berg und Wald wiederhallten. „Was ist das?" fragte Hugo. „Siehst Du," sagte Karl, „die Leute freuen sich, daß Du hier bist." Während die Freudenschüsse durch die Lust dröhnten, stand Ottilie oben am Fenster und stützte sich an die Lehne eines Sessels: doch nun hatte ihre Kraft ein Ende, sie sank erschöpft auf den Stuhl. Allein es mußte sein. Während sie drunten bereits die freudigen Willkommgrüße vernahm, suchte sie sich auszuraffen und hinabzueilen. Doch schon stürzte

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Tiroler Post
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Page 9 of 12
Date: 25.03.1899
Physical description: 12
Nr. 24. Seite 7. 25. März 1899. Er hatte ihn bald gefunden und setzte sich einsam in eine Ecke. Ter Zug sauste durch grüne Felder und an blühenden Dörfern vorbei. Langsam zog Hugo ein Büchlein aus d:r Tasche, am Rücken stand mit Gvldbuchstaben: L. Hensels Gedichte. Um Irrungen vorzubeügen, müssen wir bemerken, daß es nicht ein Geschenk Ottiliens war. Der erste Blick genügte, um Hausfreund. zu errathen, daß es nicht seit lange den Laden des Buchhändlers verlassen. Ottilie hatte ihm beim

Abschiede recht freundlich die Hand gereicht, ein Lächeln spielte um ihren Mund. Gesagt hatte sie nichts — freilich, sagte sich Hugo, haben sich die Andern mit ihren Worten zu viel hervorgedrängt. Unwillig schüttelte er jetzt das Haupt und reckte die Brust. „Ha, das darf nicht sein/ und er trällerte eine Melodie zum Fenster hinaus. Station G., eine Minute. Am Bahnhof zu G. empfingen ihn mit freudig erregten Mienen Eltern und Geschwister. Wir müssen es unterlassen, die ganze Innigkeit des Familien bildes

, das sich in den nächsten Stunden in Hugos Vater haus entrollte, zu schildern. Der erste trübe Hauch kam bei Hugos Eröffnung, daß er ans zwei bis drei Jahre die Seinen zu verlassen gedenke. Abends kam die Mutter, als die Uebrigen sich bereits zu Bette gelegt, in Hugos Kammer; er schlief, wie sie es erwartet, noch nicht, sondern schrieb eifrig an einem Blatt Papier. Sie setzte sich neben ihn ans einen Stuhl. Hugo legte die Feder weg und blickte in das sorgenvolle, liebe Antlitz der Mutter. „Hugo

, was wird aus uns werden, wenn Tu uns ver- lässest?" sprach sie zu ihm. „Bis jetzt hat uns die Hoff nung auf Dich emporgehalten, der Gedanke an Dich'ließ uns alle Bitterkeiten ertragen. Nun willst Du fort ziehen, weil Du meinst Reichthümer zu erwerben, indeß kann der Tod Dich oder uns treffen, ohne daß wir uns hier jemals Wiedersehen." „Liebe Mutter," sagte Hugo, und man fühlte, wie seine Stimme zitterte, „es sind nur wenige Jahre, die uns trennen sollen, und zwar trennen, um uns dann um so sicherer zusammenzuhalten

. Wir können sterben, aber glaubst Du nicht, daß wir allzeit in Gottes Hand stehen und daß wir seinem Willen nicht entgehen können?" Hugo redete selten von Gott, aber hier in dieser Stunde fühlte er es, ivie nur der Name Gott Trost und Hilfe bieten konnte. Er hatte Gott zwar nie zu leugnen gewagt und hätte sich empört, wenn man es ihm gegen über gethan, aber seine Anschauungen waren verworren, und er wußte es selber nicht, wie es geschah, er vermied es meist, von Gott zu reden. „Ja, Hugo, erinnere

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Tiroler Land-Zeitung
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Page 13 of 16
Date: 27.09.1902
Physical description: 16
und erschreckt an: „soll ich vielleicht mit Kochtopf und Ltaubbesen hantieren?" fragte sie ironisch. „Das hast du nicht nötig," entgegnete ich ernst, „du hast Leute genug, die dir die eigentliche Arbeit abnehmen; aber —" „Nun ja, also lasse sie sorgen," unterbrach sie mich wiederum heftig, „wenn Hugo eine Haushälterin haben wollte, dann mußte er nicht mich wählen!" — In diesem Augenblicke trat der Vater ein und reichte Gertrud den Arm, um sie an den Teetisch zu führen, Hugo trat von der anderen Seite

in das Eßzimmer, und wir ließen uns zum Abend brot nieder. Gertrud war fast noch schöner geworden, die krausen Löckchen, die sie auf der Stirn trug, hoben das Alabasterweiß ihres Teints besonders hervor, und die großen Augen leuchteten faszinierend, umgeben von den dunklen Schatten, die sie augenblicklich begrenzten. — Ich bemerkte, wie Hugo entzückt nach seiner Gattin hinüber blickte, und wie sie, dies bemerkend, ihn absichtlich zu übersehen schien. Was sollte das heißen? „Du mußt nun aber bald mal

zu uns nach „Zorlih" kommen, Gertrud," sagte der Vater im Laufe des Abends, „Elisabeth hat den Garten anders anlegen lassen, und wenn es ordentlich grün ist, wird sich das sehr hübsch machen — so auf acht Tage können Sie doch auch abkommen, lieber Hugo!" wandte er sich an diesen. „Vorläufig möchte ich hier bleiben, so lange noch Oper ist und so lange Neuville's noch in der Residenz sind, dann aber gehe ich nach Ems, ich muß etwas für meine Nerven tun!" entgegnete Gertrud trocken. „Wer sind Neuville's?" fragte

der Vater, „und ist dir gerade Eins empfohlen?" „Herr v. Neuville ist Attache bei der französischen Gesandt schaft, wir waren fast die ganze Zeit zusammen in Rom und sind eng befreundet; sie gehen ebenfalls nach Ems, und ich will mich da unter ihren Schutz begeben!" „Wird dich denn Hugo nicht beschützen?" fragte ich erstaunt. „Hugo bekommt erstens keinen Urlaub, und zweitens hat er so gute Nerven, daß dieselben keiner Stärkung bedürfen!" Es klang so abweisend, wie Gertrud sprach, und Stern nahm das vol

'- ständig ohne Widerrede hin, daß ich im Stillen dachte, hier müsse irgend ein Etwas zu Grunde liegen, das nur die beiden Gatten kannten. „Natürlich mußt du heraus aus der Stadt, wenn du die Luft hier nicht verträgst," sagte der Vater, ohne zu bedanken, daß sein Töchterchen die Luft der Residenz erst seit einer Stunde atmete, „da Hugo nicht mitkann, mag dich Elisabeth begleiten, der ihres Halses wegen eine Reise nach Ems schon lange empfohlen ist!" „Und sie kann mich bemuttern, nicht wahr, das meinst

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Tiroler Wastl
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Page 2 of 12
Date: 23.02.1902
Physical description: 12
Wie lange noch? Der Redaction des „Tiroler Tagblattes" bezw. dessen verantwortlichem Schriftleiter Hugo Greinz hat es in seinem leicht erforschlichen Rathschlusse ge fallen, mich in letzter Zeit auch im Tiroler Tag blatt in den Augen des Publikums herabzusetzen. Ob wohl ich die unsaubere Quelle, aus der diese Ge hässigkeiten flössen, sehr genau kannte, habe ich dem Tiroler Tagblatt gegenüber doch das Vergehen be gangen, das Blatt statt den Urheber der Artikel an zugreifen. Ich that dies deshalb

zu werden und mich gegen den schlecht beaufsichtigten Schriftleiter desselben zur Wehr zu setzen. Hugo Greinz, nicht zu verwechseln mit dem j in lit. Kreisen bestbekannten Rudolf Greinz, kann es mir nicht verzeihen, daß ich ihm einmal auf den Rath „guter" Freunde in einem Wiener Blatt das Wort geredet, und darum versucht er es bald da, bald dort, mich herabzusetzen und in den Augen des Publikums verächtlich zu machen. So hielt er es auch kürzlich wieder, indem er das seiner Leitung anvertraute Blatt, das Tiroler Tagblatt

, mißbraucht, um über mich unter dem Schlagwort „Ein nettes Geschichtchen" einen höchst gehässigen Artikel zu verbreiten, dessen gif tiger Inhalt schlankweg erlogen ist. Der Ueber- mensch-Aspirant Hugo behauptete nämlich darin, daß gegenwärtig in Wien ein nettes Geschichten die Runde mache, nach welchem ich unter allerhand Schlechtigkeiten auch die begangen haben soll, daß ich dem Theaterreferenten der „Ostdeutschen Rund schau" in dessen Privatwohnung einen Besuch ge macht und mit den Worten

„Ich bin ja auch ein Deutschnationaler" für das Referat über mein Volks stück „Die Sünden der Väter" günstig zu stimmen versucht hätte. Abgesehen davon, daß ich zum größten Verdruß des jugendlichen Hugo in Wien als Dramatiker so gut bekannt bin, daß ein pikantes Geschichtchen über meine Person die Runde in allen Blättern macht und nicht wie in einem Dorfe unter dem Siegel der strengsten Verschwiegenheit von Ohr zu Ohr wandert, ist das ganze nette Geschichtchen von A—Z erstunken und erlogen, weshalb ich der Redaction unter Be rufung

auf den § 19 des Preßgesetzes eine durch aus sachliche Berichtigung schickte, in der ich mit keinem Worte gegen die leichtsinnigen Verleumdung meiner Person polemisierte, sondern nur die zahl reichen Unwahrheiten richtig stellte und aus Acht ung für die Leser dieses „freisinnigen" Blattes den wahren Sachverhalt darstellte. Hugo, der Unerforschliche, lief aber, wie ich ver- mnthe, mit dieser Berichtigung vom Pontius zu Pilatus und von da von einem Rechtsverdreher zum andern, bis endlich einer von ihnen in der Berichtig ung

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Tiroler Wastl
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Page 6 of 8
Date: 04.09.1929
Physical description: 8
Kognaks und schlief den ganzen näch sten Tag hindurch. Als er erwachte, frühstückte er sehr behaglich und sehr reichlich, nahm etwas Terpentin und etwas Kognak und begann zu malen, wozu er laut pfiff. Aus einmal fiel ihm ein, daß er ein moderner Mensch sei. Man könnte jetzt eigentlich in die Bodega zum Früh schoppen fahren. Dort saß Hugo. Dem veralteten, Burschen wollte er zeigen, wie ein neuzeitlicher Maler das Leben seiner Zeit anpackt. Ja und dann würde er bei Groß mann vgrbeifahren und so ganz

auseinander. Ein Verkehrsschutz mann rettete sein junges Beamtenleben aus die Bord schwelle. Hinten kippte irgendwo ein Obstkarren um. Herrlich, dachte Oskar, dem Hugo wird heute jedes Kunstgespräch im Vollbarte stecken bleiben. So, jetzt sind wir am Karolinenplatz mit dem Obelisk in der Mitte. Rechts herumfahren, links drehen. Haben wir schon! So, jetzt raus aus dem Kreis. Verflucht dieser Lastwagen! Ra, also nochmal rum um den Obelisk, aber jetzt ist die elektrische Bahn da. Saudumm, jetzt muß man halt

getroffen. Am Rande seiner Rennbghn stand Hugo und rief. Hugo wußte nicht, daß sich hier schon seit Stunden eine Tragödie abspielte. Er sah nur Oskar um den Obe lisk seine Kreise ziehen. Er bewunderte ihn und dachte: wirklich ein verteufelter moderner Mensch, dieser Oskar. — Hugo wollte sein Interesse und Verständnis für Technik kundgeben und rief daher: „Fährt ausgezeichnet." Oskar verstand nicht und brüllte zurück: „Wie?" „Fährt ausgezeichnet^" schrie Hugo bei der nächsten Runde. Und Oskar

wieder: „Wie?" Jetzt halfen die Umstehenden Hugo, und als Oskar wieder vorbeiraste, brüllte man im Chor: „Fährt ausge zeichnet." Oskar hatte Hugo nie so gehaßt wie jetzt. Dieser Spöt ter, machte er sich über ihn noch auf dem Totenbette lustig? Totenbett? Totenbett! Ach, hätte man doch so ein liebes weiches Totenbett. Wahrhaftig ein tragisches Schicksal, daß gerade er, der Ruhe und Behaglichkeit über alles geschätzt hatte, in so rasendem Tempo sterben mußte. Als er wieder bei Hugo vorbeikam, brüllte er mit aller Krastst

„Oel- sardinen." Hugo hielt dies für ein neues ungewöhnliches Schimpf wort. Aber als Oskar noch einmal Oelfardinen rief, ver stand er und lief schnell, das Gewünschte zu holen. Hugo erinnerte sich nicht, jemals mit geöffneten Oeft sardinenbüchsen geworfen zu haber^ zumindestens mochte es schon recht lange her sein, daß er seinen letzten Oel- sardinenbüchsenwurf getan hatte. Infolgedessen warf er

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Tiroler Land-Zeitung
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Page 21 of 24
Date: 18.10.1902
Physical description: 24
meiner Schwester, im Namen deiner Frau!" Er sah mich fragend an, und ich fuhr fort: „Hugo, du darfst nicht allabendlich so lange arbeiten, du darfst nicht deine Nerven durch künstliche Mittel wach und gespannt erhalten! Glaube mir, du schadest dir, du wirst es einst büßen müssen! Verlorene Kraft bringt sich nie wieder ein, — tue es deiner Gertrud zu Liebe, höre mir auf zu schreiben, begib dich zur Ruhe, gib die freiwillig übernommenen Arbeiten wieder ab !" Bei den letzten Worten blickte er befremdet

auf! „Was wißt Ihr davon?" herrschte er mich an. „Vorläufig weiß ich allein von allem, und es drängt mich, dich zu warnen, ehe es zu spät ist" — er schüttelte schweigend den Kopf, und ich begann wieder — „Hugo, du hast Pflichten gegen dein Weib!" „Eben deshalb arbeite ich," entgegnete er ruhig, dann, wie in plötzlichem Entschlüsse, wies er auf einen Lehnstuhl neben seinem Arbeitstische — „nimm Platz, Elisabeth, du sollst alles wissen, du bist ja verschwiegen!" Und dann erzählte er, wie es ihn nimmer

und nimmer losgelassen habe, das Wort, das einst Gertrud in unüberlegter Heftigkeit zu ihm gesagt: „Wenn ein Mann für seine Frau keine Opfer bringen könne, habe er auch keine Liebe für sie!" — Nun habe Gertrud auf ihren Reisen mit Neuvilles weit mehr ausgegeben, als sie besessen, er habe zufällig die Rechnungen auf ihrem Schreibtische gefunden, habe sich Summen und Adressen notiert und wolle allmählich die Schuld decken. „Würde es aber nicht richtig 'sein, Hugo," warf ich ein, „du gingest zu Gertrud

es sich ausdenken, was alles geschehen. Ich hatte mich damals mit meinem Freunde Walther in Ver bindung gesetzt, er ist treu und gut. Die Rechnungen hatte ich bezahlt, aber Hugo mußte geschont werden. Walther wirkte es aus, daß meinem Schwager die Ertraarbeiten entzogen wurden; sie sollten hinfort solchen Beamten übergeben werden, denen eine Zu lage not täte, hatte man ihm gesagt. Gertrud war froh, „die kleinen Rechnungen" los zu sein, das „Wie" war ihr gleich. Als ich ihr ganz im Geheimen anvertraute

, wie fürsorglich sich Hugo benommen, errötete sie zwar tief, zuckte aber nur die Achseln. Ich war denn bald abgereist, Gertrud war be deutend wohler, und ich hoffte, wenn diese beiden allein auf sich angewiesen sein würden, würden sie sich ordentlich einleben. Die ersten Briefe, die ich nach der Heimat bekam, waren mir auch beruhigend. Sterns verkehrten mit ihren Kollegen, Gertrud wurde viel bewundert, das machte sie und Hugo glücklich. Da traf mich wie ein Blitz aus heiterem Himmel die Nach richt, Gertrud sei

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Tiroler Land-Zeitung
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Page 22 of 24
Date: 18.10.1902
Physical description: 24
166 zeitig, auf meinem Lieblingsplatze im Garten ein Abendbrot für uns Herrichten zu lassen; als er fort war, erzählte ich Hugo, wie sich die Sache verhielt, daß wahrscheinlich Gertrud nicht Lust gehabt habe, zu mir zu kommen, und daß ich Walther gleich gebeten hätte, die Notlüge, die er in seiner Freundschaft für uns ersonnen, nicht in Szene zu setzen. — Ich dankte aber auch Hugo für seine Güte. „Konntest du zweifeln, daß ich jeden Augenblick an deiner Seite wäre, wenn du meiner bedürftest

in mir erweckt, weil er mir Lebensglück und Lebenslust geraubt, jetzt bei mir und mein Schwager sei. „Unser Abendbrot ist fertig!" sagte ich, mich um wendend, dann griff ich nach Hut und Tuch und schritt voran in den Garten. — Hugo war tief traurig, und das tat mir leid. Ich wollte ihn trösten, sagte ihm, daß Gertrud sich schon noch besinnen werde, sie sei so jung und verwöhnt usw. Er schüttelte den Kopf: „Der Mensch muß büßen, was er selbst verschuldet — ich war treulos, nun wird es mir wieder vergolten

!" Ich sandte noch am selben Abend einen Boten an Walther, er war ja nur wenige Meilen von hier, und ich konnte nicht mit Hugo allein sein. Walther kam gegen 9 Uhr am nächsten Morgen an, um 12 Uhr brachte eine Extrapost — — Gertrud! — Die beiden Herren hatten einen Spaziergang nach der Schlucht gemacht, sie traf mich allein. „Elisabeth, sie sind alle falsch!" Damit warf sie sich schluchzend in meine Arme, als wir kaum das Zimmer erreicht hatten. „Was ist geschehen?" drang ich in sie, und sie berichtete

uns ein frugales Mahl ertra anrichten. Als wir eben dabei waren, brachte ein Blumenknabe einen Zettel für mich. Hugo hatte, das schöne Wetter benützend, mit Walther eine Partie nach der Koppe unternommen! Das neue Provinzialmuseum in Hannover. zu ihr ins Zimmer, das den Blick über die fernen Berge hat. Ich betete brünstig, der Gott, der Berge versetzen wolle für uns, wenn wir Glauben hätten, möchte die beiden Herzen zu sammenführen, die für's Leben zusammen gehörten! Ich wollte mich freuen an ihrem Glücke

, es sollte mir die Ruhe der Seele bringen, die ich allein für mich noch ersehnte. Ich hatte, abge schlossen mit dem Leben, ich wollte nur im Glücke meiner Lieben Freude finden — und weshalb? Die Kirche in Fruttigen mit Doldenhorn und Altels (Berner Oberland). Gertrud war sehr verstimmt und niedergeschlagen, um sie zu zerstreuen, schlug ich ihr einen Gang in die Schlucht vor. Sie schritt wortlos neben mir her und ich nahm mir vor, ihre Stimmung zu benutzen und für Hugo zu sprechen. Ich dachte mir's so schön

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Tiroler Land-Zeitung
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Page 14 of 16
Date: 27.09.1902
Physical description: 16
, die sie mir hat nach Rom kommen lassen!" _ „Gertrud!" rief ich entsetzt, „wie kannst du dich auf solche Sachen einlassen, was sagt denn Hugo dazu?" „Hugo?" fragte sie lächelnd, „Hugo? Ist es denn nötig, datz er alles weiß, noch dazu in Geldangelegenheiten, ich glaube wohl, datz ich mehr Mittel in den Hausstand bringe als er!" Ich mochte für jetzt nicht weiter mit Gertrud disputie ren, nahm mir aber vor, auf jeden Fall mit ihr nach Ems zu gehen, diese Frau v. Neu ville übte keinen guten Ein fluß auf die junge Frau

zu verlieren, ich wollte ja Gertrud allmählich aus diesem Zauber bann befreien! Dem Manne aber konnte ich es nicht verargen, datz er jeden Wunsch erfüllte, wenn „1a belle lckeleve", wie er sie stets nannte, so kindlich die Hände faltete und sagte: „Nicht wahr, süßer Henry, du bist nicht grausam?!" Hugo arbeitete am Abend nach dem Diner noch lange in seinem Zimmer, er hatte noch einige Akten durchzusehen und gebeten, man möge im Tee herüberschicken. Gertrud hatte sich früh zu Bett gelegt

, sie war sehr angegriffen, und als nach dreimaligem Klingeln Johann nicht erschien, um seinem Herrn den belebenden Trank zu bringen, ordnete ich das nötige auf einem kleinen Tablette und ging selbst. Hugo blickte von seiner Arbeit auf, als er die Tür schließen hörte, als er mich dann gewahrte, legte er die Feder fort, um mir die Hand zu reichen. „Ich danke dir, Elisabeth, datz du selbst kommst, und ich möchte dir so gerne etwas sagen, wenn ich nicht fürchtete, du könntest mich falsch verstehen, wie —" er zögerte

„nun ja, wie Gertrud!" „Ich glaube, ich werde dich richtig verstehen," sagte ich und ließ mich neben ihm auf einem Sessel nieder. Hugo wandte mir voll sein schönes, jetzt so abgespanntes Gesicht zu: „Kannst du es begreifen," sagte er, „datz Neuvilles mir nich, der rechte Umgang für Gertrud scheinen?" — Er ließ mir keine Zeit zum antworten. Hastig fuhr er fort: „Neuville ist sch reich; was seine Frau sich wünscht, kann er ihr beschaffen. Gertrud nennt das Liebe und empfindet es bei mir als einen Mangel der selben

kennen und verstehen lernen, den Zweck hat meine Hoch zeitsreise nicht erreicht!" „Hugo," fiel ich ihm ins Wort, denn es tat mir wehe, ihn mir gegenüber un männlich klagen zu hören, wo er energisch der Gattin ge genüber hätte handeln sol len : „Hugo, du hättest Herr in deinem Hause sein müssen, du darfst nicht immer nach geben!" „Ich habe ja kein Haus, das, was du so benennest, die Räume, die ich bewohne, die Geräte, die sie zieren, alles, alles gehört ja Gertrud!" entgegnete er bitter. „Hugo!" rief

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Tiroler Post
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Page 9 of 12
Date: 09.11.1901
Physical description: 12
zu. Da trat Hugo hastig näher, und ehe sie es hindern konnte, hatte er sich lief über das Bettlein des Mägdleins gebeugt und mit halb erstickter Stimme gerufen: „Margareth, bitte für Deinen Onkel Hugo!" Das Kind schlug schlaftrunken die Augen auf; als sie aber den Onkel erkannten, blitzten sie freudig. „Onkel Hugo! lieber Onkel Hugo! O schaue nicht so traurig. Der liebe Heiland hat Alles gut gemacht. Nun will ich auch nie mehr bange sein." Und Margarethchens Arme legten sich dicht um seinen Hals und zogen

sein Haupt fest au das ihre. „Lieber Oukel Hugo, ich habe Dich sehr lieb." Aber dann fühlend, wie naß ihm Haare und Kleider waren, rief sie erschrocken: „Mama, warum hast Du Onkel Hugo kein warmes Bett gegeben? Sein Haar tropft, und er ist ganz kalt." „In der That, Hugo, Du solltest besser für Dich sorgen." Und jetzt zuckte es um Mutter Margareths Lippen, und die Thränen, die in ihren Augen gestanden, rollten über ihre Wangen. „Geh', mach' Dich erst trocken," bat sie sanft. Hugo küßte statt der Antwort

zu vermitteln. Klein Margareth war ein sinniges Kind, es hatte etwas von seines Großvaters Art, und nichts war ihm lieber und lieblicher, als Gotteshaus und Gottesdienst. Ganz besonders tröstlich aber mar es Frau Margareth, daß ihr Töchterlein so treulich und zärtlich des verlorenen Onkels gedachte. Mit Vorliebe erzählte es die Geschichte, die Hugo ihm auf der Meerfahrt erzählt.

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Tiroler Post
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Page 8 of 12
Date: 25.03.1899
Physical description: 12
aus dem Gesichtskreis der Beiden verschwunden waren, warf sich Ottilie in die Arme Marys und weinte. III. Im Gewühl der Reisenden am Bahnhose zu S. er blicken wir Hugo. Er zieht sich aus dem Menschen schwarm zurück unb schreitet nachdenklich am Bahnsteig auf und ab. Nur noch wenige Stationen, und er befindet sich in Mitte seiner Eltern und Geschwister, die er bald auf viele Jahre zu verlassen gedenkt. Er hat sich bereits gestern einem englischen Gesandten gegenüber, an welchen er durch einen hohen Gönner emspohlen

worden, verpflichtet. Lord Cornely reist in einem Monate von London nach Indien ab, und Hugo soll ihn als Arzt und deutscher Gesellschafter begleiten. Während des unruhigen Treibens rings um ihn herum sind alle seine Gedanken dieser seiner plötzlichen Lebensveränderung gewidmet. Er weiß, daß er bei seiner Familie, die mit der zärt lichsten Liebe an ihm hängt, großen Widerstand finden werde. Ihm selbst erscheint es manchmal ungeheuerlich, so weit in ferne, gerade nicht gesunde tropische Gegenden

zu längerem Aufenthalte zu reisen und Freunde, Eltern, Geschwister und liebe Bekannte und Verwandte zum Theil vielleicht auf immer zu verlassen. Hugos Vater war ein Handwerker ohne Mittel von Haus aus. Es kostete ihm unendliche Mühe und Auf opferung, seinen Sohn studiren zu lassen, und er hätte für die Folge die Drittel nicht mehr aufgebracht, wenn Hugo nicht selbst durch Unterrichtgeben sich weiter sortgebracht hätte. So war Hugo bereits seit seinem fünfzehnten Jahre auf eigenen Füßen gestanden. Bereits

und von Wohlhabenheit umgeben, durch's Leben zu führen im Stande war, so waren Hugos Eltern immer gewillt unb überzeugt, daß hierin Gottes wunderbare Vorsehung zu erblicken, die die Ihren nicht zu Grunde gehen lasse. Hugos Bruder, Franz, stand im Begriffe, die theo logischen Studien zu ergreifen, einen dritten Bruder unterstützte Hugo allein. Von seinen Schwestern befanden sich zwei aus angenehmen Dienstposten, die dritte führte daheim die Hauswirthschaft. Unter solcherlei Verhält nissen ist es leicht begreiflich

, daß Hugos Vater trotz der gewissenhaftesten Verwaltung in Schulden gerieth. Hugo hatte, wie wir vernommen, schon auf der Uni versität sein Können und seine Fähigkeiten zur Erwerbung von Geldmitteln eingesetzt. Ein günstiges Geschick hatte ihm mitgeholfen und bewirkt, daß er Vieles für die ge drückte Lage seiner Familie leisten konnte. Die Liebe seiner Eltern wuchs in dem Grade, als sich seine Liebe gegen sie bethätigte, und ihr einziger Herzenskummer war es, daß er ihrer und ihrer Kinder wegen sich Ent

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Page 9 of 12
Date: 16.04.1924
Physical description: 12
werden. Dieses Ziel zu erreichen, scheint sich auch der Kommandant der Batterie 3/6. Obstleutnant Hugo N e m e e, sehr angelegen sein zu lasten. Herr Hugo, wie wir ihn kurz nennen wollen, dürste seinem Namen nach aus den Gefilden Libustas stammen, was wir ihm zwar durchaus nicht zum Vorwurf machen, sondern nur deshalb vermerken, weil das Prinzip unserer maßgebenden Landes- und Mili- tärgewaltigen: ..Tirol den Tirolern", hier so glän zend zum Ausdrucke kommt. Herr Hugo durfte aber entweder lange in Ungarn

gewesen sein oder eine besondere Vorliebe für Hörthy-Ungarn be sitzen. denn bei jeder Gelegenheit kann man von ihm die allerzartesten ungarischen Kraftschlager hören, diese dürften seine stärkste geistige Waffe bilden. Herr Hugo ist nun mit seinen gewiß vorhan denen Kenntnissen als Autoreferent bei der Chans- feuvprüfung im Gegensatz zu den Wehrmännern, die sie bestanden haben, durch geflogen. Ob er die Prüfung im Pserdewartdienst, da die Batterie jetzt bespannt ist. schon abgelegt hat und mit wel chem Erfolg

, würde zwar die Wehrmänner gewiß interessieren, doch ist dies leider nicht bekannt. Ist es bei der Ehauffeurprüfung schief gegangen, so geht es dem Herrn Hugo beim Politisieren und Schimpfen über die Sozialdemokraten viel bester, hier würde ein Durchfall bei der Prüfung ganz unmöglich sein.. Allerdings trifft auch bei Herrn Hugo der Saß voll und ganz zu. daß ein guter Kommandant nicht auch gleichzeitig ein guter Po litiker sein muß. Manche Wehrmänner sind Mar -der naiven Meinung. daß es für so manchen Herrn besser wäre

, er täte sich um ferne ihm zustehenden Sachen kümmern, als im Dienste zu politisieren, weil da noch selten was Gescheites heransgekommen ist. Die alten, triegserprobten Soldaten mag Herr Hugo nicht. Bor dem Scharfschießen der Artillerie leistete sich Herr Hugo in der Autogarage gegen über einem jetzt abgebanten Wehrmann.den Aus spruch. „daß ihm kein Mittel zu schlecht sei, die alten Soldaten aus der Wehr«,acht hinauszubckn- gcn". Wir müsten gestehen, der Dank des Vater- j landes an die Frontkämpfer

und die Eignung 'der Wehrmacht <M Schutz truppe der besitzenden Klaffen. Eine Probe, wie streng militärisch Herr Hugo in der Beurteilung der ihm anvertrauten Wehr männer vorgeht, dürfte nachstehende Dienstbeschrei bung eines abgebauten Wehrmannes bieten. Herr Hugo sagt darin: ..Man kann die politische Rich tung nicht herausbekouunen. dunkler Charakter (wahrscheinlich weil er nicht von der Gnadensonne des Herrn Hugo beleuchtet wurde), sehr verschlossen gegen Vorgesetzte, spricht immer das Gegenteil

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Tiroler Land-Zeitung
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Page 21 of 32
Date: 04.10.1902
Physical description: 32
Extra-Beilage zur „Tiroler Landzeitung". Oie Ceilwälder in Cirol Nr 40. Zlnlkrhaltungsblatl ;ur „Tiroler fonb^eituitg* 1902 Ein einsames Kraß. Erzählung von A. v. Leuten Nachdruck verboten. (Fortsetzung.) Wieder ist eine Zeit dahin gegangen, Gertrud trifft eifrige Vorbereitungen für die Reise, Anfang Mai sollen wir fort. Da Gertrud bis zum Herbst zu bleiben gedenkt, will Hugo die Leute bis Lluf die alte Köchin entlassen; die Jungfer nimmt seine Frau mit. Gertrud nennt es spießbürgerlich

deinem Schöpfer täglich auf den Knieen zu danken, daß er dir ein so treues Herz beschert hat! — Hugo liebt dich so heiß und innig, wie du es eigentlich gar nicht verdienst! Du hast kein Verständnis für echte Manneswürde, du liehst, du willst es nicht sehen, welchen Schatz du besitzest. Nicht, als wollte ich die Neigung des Herrn Neuville zu seiner Frau in Zweifel ziehen, oder die Art, wie er sie äußert, nein, gewiß nicht, mein Herz; aber alle Menschen sind nicht gleich, die Charak tere sind verschieden

, ihre Denkungsweise ist eine andere, ihre Ge fühle sind nicht die nämlichen, weshalb sollte denn die Form, das tiefste, herrliche Gefühl, die Liebe, zu äußern bei allen Menschen gleich sein?" „Du willst Hugo entschuldigen," sagte Gertrud gleichmütig, „und", fügte sie hinzu, während sie sich vergebens bemühte, ruhig zu erscheinen, „ich würde dir sehr dankbar sein, könntest du mir den Beweis führen, das er überhaupt liebt, mich liebt, das heißt, könntest du mir ein einziges Zeichen dieser Liebe zu mir entdecken

!" .. „Gertrud, Hugo liebt dich treu, innig und wahr, und er sehnt !ich nach Gegenliebe!" fuhr es mir unwillig über die Lippen. Gertrud erhob sich, mit einem Blicke, in dem Schmerz und Ver achtung um die Oberhand stritten, sah sie mich an: „Und du nennst das Liebe, wenn ein Mann seine heiligsten Gefühle preis- gibt, wenn auch nur dir, seiner Schwägerin, Kann man ein Gefühl Liebe nennen, das so schwach ist, daß es andere nicht erwärinen kann?" Ich wollte sie unterbrechen; aber sie schüttelte abwehrend

den Uops: „Nein, nein, Elisabeth, Hugo liebt mich nicht, denn er versteht mich nie, hat mich nie verstanden. Und, oh. ich könnte mein Herzblut für ihn hingeben; aber er würde es doch nicht ver stehen!" Die letzten Worte klangen so trostlos, ich mußte versuchen, dieses junge Weib zu beruhigen. „Du verkennst Hugo," begann ich wieder; aber sie unter brach mich heftig. '.'^bin.Ziein, ich weiß genau, was ich sage. Würde ein Mann, der seine Frau liebt, immerwährend rechnen, bei jeder Freude, die sie begehrt

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Page 2 of 6
Date: 07.06.1939
Physical description: 6
82. Zur Zeit ist Preisliste Nr. 1 vom 1. Jänner 1839 gültig. DA. V: über 17.008. Hohe Belohnung! Bon I. H. Rösler Hugo HM tausend Mark verloren. Mitsamt seiner Brieftasche. Die Brieftasche muh ihm unterwegs reineweg aus dem Rock gerutscht sein. Wenn nur Hugo wenigstens wüßte, wo er das Geld verloren hat! Als er auf die Bahn aufjprang? Als er die Zeitung aus dem Rock zog? Im Schwimmbad oder in der Schloßronditorei? Hugo hatte keine Ahnung. Hugo weiß nur: das Geld ist weg und wenn er das seiner Frau erzählt

Hugo erzählte es seiner Frau. Die Frau warf die Arme zum Himmel. „Was? Wie?? Tausend Mark hast du verloren? Tausend Mark? Das hätte mir passieren sollen! Was hättest du mir da nickt alles erzählt! Meine ganzen Sünden hättest du mir vor geyalten, von Adam und Eva angefangen! Wie kann man überhaupt etwas verlieren? Da paßt man gefälligst besser auf! Ich habe noch nie etwas verloren." „Doch", wagte Hugo einzuwerfen. „Ich? Was denn?^ „Deinen Schirm." „Einen Schirm für vier Mark vierzig

— das ist auch schon der Rede wert! Uebrigens habe ich ihn wiederbekommen." „Vielleicht bekomme ich mein Geld auch wieder." „So siehst du aus! Gerade dir werden sie deine tausend Mark wiooerbringen! Schön dumm wären die LeMe, wenn sie sie brächten. Wenn ich tausend Mark fände, dächte ich gar nicht daran." „Das wäre purer Diebstahl." „Tausend Mark ist kein Diebstahl mehr. Eine Wurst mausen ist Diebstahl. Oder einen schönen Schirm behalten. Aber so viel Geld finden, das ist gefundenes Geld." Hugo seufzte

: „Ich werde eine anständige Belohnung aussetzen. Zwei hundert Mark dem ehrlichen Finder! Das zieht! Dafür bleibt mancher lieber ehrlich."' Und Hugo ging zur Zeitung, das Inserat aufzugeben. Schon am nächsten Morgen läutete das Telephon. „Ist dort bei Herrn Hugo Moll?" „Ja. Sie wünschen?" „Ich habe das Geld gefunden." „Das Geld? Sie? — Mensch, edler Retter, ehrlicher Finder! Wann kommen Sie?" „Wenn es Ihnen recht ist, bin ich in zehn Minuten bei Ihnen!" „Herrlich! Herzlich willkommen! Ich erwarte Sie, meine Frau macht

uns etn schönes Frühstück und wir trinken eine gute Flasche Wein zusammen. Ich freue mich ja so!" „Schon gut. Ich komme." Strahlend trat Hugo zu ferner Frau. „Was sagst du nun?" Die Frau sagte: „Gott, schließlich ist es ja selbstverständlich, daß man fremdes Geld nicht behält. Das gehört sich einfach, daß man es abgibt!" „Wer weiß? Wenn ich nicht die hohe Belohnung versprochen hätte " „Du willst ihm wirklich die zweihundert Mark geben?", fragte die Frau entsetzt, „wofür denn so viel Geld

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Tiroler Post
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Page 11 of 14
Date: 12.10.1901
Physical description: 14
noch lebte, war es wohl anders gewesen. Margareth erinnerte sich der Zeit noch wohl, Hugo, ihr junger Bruder, dagegen gar nicht. Derselbe war erst zwei Jahre, als die Theure starb, ihm war Schwester Margareth Mutter, Pflegerin und Spielkameradin, ja Alles in Allem gewesen; auch jetzt sehnten sie sich gemeinsam nach der bunten Welt draußen. Dort stand Hugo am Fenster, den blonden Lockenkops gegen die Scheiben gedrückt, sehnsüchtig nach der Schwester ausschauend. Wo blieb sie nur so lange

? Hatte sie nicht versprochen, bald daheim zu sein? O, wenn Margarethe ihn auch vergäße, hielt er es nimmer in dem alten, dunklen Hause aus! Und wie er so dachte, warfen sich seine Lippen trotzig aus und seine Augen füllten sich mit Thränen. Da erklangen hastige Schritte aus dem Hausflur, die Thüre wurde ungestüm aufgerissen. „Hugo, Liebling, wo bist Du? Komm' zu Deiner Margareth, daß sie Dir erzähle, was Gott Liebes an ihr gethan hat." Und zwei zärtliche Arme umschlangen das Kind und trockneten ihm die Thränen

aus den Augen. „Margaretha, was ist's? Warum bleibst Du so lange?" „Ich will's Dir erzählen; nur laß mich erst Hut und Mantel abthun und Feuer im Ofeu machen, daß der Vater seine Suppe. zur Zeit nicht misse. O, und Du hast schon Holz und Kohlen herbeigetragen und den Topf mit frischem Wasser gefüllt? Das ist brav, Hugo, aber dafür soll's Dir gehen, wie dem Hans im Märchen, und Deiner Margareth wie dem Aschenbrödel, — denn denke, lieber Knabe, ein Prinz ist da und will mich ein faches, schlichtes Mädchen

, das nichts ist und nichts hat, zu seiner Prinzessin machen. Schon morgen kommt er und sagl's dem Vater." Hugo starrte seine Schwester an. Er verstand sie nicht, aber bei dem Scheine des Lämpchens, das sie jetzt angezündet hatte, sah er, wie ihre Wangen glühten und ihre Augen strahlten. „O," sagte er, „so ist Dir Herrliches geschehen, aber Mar gareth" — und ängstlich schmiegte er sich an sie an — „Du gehst doch nicht fort und läßt mich hier allein?" „Thörichter Knabe, wie magst Du denken, daß ich Dich ver lassen könnte? Gehören wir zwei

nicht zusammen? Habe ich Dich nicht gepflegt, als Du noch ganz. klein warst, wie eine Mutter ihr Kind? Sieh', so bin ich Dir auch treu als eine solche und nehme Dich mit mir in meinen Zauberpalast." „Aber der Vater wird es nicht leiden." „Doch, denn mein Prinz ist so gut, daß Niemand ihm etwas abschlageu kann, und Du hast ihn auch lieb, gelt, Hugo, ich weiß es." „Aber ich kenne ihn nicht. Der Prinz im Märchen lebt ja nicht wirklich." „Nein, aber mein Prinz, der natürlich weder ein Märchen prinz

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Tiroler Land-Zeitung
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Page 15 of 16
Date: 11.10.1902
Physical description: 16
163 und klagte ihm, daß sich mein Schwager zu sehr anstrenge. — „Das will ich meinen," entgegnete Walther, „Hugo überbürdet sich, er hat drei verschiedene Arbeiten zugleich freiwillig übernommen, die sonst einzeln verteilt sind!" „Weshalb?" fragte ich erstaunt, und Walther zuckte die Achseln: „entweder will er seinen Geist zwingen, nur Geschäftliches zu denken, oder —" .' II „Oder?" drang ich in ihn, natürlich: Gertrud durfte man mit so etwas nicht kommen, das verstand

sie nicht! Es war am Abend desselben Tages, Gertrud hatte sich zur Ruhe begeben. Ich schrieb noch an den Vater, als der Duft sehr starken Kaffees in mein Zimmer drang. „Gewiß regt Hugo seine Nerven auch noch künstlich zur Arbeit an, das kann, das darf nicht sein, er richtet sich zu Grunde," dachte ich, legte die Feder fort und Überlegte, was ich in dieser Angelegenheit tun könne, ohne Hugo i „Ober er will^dreimal 600 Taler extra verdienen!" zudringlich zu erscheinen! War es nicht unrecht

von mir. wenn ich „Wie meinen Sie das?" fragte ich, „Hugo ist doch nicht in mich in Sachen mischte, die eigentlich nur die Frau angingen? Ja, Not?" die Frau! Außergewöhnliche Verhältnisse bedingen außergewöhn- „Ich weiß ja auch nichts näheres," wehrte Walther ab, „ich liche Pflichten, und hier war die Hauptsache das Wohlbefinden genieße schon längst nicht mehr sein ganzes Vertrauen; jedenfalls des Hausherrn! müßte jemand ihn veranlassen, daß er sich mehr Ruhe gönnt!" (Schluß folgt.) „Jemand ihn veranlassen!" Wer war dieser jemand? ich

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Unterinntaler Bote
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Page 19 of 20
Date: 30.03.1912
Physical description: 20
. Während Hugo seinen Kaf- see im Gastzimmer zu sich nahm, ließ Jas min Brülowitsch sich einen Kognak in die Veranda bringen, rollte sich eine Zigarette und befahl dem schwänzelnden Ganymed, beiden Chauffeuren in einem Hinterzimmer nach Wunsch aufzutragen. Dann vertiefte er sich in eine Karte, studierte ein Weilchen das Straßennetz, rollte sich lächelnd eine zweite Zigarette, begab sich nach draußen und wurde nicht wieder gesehen. Als Hugo nach geraumer Zeit den Wunsch äußerte, seine Fahrt fortzusetzen, gab

es unter den Chauffeuren eine bewegte Szene. Der große .Vierzylinder war fort. Man suchte den Fahrgast mit der Geiernase — niemand konnte sagen, wohin er entschwunden war. Man ließ sich telephonisch mit der Stadt verbinden und bekam den Auftrag, die Ver folgung mit dem kleineren Wagen aufzu nehmen — eine Anweisung, der sich Hugo nicht fügen zu müssen glaubte. Er hätte den Wagen zu einer Spazierfahrt gemietet, und nicht zur Verfolgung von Autodieben. Wolle man etwas, dann möge man die Polizei mobil machen. Man wurde

stutzig. Warum weigerte sich - 103 - dieser junge Mann? Würde nicht jeder andere mit Vergnügen eine kleine Hetzfahrt mitgemacht haben? Man tuschelte, man flüsterte. Oh, so war's! Dieser Stutzer trieb ein abgekartetes Spiel! Er war der Komplize des Diebes! Andeutungen fielen, die Hugo aufbrausen ließen und ihn, ehe er sich dessen versah, in eine Keilerei verwickelten, dessen lebhafte Phasen sein genialer Ulster weit weniger gut überstand, wie die Lederkoller der Chauffeure. Nachdem der Wirt

die streitbaren Parteien getrennt hatte, nahm, trotz Hugos lauten Pro testes, einer der Wagenlenker die Spur des Diebes auf, während der andere, gewaltig bewaffnet, nicht von Hugos Seite wich. Eine Viertelstunde später kam der Inhaber der Garage auf einem Renner herangeflitzt und ließ den Ortsschulzen rufen, dem Hugo die Hinterlegung einer Kaution anbot. Kaum aber, daß man die neuen Scheine sah, wurde der allseitig gehegte Verdacht auch schon zur Gewißheit. Und unter sicherer Bedeckung ge leitete man Hugo

aus den Fluren ländlichen Friedens zurück in die verderbte Großstadt, deren Ordnungshütern es inzwischen bekannt geworden war, daß ein Gaunerpaar braven Geschäftsleuten eine empfindliche Lektion er teilt habe. Hugo bestritt leidenschaftlich alle Verdächtig ungen, die man gegen ihn häufte. So wenig es der Versicherung bedurfte, daß seine Scheine echt waren, so wenig hatte er eine Ahnung davon, daß es einen Jasmin Brülowitsch gab, noch, daß dessen abgegriffene Hundertnoten, die man so zuvorkommend

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Tiroler Post
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Page 2 of 12
Date: 22.10.1902
Physical description: 12
und 16 « zeitig, auf meinem Lieblingsplatzs im Garten ein Abendbrot für uns Herrichten zu lassen; als er fort war, erzählte ich Hugo, wie sich bte Sache verhielt, daß wahrscheinlich Gertrud nicht Lust gehabt habe, zu nur zu kommen, und daß ich Walther gleich gebeten hätte, die Notlüge, die er in seiner Freundschaft für uns ersonnen, nicht m Szene zu setzen. — Ich dankte aber auch Hugo für seine Güte. „Konntest du zweifeln, daß ich jeden Augenblick an deiner Seite wäre, wenn du meiner bedürftest? Elisabeth

, weil er mir Lebensglück und Lebenslust geraubt, jetzt bei mir und mein Schwager sei. „Unser Abendbrot ist fertig!" sagte ich, mich um wendend, dann griff ich nach Hut und Tuch und schritt voran in den Garten. — Hugo war tief traurig, und das tat mir leid. Ich wollte ihn trösten, sagte ihm, daß Gertrud sich schon noch besinnen werde, sie sei so jung und verwöhnt usw. Er schüttelte den Kopf: „Der Mensch muß büßen, was er selbst verschuldet — ich war treulos, nun wird es mir wieder vergolten!" Ich sandte noch am selben

Abend einen Boten an Walther,. er war ja nur wenige Meilen von hier, und ich konnte nicht mit Hugo allein sein. Walther kam gegen 9 Uhr am nächsten Morgen an, um 12 Uhr brachte eine Extrapost — — Gertrud! — Die beiden Herren hatten einen Spaziergang nach der Schlucht gemacht, sie traf mich allein. „Elisabeth, sie sind alle falsch!" Damit warf sie sich schluchzend in meine Arme, als wir kaum das Zimmer erreicht hatten. „Was ist geschehen?" drang ich in sie, und sie berichtete unter Weinen und Klagen

extra anrichten. Als wir eben dabei waren, brachte ein Blumenknabe einen Zettel für mich. Hugo hatte, das schöne Wetter benützend, mit Walther eine Partie nach der Koppe unternommen! Das neue Provinzialmujeum in Hannover. zu ihr ins Zimmer, das den Blick über die fernen Berge hat. Ich betete brünstig, der Gott, der Berge versetzen wolle für uns, wenn wir Glauben hätten, möchte die beiden Herzen zu sammenführen, die für's Leben zusammen gehörten! Ich wollte mich freuen an ihrem Glücke

, es sollte mir die Ruhe der Seele bringen, die ich allein für mich noch ersehnte. Ich hatte abge schlossen mit dem Leben, ich wollte nur im Glücke meiner Lieben Freude finden — und weshalb? Die Kirche in Fruttigen mit Doldenhorn und Altels (Berner Oberland). I. . Gertrud war sehr verstimmt und niedergeschlagen, um sie zu zerstreuen, schlug ich ihr einen Gang in die Schlucht vor. Sie schritt wortlos neben mir her und ich nahm mir vor, ihre Stimmung zu benutzen und für Hugo zu sprechen. Ich dachte mir's so schön

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Tiroler Post
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Page 10 of 12
Date: 29.03.1899
Physical description: 12
ein gelber, leichtbekleideter Diener vor ihn und rrchtete in demüthiger Stellung eine Frage an ihn. „Sage, daß ich bereit bin, in einer Stunde auf die Jagd nntzuzieheu. Habt Ihr das Versteck der Bestie gesunden?" „Ja," antwortete der Malaie; „der Tiger, oder es müssen ihrer zwei sein, befindet sich zwei Stunden von hier in einem Wäldchen." Da er weiter'keinen Auftrag erhielt, entfernte er sich wieder, Hugo erhob sich und lehnte sich an einen Baum. Unnennbar düstere Gefühle bewegten seine Brust

mit einer Sendung ans der Heimath ein langes Schreiben erhalten. Er war über glücklich, und doch — von Ottilie fand er ~ f . kein Wort darinnen. Vollkommen konnte . . « aure ' er Karls Schreiben nicht verstehen und ÖeV,mtoe Präsident der französische» Republik. entnahm daraus, daß der eine oder andere Brief verloren gegangen. Karl zeigte ihm seine Verlobung mit Mary an und fragte ihn, ob er denn ewig in Indien bleiben wolle. Hugo schüttelte den Kopf: „Wenn ich nicht bald reise, so bleibe lch allerdings ewig

abgeschlagen, dem guten, hübschen, braven Mann, und der liebt Dich gewiß ganz aufrichtig." „Ich achte ihn," sagte Ottilie, „aber ich kann ihn nicht lieben und glaube überhaupt nicht, daß ich einen Manu werde lieben lernen." . „Otti, Otti!" und Mary drohte mit dem Finger. „Du bist nur unbegreiflich, wie kannst Tu immer noch dem Gedanken an Hugo nachhängen!" Emile Loubet, der neue Präsident der französischen Republik. der Pater hätte Knäblein, das „Sprich nrcht so, Mizi, ich Hab' mich immer bemüht

' Dir die fröhliche Botschaft! Otti, was glaubst Du, daß ich für Nachricht bringe? Aus Hamburg, der Hugo kommt, der Hugo!" Ottilie zuckte zusammen, wie ein ge troffenes Reh, ihr ohnehin bleiches Antlitz überzog tiefe, erschreckende Blässe, und mit der Hand fuhr sie nach ihrem Herzen. Mary stützte sie; doch Ottilie hatte Kraft genug, um wacker auszuhalten. Karl, der eine Neigung Ottiliens ge ahnt hatte, fiel es wie Schuppen von den Angen. Er stand gerührt vor solcher weiblichen Treue. Heute wurde nur von Hugo

gesprochen. Ottilie war glücklich und doch wühlte ein süßer Schmerz in ihrem Herzen. Wo waren die langen, bangen Stunden, die seit jenem Sommer- morgeu verflossen? Hätte Hugo es gewußt, welch' heiße, inbrünstige Gebete zum Himmel drangen, wie sehr die Mutter Gottes war bestürmt worden, daß sie den Glaubenslosen wieder zurückführe zu Christus — hätte er es r ... . . t gewußt, er hätte die wunderbare Fügung begriffen, die chm das kostbarste Gut wiedergebracht. Hugo hatte vollständig würdigen gelernt, welch

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Unterinntaler Bote
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Page 18 of 20
Date: 30.03.1912
Physical description: 20
Unterinirtaler Bote Ich erlaube mir, dem P. T. Publikum höflich bekannt zu geben, daß ich nun meine 1 - 102 - Erlar bestrenomm !l|illl= angegliederi So l gute Ware l befleißigen, Beson töz>fen, in Steingut Größen i Fehle. Töpfe in al Gleich Schuhlager schiedener A schuhe in al Um z, Da ft die Nr in kur, Annon nommr ftige si liugo 5everin5 ssrüblings- üventiure. Humoreske von neuen und alten Hundert markscheinen von I. Ehlers. (Nachdruck verboten.) Hugo Severin war einer jener jungen Leute

, dem zuliebe sie die Juwelier- und Blumen läden plündern.. Ich lasse Monat für Mo nat mein Bankkonto vergrößern, was mir ein gewisses Anrecht auf eine Selbstbelohnung gibt. Denken wir einmal nach, wie das am besten zu machen ist!" Als Hugo gedankenvoll sein freundliches Junggesellenheim durchmaß, entdeckte er von ungefähr an seinem Spiegelbilde, daß der Schnitt seines Rockes ein wenig mehr den neueren Ansprüchen genügen könne. Da sein Leibschneider nahebei wohnte, sprang er so gleich zu ihm hinauf, ließ

sich die kürzlich angelangten Frühjahrsstofse zeigen, entschied sich für ein sehr nobles Dessin und gab der Einfachheit halber sogleich einen trefflichen Ulster mit in Auftrag. Heimwärts schreitend, um sich einer wohl verdienten Muße hinzugeben, fand er bei einem Fehltritt vom Trottoir, daß seine Fuß bekleidung fraglos neuer sein könne. War nicht kürzlich eine englische Form heraus gekommen, um die sich die Leute rissen? Man durfte sie ^ich schon erlauben! Ganz befriedigt setzte sich Hugo daheim in die Sofaecke

Tagen — er hatte seinen freien Nachmittag — ging Hugo Severin an den Schalter des Lotteriekontors, zeigte sein Los vor und empfing prompt das fällige Geld, und zwar in sieben Hundert markscheinen und fünfzehn Doppelkronen. Während sein Auge und Ohr sich an dem Glanz und dem Klange des roten Goldes erfreute, wollten die blauen Scheine ihm we niger gefallen. Als man ihm aber erklärte, daß die befremdlich bunt bedruckten Blätter Repräsentanten einer von der Neichsschulden- verwaltung beliebten neuen

der Herr, dem eine starke Geiernase im oliv- farbenen Gesicht stand, abzuweichen schien, da er dem Tun und Lassen des jungen Man nes zwar unauffällig, aber mit verhaltenem Lauern in den unruhigen Augen folgte. Nach einem längeren Spaziergang, den Hugo sich durch einen unschuldigen Flirt an genehm versüßte, empfand er das Bedürfnis, dem schönen Tage ein anständiges Rauchopfer zu bringen. Er betrat einen Tabakladen, ließ sich Importen zeigen und stellte schließ lich ein paar Kistchen beiseite. Dann bat

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Tiroler Land-Zeitung
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Page 23 of 24
Date: 20.09.1902
Physical description: 24
151 Elisabeth," sagte er traurig, ich wollte ihr all' die Schätze zeigen, deren Italien so viele besitzt, und die mich als Jüngling so innig begeisterten. Ich wollte mit ihr alles noch einmal und doppelt ge nießen, Mn drängt sie, sie wolle Menschen, nicht langweilige Stein- figuren und Bilder sehen!" „Du mußt (seit diesem Mittag dutzen wir uns) aber jetzt auf deinem Willen bestehen, Hugo," entgegnete ich, „nicht allein, um deine Manneswürde aufrecht zu erhalten, sondern auch um Ger truds willen

, sie hat genug getanzt und geschwärmt, Ruhe wird ihr gut tun!" ! *j Hugo wollte noch etwas entgegnen, da stand aber Gertrud neben ihm, sie legte schmeichelnd den Arm um seinen Nacken und flüsterte: „Komm, mein Herz, der Wagen wartet!" Und Hugo war besiegt, ich wußte es damals schon, ehe zwei Tage darauf ein Telegramm ankam mit den Worten: Elegante Gesellschaftstoiletten u. s. w. sofort nach Rom schicken. *1 > j Hotel Hugo. Ende Januar. Die gewünschten Sachen sind fort. Gertrud hat wie der ihren Willen

machen würde. Es schien jedoch, als sei die junge Frau von der Reise sc erschöpft, daß sie überhaupt nicht viel bemerke, denn selbst ihr Gruß, den sie für uns hatte, schien mir sehr flüchtig. Vater war so beglückt, sein schönes Kind wieder zu haben, daß er nichts weiter um sich her bemerkte, er reichte Gertrud den Arm und führte sie den Perron entlang, Hugo und mir es überlassend, ob wir ihm folgen wollten. Ich schickte mich denn auch an, dies zu tun, als Stern, meine Hand ergreifend, wie es mir schien

, daß Ihr es auf der Reise nie wäret. Gertrud wird Tags über ihre Häus lichkeit haben, du deinen Beruf, um tüchtig zu schaffen, abends werdet Ihr dann eines dem anderen zu berichten haben, am trau lichen Teetisch! Gertrud muß sofort ihr Hausfrauenamt antreten. Damit sie nichts daran hin dert, wohnen Papa und ich auch jetzt im Gasthause!" „Gertrud ist leidend!" wollte mich Hugo noch ein mal bereden; aber ich über hörte die Bitte, die in den Worten lag, und erwider te: „Ruhe wird ihr gut tun!" Und da standen

ist, kommt nicht in Betracht; daß er aber be reits da ist, ist mir ganz recht, du enthebst mich da durch der Unbequemlichkeit, mir erst einen besorgen zu lassen!" Hugo tat es offenbar leid, daß des Vaters freund liche Absicht so wenig Aner kennung fand, er ergriff da her die schlanke Hand seiner Gattin und sagte lächelnd: „Schätzchen, du vergissest aber, daß der eigene Diener überhaupt nicht auf unserer Haus ordnung stand! " „Hausordnung?" fragte Gertrud, „ich hatte noch keine auf- gestellt

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Tiroler Post
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Page 1 of 12
Date: 22.10.1902
Physical description: 12
entschlossen, stand ich aus, ging hinüber und klopfte an die Tür zum Arbeitszimmer meines Schwagers. Offenbar hatte er jemand anders erwartet, er blickte erfreut auf, um dann nur er staunt zu fragen: „Ist Gertrud etwas zugeftoßen?" „Nein," sagte ich so ruhig, als es das heftige Klopfen meines Herzens zuließ, „aber ich stehe hier an Stelle meiner Schwester, im Namen deiner Frau!" Er sah mich fragend an, und ich fuhr fort: „Hugo, du darfst nicht allabendlich so lange arbeiten, du darfst nicht deine Nerven

, und ich begann wieder — „Hugo, du hast Pflichten gegen dein Weib!" „Eben deshalb arbeite ich," entgegnete er ruhig, dann, wie in plötzlichem Entschlüsse, wies er auf einen Lehnstuhl neben seinem Arbeitstische — „nimm Platz, Elisabeth, du sollst alles wissen, du bist ja verschwiegen!" Und dann erzählte er, wie es ihn nimmer und nimmer losgelassen habe, das Wort, das einst Gertrud in unüberlegter Heftigkeit zu ihm gesagt: „Wenn ein Mann für seine Frau keine Opfer bringen könne, habe er auch keine Liebe

für sie!" — Nun habe Gertrud auf ihren Reisen mit Neuvilles weit mehr ausgegeben, als sie besessen, er habe zufällig die Rechnungen auf ihrem Schreibtische gefunden, habe sich Summen und Adressen notiert und wolle allmählich die Schuld decken. „Würde es aber nicht richtig 'sein, Hugo," warf ich ein, „du gingest zu Gertrud und sagtest ihr: „Sieh', mein Kind, ich weiß, dich drücken Sorgen, lasse sie uns gemeinsam tragen und suchen, los zu werden!" — „Nein, nein," unterbrach er mich heftig, „sie würde sich be schämt fühlen

, ich besaß ja seit 14 Tagen freie Disposition über mein mütterliches Erbe. Juni. Wieder ist es Sommer. Ich bin hier im schlesischen Gebirge in dem kleinen Dorfe G., wo ich schon einmal war, ehe Gertrud sich verlobte. ' . > ! Illl Wie kurze Zeit liegt dazwischen, was hat sie alles gebracht! Kaum läßt es sich ausdenken, was alles geschehen. Ich hatte mich damals mit meinem Freunde Walther in Ver bindung gesetzt, er ist treu und gut. Die Rechnungen hatte ich bezahlt, aber Hugo mußte geschont werden. Walther

wirkte es aus, daß meinem Schwager die Ertraarbeiten entzogen wurden; sie sollten hinfort solchen Beamten übergeben werden, denen eine Zu lage not täte, hatte man ihm gesagt. Gertrud war froh, „die kleinen Rechnungen" los zu sein, das „Wie" war ihr gleich. Als ich ihr ganz im Geheimen anvertraute, wie fürsorglich sich Hugo benommen, errötete sie zwar tief, zuckte aber nur die Achseln. Ich war denn bald abgereist, Gertrud war be deutend wohler, und ich hoffte, wenn diese beiden allein

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