Dorf- und Talchronik.- (Heimatbuch Gossensaß und Pflersch mit den Weilern Giggelberg und Pontigl ; 2)
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Author:
Kofler, Harald / [Hrsg.: Marktgemeinde Brenner. Gesamtkoordination: Harald Kofler]
Place:
Brixen
Publisher:
Athesiadr.
Physical description:
244 S. : zahlr. Ill., Kt.
Language:
Deutsch
Subject heading:
g.Gossensaß ; s.Heimatkunde<br>g.Pflersch ; s.Heimatkunde
Location mark:
II 223.356/2
Intern ID:
403252
, was dem Gossensasser Tourismus zugute kam, da dort die italienischen Gäste dominierten. Ein Rest von Tourismus blieb auch noch nach dem Aus bruch des zweiten großen Völkerringens. Die Versorgungslage verschlechterte sich kaum. Noch 1941 waren einige Hotels relativ gut besetzt. Doch dann änderte sich die Situation. 1942 hörte auch der Fremdenverkehr auf. Er kam während der „Operationszone Alpen vorland (OZAV)"völlig zum erliegen. Die ersten Verwundeten trafen von der Front ein. Das Palasthotel und das Hotel Gudrun
in Gossensaß wurden wieder Lazarette, wenn auch kurz vor Ende des Krieges. Schlagartig veränderte sich die Lage wieder, als Italien aus der Kriegs allianz mit Hitler austrat. Im September 1943 marschierten deutsche Truppen, unterstützt von Panzereinheiten, über den Brenner und besetzten auch Gossensaß. Das freundliche Ver hältnis mit den Italienern war beendet. Die örtlichen Hotels wurden nun für die Unter bringung der deutschen Waffengattungen beschlagnahmt. Im Hotel Europa quartierte sich die deutsche
gerne im kühlen Alpenklima nahe der Stubaier Gletscher im Pflerschtal. Er entfloh der Hitze der italienischen Großstädte. So blühte vorerst der Sommertourismus in Gossensaß wieder auf. Die Gäste aus dem Süden kamen bis in die 60er-Jahre nach wie vor mit der Eisenbahn - Gossensaß war Schnellzug- Haltestation - und wurden am Bahnhof von den Portiers in Livree abgeholt. Die Hotels und Pensionen füllten sich vor allem in den Monaten Juli und August. Es gab wieder interna tionale Tennisturniere
auf den Tennisplätzen des Palasthotels und in der Wandelhalle des Ex-Grandhotels Gröbner, Sommerfeste mit Umzügen und Unterhaltungsspielen wie Glücks topf, Baumgehen, Flaschenfischen und anderes mehr. Eine große Belastung für den Fremdenverkehr im Brennerraum und in Gossensaß wurde allmählich der aufkommende Reiseverkehr. Vor allem die LKWs, die Gossensaß durch queren mussten, brachten Motorenlärm in den Marktflecken, wo viele Hotels und Gasthöfe direkt an der Brennerstraße liegen. Vorbei war das Promenieren
der Gäste auf der einstigen Postreichsstraße, heute Romstraße zu ihren Beherbergungsbetrieben. Diese Verkehrsader, einst anziehender Wirtschaftsfaktor, wurde zum Hauptverursacher des touristischen Niedergangs in Gossensaß selbst. Dazu kam, dass die Gäste nun eher kleinere Pensionen den großen Hotels vorzogen. Oft waren im Palasthotel am Anfang der Saison zum Beispiel, mehr Personal als Gäste zu sehen. Dies und die Verkehrsbelastung bewogen die Besitzer,