Gebet. Und was lehrte sie der Heiland beten? Ihr wißt es vielleicht alle schon. Es ist das uns allen geläufigste Gebet, das schönste und einfachste auch, das Vaterunser. „So sollt ihr beten", sprach der Heiland und betete den Aposteln vor: Vater unser, der du bist in dem Himmel usw. Und seitdem haben es hunderte von Millionen Christen gebetet. Der Herr hat es ja nicht für die Apostel allein vorgebetet, sondern für alle Menschen, die er zu seinem Reiche berufen. Es ist ein Gebet, das alles umschließt
: Gott und die Menschen, Himmel und Erde, Zeitliches und Ewiges, dazu ein Gebet so einfach und doch unerschöpflich an Inhalt, ein Gebet, das uns lehrt, wahrhaft demütig zu sein und doch wieder erhebend wirkt auf Geist und Herz, letzteres freilich nur dann, wenn es aus dem Her zen kommt, nicht bloß von den Lippen, wenn es mit Ehrfurcht vor dem höchsten Herrn, mit Andacht gebe tet wird, nicht bei gedankenlosem, hastigem Herab leiern. Im Vaterunser werden wir belehrt, daß wir darauf bedacht sein sollen
, zuerst aus Gottes Verherrlichung bedacht zu fein und erst dann an uns selbst zu denken, nicht umgekehrt, wie es die meisten Menschen machen. Wenn ein Mensch seines gleichen um eine Gabe bittet, schickt er eine Anrede voraus. So soll es auch dem Herrgott gegenüber ge schehen, wie der Heiland es selbst gelehrt, und zwar mit den Worten: Vater unser, der du bist in dem Himmel. Diese Anrede enthält zudem eine zweifache Beleh rung, einmal die, daß, wenn Gott unser Vater ist, wir seine Kinder
erdetet, errungen, erkämpft werden. „Das Himmel reich leidet Gewalt, und nur die Gewalt brauchen, reißen es an sich." Auch die dritte Bitte des Vaterunser hat die Verherrlichung, den Dienst Gottes, zum Ge genstände. Wir beten: Dein Wille geschehe, wie im Himmel, also auch ans Erden. Wie im Himmel. Im Himmel wird Gottes Wille, wie die Hl. Schrift uns belehrt, schnell und freudig er füllt, ohne irgend einen Vorbehalt. So also soll der Mensch ihn auf Erden erfüllen, ohne mit Gott zu ha- GEWASCHEN* dern
. Die Heiligen haben das gut erkannt. Wir sehen das freilich nicht immer so leicht ein. besonders in Stunden des Leidens und der Trübsal nicht. Die Heiligen haben alle in solchen Stunden mit dem Herrn am Oelberg gebetet: Nicht mein, sondern dein Wille geschehe. Sie waren eben glaubensstark und voll kindlichen Vertrauens auf Gott und wandten ihren Blick auf das Kreuz des Herrn und auf das Ewige und beteten um Kraft und Stärke. Sie haderten nicht mit Gott, sagten nicht: Wenn es einen gerechten Gott im Himmel