, das einer Bildsäule gleich an der To desstätte stand. „Sie haben mich gerufen, um mich zu ver derben! Der gütige Vater im Himmel hat die ses schlimme Vorhaben aber zu einem Akte der Barmherzigkeit gegenüber ihrem Manne be nützte" Die Geige. Heinrich Grell, ein junger Mmn ohne Berus, aus Neigung Faulenzer, mit einem Herzen das ohne Falsch und mit einein Gemüt, das voller Gelassenheit und Ruhe war — Heinrich Gietl saß in einem tvacke- ligen Sessel, dem einzigen, den sein Zimmer twch auf- wies, freute
sich, daß die Sonne so ivarm schien und war im übrigen elegischen Betrachtungen hingegeben, darüber etwa, daß das Haus Rothschild über Millio nen verfügte, während er selbst sich vergeblich nach einem Nachmittagkaffee sehnte, der genau jene zwan zig Pfennige kostete, die ihm fehlten, — Heinrich Gietl also saß ahnungslos in seinem wackliMi Sessel, als es erst einmal, dann ein zweitesmal leise an seine Tür klopfte. Auf sein „Herein!" öffnet sich die Tür ein wenig und in ihrer Spalte erschien, vorsichtig vorgebeugt
, ein Harmlos lächewdes Gesicht. Dem Gesicht folgte ein Oberkörper, dem Oberkörper ein paar unwahrschein lich krnge Beine. Bis am Ende ein magerer, glatz köpfiger, glatt rasierter Mann im Zimmer stand, sich devot verbeugte und flüsterte: »Ich habe Geigen." „Wie nett," dachte Heinrich Gietl, „er hat Gei gen." „Vorzügliche, alte, wertvolle Geigen," wieder holte der Mann, „zum Beispiel diese". Er hatte mt§ irgendeinem geheimnisvollen Ver steck eine Geige hervorgezogen. Eine Geige aus rot braunem Holz, nett
lackiert, mit frischen Saiten, fun kelnagelneu und sauber. Ganz unmotiviert legte er sie an die Schulter, suchte mit einem Rucke des Kopfes jene Haare zu- rückzuwerfen, die nicht da waren, und geigte: „Ja, das haben die Mädchen so gerne . . «" „Warum nicht?" dachte Heinrich Gietl, der aus Prinzip keinen Spaß verdarb. Und er nickte dem langen Manne beifällig zu, lächelte und rieb sich vergnügt die Hände. ab, Da aber setzte der lange Mann plötzlich machte eme wichtige Miene und sagte: „Diese Geige muffen
Sie kaufen!" H „So, so," lachte Heinrich Gietl. Und gutmütig zwinkerte er mit den Augen und wies auf seine leeren Taschen hin. „Kein Geld?" fragte der lange Mann in väter lichem Tone. „Das tut nichts. Sie haben Kredit." Damit hatte er auch schon ein Notizbuch aus der Tasche gezogen und ein blaues Pauspapier zwischen die Seiten gelegt. Indem er gleichzeitig schrieb, sagte er: „Ich notiere: eine Geige mit Kasten aus prima Fichtenholz, lackiert, mit Patenverschluß zum Preise von 270 Mark, zahlbar