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Der Arbeiter
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Page 11 of 12
Date: 28.09.1913
Physical description: 12
lich darauf gespannt, was eüva weiter folgen würde. % Drei Wochen hindurch geschah nichts. : Zu Anfang der vierten Woche klopfte es wieder an die Türe seines Zimmers und diesmal tvar es ein Mann in Uniform, der zu Besuch kam. 7,, „Kuhlke, Gerichtsvollzieher," stellte er sich vor. W „Sehr erfreut," lächelte Heinrich Gietl. ? «Ich habe den Auftrag, Sie zu pfänden," äußerte Herr Kuhlke etwas barsch. „Zu pfänden? ... Wie macht man das?" gab Heinrich Gietl mit ruhiger Freundlichkeit zurück. I Herr

Kuhlke sah sich um. E Er hatte damit wahrlich nicht allzu lange zu tun und er wandte sich, als er fertig ivar, einigermaßen betroffen an Heinrich Gietl: „Ist das alles?" fragte er, auf die vier alten Möbelstücke deutend. „Alles," beteuerte treuherzig Heinrich Gietl. 4 ? Herr Kuhlke kraute sich verlegen am Ohr. '< „Ja, dann," meinte er gedehnt, „dann nrachen wir schnell das Protokoll." Und Heinrich Gietl tvar aufmerksam genug, ihm feinen wackligen Stuhl anzubieten und zum Abtrock nen des nassen

immerhin ztvanzig Mark gezahlt ha ben würde. Im Grunde war Heinrich Gietl von nun an tief traurig. Kam nicht eine gewisse Oede in sein Dasein, nach dem nun weder die Firma Zubeil u. Hegenleger mehr Mahnbriefe schreiben würde, noch auch fernerhin der Besuch des dicken Herrn Kuhlke zu erwarten war? , Aber der liebe Gott meinte es gut mit Heinrich Gietl und schickte ihm eine Ueberraschung. Ungefähr vierzehn Tage nach seiner erfolglosen Pfändung erhielt Heinrich Gietl von der Firma Zu beil u. Hegenleger

wieder einen Brief. „Lieber Herr," schrieben Zubeil u. Hegenleger, „wenn Sie glauben, daß unsere Mittel Ihnen gegen-, über erschöpft sind, so täuschen Sie sich! Schon in hm nächsten Tagen werden wir, beantragen, daß Ihnen das Gericht, den Offenbarungseid abnimmt. Ver- weigern Sie ihn, dann lassen wir Sie einsperren. Sir haben dann sechs Monate Zeit, in Ruhe darüber nach, zudenken, ob es am Ende nicht doch besser ist, Geigen, die man kauft, auch zu bezahlen." „Wie sonderbar," dachte Heinrich Gietl und halte

vor Ueberraschung einen roten Kops. Ein Offenbarungseid — tvas tvar das? . Ein Freund, der ihn schon des öfteren geleistek hatte, klärte Heinrich Gietl darüber auf: es war das eidliche Bekenntnis des vorhandenen Vermögens. „Und tvenn man ihn nicht schwört, dann —" ■ ; „Wird man eingesperrt," bestätigte der Freund; I „Und wird verpflegt?" l .„Gewiß." l „Und hat es warm?" - - „Jawohl." „Und kann rauchen, lesen, schreiben?" „Alles." „Und alles umsonst?" „Auf Kosten des Gläubigers, der die Hast be antragt

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Kitzbüheler Bezirks-Bote
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Page 6 of 16
Date: 24.09.1911
Physical description: 16
beständig auf und ab? War das der Michel, der da alles aus kramte, was im Felde passiert war? Heinrich hatte bei dem Gedanken etwas wie eine Empfindung von Unwillen — er selbst wollte das offenbaren, was ihm seine volle Ehre vor aller Augen wiedergab, wenn auch von dem Groß vater und dem Büschen niemals an dieser Ehre gezweifelt worden war. Im voraus schon weidete er sich an der Freude, welche die beiden alten Leute bei seiner Eröffnung empfinden mußten und malte sich mit innerlichem Entzücken

— der Hellberger glaabt's aach nit mehr — deswege' is er do!" Adam Hellberger hatte schweigend zur Seite gestanden, als wolle er die Gefühlsergüsse der Wiedervereinigten nicht stören. Jetzt, als sein Name genannt worden war, trat er auf den jungen Schmied zu, der sich langsam aus den Armen des Großvaters löste und bot ihm die Hand. „Heinrich," sagte er dabei einfach, „ich Hab' dir unrecht getan — trag mir's nit nooch!" Und als Heinrich, immer noch befremdet über die Anwesenheit von Janchens Vater

, einen Augenblick zögernd stand, fuhr dieser fort: „Der Schein trügt, Heinrich — des is e' wohr' Sprichwort! Ich hab's erfahr'n, un' ich" — hier schlug sich der Sprechende mit der Hand auf die Brust — „ich bin nit der Mann, der sich uff en Irrtum versteift, wenn er ihn eingesehe' Hot! Deswege' sag' ich dir: So wenig, wie dein braver Vatter en Dieb gewese' is, so wenig kannst du gestohle' hawe', un' wenn's die ganz Welt behaupt'— ich glaab's nit! Is dir des genug, un' willst du mir jetzt die Hand gewe

'?" „Des is e' Wort, Hellberger — des is e' Wort!" rief Heinrich aufjubelnd und faßte mit festem Druck die Hand des vor ihm Stehenden. „Domit macht Ihr alles gut — alles! Un' jetzt, noochdem Ihr mir mei' Ehr' widdergebt, noochdem Euer Janche' mir gesagt hot, daß sie fest an mei' Unschuld glaubt, ohne daß Ihr en Beweis for die Unschuld habt — jetzt will ich Euch aach de' leiseste Zweifel nemme'! Do — lest!" Damit hatte er ein Schriftstück aus der Tasche ge zogen und reichte dasselbe dem Bauern, der es entfaltete

, und nachdem er gelesen, in grenzenloser Ueberraschung das Papier sinken ließ. „So klärt sich die Sach' uff — der is es gewese'?" entfuhr es ihm. „Awer, Vatter, dann lest doch!" rief da Janchen, die in atemloser Spannung dem Vorgang gefolgt war und jetzt den Versuch machte, dem Vater das Schriftstück aus der Hand zu nehmen. Mit einer abwehrenden Handbewegung trat Adam Hellberger einen Schritt zurück, nahm das Blatt mit beiden Händen und sagte: „Hört zu!" Dann las er: „Auf Anstehen des Füsiliers Heinrich

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Alpenrosen
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Page 4 of 4
Date: 20.11.1915
Physical description: 4
188 ist. Die Beichte konntest du mir längst ad le gen!" Sie nahm ihn am Kopfe und küßte ihn leidenschaftlich. „Na, nun sage mir auch, wer sie ist!" „Lore heißt sie!" entgegnete er und setzte nnc entschuldigend hinzu: „Ich kannte dich ja damals natürlich noch nicht und begreife das heute überhaupt selbst nicht mehr. Aber das enge Beisammenwoh- neu, das Aufeinanderangewiesensein und die Langeweile..." „Ist schon gut, Heinrich! Was ist weiter dabei! Aber nun fürchtest du dich davor

ich, daß ..." „Nun?" „Daß sie mich sogar am Bahnhose er wartet. Du mußt bedenken, daß sich in so 'nein Neste die Ankunft Fremder schnell her- umspricht. Und ich kann ihr's nicht ein mal verdenken, wenn sie da ist. Sie er wartet doch in mir den unverheirateten Mann." „Und den Bräutigam! Haha! lachte Irene. „Bitte lache nicht über das arme Ding! Ich fühle mich entschieden iin Unrecht!" „'Aber lieber Heinrich, so nimm doch die Sache nicht so schwer. Solche Dinge pas sieren doch täglich. Ich könnte dir ein Dutzend meiner Freundinnen

fuhr in Bergeshofen ein. Das junge Paar entstieg dem Kupee. Auf den: Bahnhose standen einige Ein heimische, welche Heinrich flüchtig grüßte, in dem er mit seiner jungen Frau möglichst schnell dem Perron zuschritt. Hier stand — etwas zur Seite — ein liebliches Mädel. Es hielt einen Strauß Alpenrosen in der gebräunten Hand, die vor freudiger Erregung leicht zitterte, als es Heinrich erblickte. Nun flog die Kleine in Urwüchsiger Frische auf beit Geliebten zu. „Guten Tag, Heinrich!" „Guten Tag, liebe

doch — mitunter ganz — anders, als wir Menschen — es gewollt — haben!" Seine Stimme zitterte. Lore sah ihn erschrocken an. „Was denn, Heinrich? Ich verstehe dich nicht!" Sie sah die fremde Dame, die am Perron ungeduldig wartete. „Heinrich!" Sie schien plötzlich zu begreifen. Es klang anklagend. „Lore, sei vernünftig. Wir hätten es doch nicht wagen können, zusammen. Sieh, wir Großstadtleute sind doch so ganz anders, als ihr vom Lande. Wir wären nur un glücklich geworden!" Eine jähe Blässe überzog das Gesicht

des armen Kindes. Ein Augenblick schien Lore zu taumeln. Der junge Mann legte schnell seinen Arm um ihre Hüfte. „Heinrich!" rief Irene scharf und be fehlend. Sie trat zu den beiden. „Ist sie das?" fragte sie schneidend. „Irene, ich bitte dich!" flehte Heinrich. Sie führte mit überhebender Kälte ihr Lorgnon an die Augen und musterte das arme Geschöpf von oben bis unten. „Ich dächte, mein Fräulein, die Begrüßung mit meinem Galten hätte nun lange genug gedauert!" setzte sie eisig hinzu. „Adieu

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Kitzbüheler Bezirks-Bote
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Page 5 of 16
Date: 24.09.1911
Physical description: 16
Deilsge zum ♦♦Uri&bubelcr Bote. Nedaktios. Druck und Verlag der Kgl. Bayer. Hofbuchdnrckerei von Gebrüder Das böse Wort. Eine Bauerngeschichte aus dem Taunus von Fritz Ritzel. (Schluß.) (Nachdruck verboten.) „Jauche'," rief Heinrich mit aufstrahlendein Blick, indem er die Hand des Mädchens erfaßte, „du glaabst an mich, ohne daß ich's dir beweise, daß ich unschuldig bin? Aus dir selbst heraus, Jauche', glaabst du, daß nur der Schein gege' mich war? Sag' mir's noch emol —, sag' mir's noch emol

—, dann is des böse Wort vergebe' un' vergesse'!" „Trag' mir's nit nooch, Heinrich — an dei' Unschuld glaab' ich, so fest wie ich an unfern liebe' Herrgott glaab!" In überströmendem Jubel zog Heinrich die Geliebte an die Brust und bedeckte ihr tränen feuchtes Gesicht mit Küssen. Lange hielten sie sich umschlungen; in dem seligen Ge fühle, daß sich ihre Herzen wiedergefun den, versagten ihnen die Worte; das Leid ihrer Seelen war ausgelöscht, und von rosigem Schimmer umwoben, wie ihn eben das scheidende

Tagesgestirn über den pfingstgrünen Wald ergoß, sahen ihre wonnetrunkenen inneren Blicke die Zukunft. Als sie dann Hand in Hand durch den dämmernden Wald nach dem Dorfe schritten, da erzählte Janchen dem Geliebten unter Freudentränen, wie die Unschuld seines Vaters an das Tageslicht gekommen war und wie ihr Vater von der Stunde an, in welcher er den Brief aus Amerika erhalten, darauf schwöre, daß auch er, Heinrich, sich jenes Diebstahls nicht schuldig gemacht habe, wenn auch der Schein wider ihn sei

. Mit glückseligem Lächeln hörte der Bursche zu. Wenn aber Janchen ihn dringend bat, ihr zu erzählen, was er mit seiner Aeußerung von vorhin gemeint habe, daß etwas geschehen sei, wovon ihr Bruder Peter und die anderen Burschen nichts wüßten, und dabei wiederholt, als ahne sie die Wahrheit, den Namen Hannes Gerber- erwähnte, dann umfaßte Heinrich zärtlich ihre schlanke Gestalt und erwiderte: „Du sollst alles wisse', Jauche' — awer erst will ich sehe', ob dein Vatter aach so an mich glaabt

, wie du!" Nur ein fahler Schein des Tageslichtes lag noch über fc*** waldigen Rücken der westlichen Berge, als sie das Dorf erreicht hatten. Aus dem Gasthause zum „Löwen< tönte immer noch Musik, Gesang und der helle Jubel der dort ver sammelten, festlich gestimmten Gäste. Aus den Fenstern neben der Schmiede schimmerte ein Licht schein — wahrschein lich saßen dorten der Großvater Heinrichs und das Büschen und bestürmten Michel, beu Gesellen, mit Fragen, wo Heinrich denn so lange bliebe. Die guten Seelen! Wie warm

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Kitzbüheler Bezirks-Bote
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Page 5 of 16
Date: 10.09.1911
Physical description: 16
Nr. 37. „Kitzbüheler Bote" Deilsge zum ».Iku'tzbübeler Este." Aedaktiou. Druck und Verlag der Kgl. Bayer. Hofducrwruckere» von Gebrüder Reiche! in Augsburg. Das vsse Wart. Eine Bauerngeschichte aus dem Taunus von Fritz Ritzel. (4. Fortsetzung.) (Nachdruck verboten.) Zu Hause raffte sich Heinrich gewaltsam empor. Den Schimpf, welchen jene beiden seinem toten Vater angetan, den sollten sie büßen, das schwor er sich zu — der Groß vater mußte ihm Aufklärung geben! Als dann das Klingkling

aus der Werkstätte tonte, als Michel, der Geselle, ihm mit fröhlichem Antlitz ent- gegentrat und stolz auf einen Haufen Hufeisen wies, die derfleißige Bursche während der Ab wesenheit des Mei sters geschmiedet, da wurde es in Heinrich ruhiger. Da war doch einer, der anscheinend an ihn glaubte! War er auch nur ein armer Sch mied e- gesclle, der Michel, seinBeuehmenhat- te sich seit jenem verhängnisvollen Tage nicht im ge- riugsterr verändert, im Gegenteil sprach etwas aus dem Wesen des Bur schen

, als wollte er sagen :auf den Mei ster laß ich nichts kommen! Wie wohl tat Heinrich jetzt der freundliche Gruß seines Untergebe nen. Unwillkürlich streckte er ihm die Rechte hin, und Michel erwiderte deren Druck mit eurer Energie, daß jeder andere unter der Schmiedefaust laut aufgeschrien hätte — für Heinrich war der herzhafte Druck in seiner jetzigen Gemütsstimmung eine wahre Wohltat, und unwillkürlich entfuhr es ihm: „Michel, ich dank' dir!" — Michel und der Lehrbube hatten die Kuh ausgespannl

, waren zum Abendessen gekommen, und Heinrich, der fast keinen Bissen angerührt hatte, saß, nachdem die beiden gegarrgen, mit dem Großvater und dem Büschen allein in der Wohnstube. Das Herz klopfte ihm zum Zerspringen. Kaum hatte die alte Frau den Tisch ab geräumt und war hinter der nach der Küche zu führenden Türe verschwun- den, da wandte er sich an den Groß vater, der eben be dächtig einem auf der Kommode ste henden Becher einen Fidibus ent nahm und langsam zur Küche ging, um sich Feuer zu holen, denn der alte

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Außferner Zeitung
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Page 25 of 28
Date: 26.07.1913
Physical description: 28
nichts wissen; er machte sich vielmehr auf zum Reichstag nach Augsburg. Auf der Reise dorthin erfuhr er, daß der Kaiser in der Lombardei angekommen sei. Heinrich hatte dem Papste zwar Mitteilen lassen, daß er als Büßer komme- allein er hatte sein Versprechen zu oft gebrochen, um beim Papste Vertrauen zu finden. Gregor begab sich in das Schloß Canossa. Als der Kaiser kam, ließ ihn der Papst nicht vor, viel mehr verlangte dieser von ihm für ungeheure Frevel auch eine strenge Buße

. Nur in die zweite Ringmauer des Schlosses wurde er zugelassen, und hier mußte er drei Tage bar fuß und im Bü- ßergewande vor der Pforte stehen, ehe er Verzeihung er hielt. Daß ein solcher Mann, wieGregor, viele Feinde hatte, ist begreiflich. Seine Anhänger aber mußten Gregor um so höher schätzen. ^ Die deutschen Kirsten hatten sich aber mit die ser Buße Hein richs IV. nicht zufrieden gegeben Cin „heim für flrbejt« in London Sie wählten deshalb den Herzog Rudolph von Schwaben zum Kaiser. Heinrich dagegen

sammelte jetzt die italienischen und deutschen Gegner des Papstes um sich, unter denen sich viele iin Banne lebende pischofe befanden. Durch diesen großen Anhang wieder übermütig geworden, ließ Heinrich abermals das Abfetzungs- urteil über Gregor sprechen und ernannte den Erzbischof von Ravenna Zum Papste, der sich Cle mens III. nannte. Um diesen Gegen- bapst einzu sehen, zog er uach Italien und belagerte die Stadt Rom, brauchte aber nicht we niger als drei hahre, um die selbe einzu- uehmen. Papst

auf dem flugplaße bei flfpern. heiligen und reinsten Geistes. In späterer Zeit hat ihn ein Protestantischer Geschichtsschreiber „die Seele und das Ge wissen seines Jahrhunderts" genannt. Die Kirche hat ihn unter die Zahl der Heiligen ausgenommen. Gregor VII. hatte vor seinem Abzug von Rom noch ein mal deii Bann über Heinrich A V. und den von ihm auf gestellten Gegenpapst allsgesprochen. An beiden rächte sich auch der Bann strahl. Cle mens III. hielt sich zwar eine zeitlang in Rolli auf, aber er konnte

sich keine Anerkennung verschaffen. Er mußte froh sein, wieder in sein Bistum Ra venna zurück kehren zu kön nen, nachdem er eidlich auf alle Befugnisse eines Papstes verzich tet hatte. Auch über Heinrich IV. blieb, wie schon bemerkt, das Strafgericht nicht aus. Seine beiden Söhne Konrad und Heinrich fielen von ihm ab, trotzdem er letzr teren schon zum .. rr . * .. König hatte Wahlen und krönen lassen. Da auch seine Gemahlin schon frlrher sich von ihm wegen seines lasterhaften Lebenswandels getrennt

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Der Arbeiter
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Page 12 of 12
Date: 28.09.1913
Physical description: 12
, das einer Bildsäule gleich an der To desstätte stand. „Sie haben mich gerufen, um mich zu ver derben! Der gütige Vater im Himmel hat die ses schlimme Vorhaben aber zu einem Akte der Barmherzigkeit gegenüber ihrem Manne be nützte" Die Geige. Heinrich Grell, ein junger Mmn ohne Berus, aus Neigung Faulenzer, mit einem Herzen das ohne Falsch und mit einein Gemüt, das voller Gelassenheit und Ruhe war — Heinrich Gietl saß in einem tvacke- ligen Sessel, dem einzigen, den sein Zimmer twch auf- wies, freute

sich, daß die Sonne so ivarm schien und war im übrigen elegischen Betrachtungen hingegeben, darüber etwa, daß das Haus Rothschild über Millio nen verfügte, während er selbst sich vergeblich nach einem Nachmittagkaffee sehnte, der genau jene zwan zig Pfennige kostete, die ihm fehlten, — Heinrich Gietl also saß ahnungslos in seinem wackliMi Sessel, als es erst einmal, dann ein zweitesmal leise an seine Tür klopfte. Auf sein „Herein!" öffnet sich die Tür ein wenig und in ihrer Spalte erschien, vorsichtig vorgebeugt

, ein Harmlos lächewdes Gesicht. Dem Gesicht folgte ein Oberkörper, dem Oberkörper ein paar unwahrschein lich krnge Beine. Bis am Ende ein magerer, glatz köpfiger, glatt rasierter Mann im Zimmer stand, sich devot verbeugte und flüsterte: »Ich habe Geigen." „Wie nett," dachte Heinrich Gietl, „er hat Gei gen." „Vorzügliche, alte, wertvolle Geigen," wieder holte der Mann, „zum Beispiel diese". Er hatte mt§ irgendeinem geheimnisvollen Ver steck eine Geige hervorgezogen. Eine Geige aus rot braunem Holz, nett

lackiert, mit frischen Saiten, fun kelnagelneu und sauber. Ganz unmotiviert legte er sie an die Schulter, suchte mit einem Rucke des Kopfes jene Haare zu- rückzuwerfen, die nicht da waren, und geigte: „Ja, das haben die Mädchen so gerne . . «" „Warum nicht?" dachte Heinrich Gietl, der aus Prinzip keinen Spaß verdarb. Und er nickte dem langen Manne beifällig zu, lächelte und rieb sich vergnügt die Hände. ab, Da aber setzte der lange Mann plötzlich machte eme wichtige Miene und sagte: „Diese Geige muffen

Sie kaufen!" H „So, so," lachte Heinrich Gietl. Und gutmütig zwinkerte er mit den Augen und wies auf seine leeren Taschen hin. „Kein Geld?" fragte der lange Mann in väter lichem Tone. „Das tut nichts. Sie haben Kredit." Damit hatte er auch schon ein Notizbuch aus der Tasche gezogen und ein blaues Pauspapier zwischen die Seiten gelegt. Indem er gleichzeitig schrieb, sagte er: „Ich notiere: eine Geige mit Kasten aus prima Fichtenholz, lackiert, mit Patenverschluß zum Preise von 270 Mark, zahlbar

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Tiroler Post
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Page 10 of 20
Date: 18.10.1912
Physical description: 20
, Realitäten und Geschäfte wer den dortselbst zum Kauf oder Verkauf ohne Vorfpcscn in Vormerkung genommen. 8978 „Es ist zu feucht hier, Mutter. Du hast Kopfweh." „Kind, so habe ich die Sonne noch nie ge fühlt. Wie das glüht und hämmert hier an der Schläfe!" Heinrich blickte ängstlich die Mutter an. Wie das ganze Gesicht glühte. „Mutter, dr; solltest dich mehr schonen, man kann zuweilen auch zu viel tun; besonders bei einer solchen Hitze, wie wir sie heute hatten." „Die Arbeit muß getan sein, Heinrich

," war die kurze Antwort. Der Angeredete sah besorgt in das jetzt blaß werdende Gestcht. Er nahm den Arm der Mutter und sagte: „Komm, wir gehen ins Haus, hier ist es zu feucht und du mußt ruhen." „Mein Kopf! Wie es brennt!" klagte Frau Hofsteuer und schritt an der Seite ihres Sohnes dem Hause zu. Es gelang diesem nach längerer Ueberredung, die Erkrankte ins Schlafzimmer zu bringen. Erschöpft sank sie auf das Bett. „So, ich will schlafen," sagte Frau Hof- stetter und schloß die Augen. Heinrich ent fernte

sich. „Wenn das nicht nur die Folgen eines Sonnenstiches sind", murmelte er. „Wenn Mutter doch nicht so ganz in Arbeit aufgehen wollte. Hände genug, aber sie kann im Hause nun ein mal die Ruhe nicht finden. Als Heinrich den Hausstur betrat, öffnete sich die Haustür und der Vater trat ein. „Naß bis auf die Haut, Heinrich. Doch was schadets. Ein solches Bad tut gut. War das aber m m m m m m o m m Lmo- ieum u. Wactss- fiadi in Fabriks- Preisen. Spezial-üüssteitiings-Gesdiff In InnsM nur Leowlsfr.) EDUARD KOGLER ! DDif

beherzigt und geübt wird. Die An wendung ist kinderleicht und nach Dr. Oetkers Rezepten, die gratis verabfolgt werden, jedes Mißlingen ausgeschlossen. 7 M Dr. Oetkers Backpulver ist mit Rezepten überall vorrätig. Man achte darauf, die echten Fabrikate Dr. Oetker zu erhalten. 731 g auch heut eine Hitze. Hätte ich das geahnt, hätte ich den Gang nach der Stadt aufgeschvben. Ich will mich schnell umziehen, dann ist alles gut." Während Hofstetter die Treppe hinausstieg, berichtete Heinrich kurz

vor sich hin und hielt nachden kend eine halbwelke Rose in der Hand. Ein Blatt nach dem andern fiel aus den Fußboden, er merkte es nicht. Daß die Blätter fallen, um Früchte zur Reise zu bringen, daran dachte er auch nicht. „Wann wird Betty zurückkommen. Vater?" „Ich hoffe schon in diesen Tagen." „Ist Mutter jetzt beruhigt? Gibt sie gern ihre Einwilligung zu Bettys Verbindung?" „Ja, Heinrich. Mutter hat Hermann liebge wonnen. Er hat es verstanden, sie richtig zu be handeln. Er ist ein guter Sohn seiner Mutter

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Tiroler Land-Zeitung
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Page 19 of 20
Date: 21.09.1912
Physical description: 20
Schwägerin?" „Nichts." Die Hände der Gräfin preßten sich krampfhaft ineinander. Graf Otto betrachtete grübelnd seine Fingerspitzen. „Heinrich konnte nicht ahnen, daß ich dort war — weshalb also wartete er beim Bühneneingang — das ist beinahe ein Beweis für Die Gräfin sah ihren Schwager geängstigt an. „Wenn wir nur bestimmt wüßten — was sollen wir nur tun?" Er streckte ihr mit warmer Herzlichkeit seine Hände entgegen. Du bist eine so gute Mutter und zwischen dir und Heinrich besteht ein so inniges

Einvernehmen, daß es wohl das beste ist, wenn du mit ihm sprichst. Das muß vorausgehen. Wissen wir erst, wie es steht, dann werden wir sehen, was wir tun sollen. So oder so. Und mit mehr Vorsicht, wie wir sie einst bewiesen haben, wollen wir dann prüfen, was für Heinrichs Glück das Ersprießlichste ist. Gewarnt wie wir sind, wird uns unsere herzliche Liebe zu Heinrich schon das Richtige finden lassen. Er sagt dir noch immer gute Nacht, wenn er nach Hause kommt?" „Stets, er weiß, daß ich erst ruhig schlafe

, und den Frauen gegenüber ist mein Miß trauen noch größer. Ich hörte ein Gespräch zwischen der Huberta und Lüttich mich an, das gute Schlüsse auf sie erlaubte — vor handene Herzensgüte voraussetzen ließ. Nun aber — das Warten *2 0n Heinrich — jetzt frag ich mich, ob nicht vielleicht das ihr Handeln diktiert hat." „Nun denn — sprich noch heute mit ihm. Dein Herz wird dir am besten sagen, in welcher Weise bn dies tun sollst. Ich wollte, du hattest mir morgen mitzuteilen, daß unsere Besorgnis über flüssig

war. Auf morgen, liebe Schwägerin. Die Gräfin Serben suchte bald ihr Lager auf. Sie schlief sehr wenig, aber das ruhige Liegen gewährte ihr gewissermaßen Ersatz für den Schlaf. Heute jedoch kostete es sie ein -Opfer, sich hinzulegen, ihre seelische Erregung trieb sie zu Rastlosem auf und Abwandern durch die Zimmer an. Allein sie bezwang das. Ein Abweichen von ihren Gewohnheiten würde Heinrich sofort aufs höchste beunruhigt haben. Nein, nein, ganz lind und leise wollte sie ihn dazu bringen, ihr seine Seele

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Tiroler Land-Zeitung
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Page 18 of 18
Date: 19.10.1912
Physical description: 18
16 £ „Herr des Himmels, was ist denn das?" zeterte aus einmal eine entsetzte Frauenstimme dicht hinter Heinrich, und der schrille Klang brachte ihn ein klein wenig zur Besinnung. Und an ihm vorbei, aus Huberta zu, schoß zornig die rundliche Frau Helene Berger. „Wie können sich denn die Herren erlauben — und, Allgütiger! Huberta, du —?" sprachlos starrte sie die Freundin an, die Graf Otto noch immer umschlungen hielt, „— du duldest —? Und von das — —" maßloses Staunen lag auf ihrem Gesicht

, und ganz unzeremoniell deutete sie mit der Hand auf den alten Herrn, „— das ist doch unmöglich, Graf Heinrich Serben?" Ein Schrei, halb Schreck, halb Zürnen und ein frohlockendes Lachen Graf Ottos, der jetzt Huberta freigab. Diese schoß Blicke der Empörung auf die indiskrete Freundin, die erschrocken zurückfuhr. O weh — was hatte sie da in ihrer Bestürzung verraten! Bitterböse funkelten ihre Augen Graf Otto Serben an, der sich ihr mit einer höflichen Verbeugung näherte. Einzig seine Schuld war's

, daß sie so alle Besinnung verlieren konnte. llitb er lächelte ihr auch noch ganz freundlich zu, der — Mensch! „Nur sein Onkel," beantwortete er mit heimlichem Schmunzeln ihre Frage an Huberta. Dann stellte er sich vor. „Graf Otto Serben. Das Glückskind, das sich Graf Heinrich Serben nennt, ist der bewegungslose junge Herr da hinter Ihnen." Das rüttelte Heinrich auf. Stirnrunzelnd trat er näher au seinen Oheim heran. „Ich war doch wohl Zeuge einer Abbitte, die du Fräulein Huberta schuldig warst," sagte er steif

und gemessen. „Abbitte?" „Gewiß. Wenn man jemanden ungerechtfertigterweise der Herz losigkeit fähig hält —" Huberta hatte ihr Gesicht mit den Händen bedeckt. Jetzt gab sie es frei. Es war naß von Tränen, aber in ihren Augen war Freude; mit Innigkeit blickten sie Heinrich an. „Sie haben das nicht von mir geglaubt!" rief sie mit jubelndem Frohlocken. (Schluß folgt.) Zu unteren Bildern. Herr Alt-Posthalter Johann Lörtscher in Wimmis hat am 11. August 1912 seinen 99. Geburtstag gefeiert. Der verhältnismäßig

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Kitzbüheler Bezirks-Bote
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Page 6 of 16
Date: 10.09.1911
Physical description: 16
— 282 — „Ich kann mir's denke', woher's kirnmt!" erwiderte der alte Mann mit einem Kopfnicken. „Der Hellberger —" ,,-Hoter des Recht, so was mei'm Vatter noochzurede' ?" wiederholte Heinrich. „Er selbst glaabt steif un' fest, daß er des Recht dezu hätt'! Un' lvenn mer die Sach' von seiner Seit' aus betracht', kann mer's ihm jo nit so übel uemme' — awer er is im Errtnm, will's awer nit Wort hawe' (zu geben)! Am beste' is, mer red' gar nix mehr drüber!" Damit schickte sich der Alte

wieder an, mit schlürfenden Schritten nach der Küche zu gehen, wurde aber von Heinrich zurückgehalten. „Awer, Großvatter, dann verzählt doch! Ihr seht jo, ich steh' lvie uff glühende' Kohle'! Warum waüß ich dann die Geschicht' nit schon längst?" „Sollt' ich dir mit der alt' Geschicht' dein bißche' Jugend verderbe'? Aenuern (ändern) tonnt' ich doch nix dran, was geschehe' is — do war's doch am gescheiteste', ich Hab' ganz des Maul gehalle'!" „Was is geschehe', Großvatter, was? Ich loß Eich nit eher, bis Ihr mir Red

- nert Gille' gestohle' wor'n. Dein Vatter Hot sie so wenig genumme' wie ich oder du — dodruss kannst du Gift nemme'! Dem Vatter war en braver Mann dorch un' dorch!" Erleichtert atmete Heinrich auf. Die schlichten Worte des Greises waren ihm vollgültiges Zeugnis dafür, daß der auf dem Vater lastende Verdacht ein ungerechter fei. Aber lvie konnte er dies den: Ankläger beweisen, der ja nicht daran glaubte, daß die Hilfe von seiten des Groß vaters gekommen war. Würde man ihn überhaupt nur anhören

entsetzt zurück, als er das namenlose Weh gewahrte, welches sich in dem Antlitz des Enkels ausprägte. „Awer, Heinrich, sei dock en Maun!" mahnte er. „Loß dich doch nit so von der alt' Geschicht' auseuanuerbringe'!" „Der alt' Geschicht'!" stieß Heinrich würgend hervor. „Ja so — Ihr wißt's jo uit! Aach mich halle' se f»r e i Dieb — mich, der ich mir eher die Händ' abhacke' ließ, eh' ich jemand nur e' Stecknadel uähn'j" Und er erzählte nrit stockenden Worten, ivas sich am Himmelsahrtstage äbends im „Löwen

" zugetragen hatte, was sicb heute aus dem Felde begeben, und schloß seinen, mit wilden Verwüiischungen gegen deü ihm üübekannteii Täter häufig unterbrochenen Bericht, indem er schlnchzeiid auf einen Stuhl fallt, mit den Worten: „Gibt's dann noch en gerechte' Herrgott uff der Wett?" „Trost' dich/ Heinrich!" sagte da das B scheu mit zitternder Stimme, iitdein es dem völlig Gebrochenen die Hand ans die Schnttßt legte. „Es gibt en Herrgott uff der Welt, und er lverö's an de' Dag bringe'! Du kannst uit stehle

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Tiroler Post
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Page 17 of 20
Date: 01.08.1913
Physical description: 20
WeWbrig K 1.50 Oberländer 1 BezugSbedtngungeu samt Zustellung: f für Deutschland K 7«— 1 für das übrige Ausland K b- gan,jährig. - 245 nichts wissen: er machte sich vielmehr auf zum Reichstag nach Augsburg. Auf der Reise dorthin erflthr er, daß der Kaiser in der Lombardei angekommen sei. Heinrich hatte dem Papste zwar Mitteilen lassen, daß er als Büßer komme; allein er hatte sein Versprechen zu oft gebrochen, um beim Papste Vertrauen zu finden. Gregor begab sich in das Schloß Canossa

IV. nicht zufrieden gegeben. Sie wählten deshalb den Herzog Rudolph von Schwaben zum Kaiser. Heinrich dagegen sammelte jetzt die italienischen und deutschen Gegner des Papstes um sich, unter denen sich viele im Banne lebende Bischöfe befanden. Durch diesen großen Anhang wieder übermütig geworden, ließ Heinrich abermals das Absetzungs- urteik über Gregor sprechen und ernannte den Erzbischof von Ravenna zum Papste, der sich Cle mens III. nannte. Um diesen Gegen papst einzu setzen, zog er nach Italien und belagerte

, die unbeweg liche Säule des apostolischen Stuhles, die Wohnung des Heiligen Geistes, den klugen und'heiligen Mann voll des Ein „heim für flrbeit« in Condon. heiligen und reinsten Geistes. In späterer Zeit hat ihn ein protestantischer Geschichtsschreiber „die Seele und das Ge wissen seines Jahrhunderts" genannt. . Die Kirche hat ihn unter die Zahl der Heiligen ausgenommen. Gregor VII. hatte vor seinem Abzug von Rom noch ein mal den Bann über Heinrich IV. und den von ihm auf gestellten Gegenpapst

ausgesprochen. An beiden rächte sich auch der Bann strahl. Cle mens III. hielt sich zwar eine zeitlang in Rom auf, aber er konnte sich keine Anerkennung verschaffen. Er mußte froh sein, wieder in sein Bistum Ra venna zurück kehren zu kön nen, nachdem er eidlich auf alle Befugnisse eines Papstes verzich tet hatte. Auch über Heinrich IV. blieb, wie schon bemerkt, das Strafgericht nicht aus. Seine beiden Söhne Konrad und Heinrich fielen von ihm ab, trotzdem er letz teren schon zum König hatte Kaiser franr

loses auf dem flugplatze bei flfpern wühlen und krönen lassen. Da auch seine Gemahlin schon früher sich von ihm wegen seines lasterhaften Lebenswandels getrennt und sich in ein Kloster zurückgezogen, war Hein rich IV. verlassen von der ganzen Familie und verachtet von der. ganzen Welt. Er starb zu Lüttich im Jahre 1106. Sein Sohn und Nachfolger aber, Heinrich V., setzte den Kampf um die Investitur trotz der bitteren Erfahrungen seines Vaters fort. Er lag somit eine Reihe von Jah ren

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Tiroler Wastl
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Page 25 of 28
Date: 17.12.1911
Physical description: 28
, um zu künftiger Rettung Deutschlands wieder aufzustehen. Friedrich Barba rossa hatte sein Volk herrlich und groß gemacht und dies vergaß es ihm nie. Heinrich VI., Barbarossa's hartherziger, kalt be rechnender, unsympathischer Sohn, hatte gleich zu Beginn seiner Regierung von Neuem Kämpfe mit Heinrich dem Löwen zu bestehen, welcher den Kreuz zug Friedrich Barbarossas dazu benützt hatte, aus der Verbannung heimzukehren und einen Teil sei ner ehemaligen Länder wieder an sich zu reißen. Heinrich VI. tauchte mehr

durch List als durch Ge walt sich seines geschworenen Gegners zu entle digen. In einem Vertrage, welcher bei einer Be gegnung zu Tilleda am Kyffhäuser zu Stande ge kommen war, wurden die Streitigkeiten beider Häu ser endlich beigelegt und der Friede zwischen Wel fen und Staufen hergestellt. Heinrich VI. hatte des Friedens im Reiche bedurft, um das Erbe seiner Frau, Neapel und Sizilien mit dem Reiche vereini gen zu können. Gegen diese Ausdehnung deutscher Macht bis an die Südspitze Italiens wehrte

sich das Papsttum auf das energischeste. Papst Zöle stin III. verweigerte Heinrich VI. sogar die Kaiser krönung, wurde aber später dazu gezwungen. Als Heinrich VI. zur Besetzung Siziliens von Rom aus aufgebrochen war, und eben Neapel belagerte, wurde auch sein Heer von einer Seuche ergriffen, wie dies deutschen Heeren in Italien schon öftere Male geschehen war. Heinrich VI. mußte abziehen und brachte nur Wenige seiner heerfolge heil in die Heimat zurück. So wurde der Eroberungsgier deutscher Kaiser massenhaftes

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Lienzer Nachrichten
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Page 4 of 12
Date: 21.03.1914
Physical description: 12
wurde am 17. März vormittags unter dem Vorsitze des L-G-R. Ritter v. Attlmayr der 33jährige Knecht Peter Reifer aus Brixen wegen Verbrechens der Notzucht zu 18 Monaten Kerkers verurteilt. Ein Ehepaar unter -er Anklage des Mordes. Vor dem Bozener Schwurgerichte unter dem Vor sitze des Kreisgerichtspräsidenten Hofrats Tschurtschen- thaler nahm am l7. März nachmittags die Ver handlung gegen das Ehepaar Heinrich und Maria Prugg aus Glurns ihren Anfang. Der Andrang des Publikums zu dieser Verhandlung

war zeitweise so stark, daß die Zugänge in den Schwurgerichts saal gesperrt werden mußten. Die Anklage führt Staatsanwalt Dr. Linser, die Verteidigung für Heinrich Prugg Advokat Dr. Luchner, für Maria Prugg Advokat Dr. Marchesani. Die Anklage be schuldigt Heinrich Prugg, 28 Jahre alt. Maler gehilfen in Glurns, ec habe am 10. Dezember 1913 den 72jährigen Rädermacher Johann Tappeiner getötet und die Gattin Maria Prugg, geb. Nieder egger, 29 Jahre alt, habe auf entferntere Art zu dieser Tat beigetragen

zwischen Tappeiner und Heinrich Prugg vertiefte sich Ende des Jahres 1913 immer mehr und es kam zu wiederholten Auftritten. Tappeiner drohte dem Prugg oft, er werde ihn und seine Familie aus seinem Hause weisen. Einerseits die Furcht, daß Tappeiner die Drohung verwirklichen und damit die Sorge ums tägliche Brot heraufbeschwören werde, ander seits das Verlangen, möglichst bald in den Besitz des für ihn wertvollen Erbes zu gelangen, ließ allmählich in dem von Natur aus roh und gewalt tätig veranlagten Heinrich

war durchbrochen, je sieben Rippen beine auf beiden Seiten waren gebrochen. Der Tod war infolge innerer Verblutung eingetreten. Am gleichen Tage noch wurde Heinrich Prugg ver haftet. Heinrich Prugg ist der Tötung TappeinerS ohne besondere Beschönigung völlig geständig. Er gab auch zu, schon früher dem Tappeiner nach dem Leben getrachtet zu haben. Er hat einige Wochen vor dem Tode Toppeiners seiner Frau mehreremale kleine Mengen Bleiweiß mit dem Aufträge gegeben, es dem Tappeiner in die Suppe zu mischen. Maria

. War nun auch das eine wie das andere Wittel untauglich, den Tod des Tappeiner herbei zuführen, so zeigt doch das ganze Vorgehen der Eheleute Prugg deutlich, wie sich allmählich in Heinrich Prugg der Plan der Beseitigung TappeinerS festigte und zu betätigen begann und wie Maria Prugg ihrem Manne in seinem verbrecherischen Vor haben in einer Weise Vorschub leistete, die einer seits ihn in seinen Vorsätzen bestärken mußte, ander seits aber auch dartut, daß Maria Prugg, wenn auch unter dem Einflüsse ihres Gatten, dessen Plänen

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Tiroler Wastl
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Page 8 of 16
Date: 22.10.1911
Physical description: 16
mächtigsten Herzogtümer waren die der Franken und Sachsen. Nach einer kurzen Regierung des zum König erwählten Konrad I. von Franken, em pfahl dieser selbst auf seinem Sterbebette die Wahl des Sachsenherzogs Heinrich des Finklers zum deutschen Könige. Nun endlich konnte sich Deutschland als selbständiges Reich konstruieren. Es war die Karolinger und mit ihnen die französisch romanische Herrschaft losgeworden. König Heinrich I., der Begründer des eigentlichen e r st e n d e u t s ch en K a i serge

schlechtes, rechtfertigte vollkommen alle Hoffnun gen, welche das deutsche Volk in ihn gesetzt hatte. Er ordnete die inneren Verhältnisse seines Reiches und sicherte dessen Grenzen nach außen. Heinrich der Finkler verfügte auch über die für seine schwere Aufgabe nötigen Machtmittel Der Volksstamm der Sachsen war entschieden der ausgebreitetste und stärkste von allen deutschen Stäm men. Das weite Gebiet von der Nordsee bis ans Fichtelgebirge war von ihnen besiedelt. Auch zeich nete diesen Volksstamme mehr

Einheit und kriege rische Kraft aus. Da auch Heinrich dem Finkler wie allen seinen Vorfahren der Ruf echt germanischen Heldentums vorausging, konnte es nicht fehlen. Mit seinem Walten gewann das deutsche Geschichts leben wieder jene frische und biedere Arwüchsig- keit zurück, welche die alten Germanen ausgezeich net hatten. Die Zeiten Hermann des Cheruskers, Dietrichs von Bern, Siegfrieds schienen wieder kehren zu wollen. Wie es bei Deutschen schon nicht anders geht, lehnten sich die Herzoge

von Schwaben und Bayern sofort gegen ihren neuen König auf. Doch wußte sich Heinrich bald deren Anerkennung zu erzwingen. Während nun in Deutschland die Dinge einen guten Kurs nahmen, war es jetzt Frank reich, das mit seinen letzten Karolingern genau so heruntergekommen war, wie zuvor Deutschland. Heinrich I. benützte dies zur Einverlei bung Lothringens in das deutsche R e i ch. Nachdem er dessen Ostgrenzen auch gegen die räuberischen Magyaren einigermaßen sicherge stellt hatte, begann er sein größtes Werk

deutsche Städte entwickelten, wurde er auch zu dem berühmten deutschen Städtebegünder. Heinrich der Finkler war das Ideal eines deut schen Königs. Er sorgte dafür,daß Deutschland auch wirklich deutsch wurde, und konnte so manchen seiner Nachfolger darin als Vorbild dienen, die es in dein Punkte leider ganz anders hielten. Auch gegen den dänischen Norden schützte er sein Reich

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Tiroler Wastl
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Page 23 of 28
Date: 03.12.1911
Physical description: 28
auszunützen. Heinrich V., der seinem unglücklichen Vater gefolgt war, besaß nun allerdings jene Krokodilsnatur, die sogar römischer Tücke gewachsen war. Ein Mensch, der seinen grei senhaften Vater in den Hungerturm sperrt, bringt auch noch andere Dinge fertig, wenn es sein Interesse erheischt, seiner Herrschsucht dienlich ist. Er ließ den Papst Paschalis, der ihn gegen seinen Vater unmenschlich handeln gelehrt hatte, sofort fühlen, daß er zu ähnlichen Unmenschlichkeiten gegen jeden fähig wäre

, der seine Kreise stört. Mit dem harther zigen, finsterer Entschlossenheit vollen Sohne des leichtlebigen vierten Heinrich konnte man keine solche Pfaffenstücklein aufführen wie mit letzterem. Dies galt nicht nur vom Papste, sondern auch von den ehrenwerten deutschen Teilfürsten. Heinrich V. zeigte von vornherein den Herrn. Obwohl der Investitur streit, d. i. der Streit um das Recht der weltlichen Herrscher, geistliche Würdenträger in ihren Lande zu ernennen,, durchaus noch nicht erledigt war, wagte

es der päpstliche Hof doch nicht mit Heinrich V. anzubinden, der indessen in Deutschland Ordnung schuf und seine Herrschaft mit dem Schwerte in der Faust sicherte. Nun zog Heinrich V. mit einem stattlichen Heere nach Italien, wo man bald genug kennen lernen sollte, daß man es mit einem Manne von rücksichtsloser Energie zu tun hatte. Heinrich V. hatte im Februar 1111 seinen feierlichen Einzug in Rom gehalten, um sich zum Kaiser krönen zu lassen. Schon der Umstand, daß er die Freiheiten und Rechte der Stadt

wider die Deutschen aus. Sogar Heinrich V. kam in Le bengefahr dabei und wurde nur durch Zufall gerettet. Trotzdem gelang es ihm des Aufstandes Herr zu werden und den Papst gefangen fortzuführen. Hein rich lagerte nun vor der Stadt und nach langen Verhandlungen erzwang er endlich am 13. April 1111 seine Kaiserkrönung, worauf er nach Deutsch land zurückkehrte.

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Sterne und Blumen
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Page 2 of 16
Date: 15.11.1914
Physical description: 16
o „ ' if 362 - war's put, wenn sie wenigstens für einige Zeit fortging, bis Gemütlich saß die kleine Gesellschaft im Gartenzimmer. man sich das alles in Ruhe überlegt hatte: „Nur nichts Blumensträuße schmückten die Tafel, aus dem Garten wehte übereilen, nicht zu früh sich binden. Eine reichliche Prüf- der Dust der Blütenbäurge herüber und die Vöglein im ringszeit. Wenn du aber danach bei deinem Entschluß be- Gebüsch sangen und jauchzten. harrst — in Gottes Namen denn. Heinrich von Toring

." und der Staub wirbelte ihnen ins Gesicht, kein fröhlicher „Armer Heinrich," klagte Charlotte, „so haben sich seine Hornruf, kein froher Gruß erklang, trüben Ahnungen doch erfüllt — wenn auch anders, als er Auch die versammelten Leute wurden so merkwürdig meinte. Wenn andern bei der Heimkehr das Glück ent- still und standen starr da und sahen — und sahen — . gegeneilt, will es vor ihm entfliehen." Auf den Arm seiner Gattin gestützt, stieg der Hausherr „Maria war immer allzu rasch in ihren Entschlüssen

du nicht, Tante, daß die Zeit doch noch manches bewegen. Sie hatte einst einen edlen Mann von sich ge- lindern kann?" siel Lotte ein. „Ich meine immer, das zu wiesen um eines leichtfertigen Fremdlings willen — sie hatte dem andern, das war gar keine echte Liebe. Auch wußte sie das Glück verscherzt, dem heimkehrenden Sieger entgegen längst, daß Kapitän de Barolles verheiratet war." zu eilen! „Das wußte sie. Aber sie tröstete sich wohl damit, daß Und wird Heinrich von Toring sie verurteilen, hart

hielt von ihr. Erst, als er heute früh in seiner öaß sie nicht um einen Unwürdigen Zusammenbrrcht ^n dreisten Art vor sie trat und ihr die verächtlichen Worte schwerer Arbeit will sie sühnen — zum Wohl des Vater- hinwarf, erst da empfand sie seine einstigen Liebesbeteuer- ^udes und zum Wohl der Menschheit, ungen als eine Schmach." Schon bog der Zug um die Ecke, schon schritten die ersten '„Ja, sie hat ein hartes Lehrgeld zahlen müssen. Aber durchs Tor — in wenigen Minuten wird Heinrich von Tonng

neigt, als drücke eine Last sie nieder. Uiid hinter der Bahre annehmen, sie wollen alle selbst ihre Erfahrungen sammeln." her schritt ein herrenloses Pferd. Die Träger zauderten, „Arme Maria, armer Heinrich! Ich wollt', wir könnten ehe sie in den Gutshof traten, dann setzten sie die Bahre sie doch noch zusammen bringen, so ein schönes, glückliches nieder und standen im Kreise umher, mit gesenktem Blick. . Paar gäb's nicht zum zweitenmal." So still war's, als höre man den Atem der andern. Nir

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Lienzer Nachrichten
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Page 17 of 20
Date: 01.08.1913
Physical description: 20
nichts wissen; er machte sich vielmehr aus zum Reichstag nach Augsburg. Auf der Reise dorthin erfuhr er, daß der Kaiser in der Lombardei angekommen sei. Heinrich hatte dem Papste zwar mitteilew lassen, daß er als Büßer komme; allein er hatte sein Versprechen zu oft gebrochen, um beim Papste Vertrauen zu finden. Gregor begab sich in das Schloß Canossa. Als der Kaiser kam, ließ ihn der Papst nicht vor, viel mehr verlangte dieser von ihm für ungeheure Frevel auch eine strenge Buße

. Nur in die zweite 1 Ringmauer des Schlosses wurde er zugelassen, und hier mußte er drei Tage bar fuß und im Bü- ßergewande vor der Pforte stehen, ehe er Verzeihung er hielt. Daß ein solcher Mann, wieGregor,viele Feinde hatte, ist begreiflich. Seine Anhänger aber mußten Gregor um so höher schätzen. Die deutschen Fürsten hatten sich aber mit die ser Buße Hein richs IV. nicht zufrieden gegeben. Sie wählten deshalb den Herzog Rudolph von Schwaben zum Kaiser. Heinrich dagegen sammelte jetzt die italienischen

und deutschen Gegner des Papstes um sich, unter denen sich viele tm Banne lebende Bischöfe befanden. Durch diesen großen Anhang wieder übermütig geworden, ließ Heinrich abermals das Absetzungs- urteik über Gregor sprechen und ernannte den Erzbischof von Ravenna zum Papste, der sich Cle mens III. nannte. Um diesen Gegen papst einzu setzen, zog er nach Italien und belagerte die Stadt Rom, brauchte aber nicht we niger als drei Jahre, um die selbe einzu nehmen. Papst Gregor mußte nun die Flucht ergreifen

" in London. Kaiser Franz Jofef auf dem flugplahe bei fUpern. heiligen und reinsten Geistes. In späterer Zeit hat ihn ein protestantischer Geschichtsschreiber „die Seele und das Ge- wissen seines Jahrhunderts" genannt. Die Kirche hat ihn unter die Zahl der Heiligen ausgenommen. Gregor VII. hatte vor seinem Abzug von Rom noch ein mal den Bann über Heinrich IV. und den von ihn: auf- gestellten Gegenpapst ausgesprochen. An beiden rächte sich auch der Bann strahl. Cle mens III. hielt sich zwar eine zeitlang

in Rom auf, aber er konnte sich keine Anerkennung verschaffen. Er mußte froh sein, wieder in sein Bistum Ra venna zurück kehren zu kön nen, nachdem er eidlich auf alle Befugnisse eines Papstes verzich tet hatte. Auch über IV. blieb, wie schon benierkt, das Strafgericht nicht aus. Seine beiden Söhne Konrad und Heinrich fielen von ihm ab, trotzdem er letz teren schon zum König hatte wählen und krönen lassen. Da auch seine Gemahlin schon früher sich von ihm wegen seines lasterhaften Lebenswandels

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Tiroler Land-Zeitung
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Page 13 of 16
Date: 28.09.1912
Physical description: 16
Verlag der Tiroler Land-Zeitung. — Druck der Verlagsanstalt Minerva und Familienheim, Zürich und Würzburg. Nr. 39 Unlerhallungsblall zur „liroler Land-Zeitung" 1912 Unter 5er flagge Sankt ßubertus. Novelle von I. Zink-Maishof. (Nachdruck verboten.) ^ _ (Fortsetzung.) war vor drei Jahren geschehen, und noch immer hatte Heinrich die Bitternis seines Ehelebens nicht verwinden, nicht vergessen können. Sein Gemüt schien für immer verdüstert zu sein. Er lebte nur für seine Mutter, die Gesellschaft

, als die Türe ihres Schlafzimmers leise ge öffnet wurde und leichte Schritte sich vorsichtig ihrem Bette näherten. Sie gewahrte Heinrich erst, als er sich über sie beugte und einen Kuß auf ihre gefalteten Hände drückte. Mit einer leidenschaftlichen Geste schlang sie ihre^ Arme um seinen Nacken. Erstaunt sah er ihr ins Gesicht. Und da erschrak er. „Du hast geweint, Mama?" Sie erwiderte nichts. Ihre Augen senkten sich in die seinen, und aus ihnen sprach ihre Seele. Zwischen Mutter und Sohn bedurfte

glitt mit einer unendlich zarten Liebkosung über das Haar ihres Sohnes. „Es ist ernsthaft, mein Kind?" Leise wie ein Hauch wehte ihre Frage an sein Ohr. Er richtete den Kopf empor. Und nun wußte sie auch schon alles; das wich tigste wenigstens und in seiner ganzen Bedeutung. Was Heinrich, was sie in den letzten Jahren durchgekämpft, erschien ihr auf ein mal nichtig und unbedeutend. Wie wesenlose Schemen zerstob und zerflatterte es in Nichts, und ein Staunen war in ihr, daß sie sich davon

hatte so Niederdrücken lassen können. Was sie durch litten — was war das dem gegenüber, was sich jetzt ihrer Erkennt nis offenbarte? Bei jenem unseligen Ehebündnis hatte ja haupt sächlich die Vernunft gesprochen, Heinrich war unglücklich geworden, weil die Hoffnungen, die er gehegt, sich nicht erfüllt hatten. Jetzt handelte es sich um mehr, denn jetzt sprach sein Herz. Jetzt liebte er! Das Weib war in sein Leben getreten, welches das Schicksal des Mannes ist. „Du liebst sie?" „Grenzenlos. Mein Leben wurzelt

lernen. Du schweigst? Willst du meine Bitte nicht erfüllen?" Sie zog ihn an sich. „Ich will es, aber ich verlange ein Ver sprechen von dir, das Versprechen, dich von deiner Neigung nicht verblenden zu lassen, sondern ruhig zu prüfen, ob der Charakter des Mädchens, das du liebst, dir ein andauerndes Glück verbürgt. Be denke, was du durchlitten hast. Und damals war dein Herz nicht in Mitleidenschaft gezogen. Jetzt, wo du liebst — wie furchtbar würde dich da erst eine Enttäuschung verwunden." Heinrich

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Kitzbüheler Bezirks-Bote
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Page 5 of 16
Date: 03.09.1911
Physical description: 16
1911 Beilage zum »»Ikltzbübeler Bote." Mxtftfoo. Druck und Verlag der Kgl. Bayer. Hofbuchdruckerei von Gebrüder Reichel irr Augsburg. Das bsse Mort. Eine Bauerngeschichte aus dem Taunus von Fritz Ritzel. (3. ftort<fuuna.) (Nachdruck nerboten.) „Wie könne' Sie sich unnerstehe'," schrie Heinrich den Reisenden an, „mich vor alle Leit' so schlecht zu mache'? Wabrscheins hawe Sie selbst mir des Geld in de' Sack gesteckt, weil Sie Ihr' Wett' nit verliere' wollte'! Ganz gewiß is es so!" fuhr

machen will!" „Herr^ Sie glaawe' im Ernst —?" schrie Heinrich ver zweiflungsvoll, indem eine Purpurglut sich über sein Gesicht breitete uyd die starren Augen ihm fast aus den Höhlen quollen. „Ick gloobe nur dat, was ick und alle die jeehrten Herr schaften mit leiblichen Oogen jesehen haben! Regen Sie sich man nich uff — un damit Pastor!" „Sie glaawe' im Ernst —?" schrie Heinrich wieder und pa ckte den sich Ent fernenden anr Arm, wurde aber sofort von mehreren Burschen zurückgerissen, und Fritz Winter raunte

ihm zu: „Bist du ver rückt, daß du noch emol anfüngst? Ich maane, am geschei teste wär's, wenn du ganz das Maul halle' tatst!" „Fritz, aach du glaubst, daß ich —?" würgte Heinrich her vor. Die Stimme versagte; vor seine Augen legte es sich wie ein Flor, durch welchen er die ver legen ernsten Gesichter der Kameraden sah, unter welchen auch nicht ein einziges war, dessen Ausdruck trö stend auf ihn gewirkt hätte. Schoß es ihm da nicht sogar aus einem grauen Augen paar wie höhnisches, feindseliges Blitzen entgegen

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Page 5 of 12
Date: 17.06.1911
Physical description: 12
Hauszinssteuer zu verzichten. Es wurde der Antrag Zösmayr angenommen, die Bausektion zu beauf tragen, wegen gründlicher Wohnunasreform An träge zu stellen. Die sonst erledigten Gegenstände waren geschäftlicher Natur. Der Katzenjammer. Seit Wochen schon ist er, der sanfte Heinrich, berauscht „wie eine Kanone" herumgegangen. Wie alle Besoffenen, quälten auch ihn schrecklich süße Träume und Illusionen. Er sah sich schon im Reichsrate, er hörte sich schon selbst eine „glänzende" Rede halten und verspürte schon

den warmen Händedruck der Exzellenz von der Eisenbahn. Und er kalkulierte schon, wie er das fortlaufende Gehalt eines Maschinen-O b e r kom- missärs am besten anlegeu wird. Versteht sich, daß der sanfte Heinrich nur siegesberauscht war — die anderen Räusche kümmern uns nicht, trotzdem der übermäßige Genuß von Gerstensaft ein Programm punkt der Anhänger dieses G e i st e s Helden ist. — Heinrich war also berauscht und träumte. Er träumte mit offenen und geschlossenen Augen. So vergingen Tage und Wochen

in der glückseligen Hoffnung auf die Zeit des erstrebten Zieles; eine Zeit der Wonnr. Wie es sich für einen „Herrn Reichsrat" gehört, schasste er sich Augengläser an, mittels welcher es oft dem größten Bauernschädel gelingt, „intelligent" zu erscheinen. Und wahrhaf tig, es ist auch dem Heinrich gelungen. Die Intelli genz war also schon da, es fehlte nur noch das Man dat. Aber das wird schon kommen, dachte Heinrich. Aber Heinrich denkt und der Wähler lenkt... — Der 13. Juni war angebrochen. Dem Kandidaten

der „deutschnationalen Arbeiter" stellten die Groß- kopfeten Innsbrucks Automobile und einen ganzen Troß von bewaffneten Streitern, Agitatoren ge nannt/zur Verfügung. Kein Zweifel, Heinrich siegt. Er m u ß nämlich siegen, behaupteten die Wahl macher; denn in Pradl, wo er am 11. Mai die So zialdemokraten samt Haut und Haaren vertilgte, bekommt er 900 Stimmen, die St. Nikolauser, die der Herr Bürgermeister mit einer schrecklich men schenfreundlichen Rede gewann, 400 Stimmen, in Mühlau, der deutschnationalen Hochburg

, 150 Stimmen, iit Hötting, wo er sich als ein leibhaftiger Messias einführte, ebenfalls 400 Stimmen; daß Bartlmä z u m i n d e st 180 Stimmen liefert, kann absolut nicht bezweifelt werden. Also ergibt nach dem seligen Adam Riese die „schneidige" Agitation eine Stimmenzahl von 2030. Ein Zuwachs von rund 1400 Stimmen, die — natürlich — den Sozi abgenommen werden. In der Stichwahl zwischen Sanktjohanser m ü s s e n — auch natürlich — die verfluchten Sozi Heinrich wählen — und die Ge schichte

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