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Lienzer Zeitung
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Page 25 of 30
Date: 27.10.1906
Physical description: 30
Grcia Wiegaud, aussallend einfach gekleidet, ohne Schmuck und einfach frisiert, nieder. Alice beobachtete sie durch ihr Opernglas. „Ein liebes Mädel, deine Schwester,' rannte sie ihm zu. „Das ist sie, lieb und gut/ versetzte Hans warm nnd innig, „keine Schönheit wie meine imposante Frau Mntter, aber herzens gut wie sie. Mama sieht so stolz und reserviert ans, in Wirklich keit ist sie seelengut/' „Man sieht das ihren schonen, seelenvollen, blauen Augen an. Aber dein Vater, die personifizierte

. „Mit dem Starrkopf scheint nicht gut Kirschen essen zu sein,' ur teilte er sehr richtig. „Jetzt biu ich auf den andern gespannt,' dachte er und machte es sich in seinem Klappstuhl bequemer. Ter Zuschauerraum wurde verdunkelt, der Vorhang rollte in die Höhe. Und als derselbe nach dem ersten Akt fiel, da sagte Hans Wiegand tief ergriffen: „Das, was ein großer Schauspieler an dem lebenden Dichter gefrevelt hat, sühnt ein Lebender an dem Toten.' „Wer ist der Herr, der soeben in die Loge deiner Eltern tritt?' fragte

Alice hastig in tieser Bewegung, der sie kaum Herr zu werden vermochte, hatte sie doch in dem sehr elegant gekleideten Herrn, trotzdem dieser sich den kurzen Boulangerbart, den er in London trug, abrasiert hatte, ihren Gatten erkannt. „Herr Fritz Lutz, ein Deutsch-Amerikaner, Protege meines Vaters,' antwortete Hans und runzelte leicht die Stirne. Unzweifelhaft, er war es! Das war sein Lächeln, ganz seine Manieren, sein legeres, beinahe freches Benehmen in Damengesell schaft, das er für weltmännisch

ungeheuerliches Verbrechen zu begehen, das an Verworfenheit dem ersten kaum nachstand. Aber sie durfte sich jetzt nicht verraten. Sie nahm ihre ganze Energie zusammen, und mit gnt gespielter Gelassenheit meinte sie scherzhaft-vorwurfsvoll: „Der Herr scheint ja sehr bekannt. Warum verhehlte man mir seine Existenz, Herr Hans Wiegand.' ^ „Verzeihe, Alice, wo man sich glücklich fühlt, soll man seine Sorgen vergessen. Werde dir das Nähere nachher erklären,' ant wortete er, einen Blick nach der Loge werfend

. Der Beifallssturm, der sich nach den geisterhaft gesprochenen Worten erhob: .„Und Roß und Reiter sah man niemals wieder!' schreckte sie förmlich auf. Sie hatte die ganze Szene verträumt. In der nächsten Panse bat Hans Wiegand Alice um die Erlaub nis, ihr eine kleine Erfrischung besorgen zu dürfen. Sie benutzte seiue Abwesenheit, um durch ihr Opernglas jede Geste, jede Bewe gung des Mannes zu studieren, den sie im Verdacht so schwerer, nnglanblicher Verbrechen hatte. Jeder Mensch hat irgend

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Lienzer Zeitung
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Page 24 of 30
Date: 27.10.1906
Physical description: 30
Sie küßte ihn jetzt, „Alter Mann, du bist gut! llud jetzt raten Sie mir als Bater. Jedes Glück hat seine Neider, und ich bin glücklich. Hans Wie- gand ist ein Mann, um den mich Tauseude beneiden können!' „Das stimmt,' nickte Basler eifrig. „Ein Ehrenmann und höllisch gesunde Ansichten, wie man in Hamburg sagt. Gestern sagte er mir: .Wären Sie nicht gewesen, Sie und unsere Väter, ja, wo man noch nicht nur so für die eigene Tasche lebte wie hente, dann hätten wir weder Kaiser noch Reich

, sondern wir hätten so was wie'» Dreißigjährigen Krieg zwischen Arbeiter und Fabrikant ums Mammon/ Ganz meine Ansicht; nnd was soll ich nnn? Hm!?' „Glanben Sie, daß Hans Wiegand das geschiedene Eheweib eines Mörders, denn das ist mein Man?' heiraten kann?' Michael Basler brach wieder in sich zusammen: sie hatte recht. „Nein, «ein!' stöhnte er auf. „Das soll nicht sein. Das will ich nicht. Das ist zn überlegen!' Alice schritt erregt im Zimmer auf und ab. „Das ist's! Viel leicht befürchten

? Ja!' „Ich habe mit Hans verabredet, im Theater drüben zu sein, wenn seine Familie dort ist. Da ich nun mutmaße, daß Herr Lutz den Damen in ihrer Loge seine Aufwartung machen wird, werden wir feine Bekanntschaft machen. Wir beobachten ihn von der gegenüber liegenden Proszeniumsloge, wo ich mich vor ihm verbergen kann.' „Und wie spricht Herr Hans über seinen zukünftigen Afsocie und Schwager, ja?' fragte Basler interessiert. „Er scheint sich über Person nnd Charakter desselben noch nicht klat geworden zu sein. Der Name

Lutz kam, obwohl Hans sehr offenherzig ist, in meiner Gegenwart noch nicht über seine Lippen,' entgegnete Alice und schenkte ihrem Gast ein Glas Rotwein ein. Basler pfiff leise vor sich hin. „Lese da hinter den Zeilen, daß in der ganzen Familie nur der Chef des Hauses für Herrn Lutz und seine Pläne ist, ja,' sagte er und trank der schonen Fran zu, die sich eine Zigarette anzündete und Basl?r ein Mahagonikästchen, welches mit Havannazigarren und Zigaretten gefüllt war, zum Gebranch hinstellte. „Ganz

,' erklärte Hans Wie- gaud, als er mit Alice iu einer Dunkclloge Platz genommen hatte. Sie waren frühzeitig gekommen, und nm nicht aufzufallen, hatten sie nacheinander ihre Plätze aufgesucht. Michael Basler hatte einen Platz im Parkett. Alice war nervös; sie hörte kanm hin; ihr Schweigen deutete er für Aufmerksamkeit. Man gab „Wallensteins Tod' mit Sonnen- thal als Wallenstein. Das Theater füllte sich rasch. Alice besand sich in einer fieberhaften Ausregnng. Um nicht gesehen

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Page 16 of 30
Date: 27.10.1906
Physical description: 30
einpKelilt sein reiclilisItiAes in versckieclenenOelilrstessen, k'lsscken» meinen, Oo^nsc, Llorn» pote, !Vlsrir»els<Ien, Kurilen, U Suppen- uns Fleischkonserven. R li^Lse, 8slsir»i, sriscken ^^urstvsrei». I^ekenrle un6 g^eput^te steieriscke Rrst- Hiikner. I.K« s. Mz W einpkeltlen 8i«k bei LeZg-rk in allen Lorten von: (^S^rSids, SHüIs6iikrüczMs,S ^vie Äuck an XÄS6Q, unc! „Es wird bald dunkel, ich muß nach Hause,' sagte Edwina aufstehend. Noch einmal faßt Hans Henning ihre Hand, eine heiße Bitte liegt

ge gangen, Hans Henning folgt ihr. Unten ist es jetzt etwas Heller, das Licht des Abends fällt durch die trüben, spinnwebbezogenen Fenster. „Die Tür ist fest!' ruft Edwina, nachdem sie umsonst an den Bohlen gerüttelt. Auch Hans Henning muß sich davon überzeugen, das Schloß ist eingeschnappt, und von innen ist es nicht möglich hinauszukommen. Mit seiner herkulischen Gewalt stemmt sich Bärenfeld gegen die Tür, aber sie wankt und weicht nicht. Diana bellt immer lauter, es ist eine schreckliche Lage

für die Gefangenen. Bis hier jemand vorbeikommt, können Stunden vergehen; die Nacht sinkt, und Edwina denkt mit Entsetzen an sie. In ihrer Hilflosigkeit weint sie bitterlich. „Es muß sich ein Ausgang finden,' tröstet Hans Henning. „Beruhigen Sie sich, gnädiges Fräulein!' Nachdem Bärenfeld beim Schein verschiede ner Streichhölzer umhergestöbert hat, sieht er ein, daß das alte Gemäuer noch fest ist und keinen Durchschlupf besitzt, die zweite kleine Tür ist eben falls verschlossen. Als er Edwina die Hoffnungs

losigkeit seiner Nachforschungen mitteilt, fährt diese heftig von dem Mühlsteine auf, den sie als Sitz in der Nähe der Türe gewählt. Sie fühlt sich so schwach, daß ihre Knie unter ihr einknicken, und sie ist außer sich und weiß nicht mehr, was sie sagt. „Sie haben es absichtlich getan!' ruft sie halb von Sinnen. „Sie haben mich hieher ge lockt und die Tür zugeworfen, um meinen Ruf zu vernichten, und dann leichteres Spiel zu ha ben! O, ich hasse Sie!' Hans Henning ist wie vom Blitz getroffen, eine Weile

kann er keine Silbe aus der trockenen Kehle hervorbringen, dann, wie das Röcheln eines zu Tode getroffenen Tieres klingt es : „Das glau ben Sie — Sie?' Welch herzzerreißende Qual in den wenigen Worten! „Was wollen Sie tun?' ruft Edwina, als Bä renfeld mit einigen Sätzen die Treppe hinaufstürmt. „Ihre Ehre retten!' ruft er ihr zu. Edwina eilt ihm nach; schon schwingt sich Hans Henning auf das Fenster; mit einem Faust schlag hat er das morsche Holz zertrümmert. Ed wina errät seine Absicht, in ihrer Angst

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Page 17 of 30
Date: 27.10.1906
Physical description: 30
?8kif6n, ^pksniion, l)aeaoma88k. I Ukt3l!put?mittkl. „Bitte,' sagte er ruhig, „der Weg ist frei!' Edwina tritt hinaus. Sie will sprechen und kann es nicht, die Grundfesten ihres Wesens sind erschüttert. Jetzt weiß sie, daß sie den Mann liebt, dem sie vorhin ihre Freundschaft angebo ten; wie Schuppen ist es ihr von den Augen gefallen. Wenn Hans Henning ihr jetzt sagte: „Ich liebe dich, folge mir, und verlaß den an deren!', mit namenloser Seligkeit hätte sie ihm ihr „Ja' zugerufen. Er scheint

nicht an diese Worte zu denken. „Leben Sie wohl!' sagte er eisig. Er wendet sich zum Gehen, da eilte sie ihm nach und packt seinen linken Arm; ein Wehlaut entringt sich ihm. „Vorsichtig,' sagt er, „der Arm ist gebro chen!' „Gebrochen!' ruft sie. „O, verzeihen Sie mir, was ich sagte; ich habe sie tödlich beleidigt!' „Ja, das haben Sie,' entgegnet Hans Hen ning, „nie werde ich es vergessen!' Er geht von ihr durch den Wald ; seltsam schlaff ist der Gang der sonst so elastischen Ge stalt, der Arm hängt wie leblos

dem ereignet: ich bin eine verheiratete Frau und Stiefmutter geworden, und Hans Henning ist heimgekehrt. Gerade für ihn wünschen Wilhelm und ich dein Kommen zum Weihnachtsfest. Er schrick nicht, liebes Mnttchen, über das, was ich dir mitteilen muß: Hans Henning hat im Walde einen Unfall gehabt, er hat sich den linken Arm gebrochen; wie er behauptet, ist er auf dem Eise ausgeglitten. Er muß auch den Kopf beschädigt haben, denn er fieberte einige Tage, und der Arzt befürchtete eine Gehirnerschütterung

, Lsi'cz- u. I'ks»-- wamsten sto. empkeklt ?u billigen Presen <AoIü- UQÜ Zill) er Arbeiter IQ I.1SQ2 Unterer 3tA^tp1g.t2 ^r. 183. kepsriltarso, k'villsrbeiten solmell u. svliä. Reden wie ein roter Faden! Willi ist derselben Ansicht, er hat es auch gehört! Am Tage nach Hans Hennings. Unfall war Edwina hier; sie behauptete, von dem Postboten erfahren zu ha ben, daß mein Bruder krank sei! Die Stimme, mit der sie um Nachricht bat, zitterte!' „Jetzt geht es aber wieder ganz gut,' schrieb Eva

weiter, er trägt den Arm geschient und lacht über seine Ungeschicklichkeit. Hans Henning sehnt sich sehr darnach, dieses erste Weihnachtsfest mit dir zu verbringen. Es lag in seiner Absicht, dich in X. zu besuchen, um dir die lauge Win terreise zu ersparen; nun bitten dich deine beiden Kinder, zu ihnen zu kommen, liebe Mutter! Ich freue mich sehr auf deinen Besuch; wie schön male ich es mir aus, dich in meinem lieben Heim umherzuführen, dir alles zu zeigen. Mein lieber Manu ist in Geschäften ausgefahren

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Page 26 of 30
Date: 27.10.1906
Physical description: 30
peinliche An gelegenheit zu Sprache brach te. Er gab auch dem Ausdruck. „Aber das ist doch ganz selbstverständlich, Hans,' wehrte sie lachend, „und ich bin nur sroh, daß ich was habe. Doch wo gehen wir hin? Ich bin hungrig und durstig.' „Schlage dir das Hotel .Bayrischer Hos' vor. Habe da neulich gut soupiert,' und er sührte sie iu das dicht au der Bahn gelegene, vornehme Restaurant. Hans bestellte zwei Sou pers und eine Flasche Lützel- . sachsener Schmittberger. „Mein Lieblingswein, Ali ce,' erklärte

von seiner Stellung und in seiner Förderung der ihm nichts kostenden Repräsentationsmanie zu unterstützen. Er ist eben starrer Oppositionsmeusch und haßt das vom Gelde der Frau leben. Ich finde das korrekt!' „Aber die Liebe, Hans! Fragt die nach all den .Ansichten meines Vaters? Man macht doch sein Kind nicht unglücklich. Wenn nun Greta ihren Vetter liebt!' „Dreimal hat sich mein Vetter bei uns zu Besuch gemeldet, und so ost er kam, waren Mama und Greta auf Befehl des Vaters in Neustadt oder Dürkheim. Ich mußte

dauu de« Bärenführer spielen. Greta denkt übrigens gar nicht an Bruno.' Da irrte Hans gewaltig. Die beiden hatten sich in Baden- Baden gesunden, wohin Greta im letzten Herbst ihre Mutter zur Kur begleitete. „Na, na. Hans! Gewöhnlich liebt man denjenigen, den man nicht lieben darf. Ein Vetter, der Offizier ist, das ist sür einen Backfisch das Höchste. Und wenn er ihr noch dazu abgegrault wird, dann finden sich die Herzen im Sturm. Was aber, um auf uus zu kommen, wird dein gestrenger Herr Vater

zu unserer Verlobung sagen? Eine geschiedene Frau usw.' „Was soll er dazu sa gen?' wich Hans Wie- gaud lustig auflachend aus. „Wenn er dich ge sehen und dnrch deine ruhige, selbstbewußte Art, die ihm gewiß im poniert, liebgewonnen hat, wie ich hosse, dann Wird er mich begreisen.' „Das bezweisle ich sehr, besonders wenn er erfährt, daß du dich uicht einmal nachmeinemVer möge» erkundigt hast. Das dürfte nach seiner Meinung von einem Kansmanue geradezu leichtsinnig gehandelt sein,' lachte nun Alice

belustigt auf. „Allerdings, so wird er denken. Ich höre ihn schon. Na, wird nicht so schlimm werden,'stimm te er in ihr fröhliches Gelächter ein. „Bitte, bitte, Herr Hans, so ganz ohne Rück ficht auf die Gefühle ei nes gut rechnenden Va ters kommen wir denn

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Page 15 of 30
Date: 27.10.1906
Physical description: 30
ihn nicht!?' „Edwina schweigt bei dieser Anschuldigung, ihr Gesicht ist abgewandt; sie kann nicht wie sonst das goldblonde Haupt stolz erheben, j . „Antworten Sie!' Wie hart er es sagt. „Noch einmal frage ich Sie: Lieben Sie ihren Verlobten?' , . „Nein,' fällt es tonlos an sein Ohr. „Und doch wollen Sie ihn heiraten!' ruft Hans Henning außer sich, „Sie wollen ihm ange hören, sein Weib werden ; denken Sie sich das so leicht? Wissen Sie nicht, daß auch Sie ein junges, heißes Herz in der Brust haben, ein Herz

, als ob die Welt darnach fragt, ob wir glücklich oder unglücklich werden!' versetzte Hans Henning bitter. „Als ich die Heimat verließ und zwischen dem Strick zum Aufknüpfen und der Kugel schwankte, lernte ich Rauchberg kennen; er rettete mich vor der Schmach des Selbstmörders durch den Einfluß eines wahrhaft edlen Menschen. „Fais ce que tu dois, advienne que pourra.' Dieses französische Sprichwort ist seitdem mein Motto geworden.' „Sie vergessen eins: ich gab mein Wort,' sagte Edwina erregt. „Auch für die Frau

ist es schmachvoll, es zu brechen, ich verachte sie ebenso, wie deu Mann, der ein gegebenes Versprechen nicht hält. Es ist ehrlos!' Hans Henning fährt zusammen; wie ein Schlag ins Gesicht sind diese Worte für den, der so Schweres gelitten. Er ist totenbleich gewor den und schließt einen Moment die Augen. Das sagte sie ihm, sie, die er liebt mit jeder Faser seines Herzens. Und auch wenn sie frei wäre, ich hätte nichts zu hoffen, denkt er verzweifelt, nie würde das stolze Wesen dem angehören wol len

, der sein Ehrenwort gebrochen hat! Das Schneegestöber hat aufgehört, nur ein zelne Flocken schweben noch wie große, weiße Schmetterlinge zur Erde, und durch die Bäume scheint das Abendrot in Purpurfarben. Auf das schöne Mädchenantlitz fällt der Strahl der schei denden Tageskönigin und spielt golden mit den blonden Haaren. Hans Henning steht im Schat ten und blickte zu Edwina hinüber, einen hungri gen Ausdruck in den dunklen, schwermütigen Augen. Die Setterhündin Diana bellt vor der Mühle. Wie aus einem bangen

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Page 23 of 30
Date: 27.10.1906
Physical description: 30
recht, Hans. Bestimme ganz über mich. Ich bin ja so sehr dankbar sür ein bißch?» Glück und Frieden. Dein Wunsch sällt mit meinem Plan zusammen; ich wollte mich in Heidelberg nie derlassen und dort den Ausgang meines Prozesses abwarten.' „Du mietest dich am besten in eine Pension ein. Ich würde dir die Pension ,Alt-Heidelberg' vor schlagen. — Zwei Zimmer mit Salon genügen zu deiner vollsten Bequemlichkeit. Du wirst dich dort wie zu Hause sichle«, lauge gedenkst du überhaupt noch in München zubleiben

, daß jedensalls Gründe zur Scheidung zur Ge nüge vorhanden sein dürften. Termin sei am 25. August. Die Aufforderung an Hein rich Köster, zu diesem Termin persönlich zu erscheinen, sei in der „Times' und im „Deut schen Reichsanzeiger' wiederholt erfolgt. Dem Brief lag auch ein Schriftstück bei, welches die gleiche Aufforderung des Gerich tes an die Klägerin enthielt. Hans Wiegand atmete auf, als ihm Alice glückstrahlend diese frohe Botschaft über brachte. Er raubte sich erst einen Kuß; sie waren gerade allein

sich iu einen Stuhl: sein Atem ging schwer. Er kämpfte den Kampf, den furchtbarsten, den es gibt zwi schen Herz und Pflicht. „Wollen Sie mein Unglück, alter Freund, den ich liebgewonnen habe wie die Tochtex ihren Vater?' Sie schlang den Arm um seinen Hals uud lehnte ihre Wauge aus seiueu Kops. „Was soll ich tun?' stöhnte der alte Mann. „Ich gehe ja sür Sie durchs Fener.' „Sehen Sie, Hans liebt mich!' Er nickte mit dem Kops nud drückte sroh eilten Knß auf ihre Hand. „Mir ist's,' flüsterte er, „als wäre

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