ein Schrei aus ihr heraus, der laut in die stille, dunkle Nacht hineintönte. „HanS!' . Er legte die Hand auf den Drücker der Tür, die sich öffnete. Ohne sich dessen bewußt zu sein, was er tat, Hffnete er auch die nächste Tür, die zu dem Zimmer führen mußie, in ddm der Kleine war. Und nun stand er drinnen. Er sah nichts an deres als das Kind, das ihn mit seinen großen, traurigen Augen fragend anblickte. Mit schwerer Hand griff Ich Josef an die Stirn. HMe er den Verstand verloren? War ein Wunder geschehen
? War das» nicht Zug sür Zug sein HanS, sein Abgott, den sie ihm vor siebzehn Jahren davongetragen hatten? Das lockige brcmne Haar, die großen, braunen Augen, der süße, kleine Mnnd, die ge schmeidige zarte Gestalt! Josefs mächtiger Körper zitterte. Er wußte nicht, was er tat. Die Erinnerung überwältigte ihn; er ließ^fich auf die Knie nieder und zog dm Kleinen in seine Arme. Da regte sich etwas im Zimmer. Auf erbärm lichem Lager hingestreckt ruhte eine weibliche Gestalt. Sie richtete sich in die Höhe und sah
mit bleichem, gramvollem Geficht aus das seltsame Bild. Der Mund' wollte lächeln, aber er war es nicht mehr gewohnt, er verzerrte sich nur. «Ja, ja, Better Josef,' sagte sie mit müder Stimme, „er heißt auch Hans, gerade wie Ihr Kleiner und eS ist leicht möglich, daß er ihm ähnlich ist.' JosefS Augen irrten durch das jämmerlich kahle Zimmer, in dem Elend und Armut ihr Heim auf geschlagen hatten. Und wieder packte und schüttelte es den Riesen. Er hielt des Kleinen zarte, magere Hände zwischen seinen Fingern
auf ihr Krankenlager zurück. Josef hatte sich auf eine alte Kiste niedergesetzt, die in einer Ecke stand. Sein Gesicht war fast so weiß, wie damals, als man ihm fewen HanS hinaus getragen hatte. Er blickte lange, lange schweigend zu Boden. Seine Brust hob und senkte sich stürmisch. Der ganze Schmerz und die Bitterkeit von siebzehn langen Jahren kämpften und stürmten in ihm und mit ihnen rang eine andere übermächtige Gewalt. Da fühlte Josef etwas Weiches, Schmeichelndes an seinem Gesicht, der Kleine
hatte sich an Hn ge schmiegt und den Kopf an die Wange des Alten, Einsamen gelegt. Das überstieg JosefS Kräfte, er umschlang mit dem Arm den zarten Körper des Kleinen, neigte den schweren Kopf tief auf die Brust mrd schloß die Augen. In seinem Ohr aber tönte ein seines, Helles Stimmchen, das klang, als wenn Mit silbernem Hämmerchen ans eine metallene Glocke aufgeschlagen wurde. Heute vor siebzehn Jahrm hatte zu dieser Stunde sein Hans das Lied gesungen: O du sröhliche, o du selige Gnadenbringende Weihnachtszeit. „Kannst