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Tiroler Bauern-Zeitung
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Page 9 of 24
Date: 03.03.1911
Physical description: 24
mu 9 Nr. Ttr»l»r Bauer«.Zsttuug Beide griffen nach dem Butterbrot. Gegen seine Gewohnheit blieb aber Hans noch da, als ob er etwa« sagen wollte. „Möchtest du noch waS, Hans?" fragte die Meisterin. „Ja, ich glaub', ich sollt' etwa« erzählen und sagen, waS mir eingefallen ist," begann Hans zögernd. „Na, waS denn?" Und Hans erzählte, wie Xaver! nicht in den Himmel wolle, weil ihn die Mutter nicht laffe. Hell auf lachte die resche Meisterin. „Der dumme Bub! In Himmel kommen müffen wir wohl

alle. Ei, daS laß ich dich schon. DaS ist ja doch nur das einzige Glück!" Aber HanS meinte dazu, ihm sei da eingefallen, ob der Plan mit Wien nicht am Ende wirklich so etwas mit sich bringe, daß schließlich Xaverl nicht in den Himmel komme. „Bub, da hast mich jetzt aber erschreckt!" rief die Meisterin. „Ja, ja, da in Wien gibl'S allerlei. Wer weiß, waS der Bub alles noch Schlechtes lernt. E- ist wirklich wahr!" HanS schaute still vor sich hin. Die Meisterin fuhr fort: „Na, weißt waS, bleib du bei uns! Ihr beide

er einmal nicht gut, kriegt er mordsmäßige Prügel! Das will ich sag'n! Und damit Puaktum. Ied's muß seine Wege gehen!" HanS ging still hinaus. * Am Abende ward HanS freizesprochen. Den Tag darauf kam seine Mutter von Taßwitz her und holte ihn ab. ES war in aller Früh, der Xaver! lag noch im Bett. Haus ging zum Bettchen und machte dem schlafenden Jungen ein Kreuz auf die Stirn. Da erwachte der Bub und sofort erkannte er, daß Hans ins Freie gehe. „HanS! Hans!" schrie er, „nimm mich mit! Nimm mich mit! Mutter

, ich möcht' mit dem HanS gehen!" Die Meisterin stand daneben und wischte sich die Augen auS. „Das kannst nicht dummer Bub! Der geht nach Bruck und will dort gar ein Geistlich werden!" — Und sie wandte sich zur Mutter dei Hans: „Na, Frau Hofbauer, ich weiß nicht, ob der Hans aus einem Bäckergesellen zu einen Geistlichen backen wird!" „Wie Gott will!" meinte still Hansen- Mutter. „Freud' dazu hält' der HanS freilich schon von Kmd auf. Aber'S Geld fehlt für die teure Studi." „Und nu, behüt' Gott!" sagte

die Meisterin rasch. „Geh gleich, HanS, sonst schreit der Kleine noch mehr und mich druckt'S auch schwer. Bist wirklich lieb g°wes n!" Und HanS ging mit seiner Mutter. Xaver! schrie aber aus Lei beskräften: „Mutter, ich möcht' mit dem Hans gehn!" „Still bist, dummer Bub!" herrschte die M isterin ihn an. Sich selbst aber zerdrückie sie zwei Tränen und sah verstohlen dem HanS nach. „WaS der noch werden wird? Da bin ich neugierig. — Und ob mein Xaverl auch einmal so brav wird!" Sie hat wohl bei beiden

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Alpenländer-Bote
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Page 2 of 16
Date: 21.09.1913
Physical description: 16
an dem Finailer Hans, welcher ihm versprochen hatte, es ganz gewiß zu heiraten, sobald sein väterliches Anwesen von den drückendsten Schul den befreit sei. Um Geld zu verdienen und das Gut zu entlasten, wanderte der Hans zur Sommerszeit alle vierzehn Tage mit einer Kraxe voll Eisenwaren über das Freibrunner Kees nach Mitterdors im jenseitigen Tale. Das Thresl begleitet ihn, so oft es loskam, bis zur Hochalmlenke, wo man in den Gletscher einstieg. Ehevor sie schieden, blickte ihm das Mädchen dann lange Zeit

in seine treuherzigen, lieben Augen, nahm ihn bei der Hand und wollte nicht mehr auslassen. Häufig weinte es und sagte: „Hans, gelt, du kommst wohl bestimmt wieder? — Ich Hab' soviel Sorge, wenn du allein über das Kees gehst, daß dir etwas passiert. . . . D, ich tät' mir die Augen ausweinen!" „Du närrisches Katzl", erwiderte dann der Hans in seiner leichten Art, „was soll mir denn passieren? Ich kenne jeden Schritt, jedes Eisbröcklein auf dem weiten Gletscher und man geht ehe so sicher wie auf einem Tennen

. . . Denk' dir grad', daß ich mit -jedem Tritt einen Kreuzer verdiene und je öfter ich hinüber- steige, desto schneller kommen wir zusammen. Gelt, das gefallt dir?" Hierauf faßte der gelenkige, schmucke Bn'rfck^Mne Kraxe straffer und trabte rüstig über den Ferner hin. Solang das Mädchen etwas von seiner Wstält er- blicken konnte, winkte es ihm mit dem nach, dann ging es verträumt nach Hause. Drei Jahre lang hatte der Hans seine schwere Eisenkraxe über das Freibrunner Kees nach Ritter- darf getragen

; allemal war er frisch und heil zurück gekommen. Er nannte bereits ein schönes Mminchen Geld sein eigen und auf den Landkirchtag würde die Hochzeit anberaumt. Am Mittwoch nach dem'hohen Frauentag ging er abermals über den Gletscher und — kam nicht mehr. Als er am zweiten Frauentag immer noch ausständig war, konnte das Marchegger Thresl seine Unruhe nicht mehr zügeln und es stieg mit einem Gemsenjäger über den Firm nach Äiitter- dorf. Allerorts, talaus, talein, fragte es dem Eisen träger Hans

nach, erhielt jedoch überall die gleiche Antwort, man habe den Eisenkrämer seit fünf Wochen nicht mehr gesehen. Nun schlug das Thresl einen wil den Lärm und rief an beiden Talseiten die Männer auf, nach dem Verschollenen zu suchen. Der ganze breite Gletscher wurde durchforscht, aber ein neu ge fallener Schnee hatte alles. zugedeckt und vom Hans konnte nicht die leiseste Spur entdeckt werden. Um Michaeli traten warme Tage ein, da fand ein Steiger den Hut und die Kraxe des Hans unmittelbar neben einer breiten

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Tiroler Bauern-Zeitung
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Page 8 of 24
Date: 03.03.1911
Physical description: 24
«litt 8 Sitalit »auira.Arttvug Nr. 5 Javert. Eine Erzählung aus den Tagen des Apostels von Wien. Von P. Adolf Jnnerkofler C. SS. E. 1. Mutter, ich macht' mit dem Kaus gehn! „Hans! Hans!" rief die Meisterin in die Bäckerstube, „komm, nimm halt doch den Tiverl mit. Ergibt gar keine Ruh'. Hörst nicht, wie er heult?" Und rasch zog sie den Kopf zurück und schalt auf den keinen Jungen, der sich an ihren Rock klammerte: „Du dummer Fratz du! So laß doch den Lehrjungen einmal eine Ruh'! Mußt denn immer

bei rhm stecken? Er muß eh so schwer tragen und da soll er dich auch noch mitschleppen! So ein Bub! ein ungebärdiger, wie du bist! Wart', wenn nur der Vater komml!" — Da kam schon der HanS herein. Er war ein mittelgroßer und hübsch gewachsener Junge, dem eine merkwürdige Festigkeit und Slille und zumal eine eigene anziehende Unschuld aus dem jugendlich gesun den Gcsichte schaute. Wie er erschien ward der weinende Knabe ruhig und mit auSgebreiteten Aermchen watschelte er dem Lehrling entgegen

. Dieser hob ihn auf und nahm ihn auf den Arm und jauchzend um fing das Kind den Hals des Jungen und sagte zärtlich: „HanSl! HanSl!" — Mit freundlichem Schmunzeln schalt die resche Meisterin wieder: „Was denn der an dir g'fresien hat! — Dich hat er ja noch lieber wie seine eigne Mutter! — Hab'S ihm alleweil abzewöhnen wollen, daß er alleweil mit dir will auf den Brotgängen, weil ich'S auch einseh, daß er dich hindert. Aber ich bring'S nicht zuweg. — So nimm ihn halt!" — Hans sagte ruhig: „'s wird schon

gehen. Heut ist's ohnehin das letztemal!" — „Ei ja richtig!" rief die Meisterin wieder — „wie doch die Zeit so schnell vergeht! Deine drei Lch jahr' sind um! — Mein Mann, der Meister, hat'S mir schon vor 8 Tagen g'sagt und heut auf die Nacht ist Freispruch! — Hans, ich laß dich gar nicht gern fort. Möchtest nicht bei uns bleiben? So einen braven Lehrjungen haben wir noch grr nie gehabt! — Geh, bleib' du g'hö^st zu uns! — Wir geh'a gewiß einmal in ein paar Jahren nach Wien. Da in Znaim ist's

mir z'klein. Da g'fälll's nur nit. Ich geb' meinem Alten keine Ruh', wir müffen nach Wien. Hans, und du gehst mit!" HanS sagte: „Die Mutter hat mit dem P älaten von Bruck schon geredet. Der nimmt mich als Klosterbäcker. Es wird wohl so am besten sein!" — „Na freilich, in so einem Herrenhaus ist'- ja beffer als beim kleinen Bäckermeister von Znaim" meinte in ihrer reichen und nun wieder etwas giftigen Welse die Meisterin. „Wenn du nicht willst, so kann man dich freilich nicht halten. — Na, so geh

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Alpenländer-Bote
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Page 5 of 16
Date: 02.11.1919
Physical description: 16
rwmrn ~r Nr. 44. Seite 5 ll lNachdruck verboten^ !! Die Wilderer. ^ i Orlglnal-ErzLhiung von Josef PraxmareL t, Hans lächelte: er merkte wohl, was Zenze r auf dem Herzen habe. „Was soll mich denn be- u trüben?- sprach et; „ich bin glücklich. Schwe- » jter, so glücklich, daß ich es dir nicht ausspre- . chen kann, und hoffe noch glücklicher zu wer- - den." , „Daß du dich aber nicht täuschest!" sagte , Zenze, ungläubig das Haupt schüttelnd. „Hast j du keine Träume von Räubern mehr

, welche . du zu erschießen drohest, weil sie dir deinen Schatz rauben wollen?" | „Wie meinst du da. Zenze?" fragte Hans; , ,wie sollte ich von Räubern träumen?" „Hast du die blonde Geigenmacherin so ganz vergessen?" antwortete Zenze; „gilt sie dir nicht mehr? einst war es nicht so, glaube ich!" „Mit ihr hat es seinen guten Weg." erwi derte Hans lachend. „Weißt du schon," fragte Zenze. „daß sie auf den Herbst heiraten soll, und zwar den Ein- nehmsr? Das Mädel Hobe schon den Braut ring bestellt, so will man wissen

; auch neue Einrichtung. Wäsche und Kleidung sei angeser- tigt worden; der Einnehmer erzählt es jedem, der es haben will; er geht oder führt fast täg lich nach Miltewald. Die Mittewalder find auf ihn recht sakrisch eifersüchtig." „So!" sagte Hans gleichgültig. Diese Gleichgültigkeit des Hans, wie Zenze meinte, bei so wichtigen Einthüllungen. machte sie an dem Hans ganz irre. „Jetzt sehe ich," Tagte sie, daß du die Geigenmacherin nie gerne Hattest, und sie dich auch nicht, sonst würde dich das Erzählte

gewiß in den Harnisch gebracht haben. Ich einmal hätte an deiner Stelle, wenn der Einnehmer mir das Mädel abge- fcharwenzelt hätte, ihm vor Aerger beide Augen ausgekratzt." „Wärst du so eifersüchtig?" fragte lächelnd Hans; „mich kümmert der Einnehmer und feine Werbung um das Mädel gar wenig; ja, daß sie sich zur Heirat herrichtet, kann mir so gar lieb sein." „Aber. Hans! Du bist nun gegen mich auch falsch geworden," sagte Zenze; „das hätte ich nicht geglaubt. Ich würde dir alles genau sa gen

. was ich auf dem Herzen habe. Gewiß ist alle deine Heiterkeit nur erzwungen, es ist dir nicht so ums Herz; denn daß die blonde Eeigenmacherin den Einnehmer heiratet, muß dich ärgern; du hattest sie lieb, das weiß ich ganz gewiß." „Gewiß weißt du es, Zenze?" fragte Hans; „woher denn?" „Hast ja im Traume aufgeredet." sagte Zenze; „ich weiß noch gut die Worte. Geh. Hans, sag es mir. gelt dein Herz blutet?" „Nein, nein. Zenze!" versicherte Hans noch einmal; „ich bin glücklich." Zenze machte ein gar betrübtes Gesicht

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Alpenländer-Bote
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Page 4 of 16
Date: 05.10.1919
Physical description: 16
beschlossen, daß die Landesregierung wieder einmal bei den Italienern in dieser Ange legenheit vorstellig werde. Hoffen wir auf einen Erfolg, obwohl die Aussichten bei der italienischen Schlamperei nicht glänzend sind. l sNochdruck verboten^ Original-Erzählung von Josef Praxmarer. Mit Anna hatte er eigentlich in seinem Leben zum erstenmal gesprochen, und doch war sie ihm eine gar nahe Bekannte: wie das kam. wollen wir gleich sagen. Hans war früher mit seinem Vater öfter nach Mittewald und Bayern gekommen

und ein Geigenmacher zu werden. Als Hans seinen Entschluß dem Vater kund gab, da brach dieser gewaltig los; jedoch Hans ließ sich nicht mürbe machen, und der Zenze gefiel das friedliche Handwerk, das Hans wählen wollte, auch nicht übel; war ja dabei das Leben ihres Bruders nicht ln Gefahr; und so mußte endlich der alte Fux, obwohl mit Widerstreben, zugeben, daß Hans nach Mitte wald in die Lehre gehe; aber versprechen mußte er, das Ding nur als Nebenhandwerk zu treiben, wenn sonst nichts zu machen wäre. Und so kam

Hans zum Staunen der Mitte- walder zu K. in die Lehre. Hans war an stellig, er hatte Talent und kannte jede Holz gattung gut, besonders die Haselfichten; bald war er der Liebling seines Meisters, obgleich ihm dies den Neid' seiner Mitarbeiter zuzog. Jedoch Hans tat. als sehe und höre er nichts; er blieb den anderen gleich freundlich, er lernte ihnen ihre Kunstgriffe ab. So war Hans schon drei Jahre nach Mittewald gegangen; all abendlich kehrte er nach Hause zurück. Hie und da mußte

er al>er doch wider Willen sei- . nen Vater auf seinen nächtlichen Zügen nach Bauern begleiten. Die Zenze hatte es ihm > angeraten; denn sonst würde er, meinte Zenze, gar nicht mehr nach Mittewald hinab dürfen. Hans folgte ihrem Rate und half zur Nachts, ti zeit dem Vater Schmuggelwaren und Wild in Sicherhett bringen. fc Da die Werkstätte des Hans nicht weit von dem Haufe des Geigen macher» B. war, so war * es natürlich daß Hans die Hausleute des * Geigenmachers B. kennen lernte. Und wenn ) nun Hans morgens

des reichen ' Geigenmachers B. sei. Diese Gestalt machte ' aus den Sohn des wilden Fux einen tiefen Eindruck; sie kam ihm vor wie ein milder 1 Engel, der vom Himmel ee'abgekommen sei. i ihm Milde und Herzensgute zu predigen; kurz, ! als er öiter Anna sah, war in seinem Herzen i der Entschluß nur noch fester, nicht mehr aus J den Pfaden seines Vaters gehen zu wollen. ! Uctvr das Gefühl, welches ihn zu diesem Cm- schlösse brachte, kennte sich Hans eigentlich i keine Rec^nschaft geben; nur der Gedanke

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Illustriertes Sonntags-Blatt
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Page 1 of 4
Date: 07.10.1916
Physical description: 4
Sterben als ein tapfrer Held. Eine Kriegsnovelle von F. C. Oberg. (Fortsetzung.' er alte Freiherr nickte eifrig. „Stimmt! Besinne mich. Na, denn also man flink 'rüber zu Vollerts, Hinricb, und das Pastorat angeklingelt: Baron Hans Dietrich ist bier und möchte Baroneffe noch sprechen!" „Und bestelle," fiel Hans Dietrich ein In längstens drei Viertelstunden muß ich wieder fort. Morgen geht's in den . Krieg!" „Na, alter Junge, wir beide!" Die zitterige Hand des alten Herrn hob das Glas. 'Leise

bebte der Wein darin. Ein Sonnenstrahl glitt gerade über die welke Hand mit dem in allen Schliffen auf blitzenden Kristall. Dunkelblutrote Strah- ' len schoß der Wein, funkelnd, feurig, leben- durchsprüht. Gebannt hingen Hans Dietrichs Augen an dem schimmernden Spiel. Wie der Wein lebte! Wie Blut, ungeduldiges, wildes, pochendes Blut! Die Gläser klangen. Die unsichere Hand des alten Herrn hatte das Glas ungeschickt geführt. Der rote Inhalt spritzte einen Tropfen über den Rand, hinüber auf Hans

Dietrichs Finger. Nun sah es wirklich aus wie Blut. Aber schnell schüttelte der junge Offi zier den Gedanken von sich ab. „Auf Deutschlands Ruhm und Sieg, Onkel Rochus!" Dann erzählte Hans Dietrich von dem Erlebnis des Vormittags, dem Be such des Prinzen beim Bataillon. Man kam auf die Weltlage, und der alte Herr — wie so viele sehr alte Leute erst ge sprächig bei seinen eigenen persönlichen Angelegenheiten — begann, über die durch die Mobilmachung entstandenen Ernteschwierigkeiten zu jammern. „Ja, kaum

hat man mal ein gutes Jahr und denkt, man kann die ver fahrene Karre noch wieder flott krie gen, da holen sie einem die Leute und Pferde vom Feld. Morgen kommt so genannte ,Hilfe^ aus der Stadt, irgend ein Student oder so was mit zwanzig oder dreißig Bengeln —‘ „Oho, Onkel Rochus!" Hans Dietrich lachte. „Unterschätze die nicht! Das sind meine Jungens! Du weißt ja, daß ich wahrend meiner Refe rendarzeit in der Jungdeutschlandsache gearbeitet habe. Nun haben die Bengel, die ich führte, nicht geruht

, bis sie zur Erntehilfe richtig nach Saatkamp kommen, weil sie wissen, es ist das Gut meiner Verwandten." Dann aber verschwand der fröhliche Ausdruck. Gequält und unruhig suchte sein Blick, wie oft zuvor, das Zifferblatt seiner an einem Riemen um das Handgelenk geschnallten Uhr. Wie unbarmherzig der Zeiger weiterglitt! Und Eva Marie kam nicht, kam noch immer nicht! „Wo nur das Mädel bleibt!" Der alte Herr klopfte nervös mit dem Finger auf den Tisch. Hans Dietrich war aufgesprungen. Sein braunes Gesicht färbte tiefer

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Tiroler Wastl
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Page 5 of 8
Date: 20.04.1918
Physical description: 8
und statt des Weizens trug .Hans ein Kerbt mit ganzen 20 Stück frischen Eiern der .Stadt zu. Da holte ihn ein Radfahrer ein, der sofort abstieg und ihn um den Preis der Eier fragte. Hans wollte sie nicht verkaufen; da griff der Radfahrer zum Tauschhandel. Er zog ein goldenes Ringlein heraus und eine gleichfarbene Uhrkette, lieh beide im Sonnenglanze leuchten und siehe da — Hans ward entzückt vom Wanze und opferte deur Golde seine Eier. Jeden Ballastes enthoben, ein lustiges Liedl pfeifend, zog

Hans seines Weges, während der Radler, gehüllt in eine Staubwolke, seinen Blicken entschwand. Schon nahe der Stadt holte unser Haus ein Fräulein ein, das, hochmodern gekleidet, von Wohlgerüchen duftend, auf ihren hohen Absähen die Allee einherschritt. Sie warf ihm einen liebedurstigen Blick zu und lächelte so verführerisch, daß es Hans ganz Heist zum Kopfe stieg. Er tvünschte dem Fräulein einen guten Tag, sie fragte ihn, woher er komme und wohin er gehe, auf welche Fragen Hans sehr ausführlichen

Aufschlust gab. Man kam in die Nähe eines Gasthauses, das vor Zeiten den Fuhrleuten als Einstellquartier diente und ehe sichs Hans recht versah, säst er auch schon mit seiner holden Begleitung allein zu zweit im Schankraum. Die schöne Fee bestellte gleich einen Liter Wein sowie zwei Gulasch und hatte gar bald den einfältigen Hans derart umstrickt, daß er ihr das goldene Ringlein an den Finger stecken wollte u>,d einen Kuß hiefür forderte. Sie betrachtete den Ring mit mißtraurischen Augen, warf

ihn aber dann dem erstaunten Hans vor die Füße und verbat sich derartige Spässe. Der Ring sei ein gewöhnlicher Messingreif, der keine 30 Hel ler wert sei und so billig verkaufe sie ihre Küsse nicht! Hans wurde bleich vor Entsetzen und suchte den Ring unterm Tisch hervor, welche Gelegenheit aber seine Begleiterin benützte, um das Gastzimmer zu verlassen, auf Nimmerwiedersehen! Hans wartete noch lange auf den beleidigten Engel - doch der kam nicht wieder. Die Kellnerin verlangte nun von Haus die Zahlung der Zeche

und als er resigniert zum Geldtäschchen greifen wollte, war seine Rocktasche leer, sein ganzes Geld dahin! Wohl oder übel mußte Hans seinen Wettermantel als Pfand stellen, denn auch die gol- dene Kette tourde als minderwertig erkannt und von der resolnlen Hebe an zahlungsstatt nicht angenommen. Ohne Ware, ohne Geld, seines Mantels ledig marschierte Hans in die Stadt ein und suchte seine Mutter aus, die den lieben Sohn mit Vorwürfen überschüttete, als sie seine Tauschhandel und sein Abenteuer erfuhr. Doch Hans

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Alpenländer-Bote
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Page 5 of 16
Date: 28.09.1919
Physical description: 16
ihrer Mutter nach, aus diesem Mädel kann etwas werden; ist freilich noch jung erst 18 Jahre alt, aber stark ist sie wie eine Bärin u. trägt wie ein Reh dahinlausend das größte Gepäck. Und Mut hat sie, Re spekt? Hat erst neulich so einem verliebten Lassen von einem Grenzjäger, der ihr schön tun wollte, eine tüchtige Ohrfeige gegeben und ihn samt seinem Käiemesser zur Türe hin- kusgeworfen. Sie haßt, wie ich, dje grüne Farbe. Nur der Hans ist auf einmal ganz weichlich geworden; ich glaube gar, er tut mei ner

! Komm, das Abendessen ist gerichtet, ein Milchmus Hab ich gekocht! Du ißest es gar so gern; der Hans ist heute lange aus, er muß schon mit einem bchwankerle verlieb nehmen." Bei dem Anblicke seiner Tochter, seines Lieblings, erheiterte sich das Antlitz des alten Fux; als er aber den Hans nennen hörte, zog er wieder feine Stirne in finstere Falten zu sammen und sagte: „Meinetwegen dürfte der Bube gar nicht mehr kommen, denn er ist nichtsnutzig geworden; geht er ja ins bayeri sche Lager

über und scherwenzelt mit ihnen herum, als ob sie nicht alle eingefleischte Schufte wären." „Nicht doch, Vater," begütigte Zenze; „der Hans hat ein gutes Herz, er liebt dich innig und mich hat auch niemand so gerne, wie er, wenn ich dich ausnimm. Daß er ein wenig bester mit den Leuten umzugehen weiß, als wir Halbwilde, wirst du ihm doch nicht zum Fehler anrechnen; er weih Manieren." „Schöne Manieren," erwiderte der Alte, „die er von der schlauen Geigermacherstochter annimmt, während er die Lebensart seines Vaters

, daß der Hans, wenngleich ein Tiroler, doch ein guter ordentlicher Bur sche sei, der seinesgleichen in Mittewald sucht. Und weißt du, die Geigenmacherin ist Tochter allein, man sagt, sie habe von ihrer Mutter 20.000 bare Krontaler geerbt. Nun, wenn der Hans diese bekäme, so wäre sie nicht zu ver achten, da sie dazu noch schön und brav ist." „Was?" rief der alte Fux aufgebracht aus, „so redet die Tollster des Fux, die Geigenma cherin laß ich ihm nie, und sollte er es dennoch wagen, sie zu nehmen, so nehme

ich meinen Stutzen, und schieße sie ihm am Altäre von der Seite weg." Erschreckt fiel Zenze dem Vater um den Hals, gleichsam als ob sie ihn schon mit der Waffe in der Hand auf ihren Bruder los gehen sähe. „Vater," sprach sie, „wie wild bist du! So warst du noch nie! Vater, wenn du so bist, so laufe ich davon, so weit der Himmel blau ist. und du hast keine Tochter mehr, die dir einstens im Alter die Augen zudrückt; ach, Vater, zürne dem Hans nicht!" „Mädel," sprach der Alte, „du weißt

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Alpenländer-Bote
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Page 3 of 16
Date: 16.11.1919
Physical description: 16
i „Weißt du. Johann.- fing nun der Geigen. Macher neckend an. „daß du einen sehr gefähr- sichen Nebenbuhler hast? Ich als Vater sollte ihm »ernünftigerweise vor dir den Vorzug «eben, und die Anna, wenn sie gescheidt ist. wohl auch; er ist schön, ansehnlich, gebildet, vnd hat eine einträgliche Stellung; rate ein mal. wen?" „Nebenbuhler um die Hand der Anna,- MtworteLe Hans, „würde ich wohl viele haben: ich meine es gibt in Mittewald und Umgebung niemand, der mir nicht um Anna neibig fein dürste

; wie könnte ich es also er- raten?- „Euer Zoveinnehmer - sagte der Geigen, wacher; „er ging mir und der Anna schon arg LU Leibe, doch bis dato bin ich chm immer die Antwort schuldig geblieben; ich sagte, Mnna wäre noch zu jung, ich lasie sie nicht gerne aus dem Haufe.- „Den fürchte ich nicht,- sagte Hans; „denn hä!'? ich auch nicht Ihr und Annas Wort zu Würgen, so sagte mir doch Ihr und Annas Auge, daß ich Euch mehr gelte, obgleich ich dies Glück nicht verdient habe.- „Kun, wohlan denn Kinder.- fragte der Geigenmacher. „wann

wolll ihr Hochzeit hal ten?" „Das übsrtasien wir dir. Dater.- sprachen beide. „Nun höret Kinder.- fuhr der Geigenma- Her dann fort, „morgen in vierzehn Tagen haltet ihr Hochzeit, und zwar nicht in Ettal, wie ich früher sagte, da es für dich. Johann, noch gefährlich ist nach Bayern zu gehen, son- dern hier in der Seefelder Pfarrkirche; das Hochzettsmahl feiern wir ebenfalls hier im Stillen; ich nehme nur zwei alte Geschäfts freunde mit: du Hans mußt den Dater mit- Uehmen. wenn er geht

jenes mit Ä. B. an den Ringfinger des Hans. Die Ver lobung war besiegelt. „Nur der Tod," sprach Anna, „soll mich von diesem teuersten Anden ken trenncn.- „Hast du deinem Vater schon etwas ge sagt?" fragte der Geigenmacher. „Keine Silbe." erwiderte Hans, „wie be fohlen: er wird freilich zuerst aufbrausen und von einer Einwilligung nichts wissen wollen, aber er ist nicht mehr der ungebeugte Löwe: der letzte Schlag hat ihn gebrochen. Wir wer den sehen." Es war noch verabredet, daß. nachoem man bei der Geistlichkeit die Sache

in Ordnung ge bracht habe, jedes sich von der Heimat ent fernen und am Trauungstage spätestens um 8 Uhr früh hier auf der Post sich einfinden solle. Dann aber ging der Geigenmacher zu seiner Reisetasche, holte da fünf schwere Geldrollen heraus und schob sie dem Hans auf den Tisch hin und sagte: ..Da hast du Geld zu den notwendigen Auslagen: für Einrichtung und Wäsche brauchst du nicht zu sorgen, dafür habe ich und die Anna gesorgt: nimm es nur. ein Schwiegersohn darf sich fernem Vater nicht genieren

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Alpenländer-Bote
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Page 4 of 16
Date: 09.11.1919
Physical description: 16
Leite 4. Nr. ^ Zwischen dem Grade entlang, dem Großkar zu; dort muß es rroch etwas geben/' Hans sckwieg und ließ sie gehen, ries ihnen jedoch nach: „Wisset, daß, wenn ich einen Pi stolenschuß losfcure, die Förster im Anzüge sind!" Nach etwas mehr als V2 Stunde Knallte es wieder mehrmal nacheinander. Hans Konnte nicht sehen, wo geschossen worden war; er warf wieder seine spähenden Blicke nach ollen Seiten hin, da glaubte er Zwischen den Zunderstauden, die sich fast b's an die Höhe hinaufzogen

, etwas sich bewegen gesehen zu haben: das Fernrohr wird wieder zur Hand genommen, und Hans erkennt deutlich Hüte mit grünen Bändern. Er eilt dem Grade hin auf. bis zu einer Stelle, wo ihn eine Fels zacke verbarg, und hier feiwrte er die Pistole ab, welche er zur Vorsicht mitgenommen hatte. Er sah, wie jetzt 6—8 Köpfe sich au.s den Zündern erhoben und lauschten und späh ten: dann ging es wieder aufwärts in der Richtung gegen ihn zu. Hans stand wie auf glühenden Kohlen: noch immer kam der Va ter

in der Hand und das Gesicht gegen die Förster hinab gewendet: er war tete bis der erste Schuß von den Förstern los- gefeusrt würde, dann wollte er unter sie bin- einpfeffern: denn daß ein bayerischer Förster ihn treffen könnte, daran dachte er nicht. Und wirklich fiel von Seite der Förster der erste Schuß. „Jesus Maria!" rief der alte Fux aus und sank zu Boden: und Hans eilte herbei, ergriff mit Riesenstärke seinen Vater, und trug ihn wie ein Kind hinüber über den Grenzstein. Links und rechts pfiffen

die Kugeln an Hans vorbei: er lief so lange, bis er endlich mit dem Vater aus dem Schußbereiche und in Sicherheit war. Warm rieselte ihm das Blut aus der Wunde des Vaters über dem Rücken herab Die Grenze dursten die bayerischen Fürst nicht überschreiten, das wußte Hans wohl: sie sandten ihnen nur noch ein paar vergebliche Kugeln nach und riefen ihnen .zu: „So schnell dürfet ihr nicht wicderkommen; wenns euch nochmal gelüstet, wird es euch nach ärger ergehen." Dann zogen sie ab, in dem sie glaubten

, den Getroffenen getötet zu haben. Run erst nahm sich Hans Zeit, die Wunde des ächzenden Vaters zu untersuchen: er ließ seinen Fuß wie tot hängen: die Kugel hatte das Kniegelenke durchschossen. Hans verband die Wunde, so gut er konnte. Das erste Wort, das der alte Fux hervorbrachte, war ein ..Verdammt?" Dann fraate er, ob wohl das Gewild in Sicherheit wäre; den Stutzen hatte er krampfhaft umfaßt, gehalten, und Hans hatte in der Verwirrung nickt einmal beach tet, daß der Hahn gespannt sei, und auch da her

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Illustriertes Sonntags-Blatt
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Page 2 of 4
Date: 14.10.1916
Physical description: 4
in der Kaserne gemacht. „Und beut abend geht's los! Das ganze Bataillon mit Extrazug! Zu schad, daß wir nicht dabei sein können! Aber wir sollten ihm sein schönes Saatkamp grüßen, hat er gesagt. Er sei gestern dort gewesen, und das Korn stehe großartig." In Eva Marie war berztiefes Er schrecken emporgezuckt. Heut abend! Seit Tagen hatte sie unablässig der Gedanke gepeinigt, sie könne eine Mög lichkeit — vielleicht die einzige, letzte — Hans Dietrich noch zu sehen, verfehlen, und so hatte sie darauf bestanden

, Heim reisen zu dürfen. Und nun war es doch zu spät! Gestern war Hans Dietrich auf Saatkamp gewesen, und heute, in wenig Stunden, zog er aus — in den Krieg! Eine wilde Verzweiflung war über sie gekommen. So mußte sie ihn also ziehen lasten, ohne ihn noch einmal ge sehen zu baden! Keine Möglichkeit gab cs, ihn noch zu erreichen. Kein Zug ging mehr zur Stadt zurück, kein Wa gen würde aufzutreiben sein. Sie hätte aus dem Zuge springen mögen, der sie mit jeder Umdrehung seiner Räder weiter forttrug

ihn aus der Stadt abholen werde. Und dann war ibr erst eigentlich ein Besinnen über ibr Handeln gekommen, als sie schon in dem schnell dabingleiten den Wagen saß. Doch kein Zweifel, keine schwächliche Reug, kamen auf in ibr. Sic liebte Hans Dietrich — das war das einzige, das Gültigkeit baben durfte in dieser Stunde. - War es nicht ihrem Herzen eine teure, erabnte Gewißheit, daß Hans Dietrich bei seinem gestrigen Besuch auf Saatkamp ibr seine Liebe batte aussprcchen wollen? Verpflichtete

sie das nicht zu dem, was sie tat? Sic war sich klar darüber, daß Rochus v. Haffelt-Helsbof mit dem geschärften Empfinden des Nebenbublers ibre Hand lungsweise nicht durch ibre vcrwandt- schaftlichen Beziebungen zu Hans Diet rich erklärt finden würde. Sie wußte: ibr Tun war — ein Bekenntnis. Ünd so sebr davor sonst ibre Scheu, ibr herb verschloffencs Wesen zurückgeschreckt wäre, jetzt löschte die Wucht eines so ungeheuren Abschieds und die ibr noch nie so überzeugend erschienene Gewißheit der Liebe Hans Diet richs zu ibr

alles andere aus, und es gab nur eines noch, das ibr ganzes Wesen tief und erschütternd erfüllte: Sie liebte Hans Dietrich! „Bitte, Eva Marie!" Rochus v. Haffelt-Helshof hatte seinen Arm in den Eva Maries geschoben, sie aus ihrem Sinnen weckend. „Du mußt mir schon erlauben, daß ich dafür sorge, dich nicht zu verlieren!" Und wieder lief ein schneller Blick aus den dunklen Männeraugen über Eva Marie hin — ein Blick des Triumphes. Bei einem Besuch auf Saatkamp am Vormittag dieses Tages war Rochus von dem alten Freiherrn

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Alpenländer-Bote
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Page 5 of 16
Date: 26.10.1919
Physical description: 16
dem Gerede der Leute auszuweichen. nach gttal gehen; dort sei die Kopulation: doch in- -wischen haltet reinen Mund, Kinder! Du, Johann, ziehst dann zu mir ins Haus, ich will euch vor meinen Augen haben." Welche Gedanken den Hans auf seinem Heimwege dieses Mal beschäftigten, kann sich der Leser vorstellen: es kam ihm vor, als würde er nicht mehr gehen, sondern schwe- den. „Wird doch nicht bloß ein schöner Traum gewesen sein?" fragte er sich wieder zweifelnd. „Halt! wer da?" riefen ihm plötzlich

drei Grenzjäger zu, das Bajonett ihm auf die Brust fetzend, als er die bayerische Grenze hinter sich hatte. „Gut Freund!" antwortete Hans, aus sei« neu schönen Zukunftsplänen erwachend. „Was habt Ihr noch so spät auf diesem Wege zu machen?" fragte der Rottenan« sührer. „Ich habe mich nur etwas verspätet," er widerte Hans. „Ausrede," fuhr der Führer fort; „auf's Amt mit uns! Dort sollet Ihr einer genauen Visitation unterzogen werden." Und Hans wurde von der Patrouille zum Zollhaus geführt

, und dort mußte er es sich gefallen lassen, daß man ihn vom Fuß bis zum Kopf die Kleider und Säcke durchstöberre. Selbst das Futter seines Hutes hatte keine Ruhe. „Was ist das?" sagte der Führer, die goll dene Medaille der Mutter Gottes an seinem Halse entdeckend; „dies ist Kontrebc^zö; goldene Ware führen die Fuxe nicht in ihrer Familie. Die Medaille ist konfisziert." „Das ist zu arg," sprach Hans gereizt; „dis Medaille lasse ich um keine' Preis her, sie ist mein wohlerworbenes Eigentum. Füh ren

Sie mich zum Herrn Zolleinnehmer: ein solches Verfahren ist empörend!" Da kam der Zolleinnehmer eben daher. Er schaute die Medaille genau an und sagte: „Diese ist nicht neu, sie wurde schon länger etragen, ist daher nicht Gegenstand der Zoll ehandlung. A. B. — was bedeuten diese zwei lateinischen Buchstaben, die eingraviert sind'? Ich errate: Diese Medaille gehört der reichen Geigenmacherstochter aus Mitte wald. Wie kommt ihr in den Besitz dersel ben?" Hans konnte nur mit Attihe seine Entrü stung bemeistern

gemacht,- aber bisher noch wenig aus gerichtet, und nun sollte ihn der Sohn des Schwärzers wirklich ausgestochen haben? Der Besitz der Medaille und die Zuversicht, mit welcher Hans auf den Geigenmacher sich berief, waren für den Einnehmer schlimme Anzeichen; dazu das Gerede der Leute, das er früher immer lächerlich gefunden harte; es erwachte in ihm heftige Eifensucht gegen .Hans. f „Ich werde der Sache schon auf den Grund Wammen." sagte der Einnehmer dann zu Hans. „Morgen bin ich bei dem Geigenma

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Page 6 of 8
Date: 02.07.1919
Physical description: 8
über ein Drittel der Sitze verfügt. Armen rat: Karoline Wageneder, Lorenz Mark graf, Dr. Franz Tragseil, Heinrich Loreck, Hans Ruß- baumer, Marianne Schneider. Bauwesen rrnd technische Angelegen heiten:. Artur Folkd?, Josef Knapp, Josef Jenisch, Alfred Kaufmann, Josef Johann Steindl, Pfar rer in Dreiheiligen, Bernhard Z^mayr, Dr. Anton Winkler, Karl Kapferer. Beamten Pensionsfonds: Franz Dr. Franz Tragseil, Karl Kapferer. Dienst- und R e ch 1 s s e k t i o n: Dr. Franz Grue- ner, Hans Fasching, Hans

Untermüller, Dr. GottliÄr Staudinger, Franz Fischer, Dr. Hans Peer, Dr. Anton Winkler, Dr. Anton Eder, Leopold Lehnhart. Verwalt lMgsrat der städt. Lichtwerke: Martin Rapoldi, Dr. Franz Gruener. Eduard Ertl, Vinzenz Murr, Josef Auer, Dr. Hans Peer, Karl Kapfe rer, Dr. Anton Winkler, Wilhelm Greil. Finanzausschuß: Martin Rapoldi, Josef Holz hammer, Franz Mayer, Vinzenz Murr, Dr. Hans Peer, Dr. Gottlieb Staudinger, Karl Kapferer, Dr. Walter Pembaur, Rudolf Zech. Gefa'lls-, Markt- und Appro vision

ie- rungsangelegenheiten: Jos. Asam, Ernst Mül ler, Hans Untermüller, Notburga Klammer, Heinrich Loreck, Alfred Kaufmann, Bernhard Zösmayr, Dr. An ton Eder, Leopold Lehnhart. Schlachthauskommission: Jos. Jenisch, Joses Knapp, Franz Fischer, Franz Hagenauer, Bernhard Zösmayr, Hans Rußbaumer. Diehmarktkasse: Josef Ionisch, Franz Fischer, Bernhard Zösmayr. Provisionsfonds der Gefällsaufseher: Josef Jenisch, Alexander Wanker, Bernhard Zösmayr. E e s u n d h e k t s r a t: Josef Holzhammer, Hans Fa sching, Artur Foltin

, Rudolf Patigler, Alexander Wan ker, Johann Steindl, Dr. Hans Molitoris, Friedrich Jäger, Marianne Schneider. Ueberprüfer der Gemeinderats- Sit zungsprotokolle: Ernst Müller, Notburga Klam mer, Dr. Walter Pembaur. Kanzleigehilfen - Pensionsfondsaus schuß: Lorenz Markgraf, Franz Hagenauer, Leopold Lehnhart. * Löschdirektion: Josef Knapp, Lorenz Markgraf, Hans Fasching, Rudolf Patigler, Alfred Kaufmann, Franz Fischer, Bernhard Zösmayr, Rudolf Zech, Karl Dietrich, Wirtschaftliche Vereinigung

. Pfandleihanstalt: Hans Untermüller, Vinzenz Murr, Rudolf Zech. P olizeis e kti on: Eduard Ertl, Josef Asam, Ernst Müller, Dr. Franz Tragseil, Dr. Hans Peer, Franz Hagenauer, Dr. Anton Winkler, Dr. Anton Eder, Dr. Hans Molitoris. Pensionsfonds der Sichsrheitswache: Eduard Ertl, Dr. Franz Tragseil, Dr. Anton Eder. Stadtschulrat: Hans Fasching, Rudolf Patigler, Dr. Hans Molitoris. T h e a t e r k o m m i s s i o n: Dr. Franz Gruener, Ar tur Foltin, Alfred 'Kaufmann, Rudolf Patigler, Dr. Walter Pembaur, Friedrich

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Page 12 of 16
Date: 09.11.1912
Physical description: 16
Seite 12 zeugung, die übrigens mit unserem Thema gar nichts zu tun hat. Aber ich bleibe dabei, daß all die Redens arten von Todesmut und freudigem Sterben der bare Unsinn sind. Man kämpft für sein Land, weil das eben notwendig ist. Ich erkenne auch willig an, daß es Fälle gibt, wo die verletzte Nationalehre uns die Waffe in die Hand drückt. Aber darum stirbt noch kein Mensch gern, auch nicht für Kaiser und Reich. Hans wandte sich schroff von Rolf ab und zu seiner Braut hin. „Was sagst

du? Ist das auch deine Meinung?" Eine Sekunde zögerte Ella. Dann sagte sie leise: „Ich glaube allerdings auch, daß mein Bruder recht hat." Hans lachte höhnisch auf. „Das ist ja herrlich! Du hast wirklich Ansichten, ganz wie sie sich für eine Offi ziersfrau passen!" Damit erhob er sich und ging erregt im Zimmer hin und her. Ella sah ihm nach. „Ich liebe den Menschen in dir, Hans, — nicht den Offizier!" „Das ist dasselbe!" rief er barsch. „Eins ist vom andern nicht zu trennen!" „O doch, Hans," entgegnete Ella ernst

. „Du würdest für mich der geliebte Mensch bleiben, auch wenn du nicht mehr Offizier wärst." Aber Hans erwiderte hart und böse: „Das sind Phrasen! Ich weiß wahrhaftig nicht, wie wir uns jemals verstehen sollen, wenn du so wenig meine Empfindungen teilst!" Das häßliche Wort schnitt das Gespräch ab. Um Ellas Mund huschte ein leiser Schmerz. Sie antwortete nichts. Auch Hans schwieg und wenig später sagte er Lebewohl und ging. — — Am frühen Morgen des audern Tages lag am Quai des Torpedohafens das Tauchboot

der wimmelnden Menschen schien betäubt und erstickt zu werden durch diese dicke, lastende Atmosphäre. Aus dem schmalen Deck des U. S. 5 stand Hans, der das Boot seit einem halben Jahr befehligte. Seine schlanke, sehnige Gestalt stützte sich auf das dünne Eisengitter, während seine Augen aufmerksam die letzten Vorbereitungen verfolgten. Endlich kam vom Begleit- darnpfer her das Signal zur Abfahrt und trieb alle Mann auf rhre Posten in das Bootsinnere hinab. Wenige Sekunden später erzitterte der kleine Schiffs

ketten. Das kleine Boot schwebte darüber hinweg, schmiegte sich eng an die vollen Rundungen, wurde schmeichelnd umhüllt von ihnen und löste sich dann wieder stolz und kraftvoll aus der Umarmung. Hans stand in dem Kommandoturm, und seine Blicke wanderten kühn und freudig über die Weite, die sich eisgrün schillernd, wie ein zerklüfteter Gletscher dehnte, bis in der Ferne der felsgraue Himmel gleich dem Geröll eines Felssturzes aus ihr ruhte. Den Mund am Sprachrohr, die Hand an den Kontakten

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Kitzbüheler Bezirks-Bote
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Page 11 of 18
Date: 18.12.1910
Physical description: 18
Oellsge zürn „Äritzbübeier Dole." «kd-vwn. Druck und Verlag der Sgl. Bager. Hasduchdrackere, i-°u«-brüd-r R«tchel u, Vuggdur,. Die Angst vor dem Pantoffel. Von H. Courths - Mahler. (Schluß.) (Nachdruck verboten.) „Dann schickst du einfach das Mädchen hin und läßt dich entschuldigen," sagte Hans. Käthe mußte alle Kräfte zusammennehmen, um nicht schwach zu werden. „Ich muß dir gestehen, daß ich mich gerade auf diesen Abend bei Tante sehr gefreut habe. Doktor Henneberg will uns heute abend

seine neueste Dichtung vorlesen." Hans fuhr kerzengerade empor und starrte Käthe an. „Doktor Henneberg? Wer ist denn das?" „Habe ich dir noch nicht von ihm erzählt?" frug Käthe harmlos und unschuldig. „Doktor Henneberg ist ein junger, sehr talent voller und geist reicher Schriftsteb ler. Tante Sophie hat ihm durch eine schlimme Zeit ge- holfen. Nun ist er sehr dankbar und anhänglich und be sucht Tante oft. Er ist ein reizender Mensch, so klug und zugleich be scheiden und an spruchslos. Ich treffe ihn oft

bei Tante Sophie und wir unterhalten uns immer ausge zeichnet." Hans hatte eine tiefe Falte auf der Stirn. „Sooo nun — du bist ja ganz Feuer und Flamme für diesen Dichterling. Vas neuerbaule Schwadinger 1irankenhLU5 in München. Hat er dich noch nicht angesungen?" Käthe machte ein allerliebstes Schelmengesicht. „Ich weiß es nicht. Vielleicht tut er es heimlich. Jedenfalls sind wir beide uns sehr sympathisch." Hans war aufgesprungen und lief mit finsterem Ge sicht hin und her. Sprechen konnte

er nicht. Es stieg eine heimliche Angst in ihm empor, die er nicht in Worte fassen konnte. Käthe erhob sich nun gleichfalls mit gutgespieltem Gleichmut und sah nach der Uhr. „Es ist Zeit, daß ich gehe, Hans, du mußt mich nun schon beurlauben." „Du willst wirklich gehen?" frug er, dicht vor ihr stehen bleibend und sie scharf fixierend. Sie hätte ihn am liebsten beim Kopf genommen, ihn auf die unruhigen Augen geküßt und gerufen: „Nein, Hans, ich bleibe bei dir. Merkst du denn nicht, daß dir deine Küthe

nur eine Komödie vor spielt, um ihr Glück zu retten." Aber sie bezwang sich. Jetzt hieß es, hart sein und tapfer durch, sonst war alles umsonst. So sah sie ihn schein bar erstaunt an. „Aber, Hans, warumsollich denn gehen?" „Nun, weil , dein Mann, zu Hause bleibe." Sie richtete straff ihn mit großen an. du zu ?Nun — gestatte, daß ich dich erinnere, daß du oft ausgingest, wenn ich zu Hause blieb. Du plädiertest für deine volle Freiheit, zu tun und zu lassen, was dir gefiel. Ich habe

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Illustriertes Sonntags-Blatt
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Page 1 of 4
Date: 25.11.1916
Physical description: 4
Sterben als ein tapfrer Held. Eine Kriegsnovelle von F. C. Oberg. «Fortsetzung.) Am Ofthimmel steht über einer Wolkenwand ein fahler Schein, der sich langsam rötet, tiefer und tiefer, gleich heraufquellendem Blut. „Leutnant v. Hasselt hat die Spitze! Sie gebt bis zum Südausgang vor!" /Hink! — Ein neuer Silbertropfen der Zeit war es, der klingend durch das Dunkel rann. Hans Dietrich besann sich: halb drei mußte es sein. Und wieder, wie bei dem letzten Schlagen der Uhr, brach die sein ganzes

Wesen erfüllende Erwartung übermächtig in ihm hoch. Heute — heute würde es sein! Da plötzlich Schritte draußen. Trommelnde Finger wirbeln gegen die Stubentür. „Bataillon steht um halb vier Uhr marsch- und gefechtsbereit!" Grobknecht, jäh aus tiefem Schlaf wach geworden, ist schon auf den Beinen. „Ihr Engländerhalunken — nun wollen wir's euch aber be sorgen !" Hans Dietrich kann nicht sprechen. Die Erregung in ihm ist zu groß, um sich in Worten ent spannen zu können. Endlich! End- Dunkel liegt

die Dorfstraße. Aus al len Häusern gleiten Gestalten hervor. An einer Stra ßenkreuzung hält die Feldküche. Im Vorübergehen wer den die Trinknäpfe gefüllt. Ganz me chanisch geht alles, nicht anders als sonst. Mitunter zuckt ein grimmes Scherz wort auf, aus dem grell die namenlose Wut gegen den Feind flammt, die in ihnen allen brennt. Hans Dietrich fühlt plötzlich eine Hand aut seinem Arm. Grobknecht ist neben ihn getreten, in der Linken den dampfenden Becher. Es ist nicht hell genug, die Züge des jungen

Offiziers zu erkennen, nur ahnen läßt sich der Ernst, mit dem seine Augen schauen. „Hans Dietrich, wenn ich falle — du weißt, ich bin Soldat mit Leib und Seele — das sagt alles! Gestern abend, als die Post kam, da — da Hab' ich ein großes, großes Glück erlebt. Du kennst Hedwig Rupert, Hans Dietrich?" „Professor Ruperts Tochter, Fritz? Gewiß!" „Ich Hab' sie nicht sehen können, ehe wir auszogen, denn Ruperts waren noch im Schwarzwald. Da Hab' ich ihr geschrieben — und gestern «m die Antwort

. Wenn ich falle, du aber vielleicht später einmal üeimkommft, dann wirst du ja zu meinem Vater gehen. Geh dann auch )u ihr, Hans Dietrich! Sag ihr, daß sie mich grenzenlos glücklich gemacht bat und stolz." Fest umschließt Hans Dietrichs Rechte die Hand des Freundes und lost sich schnell. .Dann hebt sich sein Kopf. Klar und frei ist seine Stimme: „Still- Manden! Das Gewehr — über! Ohne Tritt marsch!" Zerschossene betonierte deutsche Unterstände an der Somme, die beim ersten Anprall verloren

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Illustriertes Sonntags-Blatt
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Page 2 of 4
Date: 25.11.1916
Physical description: 4
Feierlich streicht noch immer das Glockengeläut durch die Stille. Da knattert der Motorradfahrer, der Verbindung hält mit den Patrouillen, zurück. „Das Bataillon greift an!" Herrn v. Prahls Stimme hat noch nie so hell geklungen. Heraus kommen die Schützenlinien, zu jeder Seite der Straße eine Kompanie, und die beiden anderen in Reserve gestaffelt binter dem linken Flügel. Hans Dietrich, zwei Entsernungsschätzer und Leute mit Draht scheren neben sich, ist weit voraus. Durch eine Häuserreihe

niederzuschmettern. Aus dem Boden liegt Hans Dietrich, das Fernglas an den Augen. Noch ist alles ruhig jenseits des fern blitzenden Kanals. Geradeaus an dessen anderem User ein mächtiges Fabrikgebäude, aus dem die Genfer Flagge weht. Links davon ein Block spitzgiebeliger Fabrikbauten, aus deren Glasdächern die Sonne glitzert. Davor, unten am Kanaluser, ein Eisenbahndamm. Hinter Hans Dietrich erreicht die Schützenlinie die Höhe. Sssu—iit ssu—iit phh—t sss—t! ssu—iit! Singend und sausend sind die ersten

Feindeskugeln herübergestrichen. Stöhnen — ein Aufschrei, dieser eine, gräßliche Laut, der den Kopf schuß kennzeichnet. Hans Dietrich ist aufgesprungen: „Stellung marschmarsch!" Schon sind sie heran, die braven Burschen. Und das Singen, Surren, Zischen, Pfeifen in der Lust! „Halblinks! Visier achthundert — Schützenseuer!" „Herr Leutnant," ruft der Musketier links von Hans Dietrich, „ich schieße aus den dritten Schützen von links an der Telegraphen stange !" „Ich beobachte!" Gleichzeitig mit Hans Dietrichs

Antwort schon das Krachen. „Zwei Zielhöhen zu kurz!" „Herr Leutnant, nu schall he aowers sitten!" Und ruhig legt der Musketier wieder an. Der saß! In Hans Dietrich quillt eine heiße Freude hoch, ein tiefer, erschütterter Stolz. So ist's im Frieden geübt — und ganz genau so wird's im Felde gemacht! Und aus der ganzen Länge der Reihen ist es losgeprasselt, krachend und knatternd die Feuerantwort hinüberschickend. Pfeifend umsaust sie das Kugelsingen. Die ganze Luft ist erfüllt von diesen kleinen

, gleichsam giftig aussprühenden Zischlauten. Und das alles eingehüllt von dem Knattern der Gewehre. Das erst taktmäßige Feuern der Schützenlinien wird hetzend — sie sind eingeschossen. Zu einem Höllentaumel steigt das Knattern an — grell kläffend, ein belfernd höhnendes Gelächter von Lärm. Plötzlich Worte. Trotz des Lärms hört Hans Dietrich sie doch. „Leutnant Grobknecht gefallen!" Hans Dietrich erlebt das Furchtbare: für einen tiefsten Schmerz nicht Zeit haben ihn zu fühlen und zu denken

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Alpenländer-Bote
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Page 5 of 16
Date: 19.10.1919
Physical description: 16
Nr. 42. Seite 5, arbeiten lehren — vielleicht sogar die Arbeiter- und Soldatenräte. 3 lNachdruck verboten^ Die Wilderer. : Original-Erzählung von Josef Praxmarek „Vorwärts, und im Notfälle noch einmal hiehsr in dies Nest!" hieß es; wir werden es dann ausnehmen. Und es dauerte nicht lange, klopfte es leise an der Hintertüre. Hans kannte das Zeichen. Der Vater und Zenze traten herein. „Da sind wir glücklich; den Kontreband haben wir schon geborgen," sagte der alte Fux. „Die Spürnasen kommen gewiß

etwas finden." „Ihr werdet aufsitzen," sagte der Fux leise und mit lachendem Mund das Fenster zu schlagend. In Hosen und Hemd stieg der Alte dann die Stiege hinab. Auch Zenze kam mit einem Lichte und Hans. Und nun wurde das ganze Haus von oben bis unten durchstöbert, selbst der ganze Heuftock im Stadel und der Mist im Stalle ~ wurde durckwühlt, kein Etrohsack. keine Kiste, kein Winkel wurde undurchsucht gelassen. Endlich, nachdem die Grenzjäger zwei Stunden sich vergeblich be müht hatten, sagte der Führer

." erwiderte der Fux. „Nun der Je mand wird euch wohl das andere auch gesagt haben." „Und wer hat den heimtückischen Schuh gemacht?" sprach der Führer weiter; „das var eine neue, gutdurchdachte Spitzbüberei! Aber wart nur. Fux! Wir kommen schon noch zusammen; der K2ug geht so lange zum Brunnen, bis er bricht." „Wissen Sie was."Herr Führer?" sprach mrn Hans; „Sie gehen da über ihre Amtsbe- lugnisse hinaus. Eie haben hier nichts mehr tu suchen. Glauben Sie irgend einen begrün deten Verdacht

gegen uns zu haben, so ma chen Sie die Anzeige; wir wollen nun wieder schlafen gehen; wir sind für das Wachen nicht bezahlt, wie Sie. Drohungen stehen Ihnen g«r nicht zu. Gute Nacht!" „Auf baldiges Zusammentreffen!" sagte der Führer verbissen und entfernte sich mit sei- ner Mannschaft voll Aerger, dah er wieder nichts ausgerichtet hatte, und ihm der Er- greiferanteil entgangen war. Die Fuxen- familie aber schlief sich aus; nur Hans tat kein Auge zu. In der Früh war am Zollhause drunten hoher Rat beisammen; man dachte

nach Innsbruck, und man hatte sich etliche Gulden verdient. Das Geschäft des Verhandeln^ muhte die Zenze besorgen. Sie konnte auch meisterhaft damit umgehen. Hans machte sich darüber Vorwürfe, dah er an der Schwärzergefchichte Anteil genonr- men. denn Anna wird es ja erfragen, und er muhte in ihren Augen verlieren; doch wie hätte er seinen Vater der Gefahr aussetzen sollen, in die Hände der Grenzjäger zu fal len! Kannte er ja ihren grimmigen Haß gegen feinen Vater; kannte er ja den unbändigen Charakter

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Tiroler Land-Zeitung
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Page 13 of 16
Date: 15.07.1911
Physical description: 16
Nr. 28 Unterhaltungsdlatt zur „liroler Land-Zeitung". 1911 Das verlöschende ßeröfeuer. Nach dem Englischen Von Sophie Wiget. (Nachdruck Verboten.) (Fortsetzung.) „Den Robert Müller, wissen Sie Flemming," eiferte Hans, „der das große Speditionsgeschäft hat, ein Dutzend Pferde und fast eben so Viele Wagen; der an jeder Tür anklopfen könnte, und mit Freuden angenommen würde, den hat das dumme Ding gestern fortgeschickt — den Robert Müller, denken'Sie nur!" Hans war gründlich entrüstet

, und die Entladung seines Herzens tat ihm wohl; nachher wurde er wieder gemütlich und lachte selbst über seinen Zorn. Aber der Vorfall machte viel Eindruck auf Flemming. Er war nachdenklicher und schweigsamer als gewöhn lich, und schien über die Lösung eines ernsten Problems nachzu denken. Hans hatte sich nachgerade an solche Stimmungswechsel seines Kompagnons gewöhnt, „der mehr wußte und besser reden konnte als ein Advokat, manchmal aber so ernst dreinschaute, daß man nicht wußte, woran

man mit ihm war, im Geschäft aber den Tüchtigsten übertraf —" so urteilte Frei über den Fremden. Als er an jenem Abend nach Hause kam, fand er zu seiner Verwunde rung Georg schon dort. Doch noch mehr staunte er, als der junge Mann ihm entgegenkam und ihm kräftig die Hand drückte. Hans öffnete die Lippen, um zu fragen, was vorgehe — da fuhr ihm plötzlich so mancherlei durch den Sinn, und die Frage blieb unaus gesprochen. Und jetzt rief Flemming: „Lassen Sie uns keine Geheimnisse in einer solchen Sache haben, Frei

! Ihre Schwester hat einge- willigt, meine Frau zu werden, und wir beabsichtigen schon bald verkünden zu lassen." „Ja, es ist so, Hans," antwortete Agnes auf des Bruders fragenden Blick. „Ich weiß, du warst ärgerlich über mich wegen Müller, ich hoffe, du seiest jetzt befriedigt?" „Nun — ich wünsche dir Glück," sagte Hans endlich. „Du bist jedenfalls dafür besorgt, dich selbst in erster Linie zu befrie digen. Doch — ich beabsichtige ja nicht, dich abzuhalten. Ich hoffe, daß du glücklich werdest

— das ist alles. Mit Ihnen, Herr Flemming, möchte ich aber noch einige Worte reden —" „Das habe ich erwartet," antwortete Georg, der bei dem lau warmen Glückwunsch seines Schwagers spöttisch gelächelt hatte, „ich werde also noch mit deinem Bruder zu reden haben, Agnes, wie ich dir schon vorher sagte." „Ich sehe nicht ein, inwiefern die Sache dich angeht, Hans," sagte das Mädchen, dessen blitzende Augen auf ein rasch entflammtes Temperament schließen ließen, „ich bin mein eigener Meister." „Das bist du," antwortete der Bruder

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Tiroler Wastl
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Page 6 of 12
Date: 23.07.1911
Physical description: 12
Katholisch -wären sie schon, spöttelten die Herr chen, wenigstens im Pfarrbuch drinnen; im übrigen jedoch kümmerten sie sich nicht um das Puppenspiel und der würzige Mpenhauch war' ihnen lieber als die dicke Kirchenlnft. „Bübten," redete der Hans langsam, „tut nicht zu weit 's Maul auf. . . Da heroben aus der Alm geht oft ein schneidiger Lustzug und es ist schon oft einem zu kalt geworden." „Lieber zu kalt auf der Alm als zu heiß in der Kirche," sagte der Blonde. „Das wird erst darauf ankommen

," meinte der Hans; dann fragte er wieder: „Und ihr tut also gar nichts beten?" Der Braune lachte hell auf und der Blonde er widerte spottend: „Beten? . . . Die Lallerei haben wir längst ver gessen . . . Ich weiß nicht mehr, wie's geht . . . Lirum, larum, lalala" . . . Der Hails wurde glührot. „Also ihr habt gar keine Religion?" forschte er zornig. , „Wir brauchen keine," lästerte der Braune. „Re- ligioll ist ein überflüssiges Möbel." „Schau, schau," sagte der Hans wieder trocken, „aus der Stadt erfragt

, Trinkgeld!" lachte der Hans; „wenn ihr beide samt eurem Geldbeutel mein gehört"; zugleich ballte er die Fäuste, daß die Mäuschen über den Arm hineinliefen. , Die Herren erschraken heftig und wollten davon- rennen. Aber schon hatte der Senner beide mit eisernem Griff am Rockkragen erfaßt und stellte sie vor sich hin. Die Herrchen begannen fürchterlich zu schreien und zitterten wie Espenlaub; die Stecken waren ihren Hän den entfallen. „O, bitte, bitte, laßt uns nur das Leben," flehte der Braune

, „wir lassen euch gern: alles, was wir haben!" „Ja, ja, alles lassen wir euch, Geld und Schmnck- sachen; nur laßt uns heil davonziehen!" wimmerte der andere. „So dumm bin ich nicht," grollte der Hans; „gelt, daß ihr dann schnurstracks zum Gendarm lausen und mich beim Landrichter einfeitern dürftet!" -„Um Himmelswillen, was wollt ihr denn voll uns!" winselte der Braune. „Ich will grad' einmal sehen, ob ihr nicht mehr beten könnt," lachte der Hans trocken. Zugleich hob er die beiben Männlein am Rock kragen

auf und trug sie ein paar Klafter nach vorn, ganz air den Rand des Felsens, wo die Schwarze Wand sich tn die Tiefe senkte. Die Herrei: schrien in ihrer Todesangst wie Zahnbrecher; der Senner hielt aber die beiden mit einer Leichtigkeit wie zwei Wollenwickel über den Abgrund hinaus und ließ sie in der Luft tanzen. „Jetzt, Mandlen, heißt's beten," schrie der Hans; „es geht hundert Klafter abwärts!" Die betben heulten. „Beten oder ich laß aus!" kommandierte der Hans; „wie heißt's? Lirum, larum, lalala

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Der Arbeiter
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Page 10 of 12
Date: 09.06.1912
Physical description: 12
auch in die Fabrik gehen." Er begann mit einer Hast zu essen, als habe er sich beim Rühren schon viel zu lange aufgehalten. Grete war im ersten Augenblick ganz starr. Einige Mnuten sagte keines ein Wort. Nach ruhiger Überlegung meinte Grete: „Die Arbeit scheue ich nicht. Etwas anderes wie die Fabrik wäre mir schon lieber, aber ich weis:, es gibt ja hier für mich nichts anderes. Es ist mir soweit recht, wer soll aber den Haushalt führen?" Hans legte den Löffel hin und atmete auf. So leicht hatte er sich's gar

nicht vorgestellt Mit einer Sicherheit, die man nur durch Erfahrung oder durch unbedingtes Vertrauen auf das Wort anderer gewinnen kann, stellte Haus sich und ihr vor, wie gut das zu machen ist. Abends ist Grete zu Hause, kocht für den nächsten Tag, wenn sie um 12 Uhr heimkommen, wird schnell alles gewärmt. Samstag ist um V 2 6 Uhr Feierabend, da kann man noch viel putzen und ordnen. Grete hatte noch manches Bedenken, aber weil sie sah, wie Hans an dem Gedanken hing, schlug sie alle Bedenken nieder und stimmte

zu. Sehr bald hatte Hans eine Stelle ausgemacht, und den nächsten Montag gingen sie durch den dunklen Wintermorgen zusammen in die Fabrik. Winter; Eis und Schnee waren gekommen Und für Grete kam der Winter; was noch an Herbstsonne trotz Einsamkeit und Sehn sucht in ihr geblieben war. erstarrte nun unter der Eisdecke Die Qualen, die Hans ertragen hatte, bis er abgestumpft war, kamen auch für sie. Was war aus ihrer Stube geworden, der sie noch immer einen Hauch von Heimischkeit gegeben hatte! Eine kalte

, kahle Hütte, in der sie für eine Stunde Unterschlupf suchten, um ihr halbwarmes Mittagessen rasch hinabzuwürgen. Konnte sie abends, wenn sie abgearbeitet und erschöpft war, noch Freude an ihren notwendigen Haushaltungs obliegenheiten haben? Am liebsten hätte sie es wie Hans gemacht: sich in den Kleidern aufs Bett geworfen, bis sie jemand angestoßen hätte, wie sie Hans anstoßen mußte! „Es ist Zeit zum Schlafengehen." Den Gewohnheiten der Menschen, mit denen wir Zusammenleben, müssen

auch wir uns allmählich unterwerfen. An einem Sonntage, meinte Hans zu Grete, jetzt, wo man doppelten Verdienst habe, könne man sich eher etwas gönnen. Er wollte mit Jost philipp und seiner Frau heute spazieren gehen und mal einkehren. „Bis Sonntag gehen wir dann alle zusammen, du auch mit. Ich will erst mal sehen, wie sich die Sache anläßt und du mußt auch erst noch —" Grete wußte, was er sagen wollte, sie hatte dieses Wort mit Angst vorausgesehen. „Hans," bat sie ihn schüchtern, „laß mich lieber daheim. Ich glaube

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