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Schlern
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Page 94 of 145
Date: 01.10.1988
Physical description: 145
Die Verlegung des Grieser St.-Andreas-Jahrmarktes nach Bozen durch den Landes fürsten Ludwig den Brandenburger im Jahre 1357 setzte diesbezüglich das erste unmißverständliche Signal. 3 ' 1 ) Ludwig - dies mag hier ergänzend eingefügt werden - hat sich während seiner fast 20jährigen Herrschaft in Tirol (1342-1361) an der Seite der Margarete (Maultasch) nur dreimal in Gries aufgehalten, am 23. April, am 13. Juni 1349 und am 29. März 1350. * 35 * ) Ungleich öfter treffen wir ihn in Bozen

an; - welcher Unterschied zur Regierungszeit Herzog Ottos! Über die diesbezüglichen Verhältnisse unter seinen Vorgängern, Johann Heinrich von Böhmen-Luxemburg (1335-1341) und ihrem gemeinsamen Schwiegervater, dem Titularkönig Heinrich von Böhmen-Kärnten, dem jüngsten Sohn Meinhards II., fehlen bis dato entspre chende Untersuchungen bzw. Itinerare. Man wird jedoch feststellen dürfen, daß sich spätestens unter dem Brandenburger die Bedeutung von Gries endgültig zugunsten von Bozen verschoben hat. Daran vermag

auch der Umstand nichts zu ändern, daß noch in einer Stiftungsurkunde für die Grieser Pfarrkirche von 1341 vom Grieser Marktrecht („iure fori“) die Rede ist. '*) Die Schenkung der landesfürstli- chen Burg Gries an das Augustiner-Chorherrenstift in der Au im Jahre 1406 bildet den wahrscheinlich gar nicht mehr spektakulösen Schlußpunkt in der wirtschaftli chen und politischen Demontage von Gries. Ganz spurlos aber ging diese Oppidum-Phase von Gries durchaus nicht vorbei, und wir stellen daher die Frage

: Was ist für den Ort aus dieser Epoche geblieben? Fürs erste zu nennen ist dazu das seither zu beobachtende Vorherrschen des Namens Gries vor dem der älteren Bezeichnung der Pfarrgemeinde Keller. Eine wesentliche Rolle bei der Durchsetzung des Ortsnamens Gries spielte allerdings auch der von Meinhard II. hier verankerte Gerichtssitz des „Landgerichtes Gries". Weiteres anzuführen ist hier die inzwischen wieder abgekommene Viertelbe zeichnung ,Mof' oder lateinisch „in foro “ für den engeren Kern des ehemaligen

Oppidum. Letztere Bezeichnung treffen wir noch 1673 in einer Abrechnung bezüg lich der Anfertigung eines neuen Meßgewandes für das „Gotshaus zu St. Jacob in foro" an. 37 ) Die vorherrschende Bezeichnung dieser um 1800 abgerissenen Kirche lautete St. Jakob am Hof. An dritter Stelle zu erwähnen ist der Umstand, daß Gries im Hinblick aufseine vorübergehende Stellung als Marktgemeinde für sich das Recht in Anspruch nahm, ein Gemeindewappen zu führen, ein Recht, das im Mittelalter und in der frühen Neuzeit

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Schlern
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Page 87 of 145
Date: 01.10.1988
Physical description: 145
Franz-Heinz Hye Gries bei/in Bozen, Grundzüge seiner Entwicklungsgeschichte (Vorarbeiten zum Tiroler Städtebuch II: Südtirol) Inhalt: Lage und Umfang - Hauptverkehrslinien in und durch Gries - Burg und Landgericht Gries - Die Gründung des Marktortes bzw. „oppidum“ Gries - Zur älteren Gemeindeverfas sung von Gries - Weitere Gemeindeämter und Funktionen - Die Pfarre Gries und ihre Geschichte - Filialkirchen - Die alte Pfarrgrenze zwischen Gries und Bozen sowie die heutige Pfarreinteilung

- Vom Kloster in der Au zum Benediktinerstift Muri-Gries - Die Grieser Wassermauern und der Bachverlauf der Talfer Lage und. Umfang Wenn heute von Gries bei bzw. in Bozen die Rede ist, so versteht man darunter jenen Stadtteil von Bozen, der im Osten von der Talfer, im Süden vom Eisack, im Westen von der Etsch, im Nordwesten von der Gemeinde Terlan bzw. von deren Fraktion Siebeneich und im Norden von der Berggemeinde Jenesien begrenzt wird und der - aber erst seit dem 19. Jahrhundert - mit dem Gebiet

des ehemaligen Burgfriedens von Sigmundskron (eigener Gerichtsbezirk bis 1817) auch über die Etsch auf deren rechtes Ufer ausgreift. 1 ) Dementsprechend hat Gries, abgesehen vom Burghügel von Sigmundskron, Anteil sowohl an den Tallagen und Auen zwischen den genannten Wasserläufen als auch am steilen Geländeabfall an der Südseite des Tschögglberges. Diese Ausdehnung hatte Gries, als es 1925 nach Bozen ! eingemeindet worden ist. 2 ) Hinsichtlich des Mittelalters und noch für den Beginn des 18. Jahrhunderts

haben wir Ursache anzunehmen, daß damals der heutige Ortsteil Quirein noch kein Bestandteil der Gemeinde Gries gewesen ist. So z. B. wird die Lage des 1166 gegründeten ehemaligen Augustiner-Chorherrenstiftes in der Grieser Eisackau 1174 als „in Owe Pozani“, d. h. in der Bozner Au, angegeben 3 ), , und noch 1712, gelegentlich der gleichmäßigen Aufteilung der Grieser Moosgründe, welche zwischen der Landstraße gegen Meran und der Etsch lagen, werden als Begünstigte nur die damals herkömmlichen sechs Grieser

Viertel gebildet, sondern sei als Teil des zentralen Viertels am Hof betrachtet worden. ) Zur endgültigen Klärung dieser Frage sind noch eingehende Untersuchungen nötig, die für diese Studie aus zeitlichen Gründen noch nicht möglich waren. Ebenso erstreckte sich das Gemeindegebiet von Gries im Südwesten bis zum Anschluß von Sigmundskron an die Katastralgemeinde Gries (1854) nicht bis hinunter zum Zusammenfluß von Etsch und Eisack. Vielmehr gehörte dieser ') Otto Stolz, Politisch-historische Landes

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Schlern
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Page 88 of 145
Date: 01.10.1988
Physical description: 145
Zwickel der Au, auch Kaiserau oder Moos genannt, zuvor - wie bereits um 1268/85 (vgl. unten) - zum selbständigen Burgfrieden Sigmundskron, der hier auf das linke Ufer der Etsch übergegriffen hat, um die hiesige Etschbrücke beiderseits in Kontrolle zu haben. Dementsprechend enthalten noch „Bemerkungen zum Trans- porto-Buche der Gemeinde Gries“ von ca. 1850 bezüglich der „Grenzen der Gemeinde Gries“ folgende Angaben: „Die Gemeinde Gries mit den dazugehörigen Neufelds-Gründen dehnt

sich... bis hinab zum Burgfrieden Sigmundskron. ... Gegen Mittag gränzt die Gemeinde Gries an den Burgfrieden Sigmundskron, an die dazu gehörigen Neufelds-Gründe und oberhalb an die Etsch.“ * 7 8 ) Was das siedlungsmäßige Alter von Gries und seiner genannten sechs alten Viertel anbelangt, kann gleich vorweg festgestellt werden, daß dieselben seit dem frühen Hochmittelalter urkundlich nachweisbar sind. So tritt uns der Ortsteil Moritzing bereits in der bekannten Quartinus-Urkunde für Innichen von 827

Bezeichnung Severs entgegen"), welcher Viertelname sich, wie erwähnt, bis ins 18. Jahrhundert gehalten hat. Dieser heute von der Fagenstraße durchquerte Ortsteil erstreckt sich am Talboden vom Ortskern ostwärts bis zur Einmündung des Fagenbaches in die Talfer. Der in der Mitte zwischen Moritzing und Fagen gelegene Ortskern begegnet urkundlich als „Chellare“ erstmals um 1147/48") bzw. als „Harena“ (= Arena, zu deutsch Sand, Gries) erstmals um 1180-90.'") Infolge seiner in bezug auf die übrigen Ortsteile

zentralen Lage und der auch deshalb hier konzentrierten Einrichtungen des kirchlichen, politischen und wirtschaftlichen Lebens wurde dieser Ortsteil bzw. Dorfkern namengebend für die ganze Gemeinde Keller bzw. Gries, welche uns als „villa Chelare“ 1175 ertmals urkundlich entgegentritt.") Zumindest im 16. bis 18. Jahrhundert erscheint dieser Ortsteil auch unter der Bezeichnung „am Hof'. 1 ) Über den drei am Talboden liegenden Ortsvierteln ziehen sich mit deutlicher Ostverschiebung die drei Bergviertel

. Hauptverkehrslinien in und durch Gries Für die Entwicklung der Siedlung namentlich der drei am Talboden liegenden alten Ortsviertel war - wie beim Fagenviertel bereits kurz angedeutet - das Haupt straßennetz richtungweisend. Während Gries heute - abgesehen von der Sarntal- 8 ) Klosterarchiv ( = K1A.) Muri-Gries, ohne Signatur. 8 ") F. Hüter. TUB. Bd. 1/1, Nr. 6. 7 ) Ebenda. Nr. 284. 8 ) Ebenda. Nr. 165. ") Ebenda. Nr. 225. '“) Ebenda, Nr. 386. ") Ebenda, Nr. 342. I2 ) K1A. Muri-Gries, Steucrpuech der sechs

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Page 91 of 145
Date: 01.10.1988
Physical description: 145
Über die Grafen von Tirol (ausgestorben 1253) gelangte die Grafschaft Bozen bzw. das spätere Landgericht Gries an die Grafen von Görz-Tirol, von denen Graf Meinhard II. nach dem Teilungsvertrag mit seinem Bruder (1271) u. a. durch rücksichtsloses Zurückdrängen der Rechte der Fürstbischöfe von Brixen und Trient an den Ausbau seiner Landesherrschaft in Tirol bzw. an die Schaffung des Landes Tirol schritt. Dazu gehörte die Errichtung eines annähernd geschlossenen Netzes von Landgerichten, an deren

Spitze je ein vom Landesfürsten eingesetzter Beamter in dessen Namen sowohl die politische als auch die Justizverwaltung führte. Im Rahmen dieser Verwaltungsorganisation wurde Gries bzw. seine Burg zum Sitz eines solchen 1272 erstmals genannten „lantgerihte(s)“. 22 23 ) Die Burg wurde damals meist „castrum“ oder „domus domini comitis“ also Burg oder Haus des Herren Grafen bezeichnet. So z. B. in einer Urkunde von 1271, die „in villa Griasso apud ecclesiam, que est iuxta domum domini comitis

M(einhardi)“ ausgestellt worden ist. 2 ") Auch Meinhard selbst hat sich dort des öfteren aufgehalten und geurkundet. Als Sitz des Landrichters von Gries war die Burg wohl bis zu ihrer Schenkung an das Augustiner-Chorherrenkloster in der Grieser Eisackau bzw. „in der Au“ (1406) in Verwendung. Doch auch nach dieser Schenkung blieb für das Landgericht die Bezeichnung „Gries“ in Geltung. Daran änderte auch die Zusam menlegung des bis 1462 bzw. 1531 fürstbischöflich Trienter Stadtgerichtes Bozen

in Personalunion mit dem übergeordneten landesfürstlichen Landgericht Gries nichts. Der offizielle Titel lautete bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts bzw. bis zur Schaffung der modernen Bezirkshauptmannschaften und Bezirksgerichte „Stadt- und Landgericht Gries und Bozen.“ Die Gründung des Marktortes bzw. „oppidum“ Gries Nach Otto Stolz hat Meinhard II. „um 1290 um den Ort Gries, den er zu einem Marktflecken im Gegensatz zur Stadt Bozen machen wollte, mit einer Ringmauer umgeben, 1300 wird Gries

auch einmal ,urbs“ genannt“. - Soweit Otto Stolz. 25 ) Dazu ist allerdings zu bemerken, daß diese Marktgründung, wenn sie wirklich von Meinhard getätigt worden wäre, besser in die Jahre vor seiner gewaltsamen Erobe rung der Stadt Bozen (1276) passen würde. Nachher gab es für Meinhard keinen Grund mehr dafür, zumal er dann Gries gegen seine eigene, okkupierte Stadt favorisiert hätte. Im Verhältnis dazu aber setzen die Nachrichten über das neue „oppidum Gries“ relativ spät bzw. mit mehr als 20jähriger Verspätung

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Schlern
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Page 28 of 145
Date: 01.10.1988
Physical description: 145
Abkürzungen: A. Arcv.Tn. = Archivio Arcivescovile di Trento B. A. = Bayerisches Archiv (im TLA) Dip. = Sammlung Dipauliana (im T.Lm.F.) Hss.Abt. = Handschriftenabteilung des Stiftsarchivs Gries J.Gub. = Jüngeres Gubernium N.T.St. = Neue Tiroler Stimmen StAGr = Stiftsarchiv Gries TLA = Tiroler Landesarchiv Innsbruck T.Lm.F. = Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum Innsbruck Quellen: Die angeführten Quellen werden nach dem Urkundenregister des Stiftsarchivs Gries zitiert

. Aus der Handschriftenabteilung: Gasser, Vinzenz: Tirolisches Künstler-Lexikon, Bd. 2 (zitiert: StAGr, Hss.Abt., Gasser). Kiem, Martin: Geschichte der Pfarrei Gries bis zur Übernahme der Pfarrei durch das Benediktiner Kloster Muri-Gries (zitiert: StAGr, Hss.Abt., Kiem 1). Ders.: Geschichte des Augustiner Chorherrenstiftes Au-Gries bei Bozen, Tirol (zitiert: StAGr, Hss.Abt., Kiem II). Nagele, Augustin: Unvollständige Selbstbiographie des letzten Prälaten des Chorherrnstiftes Gries, Augustin Nagele, von ihm eigenhändig geschrieben

(zitiert: StAGr, Hss.Abt., Nagele). Literaturauswahl: Album Stamsense seu Catalogus Religiosorum sacriet exempti Ordinis Cisterciensis Archidu- calis Monasterii B. V. Mariae et S. Joann. Bapt. in Stams 1272-1898, Salisburgi 1898. Christian, Siegfried: Das Wirken des Malers Martin Knoller für das ehemalige Augustiner Chorherrenstift Gries bei Bozen, Separatabdruck aus dem Jahresberichte 1898/99 des k k. Stiftsgymnasiums St. Paul, Klagenfurt 1899, S. 1-22, und aus dem Jahresberichte 1899/1900, Klagenfurt

1900, S. 1-17 und Anhang, S. 1 22 (zitiert: Christian I bzw. II). Costa, Armando: I vesvcovi di Trento. Notizie - profili, Trento 1977. Eisenhofer, Ludwig: Handbuch der katholischen Liturgik. Bd. 2. Freiburg 1933. Egger, Josef: Geschichte Tirols von den ältesten Zeiten bis in die Neuzeit, Bd. 3.. Innsbruck 1880. Gallmetzer, Anton: Das Augustiner-Chorherrenstift Gries bei Bozen zur Zeit des letzten Propstes Augustin Nagele 1790-1807 (1815), phil. Diss., Innsbruck 1986. Gelmi, Josef

: Kirchengeschichte Tirols, Innsbruck Wien-Bozen 1986. Handbuch der Liturgiewissenschaft, hrsg. von Aime-Georges Martimort u.a.. Freiburg Basel Wien 1963. Hungerbühler, Plazidus: Stiftskirche Muri-Gries bei Bozen. Farb-Kunstführer. Bozen -1981. Journal des offenen Tiroler Landtages zu Innsbruck 1790. Aus den Papieren eines Zeitgenos sen, Bozen 1861. Kästner, Hannes: Sebastian Stöckl. Abt des Cistercienserstiftes Stams 1790-1819, phil. Diss., Innsbruck 1981. Kiem, Martin: Augustin Vigil Nagele, letzter Prälat

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Page 95 of 145
Date: 01.10.1988
Physical description: 145
- und damit kommen wir zur älteren Gemeindeverfassung von Gries An der Spitze der Gemeindeverwaltung stand in Gries nämlich - soweit dies bisher feststellbar war - kein Dorfmeister, wie dies normalerweise in Tirol üblich war.'") Wir treffen hier auch keinen Bürgermeister an, obwohl dies sonst in den Tiroler Städten und Märkten die Regel war.’ 2 ) Mit anderen Worten: Als einstiger Markt wollte man sich in Gries nicht als Dorf deklarieren und verzichtete daher auf einen Dorfmeister. Andererseits

hätte es in keiner Weise der Realität entsprochen, wenn ein Ort ohne Bürger durch einen Bürgermeister repräsentiert worden wäre. Das Gemeindeoberhaupt von Gries führte daher den Titel .fiauptgwalthabef', d. h. Hauptbevollmächtiger aller Gewalthaber der sechs Viertel der Gemeinde. Diese Titulatur können wir jedenfalls dem ältest-erhaltenen „Griessner Gmain-Protocol“ von 1638 entnehmen, dessen einleitende Formulierungen wir hier wörtlich folgen lassen: „Actum Bozen, den 18. Tag Monats Jenuarii anno

bei diser Zusamenkhonfft seint etliche hernachsteende Puncten durch Herrn Kofler alß Haubt-Gwalthaber zu berätigen und zu Beschliessung“ vorgetragen worden. 41 42 43 ) Wie aus diesem Protokoll zu entnehmen, bestand der Gemeinde-Ausschuß von Gries damals aus elf Gewalthabern, von denen einer als Hauptgewalthaber fun gierte. Weiters geht daraus und aus anderen Quellen hervor, daß in der Gemeinde führung von Gries neben dortigen Bauern auch Bozner Bürger und Adelige mitwirkten, wenn diese Gehöfte in Gries

besaßen. Weitere Gemeindeämter und Funktionen Die ältest-belegbaren Gemeindefunktionäre von Gries waren die in der Folge alljährlich von der Gemeindeversammlung gewählten oder bestellten zwei Kirch- pröpste, welche für die Erhaltung und Verwaltung des materiellen oder weltlichen Kirchengutes der Pfarrkirche bzw. der Filialkirchen zuständig und verantwortlich waren. Gesamttirolisch betrachtet läßt sich dieses Amt erstmals zum Jahre 1290, und zwar in Bozen, nachweisen. 44 ) Die erste Erwähnung

dieser Amtsträger bzw. eines derselben in Gries findet sich nur wenige Jahre später in einer Urkunde von 1295 in Gries. Die betreffende Stelle lautet: „in domo Adami de Zaumes procuratoris ecclesie de Keller.“ 45 ) Der Wichtigkeit dieser Nennungen für die Geschichte dieses Gemeindeamtes wegen seien hier noch einige weitere Kirchpropst-Titulierungen in Urkunden des Grieser Stiftsarchives wiedergegeben: 1319: „provisores dicti operis ecclesie (ad Chelre)“ 46 ) 1341: „magistri fabrice dicte ecclesie (sancte Marie

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Page 93 of 145
Date: 01.10.1988
Physical description: 145
) Dorfpfarrkirche verblieb dabei außerhalb der Ringmauer, wie dies für die mittelalterlichen Tiroler Gründungsstädte typisch ist. 78 ) Zeitlich läßt sich dieser Vorgang in die Jahre 1298 bis 1300 datieren, zumal der damalige Landrichter von Gries am 12. Feber 1300 Zahlungen für Arbeiten an der Grieser Ringmauer, und zwar seit dem Jahre 1298 verrechnet. Wörtlich gibt er folgende Ausgaben an: „Item ad murum circuitus (in Griez) anno XCVIII marcas XV, libras III muratoribus IIII preter marcas XIII antea computatas

. ...Item muratoribus ad murum circuitus hoc anno (= 1299/1300) marcas XXX, libras VIII.“ 29 ) Daß es sich dabei nicht um die 1288 ausgebesserte Ringmauer der Grieser Burg, sondern tatsächlich um die Ringmauer des Marktes gehandelt hat, erfahren wir aus einer Urkunde Herzog Ottosvom 17. Mai 1302-Gries, kraft welcher Otto ein Haus in Gries an einen neuen Besitzer zu Lehen gibt, welches Haus an einer Seite an die Ringmauer des Marktes bzw. Oppidums angrenzt. Wörtlich lautet die Angabe der Anrainer

in dieser Urkunde:“ (Domus una sita) in Griez cum orto eidem domui contiguo quibus coheret a parte superiori domus dicta Alberhous, a latere inferiori murus oppidi ibidem et ab alio latere bona monasterii in Augea.“ 3 ") Als neuer Besitzer des Hauses wird übrigens der hohe landesfürstliche Beamte Ulrich de Ragonia, Hauptmann von Trient, genannt. Wie eine weitere landesfürstliche Urkunde von 1301 zeigt, entwickelte sich Gries damals generell zu einem Zentrum der herzoglichen Administration. In dieser Urkunde

werden nämlich gleich vier bedeutende Würdenträger des Hofes als Anrainer bzw. Hausbesitzer in Gries aufgezählt: Der Kämmerer Ortolf von Reifenstein, Marschall Heinrich von Laubers (Labers), Kämmerer Konrad von Friedberg und Volkmar, der Küchenmeister des Hofes. Sachlich betrifft diese Urkunde übrigens einen für die Entwicklung einer Neusiedlung typischen Vorgang, die Verleihung eines Bauplatzes für ein Haus: „fundum sive aream domus... in Griez.“ 31 ) Der Rechnungslegung des Grieser Richters vom 3. Juni

1301 können wir überdies entnehmen, daß auch noch im Jahre 1301 an der Ringmauer gebaut worden ist und daß zu diesem Zeitpunkt auch bereits eine eigene kleine Kirche innerhalb der Ringmauer, am Marktplatz, St. Jakob in foro (vgl. unten) in Bau war. Wörtlich lauten die betreffenden Angaben: „Item ad murum circuitus in Griez libras XLVIII minus grossos II. Item pro tectura capelle sancti Jacobi in Griez libras XX.“ 32 ) Die Aufwertung von Gries durch Herzog Otto wird auch dadurch unterstrichen

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Page 26 of 145
Date: 01.10.1988
Physical description: 145
IV. Die Aufhebung des Stiftes Gries 1807 bzw. 1810 Trotz der großen Sorgfalt und Umsicht für das Stift Gries mußte Propst Augustin Nagele dessen Aufhebung erleben. Nachdem Tirol im Dezember 1805 (nach dem Frieden von Preßburg) zum Königreich Bayern gekommen war, wurde das Stift Gries - wie auch die übrigen Stifte Tirols im September 1807 durch die bayrische Regierung aufgehoben. 176 ) Der Prälat und die Chorherren durften vorläufig noch im Stift bleiben und erhielten eine jährliche Pension

abliefern mußten, kam diese Verordnung für Gries erst am 11. März 1808. Das Generallandeskommissariat erteilte dem Administrator Joseph Lofferer den Auf trag, das Haus- und Kirchensilber, die Pretiosen und entbehrlichen Ornate nach Innsbruck abzuliefern. 179 * * * ) Die geforderten kostbaren Gegenstände wurden in zwei große Kisten verpackt und am 21. März 1808 in das Kreisamt nach Bozen gebracht, von wo aus die Fracht nach Innsbruck weiterbefördert wurde. 18 ") Zur Versteigerung kamen Ornate, Meßkleider

, ein Meßbuchbeschlag, Kelche, Meßkännchen mit Tel ler, Kruzifixe, silberne Leuchter, Pectorale, Ringe, Ketten, Tafelbesteck, Suppen schüsseln u. a. m ) Aus der Versteigerung der Gegenstände von Gries, die im Juni 1808 in Innsbruck stattfand, konnte die Summe von 4.321 fl. 36 kr. gelöst werden. Geschätzt wurden sie auf 3.817 fl. 7 kr. 18 -’) Insgesamt erzielte man aus der Versteigerung der Pretiosen aller 1807 aufgehobenen Stifte die Summe von 36.957 11. 25 kr. 183 ) Nach den Bestimmungen des Friedens

von Schönbrunn im Oktober 1809 wurde Tirol auf drei verschiedene staatliche Gebiete aufgeteilt. Der südliche Teil des Landes, somit auch Bozen mit Gries, kam als „Dipartimento Alto Adige“ zum neugeschaffenen Königreich Italien. 184 ) Die italienische Regierung bestätigte am 4. Oktober 1810 die Aufhebung und wies den größten Teil des Stiftsvermögens der Staatsbank „Monte Napoleone“ in Mailand zu. 185 ) Verschiedene Bestimmungen der italienischen Regierung mögen die Hoffnung der Chorherren

auf ein Wiedererstehen ihres Stiftes reduziert haben. Da die 176 ) Egger, S. 482; Gelmi, S. 162; Gailmetzer, S. 377-383. 177 ) Gallmetzer, S. 413-421; TLA, B. A., Sep. Fasz. 7 Gries 1807/1808. 17s ) Sparber, Aufhebung, N. T. St. 289, S. 1-2. I7!) ) TLA, B. A., Sep. Fasz. 7 Gries 1808, Nr. 3091. ,8 °) TLA, B. A„ Sep. Fasz. 7 Gries 1808, Nr. 3673. Der Administrator des Stiftes, Jo seph Lofferer, hat dem Bericht (vom 22. März 1808) über die Sendung der Gegen stände drei Listen mit einer kurzen Be schreibung

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Page 29 of 145
Date: 01.10.1988
Physical description: 145
Pattis. Elmar: Albert Martin Prack als Propst des Augustinerchorherrenstiftes Gries bei Bozen und seine Zeit (1753-1781), phil. Diss., Innsbruck 1985. Plöchl, Willibald M.: Geschichte des Kirchenrechts, Bd. 4, Wien-München 2 1966. Popp, Joseph: Martin Knoller. Zur Erinnerung an den hundertsten Todestag des Meisters. (1725-1804). Ein Beitrag zur Kunstgeschichte des 18. Jahrhunderts, Zeitschrift des Ferdinan deums für Tirol und Vorarlberg 48 (1904), S. 1-139. Riedmann, Josef: Geschichte Tirols

der Wiederherstellung tirolischer Stifte, N.T.St.75 (1916) Ders.: Die Aufhebung des Chorherrenstiftes Neustift, N.T.St. 288-289 und 291-293 (1908). Staffier, Johann Jakob: Tirol und Vorarlberg, topographisch mit geschichtlichen Bemerkun gen, Bd. 2, Innsbruck 1846. Tarneller, Josef, Die Burg-, Hof- und Flurnamen in der Marktgemeinde Gries bei Bozen. Schlern-Schriften 6 (1924). Trafojer, Ambros: Das Kloster Gries (Bolzano), Bozen 1927 (zitiert: Trafojer I). Ders.: Das Kloster Gries (Bozen). Vom Chorherrenstift

in der Au und in der Burg zu Gries zum Benediktinerkloster Muri-Gries, Gries-Bozen 2 1982 (zitiert: Trafojer II). Ders.: Die Knoller-Gemälde in der Stiftskirche zu Gries. Zum 200jährigen Geburtstage des Meisters Martin Knoller, Der Schiern 6 (1925), S. 343-355. Ders.: L'architetto Antonio Giuseppe Sartori e la costruzione della chiesa abbaziale di Gries (1769-1771), Atesia Augusta 5 (1943), H. 1/2, S. 37-40. Ders.: Zur Restaurierung der Grieser Knoller-Gemälde 1952-1957, Der Schiern 31 (1957), S. 394 398. Weingartner

, Magdalena: Martin Knoller (1725-1804). Ölgemälde und Zeichnungen, phil. Diss.. Innsbruck 1959. Wild, Felix: Das Mortilogium des Augustiner-Chorherren-Stiftes Au-Gries bei Bozen (1167-1673). Ergänzt, fortgesetzt, mit geschichtlicher Einleitung und Notizen versehen von Vinzenz Gasser, Forschungen und Mitteilungen zur Geschichte Tirols und Vorarlbergs 7 (1910), S. 1-16. 87-102, 175-190 (zitiert: Wild-Gasser). Anschrift: Kloster Muri-Gries, 39100 Bozen

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Page 100 of 145
Date: 01.10.1988
Physical description: 145
Abb. 11: Der Verlauf der einstigen Landstraße über die alte Etschbrücke unmittelbar unter der Burg Sigmundskron. deren Burgfrieden mit der Kaiserau links der Etsch seit 1854 zu Gries gehört (Ausschnitt aus der Katastermappe von 1858) in suos ac dicti monasterii novi usus convertere venerabilis fratris nostri... episcopi et dilectorum filiorum capituli Frisingensis, ad quos collacio diete ecclesie de antiqua et approbata ac hactenus pacifice observata consuetudine. ut dicitur, pertinet

.“). 64 ) Abschließend wird in dieser päpstlichen Bulle noch die Übersiedlung des Klosters in die den Augustiner-Chorherren 1406 von Herzog Leopold IV. geschenkte Burg Gries gutgeheißen. Erfolgte zwar die förmliche Inkorporation erst 1412, so haben die Chorherren tatsächlich bereits im Jahre 1406, dem Jahr der Übersiedlung, auch die Seelsorge in der Pfarre Gries angetreten. Am 10. Juli 1406 hat nämlich der letzte Weltpriesterpfarrer von Gries, Friedrich Hak (Hakk) - er stammte aus der Diözese Regensburg

65 ) -, an „hern Christoffel probst des wirdigen gotshaus Unser lieben Frawn in der Aw unter Pozen", wohl überdessen Bitte „mein pharrchirch Unser lieben Frawn ze Gries pey Pozn im pistum ze Triend gaenzich- leich und ledichleich mit allen ern, nuzen, tzinsen, diensten, vaellen, rechten und ander zuogehoerung, als ich die vor selber ingehabt und genozzen han, nichts ausgenommen, gaistleich und weltleieh, von dem nasten chumphtigen sant Mar tinstag zu tzehen ganzen jarn... in solher mazze (hingelassen

und ubergeben), daz er mir davon allejargebn. zinsen und raichen sol“ jährlich 27 Mark Meraner Münze. * 1 '") M ) Orig. Perg. Urk. im K1A. Muri-Gries, Lit. A. Ser. I, tit. I, fase. I, n. 3; P. Ambros Tra- fojer OSB. Das Kloster Gries (Bozen). 2. Aull. Muri-Gries 1982, S. 32. “) K1A. Muri-Gries, Litt. A., Ser. II, tit. I, fase. 1, Nr. 14 (Schachtel 52). 66 ) Hakks Herkunft erfahren wir aus einer Urkunde von 1404 Jänner 14 - Brixen, kraft welcher die unbegründeten Ansprü che eines gewissen Johannes Kästner

von Freising auf die Pfarre Gries durch den Brixner Domdekan Sebastian Stemphel als in diesem Streit vom Heiligen Stuhl bestellter Executor zugunsten des Grie- ser Pfarrers Friedrich Hakk abgewiesen werden und Kästner als „occupator et detentor" bezeichnet wird. Orig. Pap. in K1A. Muri-Gries, Litt. A., Ser. II. tit. I, Nr. 1, fase. 1, n. 1.

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Page 107 of 145
Date: 01.10.1988
Physical description: 145
versus Bozanum positum erat super terratorio plebis Boz(ani).“ Da das ehemalige St.-Quirin-Kirehlein (vgl. oben) noch im 18. Jahrhundert zur Pfarre Bozen gehört hat, ist anzunehmen, daß das hier angegebene „ober- und unterhalb“ sich auf jene Linie bezog, wo der vorerwähnte ehemalige Mühlbach sich mit der Quireiner- Straße, die von der Talferbrücke zum Kloster führte, gekreuzt hat. Hinsichtlich des nördlichen Abschnittes der Pfarrgrenze zwischen Bozen und Keller-Gries enthält die vorliegende

suprascripti determinatores, ad hoc deputati et electi, quod eis pro firmo et indubitanter constabat, quod quidam murus cum calze constructus positus subtus castrum Triwenstain antiquitus facto contra inpetum aquarum Talferne et Vage et construc tus supra terratorio plebis Boz(ani).“ Schließlich enthält dieses Notariats-Instrument noch eine für die ältere Sied lungsgeschichte von Gries ebenso überraschende als aufschlußreiche Angabe. Danach hat sich nämlich damals unterhalb des Klosters

super terratorium plebis Boz(ani) et quod sacramenta et jura ecclesia- stica ibidem recipiebant in dicta plebe Boz(ani) et quod sola illa terra, que dicebatur Newenstat, que erat forte circa septem vel novem domus spectabant (!) ad ecclesiam et monasterium Aug(ensem).“ - Soweit die Aussage des um 1310/35 erneuerten Notariats-Instruments von ca. 1268/85. Während im Zuge der Inkorporation der Pfarre Gries an das in die dortige Burg übersiedelte Kloster die Grenze zwischen dem Kloster-Seelsorgesprengel

und der Pfarre Gries gegenstandslos geworden ist, verblieb der Pfarre Bozen noch der schmale Uferstreifen rechts der Talfer bis hinunter nach Quirein, was in einem neuerlichen Vertrag zwischen Gries und Bozen im Jahre 1715 neuerlich bestätigt worden ist. * * * * 91 * ) Die beiden oben genannten Wohnsiedlungen unterhalb des ehemali gen Klosters haben zu diesem Zeitpunkt längst nicht mehr bestanden. Schon auf der Planansicht der großen Überschwemmung des Jahres 1541 wird dieser Siedlun gen keinerlei Erwähnung

mehr getan. In jüngster Zeit wurde die Ausdehnung der alten Pfarre Gries durch die Schaffung von sechs neuen Pfarren und Pfarrkirchen (Christ-König erb. 1938/39, Don Bosco erb. 1940 ff., Regina Pacis erb. 1955/57 und Pius X. erb. um 1970, zu den drei Heiligen Sisinius, Martyrius und Alexander und zur Heiligen Familie) territo rial erheblich eingeschränkt, was aus seelsorglicher Sicht infolge der starken Bevölkerungszunahme eine absolute Notwendigkeit war. Überdies erhielt das kirchliche Antlitz

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Page 116 of 145
Date: 01.10.1988
Physical description: 145
Luis Oberrauch Die Grieser Ringmauer In der „Cronica der Statt Botzen 1648“ erwähnt der geschiehtsfreudige Franzis kanermönch P. Ferdinand Troyer auch die sogenannte Ringmauer von Gries mit ihren fünf Toren und beschreibt ihren Verlauf von Anfang bis Ende. Viele Historiker unseres Landes befaßten sich durch die Zeiten hindurch, teils bejahend, teils zweifelnd, über Bestand und Zweck dieser Mauer. Der k.u.k. Conservator Karl Atz führte in einer Mitteilung der Zentral-Kom. 1888

aus, daß diese Ringmauer keine Wehrmauer, sondern eine mittelalterliche Einfriedung eines Siedlungsraumes war, und damit dürfte Atz das Richtige gesagt haben. Wir haben es also mit dem Burgfrieden, der die landesfürstliche Burg zu Gries hütete, zu tun. Er umschloß die bewohnten Fluren Pradac, Heimgart, Keller und Severs. Josef Tarneller bringt gekürzt die Mitteilung Ferdinand Troyers wie folgt. 1 ) Gries hatteeine Umfassungsmauer mit fünf Toren. Das 1. Tor stand am Ende der Talferbruggen, allda anheben die uralten

gemauerten Pfeiler, bis hinüber, wo der Fluß vor etliche hundert Jahr geloffen, gegen den Ordinariweg nach Gries, vor dem Brüggl stand das 2. Tor, durch die Weingüter sieht man noch etliche starke Mauern, bis man zu der dortigen Schmitten kommt, allda steht das 3. Tor, alles zerbrochen. Von diesem zerbrochenen Tor gehet die Ringmauer hinauf gegen den Menzischen Hof, allda sieht man das 4. abgebrochene Tor, dadurch man grad hinauf zum Freithof gehen tut. Von hier sieht man das die alte Rinkmauer

der Statt Botzen von Ferdinand Trojer (Abb. 1). Zur Bestätigung des Bestandes der Grieser Ringmauer kann nun weiteres angeführt werden. Im Urbarbuch der Kirchpröpste Ulrich Hitter und Jörgen Lageder aus dem Jahre 1506 3 ), pavtHans Sybner anstatt seiner Havsfrauen, zween Gräber Weingarten gelegen bei dem Tor daz man nennt zu dem Sweigkl (Sweigkl oder Venusbergerhof, heute Kellereigenossenschaft Gries). 4 ) Nach dem Urbar und Zehentsverreitungsbuch 1677/1678 5 ), paut Erasimus von Atzwanger ein Stück

Erdreich Weinpau von 2 Gräber gross beim alten Gemeyr im Sweigkl Guth liegend beim alten Tor zu den Gütern der Flur Marlein. Am 15. Oktober 1960 wurde beim Grundaushub zum Wohnhaus N. 32 in der Dreiheiligengasse ein Teil dieser Ringmauer aufgedeckt, so daß sie im Bilde festgehalten werden konnte (Abb. 2). 500 m westlich dieser Stelle, Penegal- Schmiedgasse, beim Bau der Abwasseranlage kamen weitere Reste der alten Mauer ') Josef Tarneller. Die Burg-, Hof- und Flur namen in der Marktgemeinde Gries

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Page 97 of 145
Date: 01.10.1988
Physical description: 145
- und Landgerichtes Gries und Bozen zugegen war. Diese Sitzungen fanden übrigens durchaus nicht immer in Gries, sondern auch in Bozen statt. So z. B. wird in dem bereits oben zitierten ältest-erhaltenen „Protocol der Griessner Gmain“ als erste eine Sitzung am 18. Jänner 1638 in Bozen verzeichnet, bei der u. a. auch über die Abrechnung des damaligen „Feltsaltner" gesprochen worden ist. Als zweiter Angestellter der Gemeinde ist der Pfarr-Mesner zu bezeichnen. Er wurde bis zu einer neuerlichen Regelung im Jahre 1847

vom Gemeindeausschuß ernannt und genoß als Entlohnung die Einkünfte eines ihm mit der Übernahme des Mesnerdienstes überlassenen Wirtshauses in Gries. Dies hatte Mißstände zur Folge, die der jeweilige Mesner „Seines Vortheils wegen... im Auge" hatte. Kraft der neuen Regelung von 1847 wurde der Mesner fortan vom Stift Muri-Gries bestellt, j Zusammenfassend sei hervorgehoben, daß die alte Gemeinde Gries mit ihrem Hauptgewalthaber, ihren auch außerhalb der Gemeinde abgehaltenen Ausschußsit zungen, ihren Gewalthabern

, denen auch Adelige und Bürger aus Bozen, wenn sie in Gries Hofbesitzer, waren, angehören konnten, eine Besonderheit im Rahmen der Verfassungsgeschichte der Tiroler Gemeinden gebildet hat. Die Pfarre Gries und ihre Geschichte Die erste Erwähnung eines in Gries anwesenden und hier wirkenden Priesters findet sich in einer Traditionsnotiz von ca. 1164/73 für das Prämonstratenser- Chorherrenstift Schäftlarn, worin ein „Bernhardus sacerdos de Chellare“ genannt

-Instrumentes von 1211, welches „in loco de Kelr in canonica domo ecclesie sancte Marie plebis de Kelr“, also im Pfarrhaus der Marienkirche der Pfarre Keller, ausgestellt worden war.“') Endlich teilen K. Atz und A. Schatz mit, daß Bischof Egno von Trient im Jahre 1266 dem Hochstift Freising das Patronatsrecht über die Pfarre „Zell" bestätigt habe, wobei die hier wieder angetroffene irrige Ortsbezeichnung zumindest zur Vorsicht mahnt. 82 ) Daß das Hochstift Freising in Gries einen bereits 1175 genannten

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Date: 01.10.1988
Physical description: 145
Knoller mit folgendem Zusatz: „...so nidertrechtig und schmuzig, bin ich doch zeitlebens noch nirgents tractiret worden.“ 66 67 ) Als er an den 87 Dukaten auch noch Kursverluste erlitt, ging ihm die Geduld aus. Bis 1790/91 brach der Maler jede Korrespondenz mit den Augustiner-Chorherren in Gries ab. 2. Augustin Nagele als Administrator des Augustiner-Chorherrenstiftes Gries (1783-1787) Nach dem Tode Pracks hatten sich Nagele und der Fürstbischof von Trient, Peter Vigil Graf von Thun

, bei den zuständigen Behörden für eine baldige Propst wahl eingesetzt. Da ihre Bemühungen erfolglos blieben, riet der Bischof den Chorherren in Gries, aus ihrer Mitte einen sog. Administrator zu wählen, der nach Art des Prälaten das Stift leite, nicht aber den Titel eines Propstes trage."') Bei der Wahl dieses Administrators am 5. Mai 1783 fiel die Stimmenmehrheit auf den 29jährigen Chorherrn Augustin Nagele. Zum „Subdekan“ wurde Ignaz Ferrari gewählt. 68 ) Vier Jahre lang (1783-1787) leitete Nagele

als Administrator die inneren und äußeren Angelegenheiten des Stiftes Gries. Er bemühte sich, die schlechte wirt schaftliche Lage zu verbessern und unternahm verschiedene Anstrengungen um die Gewährung der Prälatenwahl. 69 ) Die vielen josephinischen Verordnungen erschwerten dem jungen Administra tor vor allem die innere Leitung des Stiftes. 7 “) Die erste Gefahr der Aufhebung fiel in diese Zeit. 71 * ) Das Stift Gries blieb zwar - wie auch die anderen Stifte Tirols - von einer Aufhebung vorläufig verschont

, obwohl Joseph II. sie bereits 1785 unterzeich net hatte, aber durch wirtschaftliche Verordnungen des Herrschers bekam es neue Lasten auferlegt. Das Stift Gries mußte die Güter der bereits aufgehobenen Klöster im „Etschland“ in Pacht nehmen und nach dem Verhältnis der Einkünfte einen jährlichen Beitrag zum neuerrichteten Religionsfonds leisten, ü Zu Martini 1786 trat Nagele die Administration der im „Etschland“ liegenden Güter des Dominikaner klosters Bozen, des Servitenklosters Maria Waldrast

(bei Matrei am Brenner), des „Versperrten Frauenklosters zu Innsbruck“ (Servitinnen) und des Zölestinerin- nenklosters Rottenbuch (in Bozen-Gries) an. 73 ) Während der Zeit als Administrator konnte Nagele einige Anschaffungen für die neue Stiftskirche machen. Trotz der schwierigen finanziellen Lage und der zusätz lich erwachsenen Lasten durch die auferlegte Pachtübernahme war die Fortsetzung bzw. Fertigstellung der neuen Stiftskirche stets ein Anliegen Nageies. Die Geldknappheit zwang jedoch den Konvent

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Page 27 of 145
Date: 01.10.1988
Physical description: 145
/87 Verwalter der Stiftsgüter war, führte diese Aufgabe weiter. Noch 1821 scheint er als „Administra tor des Stift-Griesischen Vermögens“ auf. 187 ) Die Verwaltung der Urbarien über nahm der Kameral-Administrator von Peske. Die liegenden Güter wurden in kleineren Partien an verschiedene Pächter übergeben. 188 ) So verblieb das Stift Gries mit seinem Besitztum - auch nach der Wiedervereinigung Tirols mit Österreich - unter staatlicher Kameralverwaltung. Als „pensionierter“ Prälat und als Pächter

der Klostergüter unternahm Nagele verschiedene Anstrengungen zur Wiederbelebung des Stiftes. 189 ) Den letzten Ver such dazu machte er Ende November 1814. 19 °) Ohne seine Hoffnungen erfüllt zu sehen, starb der 52. und letzte Propst des Augustiner-Chorherrenstiftes Gries am 24. Juli 1815 im Alter von 62 Jahren an einem Schlaganfall. 191 ) Als Kaiser Franz das Dekret zur Wiederherstellung der aufgehobenen Stifte im Jänner 1816 erlassen hatte, war Nagele bereits tot. 192 * ) Das Fehlen eines Stiftsvorste hers

, der die Wiederbelebung mit Energie betrieben hätte, mag eine der Ursachen gewesen sein, daß Gries nach der Rückkehr Tirols zu Österreich nicht mehr hergestellt wurde. Die schlechte Finanzlage und der zusammengeschrumpfte Per sonalstand können als weitere Gründe angeführt werden. V. Neubelebung des Stiftes Gries durch die Benediktiner von Muri im Jahre 1845 Als 1841 das habsburgische Hauskloster Muri im Schweizer Kanton Aargau aufgehoben wurde und die benediktinische Gemeinschaft aus ihrem seit 1027 bewohnten Kloster

verwiesen wurde, bot ihr Kaiser Ferdinand einen Zufluchtsort in Tirol an. Fürst Metternich und verschiedene andere Gönner konnten den Kaiser dazu bewegen, den vertriebenen Mönchen das aufgehobene Chorherrenstift Gries zu übergeben. 198 ) Am 24. Juni 1845 bezog Abt Adalbert Regli, der damalige Abt von Muri, mit einigen Mitbrüdern die verlassenen Stiftsgebäude. Aus dieser Übersied lung erklärt sich auch der heute gebräuchliche Name „Muri-Gries“. Damit begann ein neuer belebender Abschnitt

in der Stiftsgeschichte von Gries. Seither entfalten die Mönche im Sinne der benediktinischen Devise „Ora et labora“ eine reiche kulturelle, seelsorgliche und wirtschaftliche Tätigkeit und führen die Tradition des Augustiner-Chorherrenstiftes weiter. 194 * ) Die Benediktiner besetzten nach und nach die dem Kloster inkorporierten Seelsorgestellen mit eigenen Ordensmitgliedern und brachten neues Leben zur Blüte. In Muri-Gries leben die lange schicksalsbeladene Geschichte der Augustiner-Chorherren und die Schweizer

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Page 20 of 145
Date: 01.10.1988
Physical description: 145
Pfarrkirche für die Abhaltung der herkömmlichen Gottesdien ste wieder zu öffnen. Aber er versprach, beim Trienter Bischof um die Öffnung für die Abhaltung der Begräbnisgottesdienste anzusuchen.' 0 ") Der Gemeindeausschuß war mit dieser Zusage nicht zufrieden und ordnete selbst eine Gesandtschaft nach Trient ab. Als Schranzhofer davon erfuhr, schickte er sofort einen Eilboten voraus, der den Fürstbischof auf die Absicht der Gemeinde Gries aufmerksam machen und ihn darum bitten sollte, die Öffnung

. Am 19. Dezember 1791 schickte die Gemeinde Gries eine Abordnung nach Trient mit der Bitte, der alten Pfarrkirche wieder die früheren Rechte zu verleihen und den „alther gewöhnlichen Gottes dienst“ 110 ) dort halten zu dürfen. Trient zeigte sich diesmal versöhnlicher, vermut lich weil der neue Propst Nagele der Strömung nicht so energisch entgegentrat wie ein Jahr zuvor der Kommmendatarabt Schranzhofer. Der Trienter Bischof ent sprach der Grieser Bitte: Die alte Pfarrkirche wurde im Dezember 1791

Filialkirchen St. Georgen, St. Jakob in Sand sowie Moritzing gesperrt und entweiht. 115 ) Die drei genannten Filialkirchen wurden nach den Tiroler Freiheitskriegen im Jahre 1815 116 ) wieder geöffnet, während die alte Grieser Pfarrkirche bis 1848 geschlossen blieb. Sie war seit 1847 durch den ersten Pfarrer aus dem Benediktiner kloster Muri-Gries renoviert worden. Am 29. Oktober 1848 weihte sie Abt Adalbert Regli wieder feierlich ein. 117 ) 1117 ) TLA, B. A„ Sep., Fasz. 7 Gries 1807, Nr. 10389. Beilage

5. 1118 ) Schon im Mai 1790 hatte eine Gruppe aus Gries, die sich für die neue Stiftskirche als Pfarrkirche einsetzte, beim Kreisamt ein Gesuch eingereicht, die Begräbnis gottesdienste noch in der alten Pfarrkir che abhalten zu dürfen. Dieser Bitte wur de zunächst nicht entsprochen, wohl aber der anderen, die für den Gottesdienst nö tigen Kirchensachen in die neue Stiftskir che zu übertragen. mo ) StAGr. Hss. Abt., Kiem I. S. 44-47. no ) StAGr, Hss. Abt.. Kiem I. S. 48. '") Nach Kiem war das Kreisamt

in Bozen indirekt damit einverstanden, weil meh rere Mitglieder desselben als Freunde des Grieser Gemeindeausschusses galten (StAGr. Hss. Abt. Kiem I, S. 48-49). m ) StAGr. Hss. Abt.. Kiem I, S. 49. 113 ) StAGr, A. II. I. II. 11. 114 ) Am 17. April vomittags hatte noch der letzte Gottesdienst stattgefunden, dann wurde sie geschlossen und vier Monate später entweiht (TLA, B. A.. Sep. Fasz. 7 Gries 1808. Nr. 4134 und 6337). 115 ) TLA. B. A.. Sep. Fasz. 7 Gries 1808, Nr. 12333. U6 ) A. Arcv. In.. Libro

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Page 103 of 145
Date: 01.10.1988
Physical description: 145
Pfarrer Hak handhabte seine Pfarre hier wie eine Liegenschaft, die man beliebig verpachten, verleihen oder verkaufen kann, welchen kirchlichen Mißbrauch wir damals leider nicht nur hier in Gries beobachten müssen. 67 ) Soweit es die Betroffenen, nämlich die Pfarrgemeinde von Gries, anbelangt, waren die Grieser jedenfalls schon bald mit dem neuen Pfarrherren nicht ganz zufrieden, weshalb sich erstmals bereits im Jahre 1484 „etlich irrung zwischen... Georgen probsten zu Gries an ainem unnd

... den Pharleitten Unser lieben Frauen Khirchen zum Kheller“ ergeben haben, zu deren Beilegung Bischof Johann Hinder bach von Trient sogar eigens eine Kommission eingesetzt und die hierauf erstellte Ordnung und Vereinbarung unter seinem eigenen Siegel beurkundet und an die streitenden Parteien ausgefertigt hat. Die wichtigsten Bestimmungen derselben lauten: 1. „Von erst ist bethädigt worden, daß der Probst zu Gries und sein naehkhomen alle tag täglichen ain gesprochne meß und an yegelichen veyrtag ain gesungen

Prelathen vorgebrachter Beschwerden, besonders deren Gottsdienst und Caeremonien (wegen), worzue ein Herr Prelath in Unser lieben Frauen Pfarrkhirchen zum Keller im Gries verbunden seye." (Zitiert nach der neuerlichen Vereinbarung von 1642). 69 ) Weitere Streitpunkte waren immer wieder die Verwaltung des weltlichen Kirchengutes, das Mesneramt - 1642 hat der Propst den von der Gemeinde eingesetzten Mesner „abgeschafen“ und durch einen anderen ersetzt -, die Abhaltung von der Gemeinde verlobter Kreuzgänge

nach der der neuerlichen Streitbei legung und Neuregelung von 1575 inse rierten Abschrift. K1A. Muri-Gries, Schachtel 52/11, Nr. 6. m ) Ebenda, Litt. A. Ser. II, tit. I, fase. IV. Nr. 1. 70 ) K1A. Muri-Gries, Schachtel 52. Alte Pfarr kirche.

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Page 96 of 145
Date: 01.10.1988
Physical description: 145
, A. Zaslarer, Symon Mesner, Symon Abra- cham, Staffier am Rawt, Jeronimus Puchle(r) und Lorenz am Haimgarten. 54 ) Das selbe, was wir hier beim Grieser Altar feststellen können, gilt übrigens auch für die berühmten Flügelaltäre von Mueltscher in Sterzing und von Schnatterpeck in Niederlana, um hier nur einige Beispiele zu nennen. - Soviel zum Amt der Kirch pröpste. Mittelsmann zwischen den Gewalthabern der Gemeinde und dem Stadt- und Landrichter zu Gries und Bozen war einerseits der vom Richter eingesetzte

Gerichtsanwalt und andererseits der von der Gemeinde gewählte „Steuer-Procura- tor“, dem am Ort bzw. in jedem Gemeindeviertel ein „Steurer" als Helfer zur Seite stand. Der „Geriehtsanwaldt zu Bozen“ (!) und der von „ainer ersamen Gmain (zu Grieß) unnd derselben incorporierten Viertl volmechtig beglibte Steur-Procurator“ treten uns erstmals in einem Protokoll vom 1. Juni 1598 entgegen 55 ), die „Steurer der sechs Margreiden zu Gries“ hingegen werden gleich zu Beginn des im Jahre 1530 begonnenen „Steuerpuech

“ genannt. 56 ) Einer dieser Anwälte war Christian Werner. An ihn erinnert noch heute ein 1599 von ihm vermutlich in die Alte Pfarrkirche gestiftetes Ecce-Homo-Bild mit Stif tungsinschrift und Wappen, welches sich gegenwärtig im Museum des Klosters Muri-Gries befindet. Abb. 8: Älteste Darstellung des Wappens der Gemeinde Gries auf dem Titelblatt eines Grieser Steuerbuches von 1530 (Orig. Klo sterarchiv Muri-Gries) Sü ) Ebenda. Nr. 10. 51 ) K1A. Muri-Gries, Schachtel 52. Alte Pfarr kirche

(u. a. Filialkirchen), Nr. 1 a. 52 ) Ebenda, Lit. A, Ser. II, Tit. I., fase. II, Nr. 21. 53 ) Ebenda, Schachtel 52, fase. III b. 54 ) Helmut Stampfer. Hubert Wälder. Micha el Pacher in Bozen-Gries. Der Flügelaltar in der Alten Pfarrkirche. Bozen 1980, S. 17. 55 ) K1A. Muri-Gries. 56 ) Ebenda.

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Page 13 of 145
Date: 01.10.1988
Physical description: 145
In Wien war man mit den Empfehlungen einverstanden und bestätigte die beiden Konventualen als Kommendataräbte in den genannten Stiften. Schranzho fer waltete seines Amtes in Gries bis Mitte 1790, als doch endlich von der Wiener Regierung die Prälatenwahl gewährt wurde. *ri i- $ c/f/'#7*^ pV o-rt (Stiftsarchiv Gries) Abb. 2: Schriftzüge des Kommendatarabtes Roger Schranzhofer und des Dekans Ignatius Ferrari b) Einweihung der neuen Stiftskirche am 31. August 1788 Das wohl bedeutendste Ereignis

während der Amtszeit Schranzhofers in Gries war die Einweihung der noch unvollendeten, neuen Stiftskirche. Am 25. Februar 1788 schrieb Josephus Antonius de Menghin“) einen persönlich gehaltenen, umständlichen Brief in lateinischer Sprache an den „Plurimum Reve- rende Domine Domine ...“, d. h. an den Dekan des Augustiner-Chorherrenstiftes Ignatius von Ferrari. 89 ) De Menghin meinte, er müßte die bevorstehenden Dinge eigentlich mit dem neuen Kommendatarabt Roger Schranzhofer besprechen

. Da dieser aber nicht in Gries, sondern in Stams weile (er wisse nicht, aus welchem Grund), lege er die Dinge dem Dekan vor. Dieser möge sie dann mit den besten Empfehlungen des Schreibers dem Herrn Prälaten vorlegen. 90 ) Weiter schrieb der Sekretär aus Trient, es sei bekannt geworden, daß Bischof Thun die Weihe der neuen Pfarrkirche in Gries auf den kommenden Weißen Sonntag festgesetzt habe. 91 ) Da für diese liturgische Feierlichkeit vieles vorzuberei ten und zu bestimmen sei, habe er es für notwendig gefunden

, dem Stiftsdekan rechtzeitig einige schriftliche Hinweise zu geben. Der hochwürdigste Herr Fürstbischof werde mit seinem Hofstaat während dieser Tage im eigenen bischöflichen Palast 92 ) in Bozen wohnen und sich von dort aus, am frühen Morgen des genannten Sonntags, nach Gries begeben. Innsbruck (Matrikel I, Nr. 1092, S. 141) trat er in das Zisterzienserstift Stams ein, wo er am 25. August 1765 die Profeß ablegte. Am 21. Dezember 1768 wurde er zum Priester geweiht (Vgl. Album Stam- sense, S. 66). Im folgendem

Jahr 1769 arbeitete er als Gehilfe des Archivars, Bi bliothekars und Geschichtsforschers P. Kassian Primisser. Nach dem Tode Pri- missers (1771) übernahm Schranzhofer dessen Aufgaben. Als 1786 der Stamser Abt Vigilius Kranicher starb, wurde Schranzhofer Kapitelsekretär und hatte - bis zur Einsetzung als Kommendatarabt in Gries - mit dem Prior Alois Specker und dem Ökonomen Sebastian Stöckl Anteil an der Leitung des Stiftes (Käst ner, S. 26-27). Am 11. August 1816 starb der einstige Grieser

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Page 21 of 145
Date: 01.10.1988
Physical description: 145
III. Augustin Nagele als Propst des Augustiner-Chorherrenstiftes Gries ( 1790 - 1807 ) Nach dem Tod Kaiser Josephs II. im Jahre 1790 war sein Bruder, der bisherige Großherzog der Toskana, als Leopold II. Herrscher in der österreichischen Mon archie geworden. Kaiser Leopold II. mußte viele Reformen seines Bruders und Vorgängers zurücknehmen. 1 " 1 ) Dieser Regierungswechsel in Wien und insbeson dere der offene Landtag in Innsbruck, den der Kaiser den Tiroler Ständen 1790 zugestand, ermöglichten

dem Stift Gries die Prälatenwahl, um die es sich schon seit neun Jahren bemüht hatte."“) Nach dem neunjährigen Interregnum wählten die 19 Kapitulare des Stiftes Gries am 5. Oktober 1790 den aus Stams zurückgekehrten Augustin Nagele zu ihrem Vorsteher.' 2 ") Diese Wahl brachte für den Konvent ein neues und zugleich letztes Aufblühen des geistlichen Lebens, wenn auch die guten Vorsätze und Pläne des Prälaten durch die schwierigen äußeren Verhältnisse oft beeinträchtigt oder zunichte gemacht wurden

Verdienst am Neubau der Stiftskirche, so als Propst an deren Ausschmückung und Vollendung. Bald nach seiner Wahl zum Propst gelang es ihm, die 1783 abgebrochenen Beziehungen mit dem Maler Martin "*) Egger, S. 129-130; Mühlberger. S. 395-403. »») StAGr. A. I. II. VI. 9; Hss. Abt., Nagele, S. 10-11; Journal des offenen Tiroler Land tages, S. 116-121. - Als Kommendataräb- te hatten Nagele von Stams und Schranz hofer von Gries aus als offizielle Vertreter den offenen Landtag besucht (StAGr, G. VIII. III

.). 12 “) StAGr, A. I. II. VII. 3 a) bis k). ,21 ) StAGr, A. I. III. II. 6. Während seiner 17jährigen Amtszeit als Propst von Gries legten 20 Kandidaten die Ordensgelübde ab. 12:l ) Kiem, S. 93-95; StAGr, Hss. Abt., Nagele, S. 61. 12:1 ) Egger, S. 176-177; Kolb, S. 114-115. 124 ) TLA. B. A„ Sep. Fasz. 7 Gries 1808, Nr. 8305, Beilage Y. Dafür wurde er mit verschiedenen Auszeichnungen belohnt. 1802 erhielt er z. B. den Titel eines k. k. Hofkaplans. Er wurde auch Mitglied der Archivdeputation. ,25 ) StAGr

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