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Der Arbeiter
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Page 6 of 10
Date: 29.08.1928
Physical description: 10
Seit- 138. »Der Bergfrted- Nr. 3b. Thomas Rotts Traum. Geschichte eines Vaters von Pankraz Schuk. (Nachdruck verboten.) Eine leichte Röte stieg ihm ins Antlitz. »Fritz... Fritz... bis ich älter bin und bis ich ein großer Künstler bin, bis ich die Kraft habe, dieses Glück an mich zu halten... dann... Fritz.. dann. „Künstler?" frug nach einer Weile Fritz. „Du willst ein Künstler werden?" Gottfried blickte ihn verwirrt an. „Hab ich das gesagt... Hab ich es... nein, nein, Fritz, kein Künstler

... kein..." „Du bist ein Träumer oder ein Narr, Gottfried." „Mag fein," gab er leise zurück und um seine Mund winkel lief ein Beben. Fritz lenkte im Gehen das Gespräch aus ein anderes Thema. „Das weiht du doch, dah ich schon eine Stelle be kommen habe?" srug er ihn dann. „Ich wußte es nicht. Es freut mich, daß du am Ziele bist. Und wohin kommst du? „Ich bleibe hier. Ich komme vorderhand als Aus- Hilfslehrer nach Grillenbach hinüber. Schulleiter Moser kann den Unterricht nicht mehr allein besorgen." „Du Glücklicher

, daß du hier bleiben kannst." „Ich werde bei meinem Vater wohnen. Das ist mir recht lieb. Meine Mutter hat eine große Freude darüber." Gottfried seufzte auf. „Ja, ja, du hast noch eine Mutter, die sich freuen kann," meinte er wie in Gedanken. Wieder schritten sie eine Weile schweigend dahin und im Gehen blickte Gottfried manchmal nach seinem Freunde. Ihm war es, als müßte er sich ihm anver- trauen. Als müßte er ihm sagen, was ihm auf der Seele brannte. Er wollte wissen, was Fritz zu seinem Plane sage

wagst. Ueberhaupt hast du schon mit dem Herrn Pfarrer in dieser Sache gesprochen?" „Nein." „Das mußt du, Gottfried, das mußt du. Das Stu dium kostet Geld, viel Geld. Du mußt vorerst wissen, ob der Herr Pfarrer die Auslagen für dein neues Studium bestreiten wird. Ohne ihn gefragt zu haben, kannst du nichts unternehmen. Dein Vater kann dir nichts geben, wie auch der meinige für mich nichts hatte tun können." Gottfried blieb stehen und blickte eine Weile sinnend zu Boden. „Du hast recht, Fritz, ich muß

zU unserem Herrn Pfarrer. Aber wenn er nicht will, Fritz, wenn er nicht will?" „Dann darfst du auch nicht wollen. Du hast ja nicht die Mittel." „Aber wenn ich trotzdem will? Wenn ich hungern und darben will, Fritz?" „Dann... da, Gottfried... da..." Mit allen Anzeichen des Entsetzens starrte Fritz die Straße entlang. Gottfried ritz den Kopf empor. „Was ist?" srug er erschrocken. „Siehst du dort... dort..." In rasendem Galopp sauste ein scheugewordenes Pferd heran. Wie ein Kinderspielzeug zog

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Der Arbeiter
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Page 6 of 10
Date: 05.09.1928
Physical description: 10
Seite 142. .Der Bergfried" Nr. 36. den Tag verträumen. Eine andere Zeit kommt, Junge, eine ganz andere Zeit!... Der letzte Abend! Im Baumgarten hinter der Keusche seines Vaters Aeltesten getrent und ihn bergegeben hatte. Aber das aß Gottfried, blickte in die Stille und das Nacht- oerden um und um und dachte an Klara. Seit jenem Unfall hatte er das Mädchen nicht gesehen, obwohl er sich täglich um ihres Vaters Som merhaus herumgeschlichen und nach ihr ausgespäht hatte. Auch heute, am letzten Tage

fein Vater neben ihm auf der Bank. „Gottfried," sagte Rott zu seinem Aeltesten, „die Ferien sind vorüber und morgen geht es wieder nach Wien zurück. Und da wollt' ich noch ein paar Worte mit dir reden, Gottfried."" Er tat einen tiefen Atemzug. „Siehst, Gottfried, die Mutter ist fort von uns und du und die Marie Und der Johannes seid mir geblieben. Ich Hab' euch alle drei allzeit lieb gehabt. Ihr wäret mein ganzes Glück, das mir der Herrgott beschieden... mein einziges Glück. Ich Hab' auch allzeit

eine Freude an euch gehabt, eine recht große Freude, denn Kinder find ein Segen» wenn sie gut geraten. Und weißt, Gottfried, vorweg im Alter spürt man es, welch einen Schatz man hat, wenn man gute Kinder hat. Da sind sie die Sonne für unser einen, ja, ja, Gottfried, die Sonne, die die alten morschen Knochen wärmt, die ein zige und die größte Freude, die einem der Himmel be- fcheidet." Er hielt einen Augenblick an Und griff zitternd nach der Hand seines Sohnes. „Gottfried, willst du einmal so eine Sonne

mir fein... ? Gottfried, willst du einmal die größte Freude mir sein...? Schau, Gottfried, mein Lebensweg war hart und steinig. Meine Hände tragen Schwielen und mein Haar wird schon weiß. Ich Hab' mich Zeit meines Lebens gerackert und geschunden, und wenn es mich auch manchmal angekommen ist wie eine leise Müde, da Hab' ich mir gesagt: Es kommt für jeden einmal Ruhezeit, Rott... für jeden, so auch für dich. Mir hat das Leben nichts geschenkt, es war recht arm an Freu den ... Aber weißt du, Gottfried

, sondern ein loderndes Feuerlein, das knistert Und lockt, ein paar Zucker macht und dann verlöscht. Und weh' dem, der dem Brennen gefolgt ist. Ueber eins ist es Nacht um ihn geworden... stockfinstere Nacht, in der er den Weg nimmer findet, der ihn wieder heraus bringt." Und wieder hielt er eine Weile an und fester um krampfte er die Hand seines Sohnes, daß ihn die harten Schwielen drückten. „Warum fall ich da viele Worte machen? Gerade heraus will ich es dir sagen, Gottfried: Laß dir den Kopf nicht wirr

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Oberinntaler Wochenpost
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Page 3 of 10
Date: 11.01.1929
Physical description: 10
sich auf den Blicken der Umstehenden. Einige beherzte Knechte setzten sofort dem entflohenen Mörder nach, aber ohne Erfolg. Der Mörder war ent kommen. Lange saß Gottfried in stummem Entsetzen ob solcher Freveltat da. ' > Aus des Vaters abgebrochener Rede ging hervor, daß Gottfrieds Mutter, in Verbindung mit ihrem Buh len Karl, die Mörder wären, und doch hatte er dar über keine Gewißheit; es war möglich, daß Vater etwas anderes hatte sagen wollen, und nur wegen gänzlicher Erschöpfung die Begriffe so verwirrt

hatte, daß sich daraus die Schlußfjolge ziehen ließ, der Entführer Karl sei auch der Mörder gewesen. Daran hielt Gottfried fest und beschloß, alles ayfzubieten, um den Aufenthaltsort Karls zu entdecken Und an demselben blutige Rache zu nehmen. Der Vater wurde unter überaus großer Anteilnahme der Bevölkerung beerdigt. Gottfried gab die Wirtschaft einem Pächter und trat in Begleitung seines treuen Dieners auf gut Glück eine Reise an, um das Ziel seiner Rache zu verfolgen. Auf seiner Reise kam er eines Abends ganz

ermüdet auf ein einzelnes Gehöft, ‘ seine pferbe konnten gleich falls nicht mehr recht weiter; Gottfried folgte daher gerne der Einladung des dort so sehr schmeichelhaft einladenden Wirtes — was ihm allerdings auffiel —, die Nacht über dort auszuruhen, um am nächsten Mor gen seine Reise fortzusetzen. Die Pferde wurden in den Stall gebracht und von seinem Diener gepflegt, während sich Gottfried mit dem Wirt Wer verschiedene Dinge unterhielt. deutschen Namen überhaupt, den tausendfachen Schikanen

den Erschossenen in die etwa 200 Meter von der Wohnung entfernten Büsche So führte auch das Gespräch über eine die Gegend unsicher machende Räuberbande, von der ihm der Wirt scheinbar warnen wollte; er frug Gottfried nach seinem Reiseziel und mahnte ihn, vorsichtig zu sein und rächt ohne Waffen zu reisen, damit er sich im Falle eines Angriffes zur wehre setzen könne, dabei sah der Wirt mit lauerndem Blick auf Gottfried, was letzterer wohl bemerkte, jedoch, um sich nicht zu verraten, unbefangen weiter sprach

. > Der Wirt entfernte sich und Gottfried hörte bald Reiter aus dem Hofe sprengen. Auf sein Befragen er klärte der Wirt, daß ein Reisender, der sich nach dem Wege erkundigte, dagewesen sei. Die Antwort und das Benehmen des Wirtes schien Gottfried sehr verdächtig und er beschloß, auf der Hut zu sein. Gottfried versuchte vor allem, seinen Diener zu sprechen, konnte ihn aber nicht finden. Der Wirt, der dies nicht gerne sah, meinte, daß dieser schion schlafen gegangen sei. Die pferde seien gut versorgt

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Der Arbeiter
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Page 6 of 10
Date: 24.10.1928
Physical description: 10
ergriffen und suchte im Katalog die Nummer des Gemäldes, um Titel und Maler zu erfahren. Da, denken Sie Herr Pfarrer, wer das Bild gemalt hat? Der Gottfried . . . Rotts Gottfried." „Rotts Gottfried?" Pfarrer König riß den Kopf empor und blickte Geb- hart erstaunt an. „Rotts Gottfried, der vor etlichen Jahren seinem Vater durchgebrannt ist. Ich sag' Ihnen, Herr Pfarrer, eine Freude Hab' ich darüber gehabt . . . eine solche Freude, denn, unter uns gesagt, ich Hab' dem Jungen damals gesagt

, er soll auf die Akademie gehen, ich" wiederholte Gebhart und etwas wie Stolz leuchtete es aus seinem Gesichte. Er tat einen langen Zug aus seiner Zigarre, dann fuhr er fort: „Mädel, sag' ich zu meiner Klara, das Bild hat der Gottfried gemalt. Wir müssen zu ihm. Wir gehen zum Portier, erfragen seine Adresse und eine Stunde her nach stehen wir vor dem jungen Manne. Ich sage Ihnen, was der für Augen machte! Kurz und gut, ich will Sie mit meiner Erzählung nicht ermüden, am Abend speiste der Gottfried

mit uns und die anderen Tage führte er uns in München herum. Bei dieser Gelegenheit erfahre ich auch seine Lebensgeschichte. Sie, Herr Pfarrer, alle Hochachtung vor dem Gottfried, alle Hochachtung. Das nenne ich eine harte Schule mitmachen. Das nenne ich einen eisernen Willen haben ... ich werde Ihnen das mal gelegentlich erzählen. Die Ueberrafchung aber kommt noch. Am Abend vor unserer Abreise kommt die Klara und sagt, der Gottfried wäre da und wünsche eine Unterredung mit mir unter vier Augen. Und wissen

Sie was er mir da sagt? Mein Mädel wolle er haben. Er hätte sie schon damals lieb gehabt, als er noch in Vierlehen ge wesen. Natürlich mache ich Augen wie . , . da sagt er, daß Klara ihn auch liebe. Donnerwetter denk ich, das geht aber schnell. Ich rufe die Klara und frag' sie, ob es wahr fei, daß sie den Gottfried lieb habe. Da sagt sie: ja, schon lange, lange. Da geht mir ein Licht auf. Also deswegen hat sie alle Freier abgewiesen, die sich schon um sie bewarben. Das muh tief sitzen, denk' sch mir. Nun, sage

ich, wenn ihr euch lieb habt und gar schon lange her, da nehmt euch, ich habe nichts dagegen. Einige Tage später verließen wir München und nahmen auch gleich den Gottfried mit. Sehen Sie, Herr Pfarrer, und heute sind wir hieher gekommen, — der Gottfried und die Klara sind einst weilen zum Rott hinaufgegangen. Der wird Augen machen, wenn er seinen Sohn sieht, kann ich mir vorstellen. Und die Freude, die er haben wird! Na, ich vergönn' es ihm, hat im Leben genug durchgemacht. Also wir sind heute

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Der Arbeiter
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Page 6 of 10
Date: 22.08.1928
Physical description: 10
Sette 184. ,D«r Bergfried- Nr. Z4. Am nächsten Tage kamen der Gottfried und die Marie. Am dritten Tage trug man die Rottin nach Grillen bach hinüber und wies ihr ein stilles Plätzchen an. Auch der Bruchbesitzer Gebhart beteiligte sich an dem Leichenbegängnisse. Und ehe sie alle wieder aus einandergingen. drückte er dem Rott teilnahmsvoll die Hand. 3 . Seitdem man sein Weib hinausgetragen, war es dem Rott, als hätte er einen Teil seines eigenen Selbst verloren, als hätte er einen Ritz

mit den anderen die Blöcke aus dem Innern der Berge. Und der alte Rott strich wieder durch die Wälder, suchte Heilkräuter und Wurzeln, braute Tränklein, kochte Salben und erzählte des Abends unter der Eiche den Kindern Märchen und kleine Geschichten. Und es wären keine Ferien gewesen, wenn er die selben nicht nach Herzenslust ausgenützt und genossen hätte. Gottfried liebte die Natur. Frühmorgens, ehe noch das leuchtende Gestirn Demanten und Flimmer über das Gelände streute, verließ er seines Vaters Hütte Und streifte

mit vielen buntgefärbten Punkten. Braune goldigglänzende Felder, dort und da Gärten, und tief unten Grillenbach mit den weißen Häusern und den schwarzen Holzdächern, mitten daraus ragend die Pfarrkirche mit dem grünen Turme. Und tief unten, sich mitten durch den Ort schlängelnd, wie ein grau grünes Band, der Bach. Und weit im Hintergründe, von duftigen zartblauen Schleiern umwogt, eine lang gestreckte Wand, die das ganze Landschaftsbild im Halbkreise einsäumte. So oft Gottfried von dem Ruinengemäuer

ge macht hatten. - „Schau, Papa, der Herr zeichnet." Gottfried, der erst jetzt der beiden gewahr wurde, wandte sein Haupt zur Seite und blickte nach ihnen. Als er sah, daß es der Vruchbesitzer Gebhart und seine Tochter waren, rückte er sein grünes Lodenhütchen vom Kopfe und wünschte, einen guten Tag. Dann wollte er sein Skizzenbuch zuschlagen, als scheute er sich, seine Kunst zu zeigen. „Aber, bitte sich Nur nicht stören zu lassen," meinte Herr Gebhart. „Meine Tochter zeichnet

auch, wenn sie auch noch nicht jene Vollendung erreicht hat wie Sie." Gottfried tat einen Blick zu dem Mädchen hin über und da fühlte er, wie ihm eine Blutwelle in das Gefickt stieg. „Sie sind wohl Zeichner von Beruf?" fragte das Mädchen. „Nein, aus Liebhaberei." „Sie haben wohl auch andere Bilder in Ihrem Büchlein?" „Ja, einige. Wie ich sie bei meinen Spaziergängen im Augenblicke hinwarf." „Würden Sie gestatten?" „O bitte." Er reichte dem Bruchbesitzer das Büchlein hin. Eine gute Weile betrachtete dieser die Landschaftsskizzen. Klara

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Oberinntaler Wochenpost
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Page 8 of 10
Date: 25.01.1929
Physical description: 10
und rasch näherte sie sich ihrer Auflösung. Tin letzter Seufzer und deine gute Mutter ging in ein besseres Jenseits." Tiefe wehtmut hatte bei diesen Worten sowohl den Einsiedler als auch Gottfried ergriffen, und beide be durften einiger Zeit, um sich von den schmerzvollen Eindrücken des Geschehenen zu erholen. Gottfried unterbrach das Schweigen mit den Worten: „Rennt Ihr den edlen Mann, der so menschenfreundlich sich meiner unglücklichen Mutter angenommen hatte?" „Ich kannte ihn," sagte Gerharr

und fernere Gegend, die der Pilger unternahm, um den letzten Wunsch der Sterbenden zu erfüllen, kehrte er in diese Gegend zurück, um sich hier, abgeschieden von der Welt, eine Hütte zu erbauen, und seine noch übrigen Lebenstage in from men Betrachtungen und Bußübungen zu verbringen." „Oh, dann ist niemand anderer als Ihr selbst der edle Menschenfreund, der meiner Mutter den letzten Bei stand geleistet hatte," sagte Gottfried, habt Dank, tiefen innigsten Dank!" „Ja, ich bin es," sprach der Einsiedler

, „und alle meine Bemühungen, deinen Vater aufzusinden, waren fruchtlos; dadurch konnte ich miß des Auftrages deiner Mutter nicht entledigen. Und das Schicksal hat es so gefügt, daß du dich hier einfinden mußtest." Innigst gerührt dankte Gottfried dem alten Gerhard und bat ihm, ihm die Stelle zu beschreiben, wo seine Mutter begraben liegt, um dort ein heißes Gebet an den Lenker allen Schicksals richten zu können. Der alte Gerhard beMchnete ihm genau die Gegend und Gottfried nahm mit dem versprechen Abschied

hingab, hörte er schon wieder Schüsse fallen, ein Klirren von Waffen Kämpfender, untermischt von Schelt- und Fluchworten drang an sein hGr und bald darauf nahm er ein Lechzen und winseln in seiner Nähe wahr, während sich das Geräusch der Kämpfenden immer mehr entfernte. Gottfried glaubte, einem verwundeten Hilfe bringen zu können und ging der Stelle, von der das Jammern kam, entgegen. Zu seinem Erstaunen fand, er eine Frau, welche aus einer klaffenden wünde blutete. Er leistete Samariterdienste

und es gelang ihm nach einigen Be- nrühungen, die Ghnmächttge zum Bewußtsein zu bringen. Als diese die Augen aufschlug, betrachtete sie ihn lange und sagte: „Gott sei Dank, daß ich Euch und du mich gefunden. Ich glaubte schon, er hätte auch dich gemordet." „wer seid Ihr,. daß Ihr mich zu kennen scheint, da ich doch fremd in dieser Gegend bin?" fragte Gottfried. „Ich bin die Mutter des Mädchens, welches du gestern aus dem See gerettet hast. Um Euch meine und ihre Dankbarkeit zu beweisen, ging ich schon

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Oberinntaler Wochenpost
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Page 6 of 12
Date: 18.01.1929
Physical description: 12
> ► ¥■ ¥■ <2)amenhüte JÜeiöer- und c Slufen- ¥- S- Ep— barchente P- I- Um geneigten Zuspruch bittet Obiger QJJoll- und ^lanelldecken ( Versäumen Sie nicht, diese gün- stigeJiaufgelegenheit auszunützen y ranz Stockmayer QTLanufaktur waren, ‘-Celfs, ^üirol ¥- ¥- *- P- D- =^ i ijrf'yifTTTTTTTT'T l TTTTTTfe MWet MherilheW in einem ölten MWerMve Mtz. einem teßioen MeÄnns. Eine wahre Begebenheit. Von Balthasar Mittersteiner, Land-Werfen. (Fortsetzung.) Gottfried, dies sehend, sprang sogleich hinzu, und es gelang

, die ich bisher sah," so sprach das bildschöne Mädchen, nachdem es sich etwas erholt hatte. Gottfried war ganz versunken in dem Ansehen des lieblichen Mädchens. Ein nie vorher empfundenes Gefühl bemächtigte sich.seiner, und, ganz verwtrri, wutzre er im ersten Augenblick nichts auf die freundliche Anrede des Mädchens zu erwidern. Doch mußte er hoffen, durch sie zu einer schützenden Wohnung von Menschen geführt zu werden und sagte deshalb: ^Ich bin ein Flüchtling und habe mich in diesem Gebüsch

sein und wenn Ihr fort geht, so werden sie Euch mr Walde dennoch auffinden und ebenfalls ermorden, denn überall haben sie ihre Späher aufgestellt und Ihr fällt in ihre Schlingen, wo immer Ihr Euch hinwendet." wie kommt es aber, daß du dich so allein in diese einsame Gegend wagst?" fragte Gottfried, „Bist du sicherer von ihnen oder stehst du mit diesen Wege lagerern in näherer Verbindung? wohnst du hiKr in der Nähe, so will ich dich zu pause begleiten, damit du deine nassen Kleider vertauschen kann, du könntest

sonst erkranken. Sage mir, wohin dich dein Weg führt?" Ich habe dem kranken Gerhart jenseits des Se>s, der so schwach ist, daß er sich nicht von seinem Lager erheben kann, geholfen, den Magentrank zu bereit m, und es wird am besten sein, wenn ich zu demselben zu rückkehre. Auch Ihr könnt mitgehen, es ist nicht weit von hier. Steigt ein in meinen Kahn." Bei diesen Worten erhob sich das Mädchen und sprang in den Kahn. Gottfried folgte ihr und beide fuhren nun über den See nach dem gegenüberliegenden Ufer

. „Du kommst schon wieder, Martha, was führt dich so bald wieder hieher und wer ist dein Begleiter?" sprach mit matter Stimme der Einsiedler. Martha erzählte ihm den Hergang ihrer Rettung am Ufer des Sees durch Gottfried und daß dieser von Räubern verfolgt und sich vorsichtig zu verbergen habe. Sie trat dann näher zum Kranken, flüsterte ihm einige Worte ins Ohr, worauf der Einsiedler Gottfried bat, auf einen Augenblick hinauszugehen. Nach einiger Zeit trat Martha ihm schüchtern entgegen und sagte: „Ich muß

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Alpenländer-Bote
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Page 5 of 12
Date: 29.10.1922
Physical description: 12
, aber da der Gottfried nht mit dem eigentlichen Beweggründe herausrückn ge konnt und gewollt, ist es zum Bruche gekmmen und ein paar Wochen darauf hat die Diu den Säumer, einen Kleinhäusler, geheiratet. Gut auch, wenn es nicht anders geht. C hat weder gegreint darob noch geflennt und sich igend etwas amnerken lassen, aber recht ist es ihr? auch rächt gewesen. Er hat im folgenden Jahr das Hüterr der Stiers von den Sandbachern übrnom- men, damit er den Sommer über hiibfch aein ist und nicht übermäßig viel Leute

wird, ist nicht ihre Schuld; auch das weiß jedes, weil es die Säumerköpfe in dieser Beziehung kennt. Aber jetzt ist er, der Gottfried, wieder ein an derer. ein ganz anderer geworden, der alles und jedes von dem Standpunkte betrachtet, den er sich über dem Lesen des Büchleins angeeignel. Ein Strich unter das, was gewesen und nicht mehr zu ändern ist und alles so von oben her angeschaut. wie wenn einer auf dem Rücken des Luckenberges steht und hinwegschaut über die Hütten, Dörfer, Fluren und Berge zu seinen Füßen. Er geht

noch wird. . dann ist einer in der eigenen Hütte nimmer sicher." „Da wirds im Wald oben ausschauen!" mutmaßt der Gottfried und sucht einen passenden Nagel aus der Nagelschale. „Was von den Bäumen ein bis- sel ansaul ist oder keinen festen Stand hat, wird über- und durcheinander geworfen werden wie Heu und Stroh." „Da kannst recht haben," nickt der alte Söller. „Heut darfft Gott danken, daß du herunten bist." erinnert des Leukarden Inmann. „Zwegen nras? Mein armselig Leben steht da herunten in Gottes Hand und in her Stierhütten oben

auch." „Nun ja, fei schon, aber . . , sicherer ist doch sicherer. . Da fährt ein Windstoß an das Häusel und dar um herum, daß das Kreuz in der Ecke schwankt und schaukelt und gleich darauf tut es einen Krach, als ginge das halbe Dorf in die Brüche u. darauf folgt ein dumpfer Knall, wie. etwa ein Mörfer- fchutz. Alle drei fahren mit einem Rucke von ihren Sitzen auf und starren einander an. «Jetzt ist das Dach fort," rät der Gottfried. „Meinst? Ich mein, es muß in der Nachbarschaft gewesen sein." So der alte Söller

und auch der Gottfried hilft mit. Er haut die Sparrenbäume kantig und hilft sie auf dern Dachstuhle befestigen; er lattet ein und hilft die Schindeln darauf nageln. Auch der Säumer hilft bei der Arbeit, aber am dritten Tag kommt er erst daher, als alle anderen schon längst schaffen und werken, und ist ganz ver stört und verschwitzt. „Heut hast dich einmal gehörig verschlafen," neckt der Leukard. „Gar nicht wahr." brummt der Säumer. „Ein notwendiges Geschäft gehabt." „So?" „Ja. Heut nacht hat der Teufel meine Mutter

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Der Arbeiter
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Page 6 of 10
Date: 26.09.1928
Physical description: 10
Seite 154. .Der « erg fr Ked- Tix. 39. Im Lehnstuhl bewegte sich der Großvater. Das Raffeln des Uhrwerkes hatte ihn ausgeschreckt. Er beugte sich vor und blickte in das abgedrehte Lam penlicht auf dem Tisch. Dann siel sein Körper wieder müde zurück. Er schlief weiter. Gottfried atmete auf... tief und lang „Vater! Vater?" Der alte Rott sprang erschrocknen von seinem Stuhl auf und rieb sich die schlaftrunkenen Augen. „Was gibt es. Thomas?" „Der Gottfried ist fort... Vater... Vater

... der Gottfried ist fort!" Entsetzt blickte der Alte in das angstdurchzuckte Ge sicht seines Sohnes, der im Wintermantel und Pelz mütze, so wie er aus der Mette heimgekommen war, vor ihm stand. „Der Gottfried? Der Gottfried?" frug der Alte, ohne recht zu sich zu kommen. „Fort ist er... fort... fein Bett ist leer... er ist nicht da." „Wo soll er denn sein... wo soll er denn sein? War doch immer in der Kammer drinnen... immer... Und ich Hab auch nichts gehört, datz jemand fort wär'.. gar

nichts." „Aber er ist fort!" schrie Rott auf und krampfte seine Hände zusammen. „Dann weiß ich nicht... dann weiß ich wirklich nicht, Thomas." „Vater, ich muß den Jungen haben. Er ist davon Va ter... er ist durchgebrannt... ich weiß schon... wird wieder über ihn gekommen sein... und da ist er da von ... Aber ich muß ihn wieder haben... Der Junge muh her..." Mit heißen Worten stieß er die Worte heraus. Dann stürmte Rott hinaus. An den Fenstern der anderen drei Hütten pochte er, daß sie klirrten. „Der Gottfried ist fort

!" schrie er in einem fort. Erschrocken kamen die Leute vor die Tür. Was es denn gäbe? frugen sie alle. „Der Gottfried ist fort... ist auf Und davon, helft mir, ihn suchen... ich muß den Jungen haben." „Aber Rott, jetzt in der Nacht." „Wo willst du ihn suchen? Ueberall stockfinster und alles verschneit." „Morgen früh dann, Rott." So suchten ihn die Nachbarn zu beschwichtigen. Er rannte in seine Hütte zurück. „Vater, komm du mit den Gottfried suchen." Der Alte ritz die Augen auf. Da kam Marie

aus der Kammer. Am Tisch hatte sie ein kleines Zettelchen gefunden. Das reichte sie ihrem Vater. Gottfried hatte darauf geschrieben, datz er fortgehe. Man möge nicht nach ihm forschen. Er werde wiederkommen und seinem Vater die Sonne bringen. Rott las das Zettelchen, das er in seiner zitternden Hand hielt. Da fühlte er, wie ihn auf einmal die Schwäche überkam. Er tastete nach der Stuhlehne. Im nächsten Augenblick sank er zusammen und schwer schlug sein Haupt an der Tischkante auf. „Thomas!... Thomas

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Der Arbeiter
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Page 8 of 12
Date: 23.05.1928
Physical description: 12
vor dem Unglück der Arbeiter Gottfried Lörsch vorne ge bohrt und geladen hätte. Wenn irgend einer so mußte er die Gefahr erkannt haben. Aber Rohan zögert. Der Kesselwart tut ihm leid. In die Enge getrieben gibt er ihn aber doch an. So kommt es, daß noch am selben Tage, kaum daß die Nachricht von dem schauerlichen Ereignis in Böh ler eingedrungen ist, auch schon zwei Gendarmen sich im Hause Gottfried Lörsch sich einfinden. Im Flure hocken verschreckt die beiden Kinderlein und reißen die Mäulchen

, nicht sterben! Fanni, ich biti dich um HlwMel-wMen — schau mich endlich an. — —" Da hatte ihn des Tssk» kreischendes „Nein" heraus- geschreckt. Nun ßk Üeht tc vor den Beamten, schaut wie abwefer d a« Hr-erc vorbei und weiß gar nicht, daß er fragt: ..Was „Gottfried Lörsch?" feogt wieder als Sprecher der ältere. „Ja - und?" „Im Namminger Ay-cken ist eine schwere Kata strophe c-ingetreten. WirAereinbrnch." Ein röchelnder Atemzug. Hohl wie eines Uhus Flü gelschlag in dunkler Gruft. Der hohe Kesselwart hält

nur an den zarten Schultern seiner Kinder sich noch aufrecht. Seines Herzens Schlag ist abgedrosselt. Ist nicht die ganze Welt um ihm ein einziger Schrei? Nein, es ist eine Menschenstimme, die fragt: „Gottfried Lörsch, was wissen Sie davon?" Nichts weißt du Gottfried Lörsch: ick schwör dirs, dl! weißt nichts! Weißt nur, daß dein Weib da drinnen mit dem Tode ringt, weil sie einer neuen Seele das Leben gegeben, weißt du, daß ein Platz in dieser Stunde an ihrer Seite ist, aber vom Wasser, — vom Wasser weißt

Frauenhand auf seine Stirne. Was pott, zum ersten Male im Leben ftag ich es: Hab ich denn wirklich fo was verdient? — Fanni, schon mich nur ein einziges Mal an. Ich furcht, es ist ein Abschied für immer!" Durch den Frauenleib geht ein zitternder Schauer. Sie tastet die Luft ab, richtet sich stöhnend auf und sieht plötzlich erkennend den Gatten an. „Gottfried" hauchen ihre blutleeren Lippen. „Gottfried, bleib bei mir!" Wie eine ungeheure Anklage schlagen diese Worte des Mannes Seele nieder

im Klage ton herüber von St. Georg. Unter dem Fenster des Krankenzimmers neigt eine verblühte Rose sich ster- bend der Erde zu. Gottftied Lörsch zählt an seinen fliegenden Pulsen die enteilenden Sekunden ab. Er bittet, die Ewigkeit möge einhalten in ihrem Drängen, die Zeit stehen blei ben, die Kinder niemals wiederkehren. Er wäre zu frieden, wenn er nur nicht fortmützt — fort — wohin? Da regt sich die Frau: „Gottfried — Vater." Glücklich im größten Harme, da sie nur wieder redet, neigt

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Alpenländer-Bote
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Page 3 of 12
Date: 22.10.1922
Physical description: 12
Stücklein sich recken und dehnen und den 'Wipfel dem Lichte entgegenschie ben zu dürfen. Also der Berg, der ganz hinten im stillen Wald- lale ragt, heißt Luckenberg und steht so breit und fest und trutzig dort, daß es jedweden deucht, er vermü ~ z fick, gerade so breit und wuchtig dort zu sichen, selbst wenn er gar keinen Namen hätte. Vielleicht wäre dies sogar dem alten Gottfried gleich, wenn der Berg namenlos dastünde. und er nicht der Stierhüter vom Luckenberg, sondern schlankweg nur der Stierhüter

, wo die Sandbacher Stierherde den ganzen Sommer über weiden könnte und er, der Gottfried, daher nicht der Stierhüter sein könnte. Mn, dann rnöcht auch er nicht auf der Welt sein. Den halben Winter auswärts, den ganzen Som mer und mehr als den halben Herbst zubringen müssen im Tale unter und neben den Leuten, die schönste Zeit des Jahres vertrödeln müssen mit Zorn und Aerger? Nein? um alles nicht! Selbst wenn der König käme und sagte: „Gottfried, möch test nicht am Ende tauschen mit mir?" er ... „Nein, oergreinen

, einem ererbten Bett und ebensolchem Tisch, Stuhl und Küchengeschirr be stehe, dann müßte er doch anders reden, nicht so kurz und bündig, wie er es als Soldat und Hart schier gelernt, dann müßte er so reden, wie ihm der Schnabel gewachsen und wie es ihm am Her zen liegt. Und es käme zum Schluffe doch wieder auf ein und dasselbe hinaus: es ist keiner so reich, ! daß er mit ihm tauschen könne. Wohl weiß er, wie der König wohnt, aber in seiner Stierhütte ist er, der Gottfried, der alleinige Herr und Diener

und Ansichten, die ihn da anfliegen. Der alte Gottfried ist nämlich so etwas wie ein Philosoph. Er hat sein Fach nicht studiert, er hat überhaupt gar nicht studiert, aber es ist manchem schon so gegeben. Oft einer hat die Schusterei ge lernt und der andere, der Lust und Liebe dazu hat, flickt einen zu Schaden gekommenen Stiefel gerade so gut und dauerhaft; er, der alte Gottfried, kennt nicht fünfzig Blumen und Kräuter mit den Namen, die ihnen das Volk gegeben, aber er kennt sie dem Aussehen, der Form

: „Mann, Ihr seid zu beneiden. Klares Was ser, klare Luft und klaren Verstand; die drei Stücke findet man nicht bei jeder Hütte und nicht bei jedem Palaste." Und die Rede hat ihn mehr ge freut, als hübsch ein Stück Geldes. Der Gottfried hat am dritten Tag schon nimmer an das versprochene Andenken gedacht, weil er stens die Herrenleut in solchen Stücken ein recht kurzes Gedächtnis haben sollen und weil er zwei tens sich eigentlich gar keins verdient. Aber nach ein paar Wochen hat ihm der Postbote

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Der Arbeiter
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Page 8 of 12
Date: 20.06.1928
Physical description: 12
zu hoffen wagen. Am Tisch lehnt sie, die stille, blasse Frau Franziska, mit einer Hand auf die Platte gestützt, die andere aber zitternd zum Gruße vorgestreckt. „Gottfried — mein Gottfried!" Die tapfere Frau hat sich doch wohl gar zu viel zugetraut, sie wankt, sinkt und sinkt dem Gatten gerade in die Arme. Und so in dieser Stunde, dieweil die Kinder vor Freude lachend und weinend wie Schmetterlinge um die Eltern taumeln, der Aufseher aber gelangweilt die Minuten von der Wanduhr abliest, erfährt

Gottfried Lörsch, daß ihm in Wahrheit sein Weib erhalten und wiedergeschenkt ist. All die Trostlosigkeit der letzten Stunden verwandelt sich in dieser Zeit in lichte Hoff nung. Immer wieder küßt er sein Weib in seinen Armen auf die geschlossenen Lider. „Mutter, solche Angst Hab ich um dich gehabt!" „Du Guter. Der Herrgott aber hat mir es geglaubt, daß ich dich nicht verlassen kann. Er hat mich gesund werden lassen. Mir ist meine Gesundheit nur lieb um deinethalben." Da räuspert sich der Wärter

Familienglück noch stärker, noch gewaltiger. Wenn er nur auf eine kurze Stunde beim gehen dürfte. Nur sein Kind möchte er sehen und sei nem Weibe unter eigenem Dach tausendmal Dank da für sagen. — „Hättest es doch mitnehmen sollen, Mutter," sagt er leise. Die seufzt: „Gottfried, dem Kindl geht es nicht gut. Hab ihm nicht viel Kraft mitgeben können in die Welt. Ich Hab mich gefürchtet, es heraus zu tragen." „Und der Doktor?" „Mußte die Hasen von den Kindern hergeben, da mit ich das Geld für die letzte Hilfe

ganz aufgebracht Hab," antwortete die Frau ausweichend. Da regt sich Gottfried Lörsch schier auf: „Aber das geht ja nicht! Und kostet es alles, ists denn das Kind nicht wert? Verkauf halt noch mehr! Wenn es sein muß, Mutter, gib mein Fischzeug her, meinetwegen auch die Pistolen vom Vater, du kennst sie schon. — Himmel, und mich binden sie da herein. Leidet etwa ihr alle schon Not? Fanny, sag mir die Wahrheit!" „Nicht! Weißt ja, wir haben den Garten. Sei ruhig» Gottfried, ich bitt

ist um. Ma chen Sie fertig!" Inniger klammern sich Kinder und Weib um den Vater: „Bitt, noch eine Viertelstunde!" Ermahnend löst er sich frei. „Nützt nichts? Ich seh es ein. Geht jetzt und macht es mir nicht noch schwerer." Gehen sollst, hörst du Frau Franziska, gehen. Zurück den weiten Weg, wie du in schwüler Sonnenglut ihn schmerzensreich gewandert — allein. Ich bring es nicht über meine Seele: „Gottfried, ich kann dich nicht allein lassen!" „Fanny!" Durch des Kesselwarts ruhig gehaltene Rede bricht ein Ton

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Der Arbeiter
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Page 6 of 10
Date: 19.09.1928
Physical description: 10
," meinte Marie, „das wird Seine rechte Ueberraschung für Gottfried werden." Klara schlüpfte behend mit dem Bäumchen und eini gen kleinen Päckchen in die Kammer. Marie brachte ihr ein weißes Tüchelchen, das sie über den Tisch breitete und dann das Bäumchen darauf stellte. Mit flinker Hand band sie ein bißchen Zucker- werk an die Aestchen, zog buntschimmernde Fäden von einem zUm andern und streute glitzernden Staub über das ganze Bäumchen, so daß es aussah, als fei es über pnd über bereist wie die echten

Hadwiger war unter ihnen. Dann klang es, von hellen Kinderstimmen gesungen, feierlich durch die Nacht: Stille Nacht? Heilige Nacht! Alles schläft, einsam wacht Nur das traute, hochheilige Paar. „Gottfried," raunte Marie ihrem Bruder ins Ohr, „komm herein." „Du willst?" Sie deutete mit der Hand nach der Kammer. Wäh rend die Kinder draußen sangen und die Alten an den Türen standen und ihnen lauschten, war sie in die Kammer gehuscht und hatte die Kerzen an Klaras Christbäumchen ungebrannt. Heller

in der Kammer gewahrte. „Klara Gebhart war vormittags hier und hat das alles gebracht. Sie will damit danken dafür, daß Gott fried sie aus einer großen Lebensgefahr errettete," sagte Marie. Er merkte in Gottfrieds Hand die Uhr. „Und das hat sie auch gebracht?" srUg er seinen Sohn. Gottfried sagte nichts, er hätte auch kein Wort her vorgebracht. Er nickte leicht mit dem Kopfe und reichte seinem Vater die Kassette hin. Rott betrachtete eine Weile das Geschenk. „Na, Junge, das ist eine Freuds

, was?" Nach einer Weile gingen alle wieder aus dec Kam mer und Gottfried blieb allein mit seinem lichtergiän- zenden Bäumchen und seinem heißen, überquellenden Herzen. Da erinnerte er sich des Briefchens. Hastig griff er nach ihm. Mit einem einzigen Riß entfernte er die Hülle und las: „Ich wollte Ihnen eine Freude machen, deshalb abe ich das Bäumchen gebracht. Ich wollte Ihnen bau en, daß Sie mit männlicher Kühnheit meinem Pferde in die Zügel sprangen und mich vor Schaden bewahr ten. Deshalb sandte

ich Ihnen dieses kleine Geschenk. Nehmen Sie es an und denken Sie zuweilen an Klara Gebhart. Was machen Ihre Zeichnungen? Werden Sie auf die die Akademie gehen und sich weiter ausbilden?" So las Gottfried, so las er immer wieder. - Was machen Ihre Zeichnungen? Werden Sie auf die Akademie gehen und sich weiter ausbilden? Um seine Lippen begann es zu zucken Und zu beben. Durfte er denn? Durste er denn? Ost hatte er in Wien an seinen in den Ferien ge faßten Entschluß - gedacht und dabei hatte er auch an jenen Abend

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Neueste Zeitung
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Page 1 of 6
Date: 20.08.1922
Physical description: 6
; Wien 0.00*/ 8 ; deutichästarrcichischs Noten 0.00)4, Amsterdamer Desssenrrrrse. \ Amsterdam. 18. August. London 11.50; Berlin 0.21)1; Paris i 20.47/4; Schweiz 48.85; W-ien O.C<M; Kopenhagen 55.40; Stockholm j 67.95; Christiania 44.60; Nswyork 256.37; Brüste! 19.47)4; Madrid I 40.15; Italien 11.67)4. ° UMS-S- Sie Äsien leg Jtim HklrÄS" Als Gottfried Keller das Ergebnis seiner Wanderjahre, die Not und den Kampf feiner künstlerischen Natur, den Sturm und Drang seines inneren Werdens

und im tieffühlenden Herzen mit den un- verblatzten Farben sehnsüchtiger Liebe durch all die Wanderjahre. Nur von jener Kunst, die des suchenden Malers Gottfried K e l - l er eigenster Beruf wurde, vom Dichten, sprechen di« vier Bände des »Grünen Heinrich" nicht direkt, obwohl' sie in ihrer Gesamtheit aus sich selbst heraus ein herrliches Denkmal deutscher Dichtung sind. Uud in der ersten Fassung des Romans kehrt Hein rich Lee wandermüde mit leeren Händen ia die Heimat öutuck und stirbt bald der Mutter, der fein

Zaudern und Schweigen ^ Herz gebrachen, nach. So trostlos und fruchtarm verlief des Dichters Lelxn gottlob nicht; m der Umarbeitung seines Äugendwerkes läßt er, der selbst lach emsiger Amtstätigkeit sich in ernteschwereu Herbsttagen ganz seüwr Muse widmete, den „Grünen Heinrich" noch der Rückkehr ein stilles, doch gesegnetes Dafein im Dienst der Oeffentlichkeit führen, das die Aüendftrahlen der entsagenden und doch glückerfüllten Liebe zu Judith mild erleuchten. Welch reick>es Lebensgnt Gottfried

Keller _un Lauf feines Schaffens vom „Grünen Heinrich" bis „Martin Salander" aus der Tiefe feiner schöpferifchen Begabung geholt und in der Schatzkam- ^ sicher Dichtungen zu edlen Kunstwerken geformt, wird erst so recht offenbar, seit des Dichters Werks freigogsben sind und der deutsche Buchhandel in einer Reil>e von Gesamtausgaben die Werke Gottfried Kellers dem deutschen Volk dorgeboten hat. Bar uns liegt eine Ausgabe, die in vier handlichen, geschmackvoll Uoundenen Bänden „Gottfried Kellers

zur Zeit seines Schaffens drut-ich werden und das poetische Bild die glühenden Farben des Lebens treffen, erhellt sich erst mancher Reiz; die Wechselbeziehungen zwischen Dichter und Dichrung beleuchten den Menschen wie den Dichter und vertiefen die Kenntnis des Kunstwerkes und seiner Ge- sitze.. Die urnfangreichste Sammlung von Srlbstzeugnissen gilt dem Lebens buch Gottfried Kellers, feinem „Der grüne Heinrich", Porklänge, Lllerarische Anregungen, die erste Konzeption und man» niafache Briefstellen

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Alpenländer-Bote
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Page 6 of 12
Date: 05.11.1922
Physical description: 12
fällendert, be gegnet ihm der Säumer mit einer Fuhre Dünger, geht eigens auf die Seite des Wagens, wo der ehemalige Stierhüter vorbei will, und lacht ihm recht spöttisch ins Gesicht. „Ja, was ist denn das?" Jetzt bist uns du mit der Stierhüterei auch untreu worden?" Den Gottfried meistert der Zorn, und er sagt, was ihm der gerade tzurechtrückt: „Jetzt werd ich dein Geschäft übernehmen." „So? was meinst denn da für eins?" „Dem Schwarzen werd ich den Träger machen, wenn er wieder einmal. . ." ..Was sagst

?" schreit der Säumer wütend auf. ..Was sagst? Dringst miw das noch einmal zu Ge hör? Kerl, ich schlag dich nieder wie eine Kcch." „Sel müßt einer schon können," lächelte der Gottfried überlegen. Jetzt geht es aus einem ande ren Ton. und ... der Lump soll nur schlagen. Der Säumer aber feiert nicht lange und zieht ihm mit feinem Peitschenstiele gleich eine herunter. Im folgenden Augenblick aber hat der andere schon den Peitschenstiel erfaßt, reißt ihn dem Angreifer aus der Hand und schlägt

damit nur so blindlings drauflos, bis er meint, daß es reichen und langen könnte. Dann geht er ruhig seines Weges weiter. Ter Säumer aber ist nicht faul, schickt um den Arzt und läßt die Rauferei anzeigen. Es steht auch gar nicht lange an. so kommt die Vorladung vors Pericht, die Verhandlung wird gepflogen und das Urteil erkennt den Gottfried für schuldig und ver donnert ihn zu acht Tagen Haft und Kostenersatz. Zu dem Geschwatze von Kostenersatz lacht er nur, denn es wird keinem etwas genommen

Lehm graben und die Ziegel selbst brennen. Der Ziegelschläger braucht aber einen kräftigen Mann, der den Lehm sticht, zu- sührt und tüchtig durchknetet, und um diese Arbeit nimmt sich der Gottfried an. Er schafft und werkt den ganzen Tag, so viel er kann, und das Ganze, was er dabei redet, ist eitel Gegreine über die Unvollkommenheit der Welt und über die Schlechtigkeit der heutigen Zeit. Das geht jo Wochen hindurch und ein Tag gleicht für Gott fried dem anderen; er ist mürrisch, wenn die Sonne

scheint, und er ist nicht anders, wenn es regnet. Da fliegt einmal eine Kunde, eine Neuigkeit, wie ein Lauffeuer durch die Gemeinde und rüttelt den Gottfried zu einem mehr schadenfrohen als spöttischen Lachen auf. Beim Säumer sind die Blattern ausgebrochen. j Nicht übel! Jetzt braucht sich der Vcann für eine Zeitlang um kein anderes Kreuz zu bekümmern. Der Vlattermann ist ein arger Geselle, und wo er sich einniftet, schauen Sorge, Kümmernis und Tod zu jedem Fenster ins Haus. Der Arzt wird gerufen

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Der Arbeiter
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Page 6 of 10
Date: 13.06.1928
Physical description: 10
, daß ich ihn bei der Taufe doch angeben Hab." „Ich wollte ihn, dem Gottfried zu Lieb; seiner Mutter selig zum Gedenken." Wieder wird es still. Die Kranke verfinnt sich. Denkt sie an ihr Leid? — Durchströmt sie die Angst vor der Zukunft? Frau Luise bringt nun doch die Kinder zU Bett. Man hört sie noch lange plappern drüben. Herzlich ihr Kind umfangend, blickt die Mutter durch das Fenster hinaus. Die Nacht flattert nieder. Das Abbstal verdunkelt sich schon im Schatten ihrer Schwingen. Nur das Turmkreuz von St. Georg

funkelt noch wie ein blutiger Juwel. Endlich verlischt auch die ser Schein. Die Sonne ist untergegangen. Leise tritt die Schwägerin wieder ein und fragt: „Willst jetzt nicht doch einen Tropfen Milch, Fanny? Es müßte dir gut tun?" „Ja, wenn du so gut bist," gibt Frau Lörsch zurück. Und dann, noch ehe sie die Sol^le an die Lippen führt: „Luise — weißt du was von Gottfried?" Die Gefragte macht sich am Tisch zu schaffen, zündet umständlich das Oellicht an und weicht aus: „Mein, tu dich halt nicht kränken

ist jedoch nicht äanz wohl bei die sen Worten, denn sie erkennt, wie ihr die volle Wahr heit fehlt. Aber was soll sie sonst sagen? Trösten kann heit fehlt. Aber was soll sie sonst sagen? Trösten kann Nein, die Mutter ist noch nicht ganz gesund. In ihrer Seele klafft noch eine brennende Wunde: Gottfried! — Was ist es mit ihm? Ist er noch in Waidhosen? O, wenn er ihr doch ein Zeichen gäbe, zum Zeugnis, daß er ihrer gedenkt. Ueber das Ramminger Unglück geht vieles Gerede. Viel Wahres darin «und viel Mär

war, da hat er getan, als ob er gerade vor der Heiligsprechung stünde, so stolz war er. Und jetzt, mit Willen soll er den Tunnel in die Luft geschossen haben. Na, es wird schon noch mehr auf- kommen." Marmorbleich, mit gelähmtem Puls lehnt sich Frau Lörsch zurück. Du lügst, möchte sie rufen, du verleum dest! So was hat mein Gottfried nie Und nimmer ge tan. Aber ihr Herz, von Ekel erfüllt, läßt sie verstum men. Und ihr Kind an die Brust gehoben, wankt sie ins Haus. Drinnen bricht sie fast zusammen. Die Kinder kom

sich mit den Blicken in den blassen Wolken, die schwankenden Segelkähnen gleich über der hohen Friedmauer des Gebäudes auf tauchen, um endlich mit einem jähen Ruck sich abzu- wenden und aufs neue seine Wanderung von Wand zu Wand zu beginnen. Dieser Mann, es ist der Kesselwart Gottfried Lörsch! Zwei Wochen hält man ihn hier verwahrt. Zwei Wochen ohne Sonne und blauen Himmel, ohne Weib und Kind. Wie brennendes Gift brodelt es Lörsch durch die Seele, wenn er daran denkt. Und dennoch, als sei er zu sei nem eigenen

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Der Arbeiter
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Page 6 of 9
Date: 15.08.1928
Physical description: 9
lichkeit. Aber er tat noch mehr. Hatte manch einer einen talentierten Jungen im Hause, dann ließ er ihn weiter lernen. So hatte er schon etlichen Jungen in die Höhe geholfen. Zur Zeit hatte Pfarrer Ambros zwei« Jungen, oie er studieren ließ: des Hadwigers Fritz und des jungen Rotts Gottfried. Und nun kam der Johannes an die Reihe. Die Klingel ging. Ein Weile hernach kam des Pfarrers Häuserin. Der Rott mit seinem Jungen wäre draußen. Sie mögen nur hereinkommen, meinte der Geistliche. Sie kamen

, da man nicht mehr kann, wenn man auch will. Da ist es gut, wenn man ein paar Gröschlein übrig hat. Ihr versteht mich wohl? Für den Jungen werde ich schon sorgen. Wie für den andern, den Gottfried. Was ich über ihn höre und was er mir schreibt, macht mir Freude. Ich setze große Hoffnungen auf den Gottfried. Und so Gott will, er wird sie erfüllen. Ihr könnt stolz sein auf ihn, Rott. Ihr werdet große Freude an ihm erleben. Und ich hoffe auch an Johannes." In Rotts Augen trat eine Träne. „Herr Pfarrer ... ich weiß

und kramte aus den Briefschaften ein kleines Briefchen heraus. „Da hob ich gestern vom Gottfried einige Zeilen er halten. Er schreibt, daß sie die Zeugnisse schon bekom men haben. Er wäre dritter und komme dieser Tage auf Ferien heim zu Euch." Rott berührte diese Nachricht mit Freude und mit Wehmut zugleich. Mit Freude, daß er seinen Aeltesten auf einige Tage wieder daheim habe, mit Wehmut, daß möglicherweise der kurze schwache Lebensfaden Mariannens risse und in die schöne Ferienzeit die Trauer

. Wie gut ihm der Pfarrer war! Den Gott ried ließ er studieren und nun kam der Johannes an ie Reihe. Seine Kinder! Die Freude, wenn sie einmal ihr Ziel erreicht haben! Das Glück, das große Glück! Wenn Marianne nur wieder gesund würde und erleben könnte, daß aus den Kindern etwas Tüchtiges ge worden. Zwei Jahre noch dann ist der Gottfried mit dem Gymnasium fertig, kommt er auf die Hochschule und wird er ein Professor oder gar ein Doktor. Ein Doktor der Gottfried! Wie stolz

er auf ihn sein wird! Und dann der Johannes! Silberweiß werden seine Haare sein Und tiefe Furchen wird die Zeit in sein Gesicht gegraben und die Arbeit wird seinen Rücken krumm gemacht haben, bis der Johannes fertig sein wird. Ein geistlicher Herr vielleicht! Vielleicht! Und das Mädel, die Marie! Die hatte ihm nie Sorge gemacht. Seit Jahren war sie schon bei ihrer Tante in Wien. Sie war um ein Jahr jünger als der Gottfried und wird bald Kindergärtnerin. „Das Glück, das ich mit den Kindern haben werde," meinte

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Der Arbeiter
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Page 6 of 10
Date: 30.05.1928
Physical description: 10
Nr. 22 . »St* Bergs»«»»- 7 Feuerseele«. Eine Erzählung aus dem Arbeiterleben von Karl Tinhofer. „Mir hat schwer geträumt. Der Tonl wär mir in dem vielen Wasser ertrunken. Und das Kleine hätte man mir vertragen und du. Gottfried, du hättest nicht bei mir bleiben wollen. Aber gelt, du bleibst?" Die Leidende faltet bittend die Hände. „Und bringst mir das Kleine. Gottfried, ich bin gewiß nicht mehr so schwach, bring's mir!" Was soll er antworten? Die Wahrheit? Trösten? — Es gibt Stunden

. Dann fährt sie fort: „Was wollen die Gendarmen von dir, Gottfried?" Da kann der Keffelwart sich nimmer halten. Lang genug hat er's versucht — jetzt aber soll sein Weib alles wissen. Es soll ihm nicht einmal den Vorwurf machen können, mit einer Lüge auf den Lippen habe er es verlassen. „Mich mich wollen sie . . ." Und stoßweise erzählt Lörsch. Alles, alles! Steht noch einmal im Stollen an der Bohrmaschine, durchlebt noch einmal die Qual seines Heimeilens — und jetzt je mehr er redet und je mehr

- ziska an, „komm her zu mir!" Gehorsam stützt Lörsch sich über das Bett. „Tu dich nicht gramen! Ich geh za nicht mit ihnen. Kein Mensch Kami mich von dir wegzwingen." , ..Und damit aber machst du dich in anderer Weise schuldig. Gottfried, wenn ich dich bitt?" „Gehen also sollte ich? — Du wolltest es?" ..Ja." Urwläubig sucht der Kesselwart in den Mienen sei nes Weibes nach dem Grunde dieses Willens, er findet ihn aber nicht. Findet nur ein bleiches Antlitz, dem die Tränen in glitzernden Streifen

über die Wangen rollen, einen kraftlosen Mund und eine in Schweiß ge badete Stirne. Und dennoch findet er: S t a r k s e i n, nicht verZweifeln, das ist, was aus dem Verborgensten dieser stillen Dulderin herausleuchtet. Eine Röte strömt über sein Gesicht, die sein verschämtes Verstehen ösi./A^nmn gibt. Seine Stimme ist gepanzert: „Be hüt dich Gott, Mutter, — ich folg dir!" „GottfriedGottfried — wenn es sein sollte, daß wir uns nimmer — " In diesem Augenblick steht der Keffelwart jedoch schon

. „Was fft das, um Christi willen? Weiß mir keinen Rat mehr. ich denn machen? Gottfried!" vrv% - sollst? Alles, was in deiner Macht steht, daß mir die Fanni wieder gesundet. Spar nichts! Verkauf, wenn es sein muß. dre letzte Bank. Und laß mir alles zu wissen tun. wenn ich schon wirklich selber nrcht da bin. Schwägerin," stoßt er. leiser wer dend, hervor, „hörst du, alles sollst du mir zu wissen machen, ^st uns das Schlimmste aufgesetzt — du ver stehst mich schon — dann — dann -. Behüt dich Gott,' brrcht

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Tiroler Grenzbote
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Page 4 of 8
Date: 26.04.1930
Physical description: 8
und findet am Sonntag, den 27. April, um 2 Uhr nachmittags und um 8 Uhr abends seine Wiederholung statt. b Zell a. Z. Erschossen. Am 22. ds. abends betrat der Bauer Ioh. Neuner in Stockach, Ge meinde Schwendau, den aus Praham in Oberöster reich stammenden Franz Roithmaier bei einem Eierdiebstahl. Da Roithmaier mit einer Hacke auf Neuner losging, erschoß ihn dieser. — Dazu wird uns noch berichtet: Roithmair kam am 22. April gegen 18 Uhr in das Gasthaus zum Neuwirt in Schwendau, das dem Gottfried Neuner

gehört. Dort stellte es sich heraus, daß er bei Alois Rauch in Schwendau Eier gestohlen habe. Gottfried Neuner stellte dieserwegen den Roithmair zur Rede. Dar über entspann sich nun ein Handgemenge, in dessen Verlaufe Roithmair den Gottfried Neuner mit einer Hacke bedrohte. Gottfried Neuner ergriff die Flucht. Auch 'Roithmair begab sich nun weg. Er wurde aber von den Brüdern Gottfried und Johann Neu ner sowie von Alois Rauch verfolgt und bei der Wegkreuzung Burgstall—Stockachsäge gestellt

. Im Verlaufe des sich nun entspinnenden Handgemenges stach Roithmair den Gottfried Neuner mit einem Stilettmesser in den linken Arm, so daß er seinem Bruder Johann zu Füßen fiel. Auch den Rauch schleuderte Roithmair zur Seite. Johann Neuner, der .mit einer Pistole abseits stand, glaubte nun, daß Roithmair seinen Bruder gefährlicher verletzt habe. Er schoß deshalb dreimal auf Roithmair und traf ihn beim linken Ohr in den Kopf. Roithmair war sofort tot. Er wurde in die Totenkapelle nach Zell a. Z. überführt

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Der Arbeiter
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Page 8 of 12
Date: 27.06.1928
Physical description: 12
ein Schriftstück aus den Falten. Die Ruhe herinnen wird lähmend. Es scheint sich je der des Atmens zu wehren. Gottfried Lörsch schwankt, da er aufsteht, um sein Urteil zu hören. Eine Frau klammert da drüben sich an den kalten Pfeilerstein. Da hat der Richter den Bogen entfaltet und beginnt: „Im Namen des Kaisers. Die Geschworenen haben Recht gesprochen. Die Frage auf Vorsatz und grobes Verbrechen ist mit sieben gegen fünf Stimmen ver neint." Er hält inne und hüstelt. Auf der Galerie irgendwo zischt es. „Bravo

!" schreit eine Stimme. Und eine zweite: ..Dreiundvierzig Tote, ist das noch eine Gerechtigkeit?" Ein paar Polizisten poltern über- die Treppe. Ein kurzer Rummel entsteht. Dann die gleiche Gelähmtheit. Das Licht flimmert stärker. Und der Richter fährt weiter: „Die Frage auf Fahr lässigkeit mit aller zuerkennenden Milderung ist mit sieben gegen fünf Stimmen bejaht. So spricht das Ge setz. Der Kesselwart Gottfried Lörsch als Angeklagter wird zu acht Monaten Gefängnis verurteilt." Schweigen. — Der Saal

, wenn nicht wenn nicht — --- vom Pfeiler her ein gellender Schrei auftönte und dort eine blasse Frau wie unter einem surrenden Schwert hieb zu Boden sänke. Wie mit einem Bannfluch ist die Ruhe wieder her- gestellt. Die Menschen beugen sich brustweit über die Geländer, um zu ersehen, was dort unten geschieht. Und plötzlich geht es wellengleich durch die Reihen: „Sein Weib — sein Weib." Kein Mund grollt mehr. Alle Blicke festigen fick an dem Mann da vorne. Gottfried Lörsch ist mit geballten Fäusten an die Bank gesprungen

. Gottfried Lörsch fröstelt, dieweil ihm die Zunge dorrt vor Hitze. Im breiigen Dunkel flimmern seine Augen manchmal wie Irrlichter, sein Gehirn dröhnt. Er denkt nicht, er fühlt nicht! Die erste Nacht! Zwölfmal mag der Soldat draußen schon vorbeigestapft sein. Die heisere Uhr über dem Gefängnisportal kreischt. Endlich bewegt sich der Mann wieder. Er richtet sich zum Sitzen auf. Wie ein raschelnder Mantel fällt das dumpfe Brüten von seiner Seele. Er versucht seine Sinne zu sammeln: Was ist denn eigentlich

in den Dachrinnen. Hart und unbarmherzig klingt das Blech. Immer hängt noch Gottfried Lörsch am Gitter und immer noch knirscht ihm die bange Frage im Gehirn: Dreiundvierzig Tote? Bin ich der Mörder? Bin ich der Mörder? Bin ich schuld? Die Morgenglocken heben zu klingen an. Ihm läuten sie keine Befreiung. So ist die erste Nacht und die noch kommen sind nicht anders. Lörsch durchwacht sie in dev Mehrzahl. Und leidet grausam. Vorbei an seinem Geiste ziehen die toten Kameraden aus Ramming und er wirft

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