Gottfried Freiherr von Giovanelli : (1825 - 1853) ; ein unbekannter heimischer Dichter ; ein Lebens- und Literaturbild mit 1 Bildtafel.- (Schlern-Schriften ; 18)
Balladen poetisch gefeiert’ 4 ). Gottfried begegnete dem Dichter am Sylvesterabend 1847 und schrieb darüber nach Hause: „Gilm war mir eine überraschende Erscheinung. Er ist schön gebaut, groß, rot im Gesicht, mit schwarzen Haaren und schwarzem Bart, blitzenden Augen und feuriger Gebärde. Was er sagt, ist schön, geistreich und begeisternd. Er sprach immer mit der Tante, die ihn reden ließ und meist dazu lächelte, wo wir bewunderten. Ich erinnere mich nie, einen so feurigen Deutschen gesehen
zu haben.'" Die Freuden des geselligen Lebens, die Tage sorglosen Ge nieß ens sollten, nachdem die Faschingszeit vorüber war, bald aufregenden Ereignissen Platz machen. Was Gottfried zunächst Sorge machte, waren allerdings nur die bevorstehenden Prüfun gen. Der 14. März war für ihn als Prüfungstag bestimmt und er erwartete sich einen sehr zweifelhaften Erfolg, weil er den prü fenden Professor und seine Art nicht näher kannte und sich „da er die Welt bis jetzt nur durch's Fernrohr gesehen“, zu wenig gewandt
, insbesondere in der Ausdrucksweise, vorkam. Doch er batte sich umsonst gesorgt; zur Prüfung am 14. März kam es nicht. Bereits am 12. März, einem Sonntag, ging die Bewegung, die sich unter den Studenten schon seit Beginn des Monats be merkbar gemacht hatte, in Sturm über. Gottfried, der sich wie alle Sonntage um 8 % Uhr früh in der Aula eingefnnden hatte, um sich als anwesend zum Kirchenbesuche zu melden, sah, wie sich die Aula, das Atrium uud alle Gänge mit fremden Gesichtern füllten; von der Technik
, Oeffentlichkeit und Mündlichkeit des Gerichtsverfahrens sowie Vertretung beim Deutschen Bunde erbitten sollten. Mit donnerndem Vivat wurde die Verlesung eines jeden dieser Punkte aufgenommen. Es war geplant, daß von den Studenten die Petition, die schriftlich vor lag, einzeln unterschrieben werden sollte. Hiezu kam es aber 34 ) „Am Krankenbett"; zuerst veröffentlicht im „Phönix“ vom 11- Jän ner 1852. VergL „Neue Tir. Stimmen" vom 18. Dezember 1911, Nr. 289. Siehe Anhang, S. 87. 3a ) Gottfried