' und schien wieder das Wirthshaus meiden zu wollen. Bekümmert trippelte sie vm Gottfried, endlich legte sie ihre Hand auf feine Schulter und sagte: „Gottfried, laß doch wenigstens heute die Arbeit, 'S ist ja zweiter KirmeStag. Guck', alle Nachbarn sind im Wirthshaus und machen sich vergnügt — leg' jetzt die Arbeit weg und geh' auch unter Gesellschaft l' Gottfried nahm eine mächtige Prise, schaute lange selbst vergessen durch'S Fenster, dann sich besinnend sagte er leise ^Alte — ich bleib' daheim
, ich gehör' nicht dahin!' „DaS ist uun wieder eine Rede! — Gottfried, ich bitt' Dich, thu' mir'S zulieb, gönn' Dir auch einmal 'ne Abwechs- lung — geh' 'nunter zu den Nachbarn!' Kopfschüttelnd entgegnete der Schneider: „Siehst Du, Kilte, das 'verstehst Du nicht l Ich darf nicht und kann nicht, mein Gewissen leidet eS nicht! — Rede mir nicht drein. Guck' an: ich hab' der Gerechtigkeit vorgegriffen, wollt' mir selber helfen, da doch die Welt nicht bestehen könnte, macht'S Zeder so. Das ist eins
denn je ihr Haupt erheben und sich be reits als Glied des im Sch mieden begriffenen neuen eisernen Annekunndl kam das Wasser in die Augen, eifrig ent gegnete sie: „So solltest Du nicht reden, Gottfried, 'S ist wahrhaft ein groß' Unrecht von Dir. Denk' dran, in der Bibel heißt's: wir sind allzumal Sünder und mangeln des Ruhms, den wir vor Gott haben follter. Du bist ein rech ter Mann, das weiß ich, und das sag' ich, und dabei bleibe ich I Und hast Du Dich einmal übereilt, so will ich sehen, wer Dir deswegen
so argen Vorwurf machen darf. Komm', Alterle, sei vernünftig, ^red' nimmer so ängstlich'S Zeug. Nimm an, wenn jeder so dächt', 's wär' ja gar aus auf der Welt, das Leben nimmer zu ertragen, kein Mensch dürste mehr 'ne fröhliche Miene zeigen!' „Eben das ist der Zammer, daß nicht ein Jeder so denkt, daß man so leicht uud so gern vergißt, was doch die Haupt sache ist im Leben!' entgegnete Gottfried eifrig. „O ja doch, wie viel Dummheiten blieben ungethan, wie viel Zorn und Feindschaft gäb's weniger
die Verzweiflung den Kopf gänzlich einnehmen! Was soll aus uns alten Leuten werden, wenn das Unglück seinen Willen hat und wir richtig verspielen? Geh', laß mich, ich muß arbeiten!' Annekunnel kam das Wasser in die Augen. Sie setzte sich neben Gottsried auf den Schneiderstisch, legte ihren Kopf an seine Schulter, zog seine Hände schmeichelnd von der Ar beit weg und sagte: „Nicht so, Gottfried, nicht so! Allzu ängstliches Sorgen ist auch vom Uebel. Und verspielen wir und verlieren