stand regungslos; Rose war herumgefahren und sah ihn an, erstaunt, fragend; Friede war jäh aufgesprungen, die Arbeit entglitt ihren Händen. „Heini! Heini!' Ganz plötzlich hatte die Kleine die paar Worte hervor gestoßen, im nächsten Augenblicke war sie durch das Zimmer ge flogen und lag an der Brust des Mannes, der sie scheu, wie behutsam in seme Arme nahm. „O du goldene Jugend!' sprach er leise vor sich hin; dann neigte er sich und küßte die roten Lippen, die sich ihm gerne boten. Eine Sekunde
später hatte sich Rose losgelöst. „Hurrah!' rief sie. „Heini ist da! Friede, was stehst du, wie entgeistert? Er ist ganz extra gekommen, um meinen ersten Ball mitzumachen!' Die ältere Schwester rührte sich noch immer nicht. Aber der Fremde fuhr sich nun, wie erwachend, über die Stirne. „Friede', sprach er halblaut vor sich hin — „Friede' — Sie trat jetzt vor und bot ihm eine leicht zitternde Hand. „Da bin ich, Heinrich,' sagte sie. „Du hast in Rose die Jugend gegrüßt — unsere Jugend
als wie früher,' rief der Doktor der Philosophie Heinrich Leuthold und faßte die kleinen Hände der Jugendgenossin. — „Aber das darfst du mir nicht übelnehmen, Friedel — du siehst, ich Hab' auf deinen Kindernamen noch nicht vergessen! — Just so, wie heute das Kücken dort, so Hab' ich dich oft in stillen Stunden vor mir gesehen, denn gerade so sahst du aus, damals auf dem Ball, den wir zusammen mit machten. Es war mir wirklich ganz traumhaft zu Mute, als ich das Bild von einst wieder aufleben sah . „Laß
traten. — „Fein? Was?' Zum erstenmale fiel dem Doktor auf, daß seine „Kleine' wirklich ganz reizend war. Er sah stolz auf sie, während Hein rich Leuthold schnell vortrat und ihr einen Strauß frischer Rosen in die Hand drückte. „Glück auf zum Flug in die Welt, du lachende Jugend!' sagte er. — „Nun, Friede, und du?' Doktor Meinhardt blickte seine Älteste an. Vornehm, lieblich sah sie aus in dem hohen, sei denen Kleid von lichtestem Grau. „Hm', sagte der Vater befriedigt — „zwei Töchter, mit denen
, und dieses seltsame Gefühl wurde stärker, immer stärker . . Da war etwas in ihr wie unverbrauchte Torheit und Lust. Das wollte sich mit Gewalt auch austoben. Ist man früher nie recht jung gewesen, dann kommt später mit aller Macht die Sehnsucht, es zu sein. Und sie wußte es doch so gut, daß es zu spät geworden. Ganz unwillkürlich flogen ihre Gedanken weit zurück. Ta war das Sterbezimmer der Mutter, die ihr ein blondes Kind in den Arm legte. „Sei gut zu der Kleinen! Hilf dem Papa!' Das waren die letzten Worte