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Lienzer Nachrichten
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Page 6 of 16
Date: 29.12.1911
Physical description: 16
. Wenigstens bei uns in Lienz ist das der Fall. Die letzten 20 Jahre ist in Lienz ganz außerordent lich viel gebaut worden. Die Ausdehnung der Stadt hat sich so gut als verdoppelt. Jeder wird das im Interesse des wirtschaftlichen Fortschrittes lebhaft begrüßen. Aber für Herz und Gemüt und für das Schönheitsbedürfnis ist dabei äußerst wenig abgefallen. Selbst der begeistertste Verehrer von Neu-Lienz wird nicht behaupten wollen, daß etwa die neuen Gassen in der Kalkgrube und an der Reichs straße an stillem

und von der Schönheit der wirklich modernen Baukunst noch nichts gelernt und wer über Lienz nie hinauskam, kann gar nicht ahnen, daß sich ringsum in der Welt seit zwei Jahrzehnten sogar ein ganz neuer archi tektonischer Stil entwickelt hat. Höchstens die Innen ausstattung der neuen Hotels bildet eine Ausnahme. Aber auch hier bleibt das Aeußere weit zurück. So lang also der Fortschritt sich in Lienz dieses Gebietes noch nicht bemächtigt, so lang bei Neuschöpfungen einzig allein die kühle, praktische Vernunft

er doch nicht so ins Blinde hinein han deln, wenn er etwas erreichen wolle. „Schau', Waldhauser," sagte er, „daß wir Albert von Görz nicht mit Waffengewalt Widerstand leisten können, mußt du doch selber zugestehen. Und was willst du sonst tun? Mit Emerentiana aus dem Lande fliehen, meinst du? Das nimmt sich für den ersten Anblick ja ganz gut aus. Aber be denke doch, wie es später sein wird. Mittellos, ohne Heim, ohne ehrenvollen, adeligen Dienst müßt ihr als fahrendes Volk elend herumziehen und niemand kann wiffen

man meinen —- soll es doch ganz ausgeschloffen sein, daß wegen des Verhaltens der Regierung die eine Partei die andere und sich selbst an der Arbeit verhindert und dies noch viel weniger im vorliegenden Falle. Wenn die Regierung den Bau der Fleimstalbahn verschleppt, so ist dies doch nicht zugunsten der Deutschen gege« die Italiener, sondern ein Schlag oder genauer der Entgang eines Nutzens für beide Landesteile. Dies zum Anlaß nehmen, um beide Landesteile durch Verhinderung des Landtages noch mehr zu schädigen, wäre

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Tiroler Post
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Page 11 of 20
Date: 29.12.1911
Physical description: 20
. Alles in allem muß man sagen: Die „Alten Bekannten" sind es wert, daß man sie liest und wer sie liest, den wird es nicht reuen. Der Herr Bruder Willram in Innsbruck drunten hat also ganz recht gehabt, wenn er in seinem Geleits worte behauptet: Gewiß wird dieses Tiroler Buch seine Freunde finden. Brand in einem Kinotheater. Berlin, 27. Dez. Während einer Vorstellung in: Kinematographentheater in der Frankfurter Allee geriet ein Film in Brand. Der damit han tierende Angestellte verbrannte sich die Hand und rief

, seinen vä terlichen Willen der Tochter mitzuteilen, hatte sein Sohn schon die erste Anleihe bei der Schwe ster gemacht. — „Es ist nur eine Kleinigkeit — 100 Mark — das ist alles, in kürzester Frist werde ich sie dir zurückgeben," sagte leichthin der Leutnant, in dem er den Schein, den ihm Kätchen mit nicht ganz leichtem Herzen gab, in fein elegantes Porte monnaie schob. Kaum waren 14 Tage vergangen, da klopfte es in frühester Morgenstunde an Kätchens Tür, und wieder trat ihr Bruder bei ihr ein. Kätchen erschrak

Augenblick. Erst als die Jugend (Nachdruck verboten.) ;u Gesühnte Schuld. Roman von ErichFriesen. Auch heute besichtigen beide die neuen Wasser werke. die Einrichtungen der Scheune und die junge Schweinezucht, wobei Magdalena in ihrer sanften Weise dem alten Manne sogar verschiedene ganz brauchbare Ratschläge erteilt. Dann nehmen die beiden ein rasch improvi siertes Mahl im Häuschen der Aufsehersfrau ein und fort geht's wieder im Buckv — schnell wie der Wind. Bisher war Robert Harrison fröhlich und guter

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Lienzer Nachrichten
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Page 13 of 16
Date: 29.12.1911
Physical description: 16
dies der Oesterreicher. Es ist eine Eigentümlichkeit des Oesterreichers, bei aller Lebenslust und Geistesfreiheit doch auch wieder den heimischen Dingen all zu kritisch, all zu ungeduldig, all zu schellend und selbstverkleinernd gegenüber zu stehen. Und da ist es wichtig, sich einmal ganz klar darüber zu werden, daß diese Eigentümlichkeit des Oesterreichers nicht etwa darin beruht, daß die Dinge bei uns gar so schlecht, so verzweifelt stehen oder daß wir hier mit Fragen zu tun hätten, die schier unlöslich wären

während der Religionswirren. Wie oft hat man Oesterreich aufgegeben? Wir haben es ja noch selber erlebt, daß man in allen Ständen, von den höchsten bis zu den niedersten, nach dem Jahre 1866 glaubte, Oesterreich sei vernichtet. Und doch war auch das nur eine Wendung zu einer neuen notwendigen Entwickelung. Oesterreich hat auf einem beschränkteren Gebiet dieselbe Sendung, die allen Reichen, allen Völkern der Welt als letztes, freilich nie ganz zu erreichendes Ziel von der Vorsehung gesetzt ist. Oesterreich

soll den Völkerbund vorbereiten, den einst alle Völker der Welt bilden müssen, wenn nach dem Worte des Evangeliums nur ein Hirt und eine Herde sein wird. Was wir Oefterreicher also in unseren täglichen Er örterungen, Perhandlungen, Parteikämpfen uns er arbeiten, das erarbeiten wir zugleich vorbereitend der ganzen Weltentwickelung. Um uns aber dieses Verdienst zu erwerben, ist es unbedingt nötig, daß wir unsere große Sendung einsehen, daß wir uns ihr ganz hingeben, daß wir jeden Kleinmut dabei aufgeben

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Page 4 of 8
Date: 29.12.1911
Physical description: 8
Blättern veröffentlicht er Artikel über die parlamentarische Lage, wobei ihm bei Besprechung der neuen Steuervorlagen — nebenbei bemerkt — das Wohl der ja so schlecht fundierten Hausbesitzer ganz besonders am Herzen liegt. Herr Kraft schreibt über alles Mögliche, nur einen Punkt läßt er un berührt: seine Haltung zur Budget-Ab- st i m m u n g. Dieser für ihn etwas kitzliche Punkt ist für uns deshalb sehr wichtig, weil die deutsch nationale Schriftleiterpresse die Sozialdemokratie wegen der jedesmaligen

Beschlüsse in dieser für ganz Deutschtirol eine Lebenfrage bildenden Bahnangelegenheit und fordert von ihnen das un entwegte und rücksichtslose Eintreten für diese bei der Regierung, wenn nötig mit schärfster Opposi tion und Budgetverweigerung." Seit jener Zeit ist die Vinschgaubahufrage keinen Schritt weiter ge diehen, Herr Kraft dagegen inzwischen Abgeordneter geworden. Von einer scharfen Opposition oder gar Budgetverweigerung seitens des Herrn Kraft — von den anderen Südtiroler Abgeordneten gar

bedeutungslose An gehörige der feindlichen Nation handelt. Je fester fundiert das Ansehen eines Vertreters der gegnerischen Nation, sei es in einer gutgefüllten, feuerfesten Kasse, sei es in einer hohen Stellung oder dergleichen, ist, desto weniger laut wird das Ge kläffe, bis es an gewissen Pforten ganz verstummt. Da heiratete zum Exempel ein hoher Herr, der immerhin im Staate und in der Politik eine her vorragende Rolle spielt, eine Tschechin, die sehr na tional denkt und fühlt und zu alledem

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Sonntagsblatt/Illustriertes Sonntagsblatt
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Page 14 of 414
Date: 29.12.1911
Physical description: 414
stand regungslos; Rose war herumgefahren und sah ihn an, erstaunt, fragend; Friede war jäh aufgesprungen, die Arbeit entglitt ihren Händen. „Heini! Heini!' Ganz plötzlich hatte die Kleine die paar Worte hervor gestoßen, im nächsten Augenblicke war sie durch das Zimmer ge flogen und lag an der Brust des Mannes, der sie scheu, wie behutsam in seme Arme nahm. „O du goldene Jugend!' sprach er leise vor sich hin; dann neigte er sich und küßte die roten Lippen, die sich ihm gerne boten. Eine Sekunde

später hatte sich Rose losgelöst. „Hurrah!' rief sie. „Heini ist da! Friede, was stehst du, wie entgeistert? Er ist ganz extra gekommen, um meinen ersten Ball mitzumachen!' Die ältere Schwester rührte sich noch immer nicht. Aber der Fremde fuhr sich nun, wie erwachend, über die Stirne. „Friede', sprach er halblaut vor sich hin — „Friede' — Sie trat jetzt vor und bot ihm eine leicht zitternde Hand. „Da bin ich, Heinrich,' sagte sie. „Du hast in Rose die Jugend gegrüßt — unsere Jugend

als wie früher,' rief der Doktor der Philosophie Heinrich Leuthold und faßte die kleinen Hände der Jugendgenossin. — „Aber das darfst du mir nicht übelnehmen, Friedel — du siehst, ich Hab' auf deinen Kindernamen noch nicht vergessen! — Just so, wie heute das Kücken dort, so Hab' ich dich oft in stillen Stunden vor mir gesehen, denn gerade so sahst du aus, damals auf dem Ball, den wir zusammen mit machten. Es war mir wirklich ganz traumhaft zu Mute, als ich das Bild von einst wieder aufleben sah . „Laß

traten. — „Fein? Was?' Zum erstenmale fiel dem Doktor auf, daß seine „Kleine' wirklich ganz reizend war. Er sah stolz auf sie, während Hein rich Leuthold schnell vortrat und ihr einen Strauß frischer Rosen in die Hand drückte. „Glück auf zum Flug in die Welt, du lachende Jugend!' sagte er. — „Nun, Friede, und du?' Doktor Meinhardt blickte seine Älteste an. Vornehm, lieblich sah sie aus in dem hohen, sei denen Kleid von lichtestem Grau. „Hm', sagte der Vater befriedigt — „zwei Töchter, mit denen

, und dieses seltsame Gefühl wurde stärker, immer stärker . . Da war etwas in ihr wie unverbrauchte Torheit und Lust. Das wollte sich mit Gewalt auch austoben. Ist man früher nie recht jung gewesen, dann kommt später mit aller Macht die Sehnsucht, es zu sein. Und sie wußte es doch so gut, daß es zu spät geworden. Ganz unwillkürlich flogen ihre Gedanken weit zurück. Ta war das Sterbezimmer der Mutter, die ihr ein blondes Kind in den Arm legte. „Sei gut zu der Kleinen! Hilf dem Papa!' Das waren die letzten Worte

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Sonntagsblatt/Illustriertes Sonntagsblatt
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Page 107 of 414
Date: 29.12.1911
Physical description: 414
. Denn des Bank- Er schüttelte bestimmt den klugen Kopf, direktes Erklärungen über die von ihr ausgeteilten Körbe „D.as dachte ich jetzt auch!' bekundete er dann. „Noch als llangctt in seinem Ohre auf. Und es war seiner Meinung nach ich die Treppe herunterschritt und mit dem Entschluß kämpfte, nichts als ein ganz notwendiges Interesse für die Stimmungs- ob ich klingeln wollte bei Ihnen oder nicht! Aber die Tapeten fchönheit seines künftigen Heims, als er eines Tages, von Hif- sind doch nur ein scheinheiliger

der Indiskretion nicht böse? — Kramer sagte mir, Herbstglück ihm da noch zu erblühen schien, sie hätten längst gekonnt, wenn ...' Ein lieblicher Hauch von frischen Rosen wehte Detlev Malenz . „Wenn ich eine neue Ehe eingegangen wäre?' ergänzte entgegen, als er am nächsten Mittag in das Zimmer des „Weißen ohne jede Befangenheit. Schwanes' trat, in dem er seine vorläufige Wohnstätte genommen .Ganz recht!' nickte er und fühlte, wie ihm das Herz hatte. Auf dem runden Tisch prangte in einer stattlichen Vase

genommen habe. «mder!' Der „liebe Onkel' lächelte belustigt. So sehr ihn der alte . . Es klang wie die verschleierte Kritik eines plötzlich Eni- Park draußen an der Elbe, an den sich manche Jugenderinnerung tauchten. knüpfte, auch lockte: die Tapeten in Frau Thora Willisens „Ganz sicher. Sie soll es sogar!' antwortete sie ernst, trautem Quartier übten doch noch eine ganz andere Anziehungs- ^.Aber dazu gehört in erster Linie eine alle Unstimmigkeiten kraft auf ihn aus. uberbrückende gegenseitige

. Ich bin mir ordentlich wieder jung vorgekommen bei „Ja, weshalb?' deinen Rosen!' „Weshalb? Glauben Sie nicht, daß ich das Verhältnis Mutter und Tochter wechselten einen befriedigten Blick mit ^ Vaters zu seinen Kindern dadurch arg verschoben hätte?' einander. Die Absichten dieses Tages schienen doch nicht ganz „Das nenn' ich vornehm gedacht!' entfuhr es ihm lebhaft, und gar gescheitert. ' sind eine ebenso gescheite wie gutherzige Frau!' „Ja, die Angelika ist ein närrisches Mädel,' Hub Frau „Und Sie vergessen ganz

und gar Ihre Tapeten-Mustcrunng!' Malwine an, während Hiftelmann auf einen heimlichen Wink adelte sie, von seinem Lobe wunderlich froh berührt und doch hin das Feld räumte, um in seinem Bureau noch „Anordnungen für trüber verlegen geworden. - den nächsten Tag' zu treffen. „Der hast du's angetan. Onkelchen. «Es ist schon ein bißchen zu dunkel, um ein ganz sicheres Es ist rührend, wie sie an dir hängt!' (Schluß folgt.)

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Sonntagsblatt/Illustriertes Sonntagsblatt
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Page 68 of 414
Date: 29.12.1911
Physical description: 414
Oer jugenäbunü. ° von fl. yottner-lZreke. Fräulein Konstanze Erasnius sah in ihrem kleinen, behag- lichen Empfangszimmer, hatte die feine Arbeit in den Schoß ^ sinken lassen und sah nun schon eine ganze Weile ernsthaft sinnend vor sich hin. Manchesmal lächelte sie, und dann war es, als gleite ein Sonnenstrahl über ihr schönes, kluges Antlitz. Sie war kaum mehr jung, wohl schon dreißig vorüber, aber sie hatte eines jener Gesichter, bei deren Anblick man ganz vergißt, auf die Zeichen der Zeit

, daß es von jemandem bewohnt wurde, der nicht ganz „im Geleise' ging. Da gab es alte, schöne Möbel von längst un modern gewordenen Formen,Blattpflanzen, Stafeleien mit gu^' Bildern, an den Wän den großartige Stiche und in den Ecken weich leuchtende Marmör- statuen. Vor einer der letzteren,die sich schneeig hervorhob aus dunklem Grün, stand die Be wohnerin dieses'Zim mers nun schon seit einer geraumen Weile wie in tiefen Gedanken. Es war eine reizende, jugendliche Figur, die wie tanzend den einen Fuß er hob

Nachmittagsstunden dieses herrlichen Tages ganz mutterseelenallein auf diesem weltfernen Wege dahinschritt. Hätte aber jemand die Gedanken lesen kön nen, welche hinter ihrer klaren Stirne spielten, er wäre sicher darüber noch weit mehr verwundert gewesen. Denn Konstanze Erasmus, die sonst niemals vergaß, daß sie nicht mehr zur Jugend zählte, die sich längst ganz ohne Abschied aus den Reihen des munteren Völkchens losgelöst hatte, war heute schier ausgelassen lustig und gleich darauf wieder ein bißchen traurig

, ganz so, wie man sich sonst nur mit siebzehn Jahren benimmt. Berner Postbote aus dem 15. Jahrhundert. (Nachäruck verboten.) „Adieu, Käthe!' hatte sie beim Weggehen der Alten zu gerufen. „Adieu! Ich mache einen Ausflug in das Land mein» Jugend!' Das Land ihrer Jugend. Schimmernd stieg es hier überall empor vor ihren Blicken. Sie war lange nicht diesen Weg ge gangen, den sie einst mit flinken Füßen so oft gewandert, um ringt von lustigen Genossen. Wo waren sie alle hin, die damals mit ihr gelacht

heraus trat, wo das einsame Wirtshaus stand. Alles unverändert! Das Gebäude selbst mit der Wand von Weinlaub, welches jetzt purpurne Fähnlein in die Luft flattern ließ, der saubere Garten daneben, und dort drüben zwischen dunklen Tannen die weißen Wände des Jagdschlößchens, in dessen kleinem Saal damals so fröhliche Feste gefeiert wurden. Die behäbige Wirtin hielt die fremde Dame nicht für ganz klug, als diese freundlich anfragte, ob sie den Schlüssel zu jenem Räume wohl haben könne

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Sonntagsblatt/Illustriertes Sonntagsblatt
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Page 366 of 414
Date: 29.12.1911
Physical description: 414
SS6 vor cler Verfettung. 5? Skkie von ciars flulepp-Stüds. u wirst doch versetzt werden, Hans Heinz?' » H Der Junge schrak zusammen. W:e ängstlich das M. ^ blasse, gütige Gesicht seines Mütterleins war. Ganz leise und mühsam kam seine Antwort: „Ich weiß nicht, Muttchen.' Da seufzte die Frau tief auf. Mein Gott, was hatte sie doch für Sorgen! Und plötzlich weinte sie. Große, schwere Tropfen rollten, ohne daß fie's hindern konnte, über ihr Gesicht. „Hans Heinz,' sagte sie und senkte

in deiner Prüfungsarbeit für Mathematik. Wie kommt denn das?' Der Knabe erschrak sichtlich, schwieg aber und sah vor sich nieder. Doktor Steinhäuser wartete. Er stand ganz dicht vor Hans Heinz' Platz. Sein Auge hing unentwegt an dessen Zügen — die losen, weißen Älätter zitterten in seiner Hand. Und jetzt war's fast, als ob ein Stöhnen aus dem Munde käme, der vom weichen, braunen Barthaar ganz versteckt war. Er ließ langsam die Hand mit den Blättern sinken. Dann klang es durch den stillen Klassenraum, seltsam schwer

? Und hatte jetzt das getan — das — „Komm um eins zu mir ins Lehrerzimmer —' sagte er, fast heiser vor Erregung.. Mit bleichen, aufgeregten Gesichtern sahen sämtliche Knaben nach ihrem Lehrer hin. Fahl, mit unnatürlich großen Augen starrte Hans Heinz Doktor Steinhäuser ins Gesicht. Und gleich darauf schloß er die Lider und lehnte sich zurück in tötlicher Qual. Ganz still und hohl war es mit einem Mal in ihm. Wie seltsam das war, als ob inwendig alles starr wäre, und dabei mußte man so schrecklich frieren

. . . So war es damals gewesen, als er sich noch einmal leise und heimlich zum toten Vater geschlichen hatte, um ihn ein letztes Mal ganz allein zu (Nachdruck verboten.) sehen. O, wie er da erschauert und zurückgewichen war vor seinem grauenvoll kalten Gesicht, das er mit seinen warmen Kinderlippen geküßt, weil er doch so lieb und so gütig war. Sein Vaterle .'.. Ach, hätte er ihn damals doch nntgenomen, dann säße er jetzt nicht hier. Er fuhr zusammen. Er hörte den sonst so geliebten Klingelton. Alle Kameraden

auf seinem ganz verwandelten, noch eben so verzweifelten Gesicht. „Warum Hab' ichs denn getan, warum? Weil ich meine Mutter so über alles in der Welt liebe . . . und sie meine Nichtversetzung so fürchtete. Ich habe gelernt und gelernt — ich wollte ihr keinen Kummer machen — ich konnte ihr ver brämtes Gesicht nicht sehen — Aber was half's — ich konnte za nichts begreifen. In Mathematik und Griechisch blieb ich ja 6och der Dumme. Aber nun ist's gleich. Nun schlagen Sie mich nur gleich tot! Nach Hause geh

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