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Sterne und Blumen
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Page 4 of 8
Date: 29.03.1914
Physical description: 8
du ganz genau weißt, daß du sie in den Korb gelegt hast, dann kann sie doch nicht plötzlich in einem dieser Fächer sein." Meine Frau sing aus Nervosität beinahe an zu weinen. „Aber irgendwo muß sie doch sein, daß ich sie in den Korb gelegt habe, weiß ich ganz genau, aber vielleicht habe ich sie hinterher doch wieder her ausgenommen und mit an dern Sachen hier in diesen Schrank gelegt; ich halte das allerdings selbst für ganz ausgeschlossen, aber ich habe trotzdem keine Ruhe, ich muß suchen

." Und meine Frau suchte. Wenn ein Mann sucht, fin det er ganz gewiß nichts, aber wenn eine Frau sucht, findet sie alles mögliche, nur nicht das, was sie sucht. So dauerte es denn auch -gar nicht lange, bis voll beladen wie ein Gepäck träger meine Frau zu mir in das Zimmer trat: „Sieh nur, was ich da noch alles zufällig entdeckt habe, viele Sachen, von denen ich überhaupt gar nicht wußte, daß ich sie besaß." Alles, was 'meine Frau bisher gefunden hatte, breitete sie auf meinem Schreibtisch

vor mir aus, daß es auf diesem aussah, wie in einem orientalischen Bazar. Natürlich hatte ich keine Ahnung, was ich mit all den Sachen anfangen sollte, bis meine Frau dann plötzlich und ganz unvermittelt sagte: „Weißt du, ich habe es mir aber überlegt, hat alles so lange in dem Schrank gelegen, so kann es auch ruhig noch länger liegen bleiben." Und alles wieder zusam menraffend, eilte sie von dannen, um weiter nach der Brille zu suchen. Sie stürzte sich plötzlich auf den Leinenschrank und be gann darin zu suchen

zu sagen: Ich habe mich eben bei den Servietten um 14 Stück verzählt, fehlen die plötzlich. Und so dauerte es auch gar nicht lange, bis meine Frau ganz erregt zu mir in das Zimmer trat: Denke drr nur, es ist gar nicht zu glauben, der Schrecken ist mir der artig in die Beine gefah ren, daß meine Hände zit tern; denke dir nur, von den neuen, runden Tisch tüchern, die wir erst kürz lich angeschafft haben, feh len heute schon vier Stück." „Die werden in der Wäsche sein", versuchte ich zu beruhigen

. Aber sie widersprach: „In der Wäsche sind nur zwei, vier fehlen, das wären sechs, und achtzehn liegen im Schrank." „Nein, zweiundzwan zig", widersprach ich. Meine Frau sah mich ganz groß an: „Aber ich habe sie doch gezählt,-und ich werde doch wohl bis achtzehn zählen können." „Aber vielleicht nicht bis zweiundzwanzig", warf ich ein. Ganz beleidigt lief meine Frau hinaus, und als sie dann nach einer halben Stunde wiederkam, fehlten ihr sechs Taghem den, genau ein halbes Dutzend. Sechzig Stück mußten

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Newspapers & Magazines
Lienzer Nachrichten
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Page 12 of 24
Date: 24.03.1914
Physical description: 24
Seite 12. Clara y. fr« Umgebaut an die Ge ■■ (SB Hü Bl 11 11 11 11 11 1111 1111 11 11 11 11 1111 ii mm 11 W 11 11 11 ESS8 mm üs 11 u. empt gc®:*:*: (S, Bauspe Geschi L „ Aul |j| Lienz, Er Jj Glas- and % (Helios T; 4 Küohenge* H Fenstergl* £jj IfflltlffflMttWtpiW ^ Gegrünt! 100 — ibu ganz genau weißt, daß du sie in den Korb gelegt hast, dann kann sie doch nicht plötzlich in einem dieser Fächer sein." Meine Frau fing aus Nervosität beinahe an zu weinen. „Aber irgendwo muß

sie doch sein, daß ich sie in den Korb gelegt habe, weiß ich ganz genau, aber vielleicht habe ich sie hinterher doch wieder her ausgenommen und mit an dern Sachen hier in diesen Schrank gelegt; ich halte das allerdings selbst für ganz ausgeschlossen, aber ich habe trotzdem keine Ruhe, ich muß suchen." Und meine Frau suchte. Wenn ein Mann sucht, fin det er ganz gewiß nichts, aber wenn eine Frau sucht, findet sie alles mögliche, nur nicht das, was sie sucht. So dauerte es denn auch gar nicht lange, bis voll beladen wie ein Gepäck

träger meine Frau zu mir in das Zimmer trat: „Sieh nur, was ich da noch alles zufällig entdeckt habe, viele Sachen, von denen ich überhaupt gar nicht wußte, daß ich sie befaß." Alles, was meine Frau bisher gefunden hatte, breitete sie auf meinem Schreibtisch vor mir aus. daß es auf diesem aussah, wie in einem orientalischen Bazar. Natürlich hatte ich keine Ahnung, was ich mit all den Sachen anfangen sollte, bis meine Frau dann plötzlich und ganz unvermittelt sagte: „Weißt

um 14 Stück verzählt, fehlen die plötzlich. Und so dauerte es auch gar nicht lange, bis meine Frau ganz erregt zu mir in das Zimmer trat: Denke dir nur, es ist gar nicht zu glauben, der Schrecken ist mir der artig in die Beine gefah ren, daß meine Hände zit tern; denke dir nur, von den neuen, runden Tisch tüchern, die wir erst kürz lich angeschafft Haben, feh len heute schon vier Stück." „Die werden in der Wäsche sein", versuchte ich zu beruhigen. Aber sie widersprach: „In der Wäsche sind nur zwei, vier

fehlen, das wären sechs, und achtzehn liegen im Schrank." „Nein, zweiundzwan zig", widersprach ich. Meine Frau sah mich ganz groß an: „Aber ich habe sie doch gezählt, und ich werde doch wohl bis achtzehn zählen können." „Aber vielleicht nicht bis zweiundzwanzig", warf ich ein. Ganz beleidigt lief meine Frau hinaus, und als sie dann nach einer- halben Stunde wiederkam, fehlten ihr .sechs Taghem den, genau ein halbes Dutzend. Sechzig Stück mußten noch da sein, statt dessen waren es nur vier undfünfzig

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Newspapers & Magazines
Tiroler Wastl
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Page 5 of 8
Date: 26.03.1916
Physical description: 8
Ein Wiedersehen. (Lin Roman a u s den: 2 c b c u. Eine eigenartige Familiengeschichte, die der jüngsten Gegenwart entnommen ist, erzählt die „Kölnische Ztg.", indem sie berichtet: Vielleicht ist es das Thema für eine Skizze des Lebens; vielleicht is es der Fetzen eines Romans, den derjenige noch einmal schreiben wird, den es angeht. Fast alle seine Freunde hatten sich als Kriegsfreiwil lige gemeldet, als damals die große Trompete durch ganz Europa rief. Nur er allein hatte abseits ge standen

um Freundschaft, Freiheit, Freiheit! Was bedeutete dieses Wort, das er sonst wie den köstlichsten Wohllaut auf den Lippen gehaat hätte, im Augenblick! Zwischen den Schützengräben, zwischen Tod und Leben. Es war kein Erlebnis, es war kein Ereignis. Es war irgendeine, nichts bedeutede Kleinig keit. - » Monate weiter. Wochen im Kriegslazarett. Der Aebergang in die Etappe. Das Dahindämmern in einem Bureau. Papier, Tinte und Akten. Ein kurzer Urlaub. Ein flüchtiges Wiedersehen mit der Frau, die ihm ganz still

die Hand reichte. Der Besuch bei dem Kinde, das fern der großen Stadt zwischen Wiesen und Wäldern seine erste Jugend ganz froh aufwuchs, und das alles als etwas ganz Selbstverständliches hin nahm: Krieg, der Vater fort, die Mutter weit. Monate. Ein paar Briefe. Man denkt nicht inehr an Frieden. Man tut seine Soldatenpslicht. Wieder ein Brief der Frau, der Künstlerin. Sie sei für sound soviel Vortragsabende von der. . . Armee verpflichtet. Natürlich kommt sie auch in den Etappenhauptort. Und sie freute

sich auf das Wiedersehen. Sie komme als sein guter Kamerad. lUtb dann ist sie da. Sie geht mit ihm, dem einfachen Landsturmmann, über Plätze und durch Gassen vergangener Jahrhunderte. Sie treten zusammen in die Stille der Kirchen. Sie sitzen zusammen an einem schön weißgedeckten Tisch und hoben Austern und Wein vor sich. Wie einmal vor Jahren, als sie noch jung waren. Als sie noch glücklich waren. Glücklich? Heute ist es auch ein Glück, aber ein ganz anderes, leiseres Glück. Auf ihnen liegen die Augen der Offiziere

, die gestern der schönen Frau Beifall geklatscht haben für all die Gedichte, die Augen der Offiziere, die ihm sonst Befehl über Befehl geben, ihn mit einem Schriftstück von Dienststelle zu Dienststelle jagen. Es ist eine Gegenwart, die von der Vergangenheit beherrscht wird. Vieles steht wieder auf, was man längst für immer erstorben wähnte. Man fragt: „Weißt du noch — ?" Militärmusik spielt auf der Place. Ist das nicht der Tango, den man zusammen in Baden-Baden tanzte? Man kommt so im Schlendern ganz

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Außferner Zeitung
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Page 16 of 20
Date: 29.03.1914
Physical description: 20
, 58 cm breit K 3.—, 3.50,4.—. 90 cm lanar 70 rtn hrpit K A KO K fi— WirVitnacconaoc Anerkannt solide V. Schribengrwehren a wie alle in dieses Fa staUungen, Echäftun billigst und fachgemäß gratis und franko Großes Lager von Ankauf 2 Mauer- t Kiel® H E&Bavic jeder A du ganz genau weißt, daß du sie in den Korb gelegt hast, dann kann sie doch nicht plötzlich in einem dieser Fächer sein." Meine Frau fing aus Nervosität beinahe an zu weinen. „Aber irgendwo muß sie doch sein, daß ich sie in den Korb gelegt

habe, weiß ich ganz genau, aber vielleicht habe ich sie hinterher doch wieder her ausgenommen und mit an dern Sachen hier in diesen Schrank gelegt; ich halte das allerdings selbst für ganz ausgeschlossen, aber ich habe trotzdem keine Ruhe, ich muß suchen." Und meine Frau suchte. Wenn ein Mann sucht, fin det er ganz gewiß nichts, aber wenn eine Frau sucht, findet sie alles mögliche, nur nicht das, was sie sucht. So dauerte es denn auch gar nicht lange,- bis voll beladen wie ein Gepäck träger meine Frau

zu mir in das Zimmer trat: „Sieh nur, was ich da noch alles zufällig entdeckt habe, viele Sachen, von denen ich überhaupt gar nicht wußte, daß ich sie besaß." Alles, was meine Frau bisher gefunden hatte, breitete sie auf meinem Schreibtisch vor mir aus, daß es auf diesem aussah, wie in einem orientalischen Bazar. Natürlich hatte ich keine Ahnung, was ich mit all den Sachen anfangen sollte, bis meine Frau dann plötzlich und ganz unvermittelt sagte: „Weißt du, ich habe es mir aber überlegt, hat alles so lange

zählen, zuerst die Servietten, dann die Tischtücher, die großen und kleinen, dann die Handtücher, die Küchenwäsche, die Leibwäsche, sie zählt in einem fort, nud sie müßte keine Frau sein, wenn sie sich nicht verzählte. Das aber gibt keine Frau zu, und anstatt zu sagen: Ich habe mich eben bei den Servietten um 14 Stück verzählt, fehlen die plötzlich. Und so dauerte es auch gar nicht lange, bis meine Frau ganz erregt zu mir in das Zimmer trat: Denke dir nur, cs ist gar nicht zu glauben, der Schrecken

ist mir der artig in die Beine gefah ren, daß meine Hände zit tern; denke dir nur, von den neuen, runden Tisch tüchern, die wir erst kürz lich angeschafft haben, feh len heute schon vier Stück." „Die werden in der Wäsche sein", versuchte ich zu beruhigen. Aber sie widersprach: „In der Wäsche sind nur zwei, vier fehlen, das wären sechs, und achtzehn liegen im Schrank." „Nein, zweiundzwan zig", widersprach ich. Meine Frau sah mich ganz groß an: „Aber ich habe sie doch gezählt, und ich werde doch wohl bis achtzehn

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Tiroler Post
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Page 16 of 20
Date: 27.03.1914
Physical description: 20
, gut gefüllt, 1 Tuchent od. 1 Unterbett 180 cm lang, 116 cm breit K 10.—, 12.—, 15.—, 18.—. .200 cm lang, 140 cm breit K 13.—, 15.—, 18.—, 21.—. 1 Kopf, kissen 80 cm lang, 58 cm breit K 3 .—, 3.50,4.—. 90 cm lang, 70 cm breit K 4.50, 5.50, 6.—. Nichtpassendes wird umgetauscht oder Geld zurückgegeben! Aus führlicher illusIr. Preiskatalog überallhin gratis u. franko. 100 — du ganz genau weißt, daß du sie in den Korb gelegt hast, dünn kann sie doch nicht plötzlich in einem dieser Fächer

sein." Meine Frau sing aus Nervosität beinahe an zu weinen. „Aber irgendwo muß sie doch sein, daß ich sie in den Korb gelegt habe, weiß ich ganz genau, aber vielleicht habe ich sie hinterher doch wieder her ausgenommen und mit an dern Sachen hier in diesen Schrank gelegt; ich halte das allerdings selbst sür ganz ausgeschlossen, aber ich habe trotzdem keine Ruhe, ich muß suchen." Und meine Frau suchte. Wenn ein Mann sucht, fin det er ganz gewiß nichts, aber wenn eine Frau sucht, findet sie alles mögliche

sollte, bis meine Frau dann plötzlich und ganz unvermittelt sagte: „Weißt du, ich habe es mir aber iiberlegt, hat alles so lange in dem Schrank gelegen, so kann es auch ruhig noch länger liegen bleiben." Und alles wieder zusam menraffend, eilte sie von dannen, um weiter nach der Brille zu suchen. Sie stürzte sich plötzlich auf den Leinenschrank und be gann darin zu suchen. Es ist eine Eigentümlichkeit aller Frauen, daß sie die Zählwut bekommen, sobald sie vor dem Oer Märchenbrunnen am Thomasring in Ceipzig. vier

nicht lange, bis meine Frau ganz erregt zu mir in das Zimmer trat: Denke dir nur, cs ist gar nicht zu glauben, der Schrecken ist mir der artig in die Beine gefah ren, daß. meine Hände zit tern; denke dir nur, von den neuen, runden Tisch tüchern, die wir erst kürz lich angeschafft haben, feh len heute schon vier Stück." „Die werden in der. Wäsche sein", versuchte ich zu beruhigen. Aber sie widersprach: „In der Wäsche sind nur zwei, vier fehlen, das wären sechs, und achtzehn liegen im Schrank." „Nein

, zweiundzwan zig", widersprach ich. Meine Frau sah mich ganz groß an: „Aber ich habe sie doch gezählt, und ich werde doch wohl bis achtzehn zählen können." „Aber vielleicht nicht bis zweiundzwanzig", warf ich ein. Ganz beleidigt lief meine Frau hinaus, und als sie dann nach einer- halben Stunde wiederkam, fehlten ihr sechs Taghem den, genau ein halbes Dutzend. Sechzig Stück mußten noch da sein, statt dessen waren es nur vier undfünfzig. Wo konnten die übrigen sein? „Viel leicht da, wo die fehlenden

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Unterinntaler Bote
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Page 11 of 18
Date: 10.12.1910
Physical description: 18
Beilage zum „Unterinntaler Boten“. Nr. 49 Verlag der „Drudterei Union* Gef. m. d. 5., hall in Tirol. !! II 1910 ii Doremi. Aus dem Tagebuch einer Anglo-Jndierin von I. St. Winter. (Fortsetzung.) (Nachdruck verboten.) Ich schlug die Hände vors Gesicht, nur nichts mehr sehen, nichts hören — ganz still die Wirkung des entsetzlichen Schlages abwarten, der mich getrossen hatte; er mußte ja töten! Aber er tötete nicht — Krochen an Leib und Seele, sollte ich weiter leben, die Sonne meines Daseins

Schwester Anna, die kluge, umsichtige. Nun stützte ich mich ganz auf die Fürstin Vartegg =r- und ahnte nicht, daß sie trotz ihres Alters und ihrer großen Güte genau so iveltuuerfahrc» war wie ich. „Ich weiß nicht, was ich tun soll," gestand ich ihr, „ich bin ganz arm — ohne jegliche Verwandten — bin ganz verlassen." „Wissen Sie wirklich niemand mehr auf der Welt, der Sie lieb hat?" fragte sie traurig. Da konnte ich nicht anders, ich kniete neben ihr nieder und barg meinen Kops in ihren Schoß

, was habe ich denn von ihm? Kanu ich für ihn sorgen, kann ich ihn hegen und pflegen? Wir lieben uns herzlich; aber wann sind ivir denn beisammen? Mein Sohn steht mitten im Leben — hat tausend Interessen! Ich bin wie du ganz verlassen, ganz einsam! Komm mit nach Styria — sei meine Tochter, willst du?" Da nickte ich stumm. Die Fürstin aber zog mich an sich. „Und wie wird mein Kind mich nennen?" „Ma!" hauchte ich ganz leise und war fetbft tief erschrocken — aber ich hatte rächt anders gekonnt, gleichsam

, als würde ich durch fremde Macht gezwungen. Die Fürstin küßte mich. „Sage „Ma", mein Kind — und Elisabeth, die es hört — wird sich darüber freuen. Sie sagte oft zu mir: „Nimm doch Mrs. Hamlhn ganz zu dir, wenn ich fort bin, dann hast du wieder eine Tochter, bitte, tue es; ich lasse dich so ungern allein." Damals mußte ich Elisabeth daran erin nern, daß jemand anders das erste Anrecht auf dich hatte, Dorothe. Gott hat es nun anders gefügt. Er hat dich nicht umsonst dein tiefstes Leid unter meinen Augen erleben lassen

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Illustriertes Sonntags-Blatt
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Page 2 of 4
Date: 03.06.1916
Physical description: 4
tauscht haben. Und da wird der Mund immer reichlicher voll genommen, als verantwortet werden kann. Das beste ist schon, man läßt die Leutchen quasseln, denn so was gibt sich mit der Zeit schon von ganz allein. Aber die kleinen Mädchen! Für die ist die Heirat doch die größte Umkremplung, die sie in ihrem Leben durchmachcn. Die haben doch da Vorstellungen, init denen wir nicht mitkommen. Kaum hat er sich von der einen einen Korb geholt, die 'ne mittelamerikanische Republik voller Kaffecplan

- tagen besitzt und für die alle Jahre 'ne ganze Silberflotte in Hainburg landet, da hat er schon wieder 'ne andere am Rock. Sehen Sie, lieber Polgar, so redeil die kleinen Mädchen, die keine Aussicht haben, Sic mal an die Kette zu legeii. Also, da würd' ich nicht wie toll auf die Tante jetzt losstürmen. Manchmal ist's ganz gut, man fährt 'ne Strecke Schritt. Immer mal hübsch guten Tag gesagt, bis die Unbeteiligten sich nach und Blick in einen französischen Schützengraben bei Vauquois. Soldaten

wird auch unser Lustspiel vorgenommen, in drei Wochen ist die Vorstellung. Vielleicht schreiben Sie Ihren Eltern, sie sollen kommen, und nachdem der Vorhang gefallen ist, trct' ich an die Rampe und sage: Die Verlobung war ernst geineint, meine Herrschaften, und Sic alle dürfen ganz getrost gratulieren. - Das sväre doch 'ne Aufmachung, Polgar, die sich getrost sehen lassen könnte." „Ich rieche den Braten, Rysselmann. Aber wer sagt Ihnen denn, daß ich in Fräulein Brecht verliebt bin?" „Es ist eine merkwürdige

Eigentümlichkeit aller verliebten Leute, zu denken, kein Mensch hat 'ne Ahnung davon. Und übrigens, was riechen Sie denn eigentlich?" „Daß Sie von Werkmeisters zum Bremsen hcrgcschickt worden sind." Hm rügen war Rysselmann ein mal mitten drin, ob der Haufen noch ein bißchen größer wurde, schadete ja nichts weiter. Al so er schmunzelte. ,Nun, nun, so ganz stimmt das denn doch nicht. Und aus der Tante kriegen sclbstWerk- meisters nichts 'raus. Das Wei terreimen überlass' ich getrost Ihnen, vorausgesetzt

, daß Sie so vernünftig sind und sich wirk lich 'n bißchen die Kandare anlegen." „Rysselmann, ganz ehrlich. Ich bin mir selbst noch nicht ganz klar." „Ja, dann ist ja alles wunder schön, werden Sic sich also nur erst ganz klar. Und laufen Sic nicht allein zu Werkmei sters hin, nehmen Sie mich mit, ich riskiere dann schon den einzigen rich tigen Ton, wenn irgendwo irgend- wem der Mund zur Unzeit über laufen sollte. — Und nun adieu, ich will beute meinem Bett beizeiten gu ten Abend sagen." Polgar rannte wie wild im Zim

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Kitzbüheler Bezirks-Bote
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Page 10 of 16
Date: 31.12.1911
Physical description: 16
414 c^d Das Goldstück, eso Von Erwin Rosen. -—rr- (Nachdruck verboten.) jj|ie luftige Gesellschaft war ein wenig still geworden, wie das eben bei nLI einer lustigen Gesellschaft in New I)ork sowohl wie irgendwo anders <3* öfter vorkommt, wenn die neuesten Witze erzählt sind, wenn man schon ein ganz klein wenig mehr gekneipt hat, als man eigentlich beab sichtigte, und wenn die Geschichte anfängt, langweilig zu werden. Der Barkeeper, der kurz zuvor noch alle -Hände voll zu tun gehabt

hatte, um die verschiedenen Whiskys und Cocktails zu präparieren, lehnte gänz lich beschäftigungslos gegen den Spiegelaufsatz hinter der Bar und gähnte. Das Gespräch war eingeschlafen . . . Da sah Billy, der schlaue Wirt der beliebten kleinen Kneipe an der Ecke von Broadway und achter Avenue, daß nun der psychologische Moment gekommen sei. Billy war ein New Aorker von New Aorks Gnaden und wußte Bescheid! Jetzt mußte er etwas ganz Neues, etwas ganz Lustiges aufs Tapet bringen, sonst ging die fidele Gesellschaft

Münzgesetz. Frei lich ist es echt. Zwanzig Dollars in Gold, Geutlemen!" „Und die Schüssel? Und das Wasser? Und der Witz?" „P—st, Kinder!" rief Jack. „Das ist symbolisch. Billy will andeuten, daß das Gold heutzutage nicht nur auf der Straße, sondern auch im Wasser liegt. Er hat ganz recht! Ihr habt oft genug von Billys Weinen getrunken, um die Symbolik zu würdigen." Die jungen Leute wollten sich totlachen „Geutlemen!" erklärte feierlich Billy, der Wirt. „Ich bin heute iit einer ganz merkwürdigen Gebelaune

. Ich bin überhaupt ein guter Kerl. Dieses Goldstück gehört denjenigen von Ihnen, der imstande ist, es mit der Hand herauszunehmen. Ganz einfach herauszunehmen. So billig kommen Sie sobald nicht wieder zu einem Goldstück. Aber —" „Aha!" schrien die jungen Leute. „— aber, wer den Versuch wagen will, muß eine Runde be zahlen, meine Herren. Das ist nur recht und billig. Also — eine Runde für die Chance ans das Zwanzig-Dollar-Goldstück! Wer fängt an?" „Hör' mal zu, Billy," sagte Jack, „du bist noch lange

nicht die einzige Muschel am Meeresstrand. Du bist auch Glicht der einzige Schlaumeier in New dork. Wir sind ebenfalls in New Dork gewachsen. Auch wir haben so ganz zufällig mal etwas läuten gehört von elektrischen Schlägen! Also lächle nicht so überlegen, Billy, mein Freund! Aber probieren wollen wir's doch. Was kostet die Runde?" '„Siebzig Cents." ..Allright. Los!" Jack krempelte sich die Manschette auf, hielt seine rechte Hand einen Augenblick über die Schüssel und griff mit einer raschen Bewegung

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Tiroler Wastl
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Page 5 of 8
Date: 03.12.1916
Physical description: 8
gefunden. Erbtanten werden überhaupt immer älter als andere Menschen, das ist schon einmal so gestiftet. Bechlar's-Seffa hauste in einem zerlatterten Hüttel draußen im Außerfern, ganz zuhinterst drinnen in einem Talwdtkel.. Sie war zeitlebens ledig geblieben und hatte dieses Häuschen geerbt, das sie jetzt vor lauter Sparsamkeit beinahe Zusammensalten ließ. Aber ganz fabelhaft reich sollte sie sein. Man munkelte sie habe so viel Geld, sie wisse selbst nicht einmal wie viel. Daß sie in der Schmerzhaften

Muttergottes-Kapelle eine neue Altardecke spendiert hatte, war tatsächlich wahr. And jetzt wollte sie sogar noch, mehr „zum Guten tun", weil sie das mit dem Weltkriege unaus bleiblich verbundene Wettende tagtäglich erwartete. Ganz anders die „Tropfen-Resi". Diese hielt es immer für das Beste das Geld sich selbst zugute kommen zu lassen. Mit ihrem bürgerlichen Namen hieß sie Theresia Obertückinger, geborene Zangl und bewohnte und bewirtschaftete gemeinsam mit ihrem Manne und ihrer Schwester Zenz

, wurmte die Tropfen-Resi schon ganz ge waltig. Wozu braucht so eine alte Raffel Geld? Essen kann sie's nicht, ansetzen, wie die Weichseln in Schnaps, au chnicht, und zum darauf sitzen allein ist es doch schade. Da hätte die Tropfen-Resi schon eine bessere Verwendung^dafür gehabt. Von der behauptete nämlich Bechlar's-Seffa ihrerseits, daß sie vom Hof fahrtsteufel besessen sei, der auch ganz eine schöne Kund schaft auf der Welt hat. Solche Leute haben meistens mehr

Verwendungsmöglichkeiten, als Geldstücklein in der Tasche. Damit hatte die alte Basl nicht einmal so ganz unrecht. Die zwei „Tropfen-Mädeln" waren iinnrer ein bißchen hoch dran gewesen und seitdem die Resi den Postamtsdiener aus der Stadt, der Bechlar- Seffa ihren Neffen geheiratet hatte, waren sie ganz oben aus. Der Dorfschott nannte die Resi auch nur mehr „Tropfen-Resi die Noble". Der alten Seffa war die Südtiroler Wirtstochter schon von vorne herein viel zu nobel und wie sie zum Hochzeit machen gerne von der Basl Geld gehabt hätten

gegenseitig „derwuzelt". Heute, meinte aber die Tropfen-Resi, der Verstand müsse ihr ganz gewiß still stehen bleiben. Jetzt hatte der Malefiz-Welsche auch noch Krieg erklären müssen, die lötze Bagaschi übereinander eint! llnd wenn dies Lumpengesindel wirklich hereinkommen tät? — Der Resi wurde ganz anders. — Es war ja gar nicht so weit bis zur Grenze, höchstens 6—7 Stun den. — Heiliger Virgilius von Trient und alle Heiligen was ist da zu Mn? Die Welschen täten ihr gewiß altes ruinieren und stehlen

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Newspapers & Magazines
Tiroler Wastl
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Page 3 of 12
Date: 11.02.1912
Physical description: 12
wo vierzehn Tage zuvor der ganze vierte Jahrgang mit Ausnahme von fünf frühreifen Strebern mit seiner Beschwerde vor den Direktor hingetreten war, eine einstimmige Vertrauensknndgebung hervor- stammeln hieß. Diese ganz wirklich unangebrachte, ja geradezu lächerliche Huldigung ist noch blamabler für diese Lehranstalt als die Sturmpetition der Lehr amtskandidaten, denn diese war der erste, unerläß lich notwendige Schritt, um ein den Aufsichtsbe hörden mehr oder weniger verborgenes Uebel

ist, haben es Tausende von Leuten in guter Erinnerung, wie der wackere Schul rat Prell die Entschuldigung Flachsmanns, er habe von den Missetaten seines „Illichmann" nichts ge wußt, mit der beiläufigen Bemerkung niederschnauzt: Das zu wissen, sind Sie eben da. Die alberne Bertranenskundgebnng hat aber Hausottern auch das Hervorstammeln dieser leeren Ausflucht zu einer absoluten Unmöglichkeit gemacht, denn der durch den Wastl öffentlich be kannt gewordene und in Lehrerkreisen ganz beson ders eifrig besprochene

Schulskandal muß notwen dig auch ihm bekannt geworden sein und ist ihm auch ganz fraglos in allen Einzelheiten bekannt ge worden, und kann er dies nicht leugnen, ohne sich furchtbar lächerlich zu machen und schon dadurch seine unheilbare Unfähigkeit zu beweisen, dann war es seine offenkundigste Pflicht, unverweilt und mit starker Hand der Schulleitung der Lehrerbildungs anstalt in die Zügel zu fallen und gründlich Ord nung und Wandel zu schaffen. Dann wäre wenig stens die zweite und größere Blamage

bekanntlich seine Heiligkeit von der Wahrung des Beichtgeheimnisses her, das* er unter der in Bozen durch Skandale vertriebene Professor Schenk in unserer Lehrerbildungsanstalt nicht nur wieder angestellt wurde, sondern sich obendrein auch noch trotz der in Bozen erregten öffentlichen Skandale ganz erheblich breiter machen darf als es sich mit seiner skandalösen Vergangenheit verträgt. Dieser mit Schimpf und Schande aus Bozen zugereiste Lehrerbildner hat nämlich in Bozen dem Danaiden faß

gehofft hatte, sondern wurde ruchbar und führte 311 so argen Skandalen, daß der Bozner Gemeinderat die Entfernung Schenks kategorisch verlangte. So kam dieser Sittcn- verderber der Jugend zu uns her und setzt hier seine Hetze gegen die freiheitlichen Penäler ganz ungeniert fort, indem er diese nach Kräften mit sei nem Bildungsschusterhammer bearbeitet, während er die Mitglieder der romfrommcn Penäler ganz offen kundig mit seiner Freundschaft auszeichnet oder bes ser gesagt befleckt. Das alles sowie

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Page 1 of 8
Date: 19.07.1912
Physical description: 8
wird, und vor allem durch die Massenwirkung der Aufzüge die Sinne der herbei gelockten Teilnehmer geblendet werden sollen. Darum wird in ganz Oesterreich, besonders aber bei uns in Tirol, eine ganz närrische Agitation für den Kongreß entfaltet. Alle klerikalen Leitungen rüh ren Tag für Tag die Werbetromnicl, die Kanzeln sind Agitationsstätten, die Pfarrhöfe die Sammel stellen für die Teilnehmer. Und damit der denk barste Pomp entfaltet werden kann, haben die Ver anstalter des Kongresses die finanzielle Beihilfe einiger reicher jüdischer

nicht verstößt, die für die rauschenden Veranstaltungell notwendigen Summen aus ganz und gar unchristlichen Quellen zu schöpfen, so braucht sich auch darüber niemand zu ärgern. Aber herausfordernd ist die geradezu un glaubliche Protektion, welche die Negierung, vor allem der Unterrichts- und der Eisenbahnminister, dem Kongreß angedeihen läßt. Das Eisenbahn ministerium hat sämtlichen Kongreßteilnehmern eine ganz außerordentliche, sonst noch nie und nie- Feuilleton. Stefan vom Grillenhof. Rvman von Minna

Kautskh. Da fühlte ich mich beim Kopf gefaßt und nach die sen! Griff weiß ich auch schon, daß es die Nandl ist, die mich an sich zieht und mich plötzlich mit einer ganz ungehörigen Heftigkeit auf die Augen küßt. „Was willst du denn, du Teufelsmädel?" fahre ich auf, sie aber fährt mir noch immer an den Augen herum. „Trösten Sie sich nur, Professor," sagte sie, „er wird nicht sterben, er hat's glücklich überstan den." „Wer hat dir erlaubt, den Brief zu lesen?" „Nun, ich mußte es ja doch einmal erfahren

, und ich bin froh, daß ich's weiß, jetzt kann ihn nichts Schlimmeres mehr treffen." „Ist das nicht schlimm genug?" „Jawohl," sagte sie ganz traurig und senkte den Kopf. Aber gleich darauf blickte sie auf und lächelte. „Er wird wiederkommcn," sagte sie mit einem ganz eigenartigen Ausdruck, „jetzt weiß ich's sicher." Dabei läuft sie hinaus und ich kriege sie an dem Tage nicht mehr zu sehen. Ani nächsten Tage sitze ich ganz vertieft bei der Arbeit. Da klopft's. Du weißt, ich bin sehr ver drießlich

, wenn man mich stört, ich rufe auch kein niandenl gewährte Fahrpreisermäßigung zugestan den. Wenn man weiß, wie schwer ein Arbeits loser, der in einem entfernten Orte Beschäftigung ausnimmt, eine Fahrpreisermäßigung bekommt, wie schroff ablehnend sich die Staatsbahnverwal tung gegen die begehrte Fahrpreisermäßigung für Vereinsausflüge oder wissenschaftliche Kongresse verhält, dann kann man das Entgegenkommen an die Klerikalen erst ganz ermessen. Jeder Teilneh mer am Eucharistischen Kongreß braucht für alle Züge

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Page 1 of 8
Date: 16.05.1919
Physical description: 8
Patrioten, undffeder von ihnen hat Hundertemale beteuert, daß er bereit ist, alles, gar alles hinzugeben, um das Land zu retten; aber im Stillen gehen sie geheime Wege. Wege, die vom Ziele so weit absühren, daß dieses nie wieder erreicht werden kann. Die Einladung an die Entente, ganz Tirol zu besetzen und die rück- flutenden österreichisch-ungarischen Truppen von Nordtirol abzuschneiden, ist irgendwo und ir gendwie in einem stillen Kämmerlein zustande gekommen. Der selige Nationalrat

hat in seiner Mehrheit von der Vollmacht, die den rümlichst bekannten „Außenminister" von Tirol, Herrn Professor Michael Mayr ermächtigte, die Ein ladung zur Besetzung von ganz Nordtirol der Schweizer Bundesregierung zur Weiterleitung an die Entente zu überreichen, nichts gewußt. Aber überreicht ist diese Vollmacht dennoch wor den, obwohl ein Telegramm den Professor Mayr aufforderte, sie als gegenstandslos zu betrachten. So ist durch das Zutun unserer Landtagsmehr heit ganz Tirol besetzt, ganz Tirol

in seiner Be wegungsfreiheit geknebelt und damit ganz Tirol mit gebundenen Händen dem Spruch ausgelie- sert worden, den die Entente über unser Schick sal fällen wird. Auf die Einladung, ganz Tirol zu besetzen, die rückflutenden Truppen am Betreten des Nord? tiroler Bodens zu verhindern und also Tau sende unserer Landeskinder und D e u t s ch ö st e r r e i ch e r in die Kriegsgefan genschaft zu bringen, folgte dann die mit viel Pathos aber wenig Verstand eingeleitete „Ret tungsaktion" Tirols durch die Selbständigkeits

in zweifacher Form über uns gekommen. Erstens durch die Krawalle der hun gernden Bevölkerung und zweitens durch ein Eingreifen der itÄienischen Besatzungstruppen. Wer kann es für ausgeschlossen halten, daß die Entente, die mit keinem Worte offiziell er klärt hat, daß sie ein unabhängiges, neutrales Tirol wünscht und diesem das deutsche Südtirol wiedergeben wird, die Selbständige itserklärung nicht mit einem Mandat an Italien beantwortet hätte, ganz Tirol zu annektieren? Diese Möglichkeit war vorhanden

und was uns zum Kampfe gegen die Selbstän digkeitserklärung immer besonders angespornt hat: nämlich, daß die christlichsoziale Partei die Frage erwogen habe, ob es nicht besser sei, ganz Tirol von Italien annektieren zn lassen. Der Bericht über die Versammlung, den wir von einem ebenso ruhigen wie charakterfesten Herrn aus Lienz erhalten, führt an: „Schraffl erklärte, daß man in maßgeben den Kreisen erwogen habe, ob mau nicht ganz Tirol von Italien annektieren lassen soll; es sei diesfalls leichter

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Tiroler Wastl
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Page 4 of 12
Date: 09.04.1911
Physical description: 12
infame Denunziant Josef Ambach, der Senior oder Obmann des frommen Jünglingsvereins, wohl für einen faulen Grund gehabt haben konnte, gegen die Familie, von der der Verein durch viele Jahre hindurch so viele und reiche Wohltaten empfangen hat, so nie derträchtig vorzugehen, und da hätte die Staatsan waltschaft unschwer erfahren können, daß der besagte Josef Ambach sich eines ganz gemeinen Hausdiebstahls zum Schaden der Familie Röggla schuldig gemacht hat. Das Alles ist aber der famosen Bozner

Staatsanwalt schaft nicht einmal im Schlaf eingefallen, sondern "sie hat sich eben, weil der Denunziant der Obmann eines frommen, von „hochwürdigen" Priestern geleiteten Vereines gewesen ist, ganz und gar als römisch-katho lische Staatsanwaltschaft gefühlt uns die drei Bür gersöhne bei hellichtem Tag mit Stahlkerzenbeleuckp tnng arretieren und nach Bozen einführen lassen, und obwohl seither schon mehr als zwei Monate in die Lande gegangen sind und die drei auf gut Russisch ver gewaltigten Bürgersöhne

ihre Zeitschriften und sonstigen Schriftwerke entgegen den Geboten des Preß- gesetzes ganz ungeniert in den Kirchen verteilen, ganz so, als ob die Staatsgesetze, denen Ihr bienen sollt, für den römischen Religionsverein keinerlei Geltung hätten? Wißt Ihr das und verfolgt es nicht, während Ihr hinter mir her sein, als ob Ihr sonst nichts zu hm hättet, dann macht Ihr Euch nicht um einer Pflichtvergessenheit oder einer Pflichtverletzung, son dern auch einer Parteilichkeit schuldig, und das ist sehr vom Uebel

, denn so was riecht ungefähr so, wie das, was man einen feilen Richter nennt, und das stinkt ganz entsetzlich, man möchte fast sagen, pestilenzisch, denn ein feiler Richter richtet im Rechtsgefühl des Volkes ungefähr die gleichen Verheerungen an wie die ekelhafte Beulenpest, die alles zu Aas macht. Recht zu Unrecht machen und Unrecht §n Recht, ist auch ganz wirklich ein Aasmachen, und darum sagt das Volk sehr richtig, daß ein parteiischer Richter bestilenzisch zum ist eben etwas widersinniges und abstoßendes

, und darum lacht er vermutlich so freisinnig in die Welt, in der es schon zum Staatsanwalt und zu einem gol denen Kragen gebracht hat. Wenn er sich aber unbe achtet glaubt, dann ist er ganz Austrier, will sagen, ganz Rom, wie z. B. damals, als der Gerichtshof zur Schöpfung des Urteiles über den hitzigen Kapuziner pater Antonius sich in das Urteilskämmerlein zurück gezogen hatte. Ta ließ er den vergewaltigten Hand werksburschen, dem er es zu verdanken hatte, daß er den unzähligen Kapuziner zur Strecke

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Alpenrosen
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Page 1 of 4
Date: 06.02.1915
Physical description: 4
einer Unwahrheit ertappt wird, ist verpflichtet, zugunsten der Armen eine Krone in diese Büchse zu werfen. Rolf machte bereits den Anfang, da er Frau Vurnth, die sich um volle zehn Minuten verspätete, versicherte, sic wäre ganz pünktlich erschienen. Rolf, bitte, reiche deiner Tante den Arm," wandte sich die jutlge Frau an ihren Gat ten, „sie hat uns ja ohnedies eine volle Viertelstunde ivarten -lassen." „Sind denn alle hier verrückt geworden?" fragte sich die alte Dame, ihren Arm in den ihres Neffen legend

. Tie Zornader schwoll auf ihrer Stirn in einer ganz be drohlichen Weise, allein diesmal fand sie es doch für angezeigt, ihre Entrüstung zu be mustern und den Worten ihrer Nichte keine weitere Beachtung zu schenken. . Das Mittagessen wurde' unter heiterem Ge spräch eingenommen. Zwanzig Zungen waren gleichzeitig in Bewegung, und ans ebensoviel Kehlen tönte lautes, ungezwun gnes Lachen. Es läßt sich nicht leugnen, daß Ladh Dunbhs Vorschlag, vollste Auf richtigkeit in der Unterhaltung walten zu lassen

Ihnen ganz offen, was ich denke. Ihre Stimme ist dünn wie ein Faden und klingt wie ein zer brochener Topf." „Finden Sie nicht auch, mein Herr, daß von allen inneren und äußeren Reizen einer Frau, die klassische Schönheit der Züge die jenige ist, die am meisten imponiert und am bestrickendsten wirkt?" fragte eine an dere Tauie ihren Tischgenossen. „Ich habe eben Musterung gehalten und alle Anwesen den der Reihe nach betrachtet; es sind ja manche darunter, denen man eine gewisse Schönheit der Züge

nicht absprechen kann, indes glaube ich, unter all den anwesen- dcn Damen die Palme davon tragen zu können. Ich habe diese Ueberzeugung längst im geheimen gehegt, aber warum sollte ich es auch nicht offen sagen?" „Ganz Ihrer Meinung, meine Gnädigste," antwortete der Gefragte, seinen Schnurrbart zu einer gefahrdrohenden Spitze empor drehend. „Sie riskieren dabei nur, daß je mand — in diesem Augenblicke zum Beispiel meine Wenigkeit — Ihre Ansicht nicht teilt, und sich die Freiheit nimmt, es Ihnen ganz offen

zu sagen." Indes die Dame lachend ihrem Tischnach barn ntit dem Finger drohte, wandte sich eine andere an einen älteren Herrn, der ihr gegenüber saß, mit der Frage: „Sind Sie nicht ein Hartimcr? Ich habe nämlich vorhin Ihren Namen überhört, aber ihre gebogene Nase und die abstehenden Ohren sind untrügliche Kennzeichen der ge nannten Familie, und da meine ich mich nicht zu irren, wenn ich Sie für einen Hartimer halte." „Gnädige Frau haben ganz richtig er raten; mein Name und mein Aeußeres

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Tiroler Wastl
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Page 1 of 8
Date: 25.10.1914
Physical description: 8
Unabhängige Gegründet vom Schriftsteller Erscheint jeden Sonntag Bezugspreise samt Postversendung: Ganz jährig K (Mk.) 10.—. Halbjährig K 5.—. Vierteljährig K 2.50. Einzeln 20 Heller Wochenschrift Rudolf Christoph Jenny Einzelnummer 20 Heller Telegramm-Adresse: Tirolerwastl Innsbruck. Telephonruf Nr. 521. Postsparkassen-Konto Nr. 850.706. — Oesterr. Zeitungsliste 4275 Schriftleitung und Verwaltung Innsbruck, Leopoldstraße Nr. 12. ionntag, 25. Oktober 1914. 15. Jahrgang, Nr. 764 Hut

ab vor den Verwundeten! Die Stadt ist um eine sehr ernsthafte Straß,enfigur reicher geworden, die das Straßenbild in ganz eigen tümlicher Meise ziert, ihm einen Schimmer geschichtlicher Bedeutung gibt und in ferner Zukunft vielleicht als ein Symbol des städtischen Lebens unserer Tage gel ten wird. Es sind die verwundeten Soldaten, die unser Straßenbild in einer so ganz neuen, ganz un gewohnten und zum tiefsten Herzen sprechenden und ine feinsten Empfindungen erregenden Art beleben. Wir wußten schon

geschlagen und sind daher der respekt vollsten Behandlung seitens der Zurückgebliebenen wür dig. Darum: Hut ab vor den verwundeten Kriegern! König Peter ist —verliebt! Man las in jüngster Zeit sonderbare und befremd liche Berichte über das Verhalten des Königs Peter von Serbien. Zuerst hieß es, er sei ganz apathisch ge worden, starre wortlos und unbeweglich vor sich hin und schenke seiner Umgebung nicht die geringste Beach tung. Dann erzählte man, König Peter suche die Ern- samkeit

. Er habe sich schließlich in ein Dorf zurückge zogen, wo er ohne jede Gesellschaft seine Tage ver bringe. Zum Schlüsse wußte man gar zu melden, er sei ganz trübsinnig geworden und lasse die Merk male beginnender Paralyse erkennen. Nichts lag näher, als dieses Verhalten des serbischen Königs mit den traurigeri Ergebnissen der serbischen Politik in Zu sammenhang zu bringen und seinen seelischen und kör perlichen Zusammenbruch als eine Folgeerscheinung des politischen und militärischen Zusammenbruches Ser- py* Bitru's

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Tiroler Wastl
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Page 4 of 12
Date: 16.02.1913
Physical description: 12
, daß es selbst für einen, der gar nichts hat, sehr schwer ist, sich schuldigen Prozeßkosten nur so mir nichts dir uichts zu entziehen, denn die Advokaten, ganz besonders aber jene, die ein S. D. hinter ihren Namen setzen, verstehen es, wie ich jederzeit stich hältig beweisen kann, sehr gut, ja nur zu gut, ihre rechtlichen Ansprüche und mehr als diese einzu heimsen, und darum brauchte sich Rappoldi dies bezüglich um so weniger auch nur ein einziges graues Haar wachsen zu lassen, als der Prozeß zur Aus tragung der springenden

Frage, ob meine Behaup tung oder die Rappoldis vor Gericht zurecht besteht, ganz wenig Zeit und folglich auch ganz wenig Kosten verursachen würde. Darum wiederhole ich mit jener Bestimmtheit, die ich mir von allem Anfang an zur Gewohnheit gemacht und auch eingehalten habe, wenn ich meiner Sache absolut sicher war, noch einmal meine ehrverletzende Behauptung: Rappoldi hat mich leichtfertig verleumdet als er fein Märchen von meinem Passionsspiel in die Welt setzte und es trotz meines Hinweises

auf Herrn Eduard Köck immer wieder wiederholte, und mit diesem wiederholten ehrverletzenden Vorwurf einer ganz bestimmten, fest umschriebenen, unehren haften Handlung unter dem bestimmten Hinweis auf einer: ganz bestimmten Zeugen erwächst ihm selbstverständlich ein ganz rreues Recht, mich wegen dieser meiner schwerer:, ganz bestimmten Ehrende- Die Grazer Jesuiten und Die internationale Verbrecherorganisation, die un ter der Schutzmarke „Jesuiten" und arrch ohne diese in den mannigfachsten

kann, an seine Ehre nicht daran wagt, dann wird er doch wohl einen Ad vokaten S. D. finden, der dies kleine Wagnis, das Rappoldi selbst nur als ein mögliches hinstellt, der roten Sache zuliebe nicht scheut. Um aber auch die Speudierhosen dieses Wohltäters der roten Menschheit von mir aus keiner weiteren Gefahr aus zusetzen, erkläre ich hiemit ganz ausdrücklich, daß ich keinen der späteren und, halten zu Gnaden, viel leicht nicht so leicht nachweisbaren Anwürfe Rap poldis in den Prozeß einbeziehen

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Tiroler Bauern-Zeitung
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Page 7 of 24
Date: 07.07.1911
Physical description: 24
hin und her. Endlich ging er in die Herberge, die sie sich gemietet hatten. Sich niederlegen, schlafen konnte er nicht. Zu dumpfem, ruhelosem Briiten setzte er sich aufs Bett. Die ernste Priestergestalt wich nicht mehr aus seiner Seele. Wer war das? War er vom Himmel, war es ein Mensch hier auf Erden? Ganz unbekannt war er dem Bavert und doch schien es ihm, als kannte er diese Augen schon, als wäre ihm auch diese Stirn, dieses Kinn einmal vor Augen gewesen. Und wie es ihn trieb? — Ein furchtbares Heimweh

befunden auf dem Arm des Bäckerjungen, der ihn von Haus zu Haus trug, wie er.noch ein ganz kleines Büblein war. Nun wirklich mit Gewalt trug es ihn fort. — Etwa um 2 Uhr nachts kamen die Kameraden. Schon von ferne, hörte er sie in erregtester Rede. Sie sprachen von ihm. Der „pane Kapellmeister" war wütend. Nicht einmal gehorcht hatte er ihm auf die strengsten Befehle. Und so mußten sie nun die ganze Mißstimmung der Gesellschaft ertragen. Das Fest war gestört. Die Dame war wie verriickt, daß ihr Plan

er unter, weil man einen „Strolch" nicht nehmen wollte. Heim zur Mutter getraute er sich schon gar nicht. Vor jedem Polizeimann hatte er Angst. In allen Winkeln driickte er sich herum. — Was sollte noch werden aus ihm? — Eben am meisten guälte es ihn, daß er nichts war, daß er ein ganz verbummelter, unnützer, aus eigener Schuld verkommener Mensch war. Jetzt sah er's ein. Und wie Verzweiflung faßte es ihn, da er sich sagte: „Siehst du, das ist der Fluch des vierten Gebotes. Dei ner Mutter Fluch lastet auf dir. Des Vaters Segen

von 51er- zen brannten auf dem Altäre. Das Presbyterium schien ein Blu mengarten. lieber dem Tabernakel stand das Allerheiligste aus gesetzt. Eine eigene weihevolle Ruhe kam iiber den armen Taverl. Wie zarte Engelsmusik tönte es von Ferne her. Die Kloster frauen waren es, die an den Gittern verdeckt vorne sangen im Oratorium. Nun erklang die Sakristeiglocke. Chorknaben traten heraus. Und wer folgte ihnen? Laverl stand starr vor Schreck und Er staunen. Ganz der Priester war's, der in Hamburg

hinter dem Weibe erschien. Ja, das war derselbe imponierende, ernste Kopf. Ja, dasselbe Chorhemd war's und der ganz gleiche Vespermantel. Wie abwesend, wie in sich versenkt, erschien das ganze Gesicht des Mannes. Der Priester kniete hin und begann mit starker, eigentiimlich majestätischer Stimme den Rosenkranz. Lange, lange konnte Taverl gar nicht mitbeten. Er konnte nur stehen, horchen und staunen, ob der Erscheinung in Hamburg und dem Priester dort am Altäre. Mit der Zeit aber faßte ihn eine starke Rührung

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Lienzer Nachrichten
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Page 6 of 12
Date: 30.01.1914
Physical description: 12
dann zu ihrem Manne: „Wenn ich nur wüßte, wer der gute alte Freund ist!" Darauf drohte der Gatte dann mit einem schelmischen Lächeln und sagte: „Höre mal, -liebe Emma, wenn ich nicht ein so guter Mhemann wäre, müßte ich wirklich eifere .süchtig werden." So hatte sich seit Jahren dieselbe Szene Kn ganz derselben Weise stets an jedem Ge burtstage abgespielt, und so verlief sie auch diesmal wieder. Die Kinderschar umtanzte jubelnd ben Gabentisch, und alle Festteilnehmer waren Mehr oder minder mit den Geschenken

an. Lächelnd nickte sie. „Wäre jetzt kein Gruß von dem anonymen Verehrer gekom men, so hätte ich mir sagen müssen: „Ah, jetzt bist du eine alte Frau geworden, jetzt hast du keinen Reiz mehr. Jetzt hält man es nicht mehr der Mühe wert, dir Huldi gungen darzubringen, — und das tut weh, selbst wenn man auch wirklich schon zu altern beginnt." „Und das sagt eine Frau, deren drei glückliche Jungen dort umhertollen?" spöttelte er. » „Lieber Emil, so ganz wird ein Manu seine Frau nie verstehen s-^nen

, daß er von dem Geheimsten ihrer Seele den Schleier heben könnte," sagte sie ernst, ging aber sogleich wieder in einen heiteren Ton über und scherzte: „Uebrigens wollen wir uns keine unnützen Sorgen machen; denn der Strauß, das Zeichen der stummen Der. ehrung, ist ja gekommen, mithin ist also meine Zauberkraft auf Männerherzen noch nicht gewichen, — und nun komm', freuen wir uns mit den Kindern." Einige Zeit später machte Frau Emma durch einen Zufall eine Entdeckung, die sie erst ganz sprachlos machte. Sie erfuhr, wer

der anonyme Spender der Rosensträuße war: ihr eigener Mann war es! Zuerst war sie ganz starr vor Schreck, nach und nach aber, als sie alles genau bedachte, rang sich die Empörung hoch in ihr und verursachte ihr Zorn und Aero r. ^ * Wie könnte er es W§gen, skm jo uoer ihre Eitelkeit lustig zu machen,.— .also mußte er stlver es Doch schon gemerkt hgven. . sie altere und ihre Reizen schwanden. — denn die Buketts hatte er doch nur gesandt, um ihrer Eitelkeit zu schmeicheln! Das war geradezu herzlos gehandelt

. — und daun schluchzte sie laut auf und überließ sich nrr- nutenlang ihrem Schmerz. Als sie sich aber ausgeweint hatte, wurde sie nach und nach ruhiger, und da kam sie denn ganz langsam zu der Einsicht, daß es ja auch zartfühlend von ihrem Manne war, wenn er auf eine so harmlose Art und Weise sie darüber hinwegzutäuschen ver suchte, daß ihre jugendlichen Reize von Jahr zu Jahr mehr entschwanden, — und kam allmählich dahin, die Schuld ihres Mannes nicht mehr so arg zu finden; ganz aber konnte

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Illustriertes Sonntags-Blatt
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Page 1 of 4
Date: 08.04.1916
Physical description: 4
Die Kubanerin. Roman von Horst Bodemer. (Fortsetzung.) olgar schüttelte den Kopf. „Diese Unruhe läßt doch auf mancherlei Iv schließen —" „Gewiß! Bedenken Sie: Hanseatenblut, das doch in den meisten Fällen ganz genau weiß, was es will, denn »vir Patrizier sind noch immer sebr zielbewußt unsere Wege gegangen, sonst hätten wir uns eben nicht .oben" gehalten. Und dieses dickflüssige Blut nun gemischt mit dem leichten südländischen, spanischen. Diese beiden Ströme vereinigt in einem Weib von ganz

eigenartigen Reizen, das über einen Geld beutel verfügt, der der Erfüllung ihrer Wünsche keine Schranken setzt, öa, du lieber Gott, was ist da zu erwarten? Unrast — Unrast — Unrast!" „Hm," brummte Polgar und machte ein nachdenkliches Gesicht. Dieses Weib fing an ibn zu interessieren. „Ich nwchte gerade denken, da wäre eine feste Jügelhand vonnöten." Fred Lütteking lachte. „Der arme Kerl, der das versuchte, könnte mir leid tun. So was kommt vielleicht mit den Jahren zur Ruhe. Und da der Ruf meiner Base ganz

unantastbar ist, so lassen wir sic eben tun, was sie will. — Übrigens stammt diese ganze Weisheit nicht von mir, sondern von meinem Vater, mit dem ich öfters über die Wunder lichkeiten meiner Base gesprochen babe. Würde sie den geraden Weg auch nur ein einziges Mal verlassen, dann sollten Sie sehen, mit wie rubiger Hand der Senator Klaus Hinrich Lütteking das Tischtuch zwischen sich und seiner Nichte durchschneiden würde. Und das weiß sie auch ganz genau! — Also auf Wiedersehen heute abend. Und ich sagte

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Alpenländer-Bote
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Page 1 of 20
Date: 24.10.1915
Physical description: 20
Bore" Baumkirchen slSnterinmal) Telefon: Baumkirchen Nr. r. Nr. 43 Brixen, Sonntag, den Z4. Oktober Jahrgang 1915 Bom Krieg. Wer ein gutes Gedächtnis hat, das ihn auch m dieser ereignisreichen Zeit, wo die Geschehnisse sich wie die Wasser eines Wildbaches überstürzen, nicht gänzlich im Stiche läßt, wird sich erinnern, daß man mit Beginn des Krieges nicht selten le sen konnte, Rußland werde den Krieg nicht lange Mhalten, denn eine innere große Revolution sei ganz sicher zu erwarten. Man verwies

mit furchtbarer Grausamkeit unterdrückt hatte, in den Gliedern. Andere wie der fanden die Lage erträglich und stellten r; voll nod ganz auf die russische S.ite. Der Großteil schneie und rechnet heute noch mit dem Sieg und der Wiederkehr der Russen und vermeidet Häher alles, wodurch er sich den Zorn derselben zuziehen wurde. Es ist damit nicht geleugnet, daß die ge kannten Völker zu einein Gutteil die Befreiung wcht begrüßen, noch weniger, daß sich Tausende louger Leute verborgen hielten oder aus dem ^ Q nbe

zu erwarten. Man darf nicht vergessen, dieser Krieg trägt einen ganz anderen Charakter, als der russisch-japanische, und wird unter ganz anderen Aussichten und Ab sichten geführt. Der Krieg gegen Japan war in ganz Rußland verhaßt; man verstand die Ziele der russischen Staatsmänner im fernen Asien im eigenen Reiche nicht. Es war das gewiß ein gro ßer Fehler, der aber an der Tatsache nichts än dert. Der gegenwärtige Krieg aber ist in ganz Rußland populär, das heißt, man sieht ihn gerne und begeistert

oder auch unblutige Weise hervorgerufen hatte, war ganz und gar nicht zu denken, da gerade er diesen Krieg lange schon vorbereitet und herbei gesehnt hatte. Die Niederwerfung Oesterreichs, die Alleinherrschaft auf dem Balkan und namentlich die Eroberung Konstantinopels waren ihm ge rade so wie dem gesamten Volke einen Krieg wert. Wir haben darauf schon zur Zeit des Ausbruches des Türken krieges aufmerksam gemacht, können uns also eine längere Darlegung ersparen. Bliebe also nur mehr die Arbeiterschaft

, auf die man in g-cwissen Kreisen alle Hoffnung setzte. Wer die Äugen offen hatte, konnte ganz anfangs Zeichen sehen, die auch diese Hoffnung als trügerisch er scheinen lassen mußte. So zum Beispiel eilten Arbeiterführer, die sich in friedlichen Zeiten in Rußland nicht mehr sicher gefühlt hatten, nach den ersten Kriegsmvnaten nach Petersburg, um mit der Regierung ihren'Frieden zu machen und ihr im Kriege ßtzWMehen. Der Arbeiterführer Pleganow schrieb vor einem Vierteljahre dem Kollegen Tscheidse: „Gelingt

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Tiroler Wastl
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Page 6 of 16
Date: 12.11.1911
Physical description: 16
das Zünglein an der Wage darstellt, so daß die Pfaffen durch den Polenklub mit Oesterreich tatsächlich polnisch reden.) 2. Nichtausführung gesetzlicher Verfügungen des Ministeriums. — (Ganz wie bei uns. Von der Verfluchung unserer Staatsgrundgesetze durch Papst Pius IX. ganz abgesehen, tun die römischen Pfaffen bei uns, was sie wollen, ohne sich um Gesetz und Recht zu kümmern. Sie z. B. sorgen ohne Anterlaß durch Denunziationen dafür, daß ihren Gegnern mit dem Preßgesetz und dem Kolportageverbot das Recht

Wandlung des National- sprich Skandalverbandes.) 9. Systematischer Druck durch geistliche Waffen auf die Laien zur Errichtung politischer Zwecke. — (Stürgkh.) 10. Dem Gesetze zuwider, das Entgegenarbeiten gegen Mischehen zwischen Orthodoxen und Katho liken durch geistlichen Zwang gegen die Heiratenden. — (Verbot der Wiederverheiratung geschiedener Ka tholiken.) 11. Nichtbeobachtung der Ehegesetze. — (Ganz wie bei uns.) 12. Dem Gesetze zuwider, direktes Verkehren mit der römischen Kurie. — (Publikation

der Borro- mäus-Enzyklika, ohne das Plaect der österreichi schen Regierung einzuholen.) 13. Dem Gesetze zuwider, direktes Verkehren mit katholischen Ordensverbindungen im Auslande. — (Ganz wie bei uns.) 14. Verkehr mit dem Jesuitenorden zur Verbrei tung seiner Tätigkeit in Rußland. — (Lies Oester reich, und alles stimmt.) 15. Errichtung geheimer Klöster in Gestalt von Werkstätten. — (Siehe Martinsbühel, Kinderfreund- Druckerei ckc., ckc.) 16. Errichtung geheimer Orden, die vom Aus lande aus geleitet

bei den ganz kleinen zu) — und 21. Eigenmächtige Besteuerung der Eingepfarrten durch Geldsammlungen, die gewöhnlich nirgends gebucht werden. — (Bei uns unterbleibt dies im mer, denn Zahlen beweisen, und Rom haßt alle Beweise.) Man sieht also, daß das geliebte, mit schwärzester Druckerschwärze gedruckte „Vaterland" ganz wirklich allen Grund hat, über die dem Papsttum in abseh barer Zeit bevorstehenden, mageren Zeiten und die Einkreisung Oesterreichs durch romfeindliche Staaten laut zu klagen

mangelhaften Volksschule im Alter von zehn Jahren an das humanistische Gymnasium in R... und zugleich in die daselbst befindliche Kräbende oder Institut. Schauergeschichten oder Schauermärchen — ich will nicht untersuchen, was die Wahrheit ist, da der damalige Inspektor ,ein geistlicher Herr, über den sie verbreitet wurden, bereits das Zeitliche „ge segnet hat" — erschütterten zum ersten Male meinen tiefen Glauben. Ganz habe ich mich von jenem geistlichen Verlust nie mehr erholt. Die Jahre gin gen

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