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Newspapers & Magazines
Meraner Zeitung
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Page 6 of 32
Date: 27.03.1896
Physical description: 32
. Fillpinum: 3g Fürst, Zwiesel. Fortuna: Johanna Malseiiberger, Ueber» lingen. Heinrich Leitner, Preßburg. Felseneck: Fr. Dr. med. Freudenberg, Dresden- Rosa Breitner, Wien. Krone: I Duttlinger, ksm. mit Familie, Arosa. Georg Lang, Wien. Felix Schatz, Innsbruck. Frau Dr. H. Welzel, Zürich. Stadt München: SanitätSr. Dr. E. Hertzka, Karls bad. Llebrecht, Offizier, LudwigSburg. Maz'gger: F. Meister, Berlin. Ferd. Gassel- seder, Wien. Mühlhau»: Custav Klein, Oggersheim. Rebhos: v. Schulte, Justlzrath, Bonn

. Regina: Frau A. Wagner mit Tochter, Waimtdors. Max Blau, Wien- Sonne: Frz. Ed. Scherer, München. H. Thonik«, Wien. Herm. Laus, Wien Adolf Reh, Wien. Bietinghoss und Frau, Dresden. Carl R. v. Küchler, Mödling. Spcckbacher: S. PruschanSki, Ksm, lharkov. M. Grünblatt, Kie». St. Reinhrrz, Odessa. Tb Wibelt, Cleveland. Frz. Grotkop, Eckernsörde. Starkenhof: Frau Dobramtzka m. Sohn, Lodz. Sonnenheim: Ernest Chawner, Ksm., Wien. Stern: Gustav Klein, Oggerheim. Theod. Turist, Wien Joses Ectl, WattenS. Ferd

Kall mit Frau und Bruder, Wien. Albert Brünner, Wien. Marie DIeßner mit Enkel, Wien. Walter SchmitS, Wien. Siegfried Altschul, Prag. Ferd. L«mprecht mit Frau, Wien. Dr. Moritz Elb, Dresden. Eduard Gottlieb mit Frau und Schwiegermutter, Wien. Joh. Leim» pvrer, Malt. Joses Partrlt, Deutsch, nietz Jos. u. Th Höcher, München. Paul Prestin, Schwerin. Jos. Blau, Wien. Robert Steiner, Wien. Joh Schwager, Niedergrund. G, Armani, Dolt. Nemzowitsch, Riga. Wilhelm Weingartner, Luzern. Joh. Berchtold, Luzern

. Cäsar Nogg-Rouch, Luzern. S. F. Sachs, St. Petersburg. Tschoner: V- Topor RabschinSky mit Frau Traub nheim: Dr. S. Bnetaw, Koenigsberg. R- Ehneberg mit Familie, Wien. Traunstein: Ferd. Eckart, Antboch. Zieinhart: Koch, KriegSrath mit Frau, Berlin. Ernst Landt, Hamburg. Warme^g: A. Mechwart mit Fam.. Budapest. ZZamuKschreibung. Das Kuratorium der Otto Kaufmannstiftung vergibt den Bau eines Asyles für Lungenkranke im Offertewege. Bau-Bedingungen, Massenberechnung, Kostenvoran schlag und Pläne liegen

. Aurora: Frau Anna Laidlaw, Dresden. Bellaria: Baronin Limpäk. Oberhosmeisterin München. Bracher- Frau Marie Obpurg, Gmunden Iran Mathilde Reichardt mit Tochter, wurde am Mittwoch Vorm. aus der Strecke Tappeinersteg - Schillerwlg Rottensteinpark eine gold. Damenuhr. Rückgabe gegen gute Belohnung Deutsches HauS. Polstermöbel VnhiiM TtWihe ic. zur Aufbewahrung übernimmt 700 M. H. Fischer Spritz»nhalle 1. Stock MIMMM »Will anerkannt vorzüglich für Krankenbetten. Tapzierer und Dekorateure Steinachplatz

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Pustertaler Bote
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Page 29 of 54
Date: 27.03.1896
Physical description: 54
berühmtesten Vorfahren mit dem Pastor und semer kleinen Frau, an dem sich auch Frau von Rothmühl, je nach Lust und Lauue gelegentlich betheiligte, und Egbert war mit dem jungen Offizier in eines der tiefen Bogenfenster getreten, die den Ausblick nach dem verwilderten Park gewährten. Heinz Wernicke sah, seiner sonstigen fröhlichen, sorglosen Natur entgegen, merkwürdig nachdenklich aus, er beobachtete seinen Freund, der den Versuch machte, an der Fensterscheibe eine Fliege zu sangen

sich viel Erstaunen in Egberts Worten aus. „Selbstverständlich bin ich glücklich und zufrieden, ich wüßte absolut keinen Grund, der das Gegentheil herbeiführen könnte.' „Und Deine junge Frau würde Dir zu Deinem Glücke unentbehrlich sein. Du brauchst sie nothwendig dazu, nicht war, Egbert?' „Bah — meine Frau! —' und Egbert lachte ausgelassen, „ich halte im Augenblick gar nicht an meine neue Würde gedacht. — Meine Frau — wie feierlich das klingt, ich bin mit eiuem Schlage so eine Art Nefpectsperson

für einen armseligen Junggesellen, wie mein alter Heinz einer ist. Ja, ä x>i-0j)08. wie gefällt Dir denn meine Frau?' Es war. als mache es Egbert ungeheuren Spaß, das „meine Frau' zu wiederholen, es steckte noch ein tüchtiger Nest knabenhaften Uebermuths in dem stattlichen jungen Mann. Heinz schüttelte ein wen g den dunklen Kopf. „Gut, sehr gut, viel besser als ich nach Deiner Schilderung erwartet hätte. Eine Schönheit ist Jsidore Trach allerdings nicht, jetzt nicht, aber ich sage Dir, es liegt in ihrem Belieben

, sich jeden Tag dazu zu entwickeln, sie hat die nöthigen Mittel, wenn es ihr Spaß machen sollte, jemals von ihren Mitteln Gebrauch zu machen.' „Unsinn, Heinz. Entweder eine Frau ist schöu, oder sie ist es uicht. Das wäre eine nette Geschichte, wenn die holden Evastöchter auch noch nach Belieben einen Tag hübsch, den andern häßlich sein könnten, daß wir armen Männer ba'd gar nicht mehr wüßten, wo uns der Kopf steht,' und Egbert lachte hell auf. „Nein nein, Heinz, meine Frau —' wieder lag eiu gewichtiger

Nachdruck auf diesem kleinen Wörtchen — „ist keine Schönheit, und ich habe Dir gestern schon gesagt, daß mir das recht bequem ist.' Heinz Wernicke legt dem Freunde die Hand auf die Schulter. „Ich fürchte — fürchte — alter Junge, Du hast in diesem Falle di.'. Rechnung gewaltig ?hne dcn Wirth gemocht. Qceje stille, vornehm kühle Jsidore hat etwas in den Augen, das mir gewaltig zu denken giebt, sie wird nichl ganz die bequeme Frau sein, die Du in ihr erträumst.' Egbert war für eine Weile nachdenklich

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Pustertaler Bote
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Page 27 of 54
Date: 27.03.1896
Physical description: 54
war mit seiner Schülerin mehr wie zu frieden, er fand sie bewunderungswürdig, und das Lehren und Lernen war für Lehrer sowohl wie Schülerin eine gleich große Freude. Jsidore, die bisher noch so wenig Gelegen heit gehabt, ihr Herz zu verschenken, hing bald mit über triebener Zärtlichkeit an dem Pastor und seiner guten kleinen Frau. Sie waren Beide nicht mehr jung, und sie hatten nie eigene Kinder gehabt, sie nahmen die vereinsamte Jsidore gern und willig in ihre Herzen aus. Von der Pastorin lernte Jsidore den ersten

Mangel leiden zu müssen. „Gott allein weiß, wo sie das her hat!' Pflegte Made moiselle kopfschüttelnd zu sagen, und es war richtig, von ihren Eltern konnte Jsidore dieses Talent zum Haushalten nicht geerbt haben. — Ein Zufall fügte es einst, daß Jsidore mit Frau von Nothmühl im Pastorat zusammentraf, und die Letztere ge- wann rasch ein lebhaftes Interesse an dem eigenartigen Mädchen. Sie forderte Jsidore auf, sie zu besuchen, und da diese mit der Zusage zögerte, sagte sie schnell

: „An mir, der Aelteren, ist es vielleicht, das Eis zu brechen, ich will zuerst zu Ihnen kommen.' „Sie werden eme sehr einfache Häuslichkeit finden, gnädige Frau, aber wenn Sie das gütigst übersehen wollen, wird mir Ihr Kommen eine große Freude fein!' Jsidore hatte das ruhig, ohne eine Spur von Verlegen heit gesagt, mit dem Anstande einer Königin, wie Frau von Nothmühl entzückt fand, und es waren kaum einige Tage ver gangen, als der elegante Wagen von Frau von Nothmühl, in dem die Dame sehr vornehm lehnte

, sich bereits seinen Weg nach Schloß Drachenhorst bahnte. Beinahe buchstäb lich, denn da man selbst keine Equipage hielt, that man selbstverständlich sür die Instandhaltung der Fahrwege nichts. Frau von Nothmühl fand Alles entzückend, die impo sante Höhe, auf der Schloß Drachenhorst gelegen, das alte Schloß selbst mit seinen mächtigen Thorbogen und dem halb zerfallenen Thurm, um den Tauben und Dohlen kreisten, und am entzückendsten die junge Herrin selbst, die ihr, im schlich ten dunklen Kleide

war, wenigstens wollte Graf Andreas das be haupten, und er konme leicht Necht haben. Frau von Nothmühl benahm sich bewunderungswürdig bei diesem ersten Besuch, sie pries dem alten Herrn gegen über seinen herrlichen alten Besitz, machte, auf ihren Mädchen namen anspielend, die Bemerkung, daß Drache und Greif eine gewisse Wahlverwandtschaft zum Mindesten nicht ver leugnen könnten, und fand schließlich zu ihrer großen Genug thuung heraus, daß die Trachs und Greifenbergs vor vielen Jahrzehnten

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Sonntagsblatt/Illustriertes Sonntagsblatt
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Page 12 of 15
Date: 27.03.1896
Physical description: 15
, diese offenknndige Gering schätzung würde sie trotzdem zu ihrer Feindin gemacht haben. „Ich frage nicht viel nach dieser sogenannten „ganzen Welt,' setzte Jsidore kühl hinzu, und Toska antwortete schlagfertig: „Desto mehr fragt die Welt nach Ihnen und wird sich ihr Recht an Sie nicht so leichten Kaufes rauben lassen. Herr von Nothmühl, bitte,' und Toska wandte sich blitzschnell um, „kommen Sie mir zu Hilfe, Ihre Frau Gemahlin hat einsiedlerische Neigungen, und meine Kräfte sind zu schwach, um sie erfolgreich

bedacht, das den jungen Mann ärgerlich errölhen machte, und dann schloß er sich der Gesellschaft an, als könne das absolut nicht anders sein. Er ignorirte das Auf werfen des Köpfchens bei Frau Toska. Was man nicht sehen will, braucht man nicht zu sehen,' Pflegte Heinz sehr weise zu sagen, während er sich innerlich darüber freute, daß seine Anwesenheit seiner hübschen Feindin allem Anschein nach unbequem war. „Sie hat eine Nase wie ein Hühner hund, und eine einmal aufgenommene Spur verfolgt

sie un entwegt,' sagte er sich, und so wenig schmeichelhaft dieser Vergleich an und für sich klang, etwas Anerkennung enthielt er, von Heinzens Standpunkt aus betrachtet, doch. „Der Zufall hat Ihnen zu einer angenehmen Bekanntschaft ver- holfen, gnädige Frau.' Heinz legte auf das Wort „Zufall' sehr viel Nachdruck, nnd die lustigen braunen Augen, die sich auf Toska richteten, funkelten vor Bosheit. Toska ließ sich nicht gar so leicht aus der Fassung bringen. „Gewiß, Herr von Wernicke, ich bin diesem Zufall

auf richtig dankbar, und ich hoffe, daß das, was er anknüpfte, auch in Zukunft fortgesetzt wird, wenn Frau von Rothmühl ebenso denkt wie ich.' Jsidore warf einen raschen Blick auf ihren Gatten, und, sie halte es besser gelernt, in seinen Gesichtszügen zu lesen, sie sah, daß er wünschte, sie möge höflich dankend ablehnen. Gerade das reizte sie; warum sollte sie dem Verkehr mit einer Frau ausweichen, die sich selbst einer langeil Freund schaft mit ihm rühmte, als ob von Eifersucht bei ihrem beiderseitigen

Verhältniß, auch nur jemals die Rede sein konnte! Und sie sagte höflicher denn zuvor und in sehr be- -ttmmtem Tone: „Ich kann Frau von Tönning nur dankbar sein, wenn sie öfter einmal mit meiner Gesellschaft vorlieb nehmen will.' Sie sah die Wolke, die über Egberts Stirn hinhuschte, und aus einem un'laren, nndefinivbaren Gefühl heraus freute sie sich darüber, sie gab den uverrascyren Blick, den Heinz auf sie heftete, sehr ruhig und sicher zurück, sie wußte, was sie wollte, sie hatte noch nie unüberlegt

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Pustertaler Bote
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Page 31 of 54
Date: 27.03.1896
Physical description: 54
Unbefangenheit im Ernste glauben konnte. „Und nun sind wir bald daheim,' sagte Egbert, als der Wagen in langsamem Tempo eine mäßige Anhöhe hinauf rollte. „Ich hoffe, das dieses Daheim auch Dir bald zur lieben Heimath werden soll,' setzte er mit einer galanten Wendung hinzu. „Ich hoffe dasselbe,' sagte Jsidore kühlfreundlich, aber sie konnte es nicht wehren, daß es wie ein leises Beben durch ihre Stimme hindurchklang. In Mühlhof war ein großartiger Empfang für die junge Frau vorbereitet; Frau von Rothmühl

reichend. Egbert war stets leuiselig und von frühester Kindheit an diese zahl reiche Dienerschaft gewöhnt, die er so leicht durch ein ein ziges gnädig hingeworfenes Scherzwort beglücken konnte, und Jsidore hatte sich mit überraschender Sicherheit in diese ihr ii.iizlich neue Rolle hineingefunden. „Sie kann alles,' sagte Frau Malwine, zufriedenen Blickes die ruhigen, sicheren Bewegungen der jungen Frau beobachtend, „obgleich in völliger Einsamkeit aufgewachsen, beherrscht sie jede Lebenslage, Dank

ein nervöses Zittern, das Heinz, der den Freund so genau kannte wie sich selbst, nur in Momenten innerer Gereiztheit an ihm gesehen hatte, und Jsidore — nun, Jsidore kannte Heinz kaum, aber er hätte doch daraus schwören mögen, daß so gemessen eine junge Frau an ihrem Hochzeitstage nicht blickt, die ihren Gatten liebt und von ihm wiedergeliebt wird. Und Heinz dachte, während er laut die glückliche Wahl pries, still für sich: „Ich wette, daß der arme Kerl hereingefallen ist, und daß er noch einmal bitter

bereuen wird, gegen seine Mutter allzu gefällig gewesen zu sein. Wie kann man aber so thöricht sein, sich von Andern, und sei es zehnmnl die eigene Mutter, die Frau aussuchen zu lassen! Und er hoffte auf eine bequeme Frau, und ich wette meinen kleinen Finger, daß es jetzt schon einen Krach gesetzt hat, die Anzeichen sprechen dajiir. Vielleicht finde ich heut noch die Gelegenheit, dem guten Jungen ein wenig auf den Zahn zu fühlen.' Die Gelegenheit war nicht schwer zu finden. Egbert selbst führte

sie unabsichtlich herbei, indem er den Freund bat, doch auf seinem Zimmer eine Cigarie mit ihm rauchen zu wollen. „Gern,' sagte Heinz, setzte aber doch nach einer kleinem Pause hinzu: „Und Deine Frau?' „Meine Frau? —' Und jetzt schien es Egbert gar kein Vergnügen mehr zu machen, das auszusprechen — „oh, die ist vorläufig von Mama mit Beschlag belegt worden, und ich habe auch gar keinen Grund, anzunehmen, daß sie nach meiner Gesellschaft besonderes Verlangen trägt.' Egbert kramte mit aufgeregter Hast

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Pustertaler Bote
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Page 51 of 54
Date: 27.03.1896
Physical description: 54
, diese offenknndige Gering schätzung würde sie trotzdem zu ihrer Feindin gemacht haben. „Ich frage nicht viel nach dieser sogenannten „ganzen Welt,' setzte Jsidore kühl hinzu, und Toska antwortete schlagfertig: „Desto mehr fragt die Welt nach Ihnen und wird sich ihr Recht an Sie nicht so leichten Kaufes rauben lassen. Herr von Nothmühl, bitte,' und Toska wandte sich blitzschnell um, „kommen Sie mir zu Hilfe, Ihre Frau Gemahlin hat einsiedlerische Neigungen, und meine Kräfte sind zu schwach, um sie erfolgreich

bedacht, das den jungen Mann ärgerlich errölhen machte, und dann schloß er sich der Gesellschaft an, als könne das absolut nicht anders sein. Er ignorirte das Auf werfen des Köpfchens bei Frau Toska. Was man nicht sehen will, braucht man nicht zu sehen,' Pflegte Heinz sehr weise zu sagen, während er sich innerlich darüber freute, daß seine Anwesenheit seiner hübschen Feindin allem Anschein nach unbequem war. „Sie hat eine Nase wie ein Hühner hund, und eine einmal aufgenommene Spur verfolgt

sie un entwegt,' sagte er sich, und so wenig schmeichelhaft dieser Vergleich an und für sich klang, etwas Anerkennung enthielt er, von Heinzens Standpunkt aus betrachtet, doch. „Der Zufall hat Ihnen zu einer angenehmen Bekanntschaft ver- holfen, gnädige Frau.' Heinz legte auf das Wort „Zufall' sehr viel Nachdruck, nnd die lustigen braunen Augen, die sich auf Toska richteten, funkelten vor Bosheit. Toska ließ sich nicht gar so leicht aus der Fassung bringen. „Gewiß, Herr von Wernicke, ich bin diesem Zufall

auf richtig dankbar, und ich hoffe, daß das, was er anknüpfte, auch in Zukunft fortgesetzt wird, wenn Frau von Rothmühl ebenso denkt wie ich.' Jsidore warf einen raschen Blick auf ihren Gatten, und, sie halte es besser gelernt, in seinen Gesichtszügen zu lesen, sie sah, daß er wünschte, sie möge höflich dankend ablehnen. Gerade das reizte sie; warum sollte sie dem Verkehr mit einer Frau ausweichen, die sich selbst einer langeil Freund schaft mit ihm rühmte, als ob von Eifersucht bei ihrem beiderseitigen

Verhältniß, auch nur jemals die Rede sein konnte! Und sie sagte höflicher denn zuvor und in sehr be- -ttmmtem Tone: „Ich kann Frau von Tönning nur dankbar sein, wenn sie öfter einmal mit meiner Gesellschaft vorlieb nehmen will.' Sie sah die Wolke, die über Egberts Stirn hinhuschte, und aus einem un'laren, nndefinivbaren Gefühl heraus freute sie sich darüber, sie gab den uverrascyren Blick, den Heinz auf sie heftete, sehr ruhig und sicher zurück, sie wußte, was sie wollte, sie hatte noch nie unüberlegt

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Newspapers & Magazines
Meraner Zeitung
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Page 3 of 32
Date: 27.03.1896
Physical description: 32
. sKurhanStheater.) .Fatlnltza', der Ehren abend unserer vorzüglichen Soubrette und Schau spielerin, der Krone unseres braven Ensembles, der Frau Wols-Seletzly und zugleich der Abschiedsabend der Operette! Ein volles HauS, wiederhotte stürmische Hervorrufe bei offener Szene, öfteres Borhangheben bei Aktschlüssen, Blumen- und andere Spenden galten nicht so sehr dem feschen Lieutenant Wladimir Dimitro wilsch, wie unserer beliebten Sängerin und Künstlerin im allgemeinen als Zeichen der Verehrung von Seiten

deS Publikums und mochten Frau Wolf den letzlen Willkomms- und AbschiedSgruß „Aus sroheS Wieder- sehen' in nächster Saison bedeuten. Ihre sowie Frl, Kühnei's reizende Erscheinung, die leicht hervor, gezauberten p ächtigen Töne, daS lebendige natürliche Spiel erhalten in jedem Theaterbesucher stets aufs F»»e den Reiz noch mehr. DaS Publikum unterhielt H anscheinend gut, die heiteren Szenen wirkten, doch . -,ä5n wir damit nicht behaupten, daß die Operette ''aus daS beste einstudirt

war und nicht so Manches hier und dort auszustellen gewesen wäre. Champagner aus Bierkrügeln zu trinken, müssen wir selbst sür Reform türken als »Kotaus bezeichnen — dies nur nebenbei gesagt. DaS HauS kargte jedoch auch den die Sonne Frau Wolf'Seletzly « umgebenden größeren und kleineren Sternen gegenüber nicht mit warmem Applaus. Es sei zum Schluß noch der Namen Krause, Löffler, Lang, Kühn» und Deutsch gedacht. Weiteres Glück möge Aller Leitstern seinl ^Da» Kurorchester) konzertirt von heute ab bis aus Weitere» am Nachmittage von 3—5 Uhr

an den bekannten Plätzen. sKonzert Laidlaw abgesagt.) DaS sür heute abends im Kurhause angekündigte Konzert der klaviervirtuvfin Frau Anna Laidlaw kann wegen Unwohlsein» der Frau Laidlaw nicht stattfinden.» ^Militär konzerte.) Zum gestrigen Nach mittagSkonzert der Jnsanteriekapelle Nr. 23 „König Humbert' auS Trient hatte sich ein zahlreiches Publi kum. darunter Fürst Adolf Josef Schwarzenberg, der Präsident der Gesellschaft vom Weißen Kreuze, Frau Fürstin Metternich mit Prinzessin sowie mehrere hohe

der ganzen festlichen Veranstaltung, Frau Fürstin Metternich. Die weiteren Bestimmungen des Schießens sind: Am ?., 8., v,, 11., 13. und 14. April Beginn des Schießens um 8 Uhr morgens, Mittagspause von 12 bis 1 Uhr. Am 12. April großer Schützenfestzug mit Huldigung vor dem Standbilde Sr. Majestät deS Kaisers. Beginn deS Schießen» an diesem Tage nach dem Fesiznge. Kassaschluß den 14. April abends, unter Vorbehalt e>ner nothwendigen Verlängerung und Sche benstellung. 2. Scheibenmal L, Distanz 200 Schritte

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Newspapers & Magazines
Sonntagsblatt/Illustriertes Sonntagsblatt
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Page 14 of 15
Date: 27.03.1896
Physical description: 15
dieselbe war — im Uebrigen konnte sie ja warten, i sie erinnerte sich, freilich wohl mit etwas falscher Anwendung, j eines französischen Sprichwortes: „On rsvievä WHours 5 / S68 preoaiöres amours,' und vertrieb sich die Zeit damit, den jungen Victor Allstedt um den letzten Rest seines Ver standes zu bringen. » Das war nicht schwierig. Victor Allstedt war einund zwanzig Jahre alt, er hatte noch nicht viel von der Welt gesehen, und eine Frau wie Toska war ihm noch nie begegnet. Die sichtliche Bevorzugung

, wie er zu ihrem eigenen Behagen sein mußte, in ihm ahnte, und er war galant genug gewesen, ihre Er wartungen bis jetzt in keiner Weise zu täuschen. Er hatte die kleine launenhafte Frau geliebt auf seine Weise, ohne be sonderes Echauffement, stets mit völliger Wahrung der ihm einmal angeborenen Seelenruhe, er liebte sie in einem ver borgenen Winkel seines Herzens vielleicht heut noch. Wer konnte das wissen, wer sollte sich die Mühe geben, das zu erforschen? Albrecht von Tönning wäre der Letzte gewesen, der den Versuch

hineingefunden; To-ka hatte Recht, Kinder sind i stets ein störendes Element, sie kommen in erster Reihe, da? Behagen der Eltern wird auf die grausamste Weise gestört, und schließlich, es war gut, daß es so und nicht anders gekommen war, der brave Rittmeister war himmelweit da von entfernt, eine Aenderung seiner Verhältnisse wünschens- werth zu finden. Daß seine Frau sich gern einmal die Cour machen ließ? Derartigen bösen Einflüsterungen gegenüber, die ja natürlich auch hier nicht ausbleiben konnten, setzte

der Rittmeister eine unzerstörbare, wahrhaft klassische Seelenruhe entgegen, die jedem alten Römer zur Ehre hätte gereichen können. Warum sollte sich Toska nicht die Cour machen lassen, wenn es ihr Spaß machte, welche junge Frau ließe sich nicht gern die Cour machen? Nur freilich, daß darin nicht jede solches Glück hatte wie seine Toska — „ha ha ha!' Und der Herr Rittmeister, der sonst nicht eben viel von Poesie verstand, citirte mit dem schlauchen Lächeln, das seinem behaglichen Gesicht beinake

einen diabolischen Anstrich verlieh: „Wenn Dich die Lästerzunge sticht, So laß Dir dies zum Troste sagen: Die schlechtsten Früchte find es nicht, Woran die Wespen nagen.' Man sieht, Frau Toska hatte alle Ursache, mit ihren» . Gatten zufrieden zu sein, und. Dank seinem bewnnderns- werthen Temperament, führten die Beiden ein beinahe muster haftes Leben mit einander. Meinungsverschiedenheiten, ein etwa daraus hervorgehender Streit kamen bei ihnen nie vor, aus dem einfachen Grunde, weil Toskas Wille stets der maß

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Sonntagsblatt/Illustriertes Sonntagsblatt
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Page 10 of 15
Date: 27.03.1896
Physical description: 15
geantwortet, mit Wahrung aller Höf lichkeit, die er der Gattin seines Rittmeisters gegenüber nie außer Acht ließ, aber doch so kurz wie möglich und auf eine Weise, die man so und so nehmen konnte. „Wie gefällt Ihnen denn die junge Frau Ihres Freundes, ist sie hübsch?' hatte Toska gefragt, und Heinz hatte geantwortet: „Eben weil sie die Frau meines Freundes ist, würde ich mir nie ein Urtheil über das Aenßere der Dame erlauben, gnädige Frau.' „Und dieser gute Rothmühl, es bou ist natür lich au eomble

zuhalten verstand. Frau Toska war in der Kunst, Männer zu beherrschen, sie ganz nach ihrem souveränen Willen zu lenken, Meisterin, sie fühlte zum ersten Male im Verkehr mit Heinz Wernicke ihre Ohnmacht, trotz aller Mühe, die sie sich gab, sie ver mochte ihm auch nicht das kleinste Zugeständnis abzuringen, er war sehr höflich, sehr zuvorkommend ihr gegenüber, aber, sie empfand es mit aufsteigendem Zorn, innerlich kühl. Und sie, Toska Tönning, hatte es wahrhaftig der Mühe werth gefunden, mit diesem rohen

Barbaren in aller Form zu koket- tiren. Armer Heinz! Es war nicht eben Zuneigung, was Frau Toska ihm in Gedanken nachtrug. Heinz hätte nur gelacht, hätte er überhaupt darüber nachgedacht, und er be mühte sich, den Einfluß der schönen Frau bei seinem leicht lebigen Freunde zu Paralysiren, ohne doch jemals eine wirk liche Warnung ausznsprechen. Heinz war viel zu klug, um nicht zu wissen, daß derartige freundschaftliche Warnungen nur allzuleicht gerade das Gegentheil der beabsichtigten Wir kung erzielen

. . Und es war ja schließlich auch alles so gekommen, wie es wahrhaftig gar nicht besser kommen konnte: Egbert hatte sich, des leichtfertigen Spiels überdrüssig, aus eigener Kraft losgerissen, die Fesseln, die sich dichter und dichter um ihn zu legen strebten, mit einem kräftigen Ruck avgestreijt, er hatte noch mehr gethan, er hatte sich freiwillig in andere Fesseln begeben, Fesseln, die zu tragen einen Mann stolz und glücklich machen konnten, und setzt stand ihm eine Frau zur Seite, zu der die Augen zu erheben, wie Heinz

zu richten. Heinz sprang auf. „Dars ich Ihnen meinen Arm anbieten, gnädigste Frau, wollen Sie sich von mir nach dem Foyer sühren lassen':' Jsidore zögerte eine kleine Weile, dann stand sie auf, bereit auf den Vorschlag ihres Begleiters einzugehen. In diesem Augenblick wuroe die Logenthür von außen geössnet, und Egbert trat hastig ein. In seinen Angen bliM es auf, wie sie sich auf Jsidore richteten. „Verzeihe, daß ich warten ließ, ick wurde länger auf gehalten als ich dachte.' Ein spöttisches Lächeln

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Pustertaler Bote
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Page 53 of 54
Date: 27.03.1896
Physical description: 54
dieselbe war — im Uebrigen konnte sie ja warten, i sie erinnerte sich, freilich wohl mit etwas falscher Anwendung, j eines französischen Sprichwortes: „On rsvievä WHours 5 / S68 preoaiöres amours,' und vertrieb sich die Zeit damit, den jungen Victor Allstedt um den letzten Rest seines Ver standes zu bringen. » Das war nicht schwierig. Victor Allstedt war einund zwanzig Jahre alt, er hatte noch nicht viel von der Welt gesehen, und eine Frau wie Toska war ihm noch nie begegnet. Die sichtliche Bevorzugung

, wie er zu ihrem eigenen Behagen sein mußte, in ihm ahnte, und er war galant genug gewesen, ihre Er wartungen bis jetzt in keiner Weise zu täuschen. Er hatte die kleine launenhafte Frau geliebt auf seine Weise, ohne be sonderes Echauffement, stets mit völliger Wahrung der ihm einmal angeborenen Seelenruhe, er liebte sie in einem ver borgenen Winkel seines Herzens vielleicht heut noch. Wer konnte das wissen, wer sollte sich die Mühe geben, das zu erforschen? Albrecht von Tönning wäre der Letzte gewesen, der den Versuch

hineingefunden; To-ka hatte Recht, Kinder sind i stets ein störendes Element, sie kommen in erster Reihe, da? Behagen der Eltern wird auf die grausamste Weise gestört, und schließlich, es war gut, daß es so und nicht anders gekommen war, der brave Rittmeister war himmelweit da von entfernt, eine Aenderung seiner Verhältnisse wünschens- werth zu finden. Daß seine Frau sich gern einmal die Cour machen ließ? Derartigen bösen Einflüsterungen gegenüber, die ja natürlich auch hier nicht ausbleiben konnten, setzte

der Rittmeister eine unzerstörbare, wahrhaft klassische Seelenruhe entgegen, die jedem alten Römer zur Ehre hätte gereichen können. Warum sollte sich Toska nicht die Cour machen lassen, wenn es ihr Spaß machte, welche junge Frau ließe sich nicht gern die Cour machen? Nur freilich, daß darin nicht jede solches Glück hatte wie seine Toska — „ha ha ha!' Und der Herr Rittmeister, der sonst nicht eben viel von Poesie verstand, citirte mit dem schlauchen Lächeln, das seinem behaglichen Gesicht beinake

einen diabolischen Anstrich verlieh: „Wenn Dich die Lästerzunge sticht, So laß Dir dies zum Troste sagen: Die schlechtsten Früchte find es nicht, Woran die Wespen nagen.' Man sieht, Frau Toska hatte alle Ursache, mit ihren» . Gatten zufrieden zu sein, und. Dank seinem bewnnderns- werthen Temperament, führten die Beiden ein beinahe muster haftes Leben mit einander. Meinungsverschiedenheiten, ein etwa daraus hervorgehender Streit kamen bei ihnen nie vor, aus dem einfachen Grunde, weil Toskas Wille stets der maß

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Pustertaler Bote
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Page 49 of 54
Date: 27.03.1896
Physical description: 54
geantwortet, mit Wahrung aller Höf lichkeit, die er der Gattin seines Rittmeisters gegenüber nie außer Acht ließ, aber doch so kurz wie möglich und auf eine Weise, die man so und so nehmen konnte. „Wie gefällt Ihnen denn die junge Frau Ihres Freundes, ist sie hübsch?' hatte Toska gefragt, und Heinz hatte geantwortet: „Eben weil sie die Frau meines Freundes ist, würde ich mir nie ein Urtheil über das Aenßere der Dame erlauben, gnädige Frau.' „Und dieser gute Rothmühl, es bou ist natür lich au eomble

zuhalten verstand. Frau Toska war in der Kunst, Männer zu beherrschen, sie ganz nach ihrem souveränen Willen zu lenken, Meisterin, sie fühlte zum ersten Male im Verkehr mit Heinz Wernicke ihre Ohnmacht, trotz aller Mühe, die sie sich gab, sie ver mochte ihm auch nicht das kleinste Zugeständnis abzuringen, er war sehr höflich, sehr zuvorkommend ihr gegenüber, aber, sie empfand es mit aufsteigendem Zorn, innerlich kühl. Und sie, Toska Tönning, hatte es wahrhaftig der Mühe werth gefunden, mit diesem rohen

Barbaren in aller Form zu koket- tiren. Armer Heinz! Es war nicht eben Zuneigung, was Frau Toska ihm in Gedanken nachtrug. Heinz hätte nur gelacht, hätte er überhaupt darüber nachgedacht, und er be mühte sich, den Einfluß der schönen Frau bei seinem leicht lebigen Freunde zu Paralysiren, ohne doch jemals eine wirk liche Warnung ausznsprechen. Heinz war viel zu klug, um nicht zu wissen, daß derartige freundschaftliche Warnungen nur allzuleicht gerade das Gegentheil der beabsichtigten Wir kung erzielen

. . Und es war ja schließlich auch alles so gekommen, wie es wahrhaftig gar nicht besser kommen konnte: Egbert hatte sich, des leichtfertigen Spiels überdrüssig, aus eigener Kraft losgerissen, die Fesseln, die sich dichter und dichter um ihn zu legen strebten, mit einem kräftigen Ruck avgestreijt, er hatte noch mehr gethan, er hatte sich freiwillig in andere Fesseln begeben, Fesseln, die zu tragen einen Mann stolz und glücklich machen konnten, und setzt stand ihm eine Frau zur Seite, zu der die Augen zu erheben, wie Heinz

zu richten. Heinz sprang auf. „Dars ich Ihnen meinen Arm anbieten, gnädigste Frau, wollen Sie sich von mir nach dem Foyer sühren lassen':' Jsidore zögerte eine kleine Weile, dann stand sie auf, bereit auf den Vorschlag ihres Begleiters einzugehen. In diesem Augenblick wuroe die Logenthür von außen geössnet, und Egbert trat hastig ein. In seinen Angen bliM es auf, wie sie sich auf Jsidore richteten. „Verzeihe, daß ich warten ließ, ick wurde länger auf gehalten als ich dachte.' Ein spöttisches Lächeln

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Sonntagsblatt/Illustriertes Sonntagsblatt
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Page 9 of 15
Date: 27.03.1896
Physical description: 15
sagte, in- und auswendig und hatte sich zudem nie sür Wagnerische Musik begeistern können. Es amüsirte ihn, dieses »kokette Spiel mit den Augen, die jede Secunde, wie es eben in Frau Toskas Willen lag, ihren Ausdruck wech selten, das Heben und Senken der runden weißen Schultern, die aus brennend rothem Sammt hervorleuchteten, in dieser seurigen Umrahmung nur um so weißer erscheinend, und er setzte den Fächer in stärkere Bewegung und sah lächelnd zu, wie die kleinen Löckchen im Nacken

klingender Stimme, „darf ich Sie viel leicht an meinem Herzen wärmen?' Toska zog ein Mäulchen. „Als ob Sie diesen Platz noch zu freier Verfügung hätten, als ob dieser Platz nicht ein für alle Mal Ihrer Frau Gemahlin gebührte!' Eine Welt von Bosheit lag bei diesen Worten in Toskas Augen, sie erinnerten in diesem Augenblick ganz entschieden an Katzenaugen. War es diese Bosheit, oder was war es sonst, daß sofort einen Schatten über Egberts vorher noch so übermüthiges Gesicht jagte? Er klappte den Fächer

, ich habe Recht, sehen Sie nur, bitte, ein mal genauer hinüber. Das ist ein Profil, wie es die Jung frau von Orleans gehabt haben muß. Glauben Sie nicht, daß es diesen etwas streng geschlossenen Lippen sehr gut stehen würde, wenn sie sich plötzlich öffneten und das bewußte, unsterbliche: „Mein ist der Helm, und mir gehört er zu', zum Besten gäben?' Egbert sah entschieden zornig ans, aber Toska, die sich allein auf der ganzen Welt das Recht zugestand, Launen zu haben, beachtete augenblickliche Mißstimmungen

bei Anderen nicht und zu allerletzt bei Verehrern, sie legte sich, mit der Manier eines spielenden Kätzchens, leicht zurück und fuhr fort, mit dem Fächer tändelnd: „Kennen Sie jene Dame vielleicht? Es muß eine Fremde sein.' „Eine Fremde — gewiß, aber ich habe den Vorzug, die Dame ziemlich genau zu kennen', und Egbert stand auf, und es klang jetzt wie Hohn in seiner Stimme, „es ist nämlich meine Frau. — Ich habe die Ehre, mich den Herr schasten zu empfehlen.' Eine leichte Verbeugung, ein grüßender Blick ringsum, und die Logenthür

schloß sich hinter Egbert, und Toska be gann mit ihrem Fächer ein nervös aufgeregtes Spiel, wobei sie es geschickt verstand, ihren Gesichtsausdruck der Beobach tung zu entziehen. „— Seine Frau! — ah, wirklich — seine Frau!^ Toska wußte ja, daß Egbert verheirathet sei, aber sie hatte sich diese Frau doch so ganz, ganz anders vorgestellt. Egbert hatte vor einem Jahre ungefähr zu ihrei. ^eifrigsten Bewunderern gehört, und Tosk<» hatte sich diese Bewunderung nur zu gern gefallen lassen, sie gehörte

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Sonntagsblatt/Illustriertes Sonntagsblatt
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Page 8 of 15
Date: 27.03.1896
Physical description: 15
und lustig. „Mit den Wölfen muß man heulen, verehrte gnädige Frau, Sie waren heut auf dem besten Wege, die tiefe Wahrheit dieses Satzes zu ergründen, bleiben Sie auf diesem Wege, ich glaube mich dafür ver bürgen zu dürfen, daß er zum Ziele sührt.' Es war eigentlich nicht möglich, Heinz im Ernst böse zu sein; er hatte einen losen Mund nnd sagte wohl einmal etwas, das besser ungesagt geb ieben wäre, aber schlimm ge meint war es sicher nie, Jsidvre hatte das schon erfahren in der Zeit ihrer Bekanntschaft

sehr interessirt, wie die jungen Dinger, die etwas kleinstädtisch aus sahen und noch mcht oft in einem großen Theater gewesen sein mochten, unter einander zischelten und lachten. „Welche Dame?' Er ließ sein Glas sinken, und seine Augen wandten sich mit erstaunt fragendem Ausdruck seiner Nachbarin zu. Jsidore machte eine ungeduldige Bewegung, und Heinz folgte jetzt wirklich ihrem Blick. „Ah!' machte er erstaunt, „aber das habe ich ja total übersehen, gnädigste Frau. Die Dame ist meine vortreffliche Freundin

— es be steht eine kleine, aber unüberwindliche Aversion zwischen uns — Frau Toska von Tönning, die Gattin meines braven Rittmeisters, des Herrn, der links im Hintergründe sitzt und dessen gewaltige Denkersticn eben in diesem Moment zur schönsten Geltung kommt. Wenn wir jetzt noch im Paradiese lebten, käme Frau Toska mit Fug und Recht die Rolle der Schlange zn,' setzte Heinz hinzu, während er mit Ingrimm beobachtete, wie Frau Toska jetzt eb.n die blauen Augen mit einem madonnenhaften Aufschlage zu Egbert

erhob, der sich lächelnd, mit dem leichtsinnigen Lächeln vergangener Zeiten, zu ihr niederbeugte, und wie Jsidore, die uatürlich dasselbe sah, die Lippeu zusammenpreßte, um dauu das schöue Haupt mit einer leichten, verächtlichen Bewegung fortzuweudeu und ihr Juteresse scheinbar ungeteilt auf die Vorgänge hinter der Rampe zu couceutrireu. „Verrücktheit, positive Verrückt heit,' brummte Heiuz iu sich hiueiu, „wo er doch genau weiß, daß seine Frau hier ist! Aber es ist so, wie es immer

gewesen ist, sie wickelt rlm, wenn es ihr so beliebt, um den niedlichsten kleinen Finger der Welt. Ja, Potz Blitz, die Kleine versteht es, mit uns Männern umzugehen, sie versteht es auch, etwas aus sich zu macheu, denn eigent lich hübsch — nein, bei Moses und allen Propheten! — eigentlich hübsch ist sie nicht.' Und er richtete sein Glas mit der größten Ungenirtheit aus sein reizendes Gegenüber und stellte so ernsthafte Be- obachtuugeu an, als sähe er die junge Frau heut zum ersten Male. Welchen pikanten Contrast

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Page 11 of 15
Date: 27.03.1896
Physical description: 15
„Es ist hier eine wahrhaft afrikanische Hitze, nein, wirklich, kaum zum Au-'halten, ich muß versuchen, ander wärts ein paar Athemzüge frische Luft zu schöpfen, soll ich nicht fürchten, zu ersticken. O bitte, mein Freund, derangire Dich nicht,' sie nickte ihrem Gatten begütigend zu, der schon Miene gemacht hatte, sich leise seufzend zu erheben; er war ein so musterhafter Gatte, daß der leiseste Wink seiner schönen Frau ihm als unumstößlicher Befehl galt, „Victor wird mich gewiß begleiten

Sie mich Ihrer Frau Gemahnn vor!' Egbert machte eiue Miene wie Jemand, der es versucht, etwas Unangenehmes mit möglichster Fassung über sich er gehen zu lassen, und murmelte etwas, das nur viel guter Wille für die gewünschte Vorst-llnng halten konnte. Toska hatte diesen guten Willen; sie neigte das blonde Haupt auf sehr aumuthige Weise, ohne für den hochmüthig steifen Gegengrnß Jsidores einen Blick übrig zu haben, und begann daun diese mit einer wahren Fluth von höflichen, nichtssagenden Redensarten

zu überschütten. Nach einer Weile unterbrach sie sich selbst: „Gestatten Sie, Frau von Noth mühl, daß ich Ihnen meinen Vetter vorstelle! Aber Victor, was fällt Ihnen denn ein, das Veilchen im Verborgenen spielen zu wollen?' Der junge Offizier trat vor, er hatte sich im ersten Moment etwas zurückgezogen gehabt, und verbeugte sich sehr ties und respectvoll vor Jsidore, wobei seine Absätze hörbar aneinander klappten. Ein etwas weniger abweisender Zug trat auf Jsidores Gesicht hervor, als ihre Augeu den beinahe

noch knabenhaft jungen Mann streiften, und ihr Gruß wurde gütiger, freund licher als zuvor. Toska, die Alles sah, hatte auch das ge sehen, aber kein Zug ihres hübschen Gesichts veränderte sich, sie hatte sich vollkommen in der Gewalt. „Ich bin eine sehr, sehr alte Freundin Ihres Herrn Gemahls', plauderte Toska weiter, Eglert mit einem schel mischen Seitenblick streifend; die kleine Frau, die sicher nicht viel unter dreißig Jahren alt sein mochte, sah in diesem Augenblick ans' wie ein übermüthiger Backfisch

heran? Denn daß diese Begegnung hier nicht der Zufall her beigeführt, dafür hätte er seinen Kopf verwetten mögen; was wollte sie von ihr? Es war ihm plötzlich unangenehm, er wußte nicht recht weshalb, daß seine Frau überhaupt die Bekanntschaft gemacht hatte, und er schalt sich innerlich, daß er selbst mittelbar die Veranlassung dazu gegeben hatte, da durch, daß er Frau Toska in das Theater begleitet. Wenn er Toska mit Jsidore verglich, erschien es ihm beinahe wie ein Unrecht gegen die Letztere

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Page 22 of 54
Date: 27.03.1896
Physical description: 54
, rüstigen Mann in wenigen Tagen dahin. Egbert zeigte die angemessene Betrübniß, wie sie einem guten Sohn zukam, der in seinem sonnigen Leben auch nicht eine Biertelstunde lang Ursache gehabt, sich über seinen Vater zu beklagen, und Frau Malvine hüllte ihre ganz schmale, blasse Person in dichte Wolken kohlschwarzen Crepes ein und veranstaltete ein Leichenbegängniß, bei dem sie Alles an Pomp entfaltete, was sich bei einer derartigen Gelegenheit anbringen ließ; kurz, es war Alles so, wie es sich gehörte

, und wich nicht um Haaresbreite von dem herkömmlichen Geleise ab. Bertram hatte auch bei diesem Todesfall nicht die ge ringste Kunde von sich gegeben; es waren jetzt schon mehr denn zehn Jahre seit seinem letzten Briefe vergangen, er mußte wohl gestorben sein. Frau Malvine behauptete, er habe stets eine zarte Constitution gehabt und sand es mehr wie überflüssig, geradezu unsinnig, daß der Verstorbene in seinem Testament den ältesten Sohn auf überreiche Weise bedacht hatte. Freilich hatte Egbert

gegen ihn wieder in ihrer Brust, die nur aus Mangel an Nahrung gewisser maßen eingeschlafen waren. Frau Malvines Herzensgute konnte nur unter sehr günstigen Bedingungen zu einer gewissen Geltung kommen, waren diese Bedingungen nicht vor handen, so war die Herzensgute spurlos verschwunden. Sie war Egoistin durch und durch und hatte nie etwas Anderes geliebt als sich selbst. Seit sie ihren Sohn hatte, hatte sie diesen gewissermaßen als den besseren Theil ihres Selbst, mit der ganzen Fülle ihrer Zärtlichkeit überschüttet

beständig für sein Leben. Ein Duell! entsetzlicher, beängstigender Gedanke sür ein Mutterherz. Aber Egbert war eben ein Glückspilz, ihm geschah nie etwas, nach seiner eigenen bescheidenen Auffassung gehörte er unter das Unkraut, das eben durch seine Ueberflüssigkeit vor dem Verderben be wahrt bleibt. Frau Malwiue dachte darüber anders; sür sie war ihr Egbert der Eine, Einzige, um deu sich ihrer Ansicht nach das Weltall drehen mußte, wenn es Einsicht in die Sachlage nahm, und sie versuchte

ihm für den Augenblick wirklich, er war lange g nug Soldat gewesen, hatte das hauptstädtische Pflaster zur Genüge getreten, um für die erste Zeit in der ungebundenen Freiheit des Land lebens volles Genügen zu finden; er gehörte zu Denjenigen, die das „Variatio auf ihre Fahne geschrieben haben, und er war sroh, daß das kleine zarte Verhältniß eben mit jener Frau von Tönning, über die er mir H.inz Wernicke gesprochen, einen st hr natürlichen, selbstverständlichen Abschluß gesunden hatte. Egbert war eben auf dem besten

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Page 38 of 54
Date: 27.03.1896
Physical description: 54
eislaufen können?' „Natürlich, warum nicht? Und ich denke, wir gehen in's Haus, damit Du gleich die nöthigen diesbezüglichen Befehle geben kannst. Wird Deine Frau Gemahlin sich an unserem harmlosen Vergnügen betheiligen?' „Ja, wer kann das wissen, ich zu allerletzt, das müßtest Du weiser Salomo doch längst gemerkt haben?' „So wollen wir eben bei nächster Gelegenheit die wichtige Frage an sie richten.' Heinz that so, als habe er Egberts kleinen Ausfall absolut nicht bemerkt. „Ah, aber das Schick sal

ist in einer seiner gnädigen Gebelaunen, sieh' da, Deine Frau Gemahlin,' denn eben bog Jsidore um die entgegen gesetzte Hausecke, „lupus iu ikdula, übrigens ein sehr anmuthiger Wolf, Alles was wahr ist.' Jsidore sah wirklich in der dunklen Pelzmütze, dem kurzen, eng anschließenden, pelzbesetzten Jacket sehr vortheil haft aus, zumal der wegen des Schnees hoch aufgenommene Kleidrock die schmalen, Practisch aber elegant beschuhten Füße freigab. Egberts Augen hafteten plötzlich wie verzaubert an diesen Füßen, die so fest

, oder war sein Geschmack viel leicht ein anderer geworden? Er grübelte darüber, immer noch den Blick, als gälte es dort ein Problem zu lösen, auf die schmalen Füße mir dem hoch geschwungenen, graziösen Spann gerichtet, und er hörte wie aus einem Traume her aus die lustige, unbefangene Begrüßung, die Heinz Jsidoren entgegenrief, und lüftete mechanisch den Hut, während er ein Gefühl hatte, als müsse er dem Freunde eben diese köstliche Unbefangenheit beneiden. „Ich sehe zu meiner Freude, gnädigste Frau

hin, das von der Winterkälte eine erhöhte Farbe zeigte, und richteten sich auf Heinz, „wirklich, ich finde. Du bist ein vorzüglicher Anwalt;' es lag etwas wie leise Ablehnung in dem Ton der Stimme. „Sie wollten mir einen Vorschlag machen?' wandte sich indessen Jsidore zu Heinz, ein winziges, weißes Stern chen, das aus der Luft herniedergetaumelt kam, fortblasend. „Einen sehr wichtigen Vorschlag natürlich,' und Heinz entfaltete viel Zungengelänfigkeit, indem er seinen prächtigen Plan vor der jungen Frau entwickelte

war. „Ich war nur nach dem Dorf gegangen, um — nun, es ist doch wohl nichts Schlimmes, und ich hoffe. Du wirst nichts dagegen haben. Ich hörte heut siüd von meinem Mädchen von einer Kranken erzählen, bei der entsetzliche Noth herrschen sollte, und ich wollte mich dur<5 den Augenschein überzeugen, ob es wahr ist, und wie geholfen werden kann. Ich fand meine schlimmsten Erwartungen noch bei Weitem übertroffen.' Jsidore schauerte noch in der Erinnerung zusammen. „Kein Mann im Hause, die Frau ist Wittwe, dabei drei Kinder

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Page 48 of 54
Date: 27.03.1896
Physical description: 54
sagte, in- und auswendig und hatte sich zudem nie sür Wagnerische Musik begeistern können. Es amüsirte ihn, dieses »kokette Spiel mit den Augen, die jede Secunde, wie es eben in Frau Toskas Willen lag, ihren Ausdruck wech selten, das Heben und Senken der runden weißen Schultern, die aus brennend rothem Sammt hervorleuchteten, in dieser seurigen Umrahmung nur um so weißer erscheinend, und er setzte den Fächer in stärkere Bewegung und sah lächelnd zu, wie die kleinen Löckchen im Nacken

klingender Stimme, „darf ich Sie viel leicht an meinem Herzen wärmen?' Toska zog ein Mäulchen. „Als ob Sie diesen Platz noch zu freier Verfügung hätten, als ob dieser Platz nicht ein für alle Mal Ihrer Frau Gemahlin gebührte!' Eine Welt von Bosheit lag bei diesen Worten in Toskas Augen, sie erinnerten in diesem Augenblick ganz entschieden an Katzenaugen. War es diese Bosheit, oder was war es sonst, daß sofort einen Schatten über Egberts vorher noch so übermüthiges Gesicht jagte? Er klappte den Fächer

, ich habe Recht, sehen Sie nur, bitte, ein mal genauer hinüber. Das ist ein Profil, wie es die Jung frau von Orleans gehabt haben muß. Glauben Sie nicht, daß es diesen etwas streng geschlossenen Lippen sehr gut stehen würde, wenn sie sich plötzlich öffneten und das bewußte, unsterbliche: „Mein ist der Helm, und mir gehört er zu', zum Besten gäben?' Egbert sah entschieden zornig ans, aber Toska, die sich allein auf der ganzen Welt das Recht zugestand, Launen zu haben, beachtete augenblickliche Mißstimmungen

bei Anderen nicht und zu allerletzt bei Verehrern, sie legte sich, mit der Manier eines spielenden Kätzchens, leicht zurück und fuhr fort, mit dem Fächer tändelnd: „Kennen Sie jene Dame vielleicht? Es muß eine Fremde sein.' „Eine Fremde — gewiß, aber ich habe den Vorzug, die Dame ziemlich genau zu kennen', und Egbert stand auf, und es klang jetzt wie Hohn in seiner Stimme, „es ist nämlich meine Frau. — Ich habe die Ehre, mich den Herr schasten zu empfehlen.' Eine leichte Verbeugung, ein grüßender Blick ringsum, und die Logenthür

schloß sich hinter Egbert, und Toska be gann mit ihrem Fächer ein nervös aufgeregtes Spiel, wobei sie es geschickt verstand, ihren Gesichtsausdruck der Beobach tung zu entziehen. „— Seine Frau! — ah, wirklich — seine Frau!^ Toska wußte ja, daß Egbert verheirathet sei, aber sie hatte sich diese Frau doch so ganz, ganz anders vorgestellt. Egbert hatte vor einem Jahre ungefähr zu ihrei. ^eifrigsten Bewunderern gehört, und Tosk<» hatte sich diese Bewunderung nur zu gern gefallen lassen, sie gehörte

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Page 50 of 54
Date: 27.03.1896
Physical description: 54
„Es ist hier eine wahrhaft afrikanische Hitze, nein, wirklich, kaum zum Au-'halten, ich muß versuchen, ander wärts ein paar Athemzüge frische Luft zu schöpfen, soll ich nicht fürchten, zu ersticken. O bitte, mein Freund, derangire Dich nicht,' sie nickte ihrem Gatten begütigend zu, der schon Miene gemacht hatte, sich leise seufzend zu erheben; er war ein so musterhafter Gatte, daß der leiseste Wink seiner schönen Frau ihm als unumstößlicher Befehl galt, „Victor wird mich gewiß begleiten

Sie mich Ihrer Frau Gemahnn vor!' Egbert machte eiue Miene wie Jemand, der es versucht, etwas Unangenehmes mit möglichster Fassung über sich er gehen zu lassen, und murmelte etwas, das nur viel guter Wille für die gewünschte Vorst-llnng halten konnte. Toska hatte diesen guten Willen; sie neigte das blonde Haupt auf sehr aumuthige Weise, ohne für den hochmüthig steifen Gegengrnß Jsidores einen Blick übrig zu haben, und begann daun diese mit einer wahren Fluth von höflichen, nichtssagenden Redensarten

zu überschütten. Nach einer Weile unterbrach sie sich selbst: „Gestatten Sie, Frau von Noth mühl, daß ich Ihnen meinen Vetter vorstelle! Aber Victor, was fällt Ihnen denn ein, das Veilchen im Verborgenen spielen zu wollen?' Der junge Offizier trat vor, er hatte sich im ersten Moment etwas zurückgezogen gehabt, und verbeugte sich sehr ties und respectvoll vor Jsidore, wobei seine Absätze hörbar aneinander klappten. Ein etwas weniger abweisender Zug trat auf Jsidores Gesicht hervor, als ihre Augeu den beinahe

noch knabenhaft jungen Mann streiften, und ihr Gruß wurde gütiger, freund licher als zuvor. Toska, die Alles sah, hatte auch das ge sehen, aber kein Zug ihres hübschen Gesichts veränderte sich, sie hatte sich vollkommen in der Gewalt. „Ich bin eine sehr, sehr alte Freundin Ihres Herrn Gemahls', plauderte Toska weiter, Eglert mit einem schel mischen Seitenblick streifend; die kleine Frau, die sicher nicht viel unter dreißig Jahren alt sein mochte, sah in diesem Augenblick ans' wie ein übermüthiger Backfisch

heran? Denn daß diese Begegnung hier nicht der Zufall her beigeführt, dafür hätte er seinen Kopf verwetten mögen; was wollte sie von ihr? Es war ihm plötzlich unangenehm, er wußte nicht recht weshalb, daß seine Frau überhaupt die Bekanntschaft gemacht hatte, und er schalt sich innerlich, daß er selbst mittelbar die Veranlassung dazu gegeben hatte, da durch, daß er Frau Toska in das Theater begleitet. Wenn er Toska mit Jsidore verglich, erschien es ihm beinahe wie ein Unrecht gegen die Letztere

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Page 24 of 54
Date: 27.03.1896
Physical description: 54
, rüstigen Mann in wenigen Tagen dahin. Egbert zeigte die angemessene Betrübniß, wie sie einem guten Sohn zukam, der in seinem sonnigen Leben auch nicht eine Viertelstunde lang Ursache gehabt, sich über seinen Vater zu beklagen, und Frau Malvine hüllte ihre ganz schmale, blasse Person in dichte Wolken kohlschwarzen Crepes ein und veranstaltete ein Leichenbegängnis bei dem sie Alles an Pomp entfaltete, was sich bei einer derartigen Gelegenheit anbringen ließ; kurz, es war Alles so, wie es sich gehörte

, und wich nicht um Haaresbreite von dem herkömmlichen Geleise ab. Bertram hatte auch bei diesem Todesfall nicht die ge ringste Kunde von sich gegeben; es waren jetzt schon mehr denn zehn Jahre seit seinem letzten Briefe vergangen, er mußte wohl gestorben sein. Frau Malvine behauptete, er habe stets eine zarte Constitution gehabt und fand es mehr wie überflüssig, geradezu unsinnig, daß der Verstorbene in seinem Testament den ältesten Sohn auf überreiche Weise bedacht hatte. Freilich hatte Egbert

gegen ihn wieder in ihrer Brust, die nur aus Mangel an Nahrung gewisser maßen eingeschlafen waren. Frau Malvines Herzensgüte konnte nur unter sehr günstigen Bedingungen zu einer gewissen Geltung kommen, waren diese Bedingungen nicht vor handen, so war die Herzensgüte spurlos verschwunden. Sie war Egoistin durch und durch und hatte nie etwas Anderes geliebt als sich selbst. Seit sie ihren Sohn hatte, hatte sie diesen gewissermaßen als den besseren Theil ihres Selbst, mit der ganzen Fülle ihrer Zärtlichkeit überschüttet

beständig für sein Leben. Ein Duell! entsetzlicher, beängstigender Gedanke für ein Mutterherz. Aber Egbert war eben ein Glückspilz, ihm geschah nie etwas, nach seiner eigenen bescheidenen Auffassung gehörte er unter das Unkraut, das eben durch seine Ueberflüssigkeit vor dem Verderben be wahrt bleibt. Frau Malwine dachte darüber anders; für sie war ihr Egbert der Eine, Einzige, um den sich ihrer Ansicht nach das Weltall drehen mußte, wenn es Einsicht in die Sachlage nahm, und sie versuchte

ihm für den Augenblick wirklich, er war lange g nug Soldat gewesen, hatte das hauptstädtische Pflaster zur Genüge getreten, um für die erste Zeit in der ungebundenen Freiheit des Land lebens volles Genügen zu finden; er gehörte zu Denjenigen, die das „Variatio Zelcotut.' auf ihre Fahne geschrieben haben, und er war sroh, daß das kleine zarte Verhältniß eben mit jener Frau von Tönning, über die er mir H.inz Wernicke gesprochen, einen sehr natürlichen, selbstverständlichen Abschluß gesunden hatte. Egbert war eben

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Page 47 of 54
Date: 27.03.1896
Physical description: 54
und lustig. „Mit den Wölfen muß man heulen, verehrte gnädige Frau, Sie waren heut auf dem besten Wege, die tiefe Wahrheit dieses Satzes zu ergründen, bleiben Sie auf diesem Wege, ich glaube mich dafür ver bürgen zu dürfen, daß er zum Ziele sührt.' Es war eigentlich nicht möglich, Heinz im Ernst böse zu sein; er hatte einen losen Mund nnd sagte wohl einmal etwas, das besser ungesagt geb ieben wäre, aber schlimm ge meint war es sicher nie, Jsidvre hatte das schon erfahren in der Zeit ihrer Bekanntschaft

sehr interessirt, wie die jungen Dinger, die etwas kleinstädtisch aus sahen und noch mcht oft in einem großen Theater gewesen sein mochten, unter einander zischelten und lachten. „Welche Dame?' Er ließ sein Glas sinken, und seine Augen wandten sich mit erstaunt fragendem Ausdruck seiner Nachbarin zu. Jsidore machte eine ungeduldige Bewegung, und Heinz folgte jetzt wirklich ihrem Blick. „Ah!' machte er erstaunt, „aber das habe ich ja total übersehen, gnädigste Frau. Die Dame ist meine vortreffliche Freundin

— es be steht eine kleine, aber unüberwindliche Aversion zwischen uns — Frau Toska von Tönning, die Gattin meines braven Rittmeisters, des Herrn, der links im Hintergründe sitzt und dessen gewaltige Denkersticn eben in diesem Moment zur schönsten Geltung kommt. Wenn wir jetzt noch im Paradiese lebten, käme Frau Toska mit Fug und Recht die Rolle der Schlange zn,' setzte Heinz hinzu, während er mit Ingrimm beobachtete, wie Frau Toska jetzt eb.n die blauen Augen mit einem madonnenhaften Aufschlage zu Egbert

erhob, der sich lächelnd, mit dem leichtsinnigen Lächeln vergangener Zeiten, zu ihr niederbeugte, und wie Jsidore, die uatürlich dasselbe sah, die Lippeu zusammenpreßte, um dauu das schöue Haupt mit einer leichten, verächtlichen Bewegung fortzuweudeu und ihr Juteresse scheinbar ungeteilt auf die Vorgänge hinter der Rampe zu couceutrireu. „Verrücktheit, positive Verrückt heit,' brummte Heiuz iu sich hiueiu, „wo er doch genau weiß, daß seine Frau hier ist! Aber es ist so, wie es immer

gewesen ist, sie wickelt rlm, wenn es ihr so beliebt, um den niedlichsten kleinen Finger der Welt. Ja, Potz Blitz, die Kleine versteht es, mit uns Männern umzugehen, sie versteht es auch, etwas aus sich zu macheu, denn eigent lich hübsch — nein, bei Moses und allen Propheten! — eigentlich hübsch ist sie nicht.' Und er richtete sein Glas mit der größten Ungenirtheit aus sein reizendes Gegenüber und stellte so ernsthafte Be- obachtuugeu an, als sähe er die junge Frau heut zum ersten Male. Welchen pikanten Contrast

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