„Herr Gott!' Mit geisterbleichem Gesicht starrte sie aus das Bild, und nach dem ersten Ausruf kam es hastend und stammelnd: „Der arme, arme Mensch!' 14. „Ja, aber um Gottes willen, Frau Gräfin, kennen Sie den Mann denn? Vermuten Sie, wer sein Mörder war? . . . Daun müssen Sie doch nähere Angaben machen...' Gräfin Marigold schüttelte den Kopf nnd sah mich mit ihren stahlgrauen Augen, die jetzt etwas merkwürdig Kaltes hatten, starr an. Ihr Verdacht richtet sich auf Gräfin Lolita
... auf ihre Schwä gerin, so fuhr es mir durch den Sinn. . . sie weiß um das Bild iu dem Ringe des Toten. Um sie zum Sprechen zu bewegen und um ihre wahre Mei nung zu erforschen, sagte ich möglichst gleichmütig: „Ich weiß je mand, der uns vielleicht nähere Aufklärung geben könnte .. „Und wer wäre das?' „Ein Mann namens Richard Kien .. .' „Richard Kien!' Auf der weißen Stirn der schönen Frau erschien ein kleines Fältchen, ein ganz kleines, das gleich wieder verschwand, aber ich hatte es doch gesehen. „Kennen
, und als sie nun wieder rnhiger geworden und sich mehr in der Gewalt hatte, wurde mir klar, daß sie versuchte, mich znm Bundesgenossen zn gewinnen; in welcher Sache war mir noch verborgen, aber es war sicher so, uud sie mußte irgend einen Grund dazu habeu. „Wisse» Sie was, Rudhuse? Ich denke, es ist am besten, wenn wir nicht mehr von der ganzen Geschichte sprechen.' Die schöne Frau war ein paarmal im Zimmer auf und nieder gegangen und stand nun, die Hände auf dem Rücken verschränkt, mir gegenüber. Das Licht der Lampe fiel
.' Ich war von diesem plötzlichen Bekenntnis vollständig über rascht. Es war ein merkwürdig inniger, vibrierender Ton in ihrer Stimme, der von Herzen kam nnd mir zu Herzen ging. So hatte die schöne Frau denn endlich in dem Moment seelischer Erregung eingestanden, wie sie durch ihr Verhalten deu Mann gequält, uud