Leite 4. Nr. 27. schnell überlaufen", so lief auch „Meister Knopf, das kleine Männlein, vor Zorn schnell über und rüttelte die Ohren der Lehrjungen in unbarm herzigster Weise, nicht gerührt von dem Wehge schrei, das die Opfer seines Grimms erschallen ließen. Wenn dann bisweilen Franziska, des Meisters dreizehnjähriges Töchterlein, dem es durch das Herz ging, wenn die armen Jungen so kläglich schrien, fürbittend zu sprechen wagte: „Vater, nicht gar so fest und nicht gar immer, der Bub' wird ganz
verzagt", dann fauchte der Meister wie ein Wildkatze: „Was? was? Du kämst auch noch daher, mich zu ärgern? Fliehe, du Geis, du schnappige, oder ich weiß nicht, was ich tue!" Die Franziska konnte auch wirklich nichts Besseres tun, als abziehen; denn wenn, wie ein ordinäres Wort lautet, „mit einem Narren kein Kind zu taufen ist", so war mit Meister Knopf, wenn ihm einmal das Häfelein überge laufen, auch einige Zeit lang kein vernünftig Wort mehr zu sprechen. Von dieser Beschaffen heit war das Männlein
über die ihm wie derfahrene Behandlung recht verzagt und der Meister eben nicht um die Wege war, näherte sich dessen Töchterlein, die Franziska, demselben, schaute ihn mit ihren blauen Augen gar innig und bittend an und flüsterte ihm voll kindlichen Mitleides tröstend zu: „Toni, sei nicht allzu fast traurig; der Vater meint es nicht so böse. Er ist eigentlich nicht böse; es ist nur so 'ne Manier von ihm. Halt aus; es wird mit der Zeit immer besser werden." Diese Worte des Kindes, auf das Liebevollste, Mitleidigste
noch jedesmal den geknickten Mut wieder aufgerichtet, die Franziska, nicht daheim war, sondern bei einer Base auf Besuch, und so fand sich niemand, der den Toni andern Sinnes gemacht hätte. Ehe er in seine Schlafkammer ging, sagte er dem Meister noch gute Nacht, in einein recht traurigen Tone; der Meister aber achtete des Grußes gar nicht, sondern wetterte seine bekannte Rede von „Undankbarkeit und das Glück mit den Füßen von sich stoßen", vor sich hin. Als es Nacht geworden, erhob der Toni sich sachte
von seinem ärmlichen Lager, auf dem er ohnehin nicht geschlummert, sondern fast beständig ge weint hatte, packte mit vorsichtiger Stille die wenigen Habseligkeiten, die er fein eigen nannte, darunter ein Büchlein mit Nadeln, etwas Zwirn und Seide und eine Kleiderbürste, die er sich ge kauft, in ein Bündel zusammen und trat leise aus der Kammer. Als er vor dein Gemache vor überkam, in welchem die Franziska zu schlafen pflegte, blieb er einige Augenblicke stehen und flüsterte, obfchon er wußte, daß dieselbe zur Zeit