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Alpenländer-Bote
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Page 4 of 16
Date: 23.10.1927
Physical description: 16
Seite 4. Nr. 42. Jas M -es MsthvSlenen. Erzählung aus dem Volksleben von M. Buol. Das alles und manches andere hörte Johanna, shne daß sie erst darum fragen mußte. Die Weiber mußten eben, daß sie durch ihren Mann mit For tuna verwandt sei, deshalb singen sie immer wie der von Fortuna an. Zuweilen fragten sie auch: ./3eht Ihr denn nie nach Sarnonico, Giovanna? ähr solltet die Zia doch besuchen!" Sie meinten wohl, daß man sich um eine reiche Verwandte nfriger bemühen solle. Johanna versicherte

dann, daß sie Fortuna näch stens besuchen werde; denn die arme Zia daure sie unsäglich. Es war ihr ernst mit dieser Versicherung. Dann aber verging Tag um Tag. die Arbeit drängte, und Johanna fand keine Zeit, nach Sarnonico zu gehen. „Grüßt mir Zia Fortuna," sagte sie wohl zuwei len, wenn jemand von dort an der „Waldkönigin" vorbeikam. Und dabei blieb es. Und wenn sie sichs recht gestand, dann wars nicht allein die tägliche Arbeit, was sie abhielt. Es war etwas Zwischen sie und Fortuna gekommen; sie hätte

nicht sagen können, was. Als ihr Schwiegervater noch lebte, hatte Jo hanna seine Schwester lieber gehabt als ihn. For tuna ließ jedem seine Meinung und nahm es mit Gleichmut hin, daß ihres Bruders Sohn eine An dersgläubige heimgeführt hatte. Wenn Fauftino klagte, seine Schwiegertochter könne nicht einmal das Ave Maria beten, erwiderte Fortuna launig, das Paternoster könne sie sicher, und das sei auch etwas. Meist aber trumpfte sie den Alten mit einem kurzen, barschen „Va la!" (Geh

doch!) ab. Das hatte ihr Johanna gedankt, hatte Fortuna im mer für klüger geachtet als Fauftino. Doch seit Faustinos Tode war es anders. Nun war der ehr würdige alte Mann für sie mit einem Glorienschein umgeben. Nun glaubte sie ihn drüben bei Giovanni in einem stillen, geheimnisvollen Lande, das sie sich nicht vorstellen konnte, von dem sie aber sicher hoffte, daß es ein Land des Friedens und des Glückes sei. Und seither hegte sie für Fauftino eine ehrwürdige Zärtlichkeit wie für ihren leib lichen Vater. Das stolze, lieblose

Benehmen der Koflerbäuerin, die es nicht einmal der Mühe wert gefunden hatte, Faustinos Leiche zu Grabe zu geleiten, hatte Jo hanna aufs Tiefste verletzt; sie konnte das nie mehr vergessen. Und Fortuna? Ach, Fortuna war da mals krank gewesen; so wenigstens hatte Emilia versichert, und Johanna wollte es nicht bezweifeln. Sie wollte überhaupt ber Mutter die Lieblosigkeit ihrer Tochter nicht zur Last legen. Aber es gibt Dinge, die man nicht nennen und nicht beschreiben kann und die sich doch wie ein Keil

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Alpenländer-Bote
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Page 4 of 14
Date: 18.09.1927
Physical description: 14
Beistand leistete, der hat ihm alles haarklein berichtet, damit er die Mutter tröste. Ach, Dio mio, die arme Fortuna, was wird die für einen Jammer haben? Aber was will man machen? Wir können nichts anderes mehr tun, als für die Hingeschiedene Seele beten." Sie ging. Draußen bürte man sie noch ein Weil chen mit Gina sprechen. Was sie sagte, verstand man nicht, es war wohl dasselbe, was sie eben er zählt hatte. Johanna stand eine Zeitlang wie versteinert. Sie weinte nicht. Ihrem Herzen war ja der Vetter

," sagte sie, als sie dem Alten sein Frühstück vorsetzte. „Wegen der Seelenmessen will ich mich genau erkundigen, wenn euch so viel daran liegt, und vielleicht kann ich der armen Zia Fortuna behilflich sein." Dem Alten wars recht. „Geh nur. meine Toch ter! Was könnte ich alter Mann für meine ge prüfte Schwester auch tun? Wir könnten ja doch nur beisammen sitzen und über unsere Söhne weinen." Johanna sagte ihm noch ein teilnehmendes Wort: ihr selber aber wars in diesem Augenblicke gar nicht zum Weinen

bis zu einem alten, meist versperrten Ma rienkirchlein. Neben diesem Kirchlein, etwa nur in der Breite einer Gasse davon entfernt, stand ein kleines Haus, mit Freitreppe und vorspringendem Dache, malerisch, aber halb verfallen. Hier hauste Fortuna Seppi, Faustinos Schwester. Faustino und Fortuna waren in ihrer Kindheit arm gewesen. Und die Armut war beiden in ihren Hausstand gefolgt. Das Volk am Nonsberg war in alter Zeit ein gar dürftiges Volk. Oft sah man Scharen von Weibern mit ihren Kindern am Arme

hinabsteigen ins Ueberetsch und von Tür zu Tiir ein Stück Brot erbetteln. Um Allerseelen besonders wars eine wahre Völkerwanderung. Haufenweise wälzte sichs von Haus zu Haus, und an den Ein gängen der Kirchhöfe standen lange Reihen ron Hilfeflehenden, Weiber, Kinder, Greise. Krüppel, den Rosenkranz in der Hand, mit lauter Stimme betend und Almosen heischend um der Seelen des Fegfeuers willen. Nie war Fortuna unter diesen Bettlern gewesen. Sie hatte hart gearbeitet und viel gehungert, aber ihre Hand

, damit sie es auf bewahre und verwalte. Und das tat sie pünktlich. Bei vielen kleineren und größeren Besitzern hatte sie Kapitalien liegen, und den Zins forderte sie ge nau und streng. „Sie ist geizig," sagte man. Aber die Leute, die schnell reich werden, sind das gewöhnlich. Bei all ihrem Gelde war Fortuna einfach und arbeitsam geblieben. Sie lebte kärglich und besorgte ihren kleinen Haushalt selbst. Oft wänderte sie auch auswärts. Zu Sankt Michael in Ueberetsch hatte sie eine Tochter, die an einen wohlhabenden Bauern

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Alpenländer-Bote
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Page 4 of 16
Date: 25.09.1927
Physical description: 16
, daß sie Fortuna Seppi aufgesucht habe, verriet sein Blick inniges Mitleid. „Ach die arme Fortuna! Sind Sie mit ihr befreundet?" Und dann, nachdem sie ihm ihr Verhältnis zu Fortuna erklärt hatte: „0 poveretta, Sie sind also die Frau Giovanni Larchers, der vor drei Jahren mit Lo- renzo nach Amerika gegangen ist!" „Ich hatte immer gehofft. Vetter Lorenzo würde mir früher oder später Nachricht von ihm geben," erwiderte sie mit unterdrückter Stimme. „Ich verstehe, dann ist Lorenzos Tod auch für Sie ein Verlust

. Auch hat er mich gebeten, an seine Mutter beiliegenden Brief zu schreiben. Ich bitte Euer Hochwürden, wenn Sie es für gut finden, in den Brief Einblick zu nehmen, damit Sie die arme Frau bei Ausfüh rung der letzten Anordnungen ihres Sohnes be raten können." Johanna las die wenigen Zeilen auftnerksam. Dann fragte sie: „Und der Brief?" „Den Hab ich natürlich der Fortuna gebracht. Ach, das war eine harte Aufgabe, der Armen das Traurige mitzuteilen! Er war ja ihr einziger Sohn, und so viel ich sagen kann, ein guter Sohn

." „Und der Inhalt des Briefes?" „Gute Frau, ich habe ihn nicht gelesen." Der Pfarrer fügte bei, er nehme sich gerne der Leute an, wenn er merke, daß sie es wünschten oder daß sie in Geschäftssachen unbeholfen seien. Das sei nun aber bei Fortuna sicher nicht der Fall. So habe er denn keinen Grund gehabt, Einblick in ein Schriftstück zu nehmen, das im eigentlichen Sinne das Testament ihres Sohnes sei. „Wenn sie meinen Rat brauchen sollte, so weiß sie ja, wo der Pfarrer wohnt!" Johanna erhob sich. „Verzeihen

, M ihm als Stock dienen sollte. Nun da er unter sich das hohe Giebeldach 4 Englar sah und die breiten Türme von Schics Gandeck und weiter in der Tiefe die schmucke! Häuser von Sankt Michael, sank dem alten Mm, fast der Mut, und je mehr er bergab kam, des! mehr bangte ihm vor dem Wiedersehen mit seinx Schwester. Männer sind so hilflos vor ein« Frauenherzen, das von großem Schmerze getrtz fen ist. Und Fortuna war so ganz anders als a In der Jugend hatten sie sich wohl geliebt noi Kinderart. Aber das Leben

und die rauhe Arbet hatten sie auseinandergeführt. Faustino hatte Mi Weib und seine Kinder, und auch Fortuna rourbe Frau und Mutter. Und als sie nach kurzer Eh Witwe geworden war, da verdoppelte sich fürs,! die Arbeit und die Sorge. Ob sie ihren Mannst geliebt hatte, wußte Faustino nicht, vielleicht ivch! sie's selber nicht; aber ihre Kinder, o ja. die liebte! sie! Ihre Kinder und sonst nichts auf Erden! $t! Herz war wie ein Schacht, dem man nicht auf k Grund sieht, ein Schacht, tief und enge

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Page 4 of 14
Date: 27.11.1927
Physical description: 14
? „Ich bin närrisch!" murmelte sie. Aber sie wußte genau, daß sie bei klarem Ver stände war. Wer keinen Verstand hätte, der könnte nicht so leiden, wie sie litt. Zurück in die Küche! Die Polenta war jetzt gründlich verpfuscht. Aber das machte nichts! Essen konnte man sie doch. Und was übrig blieb, konnte man abends rösten; und wenn mans auch dann noch nicht hinbrachte. um so besser, dann reichte man länger damit. Denn das war das einzige, woran Fortuna noch Freude fand: das Sparen. Sparen? Für wen? Sie wußte

, wie sie es das erstemal gelesen hatte. Dann wieder schauderte ihr vor dem blo ßen Gedanken. Nein, nein, nicht lesen, nur ver brennen! Dazu mußte sie endlich den Mut aus- bringen. Schwächer wurde das Flackern des Feuers auf dem Herde. Und doch wars ihr, als müsse sie ge rade dieses Feuer ausnützen. Aber noch zögerte sie, noch starrte sie willenlos in die Flammen, die klei nen, bläulichen Flämmchen, die launisch über der zuckenden Glut tanzten. Da. . . ein lautes Klopfen an der Haustür! Fortuna schrickt zusammen

. Doch faßt sie sich schnell und tritt hinaus. „Wer ists?" fragt sie mißtrauisch. Von draußen kommt unverständliche Antwort. Eine männliche Stimme ists, eine müde, milde Stimme, die erraten läßt, daß der Besucher kein gefährlicher Gast ist. Einen Augenblick noch zögert Fortuna. Soll sie öffnen? Keine Sorge! Es ist Mittagszeit, alle Nachbarn zu Haufe. Wer Schlimmes im Schilde führt, kommt nicht gerade zur Mittagszeit. Sie schiebt den Riegel zurück, drückt auf die Klinke, öffnet. Da steht ein Mann

vor ihr, mittel- groß, hager, einen Havelock uni die Schultern, auf dem Kopfe einen Hut mit breiter Krampe, der ein bleiches Gesicht beschattet. Nun fliegt über dieses Gesicht ein Leuchten frohen Erkennens; er streckt die Arme nach der Alten aus. „Zia Fortuna!" Sie starrt ihn eine Weile sprachlos an. Endlich findet sie ein Wort, ein einziges: „Giovanni!" Und dann erhebt sie die Hände, und er meint, sie werde ihm um den Hals fallen. Sie aber greift ins Leere, wie jemand, der in einen Abgrund stürzt

die erstaunliche Nachricht zu, daß Giovanni Larcher von Ruffre, der Ver schollene, heimgekehrt sei, und vor Freude dar über sei die alte Fortuna plötzlich gestorben. In ihrer Stube bahrte man die Alte auf, so wie sie war, in ihrem Arbeitskleide. Ein Waschbecken, mit geweihtem Wasser gefiillt, stellte man zu ihren Füßen. Das war alles. Sie hatte gerade keine »feinde im Dorfe, aber Freunde auch keine. In einer Ecke saß Giovanni, halb betäubt. Er konnte es nicht begreifen, daß sein Erscheinen

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Page 4 of 14
Date: 20.11.1927
Physical description: 14
geschäftige Frauenhände, hoben die warme Suppe oder die dampfende Po lenta vom Herde und setzten sie auf den Studen tisch. Nur Fortuna Seppi hatte kerne Eile damit; die machte sich erst jetzt ans Kochen. Sie brauchte ja für niemand «zu sorgen als nur für sich und konnte zum Essen gehen, wann sie wollte. Im Sommer hatte sie die Tochter mit den Kin dern bei sich gehabt; nun waren die längst wieder weg und sie saß allein in ihrem baufälligen Häus chen, das wie die Wohnung einer Armen aussah. Seit Lorenzos

Tode war sie wortkarg und men schenscheu geworden, und das nahm niemand Wun der. „Man muß sie nur lassen." sagten die Wei ber, die am Brunnen vor dem Marienkirchlein zu sammentrafen. Fortuna kam jetzt nie mehr an den Brunnen, wenn sie bemerkte, daß andere dort schöpften oder Wäsche hielten. Vorsichtig lugte sie von ihrer Freitreppe hinab und erst wenn sie sicher war. niemand zu begegnen, nahm sie ihre kupfer nen Eimer über die Schulter und ging um ihren Wasserbedarf Mehr als ein halbes Jahr

war um, seit ihr der Pfarrer die Nachricht vom Tode des Sohnes ge bracht hatte. Niemand wunderte sich, daß sie seit dieser Zeit so düster und verschlossen war. Einer Mutter, die ihr Liebstes verliert, scheint keine Sonne mehr und lacht kein Himmelsblau. Ein sol ches Herz ist gebrochen, ist tot für die Welt. Glück lich, wenn es seinen Trost bei Gott sucht! Aber Fortuna tat das wohl nicht. Wenigstens nicht mit jenere Jnnigkett und Hingebung, die des Himmels Trost herniederzieht. In ihrem Verkehr mit Gott

war Fortuna immer pünktlich und spar sam gewesen, ganz so wie in ihrem Haushalte. Ihre Sonntagsmesse hätte sie um Keinen Preis versäumt; einigemale des Jahres fand sie sich auch am Beichtstuhl des Pfarrers ein. Sie war ein Weib, das man nie müßig sah, und dem man nichts Uebles Nachreden konnte. Fortuna hatte Feuer gemacht. Sie bediente sich noch eines offenen Herdes, was nur die ärmsten Leute des Dorfes taten. Nun stellte sie über das Feuer ein kleines eisernes Gerüst und darauf die Pfanne mit Wasser

Maiskolben verschlossen war, nahm Fortuna ihren Bedarf, und kehrte in die Küche zurück, wo das Wasser in der Pfanne schon zu brodeln begann. Nun konnte es anaehen. Ein paar Handvoll goldgelbes Mais mehl schüttete Fortuna in die Pfanne, gab so viel Salz dazu, als sie zwischen drei Fingern fassen konnte, und begann mit einem flachen Holzscheit die Masse umzurühren. Erst warf das gelbe, bro delnde Ding große Blasen, die aufstiegen und wie der zusammenbrachen. Doch bald wurde es fester. Und Fortunas

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Page 4 of 14
Date: 18.12.1927
Physical description: 14
als seine Erbin diese Summe beheben und die vier tausend Dollars, die er dem Vetter entwendet hatte, mit Zinsen und Zinseszinsen zurückerstatten. Der Pfarrer von Sarnonico möge ihr dabei an die Hand gehen. ' Don Tommaso hatte den Brief zu Eicke gelesen: er schwieg. Vor ihm stand Fortuna Seppi, wie er sie in den letzten Monaten so oft von ferne gesehen hatte, das Bild unausgesprochenen, geheimnisvol len Schmerzes. O, nicht der Tod des Sohnes hatte an ihrem Herzen genagt, feine Schande war es! Diese Schande

vor der Well zu verbergen, war all ihr Bestreben gewesen. Und als nun Giovanni Lar cher, der Verschollene, Totgeglaubte, plötzlich vor ihr stand, da wußte sie, daß Lorenzos Verbrechen offen bar werden müsse, und ihr Herz stand stille. Nicht vor Freude war sie gestorben, die Unglückliche, rein, vor Schrecken. Wohl hatte Fortuna nach dem Matze ihres Be greifens Lorenzos Schuld gesühnt. Keinen Heller unredlich erworbenen Geldes wollte sie den Ihrigen Zurücklassen. Nur das hatte sie nicht erfaßt, daß ihr Sohn

auf. Ihr Gesicht glühte vor Zorn. „Wenn ich d a s gewußt hätte..." stammelte sie. Und die Faust ballend: „Nie, nie hätte ich Ihnen die alte Scharteke zurückgebracht! Man ist doch im mer zu ehrlich!" Einige Tage später erhielt das Gericht von Fondo eine Zuschrift der Frau/ Emilie Koster geborenen Seppi des Inhalts, daß „Unterfertigte" den letzten Willen ihrer seligen Mutter Fortuna Seppi aner kenne und die Erbschaft samt allen damit verknüpf ten Beschränkungen antrete. Der Pfarrer von Sarnonico hielt

sich an seinem Eigentum ver griffen habe. Die nämliche Hand mochte wohl auch in den Briefwechsel mit seinem Weibe eingegriffen haben. Sein Verdacht konnte sich nur gegen Lo renzo wenden. Und nun, da der Verdacht zur Ge wißheit geworden war, stieg große Bitterkeit in ihm auf. Wie unsäglich viel Leid hatte der treulose Freund über ihn und sein armes Weib gebracht! Die Kunde, daß Fortuna reichen Ersatz für ihres Sohnes Diebstahl geleifter habe, ließ Giovanni fast kalt. „Uns beiden ist mehr geraubt worden

als die lumpigen Dollars!" erwiderte er herb. Doch ließ er sich durch Don Tommasos Zureden dazu bringen, das Andenken Lorenzos vor der Welt zu schonen. Niemand brauchte zu wissen, warum Fortuna ihren Neffen Giovanni so reich bedacht hatte. Die Nachricht von Giovanni Larchers unerwarte ter Erbschaft verbreitete sich rasch. In Rusfre und in Sarnonico sprach man von nichts anderem. „Das hätte man nicht gemeint, daß die Fortuna so in den Sohn ihres Bruders verschossen war." sagten die Leute. Aber man gönnte

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Alpenländer-Bote
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Page 8 of 16
Date: 02.10.1927
Physical description: 16
, mich reuts doch nicht, daß ich gekommen bin! Die arme Fortuna hätte Verdruß, wenn der einzige Bruder sich gar nicht um sie be kümmerte." Halb murmelnd, halb in Gedanken hielt der alte Mann dieses kleine Selbstgespräch. Auf seinen ein samen Wanderungen hatte er sichs angewöhnt, laut zu reden. Auf solche Weise leistete er sich selber Ge sellschaft und die Zeit wurde ihm nicht so lange. Plötzlich hielt er inne. Draußen am Gange hörte er eine bekannte Stimme. Fortuna war heimge kehrt. Sie sprach

Farbe überzogen, wie wenn eine heimlche Krankheit an ihr zehrte. Das war nicht mehr die flinke, kleine Alte, von der alle, die sie kannten, zu sagen pflegten, sie sei ärger als zehn Junge. Mehr, unendlich mehr als Worte ausspre chen, war über diese Elende gekommen. Und der Bruder konnte nichts tun, als seine zitternden Hände nach ihr strecken und mit erstickter Stimme murmeln: „O poveretta!" Einen Augenblick stand Fortuna still und sah den Unerwarteten an, als sei er eine Erscheinung

aus einer anderen Welt. Es war ein Blick starren Entsetzens, der den warmherzigen Mann an die Stelle bannte. Als hätten sie einander nie gesehen, so starrten sich die Geschwister wortlos an. Endlich erhob Fortuna die dürre Hand und streckte sie abwehrend gegen den Bruder aus. „Rühr mich nicht an, die Wunde tut zu weh!" das sagte diese beredte Geberde. Im nächsten Augenblicke hatte sie sich abge wendet und war hinter einer Tür verschwunden. Faustino wagte nicht ihr zu folgen; traurig ver ließ er das Haus

er nicht denken. Ihm ging alles wirr durcheinander. Immer heißer brannte es in seinem Hirn, immer lauter und hef tiger hämmerte es. Und zwischen all den schmer zenden Hammerschlägen bewegten sich Fortuna und Lorenzo und sein Giovanni, einem geisterhaf ten Reigen gleich, in seinem Kopse herum. Als er nachts todmüde in der Scheune des gast freundlichen Rösselwirts lag, kam das heiße Träu men noch heftiger über ihn. Ja, Lorenzo war frei lich gestorben, aber Giovanni nicht. Niemand hatte ihn sterben sehen

, niemand über seinen Tod be richtet. Wie hatte er, der Vater, nur je glauben können, daß Giovanni tot sei? Nein, jetzt glaubte er es nicht mehr! Und auch Fortuna glaubte es nicht; ihr hatte es weh getan, ihn zu sehen, weil er noch einen Sohn hatte und sie keinen mehr. O gleich am nächsten Morgen mußte er nach Hause, die arme Giovanna trösten. Sie war ja ein gutes, treues, liebendes Weib! Sie würde gewiß weinen vor Freude, wenn er ihr sagen konnte: „Gio vanna, denke doch: unser Giovanni lebt

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Neueste Zeitung
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Page 5 of 8
Date: 30.03.1928
Physical description: 8
werden sollten. Der 32jährige Versicherungsbeamte Paul Glücksmann war seit Frühjahr 1626 bei der „Fortuna" als Provisionsagent angestellt. Er erfuhr, daß Kammersänger Leo Slezak seine Stimme ver sichern lassen wolle und trat mit ihm in Unterhandlungen. Da die mathematische Abteilung der Versicherungsgesellschast diesen Vertrag abschlug, Slezak jedoch erklärte, einem einfachen Lobensversicherungsvertrag ohne gleichzeitige Versicherung seiner Stimme nicht nähertreten zu wollen, gri^f Glücksmann zu folgen

der List: Er täuschte dem Kammersänger vor, daß die Möglich keit bestünde, bei der „Fortuna" seine Stimme als Zusatzver- sicherung zu einer Lebensversicherung versichern zu lassen. Slezaks Bedenken gegen den Wert einer solchen Versicherung wußte Gl'ücksmann dahin zu zerstreuen, daß er vorgab, man könne die Bedingungen so formulieren, daß der Versicherungsfall eintrete, wenn Slezak beispielsweise nicht mehr als erster Sän ger an der Staatsoper wirke. ' 'Auf diese Zusicherungen hin unterfertigte Slezak

den Vertrag, Glücksmann ließ nun Formularien drucken, laut denen die Rück versicherung der „Fortuna", und zwar Storebrand in Oslo, eine Zahlung für den Fall der Berufsinvalidität analog der Lebens versicherung eintrete. In diese Erklärungen setzte er 50.000 Dol lar Versicherungssumme ein. versah sie mit den Stam piglien der Storebrand und fälschte die Unterschriften. Slezak bezahlte sofort die erste Vierteljahresprämie von 850 Dollar, die Glücksmann an die „Fortuna" abführte. Die 52 Dollar

für die Zufatzpolizze behielt Glücksmann, außerdem erhielt er von der „Fortuna" 2800 Schilling Provision. Slezak machte nun aus die Möglichkeit einer Stimmeoersicherung verschiedene seiner Kol legen und Kolleginnen aufmerksam, und so schlossen in der Folge der Kammersänger Hermann Wiedemann, die Kammersän gerin Frau Lotte Krause-Lehmann ähnliche Versicherun- gen ab, durch die sie hinters Licht geführt wurden " Der Angeklagte verantwortet sich dahin, daß er wegen des schlechten Geschäftsganges gezwungen

bezahlt. Seither war jeder Versicherungsagent ein rotes Tu ch in meinen Augen. Mit Glücksmann habe ich mich nur deshalb eingelassen, weil er von einem guten Freund von mir empfohlen wurde. Die Sache war für mich auch aus dem Grunde sehr unangenehm, weil ich einige meiner Kollegen überredet habe, eine solche Versicherung zu günstigen Bedingun gen abzufchließen, wodurch meine Kollegen zu Schaden gekommen sind. Mein Schaden aus dieser Sache war im übrigen gering fügig, weil mir die „Fortuna" die bezahlte

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Neueste Zeitung
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Page 2 of 6
Date: 05.01.1929
Physical description: 6
zwischen —5 und —10 Grad. Der Sonnvlick meldet V* bewölkt und starken West-Süd-West bei —16 Grad. Am meisten Schnee ist gestern in Wien und Ischl gefallen (9 Millimeter). In Mitteleuropa hält die Nordostströmung an. Im nördlichen Rußland dringen warme Westwinde ein. Wettervorhersage: Vorwiegend bedeckt, im Westen vielleicht Aufklären, Temperatur noch ein wenig fallend. * * „Fortuna". Bersichernngs A..G. Von dem Verwal- tungsrat der „Fortuna", Versichernngs-Aktiengesellschast in Wien, erhalten wir nachstehende

von Lebensversicherungspolicen der „F o r t u n a" zweifellos geboten ist. Der Verwaltungs rat der „Fortuna", der damit beschäftigt ist, die Ver antwortlichkeit des enthobenen Direktors hinsicht lich der bisherigen Gebarung zu untersuchen, hat zugleich alle Maßnahmen getroffen, um die ungestörte weitere Entwicklung der Gesellschaft zu sichern. Aus Wunsch der Verwaltung der „Fortuna" und namentlich im Hinblicke aus die allgemeinen Interessen des Versicherungswesens haben sich die Christiania Almindelige Forsikrings- Aktieselfkap Storebrand in Oslo

, die Anglo-Elemen- t a r - Versichernngs-Aktiengesellschaft in Wien und die Lebensver sicherungsgesellschast „P h ö n i x" in Wien bereit gesunden, die volle Gewähr für die Durchführung der von dem Verwaltungsrate der „Fortuna" im Interesse der Gesellschaft eingeleiteten Maßnahmen und insbeson dere für die unbedingte Sicherheit aller Ansprüche aus den im Laufe befindlichen Lebensversiche rung s v e r t r ä g e n 5 e r „F o r t u n a" zu übernehmen. Dieser Beschluß der genannten drei Gesellschaften

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Neueste Zeitung
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Page 1 of 4
Date: 12.02.1925
Physical description: 4
" der Villa Fortuna einen Be such abzustatten! Mit welchem Erfolg, wissen wir. VII. Die Hochzeit der schönen Signora Teresita Bartley mit dem deutschen Maier Ralph Alfen war vorüber. Die Neuvermählten befanden sich auf einer Hochzeitsreise durch die Schweiz, zumal der Sommer in diesem Jahr in Süditalieu besonders drückend war. Die Ehe schien eine glückliche zu werden. Die junge Frau hatte sich zu ihrem Vorteil verändert,- sie war ruhi ger und ernster geworden, weniger nervös zerfahren. Nicht mehr

wie früher ging sie allein in lauter Vergnü gungen ans. Mit dem leidenschaftlich geliebten Gatten die wundersame Alpenwelt l ewundern, an seiner Seite aus einem Dampfer die Reize des Vierwaldstätter Sees genießen — dies schien sie völlig zu befriedigen. Doch kaum, daß sie wieder italienischen Boden betre ten hatte, schlug diese Srimmung ins Gegenteil um. Und als sie nach ihrer Heimkehr zum erstenmal wieder ihre Eltern in der Villa Fortuna aufsuchte — da flackerte es seltsam unstät in ihren Augen

ihn wieder im Klub. Oder er fluchtete m die harmonische Stille der Billa Fortuna, drunten am Posilipo, wo er von dem braven Obersten und seiner sanften Gattin stets nfft offenen Armen auf- Kommen wurde. Die beiden verstanden ihn und sahen nnt Besorgnis der Zukunft entgegen. Mirra verhielt sich nach wie vor ihm gegenüber zurück haltend. Sie war lieb und freundlich zu ihm, gestattete ihm aber keinerlei verwandtschaftliche Vorrechte Auch heute, nach dem Wortwechsel mit feiner Frau wegen der Wetten beim nächsten

Rennen, verlangte es ihn nach A"he und Einsamkeit. Und, wie so oft jetzt, nahm er auch biesmal deir Weg nach der Villa Fortuna. Doch nicht ms Hau^ trat er ein. Durch den fruchtschweren Garten 6lug er. Und von dort hinunter zum Meeresstrand. Er hatte den weißen Strohhut abgenommen und atmete wie befreit aus. Eine leichte Brise hatte sich auf getan und kühlte seine heiße Stirn. au '' "el auf den Pflock, an dem das kleine blaue Boot der San Martmos angebunden war. Er löste das uahm Platz

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Innsbrucker Nachrichten
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Page 9 of 16
Date: 10.12.1919
Physical description: 16
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Page 5 of 6
Date: 19.11.1927
Physical description: 6
die „F o r t u n a" Bersicherungsaktiengesellschaft aus einen Betrag -von 900 Dollar, wobei er zur Begründung seiner Klage folgendes an führte: Der Kläger wurde von einem Angestellten der beklagten Ge sellschaft. Paul Glücksmann, angegangen, damit er eine Lebensversicherung bei der „Fortuna" abschließe. Der Kammer sänger erklärte daraufhin, daß er auf eine Lebensversicherung keinen Wert lege. Glücksmann schlug ihm daraufhin vor, eine S t i m m v e r s i ch e r u n g einzugehen. Diese werde eine Art Zu satzversicherung bilden und durch eine Rückversicherung

bei einer großen norwegischen Gesellschaft gedeckt sein. Hiezu sei cs jedoch unerläßlich, daß er auch eine Lebensversicherung eingehe. Der Kläger schloß nun tatsächlich eine Lebensversicherung auf 58.000 Dollar 'ab, jedoch, wie die Klage behauptet, nur unter der Bedingung, daß damit eine Siimmverficherung verbunden sei. Glücksmann überbrachte nun dem Kammersänger die Lebensver- ficherungspolizze der „Fortuna" und außerdem eine Stimmver- sicherungspolizze der Norwegischen Versicherungsgesellschaft. Slezak

, da solche Versicherungen von den österreichischen Anstalten nicht abgeschlossen werden würden. Der Sekretär der „Fortuna" habe auch den Kläger auf diese Tat sache aufmerksam gemacht. Die „Fortuna" erfuhr von der ganzen Sache durch einen Zufall, als Glücksmann zum zweitenmal ver suchte, eine Stimmversicherung abzuschließen. Sie erstattete auch gegen Glücksmann, der aus dem Dienst der Beklagten entlasten wurde, eine Strafanzeige. Die „Fortuna" A.-G. fei zur Rück erstattung der Prämie nicht verpflichtet

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