? „Ich bin närrisch!" murmelte sie. Aber sie wußte genau, daß sie bei klarem Ver stände war. Wer keinen Verstand hätte, der könnte nicht so leiden, wie sie litt. Zurück in die Küche! Die Polenta war jetzt gründlich verpfuscht. Aber das machte nichts! Essen konnte man sie doch. Und was übrig blieb, konnte man abends rösten; und wenn mans auch dann noch nicht hinbrachte. um so besser, dann reichte man länger damit. Denn das war das einzige, woran Fortuna noch Freude fand: das Sparen. Sparen? Für wen? Sie wußte
, wie sie es das erstemal gelesen hatte. Dann wieder schauderte ihr vor dem blo ßen Gedanken. Nein, nein, nicht lesen, nur ver brennen! Dazu mußte sie endlich den Mut aus- bringen. Schwächer wurde das Flackern des Feuers auf dem Herde. Und doch wars ihr, als müsse sie ge rade dieses Feuer ausnützen. Aber noch zögerte sie, noch starrte sie willenlos in die Flammen, die klei nen, bläulichen Flämmchen, die launisch über der zuckenden Glut tanzten. Da. . . ein lautes Klopfen an der Haustür! Fortuna schrickt zusammen
. Doch faßt sie sich schnell und tritt hinaus. „Wer ists?" fragt sie mißtrauisch. Von draußen kommt unverständliche Antwort. Eine männliche Stimme ists, eine müde, milde Stimme, die erraten läßt, daß der Besucher kein gefährlicher Gast ist. Einen Augenblick noch zögert Fortuna. Soll sie öffnen? Keine Sorge! Es ist Mittagszeit, alle Nachbarn zu Haufe. Wer Schlimmes im Schilde führt, kommt nicht gerade zur Mittagszeit. Sie schiebt den Riegel zurück, drückt auf die Klinke, öffnet. Da steht ein Mann
vor ihr, mittel- groß, hager, einen Havelock uni die Schultern, auf dem Kopfe einen Hut mit breiter Krampe, der ein bleiches Gesicht beschattet. Nun fliegt über dieses Gesicht ein Leuchten frohen Erkennens; er streckt die Arme nach der Alten aus. „Zia Fortuna!" Sie starrt ihn eine Weile sprachlos an. Endlich findet sie ein Wort, ein einziges: „Giovanni!" Und dann erhebt sie die Hände, und er meint, sie werde ihm um den Hals fallen. Sie aber greift ins Leere, wie jemand, der in einen Abgrund stürzt
die erstaunliche Nachricht zu, daß Giovanni Larcher von Ruffre, der Ver schollene, heimgekehrt sei, und vor Freude dar über sei die alte Fortuna plötzlich gestorben. In ihrer Stube bahrte man die Alte auf, so wie sie war, in ihrem Arbeitskleide. Ein Waschbecken, mit geweihtem Wasser gefiillt, stellte man zu ihren Füßen. Das war alles. Sie hatte gerade keine »feinde im Dorfe, aber Freunde auch keine. In einer Ecke saß Giovanni, halb betäubt. Er konnte es nicht begreifen, daß sein Erscheinen