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Alpenländer-Bote
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Page 4 of 16
Date: 23.10.1927
Physical description: 16
Seite 4. Nr. 42. Jas M -es MsthvSlenen. Erzählung aus dem Volksleben von M. Buol. Das alles und manches andere hörte Johanna, shne daß sie erst darum fragen mußte. Die Weiber mußten eben, daß sie durch ihren Mann mit For tuna verwandt sei, deshalb singen sie immer wie der von Fortuna an. Zuweilen fragten sie auch: ./3eht Ihr denn nie nach Sarnonico, Giovanna? ähr solltet die Zia doch besuchen!" Sie meinten wohl, daß man sich um eine reiche Verwandte nfriger bemühen solle. Johanna versicherte

dann, daß sie Fortuna näch stens besuchen werde; denn die arme Zia daure sie unsäglich. Es war ihr ernst mit dieser Versicherung. Dann aber verging Tag um Tag. die Arbeit drängte, und Johanna fand keine Zeit, nach Sarnonico zu gehen. „Grüßt mir Zia Fortuna," sagte sie wohl zuwei len, wenn jemand von dort an der „Waldkönigin" vorbeikam. Und dabei blieb es. Und wenn sie sichs recht gestand, dann wars nicht allein die tägliche Arbeit, was sie abhielt. Es war etwas Zwischen sie und Fortuna gekommen; sie hätte

nicht sagen können, was. Als ihr Schwiegervater noch lebte, hatte Jo hanna seine Schwester lieber gehabt als ihn. For tuna ließ jedem seine Meinung und nahm es mit Gleichmut hin, daß ihres Bruders Sohn eine An dersgläubige heimgeführt hatte. Wenn Fauftino klagte, seine Schwiegertochter könne nicht einmal das Ave Maria beten, erwiderte Fortuna launig, das Paternoster könne sie sicher, und das sei auch etwas. Meist aber trumpfte sie den Alten mit einem kurzen, barschen „Va la!" (Geh

doch!) ab. Das hatte ihr Johanna gedankt, hatte Fortuna im mer für klüger geachtet als Fauftino. Doch seit Faustinos Tode war es anders. Nun war der ehr würdige alte Mann für sie mit einem Glorienschein umgeben. Nun glaubte sie ihn drüben bei Giovanni in einem stillen, geheimnisvollen Lande, das sie sich nicht vorstellen konnte, von dem sie aber sicher hoffte, daß es ein Land des Friedens und des Glückes sei. Und seither hegte sie für Fauftino eine ehrwürdige Zärtlichkeit wie für ihren leib lichen Vater. Das stolze, lieblose

Benehmen der Koflerbäuerin, die es nicht einmal der Mühe wert gefunden hatte, Faustinos Leiche zu Grabe zu geleiten, hatte Jo hanna aufs Tiefste verletzt; sie konnte das nie mehr vergessen. Und Fortuna? Ach, Fortuna war da mals krank gewesen; so wenigstens hatte Emilia versichert, und Johanna wollte es nicht bezweifeln. Sie wollte überhaupt ber Mutter die Lieblosigkeit ihrer Tochter nicht zur Last legen. Aber es gibt Dinge, die man nicht nennen und nicht beschreiben kann und die sich doch wie ein Keil

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Alpenländer-Bote
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Page 4 of 14
Date: 18.09.1927
Physical description: 14
Beistand leistete, der hat ihm alles haarklein berichtet, damit er die Mutter tröste. Ach, Dio mio, die arme Fortuna, was wird die für einen Jammer haben? Aber was will man machen? Wir können nichts anderes mehr tun, als für die Hingeschiedene Seele beten." Sie ging. Draußen bürte man sie noch ein Weil chen mit Gina sprechen. Was sie sagte, verstand man nicht, es war wohl dasselbe, was sie eben er zählt hatte. Johanna stand eine Zeitlang wie versteinert. Sie weinte nicht. Ihrem Herzen war ja der Vetter

," sagte sie, als sie dem Alten sein Frühstück vorsetzte. „Wegen der Seelenmessen will ich mich genau erkundigen, wenn euch so viel daran liegt, und vielleicht kann ich der armen Zia Fortuna behilflich sein." Dem Alten wars recht. „Geh nur. meine Toch ter! Was könnte ich alter Mann für meine ge prüfte Schwester auch tun? Wir könnten ja doch nur beisammen sitzen und über unsere Söhne weinen." Johanna sagte ihm noch ein teilnehmendes Wort: ihr selber aber wars in diesem Augenblicke gar nicht zum Weinen

bis zu einem alten, meist versperrten Ma rienkirchlein. Neben diesem Kirchlein, etwa nur in der Breite einer Gasse davon entfernt, stand ein kleines Haus, mit Freitreppe und vorspringendem Dache, malerisch, aber halb verfallen. Hier hauste Fortuna Seppi, Faustinos Schwester. Faustino und Fortuna waren in ihrer Kindheit arm gewesen. Und die Armut war beiden in ihren Hausstand gefolgt. Das Volk am Nonsberg war in alter Zeit ein gar dürftiges Volk. Oft sah man Scharen von Weibern mit ihren Kindern am Arme

hinabsteigen ins Ueberetsch und von Tür zu Tiir ein Stück Brot erbetteln. Um Allerseelen besonders wars eine wahre Völkerwanderung. Haufenweise wälzte sichs von Haus zu Haus, und an den Ein gängen der Kirchhöfe standen lange Reihen ron Hilfeflehenden, Weiber, Kinder, Greise. Krüppel, den Rosenkranz in der Hand, mit lauter Stimme betend und Almosen heischend um der Seelen des Fegfeuers willen. Nie war Fortuna unter diesen Bettlern gewesen. Sie hatte hart gearbeitet und viel gehungert, aber ihre Hand

, damit sie es auf bewahre und verwalte. Und das tat sie pünktlich. Bei vielen kleineren und größeren Besitzern hatte sie Kapitalien liegen, und den Zins forderte sie ge nau und streng. „Sie ist geizig," sagte man. Aber die Leute, die schnell reich werden, sind das gewöhnlich. Bei all ihrem Gelde war Fortuna einfach und arbeitsam geblieben. Sie lebte kärglich und besorgte ihren kleinen Haushalt selbst. Oft wänderte sie auch auswärts. Zu Sankt Michael in Ueberetsch hatte sie eine Tochter, die an einen wohlhabenden Bauern

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Alpenländer-Bote
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Page 4 of 16
Date: 25.09.1927
Physical description: 16
, daß sie Fortuna Seppi aufgesucht habe, verriet sein Blick inniges Mitleid. „Ach die arme Fortuna! Sind Sie mit ihr befreundet?" Und dann, nachdem sie ihm ihr Verhältnis zu Fortuna erklärt hatte: „0 poveretta, Sie sind also die Frau Giovanni Larchers, der vor drei Jahren mit Lo- renzo nach Amerika gegangen ist!" „Ich hatte immer gehofft. Vetter Lorenzo würde mir früher oder später Nachricht von ihm geben," erwiderte sie mit unterdrückter Stimme. „Ich verstehe, dann ist Lorenzos Tod auch für Sie ein Verlust

. Auch hat er mich gebeten, an seine Mutter beiliegenden Brief zu schreiben. Ich bitte Euer Hochwürden, wenn Sie es für gut finden, in den Brief Einblick zu nehmen, damit Sie die arme Frau bei Ausfüh rung der letzten Anordnungen ihres Sohnes be raten können." Johanna las die wenigen Zeilen auftnerksam. Dann fragte sie: „Und der Brief?" „Den Hab ich natürlich der Fortuna gebracht. Ach, das war eine harte Aufgabe, der Armen das Traurige mitzuteilen! Er war ja ihr einziger Sohn, und so viel ich sagen kann, ein guter Sohn

." „Und der Inhalt des Briefes?" „Gute Frau, ich habe ihn nicht gelesen." Der Pfarrer fügte bei, er nehme sich gerne der Leute an, wenn er merke, daß sie es wünschten oder daß sie in Geschäftssachen unbeholfen seien. Das sei nun aber bei Fortuna sicher nicht der Fall. So habe er denn keinen Grund gehabt, Einblick in ein Schriftstück zu nehmen, das im eigentlichen Sinne das Testament ihres Sohnes sei. „Wenn sie meinen Rat brauchen sollte, so weiß sie ja, wo der Pfarrer wohnt!" Johanna erhob sich. „Verzeihen

, M ihm als Stock dienen sollte. Nun da er unter sich das hohe Giebeldach 4 Englar sah und die breiten Türme von Schics Gandeck und weiter in der Tiefe die schmucke! Häuser von Sankt Michael, sank dem alten Mm, fast der Mut, und je mehr er bergab kam, des! mehr bangte ihm vor dem Wiedersehen mit seinx Schwester. Männer sind so hilflos vor ein« Frauenherzen, das von großem Schmerze getrtz fen ist. Und Fortuna war so ganz anders als a In der Jugend hatten sie sich wohl geliebt noi Kinderart. Aber das Leben

und die rauhe Arbet hatten sie auseinandergeführt. Faustino hatte Mi Weib und seine Kinder, und auch Fortuna rourbe Frau und Mutter. Und als sie nach kurzer Eh Witwe geworden war, da verdoppelte sich fürs,! die Arbeit und die Sorge. Ob sie ihren Mannst geliebt hatte, wußte Faustino nicht, vielleicht ivch! sie's selber nicht; aber ihre Kinder, o ja. die liebte! sie! Ihre Kinder und sonst nichts auf Erden! $t! Herz war wie ein Schacht, dem man nicht auf k Grund sieht, ein Schacht, tief und enge

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Page 4 of 14
Date: 27.11.1927
Physical description: 14
? „Ich bin närrisch!" murmelte sie. Aber sie wußte genau, daß sie bei klarem Ver stände war. Wer keinen Verstand hätte, der könnte nicht so leiden, wie sie litt. Zurück in die Küche! Die Polenta war jetzt gründlich verpfuscht. Aber das machte nichts! Essen konnte man sie doch. Und was übrig blieb, konnte man abends rösten; und wenn mans auch dann noch nicht hinbrachte. um so besser, dann reichte man länger damit. Denn das war das einzige, woran Fortuna noch Freude fand: das Sparen. Sparen? Für wen? Sie wußte

, wie sie es das erstemal gelesen hatte. Dann wieder schauderte ihr vor dem blo ßen Gedanken. Nein, nein, nicht lesen, nur ver brennen! Dazu mußte sie endlich den Mut aus- bringen. Schwächer wurde das Flackern des Feuers auf dem Herde. Und doch wars ihr, als müsse sie ge rade dieses Feuer ausnützen. Aber noch zögerte sie, noch starrte sie willenlos in die Flammen, die klei nen, bläulichen Flämmchen, die launisch über der zuckenden Glut tanzten. Da. . . ein lautes Klopfen an der Haustür! Fortuna schrickt zusammen

. Doch faßt sie sich schnell und tritt hinaus. „Wer ists?" fragt sie mißtrauisch. Von draußen kommt unverständliche Antwort. Eine männliche Stimme ists, eine müde, milde Stimme, die erraten läßt, daß der Besucher kein gefährlicher Gast ist. Einen Augenblick noch zögert Fortuna. Soll sie öffnen? Keine Sorge! Es ist Mittagszeit, alle Nachbarn zu Haufe. Wer Schlimmes im Schilde führt, kommt nicht gerade zur Mittagszeit. Sie schiebt den Riegel zurück, drückt auf die Klinke, öffnet. Da steht ein Mann

vor ihr, mittel- groß, hager, einen Havelock uni die Schultern, auf dem Kopfe einen Hut mit breiter Krampe, der ein bleiches Gesicht beschattet. Nun fliegt über dieses Gesicht ein Leuchten frohen Erkennens; er streckt die Arme nach der Alten aus. „Zia Fortuna!" Sie starrt ihn eine Weile sprachlos an. Endlich findet sie ein Wort, ein einziges: „Giovanni!" Und dann erhebt sie die Hände, und er meint, sie werde ihm um den Hals fallen. Sie aber greift ins Leere, wie jemand, der in einen Abgrund stürzt

die erstaunliche Nachricht zu, daß Giovanni Larcher von Ruffre, der Ver schollene, heimgekehrt sei, und vor Freude dar über sei die alte Fortuna plötzlich gestorben. In ihrer Stube bahrte man die Alte auf, so wie sie war, in ihrem Arbeitskleide. Ein Waschbecken, mit geweihtem Wasser gefiillt, stellte man zu ihren Füßen. Das war alles. Sie hatte gerade keine »feinde im Dorfe, aber Freunde auch keine. In einer Ecke saß Giovanni, halb betäubt. Er konnte es nicht begreifen, daß sein Erscheinen

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Page 4 of 14
Date: 20.11.1927
Physical description: 14
geschäftige Frauenhände, hoben die warme Suppe oder die dampfende Po lenta vom Herde und setzten sie auf den Studen tisch. Nur Fortuna Seppi hatte kerne Eile damit; die machte sich erst jetzt ans Kochen. Sie brauchte ja für niemand «zu sorgen als nur für sich und konnte zum Essen gehen, wann sie wollte. Im Sommer hatte sie die Tochter mit den Kin dern bei sich gehabt; nun waren die längst wieder weg und sie saß allein in ihrem baufälligen Häus chen, das wie die Wohnung einer Armen aussah. Seit Lorenzos

Tode war sie wortkarg und men schenscheu geworden, und das nahm niemand Wun der. „Man muß sie nur lassen." sagten die Wei ber, die am Brunnen vor dem Marienkirchlein zu sammentrafen. Fortuna kam jetzt nie mehr an den Brunnen, wenn sie bemerkte, daß andere dort schöpften oder Wäsche hielten. Vorsichtig lugte sie von ihrer Freitreppe hinab und erst wenn sie sicher war. niemand zu begegnen, nahm sie ihre kupfer nen Eimer über die Schulter und ging um ihren Wasserbedarf Mehr als ein halbes Jahr

war um, seit ihr der Pfarrer die Nachricht vom Tode des Sohnes ge bracht hatte. Niemand wunderte sich, daß sie seit dieser Zeit so düster und verschlossen war. Einer Mutter, die ihr Liebstes verliert, scheint keine Sonne mehr und lacht kein Himmelsblau. Ein sol ches Herz ist gebrochen, ist tot für die Welt. Glück lich, wenn es seinen Trost bei Gott sucht! Aber Fortuna tat das wohl nicht. Wenigstens nicht mit jenere Jnnigkett und Hingebung, die des Himmels Trost herniederzieht. In ihrem Verkehr mit Gott

war Fortuna immer pünktlich und spar sam gewesen, ganz so wie in ihrem Haushalte. Ihre Sonntagsmesse hätte sie um Keinen Preis versäumt; einigemale des Jahres fand sie sich auch am Beichtstuhl des Pfarrers ein. Sie war ein Weib, das man nie müßig sah, und dem man nichts Uebles Nachreden konnte. Fortuna hatte Feuer gemacht. Sie bediente sich noch eines offenen Herdes, was nur die ärmsten Leute des Dorfes taten. Nun stellte sie über das Feuer ein kleines eisernes Gerüst und darauf die Pfanne mit Wasser

Maiskolben verschlossen war, nahm Fortuna ihren Bedarf, und kehrte in die Küche zurück, wo das Wasser in der Pfanne schon zu brodeln begann. Nun konnte es anaehen. Ein paar Handvoll goldgelbes Mais mehl schüttete Fortuna in die Pfanne, gab so viel Salz dazu, als sie zwischen drei Fingern fassen konnte, und begann mit einem flachen Holzscheit die Masse umzurühren. Erst warf das gelbe, bro delnde Ding große Blasen, die aufstiegen und wie der zusammenbrachen. Doch bald wurde es fester. Und Fortunas

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Page 4 of 14
Date: 18.12.1927
Physical description: 14
als seine Erbin diese Summe beheben und die vier tausend Dollars, die er dem Vetter entwendet hatte, mit Zinsen und Zinseszinsen zurückerstatten. Der Pfarrer von Sarnonico möge ihr dabei an die Hand gehen. ' Don Tommaso hatte den Brief zu Eicke gelesen: er schwieg. Vor ihm stand Fortuna Seppi, wie er sie in den letzten Monaten so oft von ferne gesehen hatte, das Bild unausgesprochenen, geheimnisvol len Schmerzes. O, nicht der Tod des Sohnes hatte an ihrem Herzen genagt, feine Schande war es! Diese Schande

vor der Well zu verbergen, war all ihr Bestreben gewesen. Und als nun Giovanni Lar cher, der Verschollene, Totgeglaubte, plötzlich vor ihr stand, da wußte sie, daß Lorenzos Verbrechen offen bar werden müsse, und ihr Herz stand stille. Nicht vor Freude war sie gestorben, die Unglückliche, rein, vor Schrecken. Wohl hatte Fortuna nach dem Matze ihres Be greifens Lorenzos Schuld gesühnt. Keinen Heller unredlich erworbenen Geldes wollte sie den Ihrigen Zurücklassen. Nur das hatte sie nicht erfaßt, daß ihr Sohn

auf. Ihr Gesicht glühte vor Zorn. „Wenn ich d a s gewußt hätte..." stammelte sie. Und die Faust ballend: „Nie, nie hätte ich Ihnen die alte Scharteke zurückgebracht! Man ist doch im mer zu ehrlich!" Einige Tage später erhielt das Gericht von Fondo eine Zuschrift der Frau/ Emilie Koster geborenen Seppi des Inhalts, daß „Unterfertigte" den letzten Willen ihrer seligen Mutter Fortuna Seppi aner kenne und die Erbschaft samt allen damit verknüpf ten Beschränkungen antrete. Der Pfarrer von Sarnonico hielt

sich an seinem Eigentum ver griffen habe. Die nämliche Hand mochte wohl auch in den Briefwechsel mit seinem Weibe eingegriffen haben. Sein Verdacht konnte sich nur gegen Lo renzo wenden. Und nun, da der Verdacht zur Ge wißheit geworden war, stieg große Bitterkeit in ihm auf. Wie unsäglich viel Leid hatte der treulose Freund über ihn und sein armes Weib gebracht! Die Kunde, daß Fortuna reichen Ersatz für ihres Sohnes Diebstahl geleifter habe, ließ Giovanni fast kalt. „Uns beiden ist mehr geraubt worden

als die lumpigen Dollars!" erwiderte er herb. Doch ließ er sich durch Don Tommasos Zureden dazu bringen, das Andenken Lorenzos vor der Welt zu schonen. Niemand brauchte zu wissen, warum Fortuna ihren Neffen Giovanni so reich bedacht hatte. Die Nachricht von Giovanni Larchers unerwarte ter Erbschaft verbreitete sich rasch. In Rusfre und in Sarnonico sprach man von nichts anderem. „Das hätte man nicht gemeint, daß die Fortuna so in den Sohn ihres Bruders verschossen war." sagten die Leute. Aber man gönnte

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Alpenländer-Bote
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Page 8 of 16
Date: 02.10.1927
Physical description: 16
, mich reuts doch nicht, daß ich gekommen bin! Die arme Fortuna hätte Verdruß, wenn der einzige Bruder sich gar nicht um sie be kümmerte." Halb murmelnd, halb in Gedanken hielt der alte Mann dieses kleine Selbstgespräch. Auf seinen ein samen Wanderungen hatte er sichs angewöhnt, laut zu reden. Auf solche Weise leistete er sich selber Ge sellschaft und die Zeit wurde ihm nicht so lange. Plötzlich hielt er inne. Draußen am Gange hörte er eine bekannte Stimme. Fortuna war heimge kehrt. Sie sprach

Farbe überzogen, wie wenn eine heimlche Krankheit an ihr zehrte. Das war nicht mehr die flinke, kleine Alte, von der alle, die sie kannten, zu sagen pflegten, sie sei ärger als zehn Junge. Mehr, unendlich mehr als Worte ausspre chen, war über diese Elende gekommen. Und der Bruder konnte nichts tun, als seine zitternden Hände nach ihr strecken und mit erstickter Stimme murmeln: „O poveretta!" Einen Augenblick stand Fortuna still und sah den Unerwarteten an, als sei er eine Erscheinung

aus einer anderen Welt. Es war ein Blick starren Entsetzens, der den warmherzigen Mann an die Stelle bannte. Als hätten sie einander nie gesehen, so starrten sich die Geschwister wortlos an. Endlich erhob Fortuna die dürre Hand und streckte sie abwehrend gegen den Bruder aus. „Rühr mich nicht an, die Wunde tut zu weh!" das sagte diese beredte Geberde. Im nächsten Augenblicke hatte sie sich abge wendet und war hinter einer Tür verschwunden. Faustino wagte nicht ihr zu folgen; traurig ver ließ er das Haus

er nicht denken. Ihm ging alles wirr durcheinander. Immer heißer brannte es in seinem Hirn, immer lauter und hef tiger hämmerte es. Und zwischen all den schmer zenden Hammerschlägen bewegten sich Fortuna und Lorenzo und sein Giovanni, einem geisterhaf ten Reigen gleich, in seinem Kopse herum. Als er nachts todmüde in der Scheune des gast freundlichen Rösselwirts lag, kam das heiße Träu men noch heftiger über ihn. Ja, Lorenzo war frei lich gestorben, aber Giovanni nicht. Niemand hatte ihn sterben sehen

, niemand über seinen Tod be richtet. Wie hatte er, der Vater, nur je glauben können, daß Giovanni tot sei? Nein, jetzt glaubte er es nicht mehr! Und auch Fortuna glaubte es nicht; ihr hatte es weh getan, ihn zu sehen, weil er noch einen Sohn hatte und sie keinen mehr. O gleich am nächsten Morgen mußte er nach Hause, die arme Giovanna trösten. Sie war ja ein gutes, treues, liebendes Weib! Sie würde gewiß weinen vor Freude, wenn er ihr sagen konnte: „Gio vanna, denke doch: unser Giovanni lebt

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Innsbrucker Zeitung
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Page 3 of 8
Date: 01.03.1934
Physical description: 8
der preußischen Klas senlotterie um 3 Mark an. Der Dichter, an chronischer Geldknappheit leidend, konnte das Los nicht erstehen, sondern ein anderer Kaffeehausgast half dem Literaten aus seinen Nöten. Einige Tage später siel auf das Los ein Haupttreffer. Manchmal meint es Fortuna wohl gut, der Bedachte hat doch keine Freude daran. Da wohnte einst in Nürnberg ein Maschinenmeister, der sein Gewinstlos (es hatte 50.000 Mark gebracht) einen Tag vor der Ziehung vernichtet hatte aus Wut darüber, daß ein größerer

. Manchem Menschen wirft sich Fortuna geradezu an den Hals. Ein Breslauer Fleischermeister hat innerhalb von 5 Jahren zweimal mit der Losnummer 39.093 den Haupttreffer gewonnen. Vor einigen Jahren ging ein Lehrer in Karlsruhe an einem Laden vorbei, in dessen Schaufenster verschiedene Lose ausgestellt waren. Eines davon bannte seinen Blick. Einigemal kehrte er zurück und immer wieder zog es ihn zu diesem Los hin. Es war bereits gegen Monatsende und feine Kaffe zeigte eine große Ebbe. Trotzdem erstand er das Los

er sich das Leben. Als zugrundegegangener Geschäftsmann konnte er es ertragen, zwei Jahre im Zuchthaus zu verbrin gen, aber als reicher Mann im Gefängnis zu schmach ten, war ihm unerträglich! So zeigt Fortuna manchmal auch eine Fratze statt dem lächelnden Gesicht des Glücks. fw. Eine Greislertn gewinnt 5,000.000 Franks Paris, 28. Februar. Das große Los der französischen Nationallotterie im Betrag von fünf Millionen Francs fiel gestern auf eine Greislerin in Quisiae, Departe ment Garde, die Mutter von drei

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Alpenländer-Bote
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Page 4 of 16
Date: 11.12.1927
Physical description: 16
Erben entsteht! Zu ihrem Tröste fand sich kein Testament, kein Schriftstück, das eine letzte Verfügung enthalten hätte. Emilia konnte sich ungestört der Erbschaft freuen. Sie wußte auch genau, was sie zu erwarten habe. Da war einmal das Haus. Das war nun frei lich nicht viel wert. Fortuna hatte zwar die Schul den, die darauf lagen, nach und nach abgezahlt, hatte aber in all den Jahren weder an Dach noch Mauerwerk je das Geringste ausgebessert. In Sar- nonico pflegte man zu sagen

, wenn einmal ein Betrunkener aus Versehen an das Haus Zia For- tunas stoße, dann werde es gleich einstürzen. Ves ser als das Haus waren die Kapitalien, die auf Grund und Boden lagen, meist erste Hypotheken. Und das Beste war ein rundes Sümmchen von Zwanzigtausend Kronen, das Fortuna auf Rat des Kaplans von Fondo in der Banca cattolica von Trient angelegt hatte. Sie hatte die Summe nach Lorenzos Tode aus Amerika erhalten und hatte sie nicht brach liegen lassen. Emilia und ihr Mann wußten schon, was sie mit dem Gelds

worden. Und dort er fuhr sie zu ihrem Schrecken, daß ihre Mutter kei neswegs ohne Testament aus dem Leben geschieden war. Vielmehr hatte sie selbst kurz zuvor dem Amtsleiter von Fondo ihren letzten Willen über geben. Das Schriftstück, von ihrer Hand geschrie ben, war knapp und deutlich abgefaßt. Und darin hatte Fortuna, ohne es ausdrücklich zu sagen, ihre Tochter auf den Pflichtteil gesetzt. Denn jene Summe von 20.000 Kronen, die bei der Trientner Bank hinterlegt war, vermachte sie ihrem Neffen

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Alpenland
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Page 7 of 12
Date: 06.05.1920
Physical description: 12
. an den Au-^ kuntts'afeln. 5114 «vchwar^er Frack-AnzAg» gut erhallen, prei-'vert zu verkaufen. Aus Gefälligkeit bei Mair. Pfa'roasse I. 5>?2 ^RealiiStevoerkehr^ Gafthnus in Schwancnttadt. Oberöster., für Weinhanolung geeignet. Weinkeller für mindestens 10 Waagon Wein einzulagern. Großer Garten, klein. Äcker. Kegelbahn, um 200000 Kr. oder 20.000 Lire verkauft Fortuna RealitätenverkehrS- büro Salzburg, Getreideg. 2. 3742 Erstkl. Geschäftshaus in Salzburg, in verkehr», eichst. Straße. 8 stückiger, moderner Bau. 4 schöne

Geschäftslokali- tälen. Friedenspreis war 2 0.000 Kr., jetziger Verkauks- vreiS 80.000 Lire od. 850.000 Kronen verkauft Fortuna Realilätenver kebrsbüro Salz- bürg, Getreidegasse 2, 2723 Gr. Gelegerrherrskaus. Groß-Gasthof in Vrls.Obe" öster, ei'ch, Eckhv«s. 13 Neuster Ltraßenfront. neuer, modern., 2 stockiger Bau mit einigen F,emdenztmmern. das übrige Zahreswohnungen. 6 Gast- lokalitälen, großer Saal, 409 Personen fassend, großer Musisgarten mit Musikvavll- lons.Kegelbahn, Glasveranda. Tageslosungen

bis zu 10.000 Kr. Preis 650.000 Kr. oder 60.(X)0 Lire verkauft Fortuna Siealitätenverkehrsbnro Salz burg. Gelreidegaffe 2. 2722 BerWedenrs j iaaaa^ssg«as^gsroaaaBaHK«I Suche für mein 3 Monate altes Buberl gutsn Pflegeplatz. Nähe Innsbrucks sehr er- wün'cht. Honorar pünktlich. Preis Neben«äche. Gefl. Off. unter „Honorar^. 5900 1 V.VV 0 Krouo« werden gegen gare Sicher- stellultg und 8 Proz. Verzin- tüng auf 3 Monat« zu leihen gesucht. Off. erbeten unter ,H. L." an die Verwaltung. 510- MLSel für 2—8 Zimmer

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Page 6 of 16
Date: 06.03.1937
Physical description: 16
um. Sie hat ein wenig 'gelitten. !Das Blech zeigt hier und da häßliche Wecken. Aber immerhin ist es die heilige Krone des Köngs Bango — geliefert vom Altkleiderhändler aus East-End. Ei« Narr gewinnt dar Große Los Millionen Menschen aller Nationen träumen insge heim von dem großen Los, 'das sie über Nacht reich macht und an das Ziel ihrer geheimsten Wünsche versetzt. Und wenn sie ein Lotterielos in der Hand halten, verfügen sie bereits im Geiste über die Hunderttausende, die Fortuna ihnen vielleicht bescheren

wird. Aber nur für wenige wird der Traum Wirklichkeit, es ist nun einmal so, daß es hin sichtlich iber Lotteriegewinne mehr Pechvögel als Mücks kinder gibt. Fortuna ist eine launenhafte Göttin. Sie wählt sich ihre Lieblinge aus ihre Weise. Tausende fie>berten der Zie hung der jugoslawischen Staatslotterie entgegen, aber der Mann, der die heißersehnten 500.000 Dinare gewann, ist ein Irrsinniger, der 50jährige Nicola Kokotovic, Insasse der Belgrader staatlichen Anstalt für Geisteskranke. Nicola Kokotovic ist ein ruhiger

, daß er ein armer Schlucker ist. Darum bat er den Leiter des Irrenhauses, sich von seinem kleinen Verdienst als Gärtner Lotterie'lose kaufen zu dürfen. Man genehmigte dem harmlosen Irren seinen Herzenswunsch. Und siehe da, Fortuna war ihm gewogen. Schon 'bei feinem zweiten Versuch gewann Nicola Kokotovic den Haupttreffer von 500.000 Dinar. Er ist wohl bis heute der einzige, der in der Lotterie spielte, um ein Heer aufstellen zu können. Tau send andere hätten bessere Verwendungsmöglichkeiten ge wußt, aber danach

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