gewesen. Die Dorfburschen begaben sich am Kässonntag nach dem Nachtessen aus eine Berglehne, die sog. „Zarge" hinaus und zündeten dort ein großes Feuer an. Hierauf nahmen sie Scheiben aus Holz, welche in der Mitte ein Loch hatten, machten diese im Feuer glühend und schlugen sie mit einem geschickten Schwünge fort, daß sie funkensprühend über die steile Halde gen Thal fuhren ■— eine herrliche Augenweide für die Zuschauer aus der gegenüberliegenden Thalseite. Es versteht sich wohl von selbst, daß die lustigen Burschen
und derselbe, wie es hieß, förmlich zu Grabe getragen. Der Brauch des Scheibeuschlagens (zu Lienz im Pusterthale und dessen Umgegend hieß man es „Suna- wendscheiben-Schlagen") findet sich noch heutzutage im Vinstgau und da oder dort im Oberinnthale, z. B. in Imst zu Perjen bei Landeck, zu Arzl, zu Pettnau, in Silz u. s. w.ch und ist nach Schmetter^ auch in Schwaben und am Lech im Schwünge. Ebenso interessant und wahrscheinlich noch älter ist die Sitte, am ersten Fastens onntage bei der Abend dämmerung Feuer
aus Berghöhen oder Hügeln an« zuzünden. In Meran, Ulten und Passeier werden auf den Anhöhen ringsum Feuer, sog. „Holepfann- seuer" angezündet, dabei brennende Stroh- und Reisig bündel über die Saaten hinuntergeworfen und dazu gesungen: „Holepfann, Holepfann, Korn in der Wann, Schmalz in der Pfann." 5 Im Bregenzerwalds bildet man aus grünen, mit den Nadeln versehenenen Fichtenzweigeu einen großen Hausen und schürt diesen an. Während seines Nieder brennens treibt die Jugend ihre Späße, läuft um das Feuer
, während man in der Niederung blos eine aufgestellte Hopfen stange, an deren Spitze ein Strohbünde als „Hexe" angebracht ist, anzündet. Die Sitte, am ersten Fastensonntag „Scheiben zu schlagen" oder „Feuer auf Hügeln anzuzünden", ist sehr weit verbreitet; der Tag heißt in Meran „Holepsannsonntig"," in Vorarlberg und der Schweiz „Funkasountig ", 7 in Bayern „Funkentag", ^ im Rhein gau „Hallfeuer", in Frankreich lafete des brandons.* 1 Wer erkennt in dieser Sitte nicht einen Ueberrest von jenen Naturseften, welche unsere
Altvordern einst ihren Gottheiten Balda und Frigga gefeiert haben." Besonders verehrten die Sueben — unsere heutigen Schwaben — das Feuer, obenan die Sonne und den Mond. Sie mögen mit den aus den Bergeshöhen oder Hügeln lodernden Feuern die zu verjüngten Leben erweckende Kraft der Sonne im Frühling be grüßt haben. Ehr. Hauser. 1 Bei Fromina n n, die Deutschen Mundarten . . II, & 0, 2 Vgl. Frommann a. a. O., S. 34 s. und 332 f. — 3 Vgl. Zingerle, Sitten, Bräuche und Meinungen des Tiroler Volkes, 2. Aufl