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Tiroler Bauern-Zeitung
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Page 7 of 16
Date: 19.12.1919
Physical description: 16
noch vor dem göttlichen Erlöser nieder und beteten, als ob sie sich darüber geeinigt hät ten, für den Clamshof, und daß Gott das begon nene Gut zu fröhlichem Ende führe. Dann zog die Prozession ihres ' Weges weiter. Veronika hielt die Hoffrau noch in den Armen, bis die Leute fortgegangen waren; dann rief Ferdinand noch einer Magd, daß sie Wasser bringe. Der Pächter aber war aufgestanden und kam geraden Weges vom Hügel herunter auf das Lindenkreu; zu. Antonie lief ihm entgegen und siel ihm um den Hals. „Die Mutter

, die Mutter!" rief das geangstigte Kind. Ferdinand aber beruhigte den ankommenden Nachbar, daß es nur eine leichte Ohnmacht sei. Man hatte die Hoffrau auf die Stufen des Altares gesetzt. Bald schlug sie die Augen auf und blickte, wie aus einem Traume wachend, ihrem Manne, der sich zu ihr niederge beugt hatte, ins Angesicht. „Marie! meine gute, liebe Marie!" rief der Pächter aus und küßte sei nem Weibe beide Hände. „Ach Gott!" flüsterte die Hofftau, „ich meinte vor Freunde, zu sterben, um deinetwillen

! Gott sei gelobt, Heinrich, nun wird ja alles wieder gut!" Der Pächter sah zum Kreuze auf: „Ja. es soll mit Gott wieder gut werden, alles wieder gut." Man brachte die Hoffrau ins Haus. Antonie und Veronika blieben bei ihr. Der Pächter ging eine Weile auf sein Zimmer, dann kehrte er ruhig zurück, ergriff Schalls Hand, sah ihm nachdenkend ins Grsicbt und drückte dann den Freund an sein Herz. „Du hast wie ein Bruder an mir gehan delt. Ferdinand, ich werds dir in Ewigkeit nicht vergessen!" rief

er aus. „Nun mag kommen, was da will!" — „Gottes Namen sei gebenedeit!" ant wortete Schall und wischte die Tränen von den Wangen. Der Pächter setzte seinen Hut auf. „Komm Ferdinand, jetzt wollen wir gehen!" —- „Aber Br mich ists Zeit zumHochamt," entgegnete dieser. Er wollte zum Hochamt gehen, das gleich nach dem Einzug der Prozession gefeiert wurde. „Nun. für mich auch," versetzte der Pächter und lächelte. „.Ich denke, wir gehen zusammen. Du schämst dich doch meiner nicht?" — „Wir gehen ins Hochamt?" rief

Ferdinand den Frauen zu; er hätte es gleich der ganzen Welt sagen mögen. „Da gehe ich aber mit!" jubelte Antonie, und schon hing sie dem Vater am Arm. Die drei gingen der Prozession nach, die sie noch bei der letzten Station erreichten, dann mit in die Kirche ins Hochamt. Zusammen saßen sie im Kirchenstnhle. der seit jeher zum Clamshofe ge hört hatte. Anfänglich gabs ein Aufsehen und ein Augenwinken der Leute: dann aber folgte eine um so größere Andacht. Dem Pächter wars, gls ob er in eine andere Welt

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Tiroler Land-Zeitung
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Page 8 of 8
Date: 20.01.1917
Physical description: 8
sich in neue Unternehmungen, welche ihm Rettung und Ge winn bringen mußtem Ereignete sich aber noch einmal ein Zwischenfall, dann — Wörmann wagte kaum an eine solche Eventualität zu den ken. Vorläufig hieß es, Arbeit bewältigen in Masse. Ferdinand Burgmüller wußte lange nicht, wie ihm geschah. Er war wieder in die Reihe ehr licher Menschen gestellt, er durfte seine reichen Kenntnisse verwerten, ja, er hatte beinahe ein Heim gefunden. Die anstrengendste Arbeit deuchte ihm eine Spielerei

; wenn alle anderen schon gegangen waren, saß er noch allein an sei nem Pulte und rechnete. Manchmal kain dann wohl der Fabrikant und warf einen langen Blick auf Buramüller, um dann zu sagen: „Hören Sie aus, es ist genug." Ferdinand legte gehorsam die Feder nieder. Mit brennendem Kopfe fand er sich oft genug in seiner Stube und blickte lange brütend vor sich ins Dunkle. Dann tauchte vor seinem Geiste stets die lichte Gestalt Ellis auf, wie er sie das erstemal sah, unterm Weihnachtsbaum des Ar beiters

. Ter Winter war vergangen, und der Frühling kam mit Sonnenglanz und Vogelfang, springen den Knospen und duftenden Blüten. Ferdinand weitete sich die Brust im Bewußt sein der Jugendkraft. Nur sein Antlitz war bleich geblieben; das konnte von mancher schlaflosen Nachtstunde erzählen. Es war ihm nicht gelungen, die Liebe zu töten, welche in seiner Seele für Elli erstanden war. Alle Arbeit half nichts. Wenn er fort wäre, weit fort von hier, wo er nie mehr diesen feuchtschim mernden Blick, dieses blonde

Goldhaar sehen, den holden Klang der Stimme Ellis hören konnte, dann würde es vielleicht besser. Aber jetzt aus diesem Haute zu gehen, wo ihm eine neue Heimat geboten wurde, das Fundament einer neuen Exi stenz, das wäre Undankbarkeit gewesen, ja noch mehr, Wahnsinn. Und nicht nur an sich allein hatte er zu denken, auch an seinen kleinen Schützling. Karlchen gedieh prächtig und fühlte sich wohl, wie der Fisch im Wasser. Nein, Ferdinand durste dieses Haus nicht ver lassen; er mußte bleiben

— und weiter kämpfen. . Eines Morgens ließ Wörmann durch den Bü rodiener Burgmüller zu sich rufen, und zwar in sein Privatarbeitszimmer. Der jullge Mann erschrak. Da war etwas vor- gefallen, unter allen Umstanden. Hatte Wör mann irgend einen groben Fehler entdeckt, wel chen Ferdinand verantworten sollte? Oder kam er darauf, daß der Mann, welchen er aus Gnade und Barmherzigkeit ausgenommen hatte, das Auge aus Elli Wörmann warf? Hatte sich die sunge Dame beim Vater beschwert? Ferdinand Burgmüller wußte

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Schwazer Bezirksanzeiger
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Page 8 of 8
Date: 20.01.1917
Physical description: 8
, Franz Josefstraße 144, Tirol. 235 Was aber niemand wußte: Wörmann hatte so großen pekuniären Schaden erlitten, daß er sich kaum mehr erholen konnte. Zwar gab er den Mut nicht auf, sondern stürzte sich in neue Unternehmungen, welche ihm Rettung und Ge winn bringen mußten. Ereignete sich aber noch einmal ein Zwischenfall, dann — Wörmann wagte kaum an eine solche Eventualität zu den ken. Vorläufig hieß es, Arbeit bewältigen in Maste. Ferdinand Burgmüller wußte lange nicht, wie ihm geschah

. Er war wieder in die Reihe ehr licher Menschen gestellt, er durfte seine reichen Kenntnisse verwerten, ja, er hatte beinahe ein Heim gefunden. Die anstrengendste Arbeit deuchte ihm eine Spielerei; wenn alle anderen schon gegangen waren, saß er noch allein an sei nem Pulte und rechnete. Manchmal kam dann wohl der Fabrikant und warf einen langen Blick auf Burgmüller, um dann zu sagen: „Hören Sie auf, es ist genug." Ferdinand legte gehorsam die Feder nieder. Mit brennendem Kopfe fand er sich oft genug in seiner Stube

Winter war vergangen, und der Frühling kam mit Sonnenglanz und Vogelfang, springen den Knospen und duftenden Blüten. Ferdinand weitete sich die Brust im Bewußt sein der Jugendkraft. Nur sein Antlitz war bleich geblieben; das konnte von mancher schlaflosen Nachtstunde erzählen. Es war ihm nicht gelungen, die Liebe zu töten, welche in seiner Seele für Elli erstanden war. Alle Arbeit half nichts. Wenn er fort wäre, iveit fort von hier, wo er nie mehr diesen feuchtschim mernden Blick, dieses blonde

Goldhaar sehen, den holden Klang der Stimme Ellis hören konnte, dann würde es vielleicht bester. Aber jetzt aus diesem Hause zu gehen, wo ihm eine neue Heimat geboten wurde, das Fundament einer neuen Exi stenz, das wäre Undankbarkeit gewesen, ja noch mehr, Wahnsinn. Und nicht nur an sich allein hatte er zu denken, auch an seinen kleinen Schützling. Karlchen gedieh prächtig und fühlte sich wohl, wie der Fisch im Wasser. Nein, Ferdinand durfte dieses HauS nicht ver kästen; er mußte bleiben

, und zwar i« sein Privatarbeitszimmer. Der junge Mann erschrak. Ta war etwas vot- gefallen, unter allen Umständen. Hatte M- mann irgend einen groben Fehler entdeckt, chen Ferdinand verantworten sollte? Oder kam er darauf, daß der Mann, welchen er aus Gnade und Barmherzigkeit aufgenommen hatte, dal Auge auf Mi Wörmannwarf? Hatte sich die junge Dame beim Vater beschwert? Ferdinand Burgmüller wußte es nicht. Aber er glaubte be> stimmt, daß ihm seine Entlastung bevorstand. , Rasch begab er sich in das Vorderhaus. Karl chen sprang

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Tiroler Bauern-Zeitung
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Page 4 of 12
Date: 21.11.1919
Physical description: 12
heilere Lieder in den Ställen sangen. Das Aussehen des Pächters er schreckte den Nachbar; denn Angst, Unruhe, Jam mer, Zorn, alles stand dem Pächter auf dem Gesicht geschrieben. „Ferdinand, ich habe mit Ihnen zu reden!" hob der Pächter tonlos an, indem er dicht vor dem aufgestandenen Nachbar stehen blieb. „Kommt ins Haus, Nachbar!" bat derselbe. — „Nein, nicht ins Haus," fuhr der Pächter fort, „ge hen Sie mit mir einen Gang ins Feld." — „Auch gut", sagte Ferdinand und holte sich Wams und Mütze

aus dem Hause. Die beiden gingen schwei gend durch das hintere Gartentürchen ins Feld. Die Sonne war bereits untergegangeu, und in die Dämmerung hinein goß der volle Mond sein Sil- berlicht — ein Abend, so hell, so traulich und still, daß man hätte beten mögen. Die feierliche Ruhe in der Natur und der treue Nachbar zur Seite taten dem Pächter wohl und wieder weh. Endlich hob er stotternd an: „Nachbar, ich muß einmal mit Ihnen reden!" Er schwieg wieder und ging eine Strecke weiter. Ferdinand ahnte

, was kommen würde doch schwteg er auch. Dann blieb der Päch ter stehen und lauschte, ob kein Mensch in der Nahe sei. Es war still wie in der Ktrche; nur von den fernen Gehöften hörte man die fröhlichen Gesänge der Jugend, die vor den Haustüren zusammenzu- sttzen pssegt um diese Zeit. „Nachbar, ich muß Ihnen ein Geheimnis anvertrauen; werden Sie eS bewahren?" fragte der Pächter dann und erzitterte. „Herr," und der Ferdinand ergriff die Hand deS Wächters leidet jch. lebe es Euch mit Schmers an. Warum tragt

Ihr Euer Leid allein? Meint Ihr denn, kein Mensch meine es von Herzen gut mit Euch? Sagt mir offenherzig, was Ihr auf dem Herzen habt, dann wirds gewiß besser. Als Christ und Nachbar muß ich ja schweigen." Der Pächter schaute ihn mit verdunkelten Augett an und hielt seine Hand fest. „Ja, Ferdinand, ich will von Herzen reden, denn einmal muß es sein! Ferdi nand, sei mein Freund!" — „Der bin ich ja lange gewesen", antwortete Ferdinand. „Redet nur und wenn ich helfen kann, wirds gewiß gern geschehen

." Der Pächter drückte ihm heftig die Hand, und wie der gingen die beiden eine Weile schweigend wei ter. „Ja, es ist nicht mehr zu errragen", ftng der Pachter dann wieder an. .Einmal muß die Last vom Herzen. Hab ich mich doch jahrelang zerquält, sie im Herzen zu zerstören, aber das hat das Uebel doch nur ärger gemacht. Nein, Unrecht bleibt Un recht, Sünde bleibt Sünde, was der Mensch stch auch vormachen mag. Jch habe ein greuliche- Unrecht auf der Seele, Ferdinand! mir ist, als werde ich von höllischen

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Tiroler Land-Zeitung
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Page 2 of 18
Date: 10.07.1914
Physical description: 18
eine Drei staatenvereinigung tritt. Der dritte Staat würde ein südslawischer Staat sein, welcher aus Kroatien, Dalmatien und Bosnien besteht. Die Errichtung dieses dritten Staates, mit eigener Verfassung, eigener Regierung und eigenem Par lament ist das Ideal vieler unserer Südslawen, und man will Beweise besitzen, daß auch die außer halb unserer Monarchie lebenden Südslawen sich einem solchen Staate unter gewissen Umständen angliedern ließen. Wieweit Erzherzog Franz Ferdinand für die, durchaus

Historiker Heinrich Friedjung konstatiert. Zerstörte Zukunftspläne des Erzherzogs Franz Ferdinand. Aus Innsbruck wird uns geschrieben: Durch das plötzliche Hinscheiden des Erzherzogs-Thronfolger Franz Ferdinand ist auch das weitere Schicksal des Schlosses Amras in Frage gestellt. Amras sollte einmal die Sommerresidenz des Erzherzogs werden, und seine Pläne ließen darauf schließen, daß dem alten Ansitz der Gaugrafen von Andechs und in Verbindung damit auch der Innsbrucker Hofburg für die Zukunft

eine ähnliche Rolle zugedacht war wie sie heute Ischl besitzt. Erzherzog Franz Ferdinand hatte in der letzten Zeit die Verwirklichung dieser Pläne sehr energisch betrieben, und seiner Einflußnahme ist auch der ziemlich über raschend gekommene Beginn des Neubaues der Inns brucker Universität zuzuschreiben. Seine Absicht ging dahin, die alte Universität einer durchgreifenden Adaptierung zu unterziehen, um dadurch für die heute in der Hofburg untergebrachten Kanzleiräume der Statt halterei

, und bei der letzten Anwesenheit des Kaisers in Inns bruck, anläßlich der Jahrhundertfe er der Tiroler Be freiungskämpfe im Jahre 1909, mußte der größere Teil des Hofstaates außerhalb der Hofburg Wohnung nehmen. Vorbedingung für die geplanten Adaptierungs arbeiten in der Hofburg war aber die Uebersiedlung der Statthaltereikanzleien und des Statthalters selbst in war Erzherzog Franz Ferdinand ein direkter Gegner der magyarischen Gewaltpolitiker. Er würde wahrscheinlich nicht davor zurückgeschreckt sein, eventuell

durch die Oktroierung des allgemeinen Wahlrechtes für die Länder der ungarischen Krone die Vorherrschaft der Magyaren, welche in Ungarn ja durchaus nicht in der Mehrheit sind und sich nur auf künstliche Weise oben erhalten, in ge bührender Weise zurückzudrängen. Erzherzog Franz Ferdinand, der die Vergewaltigung der nicht magyarischen Nationen in Ungarn tief bedauerte, empfing des öfteren die Führer der in Ungarn lebenden Rumänen und Kroaten, wirkte mit allem Nachdruck für die Wiederherstellung der kroatischen

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Der Arbeiter
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Page 5 of 8
Date: 29.07.1920
Physical description: 8
. 6. Ein und ein halbes Jahr später ist es zur Som merszeit. Draußen in der Villa Körting hat man das Mittagsbrot eingenommen, und jetzt hat sich die ganze Familie aus der rebennmsponnenen Ve randa eingefunden, um den Kaffee zu nehmen und dabei ein wenig Urtterhaltnng zu pflegen. Gilt es doch die glückliche Ankunst des Prokuristen der Fir ma van der Mühlen, Ferdinand Walter, zu bege hen, der nach fast zweijähriger Abwesenheit, d. h. nach einem AuWtthalte in Amerika, wieder in der Heimat angelangt

bequem gemacht hat, und schaut nach sei nem Lieblinge Ferdinand um. „Ah. da kommen sie ja schon." In der Tat erschien in der Tür ein junger Mann, in welchem niemand mehr den schlichten Weber gesellen von ehedem erkannt hätte. Vornehm, wenn auch von einfacher Eleganz, war seine Kleidung, ebenso seine Haltung und sein Benehmen. Augen blicklich führte er arn Arme die gebückte Gestalt eines mehr als 80jährigen Greises, des Vaters Herrn Körtings, der im Hause sein Altersheim ge sunden. Sorglich, gleich

einem Solme, führte Ferdinand Walter den alten Herrn zu einen: Lehnstuhle, legte eine Decke um sein Knie und setzte sich dann neben ihn. „Sonderbar", begann der alte Herr, „wenn ick? Sie ansehe, Ferdinand, kommt mir Me Erinnerung an einen Jugendfreund, mit dem ich vor etwa 60 Jahren drunten in Maastricht arbeitete. Ihr wißt es ja, daß ich einstens mchts anderes als ein We- bcrgeselle war. Auch Walter, genau so wie Sie hieß mein Freund und war dasselbe. Später ka men wir auseinander. Er reiste

in seine schlesische Heimat zurück, um, wenn ich nicht irre, eure große Erbschaft zu erheben, die ihm von einem austra lischen Verwandten zusallen sollte. — Ich habe aber nie mehr etwas davon gehört." Gedankenvoll hatte Ferdinand Walter der Rede des alten Herrn gelauscht. dann sagte er: „Merk würdig, daß solche alte Geschichten immer wieder auftauchen. Offenbar ist jener Jugendfreund von Ihnen mein Großvater. Er war aus seiner Wan derschaft in Holland, und auch von jener Erbschafts geschichte habe ich gehört

- Mlt, und welche Sie im Geschäfte und Betriebe verwerten sollen, denn, nicht wahr, lieber Schwie-» gersohn, Herr Walter soll fortan Direktor deines Etablissements sein?" „Jawohl", bestätigte van der Mühlen, „wenn Herr Walter mir des ferneren seine Kräfte leihen will, dann bitte ich ihn, die Verwaltung des ganzen Betriebes zu übernehmen unter denselben Bedin gungen wie der in den Ruhestand tretende Direk tor." Ueber das Antlitz Ferdinand Walters flog eine hohe Röte. „Herr van der Mühlen

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Tiroler Land-Zeitung
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Page 7 of 8
Date: 17.03.1917
Physical description: 8
, welcher so energisch und verständnisvoll die Geschäfte lei tete und dem jedermann auf den Wink gehorchte. Wie hatte er es nur möglich gemacht, Laß das Geld zur bestimmten Stunde, du war? Mehrmals sprach sie Mt Ferdinand darüber. Stets gab er ausweichende Antworten. ^ Jene Geldsumme habe er auf eigenes Risiko beschafft.. Frau Mathilde wußte, daß sie ihm die RektunF, die Erhaltung ihres friedlichen Helms ausschließ lich' zu verdanken hatte und wünschte sehnlichst, daß ein Tag komme, wo es ihr vergönnt wäre

. Und es schien, als ob er diese Empfindung ebenso erwidere. Die heißen Blicke, welche zk Elli strömten, wenn er sich unbeobachtet glaubte, redeten zu deutlich. " Und doch stiegen der Mutter auch -wieder Zwei»- fei auf. Es war zuw mindesten ein seltsames Verhältnis^ Wenn Ferdinand Mi liebte, wes halb sprach er dann nicht offen mit dem Mä.d» chen, -zu ihr: der Mutter. -Er durste dies wohl wagen, ohne befürchten zu müssen/ .eine Mvei- sung'zu erfahren^ -> War überhaupt zwischen den beiden noch kein Wort

, der Liebe gewechselt worden? Es schien so. Das- junge Paar verkehrte freundlich miteinan der; beide beobachteten jedoch -allem Anscheine- nach die Vorsicht/niemals allein zu. bleiben mit dem andern.-' J . - Wir können dem Leser, .verraten, daß weder Ferdinand noch Elli jemals eine Silbe von jenem Zusammentreffen ins Park- verlauten ließen; beide bewahrten die Erinnerung daran in der Liefe ihrer Brust als Geheimnis. j „ Die Mutier hatte ganz- recht peiMn, als sie glaubt, Elli . und Ferdinand" liebten

esvlaMer. Bis heute hat das Mädchen auf Las Wort des geliebten Mannes gewärtst und sich in.Sehnsucht verzehrt, da sie doch nicht zuerst sprechen durfte. Ferdinand hatte das erlösende, beglückende Wort nicht gesprochen. Fürchtete er, sich jetzt noch an dem -toten Wöhttater ZU versündigen?. O,. er mußte sich doch ebenso wie endlich Elli sagen, daß der r Vater gevnß nur das Glück seines Kindes wünsche und ihr nicht zürne/daß sich-beide zu- sammenfanden. :::i — ;;Vl .o" Weshalb nütz vermied er.'zu sprechen

sich jo Monat an Monat reihte, Ferdinand sich immer mehr nls. ein ganzer Mann bewies, der alle seine Kräfte der Fabrik widmete, grämte.sich Elli mehr-und mehr^- - Wie oft lag sie mit offenen Augen aus ihrem Bett und betete voller -Inbrunst, der Himmel möge ihm den Mut., verleihen, das onLscheidendL Wort.zu sprechen. - - - -Und Ferdinand Burgmüller konnte wohl Skhm- LeuÄs zur- Erschöpsurlg. um Vergessen, zu fMen, aber seftre heiße Liebe erstarb nicht, sie wuchs nur poch mehr, und nrarrchrnal glaubte er daran

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Tiroler Post
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Page 7 of 8
Date: 16.03.1917
Physical description: 8
ehrung zu dem jungen Manne empor, welcher so energisch und verständnisvoll die Geschäfte lei tete und dem jedermann auf den Wink gehorchte. Wie hatte er es nur möglich gemacht, daß das Geld zur bestimmten Stunde da war? ^ Mehrmals sprach sie mit Ferdinand darüber. Stets gab er ausweichende Antworten. Jene Geldsumme habe er auf eigenes Risiko beschafft. Frau Mathilde wußte, daß sie ihm die Rettung, die Erhaltung ihres friedlichen Heims ausschließ- tich zu verdanken hatte und wünschte sehnlichst

, den jungen Direktor. And es schien, als av er diese Empfindung ebenso erwidere. Die Wen Blicke, welche zu Elli strömten, wenn er stch unbeobachtet glaubte, redeten zu deutlich. Und doch stiegen der Mutter auch wieder Zwei fel auf. Es war zum mindesten ein seltsames Verhältnis. Wenn Ferdinand Elli liebte, wes halb sprach er dann nicht offen mit dem Mäd chen,, zu ihr, der Mutter. Er durfte dies wohl wagen, ohne befürchten zu müssen, eine Abwei sung zu erfahren. War überhaupt zwischen den beiden

noch kein Wort der Liebe gewechselt worden? Es schien so. Das junge Paar verkehrte freundlich miteinan der: beide beobachteten jedoch ollem Anscheine nach die Vorsicht, niemals allein zu bleiben mit dem andern. Wir können dem Leser verraten, daß weder Ferdinand noch Elli jemals eine Silbe von jenem Zusammentreffen im Park verlauten ließen; beide bewahrten die Erinnerung daran in der Tiefe ihrer Brust als Geheimnis. Tie Mutter hatte ganz recht gesehen, als sie glaubte, Elli und Ferdinand liebten einander

. Bis heute hat das Mädchen auf das Wort des geliebten Mannes gewartet und stch in Sehnsucht verzehrt, da sie doch nicht zuerst sprechen durfte. Ferdinand hatte das erlösende, beglückende Wort nicht gesprochen. Fürchtete er, sich jetzt noch qn dem toten Wohltäter zu versündigen? O, er mußte sich doch ebenso wie endlich Elli sagen, daß der Vater gewiß nur das Glück seines Kindes wünsche und ihr nicht zürne, daß sich beide Zu sammenfanden. Weshalb nur vermied er zu sprechen, ging er ihr aus dem Wege

, wenn es zu machen war, ohne daß es unhöflich erschien? Liebte er sie nicht mehr? Daran konnte und wollte sie nicht glauben. So wie er damals im Parke gesprochen, sprach nur ein Mann, dessen ganze Seele sich dem geliebten Mädchen weihen will. Und jetzt? Wenn er bereute, was er damals getan! Un möglich. Er fürchtete wohl, bei der Mutter bei einer Werbung abgewiesen zu werden, und dies ließ sein Stolz nicht zu. Konnte er so kleinlich denken? Und während sich so Monat an Monat reihte, Ferdinand sich immer mehr als ein ganzer Mann bewies

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Newspapers & Magazines
Außferner Zeitung
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Page 7 of 8
Date: 17.03.1917
Physical description: 8
mit einer wahren Ver ehrung zu dem jungen Manne empor, welcher so energisch und verständnisvoll die Geschäfte wi- tete und dem jedermann auf den Wink gehorchte. Wie hatte er es nur möglich gemacht, daß das Nd zur bestimmten Stunde da war? Mehrmals sprach sie mit Ferdinand darüber, rtets gab er ausweichende Antworten. Jene Geldsumme habe er auf eigenes Risiko beschafft. Frau Mathilde wußte, daß sie ihm die Rettung, die Erhaltung ihres friedlichen Heims ausschließ lich zu verdanken hatte und wünschte sehnlichst

, den jungen Direktor. Und es schien, als eü er biete Empfindung ebenso erwidere. Die heißen Blicke, welche zu Elli strömten, wenn er sich unbeobachtet glaubte, redeten zu deutlich. Und doch stiegen der Mutter auch wieder Zwei fel auf. Es war zum mindesten ein seltsames Verhältnis. Wenn Ferdinand Elli liebte, wes halb sprach er dann nicht offen mit dem Mäd chen, zu ihr, der Mutter. Er durfte dies wohl wagen, ohne befürchten zu müssen, eine Abwei sung zu erfahren. War überhaupt zwischen den beiden

noch kein Wort der Liebe gewechselt worden? Es schien so. Das junge Paar verkehrte freundlich miteinan der: beide beobachteten jedoch allem Anscheine nach die Vorsicht, niemals allein zu bleiben mit dem andern. Wir können dem Leser verraten, daß weder Ferdinand noch Elli jemals eine Silbe von jenem Zusammentreffen im Park verlauten ließen; beide bewahrten die Erinnerung daran in der Tiefe ihrer Brust als Geheimnis. Tie Mutter hatte ganz recht gesehen, als sie glaubte, Elli und Ferdinand liebten einander

. Bis beute hat das Mädchen auf das Wort des geliebten Mannes aewartet und sich in Sehnsucht verzebrt, da sie doch nicht zuerst sprechen durfte. Ferdinand hatte das erlösende, beglückende Wort nicht gesprochen. Fürchtete er. sich setzt noch an dem toten Wohltäter zu versündigen? O, er musste sich doch ebenso wie endlich Elli sagen, daß der Vater gewiß nur das Glück seines Kindes wünsche und ihr nicht zürne, daß sich beide zu- sammenfanden. Weshalb nur vermied er zu sprechen, ging er ihr aus dem Wege

, wenn es zu machen war. 1 ohne daß es unhöflich erschien? Liebte er sie nicht mehr? Daran konnte und wollte sie nicht glauben. So wie er damals im Parke gesprochen, sprach nur ein Mann, dessen ganze Seele sich dem geliebten.Mädchen weihen will. Und jetzt? Wenn er bereute, was er damals getan! Un möglich. Er fürchtete wohl, bei der Mutter bei einer. Werbung abgewiesen zu werden, und dies ließ sein Stolz nicht zu. Konnte er so kleinlich denken? Und während sich so Monat an Monat reihte, Ferdinand sich immer mehr als ein ganzer Mann bewies

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Lienzer Nachrichten
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Page 8 of 8
Date: 19.01.1917
Physical description: 8
im Hofe. Was aber niemand wußte: Wörmann hatte so großen pekuniären Schaden erlitten, daß er sich kaum mehr erholen konnte. Zwar gab er den Mut nicht auf, sondern stürzte sich in neue Unternehmungen, welche ihm Rettung und Ge winn bringen mußten. Ereignete sich aber noch einmal ein Zwischenfall, dann — Wörmann wagte kaum an eine solche Eventualität zu den ken. Vorläufig hieß es, Arbeit bewältigen in Masse. Ferdinand Burgmüller wußte lange nicht, wie ihm geschah. Er war wieder in die Reihe ehr licher

Menschen gestellt, er durfte seine reichen Kenntnisse verwerten, ja, er hatte beinahe ein Heim gefunden. Die anstrengendste Arbeit deuchte ihm eine Spielerei; wenn alle anderen schon gegangen waren, saß er noch allein an sei nem Pulte und rechnete. Manchmal kam dann wohl der Fabrikant und warf einen langen Blick auf Burgmüller, um dann zu sagen: „Hören Sie auf, es ist genug." Ferdinand legte gehorsam die Feder nieder. Mit brennendem Kopfe fand er sich oft genug in seiner Stube und blickte lange brütend

Leidenschaft von neuem hervorbrechen zu lassen. Wie sollte dies enden? An eine Verbindung mit Elli durste er mit dem Makel des Zuchthauses Behaftete ja nicht denken. Ter Winter war vergangen, und der Frühling kam mit Sonnenglanz und Vogelfang, springen den Knospen und duftenden Blüten. Ferdinand weitete sich die Brust im Bewußt sein der Jugendkraft. Nur sein Antlitz war bleich geblieben; das konnte von mancher schlaflosen Nachtstunde erzählen. Es war ihm nicht gelungen, die Liebe zu töten

Schützling. Karlchen gedieh prächtig und fühlte sich wohl, wie der Fisch im Wasser. Nein, Ferdinand durste dieses Haus nicht ver losten; er mußte bleiben — und weiter kämpfen. Eines Morgens ließ Wörmann durch den Bü rodiener Burgmüller zu sich rufen, und zwar in sein Privatarbeitszimmer. Der junge Mann erschrak. Ta war etwas vor gefallen, unter allen Umständen. Hatte Wör mann irgend einen groben Fehler entdeckt, wel chen ^Ferdinand verantworten sollte? Oder kam er darauf, daß der Mann

, welchen er aus Gnade und Barmherzigkeit ausgenommen hatte, das Auge auf Elli Wörmann warf? Hatte sich die junge Dame beim Vater beschwert? Ferdinand Burgmüller wußte es nicht. Aber er glaubte be stimmt, daß ihm seine Entlastung bevorstand. Raich begab er sich in das Vorderhaus. Karl chen sprang ihm entgegen. Er schob den Kleinen hastig von sich. „Geh, mein Junge, ich habe jetzt keine Zeit für dich!" Er pochte an Wörmanns Tür. Ein kurzes „Herein!" antwortete. Und nun stand Ferdinand vor dem Fabrikan ten

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Alpenländer-Bote
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Page 5 of 16
Date: 12.07.1914
Physical description: 16
an der Trauerfeierlichkeit teilzunehmen, war mehr als ein Fehler. Die Anwesenheit des Deut schen Kaisers, mehrerer Könige und der Prinzen aus den meisten Ländern von Eurova hätte sinn fällig gezeigt, was der Mord von Sarajevo nicht hervorragendsten und bedeutendsten Gestalten tu der Habsburger-Geschichte. Er war ein starker, ein ganzer Mann. — Franz Ferdinand vermählte sich am 1. Juli 1900 mit der Gräfin Sophie Cho-; t e k, die. bei der Trauung in den Rang einer Für--, stin von Hoheitberg erhoben wurde und später

den Titel einer Herzogin erhielt. Gräfin Chotek war die Tochter des Reichsgrafen Bohuslav Chotek.' Sie wurde am 1. März 1868 in Stuttgart geboren,, wo ihr Vater österreichisch-ungarischer Gesandter war. Gräfin Sophie war eine schlanke, große, ele=* gante Erscheinung, eine Dame, die viel Geist und Bildung und gleich dem Thronfolger Neigung zu einfacher Lebensführung besaß. Erzherzog Franz Ferdinand hatte sie im Hause des Erzherzogs Friedrich kennen gelernt, bei dessen Gemahlin die Gräfin Chotek Hofdame

war. Der Thronfolger faßte eine tiefe Neigung zu der Gräfin, die er-, widert wurde. Und hier zeigte sich wieder der starke, unbeugsame Wille des Thronfolgers. Da die Gräfin dem Erzherzog nicht ebenbürtig war, wurden der Heirat die größten Hindernisse gesetzt; aber allen Schwierigkeiten zum Trotz bestand' Franz Ferdinand auf seiner Wahl und setzte die Ehe durch. Derselben entsprossen drei Kinder; Prinzessin Sophie, geboren 1901; Prinz Maxi-, milian, geboren 1902, und Prinz Ernst, geboren 1904. Schönes Familienleben

. Mit dem Grundsatz: „Ich will eher eine Uns ebenbürtige aus Liebe heiraten, als einer Eben--, bürtigen untreu werden," war Erzherzog Franz Ferdinand in die Ehe getreten. Er fand in ihr, was er geträumt hatte, eine Frau, die ihm alles wurde und der er alles war. Erzherzog Franz de r öÄr reichlich s Th rorifo Ujerrni FF^rniU&T* und das serbische Mördernest mEräuchern; eine serbische Fahne wurde verbrannt: die serbische Ge sandtschaft war mehrmals in Gefahr, erstürmt zu werden. — Doch nicht nur in Wien, in ganz

, des Hochadels, der Würdenträger, des sämtlichen ver fügbaren (!) Militärs und einer ungeheuren, un absehbaren Menge des treuen Wiener Volkes. Am Samstag (4. Juli) wurden die hohen Toten in der Pfarrkirche des Schlosses Artstetten bei Pöch- larn(Niederösterreich), wo Franz Ferdinand für sich und seine Gemahlin eine ganz einfache Gruft er baut hatte, zur ewigen Ruhe gebettet. Der Bei setzung wohnten mit dem neuen Thronfolger Erz herzog Karl Franz Josef viele Mitglieder des kaiserlichen Hauses, die Kinder

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Der Arbeiter
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Page 6 of 8
Date: 05.08.1920
Physical description: 8
." „Und Viktor?" fragte Ferdinand. »Bon ihm hat niemand mehr etwas gehört," entgegnete Pater Guardian, „er soll nach Amerika entflohen sein; doch fehlt jede Spur von ihm." »Sehen Sie," rief hier Ferdinand, „da Hab ich mich nicht geirrt. Eines Abends, es mögen drei viertel Jahre her sein, ging ich in Chicago hinaus an den Kai, woselbst ich zu tim hatte. Dort strich ein Mensch umher, der mir ungemein bekannt vor- kam, aber so vernachlässigt aussah, daß ich mich nicht weiter um ihn kümmerte. Auch er schien

cs die Lehre geben, auf unser Panier zu schreiben: „All zeit streiten für Tugend, Wahrheit und Recht." Doch jetzt wollen wir uns zu heitern Bildern wen den und uns des Besuches des Freundes unseres Freundes freuen." VII Vierzehn Tage später finden wir Ferdinand Walter auf dem Wege in seine Heimat. Von dem Augenblicke au, da der Pater Guardian von der traurigen Veränderung erzählt, die sich im Hause Tromholt vollzogen, hatte sich im Herzen des jun gen Direktors der Wunsch geregt, der in Notdürf tigkeit

geratenen Familie mit tatkräftiger Hilfe betzustehen. Daß es sich hier vorzugsweise um ein junges Mädchenantlitz bandelte, das ihn unablässig ver folgte, wollte Ferdinand sich nicht eingestehen, aber es war tatsächlich der Fall. Beinahe quälend war dein jungen Manne der Gedanke, daß das brave Kind, das sich einst, beseelt von dem Wunsche, die Härte des Vaters zu mildern, in liebevoller Weise seiner Mutter angenommen und ihr Trostes/ngel geworden war, bis der Tod sie ihren Leiden ent rückte

durch die Schuld des Vaters ans angeneh men Verhältnissen heransgerissrn wurde, um fort an, auf ibrer Hände Arbeit angewiesen, ein Leben der Armut und Dürftigkeit zu führen. Nein, nein, das durste nicht geschehen. Hier mußte er eingrei- fen, lindern, helfen. Auf welche Weise das ge schehen sollte, war unserem Freunde selbst noch nicht klar. Doch würde ihn Gott, der ihn so sicht lich geleitet und geführt, auch hier den rechten Weg ifinden lassen. J»l weiteren Verfolg seiner Reise grübelte Ferdinand Walter

über bracht. Einen Augenblick lang hatten damals ihre Hände ineinander gelegen. Dann war er davon» gegangen. Das Leben hatte seine Wogen um ihn geschlagen; er hatte gekämpft, gerungen, gestrebt, bis er endlich in einem sicheren Hafen gelandet Wars nicht eine merkwürdige Fügung der Vor sehung, daß er zur selben Stunde erfahren mußte, wie seltsam sich das Schicksal an jenen erfüllt, die ihn einstens von der heimatlichen Scholle gebannt? Ferdinand, der stets christlichen Sinnes geblie ben. sah darin die Hand

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Tiroler Land-Zeitung
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Page 8 of 8
Date: 13.01.1917
Physical description: 8
unter dem brennenden Christbaum des Arbeiters, an Elli Wörmann. Und dabei strömte ein so lindes, warmes Emp finden in seine Brust, daß er das glühende Ge sicht mit den Händen bedeckte und tief aufseuzend in den Stuhl sank. Nach einer Weile jedoch richtete er sich straff empor und nun dehnten und spannten sich alle Sehnen in ihm. Ein neuer Lebensodem strömte auf ihn ein. - „Sie sollen sehen, daß Ferdinand Burgmüller kein Unwürdiger ist. Die Vergangenheit fällt hinter mir. Möge Sie mich niemals mehr mah nen. Ich tue

! Daß du uns das antun konntest!" Wörmann fuhr sich über die Augen. Tann verließ er mit zögernden Schritten das Gemach. 6 . Ferdinand Burgmüller war geblieben. Der Diener hatte seine geringen Habseligkeiten aus der Hinterwegstraße geholt, und der junge Mann bezog ein sehr behaglich eingerichtetes Zimmer im Parterre des Fabrikgebäudes. Karlchen blieb in der Familie des Hausmeisters. Diese Ange legenheit hatte Wörmann bereits erledigt. Da bei konnte Ferdinand das Kind jeden Augen blick sehen, wenn es ihn darnach

verlangte. Wie der Fabrikant verlangt hatte, war Burg müller die Feiertage über in der Familie Wör mann als Gast behandelt worden. Man kam ihm mit warmem Danke entgegen und Ferdinand fühlte es bald zu seinem namenlosen Entzücken heraus, daß es keine erkünstelte Wärme war, mit welcher ihm Elli Wörmann und ihre Mutter be gegneten. Die jungeDame hatte errötend ihre zarte, seine Hand in die seine gelegt und ihren Tank gestammelt. Für Sekunden nur trafen sich die Blicke der beiden und Ferdinand wurde so rot

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Tiroler Land-Zeitung
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Page 7 of 8
Date: 03.03.1917
Physical description: 8
Im Hofe. 17 (Nachdruck verboten.) Der Schatz des Prälaten. Roma» von Gebhard SchLtzler-Perasiui. „Ich werde mir sofort Gewißheit verschaffen, es kann doch nicht ganz trostlos aussehen. Wir arbeiten mit großem Nutzen, gerade jetzt, haben großartige Bestellungen, die uns leicht über die Situation hinweghelfen —" Der Justizrat hob die Schultern und sagte: „Was nützt es, wenn Sie Ihre nächsten Zah lungen nicht mehr leisten können?" Ferdinand Burgmüller schüttelte zornig den »Nein, nein, so weit darf

es nicht kommen! Es handelt sich um Ellis Zukunft, um die sorgenfreie Existenz Weier edler Frauen. Ich werde einen Ausweg finden." „Das gebe Gott! Niemand würde sich mehr darüber freuen als ich!" nickte der Justizrat. Zwei Tage und Nächte rechnete Ferdinand Burgmüller ganz allein, kalkulierte, und war es zu Ende, so begann er von neuem auf eine andere Weise. Es war alles vergeblich. Auf die telegraphi schen Erkundigungen über den Stand der Firma Schaudert u. Co. kam die mit seiner Anfrage sich kreuzende Kunde

von dem völligen Zusammen bruch des Hauses. Wörmann hatte sich stärker bei der Firma en gagiert als anfänglich selbst schlimmsten Falles aeabnt wurde. Eine enorme Summe ging ver loren. Für einige Zeit fühlte Ferdinand alle seine Energie gelähmt. Dieser zweite Schlag war zu furchtbar gekommen. Die Fabrik mutzte, wenn sich kein Ausweg fand, in acht Tagen ihre Zahlungen einstellen; der ganze Betrieb stockte. Um die Krisis zu über winden, war eine sofort verfügbare Summe von sechzigtausend Mark nötig. Wer

würde dieselbe hergeben, nachdem bereits ein schädigendes Gerücht in den Kreisen der Fabrikanten und Geldmänner von dem Ruin der Firma zirkulierte? Ferdinand unternahm es auf eigene Verant wortung, an mehreren Stellne anzupochen. Er wurde höflich, aber bestimmt abgewiesem Und doch hatte er die felsenfeste UeLerzeugung, daß er die Fabrik durchbrachte w'd in etwa zwei Jahren glänzend hob, wenn man ihm jetzt unter die Arme griff. Leider vermochte er niemand diesen Glarcken beizubringen. Noch vier Tage, dann wurden große

Wechsel präsentiert und die Katastrophe war da. Bis dahin hatte er Frau Mathilde noch gänz lich mit seinen traurigen Mitteilungen verschont. Er wollte sie schonen; denn die unglückliche Frau schien, wenigstens jetzt, für nichts anderes zu le ben, als der tiefsten Trauer für den verlorenen Gatten. Allein es war nun unbedingt notig, ihr die Sachlage zu schildern. Vielleicht wußte sie eine Hilfe. Mit bleicher Miener trat ihr Ferdinand ge Schwedisches Lederfett beste und ältest« Marke, ausgezeichnet

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Tiroler Post
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Page 8 of 8
Date: 19.01.1917
Physical description: 8
nicht auf, sondern stürzte sich in neue Unternehmungen, welche ihm Rettung urid Ge winn bringen mußten. Ereignete sich aber noch einmal ein Zwischenfall, dann —- Wörmann wagte kaum an eine solche Eventualität zu den- ken. . Vorläufig hieß es, Arbeit bewältigen rn Masse. Ferdinand Burgmüller wußte lange nicht, wie ihm geschah. Er war wieder in die Reihe ehr licher Menschen gestellt, er durfte seine reichen Kenntnisse verwerten, ja, er hatte beinahe ein Heim gefunden. Die anstrengendste Arbeit deuchte ihm eine Spielerei

; wenn alle anderen schon gegangen waren, saß er noch allein an sei nem Pulte und rechnete. Manchmal kam dann wohl der Fabrikant und warf einen langen Blick auf Burgmüller, um dann zu sagen: „Hören Sie auf, es ist genug." Ferdinand legte gehorsam die Feder nieder. Mit brennendem Kopfe fand er sich oft genug in seiner Stube und blickte lange brütend vor sich ins Dunkle. Dann tauchte vor seinem Geiste stets die lichte Gestalt Ellis auf, wie er sie das erstemal sah, unterm Weihnachtsbaum des Ar beiters

von neuem hervorbrechen zu lassen. Wie sollte dies enden? An eine Verbindung mit Elli durfte er mit dem Makel des Zuchthauses Behaftete ja nicht denken.. Ter Winter war vergangen, und der Frühling kam mit Sonnenglanz und Vogelfang, springen den Knospen und duftenden Blüten. Ferdinand weitete sich die Brust im Bewußt sein der Jugendkraft. Nur sein Antlitz war bleich geblieben; das konnte von mancher schlaflosen Nachtstunde erzählen. Es war ihm nicht gelungen, die Liebe zu töten, welche in seiner Seele

. Karlchen gedieh prächtig und fühlte sich wohl, wie der Fisch im Wasser. Nein, Ferdinand durfte dieses Haus nicht ver lassen; er mußte bleiben — und weiter kämpfen. Eines Morgens ließ Wörmann durch den Bü- in litt Terubiedenen Mett. Ganz 61 eise (Sr Mbsiei ohe Wert 20 ml 15 tu ä 211 Kleine tlr »e nsw. 3 ) Dal 26 cd i 10 i Mittlere für Midi nsw. SO Dal 30 HO 1 OroBe iir Usc&e Kleider isw. 30 Dal 30 i K 170 L FILIALE Itr 1M-A« „HM“, Mii Ges. B.b.11 Strohhüte und Trauerhüte zum Umformen nehme gerne

Schretter, öiis in Tirol. rodieuer Burgmüller zu sich rufen, und zwar in fein Privatarbeitszimmer. Ter junge Mann erschrak. Da war etwas vor gefallen, unter allen Umständen. Hatte Wör mann irgend einen groben Fehler entdeckt, wel chen Ferdinand verantworten sollte? Oder kam er darauf, daß der Mann, welchen er aus Gnade und Barmherzigkeit ausgenommen hatte, das Auge auf Elli Wörmann warf? Hatte sich die junge Dame beim Vater beschwert? Ferdinand Burgmüller wußte es nicht. Aber er glaubte be stimmt

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Außferner Zeitung
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Page 8 of 8
Date: 20.01.1917
Physical description: 8
Ge@r§ Schrsifer, Ulis in Tirol Was aber niemand wußte: Wörmann hatte so großen pekuniären Schaden erlitten, daß er sich kaum mehr erholen konnte. Zwar gab er den Mut nicht auf, sondern stürzte sich in neue Unternehmungen, welche ihm Rettung und Ge winn bringen mußten. Ereignete sich aber noch einmal ein Zwischenfall, dann — Wörmann wagte kaum an eine solche Eventualität zu den ken. Vorläufig hieß es, Arbeit bÄvältigen in Masse. Ferdinand Burgmüller wußte lange nicht, wie ihm geschah

. Er war wieder in die Reihe ehr licher Menschen gestellt, er durfte seine reichen Kenntnisse verwerten, ja, er hatte beinahe ein Heim gefunden. Die anstrengendste Arbeit deuchte ihm eine Spielerei; wenn alle anderen schon gegangen waren, saß er noch allein an sei nem Pulte und rechnete. Manchmal kam dann wohl der Fabrikant und warf einen langen Blick auf Burgmüller, um dann zu sagen: „Hören Sie auf, es ist genug." Ferdinand legte gehorsam die Feder nieder. Mit brennendem Kopfe fand er sich oft genug in seiner Stube

seiner mühsam niedergehaltenen Leidenschaft von neuem hervorbrechen zu lassen. Wie sollte dies enden? An eine Verbindung mit Elli durfte er mit dem Makel des Zuchthauses Behaftete ja nicht denkem Ter Winter war vergangen, und der Frühling kam mit Sonnenglanz und Vogelfang, springen den Knospen und duftenden Blüten. Ferdinand weitete sich die Brust im Bewußt sein der Jugendkraft. Nur sein Antlitz war bleich geblieben; das konnte von mancher schlaflosen Nachtstunde erzählen. Es war ihm nicht gelungen

, auch an seinen kleinen Schützling. Karlchen gedieh prächtig und fühlte sich wohl, wie der Fisch im Wasser. Nein, Ferdinand durfte dieses Haus nicht ver kästen; er mußte bleiben — und weiter kämpfen. Eines Morgens ließ Wörmann durch den Bü rodiener Burgmüller zu sich rufen, und zwar in sein Privatarbeitszimmer. Der junge Mann erschrak. Da war etwas vor gefallen, unter allen Umständen. Hatte Wör mann irgend einen groben Fehler entdeckt, wel chen Ferdinand verantworten sollte? Oder kam er darauf, daß der Mann

, welchen er aus Gnade und Barmherzigkeit ausgenommen hatte, das Auge auf Elli Wörmann warf? Hatte sich die junge Dame beim Vater beschwert? Ferdinand Burgmüller wußte es nicht. Aber er glaubte be stimmt, daß ihm seine Entlassung bevorstand. Rasch begab er sich in das Vorderhaus. Karl chen sprang ihm entgegen. Er schob den Kleinen hastig von sich. „Geh, mein Junge, ich habe jetzt keine Zeit für dich!" Er pochte an Wörmanns Tür. Ein kurzes „Herein!" antwortete. Und nun stand Ferdinand vor dem Fabrikan ten

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Tiroler Land-Zeitung
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Page 6 of 8
Date: 23.01.1915
Physical description: 8
. Mit Hochachtung wurde der 16 Kameraden gedacht, die jetzt im Felde stehen und brachte die Versammlung aus Begeisterung auf das Vaterland und das ange stammte Herrscherhaus ein kräftiges Hoch auf Kaiser und Reich. Den zwei auf dem Felde der Ehre gefallenen Kameraden und Helden wurde ein warmer Nachruf gewidmet. Hierauf folgten der TätigkeitS- und Rechenschaftsbericht und an schließend die Ersatzwahlen für die im Felde stehenden Chargen. ES wurden gewählt: Wolf- gang Holl als Hauptmann, Ferdinand Scheiber nIS

sind. Ferdinand Mayer f. Man schreibt uns: Die „Landw.-Bl." widmen <. dem in ganz Tirol, besonders aber im Oetztal und^ Oberinntal in bester Erinnerung stehenden Genoffen-' fchaftS-Jnfpektor folgenden Nachruf: \ Der Krieg hat dem Landeskulturrate einen . neuen, schweren Verlust zugefügt. Genoffenschafts- Jnspektor Ferdinand Mayer, der als Landsturm leutnant mit dem Tiroler Landsturm-Infanterie regiment Nr. 1. inS Feld zog, hat nach Mittei lungen feiner Kameraden am 2. November um 8 Uhr 30 Minuten abends

in Serbien beim Sturm auf die Höhen von Malje» den Tod für Vater land erlitten. Er ist a« einem Kopfschuß gefallen und an der Stelle, an der er fiel, wurde ihm von den Kameraden die letzte Ruhestätte bereitet. Ferdinand Mayer wurde im Jahre 1879 i» Kalling Oöeröfterreich geboren, stand also in der Blüte seiner Jahre. Nach Absolvierung einer Handelsakademie wendete er sich zunächst dem kaufmännischen Berufe zu, um sich dann in den Dienst des landwirtsch»ftlichen Genoffenschafts wesens zu stellen

ohne jede Grundlage arbeitend, nicht selten eine recht nachlässtZe Wirtschaft führten, , richtig zu organisieren, Funktionäre und Mitglieder zur Ordnung, Treue und ge«offenschaftlichen Arbeit zu erziehen und dis Geschäftsführung nach richti- ! gen kaufmännischen Grundsätzen einzurichten. Daß dabei eine Unzahl von Vorurteilen und vor allem auch ein gehöriges AuSmatz von Schlendrian zu überwinden war, wird kein Kenner der Verhält- niffe bezweifeln. Bald stellte sich heraus, daß Ferdinand Mayer der richtige Mann

verrichtet hat, kann hier auch nicht andeutungsweise gedacht werden. Mit derselben Begeisterung, mit der Mayer seine Tätigkeit beim Landeskulturrate ausgenommen hatte, zog er auch^ins Feld, mit dem festen Vor satz, auch dort feinen Mann zu stellen. Er hat diesen Vorsatz redlich gehalten. Was der Landeskulturrat in Ferdinand Mayer verlor, das * hat der hiezu Berufenste, Präsident Schraffl, in der letzten Sitzung des ständigen Aus schusses ausgesprochen. In dem Nachrufe, den er dem nun Verewigten widmete

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Der Arbeiter
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Page 5 of 8
Date: 01.07.1920
Physical description: 8
Und die Zukunft Gott überlasten. Goethe. Wre die Saal, so die Ernte. Erzählung von Silesia. H. Draußen in der Vorstadt, die zumeist von Arbeitern bewohnt ist, liegt ein Häuschen, in welchem der bis herige Gehilfe in den Mechanischen Webereien von Tromholt & Cie., Ferdinand Walter, mit seiner Mutter ein^ Wohnung inne hat. Groß ist diese freilich nicht, sie besteht nur aus einer kleinen Stube und einem Alkoven. Doch so eng und bescheiden sie ist, um so gemütlicher und trauter ist sie. Vor den Fenstern

Witwe ist, hat eben ihre Morgenandacht beendet und den Rosenkranz durch ihre Finger gleiten lassen. Jetzt wendet sie sich an einen Jüngling von 22 Jahren der damit beschäftigt ist, häusliche Arbeiten zu ver richten. „Ferdinand" sagte sie, „möchtest du nicht zur Arbeit gehen? Sieh, ich will nicht, daß du so viele Zeit meinetwegen versäumst. Dn hast mich ja so gut ver sorgt, daß ich bis mittags nichts brauche. Also, geh', mein Sohn, damit du dir keine Ungelegenheiten machst." Ueber des Jünglings

er sich an das Lager der Mutter, faßte zärtlich ihre Hände in die seinen und sagte: »Mutter, so leid es mir tut, so muß ich dir jetzt eine Eröffnung machen. Gebe Gott, daß sie dich nicht allzu schwer trifft. Sieh', seit letzten Montag, von heut' gerechnet seit drei Tagen, bin ich brotlos . . ." Als habe sie ein Keulenschlag getroffen, starrte Frau Walter ihren Sohn an. „Brotlos?" fragt sie dann mit bebenden Lippen. „Um Gottes willen, Ferdinand, wie ist das zuge gangen? Was hast du getan, daß Herr Tromhold

also, Mutter, man wünschte mich aus der Fabrik fort und war froh, am Festhalten an meinen religiösen Grundsätzen eine Handhabe dafür zu finden." „Mein Gott, Ferdinand, wenn ich doch nur wüßte, was Herrn Tromholt ansicht", klagte die Witwe, „dein Vater hat ihm solange treu gedient; dein Groß vater war seines Vaters Freund, und dich wirft man auf die Straße!" „Nein, nein, Mutter, auf der Straße liege ich nicht; so weit sind wir denn doch nicht gekommen", suchte Ferdinand zu beruhigen, „auch ohne Tromhold

gibt es Stätten, wo man Arbeit finden, und der gute Herr Guardian hat schon Mittel und Wege ver sucht, mir eine gute Stelle zu verschaffen. Das Be trübende an der Sache ist das wir uns trennen müssen, meine liebe Mutter . ." Jetzt war das Schwere an der Sache heraus; ach, und traurig genug war die Wirkung der Worte.... „Trennen? fragte die Kranke, und die blassen Wangen wurden um noch einen Schein bleicher, „ich soll mich von dir trennen? — Ach, Ferdinand, das bringt mir den Tod." „Nein, Mutter

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Tiroler Bauern-Zeitung
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Page 7 of 12
Date: 28.11.1919
Physical description: 12
Beziehung sichert. Hierauf wurde die Tagung mit Dankesworten an die Erschienenen geschlossen. Revisionsverband deutschsüdtirolischer Genossenschaften. „Es sei darum", gab Ferdinand zurück. „Hast du gar nicht mehr gebetet, Nachbar?" „Nein, so recht beten Hab ich nicht mehr gekonnt. Bisweilen stieß mir mein Herz Worte heraus, die ich selbst nicht mehr verstand. Aber in deinem Hause habe ich oft gesessen und an euer Geber ge dacht, dann wars mir, als müßte ich mich wie ein fast Erfrorener, dem daheim

das Feuer erloschen, an deinem Herde Wärmen, damit ich nicht ganz er starre. Jcü möchte Wohl wieder beten können, Fer dinand; und doch, wenn die meinigen es tun, zer- rrißts mir das Herz." Aber es ist doch viel für dich gebetet worden, Nachbar," bemerkte Ferdinand leise, wie schüchtern. „Wir Bauern können uns einmal nicht anders hel fen, wenn wir ein Leid haben, und mit dir haben wir im Grunde doch alle unser Leid gehabt. Du weißt doch, wie die Kinder für dir kranke Antonie gebeichtet haben. Das ging

dich mit an." „So, das ging auch mich an?" seufzte der Päch ter, wie aus einem Traum erwachend. „Um meinet willen sollte das Kind gesund werden! Und dir Gnade ist endlich meinem Hause geworden um meinetwillen! Isis darum, daß ich dem Kinde nichts Ehr abschlagen kann, daß dort ein Kreuz wieder errichtet ist und ?" er hielt inne. Seine Stim me versagte. Unruhig stand er auf. „Was soll ich tun. Ferdinand?" rief er dann aus, „sage mir, was ich tun soll? Du weißt mein Leid." Feridnand war auch aufgestanden und tief erregt

denn alles, was er geahnt hatte, aber mehr als er in seiner schlichten Weise hatte ausdenken können, war ihm klar geworden. Die beiden gingen den Feldweg, dem Clamshose zu. „Nachbar", sagte endlich Ferdinand, „du mußt beichten. — Gott ist gerecht, aber auch barmherzig. Dann wirds besser." „Ich habe dir ja alles gesagt, und jetzt ist mein Herz leichter", versetzte der Pächter bedrängt. „Nein, du mußt auch dem Pfarrer beichten", drängte Ferdinand, „wie es christlich Recht er heischt." „Meinst du, das ginge so leicht

?" preßte der Pächter heraus. „Weißt du auch, was notwendig darauf folgt?" „Das geht leichter, als du meinst, Nachbar", fuhr Ferdinand fort. „Mit Gott mußt du dich versöh nen, denn den hast du am schwersten beleidigt. Denke dir, was das heißt: falsch schwören, die Ma jestät Gottes mißbrauchen!" „Schweig, Ferdinand, schweig!" fiel hastig der Pächter ein. „Deine Rede kann ich nicht hören!" „Aber das ärgste Unrecht mußt du zuerst gut machen", fuhr der Nachbar fort, „dann gibt sich das andere von selber

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Schwazer Bezirksanzeiger
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Page 8 of 8
Date: 24.03.1917
Physical description: 8
vergessen." „Ich weiß nicht, was ich denken soll!" sprach die Witwe verwirrt. „Sie bereuen es, jene Worte vön Liebe damals gesprochen zu haben?" „Ja ' „Aber weshalb denn? Haben Sie niemals die Hoffnung gehegt, daß Elli die Ihre werden könnte?" „Nein — es wäre ja Wahnsinn!" ' „Sie gehen zu weit! Und wenn ich nun gern und mit Freuden meine Einwilligung geben würde dazu?" „Unmöglich!" Jetzt erhob sich Frau Mathilde und ging nach ihrem Schreibtisch, welchem sie einen offenen Brief entnahm, den sie Ferdinand

ich es doch auch hier auf Erden! Noch eins ahnt mir: Leo Volmerding wird Elli nicht heira ten. Daß ich ihm meine Zusage gab und Elli be wog, dasselbe zu tun. lag an dem Umstande, daß ich hoffte, die Fabrik dadurch halten zu können. Aber mir scheint, sie liebt Ferdinand. Tritt Vol merding zurück, oder besteht Elli darauf, ihn nicht zu.nehmen, so möge sie mit meinem jungen Freunde' glücklich werden. Aus vollem Herzen gebe ich meinen Segen. Möge er in der Fabrik an meine Stelle treten und im Herzen Ellis den ersten Platz

einnehmen. Er wird schwer zu kämp fen haben um die Zukunft, aber wenn ich auch nicht mehr sein sollte, meine heißen Wünsche wer den bei ihm, bei euch allen sein und euch beglei ten; denn ich liebe euch alle — alle." Ferdinand ließ den Arm sinken und fuhr sich mit der anderen Hand über die Augen, während ein tiefer Seufzer seinen Lippen entglitt. Erwartungsvoll sah ihn Frau Mathilde an. „Sind Sie nun klar darüber, wie mein teurer Mann dachte?" fragte sie langsam. „Ich weiß, daß es keinen edleren Menschen

gab als ihn. Ich verehre ihn —" Er stockte. Eine schwere Pause trat ein. Die Witwe wußte nicht, was sie beginnen sollte, wie dieses Zögern zu verstehen war. „Mein Gott, Herr Burgmüller.— Sie sehen mich nahezu verwirrt. Nach diesem Briefe — was darf ich Elli sagen?" Ferdinand sah wie ein Verbrecher vor sich nie der. „Daß ich sie verehre, wie man ein holdes, un schuldsvolles Menschenkind nur verehren kann, aber —" Ein dumpfer Ton kam aus seiner Brust. ^ Frau Mathilde war erbleicht; sie zitterte

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