„Welche den Wert des Grafen Hilburg nicht zu schätzen weiß," siel Fräulein Cora ein, indem ihr eben noch lächelndes Gesicht einen strengen und ernsten Aus druck annahm. „Ich schlage meinen Wert nicht zu hoch an, mein Fräulein," entgegnete Ferdinand, „aber dennoch vermag ich kaum zu glauben, daß er gerade da unterschätzt werden sollte, wo — wo mir an seiner Anerkennung gelegen wäre." „Es sollte nicht so sein, Herr Graf- Sie wissen, die Welt und wir Frauen besonders, wir schätzen
das, was wir suchen, und sind gleichgültig gegen das, was uns ge boten wird. Nun wohl, Graf Hilburg, Sie haben einer Dame geboten, was hundert andere unendlich glücklich machen würde und was dennoch gerade von ihr verkannt — verzeihen Sie, ich muß es sagen —, von ihr ver achtet wird." „Nun, Fräulein Blangini," sagte Ferdinand, seine zitternde Stimme mühsam zu ruhigem Ton zwingend, „Sie haben von einer Dankbarkeit für mich gesprochen, die ich nicht verdiene, auf die ich kein Recht
, von der ich sprechen kann," sagte Fräulein Blangini, „denn es gibt in der Residenz nur eine Dame, welcher Graf Hilburg eine Beachtung, eme Aufmerksamkeit, eine Teilnahme zugewendet hat, die wohl bei einem Mann wie er auf tiefes Gefühl schließen Läßt." „Und diese Dame?" fragte Ferdinand. „Wenn sie ein solches Gefühl, ohne welches ihr keine Aufmerksamkeit erwiesen würde, annimmt und nährt, dann tauscht sie den, der es nicht verdient, getäuscht zu werden." Ferdinand stand einen Augenblick mit schwer atmender Brust
schweigend da. „Fräulein Blangini," sagte er dann, „was Sie da sagen, ist eine Anklage, und wenn man anklagt, so muß man beweisen." „Hätte ich den Beweis nicht in Händen," sagte Fräulein Cora mit blitzenden Augen, „so würde ich nicht gesprochen haben, und da ich beweisen kann, was ich sagte, so werden Sie mir dennoch für den Dienst dank bar sein, den ich Ihnen leiste, so schmerzlich auch in diesem Augenblick die Enttäuschung sein mag." „Nun denn, so beweisen Sie," ries Ferdinand drohend
, „wenn ich dies alles nicht für eine Verleumdung halten soll!" „Man glaubt, wenn man sieht," sagte Fräulein Cora. „Sie sollen sehen, Herr Graf!" Sie nahm seinen Arm und führte ihn durch die Zimmerreihe bis zu dem kleinen Salon, in welchem sie- Ribenau und Käthchen zurückgelassen hatte. Langsam schlug sie die Portiere auseinander und trat mit Ferdinand aus die Schwelle, indem sie sich in der Oeffnung, welche die schweren Sammetfalten bildeten, an ihn schmiegte, so daß ihr Haupt fast seine Schultern berührte. Ferdinands Gesicht wurde