er sich nicht, in der Hoffnung, unbemerkt zu bleiben, denn er schämte sich, so gefunden zu werden. Als man ihn jedoch anfaßte, stieß er einen schmerz lichen Seufzer aus — der Gärtner hatte ihn gerade an der verletzten Stelle gepackt. „Gott sei Dank, er ist nicht todt!" rief der Oberst er freut. „Bringt ihn hinauf ins Fremdenzimmer — und Sie, Bursche, holen sofort meinen Hausarzt!" Ferdinand versuchte in dem allgemeinen Getümmel ver geblich, sich vernehmbar zu machen. Man hielt seine mit lallender Zunge gesprochenen Worte
für Schmerzensäußerungen, und ehe er's glaubte, lag er schon auf dem Bett des Fremden zimmers, und der Oberst beugte sich besorgt über ihn mit der Frage, ob er verwundet sei. „Ich glaube an der Schulter!" stotterte er mit schwerer Zunge. „Der Schuß ist hoffentlich nicht in die Lunge gedrungen? Bleiben Sie ruhig liegen, bis der Arzt kommt, mein Herr — Ihr fahles Aussehen — die anfängliche Störung des Be wußtseins — alles deutet auf eine ernstliche Bleffur." Ferdinand wollte erwidern, daß er überhaupt nicht getroffen
sei, da fiel sein Blick auf das liebliche Mädchen gesicht — erröthend schwieg er still, er schämte sich, die Ursache seines Zustandes einzugestehen. Gleich daraus erschien der Arzt. „Ah, Du bist's," rief er, den Patienten erblickend, über rascht. „Donnerwetter, was ist denn mit Dir geschehen? Wie kommst Du in diese Gegend, Unglücksmensch? Bist Du schwer verwundet?" „Ich hoffe nicht," antwortete der Blessirte mit schwacher Stimme. „Zeig' 'mal her!" Ferdinand schüttelte energisch den Kopf und zeigte
auf die Anwesenden. Der Arzt verstand ihn und winkte ihnen, das Zimmer zu verlassen Beide blieben allein. „Nun, Junge, wo bist Du getroffen?" Ferdinand lachte verlegen und sagte leise: „Gar nicht, Doktor, bester Freund, verrathe mich nicht. Die Kleine ist entzückend, ich möcht' um alles in der Welt nicht vor ihr blamirt sein." „Was ist denn paffirt?" Der Student erzählte kurz den Sachverhalt. Der Doktor aber lachte, als ob er zerspringen wollte. „Zum Teufel, Kerl, halt's Maul — leise, Du ver- räthst
. „So wird er nicht sterben?" hauchte Alice. „Nein, gnädiges Fräulein — nicht einmal besondere Schmerzen leiden." „Ist die Kugel noch in der Wunde?" fragte einer der Gäste. „Nein, es ist überhaupt keine Kugel drin gewesen. Meine Hilfe ist nicht weiter vonnöthen. Gute Nacht." Der Oberst beeilte sich, den Verwundeten aufzusuchen. Ferdinand stand eben in: Begriffe, sich vollends anzuziehen, um uach Hanse zu gehen. „Wie, Sie wollen — nein, lieber Herr, das dulde ich nicht. Sie unterschätzen den Einfluß einer Schußwunde