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Innsbrucker Zeitung
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Page 5 of 8
Date: 19.04.1936
Physical description: 8
(Jnufcftw W&rkttna Nr. 90 Sonntag. 19. April 1938 9 JZ Mexiko-Kämpfer aus Tirol Am 10. April 1864 erschien in Miramar (Schloß bei Triest) eine merkwürdige Deputation. Es waren Mexi kaner, die im Namen der Regentschaft von Mexiko dem in Niramar weilenden Erzherzog Ferdinand Maximi lian (gcb. 6. Juli 1832 in Wien) die Krone von Mexiko anboten. Trotz des scharfen Widerstandes seiner Mutter, der Erzherzogin Sophie, und seines Bruders, des Kai sers Franz Joseph, nahm der damals 31jährige Erzher zog

. Dort liegen die Gefallenen aus der Schlacht, die um die Fabrik getobt hat. Wenn Sie dort noch suchen wollen? Soll ich Ihnen vielleicht jemand mitgeben?" Ferdinand schüttelt den Kopf. „Nein, ich werde schon hinfinden. Vielen Dank, Hochwürden!" Es regnet. Der Himmel ist bleiern und glanzlos ohne Schat tierung. Ferdinand schlägt den Kragen von seinem Ueberrock auf. Er ist weit und breit der einzige Mensch. Ihn frö stelt. Irgendwie ist in dieser grauen Landschaft der Tod zu Hause- Es kann sehr leicht

sein, daß Dieter da begraben ist. Man kann sich wenigstens vorstellen, daß man da be graben sein könnte. ..Ferdinand geht weiter. Aus der Einfarbigkeit hebt sich eine Umfriedung. Es ist ein längliches Viereck. Colchs Vierecke sind meistens Friedhöfe. Sie find im mer sauber und ordentlich abgegrenzt, nicht so wie an dere Grenzen, die in sclsiangenhaften Linien Gebilde zeichnen können und um die man sich streiten kann. ..Hier kann man nicht rechts und nicht links hinaus rücken. Hier hat der Tod seine geraden

Striche. Eine kleine eiserne Gittertüre bewegt sich quiet schend. Der Regen hat ausgehört. Die schwarzen Kreuze stehen in gerader Reihe, eins neben dem andern. Es hat etwas seltsam Militäri sches. Ferdinand geht die erste Reihe hinunter. Er liest die Namen ab. Es sind hundert Namen und er kann sich keinen merken. Es sind deutsche und russische Namen, vielleicht auch österreichische und polnische, aber jedes Kreuz hat seine Schrift. Sie steht weiß und deutlich auf dem schwarzen Holz

. Es ist alles so ordentlich. Ferdinand ist kein Mensch, dem Gefühlsregungen viel zu schaffen machen; aber diesmal packt es ihn doch. Diese stummen Kreuze reden eine erschütternde Sprache: wir starben, auf daß du lebest! Erregend der Gedanke, daß schon das nächste Kreuz den Namen seines Bruders tragen könnte, den Namen Bontink, seinen Familiennamen! Aber er will ihn ja finden! Er will der quälenden Ungewißheit ein Ende machen! Er will nicht mit leeren Händen nach Haus kommen! Ferdinand geht die zweite Reihe hinunter

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Innsbrucker Zeitung
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Page 4 of 6
Date: 05.05.1936
Physical description: 6
ein genommen : „Das wär wohl eine andere Frau für den Herrn Grafen als die Fräulein Mary, die für nix is. Warum er sich die net gnommen hat?^ „Pst!" macht Anton und legt den Finger an den Mund. * Unter dem brennenden Lichterbaum sagt Richter zu Mary: „Ich erinnere mich noch sehr gut an ein Weihnach ten, an dem mein Bruder und ich zwei lebendige Rehe bekamen." Es ist so laut gesprochen, daß Ferdinand, der un weit neben Ines steht, es hören muß. Da faßt es ihn plötzlich, daß er sich rasch umwendet und scharf

und laut fragt: „In welchem Jahr war das?" Richters Blick entschleiert sich langsam und groß. Er bleibt die Antwort schuldig. Ferdinand zernagt sich die Lippen, ist den ganzen Abend wortkarg, hat brennende Augen, die nur un ablässig Ines verfolgen und so ist trotz der vielen herrlichen Geschenke und Horsts lauter Kinderfreude keine rechte Stimmung. Nach Mitternacht sitzt Ines noch an Marys Bett. Mary fängt plötzlich an zu weinen. Es ist ein krampfhaftes Weinen, eigentlich ohne Grund. Dann fährt

sie aus aus den Kissen und starrt Ines an: „Du bist schön geworden, Ines! Weißt du das eigentlich? Und jung bist du auch! Du bist besonnen, gescheit, gut und lieb zu allen Menschen. Ich bin zehn Jahre, nein, elf Jahre älter als du! Aber hör, Ines, bild dir nicht ein, daß ich Ferdinand liebe, schon lang nicht mehr! Aber ich will ihn nicht verlieren. Hörst du, verlieren will ich ihn nicht. Mein Gott, wir sind ein reiches Leben in England gewöhnt gewesen, bis der Sturz kam und wir so viel verloren

, du wirst das nicht verstehen . . . nun ja, das Majorat fällt ja Ferdinand zu, seit Dieters Tod feststeht . . ." Sie wirft sich zur Seite und spricht nicht weiter. „Um Gotteswillen, Mary, was ist denn? Was hast du denn? Sag mir doch alles!" Da lacht Mary: „Du bist ein Schaf Gottes, kleine Ines. Dir kann man nicht alles sagen. Dieter ist nicht mehr und kurz und gut: ich will Ferdinand nicht verlieren. Das wollte ich dir nur sagen! Ich will ihn nicht verlieren, weil ich mich nicht umsonst so lange nach Hochturnau gesetzt

habe und meine schönste Zeit hier vertrauert habe um nichts. Gute Nacht, Ines!" Da geht Ines müd und schwankend in ihr Zimmer und fällt wie betäubt auf ihr Bett. Seit diesem Christabend meidet sie jeden Blick für Ferdinand und geht ihm aus dem Wege. Wenn sie seinen Schritt hört, flüchtet sie und hat dabei nur immer einen Gedanken: Max Richter. So kommt es bald, daß in den Lernstunden nicht nur Lehrer und Schüler da sind, sondern auch Ines als stille Zuhörerin. Dort kann Ferdinand sie nicht suchen

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Innsbrucker Zeitung
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Page 4 of 6
Date: 28.04.1936
Physical description: 6
immer hinaus. Dann ärgert sie sich wieder, daß sie es tut. Ferdinand ist nach heftigen Zusammenstößen end lich gleichgültig geworden; wenn sie ihn nicht ganz verlieren will, so muß sie ernst machen. Aber Zwischen ihm und ihr steht Max Richter. Warum und wieso, weiß sie selber nicht. Sie flirten nicht einmal. Drunten im Hirschpark vor ihrem Fenster blühen wieder die rotsamtenen Rosen. Da sieht sie Richter vom Gutshos her durch den Hirschpark heraufkommen. Sie wirst einen seidenen Schal

um die Schultern und nimmt ihren Weg so, daß sie ihm begegnen mutz. „Herr Inspektor, wissen Sie, ob Gras Ferdinand schon zurück ist?" „Nein, Lady, das weiß ich nicht." Sie lächelt schwach. „Da können Sie mir auch nicht sagen, was er immer in dem langweiligen Nest treibt. Ich verstehe wirklich nicht, wie man den ganzen Tag in diesem Städtchen zubringen kann." Richter fleht ihr ins Gesicht. Sie senkt die Augen. „Ich weiß nicht, was ich den ganzen Tag tun soll. Ich würde reiten, in Ihrer Begleitung natürlich

, aber es ist kein passendes Pferd für mich da." Richter geht nicht auf die Einladung ein. „Würde es Ihnen keine Freude machen, sich mit Horst zu beschäftigen? Er ist ein sehr aufgewecktes Kind!" „Ach nein, ich bin dafür nicht. Horst soll lernen! Mama will, daß ein Lehrer für ihn ins Haus genom men werden soll. Wir wollten ihn ja in ein Internat geben, Ferdinand und ich. Es wäre viel besser für ihn. Er treibt sich jetzt wie ein Gassenjunge herum, den ganzen Tag, und verwildert. Außerdem Hab ich be merkt

was hören, aber ich sag dir, der Herr Graf wird die Mary auch nimmer heiraten. Der schaut sich schon nach was anderem um in der Stadt." „Babett, merk dir eins: laß solchen Tratsch! Das geht uns nichts an! Du weißt, ich duld da herunten keinen Tratsch net!" Da geht die Babett schwer beleidigt fort. „Anton!" befiehlt Ferdinand, „ich lasse den Herrn Inspektor zu mir bitten, sogleich!" Ferdinand geht in seinem Zimmer mit hastigen Schritten auf und ab. Er hat sich in eine Wut hinein gesteigert. Innsbruck

besser auspassen! Und noch etwas will ich bemerken, es fällt mir gerade ein. Gleichgestellte nennen sich beim Namen oder setzen nur den Titel als Anrede: Angestellte sagen: Herr Graf!" In diesem Augenblick reizt es Ferdinand, sein Ge genüber anzuschauen. Er tut es. Dann tritt er rasch einen Schritt zurück und setzt unsicher hinzu: „Zch will Ihnen damit allerdings keine Vorschrift machen." Richter hebt ein wenig die Schultern, dann sagt er, mit Betonung aus dem ersten Wort: „Herr Gras, die Gruft muß

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Innsbrucker Zeitung
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Page 4 of 6
Date: 08.05.1936
Physical description: 6
zurückzufordern." „Laß das Geschwätz! Es handelt sich nicht um Mary. Mary ist tot. erloschen. Es handelt sich um die andere." „Um Ines und um Hochturnau!" — „Um Ines, nur um Ines. — Was ist Hochturnau neben Ines?" „Gut. dann nur um Ines!" — „Und weil ich Ines dir nicht lasse, weil ich mich an sie mit der letzten Faser klammere, darum, verstehst du, ist einer zuviel von uns auf Hochturnau!" „Bedeutet das Kamps, Graf Ferdinand?" „Kampf bis aufs Messer, Graf Dieter, ich schwöre es dir!" Zwei Sekunden

ist es totenstill zwischen den Män nern. Man hört den Atem gehen. Dann schüttelt sich Graf. Ferdinand aus einmal krampfhaft vor Lachen. „Ich sagte eben, .Gras Dieter'. Nun spreche ich zu Herrn Richter. Sie wissen, Herr Richter, in meinem Schreibtisch sind Papiere, die bedenkliche Lücken ha ben ..." ' „Ich habe Dokumente, um diese Lücken restlos auszufüllen." Wer Graf Ferdinand scheint die letzte Bemerkung Dieters überhört zu haben. Er fängt mit einem Mal zu schwanken an wie ein Betrunkener und verschwin det

taumelnd in der Nacht. Max Richter bringt die Nacht auf der Hütte zu, aber er findet keinen Schlaf. Er sitzt am Feuer, schürt die Glut, er sitzt in den Kleidern und mit dem Hute da, so wie er kam, starrt in das Feuer und wartet, bis der Morgen kommt. Es ist der Morgen, der den Tag der Entscheidung bringt, denn Graf Ferdinand hat recht: einer von ihnen ist zuviel auf Hochturnau. Durch die Scheiben glimmt der erste Schein. Im Raum wird es heller, der hölzerne Tisch, das Geschirr an der Wand, alles tritt

über die Rassenfrage ausgenommen. Vom Anwaltstand. Dr. Ferdinand Jeschenagg in Innsbruck ist aus Gesundheitsrücksichten frei willig vom Anwaltstand zurückgetreten und wird in Hinkunft seine Tätigkeit auf die Verteidigung in Strafsachen beschränken. Trauung. In Innsbruck wurde am 5. ds. Kauf mann Alfons M ä f e r, Fahrradhändler in Dorn birn, mit Fräulein Gertrud Rhomberg von Bre genz getraut. Freiwillige Feuerwehr Hölting. In ortsüblicher Weise wurde am Sonntag, 3. ds., der Florianitag mit Kirchgang gefeiert

. Zu Tisch erscheint Graf Ferdinand nicht. Gut, so wird die Entscheidung eben später fallen. Richter ist entschlossen, dem anderen das Gesetz des Handelns zu überlasten. Er will nicht drängen, er wird warten und fern Recht wahren, wenn die Stunde kommt. Und die Stunde wird kommen, wenn Graf Fer dinand an Ines herantritt. Der Kampf wird um Ines entbrennen und um sonst nichts. Mary ist nachmittags mit Ines und Horst auf dem Eis. Es hat getaut, der Föhn zeigt sich an und die Luft ist lau. Blauer Himmel

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Innsbrucker Zeitung
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Page 7 of 10
Date: 01.05.1936
Physical description: 10
aus der Franzis kanerkirche in Wien. 11.00 Für unser Landvolk. Dr. med. R. Stöger: Hygiene im Bauernhaus. (Stunde der landwirtschaftlichen Hauptkör perschaften.) 11.40 Zeitzeichen, Verlautbarungen. 11.45 Symphoniekonzert. Dirigent: Ferdinand Großmann. Mitwirkend: Zdenka Zika (Sopran); Marie Burant (Alt); Louis Dite (Orgel): Wiener Männergesangverein, Wiener Symphoniker. — Reger: Serenade op. 95. — Piechler: Vom Baume des Lebens, Kantate für Soli, Chor, Orgel und Orchester. 12.55—14.20 Unterhaltungskonzert

von Frauen. Agnes Miegel: Gang in die Dämmerung; Joe Lederer; Blatt im Wind; Alice Lyttkens: Du muht dir selbst helfen; Iuliet Bredon: Hundert Altäre. Es spricht Käthe Braun-Prager. 15.40 Reger: Sextett für Streichinstrumente F-Dur, op. 118. AusfUhrende: Sedlak-Winkler-Quartett: Fritz Sedlak (1. Violine); Vittorio Borri (2. Violine), Gustav Gruber (Viola); Richard Krotschak (Violoncello). Ferdinand Stangler (2. Viola); Karl Maurer (2. Violoncello). 16.25 Max Stebich: Vom Zauber des heimatlichen Waldes

, Quittun gen, Steuerbögen und Versicherungspolizzen und was ich sonst noch in Händen hätte. Ich bitte sie zu über prüfen." „Warum? Wozu denn?" "Ich sehe meine Tätigkeit in der Hauptsache für be endet an. Der Betrieb ist so geordnet und eingespielt, daß er bei einiger Aufsicht durch den Gutsherrn auch ohne einen eigenen Verwalter weiterläuft. Um den Betrieb zu entlasten, bitte ich um meine Entlassung als Inspektor." Ferdinand stützt sich mit der Hand auf das Fenster brett. Die Hand zittert

. „Ich habe Ihnen nichts in den Weg gelegt." „Gewiß nicht, aber vielleicht komme ich nur Ihrem heimlichen Wunsche zuvor, wenn ich es nicht auf eine Kündigung ankommen laste." Die Faust, die sich auf das Fensterbrett stützt, zit tert stärker. , „Ich bitte, in acht Tagen gehen zu dürfen. Arbeit ist jetzt keine mehr." Da hat sich Ferdinand gefaßt. Er fühlt es wie einen Alp von seiner Brust weichen. „Wenn Sie durchaus wollen, es steht Ihnen natür lich nichts im Wege. Ich danke Ihnen für die Arbeit, die Sie geleistet

haben. Sie ist anerkennenswert." Da sieht Richter Ferdinand lang an. „Ich habe es gerne getan für . . . Hochturnau." Ferdinand zuckt zusammen und verliert die Fassung. Da verbeugt sich Richter kurz und verläßt das Zim mer. Mary ist wütend, als sie von der Kündigung er fährt. .Warum nur? Ich sehe das nicht ein? Was hat er plötzlich? Er war so tüchtig! Du machst immer alles verkehrt. Du hast ihn mit deinem barschen Wesen vertrieben. Aber selber kümmerst du dich ja auch nicht vm die Wirtschaft

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Innsbrucker Zeitung
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Page 3 of 8
Date: 29.04.1936
Physical description: 8
keine Aenderung statt. Heimkehrerroman von Ä. von Sazenhofen lUCS (9. Fortsetzung.) Die Frage scheint Max Richter unangenehm zu sein; er springt vom Thema ab und sagt zu Mary gewen det: „Ich habe mich erkundigt, es ist in der Eile kein Elektrotechniker zu haben. Aber vielleicht zeigen Sie mir den Schaden. Vielleicht kann ich ihn selber behe ben. Im Lauf eines langen Lebens lernt man aller hand. Ich kann damit umgehen. Wir haben in der russischen Gefangenschaft alle Installationen selbst ge macht." Ferdinand

ist hart. „Herr Gras, ich möchte bitten, daß Sie die Freund lichkeit haben, um sechs Uhr in die Kapelle zu kom men. Ich mutz dort an Ort und Stelle um Ihre An ordnung ersuchen." Ferdinand hebt unwillig den Kopf. „Was ist da anzuordnen? Ich habe Ihnen gesagt. Sie sollen die Sache machen." „Sie ist gemacht. Ich möchte bitten, daß Sie die Arbeit ansehen; es muß ein Sarg verrückt werden, damit die Mauer an dieser Stelle gut trocknen kann.- Ich muß wissen, wohin er kommen soll." Ferdinand ist langsam

aufgestanden. „Das ist ja ganz gleichgültig. Man schiebt ihn weg." Richter hebt den Blick. Ein Lächeln steht um seinen' Mund. „Ist es Ihnen so unangenehm, Herr Graf?" Da fährt Ferdinand auf. „Was wollen Sie damit sagen? Schließlich sind doch Sie für solche Arbeiten da." „Nein, entschuldigen Sie, Graf Bontink, dazu bin ich nicht da. Veränderungen in der Familiengruft müssen doch vom Familienoberhaupt getroffen wer den, nicht von Fremden." Ferdinand gibt sich einen Ruck. „Gut, ich komme." Dann wendet

er ihm den Rücken und stellt sich an ein Fenster. Richter hat das Zimmer verlassen. Ferdinand ist wütend. Was soll das heißen, ihm solche Vorschriften zrt machen? Der Mensch erlaubt sich Uebergriffe. Wie er gelächelt hat! Verdammt, aber er kann sich nicht so blamieren, der Kerl glaubt am Ende, er fürchte sich. Also geht Fe« dinand in der Abenddämmerung zur Gruftkapelle. Die Türe zur Kapelle ist nur angelehnt. Er stößt sie auf. Es wird ja niemand mehr drinnen fein von der? Handwerksleuten. Vorne leuchtet

ein Bild über dem kleinen Altar. Ganz plastisch ist der Schimmel des heiligen Georg, sonst ist alles schon verwischt in Dämmerung. Nur am Boden klafft das schwarze Loch, der Ein gang zur Gruft. Ferdinand schaut umher. Ja also, was ist denn? Wo ist er denn? Er ist doch nicht gewohnt, auf feine Angestellten zu warten? „Inspektor!" will er laut rufen; aber es kommt zerdrückt aus feiner Kehle, fängt sich in der gewölbten Decke und murmelt fort, als gäben hundert Stimmen! Antwort.

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Alpenländer-Bote
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Page 5 of 16
Date: 01.11.1925
Physical description: 16
, zählen zu den größ ten Gelehrten; die Heiligen Ludwig. Ferdinand. Eduard, Heinrich, Kanut, Leopold waren Fürsten; der hl. Sebastian war Hauptmann, der hl Anastasius war Richter, der hl. Basilides Gerichtsdiener, der hl. Jakob von Böhmen Schreiner, der hl. Dunstan Huf schmied, der hl. Cualfund Kellner, der hl. Isidor Bauer, die Heiligen Notburga und Zita Dienstboten, die Heiligen Wendelin, Leonhard und Germana wa ren Hirten, der hl. Gemian Gastwirt, Gorgonius war Schauspieler. Nur keinen Advokaten

der Heiligenlegende wird es nach und nach ähnlich ergeyen, wie dem heiligen Ignatius von Loyola, dem das Lesen derselben zum ersten gewaltigen Anstoß wurde, der Welt zu entsagen und nur noch Gott zu dienen. Cr wird sich mit dem großen heiligen Augustin sagen müssen: Haben es diese ge konnt, warum soll ich es nicht können. Aus längst vergangenen Lagen Ferdinand I. Die Reformation hatte also in Deutschland festen Fuß gesagt. SlS war aber nicht allein das Werk Luiyers, es gab eine ganze Reihe Reformer in Frcm

. Ludwig II., Kö nig von Ungarn und Böhmen, siel in, oder vielmehr nach der furchtbaren Niederlage der Un garn gegen die Türken bei Mohaes, 1526. Sein Erbe, die beiden Königreiche, gebühr ten nach unzweifelhaften Bestimmungen und Vewräg.n seiner Schwester Anna und damit ihrem Gemahl, Erz herzog Ferdinand von Oesterreich. Das anerkann en zuerst die Länder Mähren und Schlesien. Böhmens große Herren überlegten zwar eine Weile, fanden es aber endlich doch für ratsam, eine Wahl vorzunehmen und Ferinand

unter allerlei „Wahlkap'llulaüonen" zum König zu mailen; am 24. Februar 1527 wurde er zum König von Böhmen gekrönt. In Ungarn nahm nur ein den Deutschen und Oesterreichern freundlich gesinn er Teil der Magnaten das Erbrecht unbedingt an und wählten Ferinand als ihren König, während ein ande rer Teil den siebenbürgischen Fürsten Johann Za- polya zum König wählte. Ferdinand bestand auf sein klar bewiesenes Erbrecht und stellte dem Gegner e n deutsches Heer bester Verfassung, das diesen an die Grenzen Ungarns

Zurückdrängte. Am 3. November 1527 ließ er sich in Stuhlweißenburg zum König von Ungarn krönen. Der Cegenkönig Zavolya ruhte aber nicht, sondern verband sich mit Frankreich und mit — den Türken, die ihm gegen Ferdinand helfen sollten. Sultan Soliman II. verließ im Mai 1529 Konstantino pel und rückte nordwärts; auf der Ebene von Mohacs erschien ?apolya und bat um die Gnade, beim Sultan zum Handkuß zugelassen zu werden. Daß Ferdinand mit seinen Kräften gegen seine Gegner, abgefallene Ungern, Protestanten

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Innsbrucker Zeitung
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Page 5 of 10
Date: 03.05.1936
Physical description: 10
zu sein. Das ist für das ganze Leben ein Wert. Er unterstellt sich freiwillig einer Autorität, wie er es im praktischen Leben im mer wieder braucht. Auch der studentische Komment hat seinen Wert. Der junge Mann wird an ihm gesell schaftsfähig und lernt reden. So mancher gute Redner hat als junger Verbindungsstudent die ersten Schritte jj|| HeimkeKrsrroman von A, von Sazenhofen &tit'IteaMd* (12. Fortsetzung.) Ferdinand ist kein Gutsherr. Der Wirtschafter steht an der Tür. Die Steuererklärungen! „Bin ich ein Steuerinspektor

?" „Verzeihen, Herr Graf, dann mach ichs halt selber." Der Akt fliegt in die Mappe. Der Wirtschafter ist zufrieden; nur so weiter, dann hat er hier auf dem Tut bald das Heft ganz in der Hand. „Und hier sind die Prozeßakten mit dem Jagdpäch- !er in Grafenthal!" „Bin ich ein Rechtsanwalt?" „Dann erledige ich es selber, Euer Gnaden." Wieder wandert das Papier in die Mappe. Graf Ferdinand weiß, der Mann spielt mit ihm und M ihn betrügen. Aber er hat nun einmal kein In teresse an diesen Banalitäten

. „Und dann hätte ich noch die Feuerversicherung." Graf Bontink springt aus. Er mag nicht mehr. Ein Inspektor muß her. Und als dann Mary mit dem Vorschlag kommt, Nax Richter wieder zu engagieren als Hauslehrer, der nebenher auf die Wirtschaft sieht, findet sie bei Traf Ferdinand nicht den geringsten Widerspruch mehr. Er ist mürbe. „In Dreiteufelsnamen, tu, was du willst!" Aber der Einstand zog sich noch einige Zeit hm, denn unterdessen traf der Besuch aus England ein. Der Wirt „Zur Eisenbahn" stemmt die Hände

fahren wollen und wallen das Doppelte zahlen, no ja, vielleicht probieren wirs doch. He, Mich!, spann ein, leg aber die alten Decken auf den Sitz!" Eine Stunde später stürzt Anton in die Einfahrt und reißt das Tor auf. Dann hilft er Ines aus dem Schlitten. Ferdinand kommt schon die Treppe herunter. „Das ist mir ja entsetzlich! Verzeih nur, ich begreife wirklich nicht, wir haben gar nichts gewußt . . ." Ines lacht: „Das macht ja nichts. Die Hauptsache ist, daß ich da bin, Schwager Ferdinand

Landsitz Woodhouse und unserm Hochturnau. Mary ist wohl wenig zur Guts frau geboren, ich wohl auch nicht zum Gutsherrn. Ich denke nicht daran, ihr einen Vorwurf daraus zu machen, verstehe mich nicht falsch, aber ... die Lange weile am Land . . . keine Toiletten... es ist nichts für sie." , Ines ist aufgestanden. „Ich möchte aber jetzt doch zu ihr. Wenn du mich führen willst, Ferdinand!" Das klingt beinahe nach Kommando. Schade! Er hätte den Anblick dieses frischen, süßen Gesichtes noch länger genießen

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Innsbrucker Zeitung
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Page 7 of 10
Date: 25.04.1936
Physical description: 10
. 8.45 Frühkonzert (Schallplatten). Salonorchester Dol Dau ber spielt. — Erkel Ferencz: „Hunyady Lnszlo". Ouver. türe. — Komzak: Wiener Volksmusik, Potpourri. — | |p Heimkehrerroman von A. von Sazenhofen SHEI5 mk bw Sum9# ( 6 . Fortsetzung.) Anton hat bereits seine Weisung. „Bitte . . ." sagt er und eilt die breite Eichentreppe voraus. Er öffnet die Türe zum Arbeitszimmer Fer dinands. „Herr' Richter," meldet er. Ferdinand sitzt vor seinem Schreibtisch. Er wendet sich um. Er stemmt beide Hände

auf die Armlehnen seines Stuhles und hebt sich schwer und langsam em por. Wie er steht, hat er sich gefaßt. „Bitte, nehmen Sie Platz, Herr Richter? Ich habe aus Dutzenden von Angeboten das Ihrige gewählt, weil es mir in seiner gedrängten Kürze gefallen hat. Was ich meinerseits zu sagen habe, ist auch in zwei Sätzen gesagt. Das Gut wirft nichts mehr ab; es wie der rentabel zu machen, ist Ihre Aufgabe." Richter nickt nur mit dem Kopf. „Das wird geschehen." Ferdinand sieht ihn an. „Sie haben ein merkwürdiges

Selbstvertrauen. Wo haben Sie eigentlich die Praxis und die Erfahrungen her, wenn ich fragen darf? Sie haben mir weder Empfehlungen noch Zeugnisse vorgelegt. „Ich hatte früher selber einen Besitz." „Ach so, pardon! Dieser ist Ihnen verloren gegan gen?" Richter hebt langsam den Blick. „Ja. er wurde mir genommen . . „Ah so!" Ferdinand greift nervös nach seiner Zigarrentasche. „Wie hat das geschehen können?" Richter hebt ruhig die Achseln. „Es gibt Umstände und Rücksichten, die einen macht- und rechtlos

machen; man kann sie nicht abschütteln. Doch bitte. Graf Bontink. hier sind meine Papiere, m die Sie gewiß Einsicht zu nehmen wünschen. Es ist doch immer gut zu willen, daß der Mensch. mit dem man zu tun hat und den man unter fein Dach nimmt, auch der ist, für den er sich ausgibt." „In diesem Fall gewiß nicht nötig," sagt Ferdinand höflich, nimmt die Papiere und legt sie auf seinen; Schreibtisch. „Wann können Sie eintreten?" „Jederzeit!" „Dann gebe ich Ihnen die Papiere beim Abendessen zurück unv bitte Sie, mit uns zu speisen

ist bereits instruiert, daß er sich Ihren Anordnungen zu fügen hat. Wenn Sie sonst einen Wunsch haben sollten ..." Richters große, graue Augen bekommen einen selt samen Ausdruck. Er schüttelt den Kopf. „Dann aus Wiedersehen bei Tisch heute Abend!" Richter ist entlassen. Kaum ist die Türe zu, wendet sich Ferdinand auf geregt um, nimmt die Papiere vom Tisch, liest sie ge nau durch: Max Richter . . . geboren ... und so weiter. Dann steckt er sie in die Brusttasche und geht hinüber zu Mary

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Page 3 of 6
Date: 08.11.1951
Physical description: 6
„Herr Präsident, i laß mi aufhänga!“ Dramatische Szenen beim Mordprozeß Brandstätter — Der Angeklagte drischt auf deu Richtertisch Totenstill ist es im überfüllten Urfahrer tothauseaal, als Dienstag vormittags der Ge- icljworenenprozeß gegen den 74jährigen ,„R1e- almüller“ aus St. Thomas am Blasenstein, fjrdinand Brandstätter, eröffnet wird. Unterdrückte Rufe des Entsetzens werden jßut, als man die Anklageschrift verliest. In Ihr wird Ferdinand Brandstätter beschuldigt, ja 22. Oktober 1950

abends seinen auf Ur laub in der Mühle weilenden leiblichen Sohn, jen 28jährigen Bäckergesellen Franz Brand- Mer, mit einem Stock niedergeschlagen, dann erwürgt und zusammen mit seinem gei- ttesschwachen Sohn Ferdinand in den Wald geschleppt zu haben. Die furchtbar zugerich tete Leiche des Ermordeten wurde drei Tage ipgter gefunden. Zuerst verhaftete man den Bruder des Toten, Anton Brandstätter, doch leugnete dieser die grauenhafte Tat entschie den. Die weiteren Erhebungen der Gendar merie führten

dann zur Verhaftung des gei- itegschwachen Ferdinand, der bald ein volles Geständnis ablegte und zugab, seinem Vater towohl bei der völligen Erdrosselung des Ster benden als auch beim Wegschaffen der Leiche behilflich gewesen zu sein. Daraufhin brach auch Ferdinand Brandstätter senior zusam men und legte ein umfassendes Geständnis ab. Am 14. Jänner 1951 jedoch widerrief er aein Geständnis teilweise, indem er sagte, aus Notwehr gehandelt zu haben, und am 14. April d. J. erklärte er dem Untersuchungs richter

zur Gruppe der Affekt menschen. Ueber den schwachsinnigen Fer dinand jun. sagt das Gutachten, er leide an Schwachsinn mittleren Grades, könne jedoch sehr gut über grob sinnliche Wahrnehmungen aussagen. Auf Antrag der Verteidigung (Dr. Schnee weiß) wird Ferdinand Brandstätter jun., als Zeuge direkt aus der Irrenanstalt herbeigeholt obwohl der Staatsanwalt darauf hinweist, daß die Anklage gegen ihn gerade wegen seines Schwachsinnes fallen gelassen wurde. Aber der Liebling seines Vaters entschlägt

vormittag, am zweiten Verhand lungstag, verkündete der Vorsitzende in dem überfüllten Saal des Urfahrer Rathauses das Urteil: Ferdinand Brandstätter wurde, nachdem die acht Geschworenen die Schuld des Angeklagten einhellig bejahten, zu le benslänglichem Kerker, verschärft durch einen Fasttag an jedem 22. Oktober, ver urteilt. Auf die Frage des Vorsitzenden, ob er noch eine Erklärung abgeben wolle, be hauptete der Verurteilte nochmals, daß er die Tat nicht begangen habe. Im übrigen nahm der Greis

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Page 6 of 8
Date: 19.04.1936
Physical description: 8
Dieter. Ich kann das net glauben. Sollt er wirklich gfallen fein, dann hält man doch damals was erfahren müssen, wo man doch seinen Namen weiß und wo er beerdigt is." „Du bist immer so komisch," sagt Anton unwillig. „Der Herr Graf Ferdinand wirds ja wissen." „Freilich muß ers wissen," erwidert Babett unwillig und fetzt hinzu: „Mit dir kann man net reden." Die Herbstsonne hat das ganze Schloß mit allen Pfeilern, Ecken und Türmen hell mit Licht uüergossen. Ehemals war es eine Burg, später ist innen

auch im Polenland steht." „I hätt halt doch auf sein Grab gehen können, wenn i ihn daheim hätt." Da und dort stehen Gruppen zusammen und sehen nach der schwarzen Fahne. Aus vielen Reden wird eines klar: Graf Dieter war ihnen lieb. Er war der Aeltere, er war der Majorats- Herr gewesen. „Der Horst ist noch da," sagt ein alter Mann. „Ja, der Horst, der muß a mal alles kriegen." Von Ferdinand und Mary redet niemand. Nur eine alte Frau meint im Weitergehen: „Die alte Mutter tut mir leid. Sie wird halt

." Und sie geht. Aber dann dreht sie sich noch einmal um und ruft zurück: „Den andern wirds heiraten, den Ferdinand," Horst sitzt mit verweinten Augen bei der Großmama. „Wie ist eigentlich der Tod? Wie ist das Sterben? Hat mein Papa gespürt, wie ihn die feindliche Kugel ins Herz getroffen hat?" Die alte Gräfin ist ganz still. Sie hält die Hände im Schoß und langsam urw schwer fallen die Tränen aus den erloschenen Augen darauf. Mary gebärdet sich hysterisch; sie spricht viel, in einem weinerlichen Tonfall

Spitzentaschentuch verkrampft und verknüllt in den Händen. Nur Ferdinand gibt besonnen und ruhig seine Be fehle. Ueber seine Reise spricht er mit niemanden. Die Tatsache ist da, das andere geht niemand etwas an. Dann steht der metallene Sarg, in dem die kleine schwarze Kiste mit den Ueberresten vom Soldaten friedhof eingeschlossen ist, schwer, mit Blumen bela den im Saal. Die Dienerschaft, die Leute vom Gutshos, die Dorfbewohner dürfen kommen. Sie kommen alle. Sie wollen dem toten Helden die letzte Ehre erweisen

. Es ist ein ewiges Auf und Ab über die breiten, eichenen Treppen. Das wird eine große Trauerfeierlichkeit geben. Es wird ein Anlaß sein, aller derer zu gedenken, die ihr Blut dem Vaterland geopfert haben. Inzwischen empsänK Ferdinand im grünen Zimmer den Beileidsbesuch des Pfarrers, der die Ueberreste von dem Soldatenfriedhof nochmals feierlich einseg nen wird, den Bürgermeister und die Gemeinderäte, die Schützengarde und die Abordnung der Feuerwehr, Mary läßt sich nicht sehen. Sie ist zu angegriffen. Ferdinand

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Innsbrucker Zeitung
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Page 5 of 8
Date: 07.05.1936
Physical description: 8
wollen? Mary, wenn wir in ihm den Feind im Hause hätten!" „Ferdinand! Mir wird angst um dich! Was hast du nur? Ich weiß wohl, was du meinst. Er soll Dieter ähnlich sein! Das ist ja absurd! Du redest dir das ein! Du willst ihn fort haben wegen Ines . . . und darum redest du dir das ein!" Da steht er brüsk auf. „Gut für uns, wenn ich es mir nur einrede!" Ohne Blick und Gruß stürzt er aus dem Zimmer. Sie eilt ihm nach, steht vor der hart geschlossenen Türe... die Arme fallen ihr zur Seite herunter

. Dann wendet sie sich jäh . . . reißt die weiße Koral lenschnur vom Hals und wirft sie in eine Schmuck- schale. Die Stimmung an der Abendtasel ist entsetzlich Mary sitzt da, blaß und schweigend, in dem grauen Kleid. Ferdinand spricht überhaupt nicht und Ines hat rotgeweinte Augen und sieht nur auf ihren Tel ler. In dieses Schweigen hinein sagt plötzlich Horst mit seiner hellen Bubenstimme: „Denk dir, Großmama, der Herr Instruktor hat ge nau so eine Narbe an der linken Hand, ganz genau an derselben Stelle

auf Richter, als schaffe sie sich im Geiste sein Bild. „Von einem Schrapnellschuß, Frau Gräfin!" sagt dieser ruhig. Als sie aufsehen, ist Ferdinand fort. Seine Serviette liegt am Boden. Horst hebt sie auf. Ferdinand sitzt drüben, die Ellbogen auf dem Schreibtisch, den Kops in den Händen vergraben. Er spricht leise vor sich hin. „. . . er hat noch eine Narbe gehabt, einen Streif schuß am Hals, den er gleich im ersten Gefecht erhielt." Es wird Mitternacht, es wird ein Uhr ... er geht rastlos im Zimmer

, er kann alles vergessen, nur das eine nicht, daß seine junge Liebe nicht sicher ist. Was hat Ferdinand mit diesem seinem neuen Glück zu schaffen? Sind sie denn immer verdammt, das Gleiche zu suchen . . . und immer um dieselbe Frau zu kreisen? Er will sich nicht mehr aus seinem neu gefundenen Paradies vertreiben lassen, für das er jenem gern belassen will, was er ihm sonst genommen hat. Da ist ihm plötzlich, wie er so da sitzt und denkt, als gleite der Schatten eines Menschen an seinem Fenster vorüber

. . . und er , * . er begleitet ihn. * Anton tritt bei seinem Herrn ein. „Herr Gras, der Martin wär da." „Soll reinkommen!" Der Stallknecht Martin ist da. Ferdinand herrscht ihn an: „Was setzen Sie für ein Altweibergeschwätz in Umlauf von dem gefallenen Graf

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Kitzbüheler Nachrichten
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Page 5 of 10
Date: 12.02.1938
Physical description: 10
HZeter findet feine Heimat Roman von H. Wilhelm Schraiöt 1. Fortsetzung. . Das waren von der Kaserne immerhin mehr als eine Stunde, und immer noch ging Antotn Hübner ganz zufällig hinter dem Ferdinand Jäger her, der intt zwei Kameraden ein ganz gutes Marschternpo vor legte. Ms dann die drei Ulanen vor ihm über die Geleise des Westbahnhofes gingen, die gerade Landstraße zum Kesselstädter Schloß hinauf, da wußte Anton odübner auf einmal, daß er ebenfalls nach Kesselstadt wollte, in du „Mainluft

genommen. So ein bißchen Krieg im Friedein mußte sein, zu was war man denn Soldat. Allzu scbjwer waren auch selten die „Verwundungen". Ein paar kleine Beulen oder so, und dann war alles vorbei. Das war nun einmal so in der „Mainluft" in Kesselstadt. Anton Hübner hatte nicht abgeschnallt 'damals. Sein Auge ging suchend durch den Saal. Und richtig, dort saß ja der Ferdinand Jäger. Einmal mußte er ja aufstehen und tanzen oder zur Theke gehen, und dann stand Anton Hübner neben ihm, und so wie zufällig

schob er ihm ein Glas Bier hin. „Weil mir uns ja doch kennen", lachte er, und dann war die Bekanntschaft gemacht. Ganz zufällig, wie Anton Hübner später immer behauptete, denn wer ging als schmucker, junger Ulan nicht in die „Mainluft" nach Kesselstadt tanzen. Nur an jenem Sonntag, da tanzte inerkwürdigerweise der Anton Hübner nicht. Auf einmal trieb es ihn binaus, er wollte lieber ein bißchen laufen, wie er dein Ferdinand Jäger von der 3. Schwadron gesagt hatte. Und weil ja auch der Leutnant

zu feiern. Wem, wenn eben das gütige Geschick dem Ferdinand Jäger keine Stallwache oder so bescherte, und wenn er frei haben sollte, dann — Bestimmt aber wußte er, daß seine Gedanken diesen Weg wieder zurückfinden würde,n, aus dem die Kätha Jäger schritt, der Kaserne zu, ihren Bruder zu besuchen. Der 13. Juni und mit ihin das große Waldfest, wie es tm Munde der Einheimischen hieß, das Lambewaldfest, war gekommen. Allerdings, wollte man zu Fremden vom Lambewaldfest sprechen, so mußte

hatte, war über und über mit Staub bedeckt. Das gehörte nun einmal zum Lambewaldfest, so wie die Pfauenfeder in die Hände der Jugendlichen beiderlei Geschlechts, um sich zu necken. Die Stadt war ausgestorben am 15. Juni, denn niemand ließ sich'ö nehmen, dieses Waldfest mit- zumacken. Es wurde gegessen und getrunken, getanzt und gescherzt bis in die Nacht. Anten Hübner hatte wieder „ganz zufällig", unter stützt durch zweistündiges Aufpasser», den Ferdinand Jäger und die Kätha entdeckt, und, da er Urlaub halte, bis zum Wecken

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Innsbrucker Zeitung
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Page 3 of 8
Date: 10.05.1936
Physical description: 8
. Und da sinkt auch die Fahne auf Halbmast, als der kleine Zug in Sicht kommt. Wenige Tage später. Neben dem Sarg des unbekannten Soldaten steht nun der des Ferdinand Bontink. Die alte Frau Gräfin, Ines und Dieter sind über- eingekommen, vorderhand nichts zu erwähnen von Dieters Heimkehr. Mary geht nur in Schwarz. Sie klagt alle an, daß die Hochzeit immer wieder verschoben worden ist. „Wenn du nicht gekommen wärst . . . Ines . . ." Und ein andermal: „Ich bin ja zu nichts gekommen. Ich habe ständig

er sich ihr als Dieter zu erkennen . . . Er hat später nie davon gesprochen, was in jener Stunde zwischen ihnen gesprochen wurde. In der Nacht mußte der Doktor geholt werden. Mary hatte heftige Nervenanfälle Am nächsten Morgen hat sie die Koffer packen lassen. Drunten stand schon der Wagen vor der Tür. Ines kommt zitternd an allen Gliedern. Sie möchte ihr noch ein gutes Wort sagen. Mary sieht sie kaum an. .Ja, ach ja, vielleicht hat alles so kommen müssen. Das ist Schicksal. Mein armer Ferdinand

, der Herr Gras Ferdinand. Jetzt is er tot . . . Gott Hab ihn selig!" * Das tragische Geschehen auf Schloß Hochturnau spricht sich herum und wirbelt Staub aus in der Um gebung. Man kommt und kondoliert. Man kommt und gratuliert. „Merkwürdige Verkettung! Aber so geht es zuwei len im Leben? Ein Ehrenmann, der Dieter, nichts zu sagen! Der Ferdinand hat sich eben geirrt. Wer kann unter so viel Soldatengräbern . . So gehen die Reden. Es sind im Grund dieselben Gedanken, die Babett ausgesprochen hat. Böse

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Page 6 of 8
Date: 03.01.1933
Physical description: 8
? Es war doch wahrhaft schon genug, daß er diesem Tyran nen über Tags im Gubernium ausgeliefert war. «Entschuldigen der Herr Gübernialrat gütigst" . . . dämmte Ferdinand von Plank seine Empörung zu einem höflichen Ton zurück. . . „eine harmlose Gesellschaft anstän diger Leute kann doch kein solches Verbrechen sein. Im übrigen bin ich vollkommen nüchtern, welchen Zustand der Herr Gübernialrat gnädigst zu bemerken belieben!" „Das ist Ihr Glück!" sagte der Herr Gübernialrat. „Be soffen sollten Pie

auch noch sein. Das ginge mir gerade noch ab. Verstanden?" Ferdinand sah die riesigen Stiesel des Gewaltigen, auf die das Mondlicht fiel, und dann wanderten seine Blicke em- por zu dem Schädel unter dem grauen Kübelzhlinder. Das Kinn hatte der Herr Gübernialrat wie gewöhnlich in die hohen Vatermörder vergraben, und die Augen glotzten drohend. „Wenn der Herr Gübernialrat gütigst erlauben. Arzt am 27. Dezember die Ueberführung in die Innsbrucker Klinik an, wo das Kind am 29. Dezember seinen schweren Verletzungen erlag

? dann werde ich mich jetzt heimbegeben!" sagte Ferdinand von Plank. der fürchtete schließlich doch seine Beherrschung zu verlieren, wenn diese Unterredung noch länger dauern würde. „Das werde ich gütigst nicht erlauben. Verstanden?" erwiderte der Herr Gübernialrat. und der Pudel ließ ein drohendes Knurren hören. „Sie werden mich jetzt gütigst hier in die Stistgasie begleiten, Herr Praktikant. Verstan den? Ich habe mir heute vorgenommen, alle Nachtschwär mer aus dem Gubernium ausfindig zu machen. Und da will ich mich davon

Erdboden bevölkert hat!" rief Ferdinand von Plank. als er vor lauter Lachen einigermaßen wieder zu Atem gekommen war. Es war tatsächlich der Schauspieler Franz Silbernagel in der Maske des Herrn kaiserlich königlichen wirklichen Gu bernialrates Gordian von Schwingenbeutel. Alles stimmte haarklein ... der ganze Anzug, der Zylinder, der Stock, die Riesenstiefel, das Gesicht, die Bartkoteletten, das Glotzen, der Gang, jede Bewegung und Geste, sogar das herrische schroffe Organ. „Ja. Franzl

. was ist denn dir eing'sallen? Bist du überg'schnappt?" lachte Ferdinand von Plank. „Nein, so was! Geschworen hält' ich. daß du der Gordian bist!" „Wozu hat man denn seine Fähigkeiten? Verstanden?" erwiderte der Pseudo-Gordian. „Ja. und daß der Grocolo mit dir gegangen ist?" ver wunderte sich der Herr Praktikant. „Der geht doch sonst mit niemandem als mit seinem Herrn." Der schwarze Pudel wedelte. Er trug e^n prächtiges purpurrotes Mascherl. „Der Grocolo?" sagte Franz Silbernagel. „Das ist ebensowenig der Grocolo

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Innsbrucker Zeitung
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Page 8 of 10
Date: 09.05.1936
Physical description: 10
dir deinen Sohn . . . Vkrtter, einer geht . . . einer wird dir neu geschenkt . . . Jetzt kann ich nicht mehr . . . Dieter, verzeih mir! Helf mir Gott, daß es vorüber ist ... ich . . ." Wenige Augenblicke später hat Ferdinand ausge litten. Mutterhände drücken dem Toten die Augen zu. Abfuhren. Man sieht also deutlich, daß es für fremde ler recht schwer ist, sich erfolgreich durchzusetzen. ^ Was das heurige Turnier anbelangt, handelt es sich u um eine Veranstaltung allerersten Ranges. Fünf «Lp und fünf Ausländer

. Den Höhepunkt des Programms bildete Zweifellos das Tonstück „Die Iulfeier" von Kollmaneck, das Dieter ruft alle herein. Sie halten zusammen Toten wache. -i- Die Nacht geht zu Ende. Die Blinde kennt keinen Schlaf und keine Ermü dung^ Sie hat dem Toten den letzten Kuß gegeben auf die Stirne — und hat Dieter an ihr Herz gedrückt. i Ines aber kann noch nichts fasten. Sie fitzt nur da und schaut von Ferdinand auf Dieter und bleibt an ^ seinem toternsten Antlitz haften. Er hat in dieser Nacht den beiden Frauen

Ines nicht ... der Herr Richter nicht ... da findet er Mary. „Tante Mary!" schreit er auf, wie er sie sieht. Sie nimmt keine Rücksicht auf das Kind. Sie klagt über chr verpfuschtes Leben. „Mein armer Ferdinand! Mein armer Bräutigam! Hätten wir doch geheiratet! Jetzt weiß man gar nicht, was werden wird, mit mir und mit allem." Sie wischt sich über die Augen und sieht Horst an: ' „Dir wird es ja natürlich zum Vorteil gereichen, ja, ja, ja . . . dir . . . dir schon. . ." Dann fängt

sie wieder an, hysterisch zu weinen. Da läuft das Kind entsetzt aus dem Zimmer. Es flüchtet zu Anton. Der fängt es in seinen Armen auf und bringt es ihm schonend bei. Horst lehnt sein Ge sicht an Antons Brust und sagt kein Wort. Träneii rinnen groß und langsam über die Wange herunter. Er weiß jetzt schon, was der Tod ist. Er ist älter geworden. Armer Onkel Ferdinand! * Am andern Morgen bewegt sich ein trauriger Zug zu Tal. (Schluß folgt.)

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Innsbrucker Zeitung
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Page 7 of 8
Date: 06.06.1934
Physical description: 8
verkehren durften, höher einzuschätzen. Nunmehr setzten sie sich auch mit dem Prinzen Ferdinand und der Prinzessin Carolina in Verbindung, welche die Sänger ebenfalls noch aus dem Zähre 1829 in Erinnerung hatten und wieder großes Znteresie Zeigten. Inzwischen hatten die beiden Prin zen auch ein förmliches Dekret vom dänischen Justizminister Steenmnn erwirkt, laut dessen sie im ganzen Königreiche Däne mark ungehindert fingen konnten. Auch der Minister selbst lud sie ein, sein Haus zu besuchen und zeigte

maliges Auftreten in der Oeffentlichkeit waren die Zillertaler bald bekannte Leute in Kopenhagen. Zum Leidwesen der Sänger war damals der dänische König krank, so daß sie vor ihm nicht singen konnten. Für das Verhältnis btt Sänger zum dänischen Hof ist die Abschiedsszene aus dem Schlosse des Prinzen Ferdinand bezeichnend. Seba stian Leo hat darüber folgendes in seinem Tagebuch vermerkt: „Wir kamen kurz vor unserer Abreise aus Kopen hagen in das Palais des Prinzen Ferdinand und lie ßen

und Skanderborg erreichten sie im Juni 1837 das Sommerschloß des Prinzen Ferdinand in Aarhus, und wurden wieder freundlich ausgenom men. Die Reise ging aber bald noch weiter nach Nor den in die Städte Mborg, Randers und Aalborg. In Fredrikshavn bestiegen sie Mitte August das Schiff und führen durch den Skagerak nach Norwegen. Auch hier hatten die Sänger den gewohnten Erfolg. In Christiania und den umliegenden Städten bil deten sie das Tagesgespräch: man überschüttete sie mit Einladungen und Ehren aller Art

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Innsbrucker Zeitung
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Page 4 of 6
Date: 21.04.1936
Physical description: 6
. Mary steht vor dem Spiegel; sie war nie schöner, als in die ser lästigen Haltung, das Gesicht halb im Schatten und halb bestrahlt non den Kerzen am Kamin. Ferdinand bleibt eine Sekunde betroffen unter der Türe stehen. Er ist sehr zufrieden mit sich. Er kommt eben aus der Stadt zurück. Das letzte Unangenehme, das solche Trauerfälle mit sich bringen, ist erledigt. Es ist alles rasch und glatt gegangen. Wie bildschön sie ist! Mary sieht nach ihm hin. „Ach, Ferdinand, gut, daß du da bist! Weißt

und horcht auf. "So sag doch etwas, Ferdinand! Du bist ja ganz Er kommt langsam näher, bleibt vor ihrem Stuhl steyen und sieht auf sie nieder. Die Goldpunkte in fernen Augen beginnen zu flirren. „Mary, und ich?" Sie sieht ihn an und lächelt. ^ Trennung ertragen. Sei vernünftig! Es rst bester so, glaube mrr. Cs wird sich dann niemand mehr über mich und dich entsetzen können . . , und daß ich dem Dieter nicht eine ewige Treue ... du weiht schon. Ich tauge nicht zu dieser Rolle

man einen Barbetrag von 30.000 Lei. Die Zimmer werden abgeschlossen bis auf das Her renzimmer und die von Großmama und Horst bewohn ten Zimmer. Die alte Gräfin sagt gar nichts. Sie hebt chre er loschenen Augen, als wären sie gar nicht blind und heftet sie dorthin, wo Marys Stimme herklingt, und trifft gerade ihr Gesicht. Es gibt Augen, die blind sind und in die Seele hineinschauen können mit einem wissenden Blick. Mary wendet ungeduldig den Kopf. Ferdinand sagt zum Verwalter: „Wann ich zurückkomme, weiß

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Dolomiten
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Page 7 of 12
Date: 31.10.1936
Physical description: 12
hat?' „Pst!' macht Anton und legt den Finger an den Mund. * Unter dem brennenden Lichterbaum sagt Richter zu Mary: „Ich erinnere mich noch sehr gut an ein Weihnachten, an dem mein Bruder und ich zwei lebendige Rehe bekamen.' Es Ist so laut gesprochen, daß Ferdinand, der unweit neben Ines steht, es hören muß. Da faßt es ihn plötzlich, daß er sich rasch umwendet und scharf und laut fragt: „In welchem Jahr war das?' Richters Blick entschleiert sich langsam und groß. Er bleibt die Antwort schuldig. Ferdinand

, gescheit, aut und lieb zu allen Men schen. Ich bin zehn Jahre, nein elf Iabre älter als d»! Aber hör. Ines, bild dir nicht ein. daß ich Ferdinand liebe, schon lang nicht mehr! Aber ich will ihn nicht verlieren. Hörst du. verlieren will ich ibn nicht. Mein Gott, wir sind ein reiches Leben in England ge wöhnt gewesen, bis der Sturz kam und wir so viel verloren haben, nichts geblieben ist. als ein Rest väterliches Vermögen.' „Aber Marn, ich denke doch gar nicht daran, ich. ..' „Laß mich ausreden! Da kgm

einmal wiederkommt. Aber dann Hab ich ... haben wir ... nein ich sag dir. Ines, du wirst das nicht verstehen . . . nun ia. das. Majorat fällt ja Ferdinand zu» feit Dieters Tod feststeht .. Sie wirft sich zur Seite und spricht nicht weiter. „Um Gotteswillen. Mary, was ist denn? Was hast du denn? Sag mir doch alles!' Da lacht Mary: „Du bist ein Schaf Gottes, kleine Ines. Dir kann man nicht alles sagen. Dieter ist nicht mehr und kurz und gut' ich will Ferdinand nicht verlieren. Das wollte ich dir nur sagen

! Ich will ihn nicht verlieren, well ich mich nicht umsonst so lange nach Hochturnau gesetzt habe und meine schönst? Zell hier vertrauert habe um nichts. Gute Nacht, Ines!' Da geht Ines müd und schwankend in ihr Zimmer und fällt wie betäubt auf ihr Bett. Seit dielem Christabend meidet sie jeden Blick für Ferdinand ynd geht ibm aus dem Wege. Wenn sie seinen Schritt hört, flüchtet sie und bat dabei nur imwer einen Gedanken: Mox Richter. So kommt es bald, daß in den Lernstnnden nickt nur Lehrer und Schüler

da sind, sondern auch Ines als stille Zuhörerin. Dort kann Ferdinand sie nicht suchen, von dort weg wird er sie nicht rufen unter irgend einem Vor wand, wie er es, immer wieder versucht. Richter aber muß alle Kraft zusammen nehmen. um bei der Sache'zu bleiben. Aber einmal war es wieder, daß Ines auf dem Fensterplatz sitzt mit ihrer Handarbeit. Da fliegt die Türe auf. Ferdinand ist da! Cr lacht hart auf. „Welches Idyll! Also hier muß man dich suchen, wenn »nan dich einmal sehen oder .sprechen will. Für wen geben

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