R o h d e. Ferdinand Wulke suchte morgens in der Tischlade nach einem Stück Brot — er fand nichts. Niedergeschlagen setzte er sich eine Weile, überlegte hin und her und ging schließlich zum Kleiderschrank. Er nahm den guten Anzug heraus, den er immer geschont hatte, zog sich sorgfältig an, verließ die Wohnung und schloß gewissenhaft ab. Erst draußen fiel ihm ein, daß er im guten Anzug nicht einmal zum Bahnhof gehen und bei günstiger Gelegenheit durch Koffer« tragen etwas verdienen konnte. Er wunderte
die wenigen Stufen zur Tribüne und setzte sich ohne Aufsehen. Eine Weile sah er zu. Aber der leere Magen erlaubte ihm nicht die ständige Bewegung des Kopses, der dem flie genden Ball folgt — ihn schwindelte es. Da faßte er die eine Seite des Platzes ins Auge und sah mit Interesse einen blondhaarigen, jungen Mann, dessen schöne weiße Kleidung außerordentlich beruhigend wirkte . . . Immer aber, wenn die Zuschauer in helle Begeisterung gerieten und „Bravo! Bravo!" schrien, kam sich Ferdinand Wulke
ausgeschlossen vor. Zuletzt faßte er sich ein Hecz, zeigte mit dem Finger auf seinen Spieler, den er schon im mer im Auge hatte und fragte seinen Nachbarn: „Was tut dieser Herr?" Der Mann sah ihn einen Augenblick an, schüttelte den Kopf und sagte ungeduldig: „Sie sehen doch, was er tut — er spielt Tennis!" Ferdinand Wulke blieb hartnäckig, er wollte sich in formieren. „Ich meine, was er sonst tut, wenn er nicht. . ." „Aber, das ist doch Hellerson, der Meister — der Star aller Turniere, jeder weiß
doch, daß er nur Tennis spielt," sagte der Mann und stampfte ärgerlich mit dem Fuß aus. denn die Leute hatten wieder geklatscht, und er wußte den Grund nicht. Er war vom Spiel abgelenkt worden. „Immer? Das ganze Leben — nur Tennis? Kann man denn das?", fragte Ferdinand Wulke ungläubig. „Nur," sagte der Mann und sah ihn garnicht an. denn er war fest entschlossen, jetzt nichts mehr zu versäumen. Erst, als eine kurze Pause eintrat, entsann er sich anscheinend seines Nachbarn und setzte das Gespräch fort. „Natürlich
nicht nur Tennis . . ." „Das ginge ja auch nicht," siel Ferdinand Wulke mit Ueberzeugung ein und atmete erleichtert auf. „Natürlich geht es, aber Robert Hellerson ist nicht nur ein großer Tennisspieler, er ist auch leidenschaftlicher Renn fahrer." Ferdinand Wulke nickte zwar, aber jeder mußte bemer ken, daß er alles nicht verstand. Der Mann sah ihn gering schätzig an, wollte sich abwenden, zuletzt siegte aber das Mit teilungsbedürfnis: „In den letzten acht Wochen hat er drei Wagen kaputt- gefahren