Böhler warf das junae Mäd chen hefig ihre Arbeit auf den Tisch, strich sich ihr Haar zu recht und trat — an-? Fenster. Ja, sie trat ans Fenster und es war ihm gerade, als fasse irgend etwas sein Herz und drücke es ohne Erbarmen zusammen. Sie trat ans Fenster und in demselben Augenblicke erschien auch dos Gegenüber an d'em semigen. natürlich nur in der gleichen Absicht wie Rosa, um die Militärmusik besser hören zu können. Schon wollte sich der junge Mann entfernen, als ihm einfiel,, noch einen Versuch
! — am offenen Fenster!" „So! — am offenen Fenster!" wiederholte er zurückweichend mit leiser Stimme mehrmals und häufiger als er es viel leicht selbst wußte, so daß die alte Weiher von ihrem Koch ofen her darauf erwiderte: „Ja, Rosa hat recht. Man muß sich am offenen Fenster doch ein bißchen genieren. Es ist von wegen der Nachbarschaft." . „Richtig, von wegen der.Nachbarschaft." bestätigte der un glückliche Photograph und ging dabei, ohne umzublicken, zur Tür hinaus. Aus der Treppe sprach er zu sich selber
, mit jeder Stufe abwechselnd : „Am offenen Fenster V und : „Von wegen der NachbarschaftAls er jedes sechsmal wiederholt, hatte er seine Stubentür erreicht. Rosa war noch einen Augenblick am Fenster stehen geblie ben, doch hatte sie mehr ins Zimmer hineingehorcht, als nach dem.Fenster gegenüber geblickt, so sehr sich auch das Gegen über Mühe gab, die Aufmerksamkeit des jungen Mädchens auf sich zu ziehen. Sie hörte, wie Heinrich ganz stille die Tür schloß, sie hörte, wie er langsam die Treppe hinauf ging
, bei ihm allein wäre. Heil und Glück dieser Welt? Ein Mädchen wie du. kann sich umschauen nach einer Partie und braucht nicht auf einen Photographen zu warten, der nichts zu tun hat. Ser ruhig. Rosa, es ist noch nicht aller Tage Abend, und es hat gar nichts aus sich, wenn du dich hier und da und sogar häufig arn Fenster sehen lässest. Das Glück kann dort ebenso gut hereinkommen wie zur Tür. und ich weiß wahrhaftig nicht, ob es nicht für dich ein Gück zu nennen wäre, wenn der da oben von dir abließe. Warum
soll auch unsereins nicht das Recht haben, höher hinaus zu wollen?" fuhr sie fort, als Rosa keine Antwort gab, sondern sich ruhig an ihr Tischchen setzte, jetzt vom Fenster abgewendet. „Da drüben, der Herr Baron von Wenden ist ein junger Mann, unver- heitratej. reich, und es wäre doch wahrhaftig nicht das erste mal. daß ein armes, aber so schönes Mädchen wie du, eine gnädige Frau geworden." Kurze Zeit darauf speisten beide Familien ihr bescheidenes Mittag'sbrot und bei beiden gab es traurige Gesichter. Wäh rend