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Innsbrucker Tagblatt/Tiroler Tagblatt
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Page 2 of 4
Date: 11.09.1888
Physical description: 4
— und die Ihrigen," erwiederte Ernst, und er hielt Wort. Konstanze hatte N-lly Parks Freundschaft nicht ver- geffen und sandte durch Ernst ein schönes Hochzeits- geschenk. Jubel durchtönte des Bergmanns Hütte, als Ernst erschien, und der enthusiastische Willkommengruß wollte kein Ende nehmen. „Ach, ich dachte mir es ja am ersten Tage, als Sie herkamen, dass Sie kein gewöhnlicher Bergmann wären," sagte Mrs. Parks, nachdem Ernst der Familie in Kurzem seine Schicksale mitgetheilt hatte. Am nächsten Tage war Nellys

Hochzeit, und daS ganze Dorf war in Folge des feierlichen Ereiguisses aufgeregt. Die Braut sah stralend aus, und Dick fühlte sich ordentlich unbehaglich vor Glück. Ernst war der Erste, dem glücklichen Paare zu gratulieren und fügte hinzu: „Ihr müsst mich in New-Aork bei meiner Mutter besuchen " „Geben Sie uns Veranlassung, zu Ihrer Hochzeit zu kommen, Ernst," erttgegnete Dick. „Ach, ich werde nie heiraten!" erwiederte Ernst. „Sagen Sie das nicht, Ernst," sagte Nelly, indem sie ihm beide Hände reichte

, „wenigstens nicht früher, bis Sie Konstanze deshalb um Rath gefragt haben. Ich werde niemals den Tag vergeffen, an dem ich Ihnen im Walde begegnete," fügte sie innig hinzu. „Auch ich nicht, Nelly," erwiederte Ernst lächelnd. „Küffen Sie sie, Ernst," sagie Dick gutmüthig. „Ich bin nicht mehr im Geringsten eifersüchtig. Und Nelly reichte ihm crrölhend den rosigen Mund, den Ernst bescheiden und achtungsvoll küsste. Nach diesem kurzen Besuche in dem Kohlendorfe besuchte Ernst seinen Freund Horace Harding

, den Re dakteur des „Heralv", der noch immer sein früheres Wesen in Ashby trieb, sich sehr freute, ihn zu sehen und ihm erzählte, dass Sansom seine Klage gegen ihn zurückgezogen, aus Furcht davor, dass Konstanzes Er lebnisse -noch schlimme Folgen für ihn haben könnten. „Und er soll sich nicht getäuscht haben," sagte Ernst. „Ich beabsichtige durchaus nicht, die Sache ruhen zu lassen." Ernst blieb nur kurze Zeit in Ashby, er konnte eS nicht erwarten, nach New. Aork zurückzukommen, ttu irgend einen Plan

für seine Zukunft zu cntaj’rfeii. Einige Wochen nach diesem Besuche erhielt Hör«! Harding eine dringende Einladung von Ernst, einer Trauung zweier Liebenden beizuwohnen, welche so lHe von einander getrennt gewesen und so viel für einelnder gelitten hatten. „Nach vielen Bitten meinerseits," schrieb „hat Konstanze endlich eingewilligt, die meine zu werde", und ich bin der Glücklichste unter der Sonne. lftr hoffen sicher, dass Sie und Mrs Harding uns t»r Freude machen werden, unserem Hochzeitsfeste beiz"' wohnen

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Meraner Zeitung
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Page 4 of 8
Date: 24.03.1891
Physical description: 8
. Baibara klingelte noch Licht. .Und die Urbersch Hemmung da ans Deinem Vor werk?- fragte Ernst, sich wieder an den Flügel setzend, „hat sie bedeutenden Schaden angerichtet?' „Ja. Es ist viel zu Grunde gegangen.' „Ah, wirklich!?' „Das große Weizenfeld, weißt Du, Barbara, hinter der Scheune, und einige Stück Jungvieh. Gott sei Dank, kein Menschenleben.' „Warst Du den ganzen Tag drüben?' „Ja. Nur zu Mittag in Lenzen.' „In Lenzen? Aber da hättest Du doch auch nach Hause kommen lönnen

.' „Ja, aber ich hatte mit dem alten Dammbusch einiges zu besprechen, und Dich wußte ich gut ausge- hoben.' „Aber unser Gast, Adam?' „O, das ist kein Gast, der gehört zu uns, in Ewig keit, nicht wahr, mein Ernst?' Ernst umschloß stumm die Hand, die sich ihm ent gegen sti eckte. Mine biachte die Lampe, die jetzt immer ordent lich brannte, seitdem Ernst einmal beiläufig von dem Hause eines Bekannten gesprochen, in dem er es keine drei Tage ausgehalten hatte, „ein Haus,' hatte er lächelnd gesogt, „wo kalte und warme Zimmer

schrecklich abwechselten, wo nie eine Lampe hereinkam, die nicht sosort wieder hinaus geschickt wurde, um nachträglich Versäumtes an ihr nachzuholen.' Das erste, was er Barbara lächelnd verehrt hatte, war ein das surchtbare Blenden der Hängelampe im Eßsaal dämpfender Gegenschirm. „Beine Gesichtsfarbe, schöne Schwägerin, ver trägt diesen stechenden Glanz nicht gut,' hatte er gemeint. — .habt ihr musicirt oder auch gelesen?' fragte Adam. .Beides.' sagte Barbara eifrig. „Ach! Adam, Ernst liest so kerrlich

vor. so deutlich, so ohne Pathos, so musikalisch könnte man sagen.' Adam lachte. „Was leset ihr denn jetzt?' „O, etwas Wundervolles von Stifter. Das ist nämlich ein Liebling von Ernst. Ach l Adam, eS müßte Dir gefallen. Du solltest nur einmal zuhören.' Jdre Augen hingen begeistert an Ernst. „Na, dann fangt nur an,' sagte Adam und zün dete sich eine Cigarette an. „Ja, bitte Ernst, thue es!' rief Barbara froh. „Achl es ist so schön, es beruhigt die Nerven so.' Barbara hatte eine Stickerei vorgenommen

, was sie so gern that, wenn Ernst las. Ernst saß nahe vor ihr und Adam etwas abseits auf einem kleinen Sofa. Er hatte die Cigarette zwischen den Fingern, aber sie war ausgegangen, und er drehte sie bin und her, mit leerem Blick in's Weite sehend. Nur einmal richtete er ihn, plötzlich aushorchend, auf deS Vorlesen den Gesicht, von dessen Lippen eS tönte: „Nun, eS wird ja doch auch verhallen und ver klingen, wieso vieles verhallte und verklang. Nur daß daS kindische Herz sich so mag aufregen

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Tiroler Land-Zeitung
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Page 1 of 8
Date: 24.05.1890
Physical description: 8
. Ieuitleton. Martin Sterzinger. Historische Novelle von Josef Hubert. (4. Fortsetzung.) Die Nacht war ruhig verlaufen, es brach der neue Tag an. Blutrothe Streifen wurden sichtbar und wurden immer größer und breiter am Himmel. „Morgenroth, Abends todt!" lachte der immer frohgelaunte Zobl. „Gilt nur für die Feinde", erwiderte Sterzinger; „ich habe aber wirklich gut geschlafen", lachte und — „guten Morgen, Herr Feldkaplan!" sagte er. „Gott gebe uns den Sieg!" sprach dieser ernst. Sie gingen

nun zu den Leuten, welche noch theils fest schliefen, theils schon ihre Gewehre untersuchten; durste ja heute kein Schuß versagen, keine Kugel ihr Ziel verfehlen, sollte der Feind an diesem Tage an rücken; es galt ja Ernst und nicht zum bloßen Zeit vertreib und Spaß. Jedermann war kampfbereit nun auf seinem Posten. Sterzinger und der Geistliche sprachen mit den Man- nern und scherzten mit ihnen, und aus jedein Auge der Braven leuchtete Muth und Begeisterung. „Seht dort!" rief Sterzinger freudig und zeigte

, bereit zu jedem noch so wag halsigen Unternehmen. Ruhe war und feierliche Stille — Ernst rings umher. In der Ferne, im Thal von unten herauf, wurde Pserdegetrabbe, Wagengerassel, einzelne Men- schenftimmen und undeutliche, verworrene Laute ver nehmbar; es wurde immer lauter, lärmender. Schon war die feindliche Truppe sichtbar, schon hatte sie den kleinen Weiler außer Pontlatz passirt und mar- schirte vorwärts — Rener Fußvolk, Wagen unö die paar Kanonen, alles durcheinander, sorg- uno ahnungs los

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Meraner Zeitung
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Page 4 of 8
Date: 01.04.1891
Physical description: 8
, die er schon längst gesprochen hätte, wenn eS von irgend welchem Nutze» gewesen wäre. Es war ja auch heute zwecklos, oder einmal wollte er eS doch thun. Ernst mußre Bescheid wissen. Schweigend hatte er ihm zugehört und mit seiner Hand diejenige Adam's gefaßt. »Nun weißi Du, wie es steht, Ernst, und wie eS kam. Am 1. Juli spätestens wird die Landschaft Wegen der Z>nsen einschreiten, und dann folgen meine anderen Gläubiger auch; Deckenfeld wird administrirt werden, und ich kann zusehen

, wenn ich will.' „DaS kannst Du nicht,' stieß Ernst heraus. .Nein', sagte Adam ruhig, und eS kam Ernst vor, als lege sich ein beinahe heiterer Ausdruck über daS hagere Grsichr. Einst schwieg. Kein Wort, kein Gedanke fand den Weg über seine L'ppen, und den bangen Seufzer pießie er in'» Heiz zurück. Nur die Hand, weiche nach der seinen saßte, empfing er in seinen beiden und neigte seine Snrn wie m dumpfer Angst darüber, als könne sei» Obr das Pochen und Schlagen der heißen Adern darin vernehmen. .Horch,- sagte Adam

, .wie der Sprosser draußen lock«! Es Muß wunderschön da sein im Garten unter den grünen Bäumen. Die Sonne kann noch übe« all durch und in den Teichen sich spiegeln. Wo ist Barbara?' .Bei den Kindern. Du batest sie ja, fortzugehen, um mit mir zu reden.' .Ja, mein Ernst I Ich bin auch noch nicht fertig,' sagte er und sah so verlegen und unsicher ans, daß der Andere ihn erstaunt betrachtete. .Nun. so sprich Dich nur frei auS, alter Bruder,' meinte Ernst mit erzwungener Heiterkeit, .wir find ja unter un» Männe

>n und Brüdern.' .Da« meine ich auch.' war dre hastige Antwort. Und doch ward eS eine Weile still zwischen ihnen, und die FiühlingSsonne glitt auch zwischen den Zweigen der Veranda vorüber und nahm den golde nen Glanz mit fort, und der selige LiebeSton des kleinen BogelS draußen schwieg. Schatten deS Abends rannen durch das Gemach, und alles schien farbloser zu weiden und blasser, wie das Haupt des .müden Manne»,' auf das der matte Glanz deS AbendhimmelS hinglitt und eistarb. .Ernst -' .Mein Bruder

!- .Ich bin krank —' „Aber nicht gefährlich. DaS geht vorüber, nur Ueberanstrengung und Sorge.' .Ich bin auch müde —' .Das warst Du immer, sagt Deine Frau,' lächelte Ernst. -° .Sagt sie daS? Ich bin ihr kein guter Gatte gewesen. Arbeit und Etverb hatten meine Seele ganz und gar erfüllt, Sorge und Angst kam dazu. Ich hatte keine Zeit für ihr zartes Herz, keine Zeit, sie m>t Sorgsalt zu erziehen und nach meinem Sinn zu bilden. Ich warf ihr meine Befehle und Boiwüife hin und verlangte eigentlich

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Meraner Zeitung
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Page 4 of 8
Date: 04.04.1891
Physical description: 8
-Handlungen, Apotheken» Kaufläden und durch die Direktion in Gleichenberg. Mr M'gtt Hm! »ioman «0» «. doo SerSdoff. Nawnnuk verböte» 7b) (Fortsetzung.) Ernst zerknitterte den Brief in seiner Hand und Wendete sich erschüttert ab. .Tausend Thaler,' sagte er abgebrochen, freilich ein Vermögen für einen ganz armen Mann» freilich.' Er dielt das Geld in vielen kleinen, flachen Stückchen in den Händen. Adam saß da und hatte mit beiden Händen seinen Kopf gefaßt, alS müsse er ihn hallen, daß er nicht auseinander

springe. Wie ein innerer Kampf er schütterte eS seinen Körper. „DaS war hart, das war grausam/ flüsterte Bar bara. Adam stand auf, er wollte zu Ernst gehen, aber die Bindfaden in den verachteten' Filzschuhen, die er heute zerstreut und gedankenlos wieder angezogen, hatte» sich gelöst. Barbara sürchtete, daß er darüber fallen könnte. „Bitte, Liebster,' sagte sie, rasch vor ihm hin- knieend, und verbarg die Enden der Bänder. AlS sie sich wieder aufrichtete, umfing er sie mit seinen Armen, Einen Moment

hielt « sie da fest, und ihr heißes Schluchzen tönte gebrochen zu ihm auf. i,Mein Kind, mein liebeS Weib, ich — ich kann es nicht errrägen!' und mit fernem seltsam gespannten GesichtSausdruck sich Nach Ernst umsehend, legte er sich Deicht in dessen Arm, »Ich will mich niederlegen/ sagte er, .ich bin müde. Spiele mir etwas, Ernst, so ein recht schönes Lied oder einen, Marsch zum Schlafenl' Er trat in 's NebÄjiinmer, und sie hörten, wie er sich dort auf ein Sofa legte. Ernst winkte Barbara

, zurückzubleiben, und setzte sich an das alte Clavier im alten Saale, leise, Harfen- artige Akkorde weckend. ^ Plötzlich rief Adam. E>nst eilte zu ihm. „Lieber, der Hund heult so. Thu' mir den Ge- sallen, ihn los zu machen. Tag und Nacht an der Kette, — sie haben ihn vergessen; daS arme Vieh I' Als Ernst zurückkam, sagte er nichts weiter. Er lag still da, die Hände über der Stirn gefaltet, wie ja immer in letzter Zeit. Leise schritt Ernst an ihm vorbei. »Wenn nur der Arzt käme,' sagte er bang zu Barbara

, „ich bin sehr in Sorge. Er ist so verändert in seinem ganzen Wesen, ich weiß mir nicht mehr mit ihm zu helfen.' Sie rang stumm die Hände und erhob sich. „Laß ihn jetzt,' meinte Ernst, „Du weißt ja, er lliag'S nicht, wenn Jemand so stumm bei ihm sitzt.' Sie setzte sich gehorsam wieder hin. Ernst sah ihr lautloses Weinen und wendete sich ab, die Zähne zusammenbeißend. Horch! Adam rief wieder. Barbara flog zu ihm. „Er soll daS alte Lied fingen, daS alte Lied, daS die selige Mutter immer sang, damals sang er'S

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Newspapers & Magazines
Meraner Zeitung
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Page 4 of 8
Date: 17.03.1891
Physical description: 8
Partie n. ti-ois, die ich je mitgemacht,' sagte Ernst und berührte mit den Lippen Barbaras feinen, weißen Arm, als sie ihm sein Glas frisch hinüber reichte. Adam lachte. „Wenn ich ein Weib wäre, Ernst, Du wärest mir gefährlich. Hoffentlich überträgt sich daS nicht auf meine verehrte Gemahlin —' Ernst leerte sein Glas auf einen Zug. Ein flüch tiger Blick streifte Adam dabei, ein sehr ernster, fra gender Blick, der zu den lustigen Worten nicht paßte. Barbara erhob sich, um Cigaretten zu holen

. „Wie findest Du meine Frau?' Ernst schwieg und sah auf das Tischtuch. „Nun. Du schweigst, alter Junge, Du theilst meinen Geschmack nicht?' Ernst blickte auf. „So schön, so schön, daß selbst diese ungemein blendende und stillose Toilette sie nicht entstellen kann. Ah, ich sehe sie vor mir ohne das alles. In tiefem, dunklem, schmucklosem Sammet, ohne die glitzernden Perlen und schrecklichen Schleifen und Quasten,' fuhr Ernst sinnend fort, „wie das Licht sich in den glatten Falten zitternd bricht

, wenn er die edlen und lieblichen Er scheinungen einer Juno, einer Hebe aus den „Ateliers' moderner Kleiderkünstler treten sieht. Schade', fügte Ernst über seine eigene künstlerische Erregung lächelnd bei, „daß die Mode nicht noch weiter zurückzugreifen sich getraut als bis zur Roecoeozeit. Warum nicht zu den farbenschönen Trachten des Mittelalters, dem idealen Faltenwurf der alten Griechen?' „Lieber Ernst,' sagte Barbara schüchtern, „wie wenig Gestalten würdest Du finden, für die das vortheilhaft wäre. Es giebt

zu viel mangelhafte Figuren.' „Nun, ich weiß nicht, ob in jenen Zeiten nur tadellose menschliche Formen geschaffen wurden.' Adam stimmte von Herzen allem bei, wie fein Bruder sagte. Einen Moment schweiften seine Ge danken hinüber zu Hanna, und was Ernst wohl zu dieser sagen würde. Er wußte ganz genau, Hanna hatte nicht wie aus einem „Atelier' gekleidet ausge sehen, eher wie ein Bild. — Man erhob sich spät vom Tische, und Ernst, Barbara den Arm bietend, wendete sich noch einmal lächelnd dem viel bestrittenen Thema

zu: „Die Leute lieben buntes Licht Und freu'n wie Kinder sich dcr bunten Schimmersachen. So kommt es denn, daß Kleider Leute machen; Nur Menschen, nein! die machen sie noch nicht: Der Mensch ist Mensch; die Leute sind verschieden!' XX. Und es kam so, wie Adam es gewünscht und wofür er dem Bruder intensivste Dankbarkeit versprochen. Er stand beim Düngerstreuen und beim Mäusegist- legen, und sie, Barbara und Ernst, genossen künstlerisch und geistig angeregte Stunden, und sie war nicht mehr zu viel allein

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Meraner Zeitung
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Page 4 of 8
Date: 18.03.1891
Physical description: 8
> Nie alle lMesfüMlke Lura ^ (Berglaube« Nr. 78) L aufmerksam gemacht. » Entrse 30 kr. M Mer gmd'gkr Herr! 9!achdnlt »erboten. Roman von A. von GerSdoff. Kortsetzung.) 63) Ihr farbloses Antlitz röthete sich, und Ernst sah sie bewundernd an. Wenn er dann schwieg und nach denklich vor sich hin sah, bemerkte sie wohl schüchtern, wie lange sie Musik, den erweichenden, lösenden Ein fluß entbehrt habe, daß es jetzt fast berauschend auf ihre Nerven wirke. . Anfänglich hatte Adam sich bemüht, früh heim

zu kommen, extra ein wenig Toilette gemacht, um gegen Ernsts vollendete Eleganz nicht zu sehr abzustechen, wie gegen die veränderte Erscheinung seiner „wunder schönen Frau,' wie Ernst sagte, und seine schrift lichen Arbeiten theils Baumann übertragen, theils aufsummen lassen. Als er merkte, daß es nicht absolut deS Hausherrn bedürfte, der unmusikalisch war und nicht übermäßig gern vorlesen hörte, hatte, er seine kostbare Zeit besser angewendet und sich in Ruhe und Bequemlichkeit seiner Arbeit überlassen

, und ihre Werke folgen ihnen nach.' Es träumte sich schön bei der schönen Musik, und auffahrend, entschuldigte er sein Bertiestsein fast mit denselben Worten wie seine Frau letzthin das ihre. Der Ausdruck aber, mit dem Ernst ihn betrachtete, war so komisch, daß er selber, ein ganz klein wenig verlegen, in das heitere Gelächter mit einstimmte. .Mensch, wie siehst Du aus! Ist das Dein ver führerisches Negligee?!' fragte Ernst, die sehr desec- ten Filzschuhe mit den nachschleifenden Bindfaden, die unten

zugebundenen Reithosen, die verschiedene Flicken zeigten, den in allen Farben schillernden Rock und das zwar blüthenweise, aber zerdrückte und kragen lose Hemde betrachtend. Dann warf er einen raschen Blick auf Barbara, die auf der Chaiselongue lag, die Füßchen in das prächtige Wolssfell gedrückt, in einem einfachen, glatten, weißen Wollkleide, daS sie sich in Windeseile hatte machen lassen, einen Zweig Azaleenblüthen aus der weißen Baumkrone über ihr in den anmuthsvoll aufgesteckten Flechten. Ernst

selbst hatte sie ihr eines TageS aufgesteckt und einen prachtvollen Goldkamm, den er in TifliS für Kunst zwecke theuer erstanden, hineingesteckt. Adam zog sich zurück und kam für'S erste nicht wieder, obwohl Ernst es ganz begreiflich gesunden, daß ihn nach deS Tages Mühe und Last nicht weiter nach Toilettemachen ge lüstete, und ihn bat, sich seinetwegen um Gottes willen nicht noch gar Unbequemlichkeiten aufzulegen. Das sei das Peinlichste, waS ihm passiren könnte. Adam blieb aber doch lieber draußen und warf

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Meraner Zeitung
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Page 4 of 8
Date: 05.02.1891
Physical description: 8
hat den Arm in den seines Bruders gelegt. Als sie in die Allee eintraten, hörte der Sturm plötzlich auf zu wehen. Ein häßlicher, feuchter, dumpfer Nebel kriecht vor ihnen her, breitet sich über alles hin und wird den finsteren Tag noch finsterer machen. „Weißt Du noch, wie wir als Kinder einmal hier waren und den Gang hinunter wettliefen?' Ernst nickte stumm. „Wer hätte damals gedacht, daß es so, gerade so kommen müßte, wie es nun gekommen ist I' und Adam heftet seinen liebevollen Blick auf des Bruders

Sonnenstrahl flimmert wie goldene Verheißung über dem Hause der Todten. „Eine gute Ermahnung sür die Lebenden/ sagt Adam fast heiter hinausschauend. Ernst betrachtet den Bau voll Interesse. Er ist ein Bildhauer und versteht die einfache, edle, dem edelsten Zweck entsprechende Form zu würdigen. Sie wenden sich zum Heimgehen, und der kalte.Sonnen strahl liegt über den so verschiedenen Gesichtern. Ernst schauert plötzlich zusammen. „ES ist kalt,' sagt er mit halbem Lächeln, „ich hätte meinen Pelz nehmen

, „und den Mantel brauchst Du jetzt gerade selber am nöthigsten, Junge!' „Bei Gott nicht! Ich sriere nie! Im kältesten Biwak habe ich nicht gefroren; ich habe warmes Blut.' „Und ein warmes Herz,' nickte Ernst, ihn an blickend, und jetzt sieht er unbeschreiblich schön aus, wie der schnell erwachte Liebesstrahl aus dem bisher so kalten Auge bricht. Er streicht mit der großen, gebräunten Hand über seine Stirn. „Und möchte Dir nichts und Niemand das warme Herz und das warme Blut je kalt machen und schwer.' Er sieht

einen Moment aus, als kämpse er gegen eine Erinnerung, und zieht Adams Arm sester an sich. „Ernst, ich liebe Dich nicht nur als Bruder; Du bist, glaube ich, auch der edelste Mensch.' Der Andere lächelte. „Ueberall edle Menschen wittern, kann nur ein edler Mensch.' Sie sind in's Haus zurückgekommen, „in Adam» Haus,' wie Ernst mit einem Händedruck bemerkt, den Adam mit beiden Händen erwidert. ''Und willkommen darin, mein Bruder, willkommen zu Zeder Stunde und für alle Zeit, und jeder, den Du herbringst

, dazu.' „Danke,' sagt Ernst, und es liegt ein eigener Ausdruck in dem Wort. In dem großen Speisesaal haben sie ein kleines, feines Mahl genommen. Nur die Gegenwart des Dieners verhinderte sie, recht heiter zn werden. „Ich möchte fast Sekt trinken,' lacht Adam, der leicht aus Schwermuth in frohe Lust übersprang. „Gänzlich unstatthaft, Bester, begnüge Dich mit diesem trefflichen Rothwein.' Karl, der, inzwischen wieder eingetreten, einen seltenen Käse präsentirte, fragte flüsternd, ob der gnäd'ge Herr Tokayer

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Meraner Zeitung
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Page 4 of 8
Date: 21.03.1891
Physical description: 8
entgegen blickend wacht, oder zerzaust, zerrissen, oder vorder Zeit welk geworden, auf dos letzte Ende warten läßtl' sagte Barbara, ein grünes Zweiglein an ihrer Brust befestigend. Ernst nickte. „Aber dennoch kein Widerstreben, keine Klage; ruhig, leise, von Tag zu Tag fast unmerklich stubt es in der Natur, nur wir, —bei uns ist eS anders, wir streiten nnd kämpfen und wollen hier festhalten und da rascher treiben Das arme Menschen- Herz muß stückweis zerbrechen!' Barbara blieb stehen. „Ach, laß

uns zuiückgkhen und die Kinder rufen. ES ist ja so warm wie im Sommer.' „Ja. für Eure Gegend hier sast zu warm am eisten Mai,' meinte Ernst, den Hut abnehmend, „es scheint beinahe schwül.' Sie gingen zurück und holten die Kinder. »Sie können allein mit unS gehen, Vn kannst drin bleiben Mine/ meinte Barbara, und jubelnd liefen die kleinen Jungen ihnen voraus, die Allee hinunter, w>e ein paar Schmetterlinge in ihren weißen Anzügen. Und immer wieder sagte Ernst, sich umschauend: „Welch schöner Tag!' und Barbara

ihr dräuendes Haupt er hob, auch in die sauste Frühlingsfreude ihrer Herzen hinein. AIS die Tischzeit herannahte, kam Mine mit einem Zettel, den ein Junge vom Borwerk gebracht: „Bin hier nöthig, komme nicht zu Tisch. Essen aufheben. Adam.' So faßen sich denn Ernst und Barbara allein gegen über, und neben der Mutter faß der kleine Ernst, der schon mit bei Tische aß, so-verständig und beobachtend um sich blickend mit den großen, braunen Augen seines VaterS. „Aber nicht mit den Augen von jetzt!' dachte Ernst

. „Wo ist Papi, Onkel Ernst?' „Papa ist noch nicht da, er hat noch zu arbeiten.' „Noch zu arbeiten,' wiederholte der Kleine ein verstanden und sah so nachdenklich durch's Fenster, als begriffe er völlig die Schwere deS Wortes und auch, wie sie auf dem geliebten „Papi' ruhte. Barbara hatte eS durchgefetzt bei ihrem Mannes daß man während Ernst's Anwesenheit allein speiste, und das schreckliche Wasser verschwand. Es stand guter Rothwein auf dem Tisch. Adam hatte Barbara den Kellerschlüssel hingeworfen

nach dem Himmel werfend, „es ist sonderbar, bald hell, - bald dunkel/ ^Sonderbar?' fragte Ernst zerstreut, und fügte, sich besinnend, rasch hinzu: „Möglich, daß , diel frühe Wärme in einem Gewitter «ndigt.' Seine Worte schienen unmittelbar darauf! sich zu bestätigen. Ein leises, fernes Rollen ertönte. Der kleine Ernst lief an'S Fenster. „Jetzt kommt der Papi,' rief er hell. Aber er- kam nicht. „DaS Gewitter -wird sich -Wohl - angemeldet haben,' sagte Ernst, „auch ist der Papi zu Pfetde^ Und glicht im Wagen

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Meraner Zeitung
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Page 4 of 8
Date: 07.02.1891
Physical description: 8
, und Du weißt, daß Du immer sein Lieb ling warst. Wenn die Mutter noch lebte, die hätte es schwerer verschmerzt. Jedenfalls wird der Bater im Testament desto reicher bedacht sein.' „Gott gebe, daß ein vernünftiges Testament exi« stirt,' bemerkte Adam nach einer Pause ernst; „noch allem, waS ich in den wenigen Tagen hier bemerkt, herrscht in den Angelegenheiten des Großvaters eine merkwürdige — wie soll ich sagen — Disharmonie oder Ungleichheit, vielleicht sogar Unordnung.' Er theilte dem Bruder

seine Wahrnehmungen mit. Ernst hörte aufmerksam zu. „Du bekommst, scheint es, ein schweres Stück Ar beit, Adam,' sagte er gedankenvoll, „ein großer, nicht ordentlich gehaltener Güter-Complex pflegt ein Besitz von Pflichten und Lasten und Sorgen zu sein. Wer weiß, was das Schicksal mit diesem vielgerühmten Erbe von des Enterbten Schultern nahm und auf die des Lieblings legte. Wer weiß, mein Bruder, waS mir erspart wurde, damit Du es trügest!' „Du willst mir's leicht machen. Du lieber Mensch! Nun, arbeiten

will ich mit Leib und Seele, mit dem ganzen Menschen voll Lust und Kraft.' Ernst sah ihm prüfend in das strahlende Geficht und sagte endlich zögernd: „Ja, das mußt Du, daS muß Jeder, der ein großes Ziel im Auge hat; aber geh' nicht unter in der Ar beit, laß Deinen feinen Geist nicht ersticken unter den Dornen und Disteln der Sorge um den Erwerb, laß dem Streben Deiner Mitmenschen, laß den Arbeiten fremder Geister, laß für Kunst und Wissenschaft und Liebe allezeit eine geweihte Stelle in Deinem Herzen srei

, eine stille Stunde am arbeitsreichen Tage übrig.' „Das kann ich Dir schwören, mein Bruder; aber nun gieb auch Du mir ein Versprechen.' Ernst hob den tiefen, vergeistigten Blick fragend auf. „Versprich mir eins: WaS Dir je von meinem Besitz, in meiner Wirthschaft, meinen Ställen, meinem Hause gefällt, woran Du Dein Herz hängst — sei es, WaS es sei, — Du wirst ehrlich vor mich hintreten und sagen: „Bruder gieb eS mir?'' Ernst drückte lächelnd die Hand, die sich ihm ent gegenstreckte. „DaS gefällt

mir. Das Versprechen gebe ich Dir.' „Du bist nach Barbara der Nächste an meinem Herzen.' „So lange mich Barbaras Kinder nicht auch da wegschieben,' sagte Ernst mit nicht gewollt« Wehmuth. Später zeigte Adam dem Bruder mit Stolz und Freude den Familienschmuck. Ernst staunte über die Pracht der Steine und die herrliche Fassung. „ES ist fast schade, daß der Schmuck nicht persön licher Besitz ist, sondern so und so viel Hände daran festhalten,' rief er aus. „Jawohl, ungefähr dreißig Hände oder sechzig Hände

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Meraner Zeitung
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Page 4 of 8
Date: 15.03.1891
Physical description: 8
Kerl,' rief Adam, der über die tiefe Bewegung fort, zu heiterster Fröhlichkeit ge langt war, „nun wollen wir Dich feiern mit dem Besten, was das alte Haus vermag, und daS soll einmal nach langer Zeit ein fideler Abend werden.' Ernsts Augen streiften über Adams Gesicht. „Nach langer Zeit,' dachte er sinnend, und folgte ihnen in den Speisesaal. Das Abendessen war vorzüglich. „Barbara kann schon, wenn sie will!' lachte Adam fröhlich, einen Fasan zerlegend. Ernst sah rasch

Sonnenstrahlen auf sie niederschauen. Ja, da konnte man wohl wachsen und blühen und immer schöner werden. Adam amüsirte sich und lachte. „Na, gottlob! Meine Frau findet endlich doch den Rechten in Dir!' „Den Rechten? Wie thöricht das klingt!' gab Ernst langsam zurück. „Garnicht thöricht. Sie wird doch endlich einmal die poetisch-sentimentale ideale Seite ihres Wesens an den Mann bringen können. Himmel, waS werdet Ihr für beneidenswerthe, künstlerisch und geistig verklärte Stunden mit einander verleben

, während ich draußen Mist streue oder Mäusegift lege! Du wirst Dir wirk lich meine intensivste Dankbarkeit erwerben, alter Bruder! Die kleine Frau ist zu viel allein.' Ernst gab keine Antwort. Eine Wolke flog über seine hohe Stirn, während sie einen Moment an dem Schildpattschrank stehen blieben. „Das ist kein Schildpatt!' sagte er ruhig. „Aber ganz sicher, Ernst!' „Du kannst mir schon glauben, das ist eine Lack masse, aber nimmermehr Schildpatt.' „Aber ich kenne doch den Schrank, lieber Bruder, und weiß ganz

genau ' „Das ist kein Schildpatt, mein guter Adam! Den Beweis könnte ich Dir freilich nur liefern, wenn ich die Fächer oder eins derselben auseinander nehmen dürfte.' „DaS soll Dir gestattet sein. Vielleicht findest Du bei der Gelegenheit auch den sagenhaften Schatz.' Bei Tische bemerkte Ernst die wunderschönen Brillanten Barbaras. „Ein Stück des Fideikommißschmuckes?' fragte er. »Ja/ sagte Barbara stolz, „ich habe so viel, daß ich nie Gelegenheit habe, den Schmuck anzuthun, es ist jammerschade

.' „Ein schönes Stück Geld steckt darin!' meinte Ernst leicht. „Ja wohl,' sagte Adam, „todtes Capital.' „Eine hübsche Versuchung,' lachte Ernst; wer merkt es am Ende, wenn da ein Stück fortkommt.' „Keiner, denn es muß ersetzt werden!' sagte Adam ernst. „Lieber Himmel, natürlich, aber nachzurechnen ist die Geschichte doch nicht, und was wollten sie machen, wenn schließlich etwas, oder die Hälfte, oder alles fehlt. Aufessen könnten sie ihn ja auch nicht, die Erben und ob die Frauen?.der Kirchmeister den Tand

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Innsbrucker Tagblatt/Tiroler Tagblatt
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Date: 20.07.1888
Physical description: 4
der Hr. Bergrath im Beisein des Hüttenverwalters sämmt- lichen k. k. Berg- und Hüttenarbeitern, dass laut einer Verordnung des Ackerbauministers sämmtliche Me Heheiinnisse eines Irrenhauses. Roman nach dem Amerikanischen von August Leo. (14. Fortsetzung.) (Nachdruck untersagt.) Dies versprach sie ihm, doch ehe sie ihr Ver sprechen erfüllen konnte, kam die entsetzliche Katastrophe, b>e sie zu der unglücklichen Gefangenen im Jrrenbause machte. Doch Ernst wusste noch nicht, was sich in der verhängnisvollen Nacht

Stunden seiner Reise giengen ruhig vorüber, er hielt sich von Allem fern und wandte seine 8>u>ze Aufmerksamkeit der malerischen Gegend zu, an der lx Zug vorüberbrauste. Auf einer kleinen Station stieg ein magerer Mann von mittlerem Alter in das Coups, in dem sich Ernst befand, und blickte mit seinen durchdringenden, unruhigen Augen einen der Passagiere nach dem andern scharf an, setzte sich dann neben Ernst, zog eine Zeitung heraus und begann zu lesen. Nach etwa einer Viertelstunde beugte

er sich zu Ernst hinüber und sagte mit leiser melodischer Stimme: „Die Gegend ist hier sehr schön und bietet ein in- tereffantes geologisches Studium." „Ja ich habe sie immer bewundert", war die ruhige Antwort. „Sie wohnen wo! in der Umgegend?" „DaS nicht gerade", erwiederte Ernst, „aber Ge schäftsangelegenheiten führen mich oft hieher." „Sie sind wol ein New-Aorker Kaufmann?" „Ja", sagte Ernst kurz und anscheinend belästigt durch die vielen zudringlichen Fragen. „Haben Sie die heutige „Times" gelesen? „Nein

." „Soll ich Ihnen die meine leihen?" Erust blickte den zudringlichen Gesellen an und sah ein Paar schwarze, durchdringende Augen mit prüfendem Blicke auf die seinen gerichtet. „Nein, ich danke", sagte er mit kurzer Höflichkeit, „ich kann auf der Reise nicht gut lesen; es schadet meinen Augen." „Sie könnten vielleicht etwas JntereffanteS darin finden", fuhr der andere mit jener gelassenen Miene fort, welche Ernst so misstet. „Als Geschäftsmann müssen Sie sich ja mehr oder weniger für Banken intereffieren, in Folge

dessen auch für betrügerische Kassiere." „Was kann der Mensch damit sagen wollen?" dachte Fulton und antwortete laut: „Verzeihen Sie! Ich verstehe Sie nicht recht." „Ich bezog mich nur auf eine Annonce in der heutigen Zeitung, die diesen Kerl Ernst Fulton betrifft, welcher, wie Sie sich wol erinnern werden, vor einiger Zeit Kassier bei der Union-Bank war, dieselbe beftal und durchgieng, und von dessen Selbstmord man jüngst sprach." Als der Mann dies sagte, überreichte er Ernst eine „Times", worin blau angestrichen folgende

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Newspapers & Magazines
Innsbrucker Tagblatt/Tiroler Tagblatt
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Date: 09.08.1888
Physical description: 4
haben die mit den schlimm sten Sozialisten vereinigten Radikalen eine große Wahlliga gestiftet, nämlich die Gesellschaft für Men schen- und Bürgerrecht. Jeder verpflichtet sich an die allgemeine Gesellschaftskasse monatlich einen Fran ken zu bezahlen. Stellen wir dieser Liga das „Werk des Wahlfrankens" gegenüber, der die allerhöchste Billigung erhalten hat. Errichten wir einen Schatz für die religiöse, soziale und nationale Verthei- digung I Nach der „Italic" gewinnt die Wahrscheinlichkeit nach kuzem Zögern Ernst

einen scharfen Schlag unter das linke Auge. Das kam diesem überraschend und er beschloss, dass es nicht noch einmal geschehen sollte. Bill grinste und zeigte seine großen Zähne und Doktor Sansom lachte über Ernsts erstauntes Gesicht. Bill lächelte und wollte Ernst mit erneuter Kraft noch einmal schlagen, als dieser ihm einen Faustschlag auf den Mund versetzte, der ihn fast betäubte. Bill war erstaunt. „Teufel noch eins, der ist mir gewachsen, Doktor!" sagte er zu Sansom, der grinsend an der Thür stand

. „Mit dem ist nicht gut Kirschen effen, glaube ich." Ernst hatte wieder seine in sich versunkene Stellung angenommen und warf nur zuweilen einen verstolenen Seitenblick auf Bill, auf den er augenscheinlich einen günstigen Eindruck gemacht hatte. „Der würde kurzen Prozess mit dem Redakteur machen", lachte Bill, „wenn dieser ihm in die Hände fiele." „Schade, dass eS nicht der Fall ist", entgegnete Doktor Sansom. „Niemandem würde ich eine gute Tracht Prügel herzlicher vergönnt haben, als dem Bur schen. Führe

begründen ihr Ansuchen damit, dass sie die Abstattung der Anlazekosten auf die Kon zessionsdauer vertheilen müssen. Erhalten sie eine Konzession auf nur 10 Jahre, so würde die jähr liche Tilgungsquote so hoch sein, dass dadurch das den Parteien zu verschaffende elektrische Licht im Preise zu theuer sein würde, also zu wenig Abneh mer finden, folglich keinen Bestand haben könnte. Werden dagegen die Einrichtungskosten auf 30 Jahre vertheilt, so werde man in der Lage sein, so gutes ' Für Ernst

war die Aussicht auf die eisige Douche durchaus nicht verlockend, doch er wusste, dass er es erdulden müffe, und er trug, all seinen Muth zusammen nehmend, wie ein Märtyrer diese Unannehmlichkeit, aus der er, an allen Gliedern zitternd, herauskam. „Wie gefällt Dir das mein Junge?" fragte Bill, Ernst auf den Rücken klopfend, doch dieser gab keine Antwort. „Ihr seid der ungemüthlichste Kerl, der noch je hierherkam, gerade die Sorte, die Doktor San- som am besten gefällt. Ihr werdet nicht viel über die Leitung

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