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Lienzer Zeitung
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Page 22 of 24
Date: 02.12.1905
Physical description: 24
stiller und nicht so gewandt in äußeren Formen wie der andere Müller war, doch ein lieber, guter Mensch sei nnd sie war zu nnschnldig, als daß sie durch diese Entschnldignng sich nicht ihr Herz befreit hätte. Emil Müller II hatte bereits Licht iu seinem Zimmer, Müller I wollte zu ihm gehen uud ihu aufklären. Er kehrte auf dem halben Wege um und giug in sein Reich. Noch lange wanderte sein Zimmernachbar auf und ab, der Lange träumte bereits vou Erna, der Fran Müller in sxs, als sein Nebenbuhler

Müller ll im „Kaisergarten'. — Müller II sagte sich selbst, daß es wohl nicht Liebe war, die ihn zu Erna Esselmann hinzog, aber weil sein Freund ihn so hintergangen, dies redete er sich ein — darum gönnte er sie ihm nicht. Am Sonnabend nachmittag wollte er per Rad nach Krngdors fahren; ein prachtvolles Blumenarrangement, Vi sitenkarte „Emil Müller, Lehrer iu Billhagen' lag obenauf, hatte er Freitag abend von dem einzigen Kunstgärtner des Ortes ab sondern lassen. — Anch Emil Müller

I hatte mit sich Kriegsrat gehalten, er liebte die kleine, blonde Lehrertochter, er wollte Sonn abend hinfahren, vor seiner Heimreise mußte er Gewißheit habe». Als Zeichen seiner Liebe wollte er ihr Blnmen senden. — Seine Visitenkarte „Emil Müller, Lehrer,' fugte er bei. Weil er eben nichts anderes hatte, deshalb wählte der Gärtner für jeden duf tenden Grnß Rosen und Veilchen! Beide Sträuße glichen einander, ihre Übereinstimmung brauchte nicht erst mittelst schwerer Beweis führung dargetan werden. Um zehn Uhr

I verließ mit seinem Rade die Wohnung. „Die Maschine nehme ich mit, will sie noch erst mal nachsehen lassen!' Damit verschwand er; eine Straße hinunter, eine Quergasse, dort schob er — zurück, und er war au der.Ehauffee angelangt. „Krngdorf 10 Kilometer,' las man am Wegweiser. Emil II aß in aller Ruhe Mittag, dann stand er anch vor dem selben Wegweiser. „Hm, hier ist heute wohl schon einer gefahren,' er war arglos wie eine Tanbe. -ft » Am Vormittage schleppte sich der Briefträger mit zwei riesigen

Pakete: „Fränlein E. Esselmann und nochmals Fräulein E. Essel mann. Da hat jedes etwas,' fügte schmunzelnd der Alte hinzu. Er.kam bald zwanzig Jahre nach Krugdorf uud wußte. daß die Geschwister Erua und Emma hießen. Die jungen Mädchen ver schwanden, jede mit einem Karton, in ihrem Zimmerchen. „Ach, wie schön! Sieh da, Emil Müller II,' las Emma Essel mann, „er erinnert sich wohl noch meiner! Ein schwärmerischer Angenaufschlag und die Gedanken weilten einen Augenblick bei dem inugen Vizefeldwebel

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Lienzer Zeitung
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Page 19 of 24
Date: 02.12.1905
Physical description: 24
und wenn er so nach fast einstündigem „Appell', wie er es iu Rücksicht anf seine Eigenschaft als Mars- jünger zn nennen beliebte, fertig vor dem Spiegel in der Ecke stand, die tadellos sitzenden Glaeös anf die schlanken, wohlgepflegten Hände zog, dann wnßte er es anch, warnm er zu allen Bällen, Ausflügen, Kaffees, geschlossenen Gesellschaften, Geburtstagen und andern Familien- oder Vereinsfestlichkeiten eingeladen wurde. Emil Müller I, sein Kollege, Zimmernachbar, Intimus und Namensvetter, lag bereits wahrend

an auseinanderzuhalten, anch weil der Vorsteher die lange Bezeichnung „Emil Müller I uud II' aus Rücksichtnahme auf die kostbare Zeit und seineu Sprech organismus haßte wie die teure« Fleischoreise, nannte er Emil Müller I, weil dessen Vater sein Seminargenosse war, kurz Emil, und dessen Namensvetter (mit langer Dehnung das „n' und kurzer Accentniernng des „r') Müller. Schon dort schlössen beide, die sich gegenseitig in ihren Charakteren wunderbar ergänzten, innige Freundschaft, beide bezogen anch das gleiche

Seminar. Emil Müller I uud Emil Müller II uauute sie der gestrenge Seminardirektor, er war Divisiouspfarrer gewesen nnd gegenwärtig Hanptmaun der Landwehr. Und die Spießbürger des Städtchens Billhagen, die sich nicht an die Familiarität des Vorstehers kehrten, auch uicht um deu Militarismus des Direktors kümmerten, legten ihren unterschiedlichen Merkmalen einfach änßere, ins Ange fallende Unterschiede zugrunde und so lebten Emil Müller I und Emil Müller II als der „dünne' und der „dicke' Müller

am kleinen, weltentlegenen Orte. Deu „düimeu' Müller ließ dies Attribut völlig kalt, während es den andern ärgerte, in seiner Gegeuwart vermied mau es auch streng, nur zwei Jungen, die sich laut auf dem Spielplätze über den „Dicken' unterhielten, mußten das Ver brechen mit etwas büßen, worüber sie noch stundenlang die Hände zusammenschlugen — aber nicht über dem Kopfe, wodurch man sonst seiner Verwnndernng Ausdruck gibt. Emil Müller I, „der Lange', erhob sich langsam von dem knackenden Sofa; die Hände

aus Krngsdors zu verletzen, wenn ich seine Einladung ausschlüge.' » q- » Der Gesangverein „Emoll' machte heute seinen Sommeransflng per Wagen nach einem etwa eine Stunde entfernten Walde, in dem Waldrestaurant sollte getauzt werden. Daher Emil Müllers I Besorgnis ob der 22 Grad, Emil Müllers II peinliche Toilette. Esselmann mit seiner Tochter Erna, die während ihrer Abwesenheit zu einem hübschen, jungen Mädchen sich entwickelt harte, waren vom Vorsitzenden, der im geheimen eine Liste aller heiratsfähigen

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Lienzer Zeitung
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Page 20 of 24
Date: 02.12.1905
Physical description: 24
der dicke Müller hatte sich kurz umgedreht, pfiff leise vor sich hin und sagte nichts als „so so!' „Ja, aber wundert dich das so sehr?' sragte mit schlecht ver stecktem Eiser Emil Müller I. - „Aber nein, ich meinte mir!' Da bei lächelte er seinen Namensvetter so recht überlegen an. Dieser wnrde ver legen und um etwas zu sage», platzte er heraus: „Sag' mal, Emil, keimst du Fräuleiu Esselmann?' Laut lachte dieser auf. „Warum nicht gleich heraus mit der Sprache, Langemann! Genaue Biographie

Stelle war. — So schnell es seine Korpulenz erlaubte, kletterte Emil Müller II von seinem Wagen nnd stürzte hinzn, um Erua Esselmann beim Absteigen behilflich sein zu können, die Anwesenheit des anderen Müller ignorierte er hierbei vollständig. Er tat, als sähe er ihn überhaupt uicht, trug seiner Dame Schirm uud Staubmantel, belegte an der Kaffeetafel sofort drei Plätze, und sein duftiges Stränßchen blieb in der Tiefe seines Überziehers und fristete dort sei» verwelkendes Dasein. Erna erinnerte

, nm den reichlich eingeschlnckten Chausseestaub hernnterznspüleu. Beizeiten wollte er aber seine Angebetete nm die Polonäse bitten, die dnrch den Buchenwald ausgeführt werden sollte, dann war er doch der Schlauere. Jetzt sah er von weitem, wie während der Fahrt der andere Müller, uud sah zu, wie Emil Müller II für Erna den besten Kuchen besorgte und unermüdlich um sie besorgt war. Er staud Tantalusqualen aus, endlich waren die Ku- cheuberge verschwun den, der Inhalt der weißen Porzellankan- nen bis znm Grund

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