. >21. Fortsetzung.) Sanin gab ihm keine Zeit, in Entzücken zu ge- rachen, händigte ihm den Zettel ein, erklärte, wem und wie er ihn abgeben solle . . . Emil hörte aufmerksam zu. „Dass Niemand es sehe?" fragte er, seinem Ge sichte ein bedeutungs- und geheimnisvolles Ansehen gebend, als ob er sagen wallte: „Ich verstehe, um was es sich eigentlich hanoelt!" „Ja, mein Freundchen," sagte Sanin, und wurde ein wenig verlegen, doch streichelte er Emils Backe . . . „Und wenn eine Antwort sein sollte . . . Sie bringen
nur die Antwort, nicht wahr? Ich bleibe zu Hause." „Sorgen Sie darum nicht!" flüsterte lustig Emil, lief fort und nickte ihm noch im Laufen einmal zu. Sanin kehrte nach Hause zurück — und warf sich, ohne Licht anzuzünden auf das Sopha, führte beide Hände hinter dem Kopf und überließ sich den Eindrücken der eben bewusst gewordenen Liebe, deren Schilderung überflüssig ist: wer sie empfunden, der kennt die Pein und dre Süße der Liebe; »per sie nicht empfunden, — dem erklärt man sie nicht. Die Thür wurde geöffnet
— und es zeigte sich der Kopf von Emil. „Ich habe es gebracht," flüsterte er — „da ist die Antwort!" Er zeigte einen Zettel und hielt ihn über seinen Kopf empor . . . Sanin prang vom Sopha nnd entriss ihm den selben. Die Leidenschaft hatte sich seiner allzustark be- meistert. Er war nicht mehr im Stande, das Ge heimnis zu hüten und alle Schicklichkeiten zu beobachten — nicht einmal vor diesem Knaben, ihrem Bruder. Er hätte sich geschämt — sich Zwang angethan — wenn er es nur gekonnt hätte. Er trat ans Fenster
, nnd las beim Lichte der Straßenlaterne, die gerade vor seinem Fenster stand, die folgenden Zeilen: „Ich bitte Sie, ich flehe Sie an — morgen den ganzen Tag nicht zu uns zu kommen, sich nicht zu zeigen Das ist mir nöthig, durchaus nöthig — und dann wird Alles entschieden sein. Ich weiß, Sie werden es mir nicht abschlagen, denn . . . Gemma." Sanin las zweimal diesen Zettel. O, wie rührend, lieblich, wie schön erschien ihm diese Handschrift! — er dachte nach, wandte sich zu Emil, der, um zu zeigen
, * welch bescheidener junger Mann er sei, das Gesicht zur Wand gekehrt dastand, sie mit dem Nagel ritzend — und rief ihn laut beim Namen. Er lief sofort zu Sanin. — „Was wünschen Sie?" „Hören Sie, mein Freund ..." „Mr. Dimitri", unterbrach ihn Emil mit klagen- , der Stimme, „warum sagen Sie zu mir nicht Du?" Sanin lachte. — „Gut, höre mein Freund (Emil hüpfte ein wenig vor Vergnügen) höre: dort, Du ver stehst mich doch? dort wirst Du sagen, dass Alles ge nau befolgt werden wird ..." (Emil biss