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Schlern
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Page 35 of 151
Date: 01.02.1955
Physical description: 151
chaels-Pfarrkirche zu Inticina beitragen. Diese Nachricht scheint uns ein gültiger Beweis, daß damals an der Dom kirche nichts mehr gebaut wurde, und da mit ein solider „terminus ante quem“. Ähnlich steht es mit einem Ablaßbrief des Bischofs Bruno von Wullenstätten (1248—1288), der am 15. Mai 1257 aus gestellt ist und einen Ablaß gewährt „... omnibus qui elemosinas suas ad fabricam dictae ecclesiae sive ad alia ne- cessaria fuerint elargiti aut etiam qui li- mina predicti S. Candidi pia

intentione duxerint visitare n ). Hier scheint doch in aller Klarheit gesagt, daß im genannten Jahr der Dom schon stand! Denn wenn der Diözesanbischof vom Besuch der Kirche spricht und diesen gleichstellt mit der Beisteuer von Gaben (etwa für die noch fehlenden Türme), so muß man das so auffassen, daß der regelmäßige Gottes dienst stattfand. Kaum weniger klar er gibt sich das gleiche aus dem Ausdruck „... ad fabricam ecclesiae sive ad alia necessaria“. Wenn man Gaben für andere nötige Sachen, etwa

desselben Jahres 1284 weihte derselbe Bischof den Dom ein u3 ). Es wäre also keineswegs Zeit gewesen, auch nur die Gewölbe einzusetzen. So bestätigen im merhin auch diese spärlichen Berichte unsere Erkenntnis, daß der Innichner Dom in den ersten Jahrzehnten des 13. Jahrhunderts erbaut wurde. Je später, je mehr hat sich im Verfas ser die Meinung gefestigt, daß auf Grund der Unregelmäßigkeiten und Eigentüm lichkeiten des Innichner Domes keine Schlüsse und Hypothesen aufgebaut wer

den können und daß sie nichts aussagen gegen die Einheitlichkeit des Baues. Wir halten also dafür, daß er bald nach 1200 entstanden ist. Die nächste Verwandt schaft wies zweifellos der romanische Dom von Brixen auf (geweiht 1237) sowie die dortige Johanniskirche. Weitgehende Übereinstimmungen bemerkten wir in Grundriß und Aufbau, den Rippen, Eck verstärkungen, Profilen usw. Beide Kir chen scheinen in ihrer Art beeinflußt von der Lombardei. Und doch würde kein Kenner je ihre Grundrisse und ihre Innenwirkung mit denen echt lombar

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Schlern
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Page 25 of 151
Date: 01.02.1955
Physical description: 151
und der Durchführung in den Einzelheiten, auch im Grundriß der un regelmäßigste Teil. Es besteht aus drei Jochen mit drei Halbrundapsiden, ist also ein sogenannter „begleiteter Chor“. In Innichen (sowie in Brixen) liegt am näch sten der Gedanke, darin einen Anschluß an eine frühere Dreiapsidenwand zu er blicken. Nach dem Vorbild in St. Johann im Münstertal, St. Benedikt in Mals usw. ist ein solcher Grundriß am ältesten Dom von Brixen durch die Erwähnung der in den Apsiden stehenden Altäre gesi chert

34 35 36 ). In Innichen kann — bei dem Man gel an frühen Schenkungsurkunden — dieser Anhalt nicht gewonnen werden, und doch wird eine solche Annahme schon durch den heutigen Anblick nahegelegt. Allerdings hat sich der dreiteilige Chor (in Parma, Trient, am Dom von Salzburg war nur ein einziges Chorjoch!) anderswo im Gefolge der Kluniazensischen Reform verbreitet 30 ). Wir möchten sogar die Vermutung aus sprechen, daß die heutigen drei Apsiden in ihrer Lage noch den vorromanischen entsprechen. Dies könnte nämlich

manche 34 ) Im Dom von Brixen war dies geschehen, wenn auch mit Einschränkungen, auf die aber hier nicht eingegangen werden kann (aus dem Plan, Waschgier, a. a. O., S. 275, ist dies er sichtlich). 30 ) Vgl. a. a. O., S. 271 f. Darum hatte wohl auch der Brixner Dom die drei gleichliegenden Apsiden. 36 ) Vgl. Reallexikon der dt. Kunst I, Apsis; in, Cluniazenser, S. 807, 811. Vgl. J. Hecht, Der romanische Kirchenbau des Bodensee gebietes I, 1928, S. 55. auffällige Unregelmäßigkeit der Chor partie erklären

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Schlern
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Page 23 of 151
Date: 01.02.1955
Physical description: 151
Bau gleich zeitig zu denken ist, Reste eines älteren Baues benützt worden sind. Wie käme es auch sonst zu einer solchen Ungleichheit, für die sich im Dom keine Parallele findet? Über das Aussehen der Unterkirche sind wir unterrichtet durch den Grund- und Aufriß (Abb. 4), den Georg Tinkhau- ser noch rechtzeitig durch den Innichner Kunsttischler Josef Stauder anfertigen ließ 2(i ). Sie erstreckte sich unter dem Presbyterium und der Vierung des Domes hin und muß eine niedrige, aber ganz stattliche

. Eine frühe Hallenkrypta, wie etwa die im Speyrer Dom, gehört doch erst 24 ) Vgl. Alto Adige, Alcuni documenti III, S. 66. Vgl. N. Rasmo, La scultura romanica nell’Alto Adige, Cultura Atesina 1953, S. 25. 26 ) Waschgier, a. a. O., S. 282, Abb. 8. 20 ) Vgl. Tinkhauser, a. a. O., S.226. Josef Stauder, aus Sexten gebürtig, in München ausgebildet, war mit seinen Brüdern Valentin (t 1896) und Jakob (f 1881) ein bekannter Al tarbauer. Gestorben 1884. dem 11. Jahrhundert an 27 ). Es scheint auch das Patrozinium

der Fenster, noch darüber hinaus die Himmelszone der Kuppel“ 28 ). Die Unterkirche besteht nicht mehr, den Dom aber haben wir noch vor Augen als den reifsten romanischen Bau von Südtirol. Und wenn diese bescheidene Studie zu nichts anderm gedient hätte, als daß sie den Schreiber dazu verhielt, immer und immer wieder durch jene Pforten in dieses schwerblütige Gottes haus einzutreten, und wenn ein Be schauer dadurch etwas von dieser für uns Heutige unerreichbaren Würdigkeit erlebte, so wäre die Mühe

war. Doch ist dieses Endziel fern, ja unerreichbar. Der Grund- und Aufriß sind nach un serer vollen Überzeugung einheitlich ent worfen, und wenn auch langsam und an manchen Stellen tastend und zögernd, doch ohne wesentliche Änderung des 27 ) Vgl. G. Dehio, Deutsche Kunst I, S. 94 f. Über die alten Formen der Krypten s. P. Frankl, Baukunst des Mittelalters, 1926, S. 57 ff. R. Wallrath, Baukunst der Welt, 1951, S. 129 f. Vgl. auch die Unterkirchen von Santo Stefano und vom Dom in Verona sowie von San Pietro in Villanova

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Page 31 of 151
Date: 01.02.1955
Physical description: 151
gehalten. Die deutliche Streifigkeit der italienischen Bauten wurde hier aber überall vermie den. Die Größe der Werkstücke ist recht verschieden, die Dimensionen bewegen sich am häufigsten etwa um 40 zu 90. Am Außenbau bestehen die Tore, die Streben und Eckverstärkungen und die wenigen anderen Zierglieder aus farbigem Sand stein. Im Chor sind in den Triforen Kapi tale aus weißem Marmor verwendet, einige Säulenschäfte, u. a. auch am Westportal, bestehen aus Granit 03 ). Der Innichner Dom gehört

den Eckverstärkungen am Brixner Dom und an der Johanniskirche. Sie hören dort 6a ) Am Südportal sieht man die an mittel alterlichen Steinpfosten nicht seltenen Spu ren, daß man hier Waffen oder Messer ge schliffen hat. 04 ) Frühe österreichische Beispiele in Klo sterneuburg, am Salzburger Dom, in St. Paul im Lavanttal. Pühringer, a. a. O., S. 98 ff.; K. Ginhart, Das Stift Sankt Paul im Lavant tal, 1953. wie hier auch so eigentümlich unvermit telt auf. In Innichen ragen an den Stellen, wo innen die Quergurte

, Le origini dell’architettura lombarda, 1908, S. 280). <i,; ) Besprochen und abgebildet bei N. Rasmo, a. a. O., S. 24 f., Abb. 33—40. ° 7 ) Am letztgenannten hat der Wiener Dom baumeister Friedrich von Schmidt einen mo dernen Bogengiebel aufgestellt, der von zwei Säulen mit Akanthuskapitäl getragen wird. Die Säulen ruhen auf Löwen. Nach dem, was über die romanische Gestaltung der West seite' oben gesagt werden mußte, erscheint es uns wahrscheinlicher, daß dieses Löwen portal einstmals das Südtor

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Page 4 of 151
Date: 01.02.1955
Physical description: 151
Hans Leinbergers Muttergottes im Dom zu Brixen Von Theodor Müller Es war eine beglückende Stunde für Brixen, als 1952 eine Marienstatue des Landshuter Bildschnitzers Hans Leinber ger ihren Einzug in den Dom hielt und am Choreingang die gebührende feierliche Aufstellung fand. Fünfundzwanzig Jahre vordem hatte ich diese Figur in Meraner Privatbesitz entdeckt, wohin sie aus dem Münchner Kunsthandel gekommen war 1 ). Leider weiß man nicht, wo sie sich ur sprünglich befunden hat, wahrscheinlich

in einer Kirche Niederbayems oder Ober bayerns. Aus Meran gelangte die Figur dann nach Rom in den Besitz des hochw. Herrn Prälaten Kaas und nach dessen Tod durch Verfügung des Papstes in den Brix- ner Dom, in dem sie nun nach merkwür digen Irrfahrten eine neue Heimat gefun den hat. Es ist eine hoheitsvoll aufragende Frauengestalt mit festen und klaren Ge sichtszügen, die von breiten Haarsträhnen eingerahmt sind"). Auf dem linken Arm trägt sie das angeschmiegt sitzende Kind, in der Rechten das (nach Verlust

, die Lein- berger’sche Marienfigur sinnvoll isoliert im Brixner Dom, also in einem prangen den Raum des Barock, zur Aufstellung zu bringen. Hans Leinberger von Landshut*) war wohl die überragendste Persönlichkeit in dem Bereich jener bayerisch-österrei chischen Schnitzkunst des frühen 16. Jahr hunderts, die eine Parallelerscheinung zu der Malerei und Graphik der sogenannten Donauschule gewesen ist. Die Bezeichnung „Donauschule“ stammt aus der Zeit der Entdeckung der Eigentümlichkeiten die ser Kunst

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Page 33 of 151
Date: 01.02.1955
Physical description: 151
flach, daß der untere Wulst viel weiter vorquillt als der obere. Hier zeigt sich nun (Abb. 20,18), daß die Basen in Innichen zwar unter einander ungleich und im Durchschnitt steiler, aber durch ihre schmale Hohlkehle denen vom Südportal des Brixner Domes doch wieder recht ähnlich sind, jedenfalls aber von den späten Basen des Kreuz gangs weit verschieden. Gegenüber lombardischem Reichtum ist der Innichner Dom. was Dekoration an belangt, namentlich im Äußeren sehr zu rückhaltend. Da sehen

in den Sinn gekommen. Die hochgelegenen Pfeiler- lisenen schließen mit Lappenkapitälen oder es ist eine Platte mit Grotesken dort. Die trefflichste Stilsicherheit kennzeich net alle diese Werke, sie sind aber noch in jeder Weise romanisch, doch schon ihret wegen könnte man mit der Datierung der Kirche nicht ins 12. Jahrhundert zurück gehen 78 ). Der Dom von Innichen war schon vor Jahrhunderten eine Wallfahrtskirche 79 ), weil das große romanische Kreuz beim Volk so hohe Verehrung genoß 80 ). Heute

ist es aufgestellt ober dem Hochaltar, der 7S ) Auf die kostbaren Tierreliefs an den Hochkapitälen, die ikonographisch in enger Beziehung stehen zu den Grotesken an den Türen von Schloß Tirol, an den unteren Por talstreifen am Dom von Trient und auch zu den Fresken in St. Jakob ober Tramin — ja selbst auf das schönste plastische Werk in Innichen, die Maiestas Domini, kann hier nicht mehr eingegangen werden. Vgl. dazu Müller, a. a. O., S. 18 ff. — Rasmo, a. a. O., S. 24 f., Abb. Tf. 29—32. Über die Maiestas

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Page 36 of 151
Date: 01.02.1955
Physical description: 151
oder nicht. Denn der Dom war in keinem Fall ihre individuelle Leistung, sondern das Zeugnis und Erzeugnis einer geistigen Lage. Das Bauen war ein sozialpsychologi sches Problem, so im 13. Jahrhundert wie in der Gotik, im Barock und auch noch heute. Der eine baute, weil der andere baute und wie der andere baute. Wenn man etwa nach siebenhundert Jahren die Kreuzkirche von Lana oder die Christ königskirche in Quirein wahrhaftig er fassen möchte, so wird es nicht ans letzte Ziel führen

, wenn nur gefragt wird, wie die Arbeiter hießen und woher sie ihre ästhetischen Ansichten und technischen Handgriffe hatten. Sondern man müßte fragen, wie das Werk gemeint w a r. Seit Sedlmayrs „Kathedrale“ haben diese Bedeutungsfragen offenbar wieder viel mehr Gewicht erlangt. Wie war nun der Innichner Dom ge meint? Die Antwort ist einfach: s o war er gemeint. Wahrlich, nicht wir lehren das 13. Jahrhundert, was es unter der Bedeutsamkeit eines Gotteshauses ver stand, sondern e s lehrt

: so hat man sich im 13. Jahrhundert ein bedeutsames Gottes haus vorgestellt 9<1 ). B5 ) Vgl. Bandmann, a. a. O., S. 62 fl. ö6 ) Von seinem Freund, dem verstorbenen Stiftspropst Johann Mairhofer, war der Ver fasser im Jahre 1940 gebeten worden, eine kurze Abhandlung über den Dom zu schrei ben. Der Verfasser hatte gern dem Wunsche entsprochen und den diesbezüglichen Ab schnitt aus dem schon lange in Ausarbeitung begriffenen Werk über die romanische Bau kunst in Südtirol fertiggestellt. Die Abhand lung erschien, vereinfacht

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