gruppe die deutsche Schule zu erhalten, von der Mehrheit der ladinischen Be völkerung selbst, die auf der deutschen Schule bestand. In diesem Spannungs feld von Macht und von verschiedenen entgegengesetzten Meinungen musste sich Ferrari bewegen, in einer poli tischen Situation, die sehr komplex und teilweise undurchschaubar war. In dieser Auseinandersetzung hatte Ferrari kaum Freunde, auf die er sich verlassen konnte, weder in Rom noch in Bozen noch in Ladinien selbst. Abge sehen von wenigen
ladinischen Schul leuten, Priestern, Bürgermeistern (die aber nicht vom Volk gewählt, sondern von der Militärregierung eingesetzt wa ren), konnte er auf wenig Verständnis hoffen. Eher konnte er sich mit dem italienischen Schulamtsleiter Erminio Mattedi beraten, zu dem er ein gutes Verhältnis hatte und mit dem er sich auch in delikaten Fragen offen ausspre chen konnte. Zudem ist zu bedenken, dass Ferrari der höchste Garant der wie dererrichteten deutschen Schule war und als solcher eigentlich die Pflicht
gehabt hätte, das Weiterbestehen der deutschen Schule auf dem gesamten Gebiet des Landes zu gewährleisten, al so auch auf dem Gebiet der ladinischen Täler. Auch weil diese Schule von der Mehrheit der Bevölkerung verlangt wurde. Und gerade da, wohlwissend dass viele ihm nicht folgen würden, ver suchte er den Weg zu beschreiten, der sich dann als der richtige erweisen sollte. Mit viel Geduld und der nötigen Vor sicht versuchte er, in sich selbst Klarheit zu verschaffen. Er war ein überzeugter
Befürworter des muttersprachlichen Un terrichts und ein mutiger Verfechter der deutschen Schule. Und für die Südtiro ler deutscher Muttersprache erreichte er die Schule in der Muttersprache. Für die Ladiner, die nicht deutscher, sondern ladinischer Muttersprache sind, wollte er das Gleiche erreichen. Es schien ihm wichtig, auch den Ladinern das zu ge ben, was die Deutschen erhalten hatten: eine Schule, in der sie ihre Identität und Sprache pflegen und gleichzeitig durch den paritätischen Unterricht sowohl