Vergangenheit dürfen wir es nun wol wagen, die Hände unserer Brüder jenseits der österreichischen Grenze zu ergreifen und ihnen ehrlich und treuherzig, wie es bei Deutschen Sitte ist, aus schwellender Brust und tiefbewegten Herzens Glück zu wünschen zu der Proklamirung des neuen deutschen Kaiser reiches. Offen gestanden, hat die Proklamation des Königs Wilhelm von Preußen, deien Schlußsatz wir im letzten Blatte mittheilten und womit derselbe die deutsche Kaiserwürde anzunehmen erklärt, uns mit Begeisterung
haben. Für den Unbefangenen und billig Denkenden ist die Pro- Uamation, womit der König von Preußen die Annahme der Kaiserwürde dem deutschen Volke verkündet, ein Aktenstück, welches andeutet, daß die Vorgänge auf den blutgekränktcn Schlachtfel dern Frankreichs nicht, ohne tiefen Eindruck zu hintcrlaffen, an fernem Auge vorüberzogen. Wenn König Wilhelm gelobt, „in deutscher Treue die Rechte des Reiches und seiner Glieder zu schützen, ein Mehrer des deutschen Reiches zu sein, nicht in kriegerischen Eroberungen
. M 17 2 a rc sbrueker Sechster Jahrgang. Samstag 21. Jänner. (Agnes J.) ( Auswärts nehmen Inserat: für uns an: Haafenstern & Voller in Wien, Frankfurt, Berlin, Basel, Zürich, Leipzig, Ham burg. 21. Oppelik in Wien, Berlin, Hamburg, Frankfurt, Leipzig, Paris, Florenz, Peters burg. Sachse L Comp. in Leipzig, Stuttgart, München, BreSlau, G. L. Daube in Frankfurt, Stutt gart, Müncken,Hamburg, Brüssel, Rudolf Messe in Berlin, Wien^ München, St. Gallen Morgen 22. Jan. Vinzenz. 'Die Proklamirung -es neuen deutschen
Kaiserthums. Seit nicht nur in allen offiziellen östclrcichifchen Blättern, sondern aus dem Munde unserer Minister und Delegationen, ja selbst in den Spalten des polnischen Krakauer „Czas" die freundschaftliche Annäherung zwischen der österreichisch-ungarischen Monarchie und dem wiedergcborcnen deutschen Reiche als ein glückliches Ereigniß gepriesen wird, dürfen wir unserer freudigen Stimmung über die im letzten Werden begriffene Einigung Deutsch lands hoffentlich unveiholen Ausdruck verleihen
erfüllt, und je mehr wir uns in einsamer Stille der Abendstunde in den Gedanken der Wiederherstellung der deutschen Kaiscrmacht verliefen, desto mehr erwacht in uns ein Gefühl der Freude, die unser Innerstes bewegt. Vielleicht bemächtigt sich demokratischer Gemüther, welche in der Proklamairung des Kaisertitels für den Hohcnzoller nichts Anderes erblicken, als eine Rangeserhöhung, ein mitleidiges Lächeln; vielleicht erkennen Manche in dem fraglichen Akte nichts weiter, als einen neuen Schritt