, daß' alle die großen Fragen, welche heutigen Tages die Nation beschäf tigen und nach Lösung ringen, in jener ernsten und entscheidenden Crise der deutschen Geschichte aufgeworfen, erörtert, zu lösen versucht worden sind. Wären sie aber richtig gefaßt und gelöst worden, unmöglich könnte sich. der Untergang des deutschen Reiches an die Bewegung deS XV. und XVI. Jahrhunderts anknüpfen, sondern hätte eine^ kräftige Blüthe nach Innen und Außen, eine Palinge- nesie, Deutschlands Loos werden müssen. Ebenso
des Reformations zeitalters. Keine Periode der deutschen Geschichte hat auf unsere Zustände einen nachhaltigeren Einfluß ausgeübt, keine verdient, um Anfang, Mitte und Endziel der gegenwärtigen Bewegung klar zu erfassen, sorgfältiger studirt zu werden, als die des Reformationszeitalters, das gleichzeitig mit den Concilien von Constanz und Bafel das Be streben herausführte, durch eine Reform der deutschen ReichSver- fassung das Reich selbst zu verjüngen, hierin jedoch scheiterte, weil, was zu spät unternommen
mit dem Untergänge deS Volkslebens, end lich in natürlichem Rückschläge den Untergang eines Reiches, wel- ches seit geraumer Zeit mit einem Mantel verglichen worden war, „der, alt und durchlöchert, um so mehr reiße, je mehr man sich ihn zu flicken bemühe.' Wenn aber der traurige Ausgang eines früher so mächtigen und edlen Reiches weder seinen Anfängen noch selbst den Hoff nungen entsprach, welche man im Reformationszeitalter hegte, lotst eS für unsere Zeit im höchsten Grade lehrreich sich zu erinnern
, wie die thebanische Sphynr, Diejenigen in den Abgrund, welche ihre Räthsel nicht zu lösen wüßten. Unter den Gründen- welche einer inneren Befriedigung Deutsch lands sich am beharrlichsten widersetzen, steht aber der im Refor- mationszeitalter geborene konfessionelle Streit oben an. Nachdem er sich schnell so tief eingegraben, daß die deutschen Fürsten selbst er klärten, „sie könnten wegen Verschiedenheit der Religion nie eine vertraute Freundschaft unter einander haben', somit also nicht mehr das Interesse ter
Nation,- sondern lediglich das der ReligionSpartei den Ausschlag gab, so war der Bürgerkrieg an der Tagesordnung und nur seine Gestalt verschieden, indem er bald heimlich, bald öffentlich, bald an Reichs- und Kreistagen, bald an auswärtigen Höfen, bald durch Unionen, Liguen und Waffengewalt geführt wurde, bis, was Deutschland an liefen und heftigen Gegensätzen in sich schloß, zuletzt sich in einem großen politischen Dualismus coneen- lrirte. Was aber auf diesem Gebiete des deutschen Lebens