wie ein Märtyrer, wie ein Retter des Vaterlandes, ein pswr patriae. Der Kaiser, derselbe, welcher den geistigen und tatsächlichen Schöpfer des Deutschen Reiches, den wahrhaft großen und genialen ersten Reichskanzler, den Fürsten Bismarck, in tiefem Grolle über den kaiserlichen Undank sang-- und klanglos dahin ziehen ließ, derselbe Kaiser feiert nun den viel, viel kleineren Nachfolger des eisernen Kanzlers, indem er sich bei ihm zu Tische lädt, indem er ein Bildnis des Fürsten, das sich dieser zum Andenken
gesellt sich zu den Entzückten, Gerhard Hauptmann, der sich „der Größe des Augenblicks voll bewußt ist' und den „allge meinen Schmerz des deutschen Volkes' empfindet. Der allgemeine Schmerz des deutschen Volkes! Wen möchte nicht bei dieser Behauptung ein mit leidiges Lächeln überkommen! Schon im Jahre 1907 hat der größte Teil des deutschen Volkes, die Wähler desZentrums und der Sozialdemokratie, dem Fürsten ein nicht mißzuverstehend es Mißtrauens votum erteilt
; jetzt haben sich denselben die Konservativen zugesellt und da spricht man noch von einem „allgemeinen' Schmerze des deutschen Volkes! Fürwahr einen solchen Ausspruch kann sich nur ein Dramatiker erlauben. Wir wollen ja die Verdienste, die sich Fürst Bülow insbesondere auf dem Gebiete der äußeren Politik um das Reich, um die Erhaltung des Friedens unzweifel haft erworben hat, ihm keineswegs schmälern. Insbesondere wir Oesterreicher müssen dankbar anerkennen, daß er sich trotz seiner liberalisierenden Tendenz, seiner Hinneigung
und damit auch gegen die Mehrheit des deutschen Volkes, gegen das Zentrum und die Konservativen sein. Nein, nicht in papierenen Resolutionen und Anerkennungsschreiben, nicht in schönge drechselten Worten äußert sich die Begeisterung eines Volkes, das seinem Lieblinge beim Scheiden zujubeln will! Als Fürst Bismarck schied, dem doch das Deutsche Reich alles verdankte, da schwiegen dieselben Leute, die jetzt Bülows Ver dienste preisen, da kam kein Kaiser zum Abschieds diner, aber das Herz des Volkes wußte, was es an ihm verloren
hatte, und jubelte ihm zu und wenn auch die Katholiken noch eingedenk des Kulturkampfes schwiegen, so gedachten auch sie dankbar politischer und sozialer Verdienste des Gründers des Reiches. Fürst Bismarck und Fürst Bülow, sie beide haben vergebens gegen die Macht des Zentrums angekämpft. Während aber Fürst Bismarck, das Vergebliche des Kampfes einsehend, sich bald wieder mit dem Zentrum auf guten Fuß zu stellen wußte, beharrte Fürst Bülow in kindischem Trotze und im Hasse gegen das Zentrum dabei